Müll – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Schärfere Expeditionsregeln an den Achttausendern Tibets https://blogs.dw.com/abenteuersport/schaerfere-expeditionsregeln-an-den-achttausendern-tibets/ Tue, 04 Dec 2018 15:08:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42879

Tibetische Everest-Nordseite

Da dürfte den Expeditionsveranstaltern in Nepal vor Schreck der Stift aus der Hand gefallen sein. In den neuen „Regeln für ausländische Expeditionen“ in Tibet (die mir vorliegen) heißt es unter Punkt sechs: „Um eine gesunde und geordnete Entwicklung des Bergsteigens zu gewährleisten und das Auftreten von Bergunfällen  zu minimieren, werden Bergsteiger-Teams, die in Nepal organisiert wurden, vorübergehend nicht akzeptiert.“ Wie ich aus zuverlässiger Quelle erfuhr, reiste eine Abordnung aus Nepal umgehend nach China, um zu erreichen, dass diese Vorschrift gestrichen oder wenigstens abgemildert wird. Offenbar waren die Delegierten der nepalesischen Veranstalter zumindest teilweise erfolgreich. Einige Agenturen sollen angeblich aber keine Genehmigung mehr erhalten. Die chinesische und die tibetische Bergsteiger-Vereinigung wollen nur noch mit Expeditionsveranstaltern zusammenarbeiten „die über einen guten sozialen Ruf verfügen, eine ausgeprägte Fähigkeit zur Teambildung, eine verlässliche Qualität der Dienstleistungen, ausgezeichnete fachliche Qualität, und die gesetzestreu sind“.

Pro Kunde ein Sherpa

Mülltonnen im Everest-Basislager

Vom Frühjahr 2019 an soll zudem an den Achttausendern Tibets die Regel gelten, dass jeder Kunde kommerzieller Expeditionen “von einem nepalesischen Bergführer“ begleitet werden muss. Neue Vorschriften gibt es auch in Sachen Umweltschutz und Bergrettung. So wird pro Everest-Anwärter künftig eine „Müll-Sammelgebühr“ von 1500 US-Dollar fällig, an Cho Oyu und Shishapangma müssen je 1000 Dollar berappt werden. Nepalesische Bergführer sind von dieser Gebühr ausgenommen, ebenso wie das Basislagerpersonal. Alle Expeditionsteilnehmer werden zudem verpflichtet, pro Person acht Kilogramm Müll vom Berg bei den zuständigen chinesischen Verbindungsoffizieren im Basislager abzugeben.

Rettungsteam im ABC

Für die Bergrettung an Everest, Cho Oyu und Shishapangma soll künftig ein Team zuständig sein, das von den tibetischen Behörden und dem örtlichen Expeditionsveranstalter „Tibet Yarlha Shampo Expedition“ gestellt wird. Während der Zeit der Gipfelversuche sollen sich vier bis sechs Rettungskräfte ständig in den vorgeschobenen Basislagern aufhalten.  Pro Expedition werden die chinesisch-tibetischen Behörden eine Kaution von 5000 US-Dollar einkassieren, die nur zurückgezahlt wird, wenn es innerhalb der Gruppe keine Unfälle gegeben hat und wenn alle Umweltschutzauflagen erfüllt worden sind.

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Bald nur noch E-Fahrzeuge im tibetischen Everest-Basislager? https://blogs.dw.com/abenteuersport/bald-nur-noch-e-fahrzeuge-im-tibetischen-everest-basislager/ Fri, 02 Nov 2018 13:29:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42637

Nordseite des Mount Everest

Werden die Bergsteiger auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest im nächsten Frühjahr mit Elektro-Buggies ins Basislager chauffiert, wie man sie von Golfplätzen kennt? Über entsprechende Pläne der tibetischen Provinzregierung berichten staatliche chinesische Medien. Schrittweise sollten alle Fahrzeuge ohne Elektromotoren aus dem Basislager verbannt werden, um die Luftverschmutzung zu reduzieren. „In der Hochsaison zählen wir in dem Lager durchschnittlich zwischen 200 und 400 Fahrzeuge pro Tag“, sagte Tang Wu, Vorsitzender der zuständigen Kommission. „Pro Jahr summiert sich das auf rund 20.000 Fahrzeuge.“

Mehr als 100.000 Besucher im Jahr

Das über eine asphaltierte Straße erreichbare „Chinese Base Camp“ hat sich mehr und mehr zu einer touristischen Attraktion entwickelt.  Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua besuchten 2017 mehr als 100.000 Menschen den Ausgangspunkt für Everest-Expeditionen auf der Nordseite des Bergs. Es liegt auf der Hand, dass dabei auch jede Menge Müll anfällt. Die Provinzregierung hat ein Unternehmen damit beauftragt, das Gelände zwischen dem Basislager auf 5200 Metern und dem vorgeschobenem Basislager auf 6500 Metern sauber zu halten.

Sonderprämien für Fäkalientransport

Mülltonnen im Everest-Basislager

Nach der letzten Frühjahrssaison wurden nach offiziellen Angaben 8,5 Tonnen Abfälle eingesammelt. Vor allem der Abtransport der Fäkalien habe sich schwierig gestaltet, hieß es. Die Einheimischen hätten die menschlichen Abfälle nicht auf ihre Yaks packen wollen, weil sie meinten, das bringe Unglück. Erst nach Sonderzahlungen hätten sich einige bereiterklärt, die Fäkalien wegzubringen.

Keine Neuigkeiten zum geplanten Bergsteigerzentrum

Ob der Plan mit den Elektro-Autos wirklich umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Vor knapp zwei Jahren war die Nachricht um die Welt gegangen, im Ort Gangkar, auch bekannt als Old Tingri, solle bis 2019 ein zwölf Fußballfelder großes Everest-Bergsteigerzentrum entstehen, mit Quartieren und Restaurants  für Bergsteiger, einem Landeplatz für Hubschrauberrettungsflüge, Büros für Expeditionsveranstalter, Werkstätten für Autos, Motorräder und Fahrräder sowie einem Bergsteiger-Museum. Danach hörte man nichts mehr davon.

Rettungsflüge auch auf der Everest-Nordseite?

Rettungshubschrauber aus Nepal an der Shishapangma

Hartnäckig halten sich dagegen die Gerüchte, dass es von 2019 an auch auf der tibetischen Nordseite des Everest Rettungsflügge geben soll. Im vergangenen Frühjahr hatten chinesische Rettungskräfte und nepalesische Hubschrauberpiloten zusammengearbeitet, um den am Achttausender Shishapangma in Tibet vermissten bulgarischen Bergsteiger Boyan Petrov zu finden. Am Ende blieb die Suche leider erfolglos, doch die Rettungsaktion könnte Modellcharakter haben für den höchsten aller Berge.

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Sauerei am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/sauerei-am-everest/ Mon, 11 Jun 2018 14:00:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41111

Müll im Everest-Hochlager

„Verdammt noch mal! Was für eine Sauerei!“, fluchte ich heute morgen, als ich nach dem sonnigen Wochenende mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr. „Ist bei diesen Leuten das Gehirn ausgeschaltet?“ Der Weg war geradezu gepflastert mit Plastikbechern, Fast-Food-Verpackungen, Grillschalen und Scherben zerschlagener Bierflaschen. So ähnlich, wenn auch mit anderen, teilweise noch unappetitlicheren Zutaten, sah es nach dieser Frühjahrssaison in den Hochlagern am Mount Everest aus. Selbst Fäkaliensäcke lagen dort herum. Mit Bildern dokumentiert hat diese Sauerei der mexikanische Bergsteiger David Liano Gonzalez. „Ich habe zehn Jahre lang an ‚Öko Everest Expeditionen‘ teilgenommen. Wir haben mehr als zehn Tonnen Unrat heruntergebracht. Ich trage auch meinen Kot in Spezialsäcken nach unten“, schreibt mir der 38-Jährige, der in diesem Jahr zum siebten Mal den höchsten Berg der Erde bestiegen hatte. „Ich versuche, den Berg sauberer zu hinterlassen, als ich ihn vorgefunden habe. Aber mit so vielen Leuten, ohne Kontrolle und ohne Bergethik ist das Problem außer Kontrolle.“

Kein Respekt

David Liano auf dem Gipfel des Everest

Der Everest liege den meisten Gipfelanwärtern gar nicht am Herzen, sagt David: „Sie besteigen ihn nur, um ein Gipfelfoto zu schießen und es auf den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Und fertig!  Kein Respekt. Für sie ist es völlig belanglos, ob der Berg eine Müllhalde ist. Oder ob sie ihren Abfall wegwerfen, wenn sie dort sind.“ Fassungslos macht den Mexikaner, dass selbst Sherpas die Hochlager zumüllen: „Für sie ist er doch ein heiliger Berg, und sie verschmutzen ihn genauso oder sogar noch mehr als die Ausländer. Das ist schockierend und enttäuschend.“

Prämie für leichten Abfall erhöhen

Ein Sinneswandel unter den Bergsteigern müsse dringend her, sagt Liano. „Das dauert eine Generation, aber wir müssen schon jetzt damit beginnen.“ Es gehe darum, die Verschmutzung in den Everest-Hochlagern zu stoppen und den dort schon vorhandenen Unrat zu entfernen. Es sei ein guter erster Schritt, den Sherpas Prämien pro Kilogramm Müll zu bezahlen, den sie herunterbrächten, findet David: „Allerdings neigen die Leute dazu, meist nur schweres Zeug runterzuschleppen. Zerrissene Zelte und Planen werden für immer oben bleiben, weil sie nicht viel wiegen. Das ist kein Anreiz. Also bezahlt mehr pro Kilogramm, wenn es sich nur um Stoff handelt!“

