Billi Bierling – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Erfolgreiche Saisonbilanz am „Herbst-Everest“ Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/erfolgreiche-saisonbilanz-am-herbst-everest-manaslu/ Sat, 06 Oct 2018 17:27:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42165

Schlange am Manaslu

Ich hatte ein Déjà-vu. Als ich die Bilder der Menschenschlange sah, die in diesem Herbst dem Gipfel des 8163 Meter hohen Manaslu entgegenstieg, zuckte ich erneut zusammen. Ganz so wie 2012, als der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger Ralf Dujmovits die Schlange der Everest-Gipfelanwärter in der Lhotse-Flanke abgelichtet hatte. Wie sich die Bilder doch gleichen! Kein Wunder, ist der Manaslu doch in den letzten Jahren immer mehr zu einem „Herbst-Everest“ mutiert: Mehrere hundert Bergsteiger bevölkern das Basislager, die Route wird bis zum Gipfel mit Fixseilen gesichert. Und wenn das Wetter passt, wird es eng auf dem höchsten Punkt.

Mehr als 200 Gipfelerfolge, ein Todesfall

Gedränge am Gipfel

Nach Angaben der Zeitung „The Himalayan Times“ haben in diesem Herbst mindestens 120 ausländische Bergsteiger und mehr als 100 sie begleitende Sherpas den Gipfel des achthöchsten Bergs der Erde erreicht. Ein Todesfall war zu beklagen. Ein 43 Jahre alter Tscheche wird vermisst. Nach seinem Gipfelerfolg verliert sich seine Spur.

Soria scheitert zum neunten Mal

An den anderen Achttausendern, die in diesem Herbst in den Katalogen der kommerziellen Anbieter standen, war deutlich weniger los. Während in Tibet von Cho Oyu und Shishapangma Gipfelerfolge im niedrigen zweistelligen Bereich gemeldet wurden, blieb der höchste Punkt des Dhaulagiri, wie der Manaslu im Westen Nepals gelegen, in diesem Herbst bisher unberührt. Ein 24 Jahre alter Sherpa war vor zweieinhalb Wochen bei einem Lawinenunglück an dem Achttausender ums Leben.

Soria muss wiederkommen

„Ich habe den Dhaulagiri noch nie mit so viel Schnee und so gefährlich erlebt“, sagte der Spanier Carlos Soria auf desnivel.com, nachdem er seine Expedition abgebrochen hatte. Der 79-Jährige versuchte sich bereits zum neunten Mal an dem 8167 Meter hohen Berg. Im nächsten Frühjahr will Carlos erneut zum Dhaulagiri zurückkehren. Außer diesem Berg fehlt ihm nur noch die Shishapangma in seiner Achttausender-Sammlung.

Zu viel Schnee am Dhaulagiri

„Der Tropensturm aus Pakistan, der hier im Marshyangdi-Tal mehr als 48 Stunden sein Unwesen getrieben hatte, hat viel Schnee auf unserer schwer erarbeiteten Route hinterlassen“, schrieb die deutsche Bergsteigerin Billi Bierling, die mit ihrem Team des Schweizer Anbieters „Kobler & Partner“ ebenfalls den Weg zurück nach Kathmandu antrat. Auch der Spanier Sergi Mingote, der nach seinem Gipfelerfolg am Manaslu eigentlich noch den Dhaulagiri anhängen wollte, packte wegen der zu hohen Lawinengefahr zusammen. 

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Sherpa stirbt in Lawine am Dhaulagiri https://blogs.dw.com/abenteuersport/sherpa-stirbt-in-lawine-am-dhaulagiri/ Thu, 20 Sep 2018 17:08:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42037

R.I.P.

Tragischer Zwischenfall am Achttausender Dhaulagiri im Westen Nepals: Eine Lawine erfasste gestern ein siebenköpfiges Sherpa-Team des Veranstalters „Seven Summit Treks“, das gerade dabei war, zwischen Lager 2 (6400 Meter) und Lager 3 (7400 Meter) Fixseile zu legen. „Sechs (Sherpas) überstanden den Lawinenabgang unverletzt, doch von dem erst 24 Jahre alten Dawa Gyaljen, geboren in der Nähe des (Achttausenders) Makalu, fehlt jede Spur“, schrieb der Spanier Luis Miguel Lopez Soriano auf Facebook. Luis begleitet seinen 79 Jahre alten Freund Carlos Soria, der in diesem Herbst bereits zum zehnten und nach eigenen Worten wohl letzten Mal versucht, den Dhaulagiri zu besteigen. Der 8167 Meter hohe Berg und die Shishapangma (8027 Meter) sind die letzten beiden Achttausender, die Carlos in seiner Sammlung fehlen.

Billi Bierling und Herbert Hellmuth am Dhaulagiri

Dhaulagiri

Auch Billi Bierling bestätigte den Lawinentod Dawa Gyaljens. Sie habe Lager 2 erreicht, sei aber wegen des Zwischenfalls ins Basislager zurückgekehrt, schrieb Billi heute auf Twitter. Die 51 Jahre alte deutsche Bergsteigerin und Journalistin, die in Kathmandu als Nachfolgerin der verstorbenen legendären Elisabeth Hawley die Bergsteigerchronik „Himalayan Database“ leitet, gehört zu einer Gruppe des Schweizer Expeditionsveranstalters „Kobler & Partner“. Billi hat bereits fünf Achttausender bestiegen: 2009 den Everest, 2011 Lhotse und Manaslu, 2014 den Makalu und 2016 den Cho Oyu. Am Manaslu und Cho Oyu verzichtete sie auf Flaschensauerstoff.

Ebenfalls am Dhaulagiri unterwegs ist der Deutsche Herbert Hellmuth, der mit seinem russischen Teamkollegen Sergey Baranov ein Permit für eine Skiabfahrt vom Gipfel hat. Der 49-Jährige aus Bamberg hatte im vergangenen Mai den Kangchendzönga bestiegen, seinen dritten Achttausender nach Manaslu (2011) und Mount Everest (2013). Am K 2 hatte er 2015 auf 7000 Metern umkehren müssen.

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Todesfall am Cho Oyu https://blogs.dw.com/abenteuersport/todesfall-am-cho-oyu/ Thu, 07 Jun 2018 14:22:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41099

Gipfelregion des Cho Oyu

Die gute Nachricht zuerst: Die zu Ende gegangene Frühjahrssaison im Himalaya hat gezeigt, dass auch in Tibet koordinierte Rettungsaktionen für in Not geratene Bergsteiger möglich sind. So gestatteten die chinesischen Behörden im Falle des am Achttausender Shishapangma vermissten Bulgaren Boyan Petrov sogar, dass nepalesische Rettungshubschrauber eingesetzt wurden. Parallel dazu suchte ein Team, bestehend aus drei Sherpas und drei chinesischen Bergsteigern, direkt am Berg nach Boyan. Leider vergeblich. Doch die Zusammenarbeit zwischen nepalesischen und tibetischen Rettern könnte Maßstäbe für die Zukunft gesetzt haben. Auch am 8188 Meter hohen Cho Oyu war ein dreiköpfiges chinesisch-tibetisches Rettungsteam unmittelbar nach einem Notruf im Einsatz. Nun zur schlechten Nachricht: Wie schon bei Petrov gab es auch in diesem Fall kein Happy End. Und die Welt erfuhr nichts davon – bis heute.

