Russell Brice – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Spanier brechen Gipfelversuch am Gasherbrum II ab https://blogs.dw.com/abenteuersport/spanier-brechen-gipfelversuch-am-gasherbrum-ii-ab/ Fri, 21 Jul 2017 14:36:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37047

Die Route der Spanier (blau) am Gasherbrum II

Das Wetter im Karakorum ist in diesem Sommer wieder einmal eine Wundertüte. „Wir erleben regelmäßig vier Jahreszeiten an einem Tag: Sonne, Wolken, Regen, Schnee, Wind“, schrieb der neuseeländische Expeditionsleiter Russell Brice in dieser Woche aus dem Basislager zu Füßen des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde.  Knapp 20 Kilometer Luftlinie entfernt, starteten die drei Spanier Alberto Inurrategi, Juan Vallejo und Mikel Zabalza ungeachtet der Wetterkapriolen am Mittwoch ihren ambitionierten Versuch, Gasherbrum I und II im Alpinstil zu überschreiten, ohne ins Basislager abzusteigen – 33 Jahre nach Reinhold Messners und Hans Kammerlanders bis heute nicht wiederholter Pioniertat an diesen beiden Achttausendern.

Zu heftiger Wind

Ursprünglich hatten die Spanier erst den G I und dann den G II besteigen wollen, in umgekehrter Reihenfolge wie die beiden Südtiroler 1984. Doch der viele Neuschnee am G I und die Prognose, dass an diesem Berg ein starker Wind wehen werde, zwang sie umzudisponieren. Das Trio beschloss, nun doch wie Messner und Kammerlander erst den G II in Angriff zu nehmen, allerdings auf der Route der beiden Polen Jerzy Kukuczka und Wojciech Kurtyka von 1983 über den Ostgrat. Dort drehten sie heute auf einer Höhe von rund 7100 Metern um und stiegen wieder ab, wie ihr GPS-Tracker zeigte. „Der Grat war zu gefährlich wegen des heftigen Windes“, bestätigte ihr Team wenig später auf Facebook.

Starkes Team

Vallejo, Zabalza, Innurategi (v.l.)

Die drei Spanier sind ein eingespieltes und äußerst erfahrenes Team. Der heute 48 Jahre alte Alberto Inurrategi war 2002 der zehnte Mensch, der alle 14 Achttausender bestiegen hatte und der vierte, dem dieses Kunststück ohne Flaschensauerstoff gelungen war. Zwölf Achttausender bestieg Alberto gemeinsam mit seinem älteren Bruder Felix, der im Jahr 2000 beim Abstieg vom Gasherbrum II tödlich verunglückte. Juan Vallejo, 47 Jahre alt, hat neun der 14 Achttausender bestiegen. Der gleichaltrige Mikel Zabalza stand 2004 auf dem K 2 und 2008 auf dem Manaslu. Als Trio eröffneten Alberto, Juan und Mikel 2010 eine neue Route auf den 8011 Meter hohen Mittelgipfel des Broad Peak. Der Hauptgipfel ist 40 Meter höher. Mehrmals scheiterten sie auch mit ihren ambitionierten Projekten, etwa am Westpfeiler des Makalu (Frühjahr 2009), im Hornbein-Couloir am Mount Everest (Herbst 2009) oder auch im Sommer 2016, als sie erstmals die Überschreitung der beiden Gasherbrum-Gipfel versuchten.

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Lawine am K 2 https://blogs.dw.com/abenteuersport/lawine-am-k-2-2/ Fri, 14 Jul 2017 13:00:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37007

Basislager am K 2

Mit diesem Monarchen ist nicht zu spaßen. Der K 2, der “König der Achttausender”, ist launisch und deshalb gefährlich. „Heute morgen um 8.12 Uhr sahen wir eine große Lawine, die über die Abruzzi-Route abging“, schreibt Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Dreamers Destination auf Facebook. Die Abruzzi-Route führt, dem Weg der italienischen Erstbesteiger 1954 folgend, über den Südostgrat des Bergs (Bild unten, Route F). „Wir denken, dass Lager 3 (auf etwa 7300 Metern) komplett weggefegt worden ist“, fährt der 31 Jahre alte Nepalese fort. „Ich bin mir sicher, dass unser Materialdepot nahe Lager 4 liegt, weil unser Sherpa-Team es an einem Eisabbruch angelegt hat. Aber es ist ziemlich wahrscheinlich, dass alle Fixseile weggespült worden sind.“ Sein Sherpa-Team werde sich morgen ein Bild von der Lage machen.

Starker Wind im Gipfelbereich

Russell Brice

Laut Mingma ist die Wetterprognose für die kommenden Tage alles andere als rosig. „Der Wetterbericht zeigt Schneefall auf 8000 Metern an jedem Abend und sehr starke Winde am Gipfel. Das verzögert unseren Gipfel-Plan. Wir warten auf gutes Wetter.“ So ergeht es auch den anderen Teams im Basislager zu Füßen des K 2, des mit 8611 Metern zweithöchsten Bergs der Erde. Für viele wird die Zeit allmählich knapp. Russell Brice, Chef des neuseeländischen Expeditionsveranstalters Himalayan Experience, verweist darauf, dass sein Team spätestens am 4. August das Basislager räumen müsse, um die gebuchten Heimflüge zu erreichen. „Wir wissen alle, dass wir mit dem Rücken zur Wand stehen“, schreibt Brice, „Aber jeder ist darauf vorbereitet, hart zu arbeiten, Lasten zu schleppen, Plattformen für die Zelte zu graben und ähnliches, und dies nicht einfach den Sherpas und den pakistanischen Helfern zu überlassen.“

Schlaflose Nächte

Routen am K 2

Auch Russell verweist auf den zu erwartenden starken Wind im oberen Bereich des Bergs, der es wahrscheinlich nicht zulassen werde, die Fixseile bis zum letzten Hochlager auf etwa 8000 Metern vor dem 20. Juli anzubringen. Sein Team will über die Cesen-Route (auf dem Bild Route E) aufsteigen, über den Südsüdostgrat. Brice wirkt nicht gerade euphorisch angesichts der Verhältnisse. „Lasst uns abwarten, was in den nächsten Tagen passiert und welche Abenteuer vor uns liegen“, schreibt der 65-Jährige erfahrene Expeditionsleiter, der mit allen Himalaya- und Karakorumwassern gewaschen ist. „Aber ich bin mir sicher, dass viele schlaflose Nächte vor uns liegen.“ Der König der Achttausender gewährt eben nur selten eine Gipfelaudienz.

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Mit dem Müllsack auf den Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/mit-dem-muellsack-auf-den-everest/ Wed, 29 Mar 2017 13:45:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35635

Müllsammeln am Everest

So große Müllsäcke sind garantiert noch nicht vom Mount Everest heruntergebracht worden. Die Vereinigung der Expeditionsveranstalter in Nepal (EOA) hat Leinensäcke ins Basislager bringen lassen, die 80 Kilogramm fassen. Damit sollen vor allem Altlasten aus Lager zwei auf 6400 Metern ins Tal befördert werden, die sich dort aufgrund des vorzeitigen Abbruchs der Klettersaisons 2014 und 2015 angesammelt haben. 80-kg-Säcke sind natürlich zu schwer, um von Trägern geschultert und durch den Khumbu-Eisbruch ins Basislager gebracht zu werden.

Zwei Dollar pro Kilo

Dafür sollen die Hubschrauber genutzt werden, die derzeit für die anstehende Frühjahrssaison Material der Expeditionsteams nach Lager zwei fliegen. Auf dem Rückflug ins Basislager sind sie leer und können die Müllsäcke aufnehmen. Der Neuseeländer Russell Brice, Chef des Veranstalters Himalayan Experience, bezahlt seinen Sherpas nach eigenen Worten zwei US-Dollar pro Kilo Müll, den sie auf dem Rückweg von Lager drei (7300 Meter) oder vier (7950 Meter) hinunter nach Lager zwei bringen. Auch die „Eco Everest Expedition“ des Veranstalters Asian Trekking hat sich wieder auf die Fahnen geschrieben, „alten Müll, zusätzlich zu unserem eigenen“ vom Berg zu bringen.