Lebenslange Sperren

Der mexikanische Bergsteiger fordert außerdem harte Strafen gegen die Umweltsünder unter den Sherpas und ausländischen Teilnehmern der kommerziellen Gruppen. Lebenslange Sperren für die Teilnahme an Expeditionen seien denkbar. Veranstaltern könnte die Lizenz entzogen werden, schlägt Liano vor: „Lasst uns Leute dazu ermuntern, die Verschmutzer zu fotografieren. Wir sollten zudem Nicht-Regierungs-Organisationen einbinden, um die Vorschriften zu kontrollieren und durchzusetzen.“

Weniger Permits ausstellen

Letztlich, findet David, führe auch kein Weg daran vorbei, die Zahl der Everest-Gipfelanwärter einzuschränken, um das Müllproblem in den Hochlagern in den Griff zu bekommen. „Ich habe immer daran geglaubt, dass die Berge für alle verfügbar sein sollten. Für den Everest habe ich nun meine Meinung geändert“, sagt Liano. „Die Zahl der Bergsteiger muss kontrolliert werden. Wenn das für Nepal ein Problem ist, weil die Einkünfte beschnitten werden, dann verdoppelt eben, falls nötig, die Permitgebühren!“

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Lämmle nach Makalu und Lhotse: „Taktik ist aufgegangen“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/laemmle-nach-makalu-und-lhotse-taktik-ist-aufgegangen/ Wed, 06 Jun 2018 17:22:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41053

Thomas Lämmle auf dem Lhotse

Den fünft- und den vierthöchsten Berg der Erde bestiegen, dabei auf Flaschensauerstoff und Climbing Sherpa verzichtet – die Frühjahrssaison in Nepal lief für den deutschen Bergsteiger Thomas Lämmle wie am Schnürchen. Zunächst bestieg der 52-Jährige aus der Stadt Waldburg in Baden-Württemberg am 13. Mai den 8485 Meter hohen Makalu. Nur acht Tage später, am 21. Mai, stand Thomas auf dem 8516 Meter hohen Lhotse, in direkter Nachbarschaft des Mount Everest. Für Lämmle waren es seine Achttausender Nummer sechs und sieben nach Cho Oyu (2003), Gasherbrum II (2005 und 2013), Manaslu (2008), Shishapangma (2013) und Mount Everest (2016). Ich habe ihn nach seinen Erfahrungen befragt.

Thomas, im vergangenen Jahr bist du bei vier Gipfelversuchen am Makalu wegen schlechten Wetters gescheitert. Wie ist es dir bei deinem diesjährigen erfolgreichen Gipfelvorstoß ergangen?

Alles selbst getragen

Das Scheitern im letzten Jahr war quasi die Voraussetzung für den Erfolg in diesem Jahr. Ich bin letztes Jahr viermal vom Makalu La (7500 Meter) in Richtung Gipfel gestartet. Bei allen vier Vorstößen musste ich selber spuren und war meist alleine unterwegs. Das größte Problem war das wechselhafte Wetter und der Schneefall, der den Aufstieg behinderte. Trotz aller Wetterkapriolen erreichte ich immerhin eine Höhe von 8250 Metern. Allerdings wurde mir klar, dass der Makalu mit der Taktik von 2017 nicht im Alleingang ohne Flaschensauerstoff bestiegen werden konnte.

Das vorgeschobene Basislager (ABC) liegt mit 5700 Metern zu hoch, um eine vernünftige Regeneration zu ermöglichen. Der Weg von Lager 3 zum Gipfel ist zu lang. Außerdem wird das Lager zu spät erreicht, um sich vernünftig auf den Gipfelgang vorzubereiten. Der ist im Alleingang nur von Lager 4 aus möglich. Ich habe mir daher aufgrund meiner Erfahrungen von 2017 und meiner Erkenntnisse aus 25 Jahren höhenphysiologischer Forschung einen detaillierten Aufstiegsplan für den Makalu zurechtgelegt. Und der ist aufgegangen!

Blick auf den Hauptgipfel des Makalu

Bereits im März habe ich am Kilimandscharo trainiert und mich vorakklimatisiert. Am 10. April ging es dann nach Nepal. Am 23. April stieg ich das erste Mal ins ABC am Makalu auf. Nachdem ich in den folgenden Tagen Lager 2 (6600 Meter) und Lager 3 (7500 Meter) eingerichtet und am 3. Mai in Lager 3 übernachtet hatte, stieg ich zur Regeneration bis auf 4400 Meter ab, zu einer Yak-Alm in Langmale. Dort wartete ich, bis (der österreichische Meteorologe) Karl Gabl mir ein Wetterfenster voraussagte: Gipfeltag sollte der 12. Mai werden, allerdings mit stürmischen Tagen vorneweg.

Am 7. Mai begann ich meinen Aufstieg zum Makalu und erreichte schließlich am 10. Mai Lager 3 am Makalu La. Leider hatte sich Karl um einen Tag vertan, sodass ich zunächst drei Tage im Sturm festsaß. Am Nachmittag des 12. Mai ließ jedoch der Sturm nach, und ich konnte mein Zelt ins Lager 4 (7600 Meter) verlegen.

Auf dem Makalu

In der folgenden Nacht startete ich um 1 Uhr nachts zum Gipfelgang. Ich war zu dieser Zeit der einzige Bergsteiger am Makalu La. Auf Grund des Sturms hatte niemand zum Pass aufsteigen können. Ein herrlicher, windstiller Tag lag vor mir. Leider gab es oberhalb von Lager 4 zunächst keine Fixseile, denen ich folgen konnte. Ich benutzte daher meinen GPS-Track vom letzten Jahr und erreichte nach einiger Sucherei erst im Steilgelände die Fixseile in Richtung Gipfel. Um 15 Uhr, nach 14 Stunden Aufstieg, erreichte ich den Hauptgipfel mit den Gebetsfahnen. Fünf Stunden später war ich wieder zurück in Lager 4. Im Abstieg begegneten mir zahlreiche Sherpas mit Kunden, die alle mit Sauerstoff unterwegs waren.

Acht Tage nach diesem Erfolg standest du auf dem Lhotse, dem vierthöchsten Berg der Erde. War das im Vergleich zum Makalu fast ein Klacks oder hast du dich genauso schinden müssen?

Abstieg vom Makalu

Am 16. Mai erreichte ich das Everest-Basislager. Ich war geschockt von den Menschenmassen und dem Helikopterlärm. Ich wollte einfach nur wieder weg. Ich stieg nach Lobuche (4900 Meter) ab, um in einer Lodge zu regenerieren. Eigentlich wollte ich am 23. Mai auf dem Lhotse stehen. Doch Karl Gabl sagte starken Schneefall ab dem 22. Mai voraus und riet mir, diese Niederschlagsperiode abzuwarten und erst danach einen Gipfelversuch zu starten. Mir war unwohl bei diesem Gedanken, vielleicht war der Schnee ja schon der Vorbote des Monsuns. Also entschloss ich mich zu einer „Hauruck-Aktion“, um den Gipfel schon vor dem 22. Mai zu erreichen.

Tiefblick aus Lager 4 am Lhotse

Am Morgen des 18. Mai kehrte ich ins Everest-Basislager zurück, packte meine Sachen und stieg in der folgenden Nacht um 3 Uhr in den Khumbu-Eisfall ein. Zwölf Stunden später erreichte ich Lager 3 in der Lhotse-Wand, wo ich die nächste Nacht verbrachte. Am 20. Mai stieg ich nach Lager 4 auf 7700 Metern auf. Von dort startete ich um 23.30 Uhr Richtung Gipfel. Kurz hinter den Zelten begannen die Fixseile, die mich ins Lhotse-Couloir leiteten. Vor dieser Rinne, die an einigen Stellen nur zwei Meter breit ist, war ich mehrfach gewarnt worden. Die Gefahr, dort von Stein- oder Eisschlag getroffen zu werden, ist immens groß. Nicht so am 21. Mai – das Lhotse-Couloir war über die gesamte Länge mit festem Trittschnee aufgefüllt. Vor mir war keine Seilschaft, sodass ich ganz bequem und entspannt das Couloir hochsteigen konnte. Eine sehr makabre Begegnung hatte ich kurz unterhalb des Gipfels: Hier sitzt die mumifizierte Leiche eines russischen Bergsteigers, die im Aufstieg überstiegen werden muss. Um 8.30 Uhr stand ich dann ganz oben auf der Gipfelwechte. Es war windstill, und mir bot sich ein herrlicher Blick über den Makalu hinweg bis zum Kangchendzönga. Über die Fixseilpiste konnte ich anschließend sehr schnell abseilen und stand bereits zwei Stunden später wieder vor meinem Zelt in Lager 4.

Zwei Achttausender-Gipfel innerhalb gut einer Woche ohne Flaschensauerstoff, das verlangt dem Körper und der Psyche einiges ab. Wie sieht es nach der Heimkehr nach Deutschland in dir aus?

