Mingma Sherpa – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Auf den Everest-Spuren ihrer Ehemänner https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-den-everest-spuren-ihrer-ehemaenner/ Wed, 09 Jan 2019 14:57:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43213

Furdiki Sherpa (l.) und Nima Doma Sherpa (r.)

Der Mount Everest nahm ihnen die Ehemänner. Und die Väter ihrer Kinder. Dennoch wollen Nima Doma Sherpa und Furdiki Sherpa in diesem Frühjahr den höchsten Berg der Erde besteigen. „Wir machen unsere Expedition aus Respekt vor unseren verstorbenen Ehemännern, weil auch sie Bergsteiger waren“, antwortet mir Nima Doma auf meine Frage nach dem Sinn und Zweck ihres Projekts. „Wir wollen alle Witwen motivieren.“ Der Everest hat einige alleinerziehende Mütter zurückgelassen. Allein in den vergangenen 20 Jahren starben dort laut der Bergsteiger-Chronik „Himalayan Database“ 37 Sherpas.  Furdikis Mann, Mingma Sherpa, gehörte zu den so genannten „Icefall Doctors“, die alljährlich die Route durch den  Khumbu-Eisbruch einrichten und sichern. Der 44-Jährige kam am 7. April 2013 bei einem Sturz in eine Gletscherspalte ums Leben. Nima Doma Sherpas Mann, Tshering Wangchu Sherpa, war ein Jahr später, am 18. April 2014, eines der 16 nepalesischen Opfer des schweren Lawinenunglücks im Eisbruch.  

Umzug nach Kathmandu

Im Anstieg zum Island Peak

Als das Everest-Schicksal zuschlug, arbeiteten die beiden Sherpanis jeweils in den kleinen Teehäusern ihrer Familien: Furdiki in Dingboche, einem kleinen, auf 4340 Meter Höhe gelegenen Dorf im Everest-Gebiet, Nima Doma in Khumjung, weiter talabwärts auf 3780 Metern. Ihre Einkünfte waren zu gering, um auf Dauer ihre Kinder über die Runden zu bringen. Beide zogen nach Kathmandu und verdingten sich als Trägerinnen und später Führerinnen von Trekkinggruppen. Furdiki wollte ihren Kindern größere Zukunftschancen eröffnen, als sie selbst finanzieren konnte. Die heute 42-Jährige fand in den USA Adoptiveltern für ihre drei Töchter, die inzwischen 14, 17 und 20 Jahre alt sind. Nima Doma hat einen zehnjährigen Sohn und eine achtjährige Tochter. Wenn die 34-Jährige als Trekkingguide unterwegs ist, passt ihre Mutter in Kathmandu auf die Kinder auf.

Zwei Sechstausender bestiegen

Nima Doma (l.) und Furtiki in der Kletterwand

Um sich auf ihre „Two Widow Expedition“ (Zwei-Witwen-Expedition) vorzubereiten, haben Nima Doma und Furdiki nach eigenen Angaben mehrere Kurse des nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA besucht. Im vergangenen November bestiegen sie den 6584 Meter hohen Chulu East in der Annapurna-Region und den 6189 Meter hohen Island Peak im Everest-Gebiet, zwei beliebte Trekkingberge. Reicht das als Erfahrung für den Everest? Ich habe die Sherpanis gefragt, ob sie nicht fürchten, dass auch ihnen am höchsten Berg der Erde etwas zustoßen könnte und ihre Kinder dann Vollwaisen wären. „Wir haben keine Angst vor den Bergen, weil wir glauben, dass wir uns die nötigen Grundtechniken aneignen können. Außerdem begleiten uns die guten Wünsche aller Menschen, die uns und unsere Geschichte kennen“, antwortet Nima Doma Sherpa. „Jede Mutter liebt ihre Kinder, das tun wir auch. Aber nach dem Tod unserer Ehemänner lag plötzlich alle Verantwortung auf unseren Schultern. Wir wollen unseren Kindern zeigen, dass wir unabhängig sein können. Das wird auch sie motivieren und stolz machen.“

P.S. Nima Doma und Furdiki haben das Geld für ihre Everest-Expedition noch nicht zusammen. Am 19. Oktober veranstalten sie in einem Hotel in Kathmandu eine Dinnerparty, bei der Spenden gesammelt werden. Wer die beiden Sherpani unterstützen will, kann ihnen auch online Geld zukommen lassen. Hier ist der Link zu ihrer Crowdfunding-Aktion.