Vergleichsweise niedrige Kaution

Südseite des Mount Everest

Seit vielen Jahren sind die Bergsteiger am Everest verpflichtet, ihren Bio-Abfall zu vergraben oder verbrennen. Recycelbares Material wie Plastik oder Glas muss ebenso nach Kathmandu zurückgebracht werden wie verbrauchte Sauerstoffflaschen oder leere Batterien. Ein Expeditionsteam, das gegen die Auflagen verstößt, riskiert, seine Umweltkaution in Höhe von 4000 US-Dollar nicht zurückzuerhalten. Ob diese – verglichen mit dem Gesamtumsatz am Everest – eher niedrige Summe Umweltsünder wirklich abzuschrecken vermag, sei dahingestellt.

Gletscherschmelze fördert Altlasten zutage

Natürlich gibt es auch Altlasten am Berg aus Zeiten, in denen Umweltschutz noch ein Fremdwort war. Auch die zunehmende Gletscherschmelze am Everest infolge des Klimawandels sorgt dafür, dass jetzt alte Zelte oder Sauerstoffflaschen aus den 1990er Jahren oder von noch früher wieder auftauchen, die Bergsteiger einst in Gletscherspalten „entsorgt“ hatten.

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Everest-Saison „so normal, wie sie sein konnte“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-saison-so-normal-wie-sie-sein-konnte/ Fri, 10 Jun 2016 14:31:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32913 Mount Everest

Mount Everest

Vor der Saison waren sich eigentlich alle einig: Noch ein Jahr mit Unglücken und ohne Gipfelerfolge am Mount Everest würde das kommerzielle Bergsteigen am höchsten Berg der Erde kaum verkraften. Es kam anders. Mehr als 400 Besteigungen auf der nepalesischen Südseite des Everest, über 100 auf der tibetischen Nordseite, fünf Todesfälle im Gipfelbereich. Alles wieder normal? Irgendwelche Probleme, auf die man hinweisen sollte? Das habe ich einige Expeditionsveranstalter gefragt, die im Frühjahr am Everest waren. Die ersten drei haben bereits geantwortet. Es gibt einige Übereinstimmungen. Aber lest selbst!

Crampton: „Warum keine Regeln wie bei den Chinesen?“

Für Phil Crampton, der in Großbritannien geboren wurde und in den USA lebt, war es die 14. und letzte Saison am Everest. Er hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass sich sein Unternehmen Altitude Junkies ab 2017 auf „weniger überfüllte“ Berge wie die Achttausender Makalu, Dhaulagiri und Kangchendzönga konzentrieren werde. Crampton selbst stand sechsmal auf dem Gipfel des Mount Everest. In dieser Saison verbuchte das Altitude-Junkies-Team 16 Gipfelerfolge. Hier ist Phils Bilanz:

Phil Crampton

Phil Crampton

„Die Frühjahrssaison am Everest war so normal, wie sie nach den Katastrophen-Saisons 2014 und 2015 sein konnte. Der Berg war in diesem Jahr nicht so überfüllt wie sonst. Und doch wurden am Gipfeltag 19. Mai wieder Engpässe wegen Massen von Bergsteigern gemeldet. Expeditionsveranstalter und die Regierung in Kathmandu sprechen bereits davon, dass sie für die Saison 2017 eine höhere Zahl ausländischer Bergsteiger erwarten, weil immer noch viele Leute Permits aus den vergangenen beiden Jahren haben. Ich habe wieder einmal Bergsteiger mit unzureichender Höhenerfahrung an den Flanken des Everest gesehen. Und die meisten von ihnen waren mit Billiganbietern unterwegs, die über weniger Erfahrung verfügen. Auch die Frage der alpinen Erfahrung der Everest-Bergsteiger wird von der Regierung nicht geregelt. Es scheint, als dürfe jeder losklettern, der bereit ist, die 11.000 Dollar für das Permit zu zahlen. Warum macht man es nicht so wie die Chinesen, die von allen ihren Staatsbürgern fordern, vorher einen anderen Achttausender bestiegen zu haben, bevor sie ein Permit für die Nordseite erhalten?“

Barringer: „Müll auf dem Berg, unerfahrene Bergsteiger“

Adrian Ballinger versuchte in diesem Frühjahr zusammen mit seinem US-Landsmann Cory Richards, den Everest von Norden aus ohne Flaschensauerstoff zu besteigen. Per Snapchat ließen sie unter dem Hashtag #everestnofilter die Welt in Echtzeit an ihrem Aufstieg teilhaben. Adrian drehte auf etwa 8500 Metern um, als er bei sich erste Symptome der Höhenkrankheit feststellte, Cory erreichte den Gipfel. Ballingers Unternehmen Alpenglow Expeditions war auch mit einem kommerziellen Team am Berg. Das schrieb mir Adrian:

Adrian Ballinger

Adrian Ballinger

„2016 war eine großartige Saison für Alpenglow am Everest. 100 Prozent unserer kommerziellen Kunden (vier Kletterer, drei Sherpas) erreichten den Gipfel, bei sehr guten Bedingungen. Die Route auf der Nordseite war in einem sehr guten Zustand, und viel sicherer, als ich es auf der Südseite in den vergangenen acht Saisons erlebt habe. Das Fixseil-Team der CTMA (Chinese Tibet Mountaineering Association) hat größtenteils ausgezeichnete Arbeit geleistet. Dennoch gibt es Probleme am Berg, die angesprochen werden müssen. Verantwortlich dafür sind Billiganbieter ohne westliche Bergführer. Zu diesen Problemen gehört, dass sie Müll und Fäkalien am Berg zurücklassen, unerfahrene Bergsteiger in ihren Teams zulassen und die Ressourcen anderer Teams nutzen, die ihnen selbst fehlen. Keines dieser Probleme ist unüberwindbar, aber es ist notwendig, Regeln für die kommerziellen Veranstalter aufzustellen und diese auch durchzusetzen.“

Brice: „Neue nepalesische Veranstalter mit zu wenig Sherpas“

Auch der Neuseeländer Russell Brice kann aus seiner Sicht als Chef des Veranstalters Himalayan Experience mit der Everest-Saison zufrieden sein. Sechs seiner Kunden, darunter auch der Deutsche Andreas Friedrich, erreichten mit ihren Sherpas, von Süden aufsteigend, den höchsten Punkt. Russ hat mich ermuntert, seine Saisonbilanz auf der Himex-Homepage zusammenzufassen. Das habe ich getan:

Russell Brice

Russell Brice

„Nachdem ich gesehen hatte, wie viele Menschen aufbrachen, um am 19. Mai den Gipfel zu erreichen, hat es mich nicht überrascht, was später in der Saison geschah. Es war „Business as usual auf dem Everest“, wie es in der Schlagzeile eines Artikels hieß. Aber ich frage mich wirklich, ob wir denn niemals aus den Fehlern der Vergangenheit lernen! Es gibt hier jetzt viele neue nepalesische Expeditionsanbieter. Wir stellen fest, dass sie nur über eine begrenzte Anzahl von Sherpas verfügen. Sehr häufig sind diese Teams nicht in der Lage, Sherpas bereitzustellen, um Ausrüstung auf den Berg zu schaffen und Fixseile anzubringen. Es war zwar eine demokratische Entscheidung, dass sich Sherpas aus neun verschiedenen Teams um das Anbringen der Fixseile bis zum Gipfel kümmerten, aber effizient war es nicht. Es wäre besser gewesen, wenn zwei oder drei Veranstalter für diese Aufgabe Sherpas abgestellt hätten, die sich gekannt und gut zusammengearbeitet hätten, und wenn es einen Sirdar oder Anführer gegeben hätte, dessen Anweisungen sie befolgt hätten. So wäre das Anbringen der Fixseile effizienter verlaufen. Es wäre schneller gegangen und hätte deswegen die Sherpas weniger in Gefahr gebracht.“

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„Everest-Sicherheit hat ihren Preis“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-sicherheit-hat-ihren-preis/ Mon, 06 Jun 2016 15:02:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32885 Andreas Friedrich auf dem Gipfel des Everest

Andreas Friedrich auf dem Gipfel des Everest

Glück ist nicht planbar, die Voraussetzungen dafür bis zu einem gewissen Grad schon. „Ich kam auf den Gipfel und hatte ihn für mich und meinen Sherpa Son Dorjee alleine“, erzählt mir Andreas Friedrich, der am 13. Mai als erster Deutscher in dieser Saison auf dem Gipfel des Mount Everest stand. „Es war ein unglaublicher Luxus, dort oben alleine zu stehen. Da hatte ich Riesenglück.“ Zu verdanken habe er es der Weitsicht seines erfahrenen Expeditionsleiters Russell Brice. Der „alte Fuchs“ aus Neuseeland, Chef des Veranstalters Himalayan Experience, war mit seiner Gruppe im Basislager geblieben, als fast alle Gruppen sich per Hubschrauber in niedrigere Regionen fliegen ließen, um sich für einen Gipfelversuch um den 20. Mai herum noch einmal in „dickerer“ Luft zu erholen. „So hatten wir einen Vorsprung von einigen Tagen und erreichten als erstes Team eines kommerziellen Veranstalters den Gipfel“, sagt Andreas Friedrich.

