NMA – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Neue Richtlinien für Hubschrauber-Rettung in Nepals Bergen https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-richtlinien-fuer-hubschrauber-rettung-in-nepals-bergen/ Mon, 03 Sep 2018 13:28:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41919

Rettungsflug am Everest

Ein Komitee soll es richten. Seit Freitag gelten in Nepal neue Richtlinien für die Hubschrauberrettung, mit denen die Regierung künftig Versicherungsbetrug mit „Schummel-Rettungsflügen“ verhindern will. Ein „Touristen-Such-und-Rettungskomitee“ soll alle Rettungsaktionen überwachen. In dem Komitee sind neben dem Gesundheits- und Heimatministerium auch der nepalesische Bergsteiger-Verband (NMA), die Rettungsorganisation „Himalayan Rescue Association“ (HRA), die Zivilluftfahrtbehörde Nepals (CAAN) und die für die Touristen zuständige Polizei vertreten. Hubschrauber-Unternehmen, Expeditions- und Trekkingagenturen, Krankenhäuser und Versicherungsunternehmen sind ab sofort verpflichtet, alle Details über Rettungsflüge und medizinische Versorgung sowie Versicherungsrechnungen zeitnah vorzulegen, damit das Komitee sie prüfen kann. Bei Unregelmäßigkeiten soll das Komitee auch dafür zuständig sein, die schwarzen Schafe der Branche zu bestrafen.

Keine Mittelsmänner mehr

Die Regierung ließ ihren ursprünglichen Plan fallen, die Rettungsaktionen künftig komplett in die Hände  einer Polizeieinheit im Tourismusministerium zu legen. Nun werden die Veranstalter von Expeditionen und Trekkingreisen in die Pflicht genommen. Sie sollen alles Nötige in die Wege leiten, um ihren Kunden im Notfall zu retten. An Bord des Rettungshubschraubers sollen nur noch der Patient und ein Helfer oder Guide genommen werden. Die Krankenhäuser sollen der betroffenen Agentur einen Kostenvoranschlag für die Behandlung des Kunden machen. Mittelsmänner zwischen Versicherungen und Tourismusagenturen werden vollständig aus dem Rettungswesen verbannt.

CAAN soll Kosten für Rettungsflüge deckeln

Rückflug mit dem Hubschrauber

Nach der Frühjahrs-Klettersaison war ein massiver Versicherungsbetrug bei vermeintlichen Rettungsflügen aufgedeckt worden. Immer wieder sollen Guides Bergsteiger und Trekkingtouristen schon beim kleinsten Unwohlsein gedrängt haben, in einen Rettungshubschrauber zu steigen und sich zur Behandlung zurück nach Kathmandu zurückfliegen zu lassen. Diese Flüge wurden den Versicherungen dann – oft völlig überteuert – in Rechnung gestellt. Eine Untersuchungskommission des nepalesischen Tourismusministeriums benannte namentlich elf Unternehmen aus der Hubschrauber- und Trekkingbranche sowie vier Krankenhäuser in Kathmandu, die Versicherungen betrogen haben sollen. Es dürfte aber nur die Spitze des Eisbergs sein.

Die Kommission fand heraus, dass einzelne Bergführer auch Backpulver ins Essen ihrer Kunden gemischt hatten, damit diese Durchfall bekamen und sich vom Rettungshubschrauber ausfliegen ließen. Zudem waren Helikopter mit angeblich kranken Bergsteigern und Trekkingtouristen vollgepackt worden, anschließend hatten die Versicherungen dann für mehrere Einzelflüge zahlen sollen. Allein in den ersten fünf Monaten des Jahres waren laut Regierung mehr als 1300 Hubschrauberrettungen gemeldet worden.

Die Versicherungen hatten damit gedroht, künftig keine Rettungsflüge in Nepal mehr zu decken, falls die Regierung nicht einschreite. Sie forderten, die Kosten zu deckeln: auf 4000 Dollar pro Flug. Die Zivilluftfahrtbehörde CAAN soll jetzt eine Kostenobergrenze festlegen, abhängig von Flugstunden, Entfernung und Rettungshöhe.

Tier mit vier Hinterbeinen

Ob ausgerechnet ein Komitee der Weisheit letzter Schluss ist, um das Problem in den Griff zu bekommen? Ich bin skeptisch. Komitees neigen in der Regel nicht unbedingt dazu, schnell und effektiv zu arbeiten – oder wie der britische Schriftsteller John le Carré (in seinem Spionageroman „Dame, König, As, Spion“) schrieb: „Ein Komitee ist ein Tier mit vier Hinterbeinen.“

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Maya Sherpa: Nächster Versuch am Kangchendzönga https://blogs.dw.com/abenteuersport/maya-sherpa-naechster-versuch-am-kangchendzoenga/ Fri, 23 Mar 2018 08:41:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40025

Maya Sherpa

Zweiter Anlauf. Maya Sherpa, eine der bekanntesten und besten Bergsteigerinnen Nepals, versucht sich in diesem Frühjahr erneut am Kangchendzönga, dem dritthöchsten Berg der Erde.  „Ich bin wirklich glücklich, dorthin zurückzukehren“, sagt mir die 40-Jährige, als wir uns in der vergangenen Woche in Kathmandu treffen. „Ich habe Sponsoren gefunden, die mich finanziell unterstützen. Allerdings will ich nicht nur den Kangchendzönga besteigen, sondern später auch andere Achttausender, auf denen noch keine Frau aus Nepal war.“ Im Mai 2017 hatten Maya und ihre nepalesischen Freundinnen und Teampartnerinnen Pasang Lhamu Sherpa Akita und Dawa Yangzum Sherpa am 8586 Meter hohen Kangchendzönga rund 300 Meter unterhalb des höchsten Punktes umkehren müssen. Der gesamten Gruppe an Gipfelanwärtern waren die Seile ausgegangen. „Einer unserer Climbing Sherpas erzählte uns, dass sie im Frühjahr 2013 denselben Fehler gemacht hätten“, berichtet Maya. „Damals stiegen sie trotzdem zum Gipfel auf. Beim Abstieg starben zwei Sherpas und drei ausländische Bergsteiger, weil sie müde waren und es im oberen Bereich des Bergs besonders auf den Felsen extrem rutschig war.“