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Strafe für gefälschtes Everest-Permit https://blogs.dw.com/abenteuersport/strafe-fuer-gefaelschtes-everest-permit/ Fri, 31 Aug 2018 14:34:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41911

Mount Everest

Wenn es um eigene Einnahmen geht, versteht die Regierung Nepals keinen Spaß. Nach Informationen der Zeitung „The Himalayan Times“ verhängte das Tourimusministerium jetzt eine Geldstrafe von 44.000 US-Dollar gegen den nepalesischen Expeditionsveranstalter „Seven Summit Treks“ wegen der Fälschung eines Permits für den Mount Everest. Die Behörde hatte im Frühjahr einer von „Seven Summit Treks“ gemanagten Expedition unter Leitung des Chinesen Sun Yiguan die Genehmigung erteilt, den höchsten Berg der Erde zu besteigen. Auf dem Originaldokument standen zwölf Teilnehmer. Später tauchte eine gefälschte Version auf, in der ein australischer und ein chinesischer Bergsteiger hinzugefügt worden waren.

Mingma Sherpa weist Schuld von sich

Mingma Sherpa

Da ein Permit pro Expeditionsteilnehmer 11.000 Dollar kostet, entgingen der Regierung so Einnahmen von 22.000 Dollar. Die doppelte Summe wurde jetzt als Strafe festgesetzt. Zudem forderte das Tourismusministerium die Polizei auf, die Schuldigen für den Betrug zu ermitteln. Ihnen drohen sieben Jahre Gefängnis. Mingma Sherpa, Chef des Veranstalters „Seven Summit Treks“ wies alle Schuld von sich und versicherte, er werde dabei helfen, die Betrüger vor Gericht zu bringen. Verantwortlich sei einer seiner früheren Angestellten. Mingma verwies darauf, dass sein Unternehmen der größte Expeditionsveranstalters Nepals sei und Saison für Saison große Summen für Permit überweise. „Wir denken nicht einmal daran, solche Dinge zu tun.“

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Mingma Sherpa: „Wir brauchen keine Regeln für den Everest“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mingma-sherpa-wir-brauchen-keine-regeln-fuer-den-everest/ Mon, 26 Mar 2018 07:19:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40057

Mingma Sherpa

Keine Frage, Seven Summits Treks polarisiert. Auf der einen Seite stehen die Kritiker, die dem nepalesischen Expeditionsveranstalter vorwerfen, mit Dumpingpreisen Kunden anzulocken, auf Kosten der Sicherheit. Auf der anderen Seite gibt es offenbar sehr viele Bergsteiger, die,  allen kritischen Stimmen zum Trotz, bei Seven Summits Treks buchen. Egal, an welchem Achttausender, fast immer stellt die Agentur von Mingma Sherpa die teilnehmerstärkste Expedition. „Ich bin in meinem Beruf erfolgreich, weil meine Kunden an mich glauben“,  sagt mir der Chef des Unternehmens in Kathmandu. 2011 komplettierte Mingma als erster Nepalese seine Sammlung der 14 Achttausender. „Ich wollte zeigen, dass wir Sherpas nicht nur gute Träger und Bergführer sind, sondern auch richtige Bergsteiger.“ 2013 folgte sein jüngerer Bruder Chhang Dawa Sherpa dem Beispiel Mingmas. Die beiden sind das einzige Brüderpaar, das auf allen 14 Achttausendern stand. Chhang Dawa arbeitet als Expeditionsmanager ebenfalls bei Seven Summit Treks mit.

„Everest-Chance für alle“

Südseite des Mount Everest

Mingma verteidigt sich gegen den Vorwurf, er verderbe mit seinen Billigangeboten die Preise. „Ich träume nicht davon, das große Geschäft zu machen“, behauptet der 39-Jährige. „Ich verlange niedrigere Preise, weil ich auch Leuten mit einem kleineren Geldbeutel die Chance geben will, den Everest zu besteigen. Als ich selbst die Achttausender versuchte, hatte ich auch wenig Geld.“ Den Vorwurf, er spare an der Sicherheit, will der Sherpa ebenfalls nicht auf sich sitzen lassen: „Wenn jemand stirbt, liegt es entweder an den Bedingungen am Berg oder der körperlichen Verfassung der Bergsteiger. Da macht es doch keinen Unterschied, ob sie 20.000 oder 100.000 Dollar bezahlt haben.“