„Sein Körper ist immer noch da“

Atanas Skatov am Cho Oyu

Der bulgarische Bergsteiger Atanas Skatov informierte mich darüber, dass am 15. Mai ein südkoreanisches Mitglied seines Teams in Lager 1 gestorben sei. Skatov hatte den Cho Oyu am 13. Mai ohne Flaschensauerstoff bestiegen – für den 40-Jährigen war es sein sechster der 14 Achttausender. Wie er habe auch der junge Koreaner zum Team des nepalesischen Veranstalters „Satori“ gehört, schreibt mir Atanas. „Ich war der letzte, der mit ihm am 14. Mai um 13 Uhr im Lager 2 auf 7150 Metern gesprochen hat.“ Zu diesem Zeitpunkt sei der Koreaner in guter Verfassung gewesen und habe gesagt, dass er Skatov später nach Lager 1 folgen wolle. Dort, so Atanas, sei er aber nicht eingetroffen. Daraufhin habe der Expeditionskoch des Teams den Chinesisch-Tibetischen Bergsteigerverband CTMA alarmiert. Noch am selben Abend seien drei Retter eingetroffen und am 15. Mai nach Lager 2 aufgestiegen. Skatov war zu diesem Zeitpunkt schon in die tibetische Stadt Tingri gefahren. „Am Abend erfuhr ich, dass die Retter den Koreaner in Lager 2 gefunden und ihm geholfen hätten, nach Lager 1 abzusteigen. Dort ist er gestorben. Und sein Körper ist immer noch da“, schreibt Skatov.

Expeditionsveranstalter bestätigt Berichte

R.I.P.

Auch ein französischer Bergsteiger bestätigte gegenüber Billi Bierling von der Chronik „Himalayan Database“ diese Angaben weitgehend: Dem Koreaner sei es „sehr schlecht gegangen“, und „offenbar“ sei er am 15. Mai in Lager 1 gestorben. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der deutsche Expeditionsleiter Felix Berg vom Veranstalter „Summit Climb“ nach seinem Gipfelerfolg (ebenfalls ohne Atemmaske) bereits auf der Rückreise. Doch auch seine Gruppe hatte den Koreaner noch am Berg getroffen. „Als wir vom Gipfel herunterkamen, hat er auf ca. 7850 Metern umgedreht“, schreibt mir Felix. Später habe es dann geheißen, der Koreaner sei noch immer in Lager 2. Es hätten zwei Versionen kursiert: Ihm sei die Kraft ausgegangen und er habe Probleme abzusteigen. Die andere, so Felix, habe gelautet: „Er möchte nochmal zum Gipfel – ohne Abstieg!“ Ich habe mehrfach den Expeditionsveranstalter Satori um eine Stellungnahme gebeten und erhielt heute endlich eine Antwort. Der 28 Jahre alte Koreaner Park Shin-yong sei am 16. Mai am Cho Oyu gestorben, schreibt Rishi Bhandari, Chef des Unternehmens: “Wir konnten ihn nicht retten, weil er so schwach und müde war.”

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Doch keine Everest-Besteigungen ohne Atemmaske https://blogs.dw.com/abenteuersport/doch-keine-everest-besteigungen-ohne-atemmaske/ Fri, 01 Jun 2018 12:22:19 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41015

Mount Everest (l.) im ersten Tageslicht

Eigentlich ist es doch ganz einfach. Ein Everest-Gipfelerfolg ohne Flaschensauerstoff bedeutet, dass der Bergsteiger nicht zur Atemmaske gegriffen hat. Und genau deshalb waren die beiden einzigen in dieser Frühjahrssaison vom höchsten Berg der Erde vermeldeten Besteigungen ohne Flaschensauerstoff zwar Gipfelerfolge, mehr aber nicht! Die deutsche Bergsteigerin und Journalistin Billi Bierling, Chefin der Chronik „Himalayan Database“, informierte mich heute darüber, dass Tenjing Sherpa (oft auch „Tenji“ genannt) am 24. Mai am Südgipfel auf 8750 Metern, also 100 Meter unterhalb des Hauptgipfels, zur Flasche gegriffen habe. Es sei windig gewesen, der 26-Jährige habe keine Erfrierungen riskieren wollen, so Billi nach dem „Debriefing“ mit Tenji und dessen britischem Kletterpartner Jon Griffith. Lakpa Dendi Sherpa sei sogar schon vom knapp 8000 Meter hohen Südsattel aus mit Flaschen-Sauerstoff aufgestiegen, informierte mich die Chronistin.

Keine Richtigstellung

Am Gipfeltag hatte das noch ganz anders geklungen. Da hatte Iswari Poudel, Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters „Himalayan Guides“ noch gegenüber der Zeitung „Himalayan Times“ erklärt, sowohl Tenjing, als auch Lakpa Dendi Sherpa hätten bei ihren Aufstiegen auf Flaschensauerstoff verzichtet. War bei der Kommunikation über Funk etwas falsch verstanden worden? Hatte man gar nicht darüber gesprochen, ob die Bergsteiger Atemmasken verwendet hatten? Oder wurde hier bewusst eine Falschmeldung lanciert, um den Erfolg schlagzeilenträchtig zu vermarkten? Wie auch immer, die Information, dass Tenjing und Lakpa Dendi ohne Atemmaske den Everest bestiegen hätten, verbreitete sich weltweit. Und weder die beiden genannten Bergsteiger, noch der Expeditionsveranstalter stellten die Sache anschließend richtig. Das finde ich nicht nur unsportlich, sondern auch unredlich.

Falschmeldung auch vom Makalu

Makalu

Ungewöhnlich ist es leider nicht mehr. So wurde in dieser Woche auch vermeldet, dass der 69 Jahre alte polnische Bergsteiger Lech Flaczynski und sein Sohn Wojciech den Gipfel des Achttausenders Makalu erreicht hätten. Laut Billi Bierling war jedoch nur der Sohn, nicht aber der Vater ganz oben. Der hatte später per Rettungshubschrauber ausgeflogen werden müssen, weil er sich wegen starker Bauchschmerzen kaum noch bewegen konnte.

Die Fälle häufen sich, in denen es vor allem Expeditionsveranstalter mit der Wahrheit nicht so genau nehmen oder wichtige Details unterschlagen. Ich finde diese Entwicklung bedenklich. Und schade. Wie wär’s mit ehrlich?

Update 20 Uhr: Ich muss mich insofern korrigieren, dass Tenji Sherpa vor drei Tagen auf Instagram gepostet hat, dass er vom Südgipfel an Flaschensauerstoff nutzte. Vom Expeditions-Veranstalter war jedoch nichts dergleichen zu hören.

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Elizabeth Hawley ist tot https://blogs.dw.com/abenteuersport/elisabeth-hawley-ist-tot/ Fri, 26 Jan 2018 08:42:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39433

Miss Hawley in ihrem Haus in Kathmandu (2016)

Die legendäre Chronistin des Himalaya-Bergsteigens ist nicht mehr unter uns. „Ich bin traurig, mitteilen zu müssen, dass Elizabeth Hawley uns, nach kurzem Kampf im Krankenhaus, verlassen hat“, ließ die deutsche Journalistin und Bergsteigerin Billi Bierling wissen. „Persönlich kann ich es gar nicht in Worte fassen, was diese großartige Frau mir bedeutet hat, wie viel sie mich gelehrt hat und wie sehr ich sie in meinem Leben vermissen werde.“ Elizabeth Hawley wurde 94 Jahre alt. Vor zwei Jahren hatte sie die Leitung der Datenbank „Himalayan Datenbase“ in die Hände Billis gegeben.  