Lhotse-Couloir (vom Everest aus gesehen)

Es mag erstaunlich klingen, aber mit meiner Akklimatisationstaktik und der von mir entwickelten Atemtechnik war der Makalu dieses Jahr problemlos zu besteigen. Durch den Aufstieg aus 4400 Meter Höhe und den anschließenden schnellen Abstieg waren meine Leistungsverluste relativ gering. Ich ging also sehr gut akklimatisiert und kaum geschwächt an den Lhotse. Hier waren die äußeren Bedingungen extrem gut: ein stabiles Hochdruckgebiet mit entsprechend hohem Sauerstoffpartialdruck, dazu super Verhältnisse im Lhotse-Couloir. Der Aufstieg zum Lhotse hat sich sehr einfach und sehr entspannt angefühlt. Hätte ich das Geld für ein Everest-Permit gehabt, wäre ich wahrscheinlich auch noch auf den Everest gestiegen. Natürlich freue ich mich riesig, zwei relativ anspruchsvolle Achttausender „by fair means“ bestiegen zu haben – meine Nummer sechs und sieben.

Alles andere als appetitliche Bilder aus den Everest-Hochlagern haben die Debatte um das Müllproblem an den Achttausendern neu entfacht. Wie hast du die Situation erlebt?

Für den Makalu gibt es im Gegensatz zum Everest kein „Müllkonzept“. Das ABC am Makalu gleicht am Ende der Saison einer brennenden Mülldeponie: Der gesamt Abfall wird gesammelt, mit Kerosin übergossen und angezündet. Das ABC sieht dementsprechend aus. Müll aus den Hochlagern wird nicht abtransportiert und meist in Gletscherspalten versenkt. Am Makalu ist allerdings weit weniger los als am Everest, sodass sich die Verschmutzung in Grenzen hält bzw. auf relativ kleine Bereiche konzentriert.

Müll im Everest-Hochlager

Am Everest und Lhotse sieht die Sache etwas anders aus. Hier haben wir in der Hauptsaison etwa 2000 Kunden und Sherpas. Das Müllmanagement funktioniert ganz gut im Basislager und den Lagern 1 und 2 – solange kein Sauerstoff zur Fortbewegung bzw. zum Mülltransport eingesetzt werden muss. Vor allem der Südsattel (Lager 4) gleicht dagegen am Ende der Saison einer großen Müllhalde, da hier zum Abtransport des Mülls Sauerstoff nötig wäre. Diese Kosten werden natürlich vermieden. Eine Kontrolle durch die Nationalpark-Verwaltung findet in dieser Höhe nicht mehr statt. Etwas besser sieht es in Lager 3 aus, wenngleich hier der meiste Müll auch nicht abtransportiert wird, sondern in Gletscherspalten verschwindet.

Ein weit größeres Problem als der Müll am Südsattel stellt für mich persönlich der Hubschrauberlärm im gesamten Solu Khumbu dar. Im Everest-Basislager fühlt man sich an sonnigen Tagen wie auf einem Großflughafen. Alle fünf bis zehn Minuten startet oder landet ein Helikopter. Der Lärm ist teilweise unerträglich und passt so gar nicht in den Everest-Nationalpark. Laut Aussage eines Helikopterpiloten gibt es in Nepal inzwischen 38 Hubschrauber, die vornehmlich im Solu Khumbu für touristische Flüge und so genannte „Rettungsflüge“ eingesetzt werden. Ein nettes Beispiel hierzu sind die Teilnehmer einer chinesischen Expedition, die sich wegen schlechter Wetteraussichten aus dem Basislager kurzerhand nach Kathmandu ins Hotel fliegen ließen – um dann eine Woche später, bei besserer Wetterprognose, wieder zurückzufliegen und den Berg ab Lager 2 mit persönlichem Sherpa und Sauerstoff zu besteigen.

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Strengere Everest-Müllvorschriften in Tibet https://blogs.dw.com/abenteuersport/strengere-everest-muellvorschriften-in-tibet/ Tue, 06 Mar 2018 16:56:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39893

Everest-Nordseite

Auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest gelten ab sofort strengere Müllvorschriften. „Mit der rasant wachsenden Zahl von Bergsteigern werden auch immer mehr Abfälle beim Bergsteigen produziert“, heißt es in einer Mitteilung der Chinesisch-Tibetischen Bergsteiger-Vereinigung (CTMA) an die Expeditionsveranstalter, die mir vorliegt. „Es ist unsere Pflicht, die Umwelt zu schützen, damit auch kommende Generationen profitieren.“ Im Mai 2017 hatten Arbeiter und Freiwillige im Auftrag der tibetischen Behörden am Everest vier Tonnen Müll in einer Höhe zwischen 5200 und 6500 Metern gesammelt.

Acht Kilogramm Müll pro Bergsteiger

Müllsammlung auf der Everest-Südseite

Von diesem Frühjahr an muss jede Expeditionsgruppe als Sicherheit eine Müllgebühr von 5000 US Dollar hinterlegen. Die Expeditionen werden verpflichtet, pro Bergsteiger acht Kilogramm Abfall aus den Hochlagern zurück ins Basislager zu bringen. Für jedes Kilo weniger werden 20 Dollar in Rechnung gestellt, für jedes Kilo mehr zehn Dollar gutgeschrieben. Am Ende der Expedition wird dies mit der zuvor hinterlegten Summe verrechnet. Ab sofort ist es zudem nur noch erlaubt, am Gipfel Gebetsfahnen aufzuhängen, wenn alte Fahnen in gleicher Länge wieder mit heruntergebracht werden. Überwachen soll dies der Verbindungsoffizier im Basislager.

Permits nur noch an renommierte Veranstalter?

Die CTMA hatte angekündigt, die Bergsteigerregeln für Expeditionen zu überarbeiten. Es war erwartet worden, dass auch die Vorschriften für kommerzielle Veranstalter in Sachen Sicherheit und Besteigungsstil verschärft würden. Diese Reform steht noch aus, die Diskussionen innerhalb der CTMA dauern noch an. Aus gut informierten Kreisen verlautet, dass die tibetisch-chinesischen Behörden unter anderem daran denken, in den kommenden Jahren die Zahl der Expeditionen in Tibet zu reduzieren und nur an erfahrene und renommierte Agenturen Permits auszustellen.

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Vermisst am Kili: Demut und Respekt https://blogs.dw.com/abenteuersport/vermisst-am-kili-demut-und-respekt/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/vermisst-am-kili-demut-und-respekt/#comments Fri, 02 Mar 2018 15:00:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39835

Kili im Morgenlicht

Das Gipfelzertifikat liegt zu Hause, ich könnte also eigentlich einen Haken hinter den Kilimandscharo machen. Doch der höchste Berg Afrikas beschäftigt mich auch noch eine halbe Woche nach der Heimkehr. Zu zwiespältig waren meine Gefühle während der acht Tage am Kili. Auf der einen Seite durfte ich gastfreundliche und hilfsbereite Tansanier, ein harmonisches Expeditionsteam und eine wirklich beeindruckende Natur erleben. Der Aufstieg durch die verschiedenen Vegetationsstufen bescherte mir viele unvergessliche Momente. Auf der anderen Seite offenbarten sich mir aber auch einmal mehr die Kehrseiten des Massen-Bergtourismus.

Exkremente am Wegesrand

Karawane zur Kibo Hut

Obwohl Jahr für Jahr rund 30.000 Menschen versuchen, den Kilimandscharo zu besteigen, fehlen sowohl ein schlüssiges Hygiene-, als auch ein Müllkonzept. So gibt es zwar etwa an der Kibo Hut auf 4700 Metern einige einfache Toiletten, doch es fehlt Wasser, um sich die Hände zu waschen. Die wenigen Toilettenverschläge entlang der Marangu-Route sind nicht viel mehr als Makulatur. Hinter fast jedem Felsbrocken neben dem Weg liegen menschliche Exkremente und Klopapier. Viele Gipfelaspiranten werfen zudem ihren Müll einfach achtlos in die Gegend.

Bessere Chancen für Dicke?!

Am Ende am Boden

Noch niemals zuvor habe ich an einem Berg so viele unvernünftige, sich selbst überschätzende Gipfelanwärter gesehen wie an dem Fast-Sechstausender südlich des Äquators. Zum Beispiel jenen britischen Teenager, der bereits auf 4000 Metern mit glasigem Blick herumtorkelte und meinte, er sei nur müde. Sein Expeditionsleiter ignorierte zunächst unseren Hinweis, der Junge sei höhenkrank. Derselbe Expeditionsleiter hatte mir am Vortag erklärt, dass nach seiner Erfahrung dicke Menschen besonders gute Chance hätten, den Gipfel zu erreichen. Seine Begründung: Dicke bewegten sich auch im normalen Alltag langsam, und das sei schließlich genau die richtige Taktik am Kilimandscharo.

Rolltragen im Dauereinsatz

Ich sah Koreaner, die schon nach dem Aufstieg zur Kibo Hut so ausgezehrt und erschöpft aussahen wie Hermann Buhl 1953 nach seinem legendären Solo-Gipfelgang am Nanga Parbat. Wenige Stunden später brachen sie Richtung Uhuru Peak auf, gefüttert mit Diamox, wie die leeren Blister auf der Toilette bewiesen. Einige mussten hinterher den Berg heruntergetragen und anschließend mit Rolltragen abwärts transportiert werden. Kein Tag verging ohne solche Rettungsaktionen. Wobei es eine Bergrettung im engeren Sinn am Kili noch gar nicht gibt. Überdrucksäcke zur Erstversorgung an der Kibo Hut? Fehlanzeige. Als unser Arzt von der Uni-Marburg bei einem Höhenkranken vorübergehend Flaschensauerstoff einsetzte, wurde er vom plötzlich sehr nervösen Offizier vor Ort gefragt, ob der Patient denn auch wirklich in Lebensgefahr schwebe.