„Mehr Personal, mehr Sicherheit“

Auch die Tatsache, dass seine Expeditionsteams so groß seien, gehe nicht auf Kosten der Sicherheit, findet Mingma. „Wenn ich nur drei Kunden und drei Sherpas am Berg habe, kann ich im Notfall doch kaum eine Rettungsaktion durchführen“, sagt der Chef von Seven Summits Treks. „Ich  aber habe 100 Kunden und 100 Sherpas vor Ort. Wenn etwas passiert, habe ich genügend Personal, um Bergsteiger zu retten. Meine Kunden sind sicherer als die, die 100.000 Dollar hingeblättert haben.“

„Nicht jeder ist ein Moro oder Steck“

Mingma war der erste Nepalese auf allen vierzehn 8000ern

Inzwischen bietet seine Agentur jedoch selbst Everest-Expeditionen für 130.000 Dollar an. „Es gibt eben Leute, die nicht aufs Geld gucken müssen“, sagt Mingma. „Sie haben das Geld, wir bieten Service. Es gibt in jeder Hinsicht mehr.“  Ein bis zwei Kunden hätten sich in diesem Jahr für diese Luxus-Variante entschieden. In der Ausschreibung für die Expedition hatte Seven Summits Treks das Profil der Teilnehmer so beschrieben: „Sie sind wirtschaftlich stark, um Ihr hohes Alter, Ihren schwachen körperlichen Zustand oder Ihre Angst vor den Gefahr zu kompensieren.“  Mingma sieht darin nichts Verwerfliches: „Wir haben am Berg auf dem Weg über die Hochlager bis zum Südsattel noch ausreichend Zeit, uns die Gipfelkandidaten genau anzugucken. Und wenn wir das Gefühl haben, sie schaffen es nicht, raten wir ihnen, umzukehren und es lieber beim nächsten Mal zu versuchen.“

Ich wende ein, dass solche Leute aufgrund ihrer fehlenden bergsteigerischen Fähigkeiten am Everest eigentlich nichts zu suchen haben. „Nicht alle Kunden kommerzieller Expeditionen sind Alpinisten vom Schlage eines Simone Moro oder Ueli Steck“, entgegnet Mingma. „Sie müssen vorher keinen Siebentausender bestiegen haben. Für den Everest reicht es, wenn sie die Erfahrung von zwei oder drei Sechstausendern mitbringen. Am Berg haben wird dann noch bis hinauf nach Lager 4 ausreichend Zeit, ihnen mehr beizubringen.“

„1000 gleichzeitig, kein Problem“

Schlangestehen am Everest

Von Regeln für den höchsten Berg der Welt hält der Chef von Seven Summit Treks ohnehin nichts. „Jeder will doch hinauf auf den Everest“, sagt Mingma. „Wenn er genug Energie dafür hat, sollte er es auch dürfen. Ich bin dafür, die Berge für alle offen zu halten. Wir leben im 21. Jahrhundert, die Leute wissen, was sie tun.“ Es sei auch kein Problem, wenn hunderte von Bergsteigern gleichzeitig am Everest unterwegs seien, meint Mingma Sherpa. „Wir können eine unbegrenzte Zahl von Bergsteigern am Berg managen. Wenn es mehr als 1000 sind, legen wir eben mehrere Spuren mit Fixseilen. Dann ist es kein Problem, wenn sie gleichzeitig aufsteigen.“

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Erste Gipfelerfolge am Manaslu und Cho Oyu https://blogs.dw.com/abenteuersport/erste-gipfelerfolge-am-manaslu-und-cho-oyu/ Fri, 30 Sep 2016 10:15:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33737 Manaslu

Manaslu

Mit einem einsamen Bergerlebnis hat das wenig zu tun. Vielmehr rollt eine Welle. Von den Achttausendern Manaslu und Cho Oyu werden die ersten Gipfelerfolge der Herbstsaison vermeldet. Die in Kathmandu erscheinende Zeitung „The Himalayan Times“ berichtet unter Berufung auf Mingma Sherpa, Chef des Veranstalters Seven Summit Treks, mindestens 30 Bergsteiger hätten am Freitagmorgen allein bis 9 Uhr morgens den 8163 Meter hohen Gipfel des Manaslu erreicht. Mehr als 50 weitere seien zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Weg zum höchsten Punkt gewesen.

Ratet mal!