Nie selbst auf einem hohen Berg

Seit 1960 lebte Miss Hawley in Kathmandu. Anfangs arbeitete die US-Amerikanerin für die Nachrichtenagentur Reuters. „Damals wurde Bergsteigen ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ausländischer Korrespondenten in Nepal“, erinnerte sich Hawley, als ich sie 2016 in ihrem Haus in der nepalesischen Hauptstadt besuchte. Von den Everest-Erstbesteigern Edmund Hillary und Tenzing Norgay, über Reinhold Messner bis zu den Kunden der kommerziellen Expeditionen dieser Tage – die Chronistin hat sie alle getroffen. Der höchste Berg, den sie selbst je bestiegen habe, sei nur rund 1000 Meter hoch gewesen, erzählte mir Miss Hawley. „In Vermont in New England. Aber ein Berg? Nein, eigentlich war es eher ein Hügel wie die hier rund um Kathmandu.“ Trotzdem gelang es der US-Amerikanerin immer wieder, Bergsteiger, die vorgaben, Achttausender oder andere hohe Gipfel in Nepal bestiegen zu haben, als Lügner zu ertappen.

„Einfach nur eine Chronistin“

R.I.P.

Das trug ihr Spitznamen wie „Miss Marple von Kathmandu“ und „Sherlock Holmes der Berge“ ein. „Ganz ehrlich, diese Bezeichnungen habe ich noch nie gehört. Die kannst du behalten,“ sagte mir Miss Hawley. „In einem Buch und einem Dokumentarfilm wurde ich auch schon als ‚Wächterin der Berge‘ bezeichnet. Ich bewache sie doch nicht. Ich bin einfach nur eine Chronistin.“

 

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Himalayan Database: Schatzkiste für alle offen https://blogs.dw.com/abenteuersport/himalayan-database-schatzkiste-fuer-alle-offen/ Tue, 05 Dec 2017 10:58:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38745 Der Nikolaus hat bereits ein Geschenk für die Bergfreunde in aller Welt aus seinem Sack geholt. Seit heute kann die neue Version der Himalayan Database, der elektronischen Bibel des Expeditionsbergsteigens“  in Nepal, frei heruntergeladen werden. Bisher hatte man eine CD-ROM kaufen müssen, um das Archiv nutzen zu können. Ursprünglich hatte die Freigabe dieser umfangreichen Datensammlung schon im November über die Bühne gehen sollen. Es gab jedoch eine kleine Verzögerung, weil der US-Amerikaner Richard Salisbury, der die Daten der Frühjahrssaison einpflegte, noch auf Informationen über Gipfelerfolge der Sherpas warten musste.

Mehr als 9600 Expeditionen

Miss Hawley in ihrem Haus in Kathmandu (2016)

Salisbury war es, der in den 1990er-Jahren Elizabeth Hawley, die legendäre Chronistin des Himalaya-Bergsteigens, davon überzeugte, dass es eine gute Idee wäre, ihr Archiv zu digitalisieren. 2004 war die Himalayan Database erstmals elektronisch verfügbar.  Heute beinhaltet sie Informationen über mehr als 9600 Expeditionen zu über 450 Bergen in Nepal, mehr als 70.000 Bergsteiger sind in dem Archiv verewigt. Für jeden, der tiefer in das Geschehen an den höchsten Bergen der Welt eintauchen will, ist die Datensammlung eine wahre Schatzkiste.

Expeditionen online registrieren!

Tobias Pantel, Billi Bierling, Jeevan Shrestha und Rodolphe Popier (v.l.)

„Es ist ein großer Reichtum an Informationen – egal ob man einfach nur wissen will, wie viele Menschen bis dato am Mount Everest oder an der Annapurna I waren oder ob man eine Route planen will“, hatte mir Billi Bierling im Oktober geschrieben. „Die Himalayan Database beantwortet alle diese Fragen.“ Die deutsche Bergsteigerin und Journalistin hatte 2016 die inzwischen 94 Jahre alte Miss Hawley als Chefin der Datenbank abgelöst.

Billi und die anderen Mitarbeiter der Himalayan Database -der Nepalese Jeevan Shrestha, der Franzose Rodolphe Popier und der Deutsche Tobias Pantel – weisen anlässlich der heutigen Freigabe des Archivs die Bergsteiger darauf hin, dass „das Sammeln der Daten ohne eure Hilfe unmöglich ist“. Wer eine Expedition in Nepal plane, solle sich bitte online bei der Database registrieren. Das ist als kleine Gegenleistung für eine offene Schatzkiste ja wohl nicht zu viel verlangt, oder?

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Himalayan Database bald gratis https://blogs.dw.com/abenteuersport/himalayan-database-bald-gratis/ Thu, 12 Oct 2017 09:04:59 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38127

Tobias Pantel, Billi Bierling, Jeevan Shrestha und Rodolphe Popier (v.l.)

Die Himalayan Database ist so etwas wie die elektronische Bibel des Expeditionsbergsteigens in Nepal. Wer sich mit den höchsten Bergen der Welt beschäftigt, kommt an dieser umfangreichen Datensammlung schlicht nicht vorbei. Unzählige Male habe auch ich schon bei Billi Bierling nachgefragt, wenn ich wichtige Details von Besteigungen überprüfen wollte. Die 50 Jahre alte deutsche Journalistin und Bergsteigerin arbeitet seit 2004 für die Himalayan Database, 2016 löste sie die inzwischen 93 Jahre alte legendäre Chronistin Elizabeth Hawley als Chefin der Datenbank ab. Miss Hawley hatte in den 1960er Jahren damit begonnen, das Expeditionsbergsteigen in Nepal zu erfassen. Ihr Archiv war der Grundstock der Himalayan Database, die seit 2004 elektronisch verfügbar ist. Bisher musste dafür eine CD-ROM gekauft werden. Das wird sich in Kürze ändern. Dann wird die Datenbank für alle frei verfügbar sein.

Riesige Datensammlung

Anfang November könne die neue Version von der Internetseite himalayandatabase.com ohne Gebühr heruntergeladen werden, teilten Bierling und Co. auf Facebook mit. Mehr als 450 Berge sind in der Himalayan Database aufgelistet. Mehr als 9500 Expeditionen mit rund 70.000 Teilnehmern wurden bisher erfasst, inklusive Aufstiegsrouten, Lagerplätzen, besonderen Vorkommnissen und Details wie der Frage, ob die Bergsteiger Flaschensauerstoff verwendeten. Billi und ihr Team – der Nepalese Jeevan Shrestha, der Franzose Rodolphe Popier und der Deutsche Tobias Pantel – befragen in Kathmandu regelmäßig die eintreffenden und abreisenden Expeditionsteams. Der US-Amerikaner Richard Salisbury – er war es, der in den 1990er-Jahren Miss Hawley davon überzeugte, dass es eine gute Idee wäre, ihr Archiv zu digitalisieren – pflegt die neuen Daten anschließend ein.

Kaum noch zu schaffen

Miss Hawley (l.) und Billi

Deren Menge ist in den 13 Jahren seit der ersten digitalen Version rasant in die Höhe geschnellt. So viele Expeditionen sind inzwischen in Nepal unterwegs, dass es kaum noch möglich ist, alle zu erfassen. In der Spitzenzeit macht Billi Bierling nach eigenen Angaben zehn bis 15 Interviews am Tag, die mal nur zehn Minuten, aber auch bis zu zwei Stunden lang dauern können. Billi und ihre Mitstreiter wollen die Arbeit von Miss Hawley in der bisherigen Form weiterführen – so lange wie möglich. “Wir müssen schauen, ob wir noch eine Datenbank bleiben oder irgendwann wirklich nur noch besondere Besteigungen erfassen”, sagte mir Billi vor ein paar Monaten. Seit dem Frühjahr können Bergsteiger ihre Fragebögen auch online ausfüllen, z. B. via Facebook. Mit der kostenlosen Version geht die Himalayan Database einen weiteren Schritt in die Zukunft. Ich habe bei Billi Bierling nachgefragt.

Billi, was versprecht ihr euch davon, dass die Database künftig gratis verfügbar ist?