Mehr Seile, mehr Manpower

Maya Sherpa, Dawa Yangzum Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa (v.r.) 2017 am Kangchendzönga

Es sei keine Option, das letzte Hochlager am Kangchendzönga von 7400 Metern weiter nach oben zu verlegen, meint Maya: „Ich habe dort keinen sicheren Platz für Zelte gesehen. Wir brauchen ausreichend Seile und Manpower, das ist die Lösung.“ Die drei Sherpani, die 2014 als erste Frauen aus Nepal den K 2 in Pakistan, den zweithöchsten Berg der Erde, bestiegen hatten, werden diesmal nicht komplett am Start sein. Pasang Lhamu hatte im vergangenen November einen Sohn zur Welt gebracht und fehlt diesmal. Ob Dawa Yangzum mitkommt, ist noch offen. „Es sind ja noch zwei Wochen Zeit bis zur Abreise. Mal sehen“, sagt Maya. „Ansonsten starte ich eben mit anderen Leuten.“

Dreimal auf dem Everest

Maya am Everest

Maya Sherpa hat sich als Frau in der Männerwelt des Höhenbergsteigens behauptet. Seit 2003 ist sie Profibergsteigerin. Mit ihrem Mann, dem Expeditionsveranstalter Arnold Coster, leitet sie Expeditionen und arbeitet als Bergführerin. Den Mount Everest hat die Mutter einer siebenjährigen Tochter bereits von beiden Seiten bestiegen, insgesamt dreimal. Außerdem stand sie als erste Nepalesin auf dem Cho Oyu (8188 Meter) in Tibet, dem Pumori (7161 Meter), dem Baruntse (7129 Meter) und der Ama Dablam (6814 Meter) in Nepal sowie dem Khan Tengri (7010 Meter) in Kirgistan.

Mentale Stärke zählt

Zudem ist Maya Präsidentin der „Everest Summiteers Association“, der Vereinigung der Everest-Besteiger – und seit vergangenem August auch Vizepräsidentin des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA. „Das macht mich schon sehr stolz“, sagt Maya. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich gewählt würde.“ Sie wolle sich um alle Bergsteiger kümmern, nicht nur um die Frauen. „Seitdem ich bergsteige, gebe ich anderen Frauen doch schon ein Beispiel, was möglich ist. Ich teile gerne meine Erfahrungen und gebe ihnen Tipps. Ich denke, das hilft.“ Inzwischen werde sie nicht nur von ihren männlichen Sherpa-Kollegen, sondern auch von den Kunden akzeptiert. „Rein physisch mögen Frauen ein bisschen schwächer sein“, sagt Maya. „Aber wenn du mental stark bist, spielt das keine Rolle mehr.“

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Mit Sherpa-Frauenpower auf den Kangchendzönga https://blogs.dw.com/abenteuersport/mit-sherpa-frauenpower-auf-den-kangchendzoenga/ Fri, 06 Jan 2017 13:00:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34629 Maya Sherpa, Dawa Yangzum Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita (v.l.n.r.)

Maya Sherpa, Dawa Yangzum Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita (v.l.n.r.)

Das Trio will das Triple. Maya Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita und Dawa Yangzum Sherpa  haben sich vorgenommen, nach dem Mount Everest und dem K 2 im Frühjahr auch den dritthöchsten Berg der Erde zu besteigen, den 8586 Meter hohen Kangchendzönga im Osten Nepals. Auf dem Normalweg, mit Flaschensauerstoff. Den Everest hatten sie noch getrennt bestiegen – Maya erstmals 2006, Pasang Lhamu 2007 und Dawa Yangzum 2012 –, den K 2 in Pakistan 2014 erstmals gemeinsam als Team. Schon 2015 wollte das Trio den Kangchendzönga versuchen.  Damals kam die Expedition jedoch aus finanziellen Gründen nicht zustande. Auch diesmal fehle noch Geld, schreibt mir Maya Sherpa, die die erste nepalesische Frauen-Expedition zum Kangchendzönga leiten soll. Der Verband der nepalesischen Trekkingagenturen (TAAN) unterstütze das Team finanziell, ebenso Tashi Lakpa Sherpa, Geschäftsführer des Expeditionsveranstalters Seven Summit Treks, sagt Maya Sherpa. Der Nepalesische Bergsteigerverband NMA habe noch nicht entschieden, ob er sich ebenfalls an den Kosten beteilige. Die drei Sherpani bemühen sich zudem bei der Regierung um ein kostenloses Permit für ihre Expedition.

Abenteurerin des Jahres 2016

Kangchendzönga

Kangchendzönga

Dass die Bergsteigerinnen das Sponsorengeld für ihr Projekt erneut so mühsam zusammenkratzen müssen, ist traurig. Schließlich hat das Sherpani-Trio auch international einen Namen. So wählten die Leser der renommierten US-Zeitschrift „National Geographic“ Pasang Lhamu Sherpa Akita Anfang  2016 zum „Adventurer of the Year“ (Abenteurerin des Jahres). Die 32-Jährige führt derzeit die Mitglieder einer kommerziellen Expedition auf den Aconcagua, den mit 6972 Metern höchsten Berg Südamerikas.