Schlange am Cho Oyu

Schlange am Cho Oyu

Auch am Cho Oyu bildete sich heute auf der Normalroute eine Menschenschlange Richtung Gipfel, wie ein Bild des US-Amerikaners Adrian Ballinger (s. rechts) dokumentiert. „Ratet mal, was passiert ist? Wir sind am Gipfel“, twitterte der US-Amerikaner Daniel Mazur vom Veranstalter Summit Climb.  Auch der Anbieter Adventure Consultants vermeldete, dass drei Bergsteiger seines Teams den höchsten Punkt auf 8188 Metern erreicht hätten.

Adrian Ballinger will mit seiner Teampartnerin Emily Harrington im Rahmen ihrer „So-schnell-wie-möglich-hin-und-zurück-Expedition“ erst am Samstag zum Gipfel aufsteigen. Das plant auch die deutsche Bergsteigerin Billi Bierling, für die im Erfolgsfall der Cho Oyu ihr fünfter Achttausender wäre.

Update 14 Uhr: Nach Angaben der Himalayan Times haben heute mindestens 20 Bergsteiger den Gipfel des Cho Oyu und mindestens 60 jenen des Manaslu erreicht.

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Mingma Sherpa: „Am Ende entscheidet der Preis“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mingma-sherpa-am-ende-entscheidet-der-preis/ Tue, 01 Mar 2016 18:41:42 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32019 Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Die bevorstehende Frühjahrssaison am Mount Everest wirft ihre Schatten voraus. Zehn „Icefall Doctors“ wurden zum Basislager auf der nepalesischen Seite des höchsten Bergs der Erde geschickt, um die Route für die kommerziellen Expeditionen vorzubereiten. In den vergangenen beiden Jahren hatte es keine Gipfelerfolge von Süden aus gegeben (Ich ignoriere hierbei ganz bewusst den „Erfolg“ der Chinesin Wang Jing und ihrer Sherpas, die sich 2014 mit dem Hubschrauber nach Lager 2 hatten fliegen lassen). 2014 war die Frühjahrssaison vorzeitig zu Ende gegangen, nachdem bei einer Eislawine im Khumbu-Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen waren. 2015 hatte das verheerende Erdbeben am 25 April eine mächtige Lawine am Pumori ausgelöst, die das Everest-Basislager getroffen und 19 Menschen getötet hatte.

Am Montag hat das nepalesische Kabinett – endlich! – grünes Licht dafür gegeben, dass die Besteigungsgenehmigungen (Permits) von 2015 zwei weitere Jahre gültig bleiben. „Das ist ein begrüßenswerter Schritt der Regierung“, sagte Ang Tshering Sherpa, Präsident des nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA. „Wir hoffen, dass er dabei hilft, die Bergsteiger wieder auf die Berge zu bringen.“ Für viele der rund 800 Bergsteiger mit 2015er Permits, darunter 357 Everest-Asprianten, dürfte die Entscheidung jedoch zu spät kommen, um schon in diesem Frühjahr nach Nepal zurückzukehren.

Ich habe Mingma Gyalje Sherpa zur bevorstehenden Saison befragt. Der 29-Jährige, der schon sieben Achttausender bestiegen hat und kürzlich mit seinem Solo in der Westwand des 6685 Meter hohen Chobutse für Schlagzeilen gesorgt hatte, ist Chef von Dreamers Destination, eines in Kathmandu ansässigen Veranstalters von Expeditionen und Trekkingreisen.

Mingma, die Frühlingssaison steht vor der Tür. Was erwartest du, speziell am Mount Everest?

Ich denke, es werden wieder etwa so viele Teams am Berg sein wie zuvor, sie werden jedoch kleiner sein. Ich bin froh, dass der Everest in diesem Jahr weniger überlaufen sein wird. Es wird sicherer sein, und die Bergsteiger werden in diesem Jahr mehr Spaß haben. Es ist gut, dass es weniger Staus am Hillary Step, an der Lhotse-Flanke und im Khumbu-Eisfall geben wird.

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa

Dein Unternehmen Dreamers Destination bietet eine von dir geleitete Expedition auf der nepalesischen Seite des Everest an. Hast du als Folge der Ereignisse von 2014 und 2015 eine niedrigere Nachfrage festgestellt?

Klar haben sich die Zwischenfälle 2014 und 2015 auf den Everest ausgewirkt, das liegt in der Natur der Sache. Aber ich glaube nicht, dass sie einen so großen Einfluss hatten. Wir hatten schon im vergangenen Herbst eine gute Zahl an Kunden und haben einen ordentlichen Umsatz gemacht. Und wir haben auch in diesem Frühjahr ausreichend Bergsteiger für den Everest und den Lhotse.