„Erfahrungen waren Erfrierungen wert“

andreas friedrich everest II„Das Wetter war zwar hundsmiserabel, minus 30 bis 35 Grad, ein absolut böiger Wind. Aber ich war dort oben komplett aufgedreht.“ Nach einigen Gipfelfotos habe er sich noch eine Viertelstunde Zeit genommen und „diese Bilder in mich eingesogen: die plötzlich zur Miniaturgröße geschrumpften Berge um mich herum, die Gletscher, die nur noch Pinselstriche waren.“ Der 54 Jahre alte Flugkapitän aus München zog sich am Gipfeltag Erfrierungen zweiten bis dritten Grades an allen Fingerspitzen zu. „Die Hand wird lebenslang empfindlich bleiben“, sagt Andreas. „Aber das war es mir absolut wert. Die Erfahrungen, die ich gemacht, die Lektionen, die ich gelernt habe, alle diese neuen Gefühle überwiegen bei weitem das Theater, das die fünf Finger künftig machen werden.“

Andreas Friedrich: Ich hatte den Gipfel für mich alleine

Wie in den 1970er Jahren

Mehr als 400 Bergsteiger erreichten in diesem Frühjahr von Nepal aus den Gipfel des Everest, über 100 von Tibet aus. Das klingt fast schon wieder normal – nach einem Jahr 2015 ganz ohne Gipfelerfolge auf beiden Seiten des Bergs wegen des verheerenden Erdbebens in Nepal und der vorzeitig beendeten Saison 2014 auf der Südseite nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch. Doch es sei diesmal im Khumbu-Gebiet schon anders gewesen, findet Andreas Friedrich: „Die Teehäuser waren leer, Namche Bazaar glich einer Geisterstadt.“ Mit rund 290 ausländischen Bergsteigern sei es auch im Basislager leerer gewesen als sonst. „Die Atmosphäre im Basislager war gefühlt wie in den 60er, 70er Jahren: sehr entspannt. Es war Platz auf dem Gletscher. Und das setzte sich am Berg fort.“

Keine Spielwiese

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Erst beim Abstieg vom Gipfel gerieten Andreas und seine Teamkollegen in einen Stau – ausgerechnet im gefährlichen Eisbruch, weil ihnen dort die vielen Gipfelanwärter entgegen kamen, die sich für den 19. oder 20. Mai als Gipfeltag entschieden hatten. Unter ihnen seien auch einige gewesen, die den Anforderungen des Everest eigentlich nicht gewachsen waren, erzählt Andreas, der vor dem Everest schon den Achttausender Manaslu (2012) und andere hohe Berge im Himalaya bestiegen hatte: „Leute, die nicht wussten, wie man im Eisfall mit Steigeisen geht und Leitern überquert oder wie man einen Jümar (Steigklemme) benutzt. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und den Kopf geschüttelt. Der Everest ist doch kein Berg zum Üben, keine Spielweise.“

Notfall-Sauerstoff fehlte

Dass in dieser Saison fünf Bergsteiger am Everest ihr Leben ließen, habe ihn nicht sonderlich überrascht, sagt Andreas Friedrich. „Ich denke, es wäre vermeidbar gewesen, wenn man wie Russell Brice am Südsattel oder in Lager 3 genügend Sauerstoff für Notfälle gebunkert hätte.“ Doch lokale Billiganbieter wie Seven Summit Treks hätten aus Kostengründen darauf verzichtet. „Jeder, der für 18.000 Euro einen lokalen Anbieter bucht, mag sich fünf Minuten lang die Hände reiben wegen des Schnäppchens. Aber es hat auch seinen Preis. Man bezahlt dafür mit viel weniger Knowhow und Extras, die dazugekauft werden müssen.“

Brice: „Bei mir wären sie früher zurückgerufen worden“

Russell Brice

Russell Brice

Auch Expeditionsleiter Russell Brice legt den Finger in diese Wunde. „Einmal mehr waren in diesem Jahr für die Todesfälle die billigeren Anbieter aus Nepal verantwortlich, die kaum für zusätzliche Absicherung sorgen und die immer noch ungeeignete Bergsteiger mitnehmen, die viel zu viel Zeit brauchen, um auf den Gipfel zu kommen, und dann Probleme kriegen.“ Bei seiner Expedition, so der Himex-Chef, wären solche Kunden schon viel früher zurückbeordert worden. „Alle Kunden, sie sich für billigere lokale Teams entscheiden, sollten sich bewusst sein, dass es für den niedrigeren Preis auch einen Grund gibt und dass sie sehr wenig Unterstützung erhalten werden.“

Andreas Friedrich: Sicherheit hat ihren Preis

Das sieht auch Andreas Friedrich so, der für sein Abenteuer Everest zwar tief in die Tasche gegriffen hat, das viele Geld aber für gut angelegt hält: „Wenn ich Bockmist baue oder irgendetwas passiert, kann ich mich auf das Risiko- und Krisenmanagement Russells und seiner Sherpas hundertprozentig verlassen. Und das hat nun einmal seinen Preis.“

P.S.: Everest-Besteiger Andreas Friedrich ist auch Gründer der Hilfsaktion „MountainProjects“, die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, im 2200 Meter hoch gelegenen nepalesischen Dorf Kagate eine Schule zu bauen.

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Brice: “Es ist einfach, etwas zu verkünden und dann nichts zu tun” https://blogs.dw.com/abenteuersport/brice-es-ist-einfach-etwas-zu-verkuenden-und-dann-nichts-zu-tun/ Mon, 18 Jan 2016 15:52:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31673 Russell Brice

Russell Brice

Er ist der Doyen der westlichen Expeditionsveranstalter. Der Neuseeländer Russell Brice leitet seit 1974 Expeditionen im Himalaya. Kaum einer seiner Kollegen kann so viel Erfahrung vorweisen wie der 63 Jahre alte Chef der Agentur Himalayan Experience – nicht nur wenn es darum geht, Aufstiege auf Achttausender zu organisieren, sondern auch im Umgang mit den Behörden. Fast in Vergessenheit ist geraten, dass Russell in seinen jüngeren Jahren ein exzellenter Höhenbergsteiger war – und auch ein Pionier am Everest: 1988 gelang ihm zusammen mit dem Briten Harry Taylor die erstmalige Überschreitung der „Three Pinnacles“ am Nordostgrat. Ich wollte von Brice wissen, wie er über die aktuelle Lage in Nepal denkt.

Russ, in diesem Frühjahr bietet Himalayan Experience Expeditionen zum Mount Everest und Lhotse an. Wie groß ist die Nachfrage?

Verglichen mit den letzten Jahren sehr gering.

Hat sich die Einstellung deiner Kunden wegen der Ereignisse 2014 (Lawine im Khumbu-Eisfall) und 2015 (Erdbeben und Lawine, die das Everest-Basislager traf) verändert?