Auch als Expeditionsleiterin im Einsatz

Maya Sherpa am Everest

Maya Sherpa am Everest

Maya Sherpa bestieg im Frühjahr 2016 bei einer Expedition, die von ihrem Ehemann Arnold Coster veranstaltet wurde, bereits zum dritten Mal den Mount Everest. Maya leitet auch selbst Expeditionen. „Es gibt keine andere nepalesische Frau, die diesen Job macht“, schreibt mir die 38-Jährige. Im vergangenen Herbst führte Maya eine fünfköpfige Gruppe auf den Gipfel des Siebentausender Himlung Himal, „ohne meinen Ehemann“, wie sie betont. „Ich mag es einfach, am Berg zu arbeiten.“ Nepalesische Frauen, so Maya, könnten auch als Climbing Sherpas eingesetzt werden wie Dawa Yangzum bei ihrer Everest-Besteigung 2012 bewiesen habe, als die heute 26-Jährige die Sauerstoffflaschen ihrer Expedition auf den Berg getragen habe.

Inspiration für andere Frauen in Nepal

Mit ihrem neuen gemeinsamen Kangchendzönga-Projekt wollen die drei Sherpani ihren Landsfrauen Mut machen. „Wir zeigen den anderen Frauen Nepals, dass wir alles schaffen können, wenn wir es gemeinsam versuchen“, sagt Expeditionsleiterin Maya Sherpa. „Wenn wir nur alleine unterwegs sind, nehmen das nicht so viele Leute war. Aber wenn wir zusammen klettern, schauen uns mehr Menschen zu. Und vielleicht will dann die eine oder andere junge Frau uns nacheifern.“

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Schlechtes Bergmanagement in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlechtes-bergmanagement-in-nepal/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlechtes-bergmanagement-in-nepal/#comments Tue, 06 Dec 2016 14:39:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34375 Berg im Gokyo-Tal

Berg im Gokyo-Tal

Einfach losziehen geht nicht. Wer in Nepal Berge besteigen will, sollte sich vorher genau über die Regeln informieren, sonst könnte er eine böse Überraschung erleben. Wie die drei spanischen Bergsteiger, die jüngst zwei neue Routen an Sechstausendern eröffneten. Sie waren ohne Permit unterwegs, die Behörden ermitteln jetzt. Eine saftige Geldbuße und eine 10-jährige Sperre fürs Bergsteigen in dem Himalayastaat drohen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Die Begründung der Spanier („Wir sind keine Piraten, wir  haben doch schließlich unser Geld in Nepal gelassen“) finde ich fadenscheinig. Folgt man dieser Argumentation, könnte man weltweit jede Nationalparkgebühr prellen. Nichtsdestotrotz gibt es seit langem einige Baustellen im nepalesischen „Bergmanagement“, die angeblich immer wieder bearbeitet werden, an deren Zustand sich aber nichts ändert.

Verbindungsoffiziere ohne Verbindung

Ama Dablam

Ama Dablam

So ist das bisher praktizierte System der Verbindungsoffiziere extrem reformbedürftig, um nicht zu sagen, es gehört in der aktuellen Form schlicht abgeschafft. „Wenn 15, 16 oder vielleicht 17 Expeditionen am gleichen Berg allesamt für Verbindungsoffiziere Geld hingelegt haben und nicht einer von diesen vor Ort ist, dann wirkt das einfach wie eine Gaunerei und grenzt an Betrug”, ereifert sich der britische Expeditionsleiter Tim Mosedale via Facebook nach seiner Ama-Dablam-Expedition in diesem Herbst. Damit nicht genug, habe seine Verbindungsoffizierin dann auch noch beim De-Briefing im Anschluss an die Expedition mehr Geld verlangt. Erst als er mit einer formellen Beschwerde gedroht habe, so Mosedale, habe sie die nötigen Formulare abgezeichnet. Der Expeditionsleiter war auch deshalb besonders empört, weil aus seinem Team – wie berichtet – Lhakpa Thundu Sherpa durch Eisschlag ums Leben gekommen und ein weiterer Bergsteiger verletzt worden war: „Selbst wenn die Verbindungsoffizierin da gewesen wäre, als wir die komplexe Rettungs- und Bergungsaktion auf die Beine stellten, wäre sie garantiert keine Hilfe gewesen.“ Seit Monaten liegt ein Vorschlag des nepalesischen Bergsteigerverbands NMA auf dem Tisch. „Wir haben der Regierung vorgeschlagen, künftig nur noch einen Verbindungsoffizier pro Berg zu entsenden und nicht mehr 30 bis 40 wie bisher am Everest oder anderen Bergen“, sagte mir kürzlich NMA-Präsident Ang Tshering Sherpa.

Falsche Koordinaten, falsche Namen

Eine weitere große Baustelle ist die Freigabe angeblich oder wirklich noch nicht bestiegener Berge in Nepal. Im Frühjahr 2014 hatte die Regierung in Kathmandu eine Liste mit 104 Bergen veröffentlicht, die nun zur Erstbesteigung freigegeben seien. Es stellte sich heraus, dass die angegebenen Satellitenkoordinaten teilweise fehlerhaft oder ungenau waren. Zudem entpuppte sich etwa die vermeintliche Erstbesteigung eines Sechstausenders im Rolwaling-Tal in diesem Herbst als Wiederholung, weil der Berg zuvor unter einem anderen Namen geführt worden war.