Landeplätze, aber keine Hubschrauber

Hubschrauber-Landeplatz

Auf der Marangu-Route existieren zwar einige Hubschrauber-Landeplätze, die bisher aber nur von Vögeln angeflogen werden. Nach dem Abtransport mit der Rolltrage werden die Höhenkranken an der Horombo Hut auf 3700 Metern in einen Jeep umgeladen und über eine staubige Piste ins Flachland gefahren. Schwere Fälle können nur im Universitätskrankenhaus der Stadt Moshi behandelt werden. Der Transport kostet viel Zeit, die im extremen Notfall über Leben oder Tod entscheiden kann.

Todesfälle werden totgeschwiegen

Gletscher im ersten Tageslicht

Über die Bergsteiger, die am Kilimandscharo an der Höhenkrankheit sterben, redet man nur hinter vorgehaltener Hand. In der Woche vor unserer Ankunft auf der Horombo Hut seien dort zwei Bergsteiger nach ihrem Gipfelgang gestorben, wurde uns erzählt. Die beiden hätten sich schlafen gelegt und seien nicht mehr aufgewacht. Hatten sie sich selbst über- und den angeblichen „Wanderberg“ unterschätzt, wie so viele am Kilimandscharo? Ich traf „Gipfelstürmer“, die den höchsten Punkt in nur drei (!) Tagen erreicht hatten. Die meisten nahmen sich fünf Tage Zeit, um die rund 4000 Meter zum Gipfel zu überwinden – auch das eigentlich zu kurz, um sich vernünftig zu akklimatisieren.

Hauptsache Gipfelzertifikat

Letzter Blick auf den Kili

Ich vermisste am Kilimandscharo vor allem zweierlei: Demut und Respekt. Demut vor dem wenn auch technisch leichten, so doch hohen Berg. Respekt vor den Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit und der Möglichkeit, höhenkrank zu werden. Demut vor der Natur, die wir als Geschenk betrachten sollten. Respekt gegenüber den einheimischen Guides, die so viel mehr Kili-Erfahrung haben als die Gäste aus dem Ausland. Stattdessen: Mit Tunnelblick auf den Gipfel. Hauptsache, das Gipfelzertifikat hängt demnächst an der Wand.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/vermisst-am-kili-demut-und-respekt/feed/ 2
Mit dem Müllsack auf den Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/mit-dem-muellsack-auf-den-everest/ Wed, 29 Mar 2017 13:45:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35635

Müllsammeln am Everest

So große Müllsäcke sind garantiert noch nicht vom Mount Everest heruntergebracht worden. Die Vereinigung der Expeditionsveranstalter in Nepal (EOA) hat Leinensäcke ins Basislager bringen lassen, die 80 Kilogramm fassen. Damit sollen vor allem Altlasten aus Lager zwei auf 6400 Metern ins Tal befördert werden, die sich dort aufgrund des vorzeitigen Abbruchs der Klettersaisons 2014 und 2015 angesammelt haben. 80-kg-Säcke sind natürlich zu schwer, um von Trägern geschultert und durch den Khumbu-Eisbruch ins Basislager gebracht zu werden.

Zwei Dollar pro Kilo

Dafür sollen die Hubschrauber genutzt werden, die derzeit für die anstehende Frühjahrssaison Material der Expeditionsteams nach Lager zwei fliegen. Auf dem Rückflug ins Basislager sind sie leer und können die Müllsäcke aufnehmen. Der Neuseeländer Russell Brice, Chef des Veranstalters Himalayan Experience, bezahlt seinen Sherpas nach eigenen Worten zwei US-Dollar pro Kilo Müll, den sie auf dem Rückweg von Lager drei (7300 Meter) oder vier (7950 Meter) hinunter nach Lager zwei bringen. Auch die „Eco Everest Expedition“ des Veranstalters Asian Trekking hat sich wieder auf die Fahnen geschrieben, „alten Müll, zusätzlich zu unserem eigenen“ vom Berg zu bringen.

Vergleichsweise niedrige Kaution

Südseite des Mount Everest

Seit vielen Jahren sind die Bergsteiger am Everest verpflichtet, ihren Bio-Abfall zu vergraben oder verbrennen. Recycelbares Material wie Plastik oder Glas muss ebenso nach Kathmandu zurückgebracht werden wie verbrauchte Sauerstoffflaschen oder leere Batterien. Ein Expeditionsteam, das gegen die Auflagen verstößt, riskiert, seine Umweltkaution in Höhe von 4000 US-Dollar nicht zurückzuerhalten. Ob diese – verglichen mit dem Gesamtumsatz am Everest – eher niedrige Summe Umweltsünder wirklich abzuschrecken vermag, sei dahingestellt.

Gletscherschmelze fördert Altlasten zutage

Natürlich gibt es auch Altlasten am Berg aus Zeiten, in denen Umweltschutz noch ein Fremdwort war. Auch die zunehmende Gletscherschmelze am Everest infolge des Klimawandels sorgt dafür, dass jetzt alte Zelte oder Sauerstoffflaschen aus den 1990er Jahren oder von noch früher wieder auftauchen, die Bergsteiger einst in Gletscherspalten „entsorgt“ hatten.

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Zehn populäre Everest-Irrtümer https://blogs.dw.com/abenteuersport/zehn-populaere-everest-irrtuemer/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/zehn-populaere-everest-irrtuemer/#comments Tue, 12 Apr 2016 22:27:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32353 Mount Everest

Mount Everest

Die Everest-Saison nimmt Fahrt auf. Das Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest füllt sich. Nach Angaben der Regierung in Kathmandu haben sich 279 Bergsteiger aus 38 Ländern für den höchsten Berg der Erde angemeldet. Die Icefall Doctors haben inzwischen die Route bis hinauf nach Lager 2 auf 6400 Metern vorbereitet. Auch die Teams, die den Everest von der tibetischen Nordseite aus besteigen wollen, haben inzwischen ihre Permits von den chinesischen Behörden erhalten. Dort kann es also ebenfalls losgehen. Bevor auch die mediale Everest-Saison beginnt, möchte ich mit ein paar immer wieder auftauchenden Irrtümern aufräumen.

1) Der Everest ist ein gefahrloser Berg.

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Die technischen Schwierigkeiten auf den beiden Normalrouten mögen sich in Grenzen halten, da sowohl der Weg über den Südostgrat als auch jener über den Nordostgrat inzwischen bis zum Gipfel mit Fixseilen gesichert werden. Doch ein gefahrloser Berg ist der Everest darum nicht. Schließlich ist er 8850 Meter hoch, der Sauerstoff wird dort nur noch mit einem Drittel des Drucks in die Lungen gepresst wie auf Meereshöhe. Auch eine Besteigung mit Atemmaske ist kein Pappenstiel. Selbst wenn es wirklich so sein sollte, dass der Everest mit Flaschensauerstoff zu einem Sechstausender degradiert wird, will auch ein solcher erst einmal bestiegen sein. Der Klimawandel hat zudem die objektiven Gefahren verstärkt. Teile der Route, die früher fast immer verschneit waren, sind jetzt häufig schnee- und eisfrei. In der Lhotse-Flanke kommt es zu Steinschlag. Auch die Lawinengefahr hat zugenommen, nicht nur im Khumbu-Eisbruch.

2) Der Everest ist ein Killerberg.

Das Gegenteil zu 1) ist genauso falsch. Auch wenn es in den beiden letzten Jahren keine Gipfelerfolge von der Südseite aus gab, aber zwei schwere Lawinenunglücke mit insgesamt 35 Toten, ist der Mount Everest nach wie vor bei weitem nicht der gefährlichste Achttausender. Zwar starben bisher rund 280 Menschen am höchsten Berg der Erde, dem stehen aber über 7000 Besteigungen gegenüber. Mit diesem Verhältnis gehört der Everest eher in die Kategorie der sicheren als jener der extrem gefährlichen Achttausender. Die meisten Todesfälle pro Besteigungen verzeichnet die Annapurna, dahinter liegt der K 2.

3) Der Everest ist kein Berg mehr für Top-Bergsteiger.

Everest-Nordwand

Everest-Nordwand

20 Routen wurden bisher am Everest geklettert, dazu noch einige Variationen dieser Wege. Das bedeutet jedoch nicht, dass es an weiteren Möglichkeiten fehlt. So führen durch die Kangchung-Wand bisher gerade einmal zwei Routen, in den letzten Jahren war die Everest-Ostwand fast immer verwaist. Auch in der Nord- und in der Südwestwand gibt es sicher noch denkbare neue Wege Richtung Gipfel. Ganz zu schweigen von der ultimativen Herausforderung, der „Hufeisen-Route“: den Westgrat des Nuptse hinauf, dann über den Lhotse, auf den Everest und über dessen Westgrat zurück zum Ausgangspunkt.

4) Der Everest ist eine Müllhalde.