Ja, sehr stark. Viele Leute wollen erst einmal abwarten, ob es eine sichere und erfolgreiche Saison wird, bevor sie buchen. Deshalb wird die Saison 2016 sehr wichtig, als Zeichen, dass wir den Everest immer noch relativ sicher besteigen können.

Everest-Südseite

Everest-Südseite

2015 haben die nepalesischen Behörden strengere Regeln für Everest-Aspiranten angekündigt – Altersbeschränkungen (keine Permits für Bergsteiger, die jünger als 18 und älter als 75 Jahre sind), ein Mindestmaß an alpinistischer Erfahrung (mindestens ein Gipfelerfolg an einem Berg, der höher als 6500 Meter ist) und an körperlichen Voraussetzungen. Was hältst du davon?

Die Behörden in Nepal kündigen immer irgendetwas an, und dann dauert es ewig, bis sie es auch umsetzen. Ich halte ein Alterslimit für junge und alte Bergsteiger für eine gute Idee, um dem absurden Streben einiger Leute einen Riegel vorzuschieben.

6500 Meter zu erreichen, bedeutet noch gar nicht. Du kannst einen relativ leichten Berg wie den Aconcagua  [mit 6962 Metern der höchste Berg Südamerikas] besteigen und es würde reichen, nicht dagegen, wenn du den Gipfel eines schwierigeren Bergs wie des Denali [mit 6190 Metern der höchste Berg Nordamerikas] erreichst. Glaubst du etwa, dass die nepalesischen Behörden wirklich nachprüfen würden, ob die Leute diese Berge bestiegen haben oder nicht? Natürlich nicht. Sie haben überhaupt kein Interesse daran, und die meisten Leute werden einfach lügen. Es wäre viel besser zu fragen, ob die Bergsteiger, die zum Everest wollen, bereits einen anderen Achttausender bestiegen haben. Das könnten die Behörden in Nepal dann wirklich nachprüfen.

Zweieinhalb Monate vor dem Beginn der Frühlingssaison sind diese neuen Regeln ebenso wenig in Kraft wie die versprochene Verlängerung der Permits (Besteigungsgenehmigungen) von 2015.  Ärgerst du dich über die Tatenlosigkeit der Regierung? Vielleicht bist du ja auch schon daran gewöhnt.

Absolut. Ich bin extrem enttäuscht darüber, dass die Regierung sich nicht dafür einsetzt, die Erdbeben-Hilfsgelder an die Menschen zu verteilen, die dringend Hilfe brauchen, und dass sie kein Interesse daran zeigt, den Tourismussektor wieder aufzubauen. Es ist so einfach, etwas zu verkünden und dann nichts zu tun.

Ich habe zwar gehört, dass die Permits für die Bergsteiger, die im vergangenen Jahr auf Expedition in Nepal waren, um zwei Jahre verlängert werden sollen. Aber wieder einmal hat diese Initiative noch nicht das Parlament erreicht, und wir kennen auch noch nicht die Details, wie sie umgesetzt werden soll. Wie sollen wir das unseren Kunden vermitteln?

Im vergangenen Jahr erhielten wir die Bestätigung, dass die alten Permits weiter gültig blieben, erst um acht Uhr abends am Tag, bevor wir morgens um 6 Uhr ins Basislager aufbrechen wollten. Wir als Veranstalter haben das große Risiko getragen, diese Kunden nach Nepal zu bringen, ohne jede Unterstützung der Behörden.

Everest-Nordseite

Everest-Nordseite

Obwohl es in den vergangenen beiden Jahren keine Gipfelerfolge von der nepalesischen Seite aus gab, bist du nicht auf die Nordseite gewechselt. Warum nicht?

Ich bin derzeit nicht dafür gerüstet, in Tibet zu arbeiten, aber ich traue auch den chinesischen Behörden nicht, nachdem sie in der vergangenen Herbstsaison wieder einmal Tibet geschlossen haben. Als sie genau das auch 2008 drei Tage vor unserer Anreise machten, habe ich eine Viertelmillion Dollar verloren. Das kann ich mir nicht noch einmal leisten.

Aber ich versuche auch, den Menschen in Nepal, so gut ich kann, zu helfen, weil es die Regierung ganz gewiss nicht tut.

Die Situation in Nepal ist immer noch schwierig, auch wegen der andauernden Blockade der Grenze zu Indien. Siehst du der bevorstehenden Frühlingssaison optimistisch oder mit gemischten Gefühlen entgegen?

Ich bin beschämt und bestürzt, dass die neue nepalesische Regierung es in so vielen Monaten nicht geschafft hat, das Problem der Blockade zu lösen. Ich bin ausgesprochen beunruhigt, dass es auch zu Beginn der Bergsteiger-Saison noch so sein könnte. Das würde uns Veranstalter heftig treffen, wegen der Kosten für Lebensmittel, Treibstoff, Transport und so weiter.

Ich freue mich nicht gerade auf die nächste Saison, aber wir müssen einfach dort sein, mit einer positiven Einstellung. Wenn die einheimischen Behörden das nicht leisten können, müssen dafür eben wir einspringen und unser Bestes geben. Zu viele Menschen verlassen sich darauf, dass wir Touristen nach Nepal bringen. Deshalb müssen wir alles versuchen, um dieses Geschäft wiederzubeleben.

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Dickschädel oder Ignoranten? Wohl beides! https://blogs.dw.com/abenteuersport/dickschaedel-oder-ignoranten-wohl-beides/ Sun, 03 May 2015 16:07:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29335 Everest-Basislager

Everest-Basislager

Einige Bergsteiger sind wirklich unbelehrbar. „Ich wünschte, es wäre alles so einfach, aber so ist es leider nicht. Ich habe immer noch Expeditionsmitglieder, die mich anrufen, um mir zu sagen, dass sie selbst mit keinem Todesfall oder irgend einem Nachteil konfrontiert gewesen seien und dass es in meiner Verantwortung liege, dafür zu sorgen, dass weiter geklettert wird“, schreibt Russell Brice, Chef des neuseeländischen Expeditionsanbieters Himalayan Experience in seinem Newsletter aus dem Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest. Am Freitag hatte Brice alle Himex-Expeditionen in Nepal abgebrochen: „Nachdem ich nun alle Fakten geprüft habe, kann ich euch mitteilen, dass wir in dieser Saison keinen unserer Anstiege in Nepal fortsetzen werden.“ Bevor er seine Expeditionen stoppte, hatte Russ eine Menge Kritik einstecken müssen. Er hatte angekündigt, dass sein Team im Everest-Basislager ausharren und erst in ein paar Tagen entscheiden werde, ob die Expedition abgeblasen werde oder nicht. Jetzt berichtet er über einen Anruf des Sagarmatha Pollution Control Committee (SPCC), das ihm mitgeteilt habe, die „Icefall doctors“ würden nicht zurückkehren, um die Route durch den Khumbu-Eisfall wieder instandzusetzen. „Gleichzeitig habe ich da ein paar Expeditionsmitglieder, die nun auf eigene Faust losklettern. Ich habe entschieden, dass sie nicht länger zu meinem Team gehören“, schreibt Brice. „Ich werde mich weiter um meine Mannschaft und meine Mitarbeiter kümmern, so gut es unter den schwierigen Umständen geht.“

Arnette: Ein Kriegsgebiet

Das Basislager nach der Lawine vom Pumori

Das Basislager nach der Lawine vom Pumori

Die von Brice angesprochenen Kletterer sollten vielleicht lesen, was der US-Bergsteiger und Blogger Alan Arnette nach seiner Rückkehr nach Kathmandu über die Lawine schreibt, die am 25. April das Basislager des Mount Everest traf: „Felsbrocken rasten mit Überschallgeschwindigkeit in die Menschen, sie hatten nicht den Hauch einer Chance. Ärzte, die eigentlich dort waren, um selbst zu klettern, waren plötzlich in der Pflicht und mussten alles geben. Jeder dort musste mit anpacken, um Leichen wegzutragen, einzelne Körperteile einzusammeln, dazu mit den Lieben zu Hause Kontakt aufnehmen, und die Hubschrauber willkommen heißen, mit denen die Bergsteiger aus dem Western Cwm gerettet wurden – ja, es war einfach schrecklich. Es war ein Kriegsgebiet. Die meisten stellten sich der Herausforderung, sie werden für immer verändert heimkehren.“

Hilfe aus China

Mittlerweile hat eine erste Gruppe von 160 chinesischen Polizeibeamten mit schwerem Gerät die so genannte „Brücke der Freundschaft“ überquert und in Kodari nepalesischen Boden betreten, um die schwer beschädigte Straße nach Kathmandu freizuräumen. Insgesamt seien für den Einsatz 500 Polizisten abgestellt worden, berichtet die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Nepal hatte das Nachbarland um Hilfe gebeten. Nach Angaben der Regierung in Kathmandu sind, acht Tage nach dem verheerenden Erdbeben, inzwischen mehr als 7000 Tote (darunter 57 Ausländer) und 14.000 Verletzte registriert worden.