Keine Kontinuität

Berg im Khumbu

Berg im Khumbu

Darüber hinaus gibt es in Nepal noch jede Menge Berge, die noch gar nicht auf den offiziellen Listen als mögliche Ziele für Bergsteiger erfasst wurden. Entdeckst du einen solchen namenlosen Berg für dich und möchtest ihn erstmals besteigen, wird es richtig schwierig. Im Tourismusministerium gibt es dafür kein geregeltes Verfahren, um Permits zu erlangen. Was der eine Sachbearbeiter zugesagt hat, kann der nächste widerrufen. Solche Fälle hat es bereits gegeben. Sie werden sicher auch weiterhin vorkommen, berücksichtigt man, wie häufig in Nepal derzeit die Regierungen wechseln. Das derzeitige Kabinett ist bereits das siebte seit Anfang 2011.
Vor diesem Hintergrund ist auch die Tatsache kaum verwunderlich, dass die überfällige Reform der im so genannten „Tourism Act“ festgeschriebenen Regeln für Expeditionen (die dann natürlich auch für den Mount Everest gelten würden) weiter auf sich warten lässt. Alljährlich wird verkündet, dass die Beratungen begonnen hätten. In der Regel folgt darauf nichts – oder der nächste Regierungswechsel.

Verfahren vereinfachen

Was könnte helfen? In einem ersten Schritt sollte der bürokratische Wust entschlackt werden. Ein expeditionserfahrener österreichischer Bergsteiger, mit dem ich mich über das Problem austauschte, schlug beispielsweise vor, die „Logik umzudrehen“: An die Stelle der Liste von Bergen in Nepal, die bestiegen werden dürfen, könnte eine „Black List“ treten, auf der nur noch die verbotenen Gipfel verzeichnet sind. Alle anderen wären dann freigegeben, und die Permits könnten – wie jetzt – mit nach Gipfelhöhe gestaffelten Preisen erteilt werden. Will man einheitliche und dauerhafte Verfahren, würde es auch durchaus Sinn machen, die NMA damit zu beauftragen, alle Permits für Expeditionen in Nepal auszustellen. Bisher ist sie nur für Expeditionen auf Berge bis 6600 Meter Höhe zuständig. Die höheren Gipfel werden vom Tourismusministerium verwaltet. Mit den beschriebenen Folgen.

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Ang Tshering Sherpa: „Billiganbieter verderben die Branche“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ang-tshering-sherpa-billiganbieter-verderben-die-branche/ Sat, 15 Oct 2016 21:00:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33965 Ang Tshering Sherpa

Ang Tshering Sherpa

Die Zahlen machen Ang Tshering Sherpa Mut. „Wir hoffen, dass das Bergsteigen in Nepal sehr bald wieder richtig auflebt“, erzählt mir der Präsident des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA, als wir uns beim International Mountain Summit in Brixen treffen. Bei den von der Regierung verwalteten Bergen über 6500 Meter Höhe sei man in diesem Jahr, verglichen mit der Zeit vor dem verheerenden Erdbeben im April 2015, bereits wieder auf einem Niveau von 87 Prozent angelangt. Bei den Bergen unter 6500 Meter, die unter der Aufsicht der NMA stehen, habe sich der Markt sogar vollständig erholt. Im Trekkinggewerbe schwankten die Werte zwischen 40 und 50 Prozent, je nach Region, berichtet der NMA-Chef: „Wir müssen die Menschen in aller Welt wissen lassen, dass sie Nepal am meisten helfen, wenn sie unser Land besuchen. Jeder, der Zeit in Nepal verbringt, hilft dabei, die Wirtschaft wiederzubeleben und die Infrastruktur wieder aufzubauen.“

Weniger, dafür echte Verbindungsoffiziere

Mount Everest

Mount Everest

Beim Expeditionsbergsteigen gibt es einige Baustellen, die Ang Tshering als Präsident der NMA bearbeiten muss. So sorgte der Fall eines indischen Ehepaars weltweit für Schlagzeilen, das sich im vergangenen Frühjahr seine Everest-Urkunden erschlich, indem es Gipfelfotos anderer fälschte und als eigene ausgab. „Wir müssen solche Leute strenger und ernsthafter überwachen, weil sie dem Image der Bergsteiger wirklich schaden“, sagt der 62-Jährige. Die nepalesischen Verbindungsoffiziere sind dabei keine allzu große Hilfe. Meist kassieren sie von den Expeditionen ihr Geld, tauchen nicht in den Basislagern auf, bestätigen aber hinterher munter, dass Mitglieder der Teams den Gipfel erreicht haben. „Wir haben der Regierung vorgeschlagen, künftig nur noch einen Verbindungsoffizier pro Berg zu entsenden und nicht mehr 30 bis 40 wie bisher am Everest oder anderen Bergen“, verrät Ang Tshering.

Everest-Kandidaten sollten erfahrener sein

Ang Tshering (2.v.r.) mit Reinhold Messner (l.)

Ang Tshering (2.v.r.) mit Reinhold Messner (l.)