Die Tatsache, dass die Himalayan Database nun online als Download verfügbar ist, macht sie natürlich zugänglicher für viele Menschen. Ich denke, dass es nun einfacher wird, den Trekking Agents, Bergsteigern und auch den Expeditionsleitern zu vermitteln, was wir eigentlich machen. Es ist ein großer Reichtum an Informationen – egal ob man einfach nur wissen will, wie viele Menschen bis dato am Mount Everest oder an der Annapurna I waren oder ob man eine Route planen will. Die Himalayan Database beantwortet alle diese Fragen. Ich denke auch, dass bis jetzt einige der Trekkingagenturen in Nepal eigentlich nicht so richtig wissen, was wir eigentlich machen. Die Tatsache, dass die Datenbank nun online verfügbar ist, ist eine große Chance für uns, ihnen zu zeigen, wie auch sie diese Daten nutzen können.

Wie stellt ihr auch künftig die Finanzierung der Himalayan Database sicher?

Wir werden weiterhin weitgehend ehrenamtlich arbeiten. (Der Erlös aus dem bisherigen Verkauf der CD-ROMs floss vor allem in die Produktion der Datenträger und der beiliegenden Broschüre.) Und wie die Zukunft der Himalayan Database aussieht, steht noch in den Sternen. Unser Team besteht jedoch aus Leuten, die die Arbeit von Miss Elizabeth Hawley mit Herzblut weiterführen wollen – und hoffentlich auch werden. Und wenn wir ein wenig Geld auf der Seite haben, bekommen sie natürlich auch eine kleine Entschädigung. Aber soweit machen wir die Arbeit immer noch aus Überzeugung.

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Hoher oder höchster Punkt des Broad Peak? https://blogs.dw.com/abenteuersport/hoher-oder-hoechster-punkt/ Tue, 29 Aug 2017 14:47:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37305

Broad Peak

Chronisten des Bergsteigens im Himalaya und Karakorum wie die Deutschen Billi Bierling und Eberhard Jurgalski sind nicht zu beneiden. Zum einen stehen sie im Zeitalter des kommerziellen Höhenbergsteigens einer regelrechten Flut von Erfolgsmeldungen gegenüber, die kaum noch zu bewältigen ist. Zum anderen werden immer wieder Gipfelerfolge vermeldet, die objektiv betrachtet gar keine waren, weil die Bergsteiger nicht den höchsten Punkt erreichten. „Es wird immer schwieriger“, erzählte mir vor einiger Zeit Billi Bierling, in deren erfahrene Hände die legendäre Chronistin Elizabeth Hawley (inzwischen 93 Jahre alte) die Verantwortung für die Arbeit der Himalayan Database gelegt hat. „Ich bohre schon nach. Aber manchmal wünschte ich mir einfach, ich hätte mehr Zeit.“ Sie gehe davon aus, dass immer noch die meisten Bergsteiger ehrlich seien, zuweilen aber werde die Wahrheit „ein bisschen verzerrt“, beklagte Billi.

Strittig ist inzwischen auch, ob der nepalesische Expeditionsleiter Mingma Gyalje Sherpa am 4. August zum Ende der Sommersaison im Karakorum wirklich seine Gruppe auf den höchsten Punkt des Broad Peak geführt hat. Eberhard Jurgalski hat Mingmas Video, das im Schneetreiben aufgenommen wurde, mit anderen Gipfelvideos und -fotos verglichen und kommt zu dem Schluss, dass die Gruppe nicht den höchsten Punkt des Achttausenders, sondern eine andere Erhebung auf dem Gipfelgrat erreicht hat, mindestens 45 Minuten Stück vom Gipfel entfernt und rund 25 Meter niedriger als dieser.

Im Zweifel lieber noch einmal

Wirklich ganz oben?

Der Schwede Fredrik Sträng, der zwar nicht zu Mingmas Team gehörte, aber zusammen mit der Gruppe aufstieg, hat inzwischen öffentlich erklärt, er beanspruche infolge der nun vorliegenden Informationen nicht mehr für sich, auf dem Gipfel gewesen zu sein. „Ich bin mir nicht mehr hundertprozentig sicher, ob wir wirklich den Hauptgipfel erreicht haben oder nicht“, schrieb Fredrik auf Facebook und kündigte an, im nächsten Jahr wiederzukommen, um den Broad Peak ohne jeden Zweifel zu besteigen. „Ich möchte hier nichts vorwerfen, aber manchmal ist es vielleicht nicht die beste Idee, einen Gipfel im Schneesturm zu besteigen, genausowenig wie jemandem blind zu vertrauen, der irritiert ist, wenn du ihn fragst: Ist das der Gipfel?“ Genau das hatte Sträng einen pakistanischen Begleiter gefragt, und das gleich dreimal. Der Pakistani, der eine Woche vorher den Broad Peak bei gutem Wetter, zum insgesamt dritten Mal in seiner Karriere bestiegen hatte, hatte Fredrik dreimal versichert, dies sei wirklich der höchste Punkt.

Mitte Juni hatte Mingma Gyalje Sherpa mit einigen Kunden – ebenfalls im Schneetreiben – den Gipfelgrat des Nanga Parbat erreicht. Anschließend hatte der 31-Jährige öffentlich erklärt, er sei sich nicht hundertprozentig sicher, ob sie wirklich ganz oben gewesen seien. Dass bei schlechtem Wetter schon einmal gerne ein Vorgipfel zum Gipfel erklärt wird, ist nicht neu. So machten es einige Bergsteiger im vergangenen Frühjahr am Makalu. Beinahe gängige Praxis ist es unter kommerziellen Expeditionen am Manaslu. Dort stellte sich nach der Herbstsaison 2016 heraus, dass die meisten der rund 150 vermeintlichen „Gipfelstürmer“ den – zugegebenermaßen nicht leicht zugänglichen – höchsten Punkt gar nicht betreten, sondern ihre „Gipfelfotos“ in der Nähe gemacht hatten.

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Himalaya-Chronik 2.0 https://blogs.dw.com/abenteuersport/himalaya-chronik-2-0/ Thu, 02 Mar 2017 08:08:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35199

Everest, Lhotse, Makalu (v.l.n.r.)

Es ist die alte Straße, aber wegen des gestiegenen Verkehrs wird jetzt auch der (digitale) Seitenstreifen mit genutzt. Expeditionsteams, die sich auf den Weg nach Nepal machen, können sich ab sofort bei der Himalayan Database, der von der legendären Elizabeth Hawley gegründeten Bergsteiger-Chronik, vor dem Start des Unternehmens nun auch online registrieren, z.B. via Facebook. „Wir werden weiterhin so viele Teams in Kathmandu treffen, wie wir können. Jedoch ist es in den letzten Jahren fast unmöglich geworden, alle persönlich zu interviewen“, begründet Billi Bierling das neue Verfahren.

Letzte Instanz: Miss Hawley

Miss Hawley in ihrem Haus in Kathmandu (2016)

Die deutsche Bergsteigerin und Journalistin ist mit dem Nepalesen Jeevan Shrestha, dem US-Amerikaner Richard Salisbury und dem Franzosen Rodolphe Popier für die Interviews der Himalayan Database zuständig. Die inzwischen 93 Jahre alte Miss Hawley hat sich zurückgezogen. Anfang der 1960er Jahre hatte sich die Journalistin aus den USA in Kathmandu niedergelassen und damit begonnen, das Bergsteigen an den höchsten Bergen der Welt zu dokumentieren. Jahrzehntelang fuhr sie mit ihrem blauen VW-Käfer, Baujahr 1963, vor den Hotels vor und befragte die Expeditionsteams. Ihre Chronik wurde zur Messlatte der Szene: Erst wenn Miss Hawley einen Gipfelerfolg bestätigte, galt die Expedition auch wirklich als geglückt. Manchen Gipfel-Schwindler konnte die unerbittlich nachfragende Journalistin enttarnen.