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Everest-Saison in Tibet beendet https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-saison-in-tibet-beendet/ Wed, 29 Apr 2015 14:29:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29283 Die Nordseite des Mount Everest

Die Nordseite des Mount Everest

Eines möchte ich vorausschicken. Angesichts des Leids in Nepal nach dem Erdbeben vom vergangenen Samstag – inzwischen wurden mehr als 5000 Tote und 10.000 Verletzte gezählt – ist das, was auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest geschieht, eher belanglos. Doch ich berichte eben auch über die Folgen der schrecklichen Tragödie für die Bergsteiger in der Region – und in Tibet halten sich noch mehrere hundert auf, darunter auch viele Sherpas aus Nepal. Alle machen sich jetzt auf den Heimweg. Egal, ob sie wollen oder nicht, sie müssen. „Es ist offiziell: Der Everest ist für diese Saison geschlossen“, schreibt Expeditionsleiter Dominik Müller, Chef des deutschen Veranstalters Amical Alpin, aus dem „Chinese Basecamp“ auf der Nordseite des Mount Everest. Müller hatte bereits gestern seine Expedition abgebrochen, einen Tag vor dem entscheidenden Treffen der Expeditionsleiter mit Vertretern des chinesisch-tibetischen Bergsteiger-Verbands CTMA im Basislager auf 5150 Meter Höhe.

Straße nach Nepal gesperrt

Andere Bergsteiger bestätigen, dass die chinesischen Behörden alle weiteren Aktivitäten am höchsten Berg der Erde und auch den anderen Bergen Tibets untersagt hätten. „Träume sind gerade geplatzt“, schreibt der österreichische Bergsteiger Alois Fuchs in seinem Internet-Tagebuch. „Es wird angenommen, dass sich die Erdbebentätigkeit Richtung Mount Everest (Tingri) verschiebt und noch nicht abgeschlossen ist. Die Gefahr von Steinschlag und Lawinen kann niemand genau abschätzen, und deshalb wurden alle Berge in dieser Gegend gesperrt. Das bedeutet für uns: Mount Everest gestrichen, Gepäck sammeln, Flüge umbuchen und im BC (Basislager) auf die Kollegen warten, welche sich noch im ABC (Vorgeschobenes Basislager) befinden.“ Dort hält sich derzeit auch noch Ralf Dujmovits auf, der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger. Auch Ralf werde jetzt seine Sachen packen, bestätigt sein Büro in Deutschland. Nach Angaben von Adrian Ballinger, Chef des US-Veranstalters Alpenglow Expeditions, ist die Straße von Tibet nach Nepal gesperrt. Sein Team wird deshalb wie viele andere auch über die tibetische Hauptstadt Lhasa ausreisen.

Zu wenig Operationsmaterial

Matthias Baumann bestätigt, dass die Straßenverbindung zwischen beiden Ländern erneut unterbrochen sei. „Es hat neue Erdrutsche gegeben, einige Regionen sind abgeschnitten“, berichtet mir der deutsche Arzt und Bergsteiger telefonisch aus Nepal. Der Unfallchirurg hilft in einem Krankenhaus vor den Toren Kathmandus. „Wir operieren vor allem Arm- und Beinbrüche, auch Rückenbrüche.“ Es fehle an OP-Materialien wie Platten, Nägeln und Schrauben. Er versuche jetzt, Nachschub aus Deutschland zu organisieren. „Wir haben hier so viele Brüche, da ginge jedem Krankenhaus auf der Welt das Material aus.“ Matthias schläft im Zelt. „Das machen hier sehr viele Menschen.“ Er habe bereits am ersten Tag seines Aufenthalts drei Nachbeben gezählt. Die Versorgung der Erdbebenopfer in Kathmandu sei nach seiner Einschätzung „ganz ordentlich, aber in viele Bergregionen ist man noch gar nicht vorgedrungen. Es gibt viel zu wenige Hubschrauber.“ Jene Helikopter, die bei der gestern abgeschlossenen Rettungsaktion am Mount Everest im Einsatz waren, werden also dringend benötigt. Am Dienstagabend wurde gemeldet, dass in der Region Langtang eine Matschlawine abgegangen sei, mindestens 250 Menschen würden vermisst.

Erst wenn die Hubschrauber frei sind

Obwohl sich viele Bergsteiger auf den Heimweg gemacht haben, ist die Saison auf der nepalesischen Seite des Mount Everest offiziell noch nicht beendet – trotz des schlimmen Lawinenunglücks nach dem Beben. „Unser Team wird in den nächsten Tagen im Basislager bleiben und dann entscheiden, ob wir weitermachen oder nicht“, schreibt etwa Russell Brice, Leiter des neuseeländischen Veranstalters Himalayan Experience. Er habe sich heute am Flughafen von Kathmandu mit Vertretern des Nepalesischen Bergsteigerverbands NMA und dem Tourismusminister getroffen. „Er erlaubte uns, Material nach Lager eins zu fliegen – aber erst, wenn die Hubschrauber nicht mehr für Rettungseinsätze benötigt werden. Das sehen wir natürlich ganz genauso.“

P.S.: Matthias Baumann sagte mir, dass sich auf seiner Facebook-Seite der Fehlerteufel eingeschlichen habe. Die richtige Kontoverbindung seiner Hilfsaktion für die Erdbebenopfer in Nepal sei jene, die auf seiner Homepage  stehe: Himalayan Project e.V., Kreissparkasse Biberach, IBAN DE82 6545 0070 0007 8203 31, BIC: SBCRDE66, Kennwort: „Erdbeben Opfer“.

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Brice: „Das schadet Nepals Tourismus“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/brice-das-schadet-nepals-tourismus/ Sat, 21 Mar 2015 18:15:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28747 Russell Brice

Russell Brice

Nicht nur spät, sehr spät kam die Entscheidung der nepalesischen Regierung, die Permits von 2014 für den Mount Everest bis 2019 zu verlängern. „Die Everest-Saison beginnt in ein paar Tagen. Meine Mitarbeiter sind bereits auf dem Weg zum Basislager. Unsere Planungen laufen nun schon seit Monaten“, schreibt mir Russell Brice, Chef des neuseeländischen Expeditionsveranstalters Himalayan Experience. „Lebensmittel, Sauerstoff und Ausrüstung sind bereits im Khumbu, die Expeditionsmitglieder treffen von Montag nächster Woche an in Kathmandu ein.“ Einige von ihnen seien bereits im vergangenen Jahr mit dabei gewesen, sagt Russ. 2014 war die Saison nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten vorzeitig abgebrochen worden. Brice findet deutliche Worte für die zögerliche Haltung der Regierung in der Frage der Permits. Von Euphorie ist bei ihm keine Spur: „Dass die Regierung für ihre Entscheidung so lange gebraucht hat, schadet Nepals Tourismusbranche und ist verheerend für die Beschäftigungsmöglichkeiten der einheimischen Bevölkerung und die lokale Wirtschaft.“ Es sei nicht akzeptabel, sagt Brice, dass die Expeditionsveranstalter ihre Vorbereitungen unter  einem „riesigen finanziellen Risiko“ hätten vorantreiben müssen.