Müll am Südsattel

Müll am Südsattel

Es gibt bereits seit Jahrzehnten Müll-Vorschriften für Everest-Expeditionen. Die Bergsteiger sind verpflichtet, ihren Bio-Abfall zu vergraben oder verbrennen. Wiederverwertbares Material wie Plastik oder Glas muss ebenso nach Kathmandu zurückgebracht werden wie verbrauchte Sauerstoffflaschen oder leere Batterien. Wer gegen die Auflagen verstößt, riskiert, seine Umweltkaution in Höhe von 4000 US-Dollar nicht zurückzuerhalten. Mehrere Öko-Expeditionen haben dafür gesorgt, dass tonnenweise Altmüll aus der Zeit, als sich Bergsteiger noch wenig Gedanken über Umweltschutz machten, vom Berg gebracht wurde. Viele Alpengipfel sind eher Müllkippen als der Mount Everest.

5) Der Everest ist übersät mit Leichen.

Es stimmt, dass sich Everest-Gipfelaspiranten mental darauf einstellen sollten, an Leichen verstorbener Bergsteiger vorbeizusteigen. Doch es nicht so, dass der Weg mit „Toten gepflastert“ ist, wie Berichte immer wieder suggerieren. Viele der Toten, die an Erschöpfung starben, wurden von anderen Bergsteigern in Gletscherspalten „beigesetzt“ oder die Everest-Wände hinunterbefördert, manchmal besorgte auch ein Sturm diese Arbeit.

6) Die Moral der Everest-Sherpas ist verlorengegangen.

Viel Verkehr in der Lhotse-Flanke

Viel Verkehr in der Lhotse-Flanke

Es ist wie überall: Wo viele Menschen unterwegs sind, finden sich auch schwarze Schafe. So gab es 2013 die tätlichen Angriffe von Sherpas gegen Simone Moro, Ueli Steck und Jonathan Griffith im Hochlager und ein Jahr später Gewaltdrohungen gegen Bergsteiger, die sich nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch nicht mit einem Abbruch der Saison einverstanden erklären wollten. Aber daraus zu schließen, dass nun alle Sherpas zur Gewalt neigen oder ihren Job nicht mehr richtig machen, ist unredlich. Immer mehr Sherpas erwerben internationale Bergführer-Zertifikate. Der nepalesische Bergsteigerverband NMA bildet regelmäßig einheimische Kletterer aus. Zweifellos treten die jungen, gut ausgebildeten Sherpa-Bergsteiger inzwischen selbstbewusster auf. Sie sind sich ihrer Fähigkeiten bewusst und wollen auch als vollwertige Kletterer behandelt werden – und nicht wie Lakaien.

7) Der Everest sollte gesperrt werden.

Wem würde das nutzen? Vielleicht den Verfechtern einer vor allem westlich geprägten Bergsteigerphilosophie, aber bestimmt nicht den Menschen im Khumbu, die an der Nabelschnur des Everest-Tourismus hängen: Einheimische Bergführer, Climbing Sherpas, Köche und Küchenhelfer im Basislager, Basislager-Personal, Träger, Besitzer von Lodges und Läden auf dem Weg zum Everest, Bauern und die Familien aller. Die westlichen Kritiker sollten sich fragen, ob sie mit denselben Argumenten, die sie vorbringen, nicht auch den Mont Blanc in den Alpen oder den Denali in Alaska sperren müssten.

8) Die Regierung wird es schon regeln.

Wenn man eines aus den vergangenen Jahren am Everest lernen kann, dann dies: Die Regierung Nepals redet mehr, als dass sie handelt. Politiker des zuständigen Tourismusministeriums legen immer wieder neue Vorschläge für Everest-Regeln auf den Tisch, um sich ins Gespräch zu bringen. Umgesetzt wird davon so gut wie nichts. Selbst für eine einfache Entscheidung wie jene, die Permits nach den Unglücken der letzten beiden Jahre zu verlängern, brauchten die Verantwortlichen in Kathmandu jeweils fast ein Jahr. Reformen scheitern wahrscheinlich auch daran, dass die Regierung am Everest selbst kräftig mitverdient. Wohin das Geld aus dem Verkauf der Permits, immerhin 11.000 Dollar je Bergsteiger, genau fließt, bleibt im Dunkeln.

9) Die Bergsteiger können den Everest alleine „verwalten“.

Everest-Basislager

Everest-Basislager

Auch dagegen spricht das Geschäft, das mit dem Everest gemacht wird. Am Ende des Tages will jeder Unternehmer schwarze Zahlen schreiben. Je mehr Kunden er auf den Gipfel bringt, desto besser wird sein Ruf, und damit steigt voraussichtlich auch sein Gewinn im Folgejahr. Das führt sicher bei dem einen oder anderen Expeditionsleiter zu Egoismus am Berg, nach dem Motto: Was interessieren mich die anderen Gruppen? Nötig wäre jedoch, das Geschehen am Berg zu „managen“, um zu verhindern, dass alle am selben Tag aufsteigen und es deshalb zu Staus an den Schlüsselstellen kommt. Es könnte funktionieren, doch auch unter den Expeditionsleitern gibt es immer wieder schwarze Schafe.

10) Man sollte nicht mehr über den Everest berichten.

Der Mount Everest ist der höchste Berg der Erde. Deshalb wird es immer Bergsteiger geben, die hinauf wollen. Und die Menschen werden sich wohl auch immer für den Everest interessieren. Deshalb sollte auch weiterhin über das Geschehen dort berichtet werden ohne zu beschönigen, aber auch ohne zu verteufeln. Am Everest gilt wie überall auf der Welt: Man löst keine Probleme, indem man sie verschweigt.

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Rupert Hauer: Rettung geht vor Gipfel https://blogs.dw.com/abenteuersport/rupert-hauer-rettung-geht-vor-gipfel/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/rupert-hauer-rettung-geht-vor-gipfel/#comments Thu, 24 Apr 2014 02:00:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25855 Rupert Hauer auf der Nordseite des Everest

Rupert Hauer auf der Nordseite des Everest

Dünne Luft muss oft herhalten, um dünne Moral zu rechtfertigen. Gerade in der Gipfelregion des Mount Everest halten es viele Bergsteiger für selbstverständlich, im übertragenen und auch wörtlichen Sinne über Leichen zu gehen. Rupert Hauer bewies im Mai 2013, dass es auch anders geht. Der Österreicher hatte zuvor mit den Deutschen Alix von Melle und Luis Stitzinger die Shishapangma bestiegen. Es war sein dritter Achttausender nach dem Dhauligiri 2009 und dem Cho Oyu 2010. Jetzt wollte Rupert den Everest über die tibetische Normalroute besteigen, ohne Flaschensauerstoff. Am Third Step, der Felsstufe am Nordgrat auf 8700 Metern, an der letzten Hürde vor dem Gipfel, begegnete er dem US-Amerikaner Ruben Payan, der auf dem Rückweg war, schneeblind, hilflos. „Ich habe keine Sekunde gezögert“, erzählte später der Alpinpolizist aus Salzburg, der auch als Bergführer und Bergretter unterwegs ist. Zusammen mit Payans Sherpa geleitete Hauer den US-Bergsteiger über sechs Stunden lang hinunter zum letzten Lager auf 8300 Metern. Payan überlebte. Rupert bezahlt seine selbstlose Rettungsaktion nicht nur mit der verpassten Gipfelchance, sondern auch mit schweren Erfrierungen an der Nase.

2015 wird der 45-Jährige zum Everest zurückkehren, als Leiter einer kommerziellen Expedition, deren Ausschreibung in Deutschland für viel Wirbel sorgte. Angeboten wird sie vom DAV Summit Club, dem kommerziellen Ableger des Deutschen Alpenvereins. Kritiker werfen dem DAV vor, seine eigenen Grundsätze zu verraten. Ich habe Rupert Hauer einige Fragen zum Mount Everest geschickt – die meisten vor dem Lawinenunglück auf der Südseite, die ersten beiden hinterher. Ein Interview in zwei Teilen, die trotzdem zusammenpassen.

Am Gipfel der Shishapangma - mit Tunc Findik (l.)

Am Gipfel der Shishapangma – mit Tunc Findik (l.)

Rupert, eine Lawine im Khumbu-Eisbruch auf der Südseite des Mount Everest hat in der vergangenen Woche 16 Nepalesen das Leben gekostet. War es aus deiner Sicht ein Schicksalsschlag, der an den höchsten Bergen immer möglich ist, oder eine Tragödie, die hätte vermieden werden können?

Der Khumbu Eisbruch gilt als gefährlichste Passage auf dem Weg zum Everest von Süden. Es brechen jedes Jahr Seracs zusammen und gehen als Eislawinen nieder. Man kann dieser Gefahr nicht ausweichen. Die Sherpa und Träger müssen diese Passagen öfter begehen als die Bergsteiger. Es kommt jedes Jahr zu Unfällen im Khumbu-Eisbruch. Das ist nichts Neues. Das dieses Mal 16 Sherpas ihr Leben lassen mussten, ist natürlich sehr tragisch. Eine Eislawine löst sich ohne Vorankündigung, der Zeitpunkt eines Abgangs ist sehr schwer bis gar nicht einzuschätzen. Wenn man diese Passage begeht, muss man damit rechnen, dass es zu einem Unfall kommen kann. In diesem Fall war es natürlich Schicksal, dass sich gerade eine große Gruppe Sherpas in diesem Bereich aufgehalten hat.

Die Gefahr eines derartigen Unfalls ist jedem bekannt, der dorthin geht. 8000er-Bergsteigen ist sicher mit mehr Risiko behaftet als Bergsteigen bei uns in den Alpen. Wenn man von der Südseite den Everest besteigen will, muss man diesen Abschnitt durchsteigen.