Die Blockade (im Grenzgebiet zu Nepal) hat die Nachfrage nach Nepalreisen viel mehr gedrückt. Die meisten meiner ausländischen Freunde machen sich Sorgen wegen der Blockade, die fünf Monate lang andauerte. Sie wollen weder Geld noch Zeit verschwenden, indem sie in einer solchen Situation Nepal besuchen. Doch jetzt ist die Blockade vorbei, die Lage bessert sich. Deshalb dürfen wir auf eine zufriedenstellende Zahl an Touristen in der Herbstsaison hoffen, aber noch nicht in diesem Frühjahr.

Wie ist die Stimmung unter den Sherpas? Depressiv, optimistisch oder irgendwo dazwischen?

Wegen der Unglücke 2014 und 2015 haben einige Sherpa-Bergsteiger ihren Job erst einmal an den Nagel gehängt, weil sie Druck von ihren Familien bekamen. Aber die Mehrheit hofft auf eine ausreichende Zahl an Touristen und darauf, für sie zu arbeiten.

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Wie so oft, sorgte das zögerliche Verhalten der nepalesischen Regierung wieder einmal für Verunsicherung. Die Entscheidung über die Verlängerung der Permits von 2015 kam spät, die vorgeschlagenen neuen Bergsteiger-Regeln für den Everest stehen weiterhin aus. Bereitet euch Expeditionsveranstaltern dieses schläfrige Verhalten der Regierung Probleme?

Ja, definitiv. Wir stehen nur noch ein paar Wochen vor Beginn der Frühjahrssaison, und bis gestern gab es noch keine endgültige Entscheidung über die Verlängerung der Permits. Jetzt liegt sie vor. Es ist eine gute Entscheidung für die Bergsteiger und auch für das Überleben der Tourismusbranche in Nepal. Die neuen Bergsteiger-Regeln erwarten wir nicht in näherer Zukunft.

Einige westliche Veranstalter haben entschieden, sich vom Everest zurückzuziehen.  Sie begründen ihren Schritt damit, dass sie nicht mit den Dumpingpreisen nepalesischer Veranstalter mithalten könnten. Wie siehst du das?

Es ist wahr, dass der Preiskampf mit den nepalesischen Veranstaltern die Sache nicht leicht macht. Es gibt nur einige wenige nepalesische Unternehmen, die einen besseren Service bieten als westliche Veranstalter. Aber es gibt deutlich mehr nepalesische Unternehmen, die nur darauf aus sind, den Preis zu drücken, um immer mehr Kunden anzulocken. Und diese Veranstalter sind auch dafür verantwortlich, dass es mehr Unfälle gibt. Aber diese Veranstalter werden nicht lange überleben.

Ich glaube, dass westliche Unternehmen in der Regel verlässlicher und verantwortungsbewusster sind, was die angebotenen Dienste und die Zusagen an die Kunden betrifft.

Everest-Basislager

Everest-Basislager

Den Wettbewerb gibt es übrigens nicht nur mit westlichen Unternehmen, sondern auch zwischen den verschiedenen nepalesischen Veranstaltern. Ich denke, wir gehören zu denen, die einen guten Service bieten. Wir versuchen, die Erwartungen der Kunden nicht zu enttäuschen. Auch für uns ist sehr schwer, gegen die Billiganbieter zu bestehen. Aber es gibt das alte Sprichwort „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“. Und so finden sowohl die Billiganbieter als auch wir und die westlichen Veranstalter Kunden, die jeweils zu ihnen passen. Ich habe das Gefühl, dass die Bergsteiger eher den westlichen als den nepalesischen Veranstaltern vertrauen, aber am Ende entscheidet der Preis. Doch es gibt auch immer mehr Touristen, für die ihre Sicherheit wichtiger ist als der Preis. 

Die erwähnten westlichen Veranstalter beschuldigen die nepalesischen Konkurrenten auch, einheimisches Personal aus ärmeren Regionen Nepals anzuheuern und sie schlecht zu bezahlen. Ist das wahr?

50/50. Ja, es gibt viele Unternehmen, die schlechte Löhne zahlen, doch es hängt auch von der Qualifikation des Personals ab. Ich habe Freunde mit einem Bergführer-Zertifikaten der UIAGM (Internationale Vereinigung der Berführerverbände). Sie berechnen 15.000 US Dollar für Everest-Expeditionen, das ist mehr, als westliche Führer verlangen. Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile lokale Bergführer, die nur 85.000 nepalesische Rupien (etwa 800 Dollar) fordern.