Doch es sei schwierig, solche Reformen durchzusetzen, „weil alle sechs bis acht Monate die Regierung wechselt. Du musst die neuen Verantwortlichen erst einmal überzeugen. Und wenn sie gerade dabei sind, es zu verstehen, werden sie wieder abgelöst.“ Deshalb ziehe sich auch die Diskussion über neue Bergsteiger-Regeln für den Mount Everest so in die Länge, sagt der NMA-Chef. Die Reform sei dringend nötig: „Der Everest ist der höchste Berg der Erde und nicht leicht zu besteigen. Egal, ob die Gipfelanwärter in den europäischen Alpen, sonstwo im Ausland oder auf den Bergen Nepals bergsteigen, sie sollten einfach mehr Erfahrung haben.“

Bergsteiger interessiert nur der Preis“

Wie viele andere, sieht auch Ang Tshering das Problem, dass vor allem neu auf den Markt drängende Expeditionsveranstalter aus Nepal die Kundschaft mit Dumpingpreisen anlocken. „Sie krallen sich auch Leute, die keine Ahnung vom Bergsteigen haben und nicht wissen, wie man mit der Ausrüstung umgeht. Diese Agenturen verderben die Tourismusbranche.“ Der Präsident der NMA leitet gleichzeitig Asian Trekking, einen der größten Expeditionsveranstalter des Landes. „Es darf nicht sein, dass die Sicherheitsmaßnahmen anderer nepalesischer Anbieter dadurch kompromittiert werden“, sagt Ang Tshering Sherpa. Es gebe durchaus erfahrene und gut organisierte Veranstalter in Nepal. „Aber die Bergsteiger schauen nur auf den Preis, nicht auf die Sicherheitsstandards. Das ist das Problem.“

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Erste Everest-Gipfelerfolge auf der Südseite seit drei Jahren https://blogs.dw.com/abenteuersport/erste-everest-gipfelerfolge-auf-der-suedseite-seit-drei-jahren/ Wed, 11 May 2016 15:17:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32653 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Die Arbeiter waren die ersten. Neun Sherpas erreichten heute als Erste in diesem Frühjahr den Gipfel des Mount Everest. Das teilte Ang Tshering Sherpa mit, Präsident des nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA. Die Sherpas gehörten zu einem Team mehrerer Expeditionsveranstalter, das Fixseile bis zum höchsten Punkt auf 8850 Metern legte. Es waren die ersten Gipfelerfolge auf der nepalesischen Seite des Everest seit drei Jahren.

Zwei Saisons, die vorzeitig endeten

Den vermeintlichen der Chinesin Wang Jing und ihres Sherpa-Teams am 23. Mai 2014 ignoriere ich bewusst. Sie hatte sich mit dem Hubschrauber nach Lager 2 fliegen lassen. In jenem Frühjahr war die Saison vorzeitig zu Ende gegangen, nachdem bei einer Lawine im Khumbu-Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen waren. 2015 hatte eine riesige Lawine das Everest-Basislager getroffen, die das verheerende Erdbeben am 25. April am nahe gelegenen Siebentausender Pumori ausgelöst hatte. 19 Menschen waren im Basislager ums Leben gekommen, alle Expeditionen waren anschließend abgereist.

Weg bereitet

Nachdem die Sherpas nun auf der Südseite die Normalroute bis zum Gipfel präpariert haben, ist der Weg für die Mitglieder der kommerziellen Expeditionen bereitet. Mehrere Teams wollen gleich das erste Schönwetterfenster für einen Gipfelversuch nutzen. Es soll sich von Samstag bis Montag öffnen.

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UIAA unterstützt strengere Everest-Regeln https://blogs.dw.com/abenteuersport/uiaa-unterstuetzt-strengere-everest-regeln/ Sun, 15 Nov 2015 18:54:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31217 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Rückendeckung für die nepalesischen Behörden: Der Weltverband der Kletterer und Bergsteiger (UIAA) „unterstützt in vollem Umfang die Entscheidung, strengere Zulassungsregeln für Bergsteiger festzulegen, die den höchsten Berg der Erde, den Mount Everest (8848 Meter) besteigen wollen“, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Geplant ist unter anderem, dass Everest-Anwärter künftig nachweisen müssen, dass sie vorher schon einmal einen mindestens 6500 Meter hohen Berg bestiegen haben. So soll verhindert werden, dass Anfänger sich am höchsten aller Berge versuchen. „Der Everest sollte wieder ein Berg der Bergsteiger werden“, sagte UIAA-Präsident Frits Vrijlandt.

„Würde und Ehre des Everest wiederherstellen“

„Wir unterstützen die Altersbeschränkungen (kein Zugang für Bergsteiger unter 18 und über 75) und die minimalen körperlichen und geistigen Anforderungen an die Bergsteiger, mit denen sichergestellt werden soll, dass man in der Lage ist, alleine oder mit einem Partner zu klettern. Wenn man sich den Berg hinauflassen ziehen muss, hat man einfach nichts am Everest zu suchen.“ Vrijlandt sagte, den nepalesischen Behörden liege der Everest wirklich am Herzen. Der UIAA-Präsident war im Jahr 2000 der erste Niederländer, der den Everest von der tibetischen Nordseite aus bestieg und 2003 der Zweite seines Heimatlandes auf den „Seven Summits“, den höchsten Bergen aller Kontinente.
Die UIAA teilte mit, man sei sich mit dem Nepalesischen Bergsteigerverband (NMA) darin einig, „dass die Einführung dieser Maßnahmen die Sicherheit auf dem zunehmend überlaufenen Berg drastisch erhöhen und den Druck auf die Bergführer vermindern wird, die häufig ihr Leben riskieren müssen, um schlecht vorbereiteten Kletterern zur Seite zu stehen. Außerdem können so Würde und Ehre des Everest wiederhergestellt werden.“