Hältst du es für sinnvoll, die gesamte Saison auf der Südseite aus Respekt vor den Lawinentoten abzublasen?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich glaube, man sollte die Sherpas entscheiden lassen, ob sie in dieser Saison weiterhin am Berg arbeiten wollen. Deren Entscheidung sollte man dann auf alle Fälle akzeptieren. Die Unfallstelle muss ja im Aufstieg immer wieder begangen werden. Es ist zu hoffen, dass die Bergsteiger und deren Agenturen nicht zu viel Druck auf die Sherpas ausüben. Diese sollten auf alle Fälle die Möglichkeit bekommen, eine für sie vertretbare Entscheidung zu treffen. Wenn die Sherpas in dieser Saison nicht mehr aufsteigen, dann hat sich die Frage für die Bergsteiger so gut wie erledigt.

Du warst 2013 auf der Nordseite unterwegs. Wie war es um das bergsteigerische Können der Gipfelaspiranten bestellt?

Es ist schwierig, das zu beurteilen. Vom Einstieg in die Eisflanke, die zum Nordsattel führt, bis zum Gipfel ist ein Fixseil gespannt. Über den Second Step führt eine Leiter. Bergsteigerisches Können ist also in diesem Fall nicht ausschlaggebend für eine erfolgreiche Besteigung. Vielmehr kämpfen die Leute mit der Logistik am Berg. Sauerstoff, Wetterbericht, Hochlager … Die Bergsteiger, die ohne kommerziellen Anbieter unterwegs sind, verlassen sich in diesem Fall komplett auf die ihnen von den nepalesischen Agenturen zugewiesenen Sherpas. Diese waren 2013 teilweise sehr jung, hatten relativ wenig Erfahrung an hohen Bergen. Auch die Möglichkeiten, an einen aussagekräftigen Wetterbericht zu kommen, sind begrenzt. Es wird dabei auch nicht im Team gearbeitet, sondern es konzentriert sich jeder Bergsteiger mit seinem Sherpa auf den eigenen persönlichen Erfolg.

Aufstieg zum Nordsattel

Aufstieg zum Nordsattel

Du hast im vergangenen Jahr auf den Gipfel verzichtet, um einen in Not geratenen Bergsteiger aus 8700 Meter Höhe in Sicherheit zu bringen. Ist deine Einstellung „Rettung geht vor Gipfel“ immer noch eher die Ausnahme am Everest?

Ja, und zwar nicht nur am Everest. Auch auf anderen hohen Bergen kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Dazu muss man aber auch anmerken, dass Bergsteiger, die mit künstlichem Sauerstoff unterwegs sind, zeitlichen Einschränkungen unterliegen und deshalb auch oft nicht mehr in der Lage sind zu helfen.

Die nepalesische Regierung hat mehrere neue Regeln für den höchsten Berg der Erde aufgestellt. So gibt es jetzt einen Wachposten im Basislager, der gleichzeitig Schiedsstelle bei möglichen Konflikten zwischen Sherpas und westlichen Bergsteigern sein soll. Was hältst du davon?

Ich kann dazu relativ wenig sagen. Auf der Nordseite gab es absolut kein Problem zwischen Bergsteigern und Sherpas. Es sind natürlich auch nicht so viele Bergsteiger auf dieser Route unterwegs (Verhältnis 1:8). Deshalb kommt es auch nicht zu solchen Auseinandersetzungen. Natürlich habe auch ich von den Vorfällen auf der Südseite Kenntnis erlangt. Ich denke, dass der gegenseitige Respekt einfach verloren geht. Die Bergsteiger denken nur noch an den persönlichen Erfolg (der mit viel Geld und sehr viel Zeitaufwand verbunden ist), und die Sherpas glauben sehr oft, dass niemand ohne ihre Hilfe den Gipfel erreicht. Auch die Sherpas müssen akzeptieren, dass es westliche Bergsteiger gibt, die zu außergewöhnlichen Leistungen im Stande sind.

Jeder Bergsteiger soll jetzt mindestens acht Kilo Müll vom Berg mit herunterbringen. Findest du das sinnvoll und wenn ja, würde es auch auf der Nordseite Sinn machen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Bergsteiger in der Lage sind, zusätzlich acht Kilo Müll vom Berg zu schleppen. Es werden dann vermutlich weitere Sherpas hinaufgeschickt, um dies zu erledigen. Dies würde auch den Preis weiter in die Höhe treiben. So wie ich das auf der Nordseite erlebt habe, kümmert sich nach dem Gipfelerfolg kein Bergsteiger um das Müllproblem. Die Sauerstoffflaschen werden von den Sherpas wieder ins Basislager gebracht, um das Pfand bei der Rückgabe zu kassieren. Im Endeffekt ist das also wieder Arbeit für die Sherpas.

Derzeit gibt es meiner Ansicht nach auf der Nordseite kein Müllproblem. Es war nicht mehr Müll in den Hochlagern (ausgenommen der zerfetzten Zelte) als auf anderen Achttausendern. Auch auf der Shishapangma oder am Dhaulagiri bleiben immer wieder Zelte und Ausrüstungsgegenstände zurück.

2015 sollst du eine Everest-Expedition des DAV Summit Club leiten. Der hat sich einiges an Kritik anhören müssen, weil er den Everest in sein kommerzielles Expeditionsangebot aufgenommen hat. Hat dich die Aufregung überrascht?

Überrascht hat mich die Aufregung nicht. Es wird einfach zu viel Negatives über kommerzielle Expeditionen berichtet. Ich bin der Meinung, dass es für Everest-Aspiranten sicherer und auch erfolgversprechender ist, wenn sie mit einer professionell arbeitenden Agentur unterwegs sein können. Im Vorjahr konnte ich selbstständig agierende Bergsteiger und eine kommerzielle Gruppe vergleichen. Die kommerzielle Expedition führte die Besteigung unter Anleitung eines erfahrenen Expeditionsleiters durch. Dadurch erfolgte die Besteigung auch in einer Gruppe. Alle Teilnehmer mit ihren Sherpas waren untereinander mit Funk in Verbindung, konnten auf Probleme sofort reagieren und wurden auch vom  Expeditionsleiter ständig beobachtet und mit aktuellem Wetterbericht versorgt. Ich bin der Meinung, dass auch die Kameradschaft in einer derartigen Gruppe mehr gelebt wird.

Rupert an der Shishapangma

Rupert an der Shishapangma

Ralf Dujmovits, der lange Zeit kommerzielle Expeditionen veranstaltet hat, nahm die hohen Achttausender aus seinem Angebot heraus. Seine Begründung damals: Ein Bergführer sei am Everest selbst so sehr am Limit und mit sich selbst beschäftigt, dass er kaum seine Pflichten gegenüber den Kunden erfüllen könne. Wie siehst du das?

Auch die von Dujmovits verkaufte Agentur bietet nun wieder den Everest an. Ich bin der Meinung, dass der Everest unter Verwendung von künstlichem Sauerstoff nicht gefährlicher ist als andere 8000er Gipfel (die ja großteils ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen werden). Es sollten einfach im Vorfeld von Expeditionen (egal zu welchen Bergen) die Teilnehmer verpflichtet werden, gewisse Ausbildungen vorzuweisen. Ein verpflichtender Vorbereitungskurs, bei dem  erfahrene Expeditionsleiter die Teilnehmer in den Basics schulen können, wäre schon ein erster Schritt in die richtige Richtung. Natürlich gehört auch das schrittweise Herantasten an die ganz hohen Berge dazu.

Wirst du deine eigenen Gipfelambitionen am Everest 2015 völlig zurückstellen, wenn du in die Rolle des Expeditionsleiters schlüpfst?

Ich habe bislang immer versucht, so vielen Teilnehmer wie möglich eine Gipfelchance zu ermöglichen. Natürlich ist das Erreichen des Gipfels ein Wunsch jedes Bergsteigers, ansonsten würde er ja nicht die Zeit und das viele Geld investieren. Wenn mir eine Gruppe anvertraut wird, ist mein oberstes Ziel, diese nach bestem Wissen und Gewissen zu betreuen. Sollte ein Umkehren notwendig werden, stelle ich die eigenen Gipfelambitionen zurück. Der Besteigungsversuch im Vorjahr war für mich eine sehr wichtige Erfahrung. Es ist gut zu wissen, dass einem der Gipfel zwar sehr wichtig ist (sonst wär ich ja nicht hingefahren), ich einem Gipfelsieg aber nicht alles unterordne. Ich habe bereits einige Expeditionen geleitet. Dabei habe ich auch immer den Gipfel mit Teilnehmern erreicht.

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Everest-Ouvertüre https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-ouvertuere/ Tue, 15 Apr 2014 15:28:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25833 Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Die Basislager auf beiden Seiten des Mount Everest füllen sich. Laut Informationen des Tourismusministeriums in Kathmandu haben allein 28 Expeditionen die Genehmigung erhalten, den höchsten Berg der Erde über die nepalesische Südseite zu besteigen. Rund 300 Bergsteiger aus über 40 Ländern schlagen dort zu Füßen des Everest ihre Zelte auf. Die Ü-60-Fraktion ist immerhin 18 Gipfelaspiranten stark, fünf sind sogar älter als 70 Jahre. Drei Bergsteiger sind jünger als 20.