Kleines Papier

Der 62 Jahre alte Neuseeländer leitet bereits seit 1974 Expeditionen in den Himalaya. Wegen seiner immensen Erfahrung gilt er als die Stimme der ausländischen Veranstalter. Offensichtlich hat Russell Brice den Glauben an die Kompetenz der Verantwortlichen in Kathmandu längst verloren: „Was willst du von einer Regierung erwarten, die es in neun Jahren nicht schafft, die Verfassung Nepals umzuschreiben? Da können wir von Glück reden, dass sie so ein kleines Papier in einem Jahr durchgebracht haben.“

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Russell Brice: „Endlich!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/brice-mosedale-route-everest/ Fri, 20 Feb 2015 11:57:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28539 Russell Brice

Russell Brice

Russell Brice atmet auf. „Endlich!“, antwortet der 62-jährige Neuseeländer, Chef des Expeditionsveranstalters Himalayan Experience, auf meine Frage, was er über die geplante neue Route durch den Khumbu-Eisbruch am Mount Everest denkt. „Seit 2012 haben wir das SPCC (Anm.: Das Sagarmatha Pollution Control Comitee ist für die Route durch den Eisbruch zuständig.) gebeten, die Route mehr in die Mitte zu verlegen. Jetzt endlich haben sie auf die ausländischen Veranstalter gehört, statt auf die lokalen Sherpas, die die Route so verlegen wollten, dass sie schneller vorwärts kommen … aber nicht so sicher.“ Brice erwartet nicht, dass die neue Streckenführung den Aufstieg so sehr verlängert, wie es SPCC-Präsident Ang Dorjee Sherpa annimmt: „Es wird nur eine Stunde länger dauern, nicht drei bis vier Stunden. Daran sieht man, dass sich heute viele Leute dazu äußern, die dort nie unterwegs waren. Ich aber bin auf der Route schon geklettert.“

Alte Wunden

Offenbar habe ich einen wunden Punkt getroffen, als ich Russell mit dem Tweet von Adrian Ballinger („Die von Nepal angekündigte Änderung der Route durch den Eisbruch am Everest ist keine Lösung. Es ist ein Vorwand, um den Status quo beizubehalten.“) konfrontierte. Bis 2012 arbeitete Ballinger für Himex, als leitender Bergführer am Everest. Nach jener Saison trennten sich die Wege von Brice und Ballinger, offensichtlich nicht gerade einvernehmlich. „Was weiß schon Adrian Ballinger? Ist das der gleiche Mann, der lange für mich arbeitete, dem ich sagte, er solle nicht am Nachmittag durch den Eisbruch gehen, der anderer Meinung war, es trotzdem tat und beinahe ums Leben kam, als das ‚Popcorn-Feld‘ (Anm.: eine besonders eisschlaggefährdete Zone im Eisbruch) in Bewegung geriet und der dann nach Lager 1 zurückkehren musste, weil alle Seile verschüttet waren?“, schreibt mir Russell. „Seine Meinung ist nichts wert.“

Abwarten und Tee trinken

Tim Mosedale, Expeditionsleiter aus Großbritannien, empfiehlt zu warten, bis die neue Route durch den Khumbu-Eisbruch eingerichtet ist. „Kümmere dich niemals um das, was die Regierung oder Beamte des Ministeriums sagen!“, schreibt mir Tim. „Die Route verläuft dort, wo sie verläuft, und das entscheiden letztendlich die Jungs, die sie anlegen.“

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Viele Fragezeichen vor Frühjahrssaison am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/viele-fragezeichen-vor-der-fruehjahrssaison-am-everest/ Fri, 09 Jan 2015 12:33:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28025 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

The same Everest procedure as every year? Wohl kaum, doch eine belastbare Prognose fällt schwer. „Es scheint, als ob weniger Leute auf Expedition oder Trekking nach Nepal gehen“, antwortet mir der Neuseeländer Russell Brice auf meine Frage, ob das Lawinenunglück am Karfreitag 2014 und der spätere Abbruch aller großen Expeditionen auf der Südseite des Mount Everest Auswirkungen auf die diesjährige Frühlingssaison am höchsten Berg der Erde hat. „Offenbar wollen mehr Bergsteiger auf die Nord- als auf die Südseite“, ergänzt der Chef des Expeditionsveranstalters Himalayan Experience. Dennoch hat Brice sein eigenes Angebot einer Everest-Expedition in Tibet zurückgezogen und will auch in diesem Jahr seine Kunden von Nepal aus aufsteigen lassen.

Weniger los auf der Südseite?

Der Veranstalter SummitClimb bietet Expeditionen auf der Nord- und der Südseite des Bergs an. „Es sieht aus, als ob sich 2015 mehr unserer Kunden für einen Aufstieg über die tibetische Seite des Everest interessieren als für den über die nepalesische“, schreibt mir der US-Amerikaner Dan Mazur, der SummitClimb 1987 gründete und beinahe jährlich kommerzielle Everest-Expeditionen leitet. „Das Ergebnis könnte sein, dass die Leute, die sich für die nepalesische Seite entscheiden, von dieser Entwicklung profitieren, weil es unter Umständen dort weniger überfüllt sein wird als in früheren Jahren.“ Auffällig sei auch das größere Interesse an einer von SummitClimb angebotenen Everest-Expedition im Herbst, nach dem Monsun.

Leichte Verunsicherung spürbar

Der britische Everest-Anbieter Tim Mosedale ist sich nicht sicher, ob er im nächsten Frühling ohne die Ereignisse des Vorjahrs am Everest wirklich mehr Kunden hätte, räumt aber ein, dass es „eine leichte Verunsicherung“ gebe: „Die Leute wollen hören, dass es gar nicht so schlimm ist.“ Simone Lowe, Chef des britischen Expeditionsveranstalters Jagged Globe, sieht „keinen nennenswerten Unterschied“ zum Vorjahr, was das Interesse seiner Kunden am Everest betrifft. „Es kann schon sein, dass die Leute besorgt sind, aber eher in der Weise, dass sie eine neuerliche Tragödie fürchten – egal wo am Berg.“

Preis entscheidet

Nordseite des Mount Everest

Die tibetische Nordseite

Dominik Müller, Chef des deutschen Veranstalters Amical alpin, leitet in diesem Frühjahr eine Everest-Expedition auf der tibetischen Seite des Bergs. „Wir haben nicht weniger oder mehr Anfragen für den Everest als die Jahre zuvor“, sagt Dominik. „Sicherlich werden einige sich überlegt haben, an die Nordseite zu gehen – ich denke aber, ganz unabhängig von den Geschehnissen 2014. Letzten Endes spielen die Bedingungen am Berg die ausschlaggebende Rolle.“ Dominik erwartet, dass sich ein Trend erst in den nächsten Jahren herauskristallisieren wird. Letztendlich werde der Preis entscheiden: „Wenn China seine Preispolitik weiter verfolgt und jedes Jahr deutlich teurer wird, werden sich einige Veranstalter überlegen, wieder auf die Südseite zu wechseln oder eben dort zu bleiben und nicht auf die Nordseite zu wechseln.“ Der DAV Summit Club blies nach Angaben von Produktmanager Christoph Schnurr seine für dieses Frühjahr angesetzte Everest-Expedition in Tibet ab. Der Grund: Zu wenige Teilnehmer.

„Launisches Getue“

Der US-Anbieter Peakfreaks hat aus anderen Gründen für dieses Jahr die Reißleine gezogen und seine ursprünglich geplante Everest-Expedition in Nepal abgesagt. Der Veranstalter verweist unter anderem auf das „launische Getue der lokalen Regierung und schwammige Aussagen über mögliche Änderungen der Regeln für Bergsteiger-Permits“. Ein unhaltbarer Zustand, findet auch Ang Tshering Sherpa, Präsident des Nepalesischen Bergsteigersverbands (NMA): „Weniger als 90 Tage bleiben noch bis zum Beginn der Klettersaison, und es liegt in der Verantwortung der Regierung, so schnell wie möglich alle Unklarheiten zu beseitigen.“

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Russell Brice klagt an https://blogs.dw.com/abenteuersport/russell-brice-klagt-an/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/russell-brice-klagt-an/#comments Wed, 04 Jun 2014 19:46:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26401 Russell Brice

Russell Brice

Er hat wochenlang geschwiegen, jetzt findet er deutliche Worte. „Das ist mein zwanzigstes Jahr als Expeditionsveranstalter für Himalayan Experience, aber niemals zuvor habe sich so unterschiedliche Emotionen durchlebt wie in diesem Jahr“, schreibt Russell Brice zu Beginn seiner fünfteiligen Serie über das, was am und um den Mount Everest in diesem Frühjahr geschehen ist. In meinem Blog kann ich den Inhalt nur kurz zusammenfassen, aber ich empfehle wirklich, euch die Zeit zu nehmen, um Russells Berichte aus erster Hand in voller Länge zu lesen. Der Neuseeländer befand sich im Everest-Basislager, als am 18. April die verheerende Lawine über dem Khumbu-Eisbruch niederging und 16 Nepalesen tötete. „Offenbar gab es in diesem Bereich zur Zeit der Lawine einen Stau, so dass es nicht überrascht, dass so viele getötet und verletzt wurden.“

Wo floss das Geld hin?