Es liegt also in den Händen der Kunden. Je mehr sie an nepalesische oder westliche Veranstalter bezahlen, desto wahrscheinlicher erhalten sie gute und erfahrene Sherpas. Je weniger sie zahlen, desto wahrscheinlicher bekommen sie unprofessionelles Personal, das sie in Schwierigkeiten bringen wird.

Vor zwei Monaten hast du mir gesagt, dass 2016 über die Zukunft des Bergtourismus in Nepal entscheiden würde. Wie ist dein Gefühl jetzt?

2016 wird ein sehr schwieriges Jahr für Nepal. Ganz sicher werden in dieser Frühjahrssaison weniger Touristen ins Land kommen. Für die Herbstsaison bin ich zuversichtlicher. Wenn die Zahl der Touristen im Herbst jedoch ebenfalls zurückgehen sollte, sehe ich auf Jahre hinaus schwarz für die Tourismusbranche in Nepal.

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Expedition wie am Schnürchen https://blogs.dw.com/abenteuersport/melle-stitzinger-laemmle-shisha/ Sat, 04 May 2013 19:59:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21419

Alix (r.) und Luis auf der Shishapangma

Es gibt so Tage, an denen einfach fast alles passt. Auch an einem Achttausender. Einen solchen erwischten Alix von Melle und Luis Stitzinger am vergangenen Dienstag an der Shishapangma in Tibet. Es sei „ein idealer Gipfeltag“ gewesen, berichtet Luis im Expeditionstagebuch der beiden deutschen Höhenbergsteiger. Sie weichen vom Normalweg ab und steigen über die 2006 vom Basken Iñaki Ochoa de Olza eröffnete Variante durch die Nordostwand Richtung Gipfelgrat. Dort erleben die beiden doch noch ein paar Schrecksekunden.

Heftige Böen am Gipfelgrat

Aufstieg mit Skiern

Plötzlich aufkommender Wind ist schuld. „Die Böen erreichen Geschwindigkeiten, die uns ein paar Mal regelrecht von den Füßen heben“, schreibt Luis. Doch so plötzlich, wie der Wind aufgefrischt hat, verschwindet er auch wieder. Alix, Luis und ihr deutscher Landsmann Thomas Lämmle nutzen die Flaute und steigen zum höchsten Punkt auf 8027 Metern auf. Für die 41-Jährige und ihren 44 Jahren alten Ehemann ist es der sechste Achttausender, für Lämmle der vierte. „Wir sind glücklich und freuen uns über die tolle Aussicht über die tibetische Hochebene und das Himalaya-Gebirge. Vom Mount Everest über Lhotse und Nuptse bis zum Cho Oyu sind trotz Quellwolken noch viele Gipfel zu sehen“, schwärmt Luis. Während Alix zu Fuß absteigt, schnallen sich Luis und Thomas ein Stück unterhalb des Gipfels die Ski an und fahren ab. „Die ganze Expedition hat wirklich wie am Schnürchen geklappt, kein Tag des Wartens wegen schlechten Wetters oder anderer Verzögerungen“, freut sich Luis.

Vier in vier Monaten 

Thomas am Gipfel

Thomas Lämmle, Jahrgang 1965, hat sich dieses Jahr einiges vorgenommen: Innerhalb von vier Monaten will der Bergführer und Sportwissenschaftler vier Achttausender besteigen. Nach der Shishapangma wechselt Thomas zum Mount Everest, den er ebenfalls ohne Flaschen-Sauerstoff meistern will. Anschließend stehen im Karakorum in Pakistan noch die Achttausender Gasherbrum II und I (in dieser Reihenfolge) auf der Agenda des fünffachen Familienvaters aus dem Allgäu.

Apropos Familie: Chhang Dawa Sherpa hat mit der Shishapangma seine Achttausender-Sammlung komplettiert und ist damit seinem älteren Bruder Mingma Sherpa gefolgt, dem dieses Kunststück 2011 als erstem Nepalesen gelungen war. Zwei Brüder auf allen Achttausendern, das gab es noch nie. Chhang Dawa ist darüber hinaus mit 30 Jahren und neun Monaten der jüngste Bergsteiger, der die 14 höchsten Gipfel der Welt erstiegen hat.

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