Effizienter arbeiten

Billi Bierling

Seit Beginn des kommerziellen Bergsteigens in den 1990er Jahren ist die Zahl der Expeditionsbergsteiger in Nepal jedoch geradezu explodiert. Die Zeiten, in denen Miss Hawley noch so gut wie jeden Himalaya-Bergsteiger persönlich kannte bzw. kennen konnte, sind vorbei. Die Online-Registrierung solle dabei helfen, „ein wenig effizienter zu arbeiten“, sagt Billi Bierling. „Wir haben nicht vor, die Himalayan Database unpersönlich zu machen.“ Für viele, so die 49-Jährige, gehörten die Interviews inzwischen ja zu einer Expedition in Nepal dazu. „Auch wenn ich natürlich nicht Miss Hawley bin und manche Leute manchmal enttäuscht sind, wenn sie die Dame nicht persönlich kennenlernen können – was ich vollkommen verstehen kann.“

Keine Schiedsrichter oder Detektive

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Nach den Expeditionen versucht das Quartett der Interviewer weiterhin, so viele Bergsteiger wie nur möglich zu befragen. Wer ihnen durch die Lappen geht, hat die Möglichkeit, nachträglich einen Online-Fragebogen auszufüllen. Sinkt damit nicht die Chance, Lügner zu überführen? „Die Zahl der Schwindler ist im Vergleich zu den Leuten, die ehrlich sind, noch sehr gering“, antwortet Billi Bierling. „Und es heißt ja nicht, dass wir alle Schwindler entlarven, auch wenn wir sie persönlich treffen.“ So sei der Everest-Schwindel des indischen Ehepaars im Frühjahr 2016 trotz Interviews zunächst nicht aufgefallen. „Hätte der eigentliche Besitzer der getürkten Gipfel-Bilder nicht darauf aufmerksam gemacht, wäre diese Lüge wohl auch in der Datenbank gelandet“, räumt Billi ein. „Wir arbeiten nach wir vor auf Vertrauen, denn wir sind keine Schiedsrichter oder Detektive – das würde ich mir auch niemals anmaßen. Wir werden natürlich alles dafür tun, Miss Hawleys Himalayan Database so gut und präzise weiterzuführen, wie es geht. Aber wenn uns jemand wirklich anlügen will, dann tut er das. Wenn wir Glück haben, weisen uns andere Bergsteiger, die zur gleichen Zeit am Berg waren, darauf hin.“

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Thundu Sherpa stirbt an der Ama Dablam https://blogs.dw.com/abenteuersport/thundu-sherpa-stirbt-an-der-ama-dablam/ Tue, 29 Nov 2016 15:59:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34327 Lhakpa Thundu Sherpa (1970-2016)

Lhakpa Thundu Sherpa (1970-2016)

Wieder einmal bebte am Montag die Erde im Khumbu, der Region rund um den Mount Everest. Panik dürften die Erdstöße der Stärke 5,4, deren Zentrum 19 Kilometer westlich von Namche Bazaar lag, kaum noch ausgelöst haben, gehören leichte bis mittelschwere Nachbeben nach dem verheerenden Beben in Nepal vom 25. April 2015 doch fast schon zum Alltag in dem Himalayastaat: 475 der Stärke vier oder mehr wurden seitdem registriert. Größere Schäden wurden nach dem Beben vom Montag nicht vermeldet. Aber es gab eine traurige Nachricht: Der Bergsteiger Lhakpa Thundu Sherpa kam in Folge der Erdstöße an der 6814 Meter hohen Ama Dablam ums Leben.

Falsche Zeit, falscher Ort

Ama Dablam

Ama Dablam

Thundu war mit einem britischen Kunden auf dem Weg zum Gipfel, oberhalb von Lager drei auf 6300 Metern, als das Beben einen Hagel von Eisbrocken auslöste. Der 46 Jahre alte Sherpa wurde am Kopf getroffen und starb an den Verletzungen. Der Brite überlebte und konnte in einer Rettungsaktion per Hubschrauber in Sicherheit gebracht werden. „Bedauerlicherweise waren sie zur falschen Zeit am falschen Ort“, schreibt der britische Expeditionsveranstalter Tim Mosedale auf Facebook. Die beiden Bergsteiger gehörten zu Tims Team. „Fünf Minuten früher oder später, und es wäre einfach nur eine knappe Angelegenheit gewesen.“ Die markante Ama Dablam, einer der formschönsten Berge der Welt, ist seit Jahren ein beliebtes Ziel kommerzieller Expeditionen.

Bergsteiger und Uhrmacher

Billi Bierling (l.) und Thundu Sherpa auf dem Gipfel des Cho Oyu

Billi Bierling (l.) und Thundu Sherpa auf dem Gipfel des Cho Oyu

Lhakpa Thundu Sherpa kam aus dem rund 4000 Meter hohen Dorf Pangboche, unweit der Ama Dablam gelegen. Er war ein äußerst erfahrener Höhenbergsteiger. Allein neunmal bestieg er den Mount Everest (8850 Meter) – 2006, 2007 und 2010 sogar jeweils zweimal innerhalb weniger Tage –, außerdem zweimal den Cho Oyu (8188 Meter) sowie je einmal den Manaslu (8163 Meter) und die Annapurna (8091 Meter). Auch die Ama Dablam war ihm sehr vertraut, siebenmal stand er auf dem Gipfel. Doch sein Leben spielte sich nicht nur in den Bergen ab. Zeitweise arbeitete Thundu auch als Uhrmacher einer Luxusmarke in Kathmandu. „Thundu war ein besonderer Mensch“, schreibt mir die deutsche Bergsteigerin und Journalistin Billi Bierling, die am 1. Oktober gemeinsam mit Thundu den Gipfel des Achttausenders Cho Oyu in Tibet erreicht hatte. „Er war sehr einfühlsam und offen, und er hat mir viel von seiner Familie und seiner temporären Arbeit als Uhrmacher erzählt. Schon damals wollte er von der gefährlichen Arbeit als Climbing Sherpa wegkommen, jedoch hat ihn seine Leidenschaft für die Berge wieder zu seiner ursprünglichen Arbeit gebracht.“

Hilfsaktion für Thundus Familie

R.I.P.

R.I.P.

Die Nachricht von Thundus Tod habe sie erschüttert.  Ohne ihn, so Billi, „hätte ich den Gipfel des Cho Oyu wohl nicht erreicht. Auch wenn momentan die Traurigkeit überwiegt, bin ich doch froh, dass ich Thundu kennenlernen durfte und den besonderen Moment meiner Besteigung mit ihm teilen durfte (auch wenn er mich beim Abstieg ab und zu für meine Langsamkeit – zu Recht – beschimpft hat!). Danke Thundu, ich werde diese besonderen Momente nie vergessen.“ Thundu hinterlässt seine Frau und zwei Söhne im Alter von acht und 14 Jahren. Wenn ihr die Thundus Familie finanziell unterstützen wollt, könnt ihr dies sehr unkompliziert und unbürokratisch über Tim Mosedales Hilfsprojekt JustGiving erledigen. Einfach bei der Online-Spende den Hinweis „For Thundu“ dazusetzen.

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Billi Bierling: „Anstrengender als erwartet“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/billi-bierling-anstrengender-als-erwartet/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/billi-bierling-anstrengender-als-erwartet/#comments Mon, 03 Oct 2016 13:04:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33767 Billi Bierling (l.) und Susanne

Billi Bierling (l.) und Susanne Müller Zantop (r.)