Mehr als 150 Menschen hätten sich zu dieser Zeit im Eisbruch befunden, schätzt Brice. Er lobt alle, die sich bei der Rettungsaktion engagierten, die unmittelbar nach der Lawine begann. „So viele Menschen zu sehen, die ohne zu zögern den Berg hinauflaufen und sich selbst in Gefahr bringen, um anderen zu helfen, das kann gar nicht hoch genug bewertet werden.“ Russell wirft dem nepalesischen Tourismusministerium vor, dass sich am Tag der Lawine nur drei der 39 Verbindungsoffiziere wirklich im Basislager aufgehalten hätten. „Zur Erinnerung: Jeder Verbindungoffizier erhält 2500 Dollar plus Reisespesen, so dass wir als Expeditionsteams fast 100.000 Dollar für nichts gezahlt haben, was zu der Frage führt: Wohin ist das Geld eigentlich geflossen?“

„Korrupte Leute“

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch

„Ohne Absprache“ habe das Ministerium einen großen Militärhubschrauber nach Pheriche geschickt, um die Leichen der Lawinenopfer abzuholen und nach Lukla zu fliegen, wo sie von der Polizei identifiziert werden sollten, berichtet der 61-Jährige. „Eine Aufgabe, die auch die Verbindungsoffiziere im Basislager hätten erledigen können. Dann hatte der Militärhubschrauber einen technischen Defekt und musste über Nacht am Boden bleiben, was zu großer Empörung unter den trauernden Familien führte.“ Russell lässt kein gutes Haar am Ministerium, vor allem an Unterstaatssekretär Madhu Sudan Burlakoti: „Manchmal sitzt auf diesem Posten ein guter Mensch, der verständnisvoll ist. Manchmal aber haben wir dort, wie jetzt gerade, auch korrupte Leute, die nicht helfen wollen. Nachdem ich in der letzten Woche verschiedene Treffen mit dem Unterstaatssekretär hatte, bin ich entsetzt über seinen absoluten Mangel an Verständnis und über das aufgeblasene und ausfällige Auftreten dieses Mannes gegenüber meinen Mitarbeitern und gegenüber anderen Menschen mit beachtlichem Ruf.“

Dieselben Gesichter, dieselben Probleme

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Der Expeditionsveranstalter aus Neuseeland bestätigt, dass es im Basislager einige gewaltbereite Sherpas gab. Russell fragte seinen Sirdar, Phurba Tashi, ob die Sherpas weiter bereit seien, auf Everest und Lhotse zu klettern. „Er sagte mir, dass sie alle bereit seien. Aber er meinte auch, dass es nicht klug sei, wenn Himalayan Experience die Expedition fortsetze, da darüber geredet werde, dass andere Sherpas unseren Mitarbeitern die Beine brechen und unsere Büroräume in Kathmandu in Brand setzten würden, falls wir weitermachten. Mit großer Sorge und widerwillig entschied ich schließlich, dass es das Beste wäre, unsere Expeditionen zu beenden.“ Brice benennt einige Sherpas, die er beschuldigt, die Atmosphäre nicht nur in diesem Frühjahr vergiftet zu haben, sondern auch schon nach der Lawine am Manaslu im Herbst 2012, bei der elf Bergsteiger ums Leben gekommen waren, und im Streit mit Simone Moro und Ueli Steck im Frühjahr 2013. „Ich sehe dieselben Gesichter, die für Probleme sorgen.“

Diese Sherpas  hätten sich nicht an die Vereinbarungen gehalten, dass jedes Team selbst entscheiden können sollte, ob es weitermacht oder nicht, und dass kein Druck auf die Teams ausgeübt werden sollte, sagt Russell. „Deshalb habe ich vor genau diesen Sherpas, die sich durchgesetzt und die Everest Saison gekidnappt haben, jeden Respekt verloren.“

Vor schweren Zeiten

Nach wochenlangen Verhandlungen mit dem Tourismusministerium in Kathmandu ist der Neuseeländer ernüchtert. „Es war die beste Gelegenheit, die das Ministerium jemals gehabt hat, um sinnvolle und fortschrittliche Reformen einzuleiten, die von den Sherpas geschätzt worden wären und die der internationalen Gemeinschaft gezeigt hätten, dass die Regierung das wichtige Tourismusgeschäft seriös verwaltet“, schreibt Russell Brice. „Aber nein, sie haben nichts getan, das ist enttäuschend. Noch schlimmer aber ist, dass die Mitarbeiter des Ministeriums in Korruption, Lügen und Täuschung verwickelt sind.“

Russell sieht schwierige Zeiten für Nepal aufziehen. „Bergsteigern und Sponsoren fällt es jetzt schwer, Vertrauen in die für den Bergtourismus in Nepal zuständigen Behörden zu haben. Die langfristigen Folgen werden wahrscheinlich ziemlich drastisch sein. Und das wird sich darauf auswirken, wie viele Nepalesen Arbeit haben: nicht nur Sherpas, sondern auch Angestellte von Hotels, Lodges, Fluglinien und Lebensmittelherstellern, Träger, Taxifahrer, selbst Postkartenverkäufer.“

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/russell-brice-klagt-an/feed/ 1
Brice: Everest ist der ‚versteckte Riese’ Nepals https://blogs.dw.com/abenteuersport/russell-brice-everest-jubilaeum/ Fri, 05 Apr 2013 13:33:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20905

Russell Brice

Russell Brice hat dieser Tage viel um die Ohren. Bereits zum 18. Mal leitet der 60 Jahre alte Neuseeländer eine kommerzielle Expedition zum Mount Everest. Evelyne Binsack ist die bekannteste Teilnehmerin unter den zehn Kunden von Himalayan Experience, die in diesem Jahr den höchsten Berg der Erde besteigen wollen. 2001 war sie die erste Frau aus der Schweiz auf dem Everest, damals stieg sie über die tibetische Nordseite auf. Diesmal will es die 45-Jährige von der Südseite aus versuchen und dabei einen Dokumentarfilm drehen.

Als Expeditionschef betreut Russell im Basislager unterhalb des Khumbu-Eisbruchs auch sechs Bergsteiger, die sich den Achttausender Lhotse vorgenommen haben, sowie vier Bergsteigerinnen, deren Ziel des 7861 Meter hohen Nuptse ist. Zu diesem Frauen-Team gehört auch die deutsche Journalistin und Bergsteigerin Billi Bierling. Obwohl Russell nach eigenen Worten „sehr beschäftigt“ ist, hat er sich die Zeit genommen, mir seine Gedanken zum 60-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung des Mount Everest zu schicken. 

Hillary eine „Führungspersönlichkeit mit Weitblick“ 

„Nepal ist ein extrem armes Land, aber glücklicherweise hat es den ‚versteckten Riesen’ Everest“, schreibt Russell. „Diese eine bedeutende Besonderheit Nepals ist praktisch für alle touristischen Einkünfte des Landes verantwortlich, ob direkt oder indirekt.“ Sir Edmund Hillary, der mit dem Sherpa Tenzing Norgay 1953 den Everest erstmals bestieg, habe sich „als große Führungspersönlichkeit mit Weitblick erwiesen“. Er habe seinen Ruhm genutzt, um der einheimischen Bevölkerung Nepals zu helfen. „Wir können sehr leicht außerhalb von Nepal sitzen und tolle eigene Ideen zum Everest haben. Aber es ist viel schwieriger, einen wirklich bedeutsamen Beitrag für die einheimische Bevölkerung zu leisten“, findet Brice. „Ich hoffe, dass der Everest eine Einkommensquelle für die armen Menschen Nepals bleibt, auf eine respektvolle Weise.“ (Seine Äußerungen findet ihr ungekürzt auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs). 