Route bis Lager 2 steht

Andy Holzer (l.) auf der letzten Etappe zum Basislager

Andy (l.) auf der letzten Etappe zum Basislager

Auch der blinde österreichische Kletterer Andy Holzer ist inzwischen mit seinen Begleitern zu Füßen des Everest angekommen. „Mir geht es so gut wie noch nie bei der Ankunft in einem Basislager“, schreibt der 47-Jährige. Das Lager sei „sensationell eingerichtet“. Der Außenposten der Regierung, eine Reaktion auf den Sherpa-Angriff 2013 gegen Simone Moro, Ueli Steck und Jonathan Griffith, soll erst in der ersten Maiwoche öffnen. Erste Sicherheitskräfte sind jedoch schon im Basislager eingetroffen. Mitarbeiter der Regierung sollen auch darüber wachen, dass jeder Bergsteiger wie neuerdings vorgeschrieben acht Kilogramm Müll vom Berg bringt. „Es gibt keine Entschuldigung, und es spielt keine Rolle, wer du bist, wo du herkommst, wie deine körperlichen Möglichkeiten oder Unmöglichkeiten sind“, verkündete ein Ministeriumssprecher streng. „Als Kletterer bist du verpflichtet, den Abfall im Basislager abzuliefern.“

Die Sherpa-Spezialisten für den Khumbu-Eisbruch, die so genannten „Ice Doctors“,  haben die Route durch das Eislabyrinth bis hinauf nach Lager 2 auf 6400 Metern erkundet und mit Fixseilen und Leitern gesichert.

Sprung vom Gipfel

Geht es nach dem US-Fernsehsender Discovery Channel, muss der 11. Mai ein perfekter Gipfeltag werden. Der Sender kündigte für besagten Sonntag  die Liveübertragung des ersten „Wingsuit“-Sprungs vom Gipfel des Everest an, mit der kleinen Einschränkung „wenn das Wetter es zulässt“. Basejumper Joby Ogwyn stand bereits zweimal auf dem Dach der Welt, 1999 und 2008. Beim ersten Mal war er mit 24 Jahren der damals jüngste Everest-Besteiger aus den USA. Seit seinem zweiten Gipfelerfolg 2008 habe die Idee in seinem Kopf herumgespukt, vom höchsten Punkt hinunterzuspringen und mit dem „Wingsuit“ bis zum Basislager zu gleiten, sagte der 39-Jährige bei einem öffentlichen Chat auf  Facebook: “Ich möchte die Sache jetzt einfach zu Ende bringen, das ist es, was mich motiviert.“ Das riecht nach einem Live-Spektakel wie dem Stratosphärensprung des Österreichers Felix Baumgartner im Jahr 2012. In diesem You-Tube-Video von Discovery Channel stellt Joby sein Team vor:

Erster Todesfall

Leider ist auch bereits der erste Tote der Frühjahrssaison am Everest zu vermelden. Nachdem bei Mingma Tenzing Sherpa ein Höhenlungenödem festgestellt worden war, wurde er nach Kathmandu zurückgeflogen. Dort verstarb er im Krankenhaus. R.I.P.

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Müllabfuhr am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/muellabfuhr-am-everest/ Wed, 05 Mar 2014 18:12:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25449 Müll am Südsattel

Müll am Südsattel

Wann endlich wird in den Redaktionen ein Phrasenschwein aufgestellt, in das jeder fünf Euro einzahlen muss, der den Mount Everest als „höchste Müllkippe der Welt“ bezeichnet? Das Geld könnte dann für Umweltschutz-Projekte in Nepal gespendet werden. In diesen Tagen geistert die Formulierung wieder inflationär durch die Gazetten. Und kaum einer macht sich die Mühe, genauer hinzusehen. Was ist geschehen? Es gibt eine neue Müll-Vorschrift am Mount Everest, nicht mehr und nicht weniger.

Acht-Kilo-Portionen für Absteigende?

Müllsammeln am Everest

Müllsammeln am Everest

Madhu Sudan Burlakoti vom nepalesischen Tourisministerium teilte mit, dass von April an jeder Bergsteiger einer Expedition, der oberhalb des Basislagers unterwegs sei, acht Kilogramm Müll vom Berg zurückbringen müsse. Den solle er dann im Regierungsbüro im Basislager abgeben. Wer sich nicht daran halte, werde bestraft, sagte Burlakoti, ohne dies näher auszuführen.

Der Außenposten der Regierung entsteht in dieser Frühjahrssaison erstmals in der Zeltstadt auf 5300 Metern Höhe. Gedacht war er als Schiedsstelle, um handfeste Auseinandersetzungen zwischen Sherpas und Bergsteigern wie im letzten Jahr zu verhindern. Jetzt soll das Büro also auch Müllsammelstelle werden. Wie das Ganze praktisch umgesetzt wird, kann ich mir noch nicht richtig vorstellen. Sollen die Bergsteiger nach erfolgreichem oder gescheitertem Gipfelversuch am Südsattel ausschwärmen, um, wenn sie nicht genügend Abfall produziert haben, ihre acht Kilo vollzumachen? Oder werden Sherpas abkommandiert, die den Müll an bestimmten Stellen zusammentragen und in abgewogenen Portionen an die Absteigenden verteilen?

Alter Unrat

Was in den meisten Berichten verschwiegen wird, ist, dass es schon seit Jahrzehnten Müll-Vorschriften für Everest-Expeditionen gibt. Die Bergsteiger sind verpflichtet, ihren Bio-Abfall zu vergraben oder verbrennen. Recycelbares Material wie Plastik oder Glas muss ebenso nach Kathmandu zurückgebracht werden wie verbrauchte Sauerstoffflaschen oder leere Batterien. Wer gegen die Auflagen verstößt, riskiert, seine Umweltkaution in Höhe von 4000 US-Dollar nicht zurückzuerhalten. Die Regierung will auch dafür sorgen, dass alter Unrat vom Mount Everest verschwindet. Der liegt teilweise schon seit Jahrzehnten dort oben und stammt aus einer Zeit, als Bergsteiger am höchsten Berg der Erde noch so selten waren, dass sich kaum jemand Gedanken um Umweltschutz machte.

Klimawandel bringt es an den Tag

Müllsammlung, Sammelmüll

Müllsammlung, Sammelmüll

Seit 2008 hat sich Dawa Steven Sherpa verdient gemacht, weil er dieses Müllproblem ernsthaft angeht. Jahr für Jahr bringt er bei seinen „Öko-Everest-Expeditionen“ nicht nur zahlende Kunden auf den Berg, sondern anschließend auch jeweils rund 5.000 Kilogramm Unrat zurück nach Kathmandu. „Man kann nicht sagen, wie viel Müll noch auf dem Everest liegt“, sagt Dawa Steven. Die große Unbekannte sei, wie viel das Eis verberge. In den letzten Jahren hat der Klimawandel auch am höchsten Berg der Erde seine Spuren hinterlassen. Die Gletscher schmelzen, unter dem Eis liegender Müll und auch Leichen von Bergsteigern treten wieder zu Tage. Es gibt also genügend einzusammeln.

P.S. Werft doch noch mal einen Blick auf die Bildergalerie von 2012. Damals wurden in Kathmandu Kunstobjekte aus Everest-Müll ausgestellt.

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Kunst aus Everest-Müll (Bildergalerie) https://blogs.dw.com/abenteuersport/kunst-aus-everest-mull-bildergalerie/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kunst-aus-everest-mull-bildergalerie/#comments Tue, 27 Nov 2012 13:04:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18337 Hier geht es nicht um Recycling, sondern „Upcycling“. Aufwerten statt nur weiterverwerten. Das sagen die 15 nepalesischen Künstler, die das „Mount Everest 8848 Art Project“ auf die Beine gestellt haben. Ihre Ausstellung „Reise in die Zukunft“ wandert derzeit durch die Gartenanlagen großer Hotels in Kathmandu. Zu bestaunen sind 75 Skulpturen aus leeren Sauerstoffflaschen, Gaskanistern, zerrissenen Zelten, ausgedienten Aluminiumsleitern, Seilen und anderem Unrat. Der Müll stammt vom höchsten Berg der Erde.

Botschaft: Haltet den Everest sauber!

Die Vereinigung der Everest-Besteiger (Everest Summiteers Association) hatte anderthalb Tonnen Everest-Müll zur Verfügung gestellt, der bei zwei „Reinigungs-Expeditionen“ 2011 und 2012 gesammelt worden war. Einen Monat lang tobten sich die Künstler der Gruppe „Da Mind Tree“ an dem Material aus. Ihre Skulpturen sollen dazu beitragen, das Umweltbewusstsein der Menschen zu verbessern, die sich Jahr für Jahr auf den Weg zum Mount Everest machen. Die Künstler hegen durchaus Sympathien für die Bergsteiger. „Menschen, die den Everest besteigen, sind Helden und trotzen vielen Gefahren, während sie auf- und absteigen“, sagt Sunita Rana. Ihr Kunstwerk (links in Bild 4 der Galerie) sei den tapferen Bergsteigern gewidmet. Die von ihr verarbeiteten Dosendeckel sollen Medaillen symbolisieren, die für Gipfelerfolge stehen.

[See image gallery at blogs.dw.com]

Die Arbeit mit dem Everest-Müll war übrigens nicht ganz ungefährlich. Als Bhuwan Thapa, Künstlername „Bahuvi“, an einer Skulptur aus Sauerstoffflaschen arbeitete, explodierte ein Behälter. Bahuvi ließ sich davon jedoch nicht beirren und vollendete sein Kunstwerk.