Wer schon einmal von einem Gipfelversuch an einem sehr hohen Berg – ob erfolgreich oder nicht – zurückgekehrt ist, weiß, wie sich Billi Bierling jetzt fühlt. Die Körner sind aufgebraucht, das Adrenalin auch – und die Strapazen der zurückliegenden Tage fordern ihren Tribut. Es dauert eine Weile, bis die Lebensgeister zurückkehren. Ein Gipfelerfolg hilft dabei natürlich. Nicht nur Billi durfte sich – wie berichtet – am vergangenen Wochenende am Cho Oyu darüber freuen, ganz nach oben gelangt zu sein.  Auch ihre Teamgefährtin Susanne Müller Zantop erreichte den 8188 Meter hohen Gipfel, im Gegensatz zu Billi jedoch mit Flaschensauerstoff. Die 60-Jährige war damit die bisher älteste deutsche Frau auf dem Cho Oyu, dem sechsthöchsten Berg der Erde. Für Billi Bierling war es bereits der fünfte Achttausender-Erfolg. Trotz aller Müdigkeit hat die 49-Jährige meine Fragen beantwortet.

Billi, du warst am Cho Oyu ohne Flaschensauerstoff unterwegs. Wie ist es dir beim Aufstieg ergangen?

Ich hatte keine Probleme ohne den zusätzlichen Sauerstoff und fühlte mich gut, aber natürlich ist man um einiges langsamer und friert beim Aufstieg leichter. Jetzt, zwei Tage später, spüre ich die Nachwirkungen schon. Ich habe wenig Energie, die Lippen brennen und mein Geschmackssinn ist weg. Aber ich hoffe, das legt sich wieder bis ich zurück in Kathmandu bin, da gibt es nämlich sehr leckere bayerische Brezn.

Gipfelregion des Cho Oyu

Gipfelregion des Cho Oyu

Konntest du das Gipfelerlebnis richtig genießen? Was ging dir dort oben auf 8188 Metern durch den Kopf?

Der Cho Oyu war um einiges anstrengender und steiler, als ich es erwartet hatte. Auf dem Gipfelplateau war ich schon sehr müde. Ich wusste, dass es sicher noch eine Stunde dauern würde, bis ich ganz oben bin. Und da wollte ich eigentlich nur noch ankommen. Da es zu dem Zeitpunkt angefangen hat zu schneien und Tundu (der Sherpa, der Billi begleitete) und ich wussten, dass viel Schnee kommen würde, haben wir schnell ein paar Fotos und uns dann an die Rückkehr gemacht. Der Abstieg war sehr hart für mich. Da ich ja bereits vier Nächte auf über 7100 Meter verbracht hatte, war mein Körper schon sehr geschwächt, und ich hatte keine Reserven mehr. Ich war sechs Stunden unterwegs zurück ins Lager 2, und insgesamt waren es 17 Stunden, also nicht ganz so lange wie beim Zugspitz Ultra Trail (Billi hatte im Sommer an diesem Berglauf über gut 100 Kilometer teilgenommen und ihn in gut 23,5 Stunden beendet). Für mich war der Gipfel persönlich sehr wichtig, da der Cho Oyu 2005 mein erster Achttausender war – und der einzige, auf dessen Gipfel ich mangels meiner eigenen Fähigkeiten nicht gekommen bin. Auch damals war ich ohne Flaschensauerstoff unterwegs. 

Nepalesische Südseite des Cho Oyu

Nepalesische Südseite des Cho Oyu

Es war an diesem Wochenende auf dem Cho Oyu richtig viel Verkehr. Wie hast du das erlebt?

Ich glaube, der 1. Oktober war für den Aufstieg ohne zusätzlichen Sauerstoff der beste Tag, da nur ca. 15 Leute auf dem Weg zum Gipfel waren. Das hatte den Vorteil, dass ich nicht ständig Leute an mir vorbei lassen musste und all diejenigen die ich vorbei gelassen habe, kenne ich von meiner Arbeit mit Miss Hawley. Eigentlich wäre jetzt eine gute Gelegenheit, einige Expeditionen zu interviewen, die noch hier sind, aber dazu fehlt mir gerade die Energie.

P.S.: Zu Billis Beruhigung: Nach meiner Besteigung des 7129 Meter hohen Kokodak Dome in China im Juli 2014 konnte ich auch eine Zeitlang nicht mehr süß schmecken. Nach einer Weile legte sich das. Heute schmeckt mir die Schokolade so gut wie eh und je. 😉

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Billis fünfter Streich https://blogs.dw.com/abenteuersport/billis-fuenfter-streich/ Sat, 01 Oct 2016 14:49:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33751 Billi Bierling auf dem Gipfel des Cho Oyu

Billi Bierling auf dem Gipfel des Cho Oyu

Geschafft! „Ich stand heute um 13 Uhr ohne Flaschensauerstoff auf dem Gipfel des Cho Oyu“, twitterte Billi Bierling. „Es war ein langer und anstrengender Tag. Ein Dankeschön an alle, die mir die Daumen gedrückt haben.“ Für die 49 Jahre alte deutsche Bergsteigerin und Journalistin war es der fünfte Achttausender-Erfolg und nach dem Manaslu 2011 der zweite, der ihr ohne Atemmaske gelang. Bei ihrem ersten Versuch am Cho Oyu vor elf Jahren war sie nicht über Lager 2 auf 7200 Metern hinausgekommen. „Es war mein erster Achttausender“, schrieb sie mir vor anderthalb Wochen vom Cho Oyu. „Damals war ich überzeugt, dass ich für solche hohen Berge nicht stark genug bin.“ Später bewies sie das Gegenteil.

Eine von zwei Ersten auf dem Makalu

Nepalesische Seite des Cho Oyu

Nepalesische Seite des Cho Oyu

2009 bestieg Billi den Mount Everest, 2011 mit Lhotse und Manaslu gleich zwei Achttausender und 2014 den Makalu. Mit Heidi Sand, die am gleichen Tag oben war, teilt sich Bierling die Ehre, als erste deutsche Frau auf dem Makalu gestanden zu haben. Mit nun fünf Achttausendern fehlt Billi nur ein weiterer, um mit der bisher erfolgreichsten deutschen Höhenbergsteigerin Alix von Melle gleichzuziehen.

Glückwunsch!

Die meisten Bergsteiger, die häufiger in Nepal unterwegs sind, dürften Billi Bierling als Mitarbeiterin und designierte Nachfolgerin der legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley kennen. Auch unsere Wege kreuzten sich erstmals in Kathmandu, vor einer Expedition. Seitdem hat sie mich schon häufig mit Informationen aus erster Hand versorgt – immer freundlich, hilfsbereit und kompetent. Deshalb freue ich mich ganz besonders über ihren Gipfelerfolg am Cho Oyu. Den hast du dir verdient, Billi, herzlichen Glückwunsch!

Das Schönwetterfenster am Freitag und Samstag nutzten zahlreiche Bergsteiger an den in diesem Herbst meisten besuchten Achttausendern Manaslu und Cho Oyu für ihre Gipfelversuche. Allein den 8163 Meter hohen Gipfel des Manaslu erreichten nach Informationen der Zeitung „The Himalayan Times“ an beiden Tagen insgesamt mehr als 150 Bergsteiger.

Zwei Sherpas bei Lawinen ums Leben gekommen

R.I.P.

R.I.P.

Doch es gibt auch schlechte Nachrichten aus dem Himalaya: Zwei Sherpas kamen in der zurückliegenden Woche bei Lawinenunglücken ums Leben. Am Dienstag wurde Mingmar Sherpa (aus Taksindu im Solukhumbu) am 7126 Meter hohen Himlung Himal im Westen Nepals verschüttet. Am Freitag starb Temba Sherpa (aus Taplejung im Osten Nepals) in einer Lawine am Achttausender Shishapangma in Tibet.