Mehr Eigenverantwortung

Die neuen Everest-Regeln müssen noch in das bestehende Gesetz, den so genannten „Tourism Act” eingearbeitet werden. Ich denke, die neue Regierung des Landes dürfte derzeit jedoch dringlichere Probleme haben, die es zu lösen gilt, etwa die nach wie vor andauernde Blockade der Grenze zu Indien. Selbst wenn die neuen Everest-Vorschriften pünktlich zum Beginn der Frühjahrssaison in Kraft treten sollten, stellt sich die Frage, wie man sicherstellen will, dass die Regeln auch eingehalten werden. Das Tourismusministerium wird wohl kaum Trainingsgelände eröffnen, auf denen Everest-Anwärter nachweisen müssen, dass sie die nötigen Bergsteiger-Fähigkeiten besitzen, bevor sie ein Permit, also eine Besteigungsgenehmigung, erhalten. Daher werden wohl die Expeditionsveranstalter sicherstellen müssen, dass ihre Kunden die Bedingungen erfüllen. Die Anbieter wären gut beraten, diese Verantwortung an ihre Kundschaft weiterzugeben. Letzten Endes sollte schließlich jeder Bergsteiger, der auf den Everest will, selbstverantwortlich am Berg Entscheidungen treffen können. Das wäre schon einmal ein großer Schritt vorwärts.

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Gesucht: Neue Berghütte im Himalaya https://blogs.dw.com/abenteuersport/gesucht-neue-berghuette-im-himalaya/ Thu, 29 Jan 2015 14:06:19 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28229 Wettbewerbsplakat für die Himalaya-Berghütte

Wettbewerbsplakat für die Himalaya-Berghütte

Wie in den Alpen sollen Bergsteiger bald auch im Himalaya in Schutzhütten Unterschlupf finden. Nicht in einfachen Blech- oder Holzverschlägen. Zweckmäßig, pflegeleicht, nicht zu teuer, aber bitte auch schön und bequem sollen die neuen Hütten sein. Der Nepalesische Bergsteigerverband (NMA) hat dafür zusammen mit dem nepalesischen Entwicklungsprogramm Samarth einen Architekten- und Designerwettbewerb ausgeschrieben. Gesucht wird „eine neuartige Unterkunft für große Höhen, die erste ihrer Art in Nepal“.

Umweltverträglich

Sie muss Hitze, Kälte, Regen, Schnee und Wind standhalten. Die Hütte soll zehn bis 20 Personen bei miesem Wetter mehrere Tage lang einen „bequemen Zufluchtsort“ bieten, ausreichend Stauraum für Kletterausrüstung wie Seile oder Klettergurte und auch eine umweltverträgliche Strom- und Wasserversorgung. Die Ausschreibung sieht vor, dass der Prototyp als Serbst-Versorger-Hütte geeignet ist, aber auch als bewirtschaftete Hütte mit Küche und kleinem Laden. Bis zum 1. April können sich Bewerber anmelden, spätestens am 10. April müssen die Vorschläge vorliegen. Am 30. April soll dann der Gewinner des Wettbewerbs verkündet werden und einen Siegerscheck über 5000 US-Dollar erhalten. In der 13-köpfigen Jury sitzen Architekten unter anderem aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Hongkong und Singapur, seltsamerweise aber kein Nepalese.

Ein Modell, viele Ausführungen

Auf der Annapurna-Runde

Auf der Annapurna-Runde

Die erste Hütte soll am 5896 Meter hohen Paldor Peak entstehen, einem beliebten Aussichtsberg im Massiv des Ganesh Himal, nordwestlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Fernziel ist laut Ausschreibung, nach der Schablone des Siegermodells „in allen Landesteilen entlang dem Himalaya“ Hütten zu bauen. Mit dieser Initiative reagiert der Nepalesische Bergsteigerverband wohl auch auf die Vorwürfe nach den schweren Unwettern Mitte Oktober, bei denen im Gebiet rund um den Achttausender Annapurna rund 30 Menschen ums Leben gekommen waren, darunter viele Trekkingtouristen. Damals hatten Kritiker unter anderem bemängelt, dass in den betroffenen Gebieten auf der beliebten Annapurna-Runde Notunterkünfte fehlten, in denen die Wanderer Schutz vor den Schneestürmen hätten finden können.

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Hilfe für Familien der Everest-Lawinenopfer https://blogs.dw.com/abenteuersport/hilfe-fuer-familien-der-everest-lawinenopfer/ Fri, 09 May 2014 19:36:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26035 Schneefahne vom Gipfel des Mount Everst

Schneefahne vom Gipfel des Mount Everest

Warten auf die Ruhe nach dem Sturm. Derzeit bläst es heftig in der Gipfelregion des Mount Everest – mit Windgeschwindigkeiten bis zu 60 Knoten (etwa 110 Stundenkilometer). An einen Gipfelversuch eines der etwa zehn Teams auf der tibetischen Nordseite des Bergs ist nicht zu denken. Erst ab dem 16. Mai, also in einer Woche, zeichnet sich ein Schönwetterfenster mit wenig Wind ab. Auf der Südseite haben nach Information des US-Expeditionsleiters Eric Simonsen die „Icefall doctors“ ihre Leitern und Seile aus dem Khumbu-Eisbruch geholt. Bis zur nächsten Saison wird das Material in einem Lager in Gorak Shep deponiert, der letzten ständig bewohnten kleinen Ortschaft nahe dem Mount Everest auf 5200 Metern. Einen Aufstieg auf den 8850 Meter hohen Gipfel wird es damit von der nepalesischen Seite aus in diesem Frühjahr definitiv nicht mehr geben. In Kathmandu übergab dieser Tage der Japaner Ken Noguchi im Namen seiner Umweltschutz-Organisation „Seven Summits Actions for Sustainable Society“ einen Scheck über 100.000 US-Dollar an Ang Tshering Sherpa, den Präsidenten des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA).