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Wieviel Öko ist drin? https://blogs.dw.com/abenteuersport/wieviel-oko-ist-drin/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/wieviel-oko-ist-drin/#comments Thu, 29 Mar 2012 11:17:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13835

Müll am Südsattel

Ein bisschen Recherche täte gut. Seit Tagen lese ich – nicht nur in Boulevard-Zeitungen – Schlagzeilen wie „Putzfimmel oder was? Zwei Deutsche räumen den Mount Everest auf“ oder „Frühjahrsputz am Mount Everest“. Die Rede ist von den beiden Aachener Bergsteigern Paul Thelen (68) und Eberhard Schaaf (61), die sich in den nächsten Tagen auf den Weg zum höchsten Berg der Erde machen, um … ja was eigentlich? Natürlich um den Everest zu besteigen. Die beiden machen daraus auch gar keinen Hehl, aber offenbar finden die Medien die Putznummer interessanter.

Kommerziell mit Öko-Anspruch

Thelen und Schaaf haben sich – wie Hunderte andere Bergsteiger in diesem Frühjahr – in eine kommerzielle Expedition zum Everest eingekauft. Einziger Unterschied zu anderen Veranstaltern: Die „Eco Everest Expeditionen“ (EEE), die es seit 2008 gibt, haben sich den Umweltschutz auf die Fahne geschrieben. Jahr für Jahr sammeln die EEE-Teammitglieder beim Abstieg jeweils ingesamt rund 5000 Kilogramm Müll von den Hängen des Bergs und lassen den Unrat abtransportieren. Das ist löblich, sollte aber nicht verschleiern, dass auch hinter diesen Expeditionen in erster Linie der (legitime) Wunsch steht, Geld zu verdienen. Und dafür ist es wichtig, zahlende Kunden wie die beiden Aachener auf den höchsten Punkt zu bringen. Aber Öko lässt sich eben besser vermarkten.

Auflagen für Expeditionen

Müllsammlung, Sammelmüll

Seit Jahrzehnten zieht sich die Schlagzeile „Höchste Müllkippe der Welt“ wie ein Mantra durch die deutsche Medienlandschaft. Kaum einer macht sich jedoch die Mühe, die Angaben zu überprüfen. Schon lange muss jede Expedition zum Mount Everest bei der Anreise eine Müll-Kaution von mehreren tausend US-Dollar hinterlegen. Erst wenn die Bergsteiger nachweisen, dass sie den wiederverwertbaren Unrat zurückgebracht und Bio-Abfall verbrannt oder regelgerecht entsorgt haben, erhalten sie das Geld zurück. Früher wurden Sauerstoff-Flaschen achtlos weggeworfen. Heute sind sie teuer und nachfüllbar, was dafür sorgt, dass die Veranstalter ein Interesse daran haben, die Flaschen wieder mitzunehmen.

Alter Müll tritt zutage

Natürlich gibt es noch immer zu viel Müll am Mount Everest. Häufig sind das Altlasten aus der Zeit, als man sich noch keine Gedanken über Umweltschutz machte. Lange haben die Schnee- und Eismassen den Unrat versteckt. Jetzt lässt der Klimawandel auch am Everest die Gletscher schmelzen und sorgt dafür, dass der Müll wieder zutage tritt. Es gibt also genug Abfall einzusammeln. Aber bitte, bitte, lasst die Kirche im Dorf und tut nicht so, als würde die Öko-Selbsthilfegruppe einen Betriebsausflug machen und nur so ganz nebenbei auch den Mount Everest besteigen!

P.S. Und wo wir schon beim Thema „Subtile Eigenwerbung“ sind, dürft ihr mal hier klicken. 🙂

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Bergmüll, Müllberg? https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergmull-mullberg/ Sat, 05 Jun 2010 11:09:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/06/05/bergmull-mullberg/ Leichen sind Müll – zumindest nach Lesart der nepalesischen Behörden. Jede Expedition zum Mount Everest, dem höchsten Berg der Erde, muss bei der Abreise eine Müll-Kaution von 4000 US-Dollar hinterlegen. Erst wenn die Bergsteiger nachweisen, dass sie den wiederverwertbaren Müll zurückgebracht und Bio-Abfall verbrannt oder regelgerecht entsorgt haben, erhalten sie das Geld zurück. Leichen gehören zur letztgenannten Kategorie. Bleiben sie am Berg, behalten die Behörden die Kaution ein.


Jahr für Jahr sterben Bergsteiger beim Versuch, den Mount Everest zu besteigen. Auf aktuell mehr als 5000 Besteigungen kommen 220 Todesfälle. Lassen die Kletterer ihr Leben in der sogenannten „Todeszone“, also oberhalb von 8000 Metern, ist es schwer bis unmöglich, die Leichen zu bergen. Hannelore Schmatz war 1979 die erste Deutsche, die den Gipfel des Everest erreichte. Beim Abstieg starb sie an Erschöpfung. Jahrelang passierten Bergsteiger auf dem Weg zum höchsten Punkt die als „German woman“ bekannte, im Schnee sitzende Leiche, ehe sie vom Sturm weggeweht wurde.

Zwei Leichen geborgen

In diesem Jahr hatte sich eine Expedition von rund 20 Sherpas (Extreme Everest Expedition 2010) vorgenommen, nicht nur Müll von der Aufstiegsroute auf der nepalesischen Südseite des Mount Everest zu sammeln, sondern auch einige tote Bergsteiger zu bergen – wie den US-Amerikaner Scott Fischer und den Neuseeländer Rob Hall, die bekanntesten Opfer des Unglücks im Jahr 1996, das weltweit Schlagzeilen gemacht hatte. Fishers Familie lehnte den Plan jedoch ab. Zwei Leichen aber brachten die Sherpas talwärts: Zunächst die des Schweizers Gianni Goltz, der 2008 ohne Sauerstoff den Gipfel erreicht hatte, dann aber beim Abstieg am Südsattel auf rund 8000 Metern gestorben war. Und schließlich auch die Leiche des russischen Boxers Sergej Duganov, der in diesem Frühjahr beim Versuch, den Lhotse zu besteigen, ums Leben gekommen war. Die Sherpas transportieren die beiden Toten hinunter ins Lager II auf etwa 6500 Metern, von wo aus sie mit einem Spezialhubschrauber der „Fishtail Air“ ausgeflogen wurden – eine aufwändige und für die Beteiligten riskante Aktion.


Mitglieder der „Extreme Everest Expedition 2010″ in Lager II“

Problem erkannt

Doch die Sherpas sammelten auch rund 2000 Kilogramm “normalen” Müll: alte Zelte, Seile, Leitern, Büchsen, Gasflaschen, Sonnencremetuben … Vieles davon hätten die Bergsteiger früherer Expeditionen einfach in Gletscherspalten geworfen. Jetzt, da Schnee und Eis immer mehr schmölzen, träte der Unrat wieder zutage, heißt es im Blog der Expedition: „Dort gibt es genüg Müll für Reinigungs-Expeditionen in den nächsten 50 Jahren. Ein trauriges Bild unserer Expeditionsgeschichte.“
Inzwischen ist das Problem nicht nur erkannt, sondern auch angegangen worden. Im Gegensatz zu früheren Expeditionen werden heute in der Regel wieder befüllbare Sauerstoff-Flaschen verwendet, deren Pfand so teuer ist, dass man es sich dreimal überlegt, sie zurückzulassen.
Das Basislager ist ein vergleichsweise sauberer Platz. Die Umweltvorschriften sind streng. So müssen selbst die Fäkalien gesammelt und von Trägern, im Bergsteiger-Jargon „Shitporter“ genannt, abtransportiert werden. Auch in großen Höhen gibt es für die menschlichen Bedürfnisse mittlerweile intelligente Lösungen: etwa doppelwandige Beutel, mit denen Urin und Fäkalien geruchsneutral und sicher verpackt ins Basislager zurückgebracht werden könnten. Doch längst nicht alle nutzen diese Möglichkeit.

Einsamer Tod

Hier nähern wir uns der Wurzel des Übels. Sie liegt in der großen Zahl der Gipfelanwärter. Je mehr Bergsteiger sich am Everest versuchen, desto größer wird der Müllberg, der entsorgt werden muss. Desto schwieriger wird es, alle zu kontrollieren. Und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich doch einige schwarze Schafe finden, die sich um Umweltschutz einen feuchten Kehricht scheren. Das Problem der Leichen am Berg lässt sich kaum lösen.
Auch in dieser Saison bezahlten wieder einige Bergsteiger ihren Traum vom Everest mit ihrem Leben und blieben dort, wo sie starben. So waren alle Versuche erfolglos, den erblindeten und völlig entkräfteten Briten Peter Kinloch auf der Nordroute in Sicherheit zu bringen. Vier Sherpas mussten ihn, auf 8600 Metern im Schnee liegend, zurücklassen, um selbst zu überleben. Es sei die schwierigste Entscheidung seines Lebens gewesen, die Helfer zurückzubeordern, sagte Expeditionsleiter Dan Mazur. Kinloch starb einsam. Im kommenden Jahr werden die Bergsteiger ihn dort passieren – eine Leiche mehr auf dem Weg nach oben.
Die Bergungsaktion der Sherpas auf der Südseite wirkt da wie ein Kampf gegen Windmühlen.

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