Update 19 Uhr: Auch die US-Amerikaner Adrian Ballinger und Emily Harrington erreichten heute den Gipfel des Cho Oyu und fuhren von dort mit Skiern ab. Sie liegen damit noch im Zeitplan ihrer „Instant-Expedition“. „Wir haben sogar noch Zeit, morgen im vorgeschobenen Basislager mit Freunden zu feiern“, freut sich Adrian. Ballinger und Harrington wollen spätestens 14 Tage nach ihrer Abreise wieder zurück am Heimatort in den USA sein.

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Billi Bierling am Cho Oyu: 3 Fragen, 3 Antworten https://blogs.dw.com/abenteuersport/billi-bierling-am-cho-oyu-3-fragen-drei-antworten/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/billi-bierling-am-cho-oyu-3-fragen-drei-antworten/#comments Wed, 21 Sep 2016 09:14:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33631 Billi in Tibet

Billi in Tibet

Jeder, der mehr als einmal auf Expedition in Nepal war, dürfte ihr wohl schon in Kathmandu begegnet sein. Billi Bierling arbeitet seit vielen Jahren als Assistentin der legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley. Die inzwischen 92 Jahre alte US-Amerikanerin sieht in Billi ihre Nachfolgerin als Leiterin der Himalayan Database. Was viele nicht wissen: Bierling befragt nicht nur ankommende und abreisende Expeditionsmitglieder in den Hotels von Kathmandu für die Chronik, sondern ist selbst eine ambitionierte Höhenbergsteigerin. Die 49 Jahre alte Deutsche hat bereits vier Achttausender bestiegen: 2009 den Mount Everest, 2011 den Lhotse und den Manaslu (diesen Gipfel erreichte sie ohne Flaschensauerstoff) sowie 2014 den Makalu. In diesem Herbst versucht sich Billi am 8188 Meter hohen Cho Oyu in Tibet.

„Ich habe mich in diesem Jahr für den Cho Oyu entschieden, da ich vor elf Jahren hier war und nur bis Lager 2 (auf 7200 Metern) gekommen bin“, schreibt mir Billi aus dem vorgeschobenen Basislager. „Es war mein erster Achttausender, und damals war ich überzeugt dass ich für solche hohen Berge nicht stark genug bin. Jetzt bin ich noch einmal hier. Und ich hoffe ganz arg, dass mich der sechsthöchste Berg dieses Mal akzeptiert. Und genauso wie am Manaslu möchte ich gerne ohne zusätzlichen Sauerstoff auf dem Gipfel stehen.“

Billi, der Cho Oyu könnte dein fünfter Achttausender werden? Du hast als Training Hunderte von Berglauf-Kilometern in den Beinen. Wie hoch schätzt du deine Chancen ein?

nepalesische Seite des Cho Oyu

nepalesische Seite des Cho Oyu

Ich glaube, dass ich besonders vom „Zugspitz-Ultratrail“ profitiere (das Rennen um die Zugspitze, den höchsten Berg Deutschland geht eine Distanz von mehr als 100 Kilometern und über 5000 Höhenmeter; Billi erreichte im vergangenen Sommer das Ziel nach 23:36.57 Stunden). Ich bin dafür im Training Hunderte von Berg-Kilometern gelaufen, und das kommt mir jetzt zugute. Ich fühle mich gut akklimatisiert, und auch nach vier Tagen am Berg fühle ich mich noch kräftig.

Wie sind die Verhältnisse am Cho Oyu?

Es ist relativ viel Schnee am Berg, der sich aber sehr gut konsolidiert hat. Bis jetzt war ich erst auf ca. 6800 Metern, oberhalb der Eiswand, und bis dorthin waren die Bedingungen gut. Ein österreichischer Kollege und ich wollen in den nächsten Tagen nach Lager 2 aufsteigen und dort zweimal übernachten. Damit wäre unsere Akklimatisierung abgeschlossen.

Billi Bierling

Billi Bierling

Neben dem Manaslu ist der Cho Oyu der meist nachgefragte Achttausender in diesem Herbst. Hat das Basislager Everest-Dimensionen?

Es ist interessant, denn in den letzten zehn Jahren sind Manaslu und Cho Oyu sehr kommerzialisiert worden. Beide Berge werden von den kommerziellen Anbietern als Vorbereitung für den Everest angeboten. Bis vor zehn Jahren sind die meisten Bergsteiger ohne Atemmaske aufgestiegen, nun benutzt die Mehrheit zusätzlichen Sauerstoff. Ich denke, es sind 250 bis 300 Bergsteiger hier, alleine eine große tibetisch-chinesische Expedition mit etwa 150 Leuten. Aus diesem Grund ist es gut, dass ich hier bin, denn normalerweise gehen uns diese Expeditionen für die Himalayan Database natürlich durch die Lappen.

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Billi Bierling zum Everest-Schwindel: “Es ist traurig” https://blogs.dw.com/abenteuersport/billi-bierling-zum-everest-schwindel-es-ist-traurig/ Wed, 06 Jul 2016 07:25:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33133 Mount Everest

Mount Everest

Lügen haben kurze Beine. Nach Informationen der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ hat das nepalesische Tourismusministerium Sanktionen gegen das indische Ehepaar auf den Weg gebracht, das – wie berichtet – offenkundig gefälschte Gipfelfotos vorgelegt hatte, um seine Everest-Urkunden zu erhalten. Aller Voraussicht nach werden die Zertifikate annulliert, die beiden Schummel-Bergsteiger dürfen zudem möglicherweise zehn Jahre lang keine Berge in Nepal mehr besteigen. „Die Tourismus-Behörde wird außerdem die nötigen Schritte gegen den Verbindungsoffizier, die Climbing Sherpas und den Expeditionsveranstalter ergreifen“, sagte Sudarshan Prasad Dhakal, Direktor der Behörde, der “Himalayan Times”. Die beiden Sherpas, die Dinesh und Tarakeshwari Rathod am Everest unterstützt hätten, seien weiterhin nicht erreichbar, teilte der Veranstalter Makalu Adventure mit und beschuldigte die Sherpas, für den Schlamassel verantwortlich zu sein.

Die Mitarbeiter der Himalayan Database, der Bergsteiger-Chronik der legendären Elizabeth Hawley, prüfen ebenfalls den Fall. Ich habe Kontakt zu Billi Bierling aufgenommen. Die 49-jährige deutsche Journalistin und Bergsteigerin ist die designierte Nachfolgerin von Miss Hawley, die inzwischen 92 Jahre alt ist.

Billi, auch ihr seid bei eurem Interview mit den beiden indischen Bergsteigern allem Anschein nach getäuscht worden. Wie steht es um die gern beschworene Bergsteiger-Ehre?

Billi Bierling

Billi Bierling

Ich muss leider sagen: Ich glaube, es hat sich etwas in der Welt des Himalaya-Bergsteigens geändert. Früher waren Besteigungen etwas Besonderes und eine große Leistung. Doch mit der Kommerzialisierung, der Jagd nach Sponsoren und dem Drang, etwas Besonderes vorweisen zu wollen (einfach den Everest zu besteigen, scheint nicht mehr zu reichen), ist nach meiner Einschätzung die Zahl der Leute gestiegen, die nicht mehr hundertprozentig ehrlich sind.

Miss Hawley, Jeevan Shrestha (der das indische Ehepaar befragt hat) und ich selbst arbeiten auf Vertrauensbasis, und auch wenn ich immer noch glaube, dass die große Mehrheit der Bergsteiger ehrlich ist, hat es einige zweifelhafte Fälle gegeben. In solchen Fällen fragen wir weiter nach. Und wenn der Bergsteiger oder die Bergsteigerin weiterhin darauf besteht, den Gipfel erreicht zu haben, rechnen wir ihm die Besteigung an, allerdings mit dem Hinweis, dass sie nicht bestätigt oder sogar strittig ist.