NMA soll Hilfe koordinieren

Mit dem Geld, das Noguchi in Japan sammelte, sollen die Familien der 16 Lawinenopfer vom Everest (seht unten das bewegende Video der New York Times „Letzte Minuten am Everest“)  unterstützt werden. Die nepalesische Regierung hat die NMA beauftragt, dafür Sorge zu tragen, dass die Kinder dieser Familien weiter ausgebildet werden.

Ang Tshering kündigte an, dass sein Verband dafür einen Hilfsfond gründen werde, in den die NMA ebenfalls 100.000 Dollar einzahlen werde und in den Spendengelder aus aller Welt fließen könnten. In vielen Ländern haben Bergsteiger Sammlungen für die Familien der Opfer organisiert – wie der Tübinger Arzt und Bergsteiger Matthias Baumann, der im Basislager war, als die Lawine von der Westschulter hinabdonnerte:

Ken Noguchi war 1999 mit 25 Jahren der damals jüngste Bergsteiger, der die „Seven Summits“ bestiegen hatte, die höchsten Berge aller Kontinente. Die Absage einer kompletten Saison auf der nepalesischen Seite des Everest wie in diesem Frühjahr dürfe sich nicht wiederholen, sagte der 40 Jahre alte Japaner: „Wenn es noch einmal passiert, werden die Ausländer einen Bogen um den Everest machen.“ Oder aber auf die tibetische Seite des Bergs wechseln. Das hat der blinde österreichische Bergsteiger Andy Holzer vor. „Der Grund ist, dass ich dem Chaos, das auf nepalesischer Seite entstanden ist, entgehen möchte. Ich will nicht zum Spielball der nepalesischen Regierung und der Sherpas werden“, sagte der 47-Jährige nach seiner Rückkehr aus Nepal.

P.S.: Wer Matthias Baumanns Video bis zu Ende geguckt hat, weiß es schon. Für alle anderen hier die Konto-Nummer seiner Hilfsaktion für die Sherpa-Familien: Himalayan Project e.V., Kreissparkasse Biberach IBAN DE45 6545 0070 0007 0581 89, BIC SBCRDE66, Kennwort: Sherpa Lawinenopfer.

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Betreutes 8000er-Bergsteigen? https://blogs.dw.com/abenteuersport/betreutes-8000er-bergsteigen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/betreutes-8000er-bergsteigen/#comments Wed, 09 Apr 2014 19:22:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25753 Mount Everest und Lhotse (Bildmitte)

Mount Everest und Lhotse (Bildmitte)

Karfreitag wird es spannend in Kathmandu. An diesem Tag treffen sich in der nepalesischen Hauptstadt Vertreter der Himalaya-Staaten China, Pakistan, Indien und Nepal. Sie diskutieren einige Vorschläge, die Nepal auf den Tisch gelegt hat. So soll künftig jedem Achttausender-Bergsteiger verpflichtend ein einheimischer Bergführer zur Seite gestellt werden. An 7000ern würde nach den Vorstellungen Nepals ein lokaler Führer für je drei Bergsteiger vorgeschrieben, an niedrigeren Bergen einer pro Expedition. Geplant sei das Ganze, „um die Risiken zu senken und Unfälle zu verhindern“, sagt Ang Tshering Sherpa, Präsident des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA).  In die meisten Unfälle am Mount Everest seien ausländische Bergsteiger verwickelt, die ohne lokale Bergführer unterwegs seien.

Neue Jobs

Ang Tshering Sherpa

Ang Tshering Sherpa

Außerdem, so der 60-Jährige, würde man so noch zwei andere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen könnten die Führer den Bergsteigern dabei helfen, die vorgeschriebenen acht Kilogramm Müll vom Everest herunterzubringen: „Einzelne Bergsteiger sind mit der Zeit erschöpft, wenn sie dort oben sind. Sie haben keine Kraft mehr, auch noch Müll herunterzubringen, und am Ende vermehren sie sogar den Unrat auf dem Everest.“ Zum anderen brächte die neue Regel neue Jobs für Nepal.

Weder Messner noch Steck

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Sollte der Plan Realität werden, wäre dies ein bedeutender Eingriff in die Freiheit der Bergsteiger und würde besonders die Topbergsteiger treffen. Reinhold Messners Alleingang am Everest im Jahr 1980 wäre unter einer solchen Regelung ebenso unmöglich gewesen wie Ueli Stecks beeindruckendes Solo in der Annapurna-Südwand im vergangenen Oktober. Für diese Pioniertat war der Schweizer vor anderthalb Wochen mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet worden, dem Oscar der Bergsteiger.

„Neue“ Achttausender

Bei dem Treffen am Karfreitag in Kathmandu will Nepal auch einen anderen Vorstoß zur gemeinsamen Sache aller Himalaya-Staaten machen. Sechs bisherige Achttausender-Nebengipfel sollen zu eigenständigen Bergen erklärt werden: der Westgipfel des Kangchendzönga (alias Yalung Kang, 8505 m), der Mittel- (8473 m) und der Südgipfel (8476 m) desselben Massivs, der Lhotse-Mittelgipfel (8410 m) und der Lhotse Shar (8382 m) sowie der Broad Peak-Mittelgipfel (8011 m). Der Weltverband der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) hatte bei seiner Generalversammlung im Oktober 2013 in Pontresina in der Schweiz die Entscheidung darüber vertagt, ob er zusätzliche Achttausender anerkennt oder nicht. Die nächste Chance böte sich vom 16. bis 18. Oktober dieses Jahres. Dann kommt die UIAA in Flagstaff in den USA zu ihrer nächsten Generalversammlung zusammen.