Genug Platz für alle 

Gründete 1996 Himalayan Experience

Als Anbieter kommerzieller Expeditionen sieht Russell den großen Auflauf von Bergsteigern auf den Normalrouten verständlicherweise weniger problematisch als andere. „Das können wir als Veranstalter miteinander regeln“, schrieb er mir bereits im Februar. Jetzt verweist Brice darauf, dass es am Everest auch für Bergsteiger, die im Alpinstil klettern wollten, reichlich Platz gebe. „Aber ich sehe nicht viele Teams oder auch Einzelne, die sich diesen Herausforderungen stellen. Es gibt immer noch neue Routen am Everest zu entdecken und die eine oder andere schon bestehende bis zum Gipfel zu vollenden.“

Russell ermahnt Bergsteiger und Medien zu Respekt vor dem Mount Everest. Er wünsche sich für die Zukunft auch, dass die Bergsteiger zu ihrer Leidenschaft stünden, statt sich damit entschuldigen zu müssen, „der Älteste, Jüngste, Schnellste oder was auch immer zu sein. Jede Besteigung ist eine beachtliche Leistung.“ Von den Medien erwartet der Neuseeländer, dass sie „den Berg respektieren anstatt ihn als Vorwand für wilde Geschichten zu nehmen, um ihre Publikationen zu verkaufen“.

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Brice: Everest is the ‚hidden giant’ of Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/russell-brice-everest-jubilee-english/ Fri, 05 Apr 2013 13:13:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20885 Just now Russell Brice has a lot on his plate. The 60-year-old climber from New Zealand, owner of Himalayan Experience, is leading his 18th commercial expedition to Mount Everest. The most prominent of his ten clients who want to climb the highest mountain of the world is Evelyne Binsack. In 2001 she was the first woman of Switzerland who scaled Everest coming from the Tibetan north side of the mountain. This time Evelyne, aged 45, will try it from the south, for a documentary she also wants to carry her camera to the summit.

Russell will stay at the bottom as basecamp manager, also looking after six climbers for Lhotse and four women who want to scale the 7861-metre high Nuptse. German journalist and mountaineer Billi Bierling is a member of this last mentioned team. Although Russell is „quite busy”, as he wrote me, he has taken time to send me his thoughts on occasion of the 60-year-jubilee of the first ascent of Mount Everest.

Hillary „a great leader with much foresight”

Russell Brice

„Nepalis an extremely poor country, but fortunately it has the ‚Hidden Giant’ Everest”, Russell writes. „This one notable feature of Nepal has been responsible for practically all of its tourism income, either directly or indirectly.” Sir Edmund Hillary, who climbed Everest first in 1953 together with Sherpa Tenzing Norgay, had „proved to be a great leader with much foresight”. He had used his fame to help the local population of Nepal. „We can easily sit outside of Nepal and have great personal ideas about Everest, but it is harder to actually make a meaningful contribution to the local people”, says Russell. „I hope that Everest will continue to be a source of income for the poor people of Nepal in a respectful way.” (You find his full statements on the two Everest-60-pinboards on the right side of the blog.)

Enough routes for all

Brice established Himalayan Experience in 1996

As someone who offers commercial expeditions Russell considers the great number of climbers on the normal routes understandably less critical as others. „Crowding we as operators can deal with between ourselves”, he wrote me in February. Now Brice points out that there were enough routes on Everest, also for mountaineers who want to climb in alpine style or any other style. „But I do not see many teams or individuals actually taking on these challenges. There are still new routes to do on Everest, and some route to be completed in their entirety.”

Russell calls on mountaineers and media to show respect for Mount Everest. He would like to „see those who climb Everest to respect the mountain and their own passions without having to make excuses of being the oldest, youngest, fastest, or whatever, any ascent is still a worthy achievement.” Brice appeals to the media „to respect the mountain rather than making it an excuse to make wild stories for the sale of publications”.

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Brice: „Natürlich kehre ich zum Everest zurück“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-russell-brice-everest/ Fri, 01 Feb 2013 14:48:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19433

Russell Brice

Im Frühjahr 2012 zog Russell Brice die Notbremse. Weil ihm die Verhältnisse im Khumbu-Eisbruch und auch in der Lhotse-Flanke zu heikel waren, packte der wohl erfahrenste Veranstalter kommerzieller Expeditionen zum Mount Everest vorzeitig die Koffer und erklärte die Expedition für beendet. „Die Gefahr liegt deutlich über dem, was ich verantworten kann“, meinte Brice, der seit 1974 Expeditionen in den Himalaya führt. Für das Frühjahr 2013 hat seine Agentur Himalayan Experience den Aufstieg zum Mount Everest von der Südseite her wieder im Angebot. Ich habe bei dem 60 Jahre alten Neuseeländer per Email nachgefragt:

„Russell, im vergangenen Jahr hast du deine Everest-Expedition wegen der gefährlichen Bedingungen und der Menge an Bergsteigern in der Route abgebrochen. Das wird sich aller Voraussicht nach in dieser Saison kaum ändern. Was hat dich trotzdem motiviert zurückzukehren?

Ich habe die Expedition wegen der gefährlichen Bedingungen abgebrochen und nicht wegen des großen Auflaufs an Bergsteigern. Den können wir als Veranstalter miteinander regeln. Ich erwarte auch nicht, dass die Bedingungen in diesem Jahr so schlecht sind wie im vergangenen. Ich glaube, das letzte Jahr war ein besonderes, wegen des Schneemangels und des Steinschlags. Ich habe noch immer Kunden, die den Everest besteigen und mit einem zuverlässigen Veranstalter unterwegs sein wollen. Deshalb werde ich selbstverständlich in diesem Jahr dorthin zurückkehren. Ich habe auch eine Verantwortung, den Menschen in Nepal Arbeit zu verschaffen.

Glaubst du, dass es möglich ist, die Risiken auf ein verantwortbares Maß zu reduzieren?

Den Everest zu besteigen oder in dieser Hinsicht auch jeden anderen Berg der Erde, schließt auch ein Risiko mit ein. Wichtig ist, wie man damit umgeht. Wir können nicht die Umwelt verändern, aber wir können verändern, wie wir als Bergsteiger reagieren.

Du hast viele Jahre lang Expeditionen auf der tibetischen Seite des Mount Everest angeboten. Warst du versucht, nach deinen Erfahrungen 2012 auf der Südseite zur Nordseite zurückzukehren?

Nein, nicht wirklich. Die politische Lage auf der tibetischen Seite ist nicht gerade stabil. Ich kümmere mich lieber um die natürlichen Verhältnisse als um die politischen.

Nachdem im Frühjahr 2012 am Everest zehn Menschen starben, forderten prominente Bergsteiger, die Zahl der Kletterer zu begrenzen – etwa, indem nur noch derjenige eine Genehmigung für den Everest erhält, der die Besteigung eines anderen Achttausenders nachweisen kann. Was hältst du von diesen Vorschlägen?

Wir haben uns bei den Behörden viele Jahre lang für diese Ideen eingesetzt, nicht erst seit dem letzten Jahr. Aber es ist eine Sache, Dinge vorzuschlagen, und eine andere, dass die Behörden auch wirklich zuhören und die Regeln ändern.“

P.S. Ich bin wiederholt gebeten worden, meine Blog-Artikel auch in Englisch anzubieten. Das wird aus Zeitgründen sicher nicht immer möglich sein, aber wenigstens ab und zu. Also wundert euch nicht, wenn ihr künftig einige Artikel „doppelt“ seht. Und auch nicht, wenn einige Formulierungen holprig sind. Mein Englisch reicht aus, damit ich nicht verhungere.  😉

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