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Das leidige Thema Leiter https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-leiter/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-leiter/#comments Tue, 18 Mar 2014 22:18:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25517 Everest-mit-LeiterEine Nachricht wird nicht dadurch wahrer, dass man sie stets neu auflegt. Wieder geistert die Meldung durch die Gazetten, am Hillary Step, der Schlüsselstelle der Everest-Normalroute auf der nepalesischen Seite, sollten Leitern angebracht werden, um Staus zu verhindern. Daraus werden dann Schlagzeilen wie „Nepal will Gipfelbesteigung des Everest erleichtern“. Blicken wir auf die Fakten:  Mohan Krishna Sapkota, Sprecher des Tourismusministerium in Kathmandu, hat einem Agenturjournalisten gesagt, dass man für die Zukunft erwäge, Leitern am Hillary Step zu befestigen. Wann das sein solle, ließ er offen. Das ist nicht neu.

Ein Vorschlag von vielen

Eine Stelle, zwei Wege (© IMG/Mike Hamill)

Eine Stelle, zwei Wege (© IMG/Mike Hamill)

Schon im letzten Jahr war mit dicken Lettern verkündet worden, bald gebe es eine Leiter an der Schlüsselstelle im Gipfelbereich. Auch auf der Generalversammlung des Weltverbands der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) in im Oktober in Pontresina in der Schweiz wurde heftig darüber getuschelt – sehr zum Ärger der nepalesischen Delegation. Die Leiter sei nur ein Vorschlag von vielen, sagte damals UIAA-Ehrenmitglied Ang Tshering Sherpa, der inzwischen auch wieder zum Präsidenten des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands (NMA) gewählt worden ist. Der 60-Jährige verwies darauf, dass im Frühjahr 2013 erstmals an den Engpässen der Route zwei Fixseile verlegt worden seien, auch am Hillary Step. Das habe „zu einer sicheren Klettersaison geführt, ohne Berichte über Staus an den Schlüsselstellen.“

Doppelte Fixseile an kritischen Stellen

Erfahrung bedeutet, Bewährtes zu bewahren. Der Verband der Everest-Expeditionsveranstalter (EOA) kündigte an, dass auch in diesem Jahr an kritischen Stellen zwei Fixseile angebracht würden. Dawa Steven Sherpa, Leiter der Eco Everest Expedition 2014 und EOA-Mitglied, nannte neben dem Hillary Step das „Gelbe Band“ (7600 Meter) und den „Genfer Sporn“ (7900 Meter) in der steilen Lhotseflanke sowie den „Balkon“ (8500 Meter) im Gipfelbereich. Von Leitern war nicht die Rede. Die werden jetzt erst einmal von den Sherpas im Khumbu-Eisbruch oberhalb des Basislagers benötigt. Die  so genannten „Icefall doctors“ haben damit begonnen, eine Route durch das gefährliche Eislabyrinth zu legen und sie abzusichern.

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Nepal hofft auf neue Achttausender https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-hofft-auf-neue-achttausender/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-hofft-auf-neue-achttausender/#comments Fri, 09 Aug 2013 20:02:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22841

Bald zwei Broad-Peak-Achttausender?

Muss Reinhold Messner noch einmal in den Himalaya aufbrechen, um seine Achttausender-Sammlung zu vervollständigen? Nach Informationen des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA) sollen bald sechs weitere Gipfel als eigenständige Achttausender definiert werden, die bisher nur als Nebengipfel galten.

Abgestimmt wird im Oktober

Vertreter des Bergsteiger-Weltverbands UIAA hätten bei einem Treffen Anfang Mai in Italien fünf Gipfel in Nepal und einen in Pakistan empfohlen, berichtet die Himalayan Times: im Kangchendzönga-Massiv den Westgipfel (auch Yalung Kang genannt, 8505 Meter), den Mittel- (8473 Meter) und den Südgipfel (8476 Meter). Dazu den Lhotse-Mittelgipfel (8413 Meter) und den Lhotse Shar (8400 Meter) sowie den Mittelgipfel des Broad Peak (8047 Meter). Auf der Generalversammlung der UIAA am 4. und 5. Oktober in Pontresina in der Schweiz solle darüber abgestimmt werden.

Lobbyarbeit

„Die nepalesische Delegation muss bei der Konferenz eine entschiedene Kampagne starten, um die anderen Vertreter für den Vorschlag zu gewinnen“, sagte der langjährige NMA-Präsident und UIAA-Vertreter Ang Tshering Sherpa. Sollten die Gipfel als Achttausender anerkannt werden, so der 59-Jährige, wäre dies großartig für die nächste Bergsteiger-Generation – und auch für Nepal, Pakistan, China und Indien, weil dann zusätzliche Expeditionen in die Länder kämen, die an diese Berge grenzten.

Wann ist ein Berg ein Berg?

Die Frage, wann ein Gipfel als eigenständiger Berg gilt, ist Definitionssache. Derzeit gilt im Himalaya ein Berg außer dem Mount Everest nur dann als Achttausender, wenn er mindestens 500 Meter höher ist als der höchste angrenzende Pass, der zum nächsthöheren Berg führt. Diese Definition ist unter Wissenschaftlern umstritten. Vielleicht gibt es ja bald 20 Achttausender.

P.S. Wer sich für Orometrie, die methodische Erfassung von Bergen, interessiert, sollte unbedingt auf 8000ers.com nachlesen. Eberhard Jurgalski ist in dieser Frage ein ausgewiesener und international anerkannter Experte.

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