In „normalen“ Everest-Saisons besteigen mehrere hundert Menschen den höchsten Berg der Erde. Ist es überhaupt noch möglich, jeden vermeldeten Gipfelerfolg intensiv zu überprüfen? Was könnte helfen?

Da Miss Hawley nicht länger arbeitet und im vergangenen Frühjahr nur Jeevan und ich die Teams getroffen haben, ist es beinahe unmöglich geworden, ausreichend Zeit mit jeder einzelnen Expedition zu verbringen, um alles zu kontrollieren, was sie angeben. Wie ich schon zuvor sagte, vertraue ich immer noch darauf, dass die meisten Menschen ehrlich sind. Aber für die anderen müssen wir uns ein neues System ausdenken. In der heutigen Zeit scheint doch jeder einen GPS-Tracker zu haben, den wir nachverfolgen können. Oder wir können uns die Gipfelfotos von allen ansehen, aber wie sich jetzt gezeigt hat, funktioniert das nicht mehr unbedingt.

Vielleicht sollten wir, wie bei Wettläufen, jeden Bergsteiger mit einem Chip ausrüsten, der piept, wenn er am Gipfel angekommen ist. Aber wo würde das hinführen? Ich bevorzuge es immer noch, den Leuten zu vertrauen.

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Es wird in diesen Tagen viel über eine mögliche Dunkelziffer erschlichener Everest-Urkunden diskutiert. Muss man damit leben, dass es überall im Sport solche Übeltäter gibt, also auch im Höhenbergsteigen?

Ja, es ist traurig. Miss Hawley hat immer darauf hingewiesen, dass wir weder Richter noch Detektive sind – wir sind einfach Reporter, die Daten für die Himalayan Database sammeln. Wenn wir nun jede Besteigung anzweifeln und untersuchen müssen, ob die Bergsteiger wirklich die Wahrheit sagen, finde ich wirklich, dass der Geist, mit dem Miss Hawley ihre Chronik begonnen hat, überholt ist. Auch wenn sie immer hart nachgefragt hat, hat sie in der Regel nicht geurteilt. Erst wenn es ganz klare Beweise gegen die Aussagen der Bergsteiger (wie im Fall der Inder) gab, hat sie es abgelehnt, die Besteigung anzuerkennen.

Wir werden es also in Zukunft schwer haben, und im Augenblick weiß ich wirklich nicht, wie diese Zukunft aussehen wird. Aber bevor nicht der endgültige Beweis vorliegt, wie könnten wir darüber entscheiden, ob jemand oben war oder nicht, ohne ihn oder sie selbst am Berg begleitet zu haben? Und ich denke, es wird noch zwei weitere Generationen dauern, bis die Himalayan Database auf allen Gipfeln von Expeditionsbergen Leute stationiert hat, die die Besteiger abhaken. Ich hoffe also, dass ich mit meinem Bauchgefühl richtig liege und dass trotz dieser unfassbaren Geschichte des indischen Ehepaares die meisten Bergsteiger ehrlich bleiben und die Wahrheit sagen!

 

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Miss Hawley: „Ich bin einfach nur eine Chronistin“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/miss-hawley-ich-bin-einfach-nur-eine-chronistin/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/miss-hawley-ich-bin-einfach-nur-eine-chronistin/#comments Tue, 05 Apr 2016 08:56:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32301 Miss Hawley in ihrem Haus in Kathmandu

Miss Hawley in ihrem Haus in Kathmandu

Als ich den Käfer sah, wusste ich, dass ich richtig war. Ich kannte die Straße, hatte aber keine Hausnummer, nur eine grobe Beschreibung, wo Miss Hawley in Kathmandu wohnt. Doch da stand er im Hof: der hellblaue VW-Käfer, Baujahr 1963. „Klar fährt er noch. Diese Käfer sind wirklich unglaublich langlebig“, sagt die legendäre Chronistin des Himalaya-Bergsteigens. Seit Jahrzehnten fährt die US-Amerikanerin mit dem hellblauen Auto vor den Hotels Kathmandus vor, um Bergsteiger zu ihren Himalaya-Expeditionen zu befragen. Die 92-Jährige sitzt allerdings nicht mehr selbst am Steuer, sondern lässt sich in ihrem Käfer chauffieren. „Ich kann doch mit Gehhilfe kein Auto fahren“, sagt Elizabeth Hawley und lacht verschmitzt. Seitdem sie sich die Hüfte gebrochen habe, sei sie nicht mehr ganz so mobil wie früher.

Mehr Angeber

Seit 1960 lebt Miss Hawley in Kathmandu. Seitdem hat sie in ihrer Chronik „Himalayan Database“ mehr als 4000 Expeditionen erfasst. Anfang arbeitete sie für die Nachrichtenagentur Reuters. „Damals wurde Bergsteigen ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ausländischer Korrespondenten in Nepal“, erinnert sich Hawley. Von den Everest-Erstbesteigern Edmund Hillary und Tenzing Norgay, über Reinhold Messner bis zu den Kunden der kommerziellen Expeditionen dieser Tage – die Chronistin hat alle Typen von Bergsteigern getroffen. Ich möchte von ihr wissen, ob heute mehr geflunkert wird als früher. „Ist der Prozentsatz der Lügner pro Expedition wirklich angestiegen? Ich glaube nicht“, sagt Miss Hawley. „Die kommerziellen Bergsteiger prahlen vielleicht eher mit ihren Erfolgen.“

Viele nicht ertappt

Der höchste Berg, den sie selbst je bestiegen habe, sei nur rund 1000 Meter hoch gewesen, erzählt die alte Dame. „In Vermont in New England. Aber ein Berg? Nein, eigentlich war es eher ein Hügel wie die hier rund um Kathmandu.“ Trotzdem gelang es der US-Amerikanerin immer wieder, Bergsteiger, die vorgaben, Achttausender oder andere hohe Gipfel in Nepal bestiegen zu haben, als Lügner zu ertappen. Einige seien von anderen Bergsteigern beobachtet worden, andere hätten sich in Widersprüche verstrickt: „Manch einer klang wirklich verdächtig. Aber ich bin mir sicher, dass mir auch viele durch die Lappen gegangen sind.“

Auf dem Rücken des Sherpas

Nordseite des Mount Everest

Nordseite des Mount Everest

Sie schildert den Fall des Japaners Tomiyasu Ishikawa, der 2002 den Everest von Norden aus bestieg. Der 65-Jährige war „damals der Älteste, der den Gipfel erreicht hatte, aber hatte er ihn auch bestiegen? Wie viele bemerken diesen kleinen Unterschied?“, fragt Miss Hawley. Der Japaner sei im Gipfelbereich müde geworden. „Er erreichte den Gipfel auf dem Rücken eines Sherpas.“ Altersgrenzen für Everest-Bergsteiger nach oben – wie von der nepalesischen Regierung 2015 angekündigt – hält Miss Hawley für überflüssig, für junge Menschen befürwortet sie dagegen strengere Regeln: „Kleine Kinder sollten nicht auf Berge steigen, schon gar nicht auf den Everest. Sie sind nicht stark und entwickelt genug, sowohl körperlich als geistig.“

An den Tisch geklammert

Die anstehende Frühjahrssaison erwartet Miss Hawley mit Spannung: „Ich bin wirklich neugierig, was in diesem Jahr passiert. Wahrscheinlich wird die Zahl der Bergsteiger geringer ausfallen, weil die Leute Angst vor weiteren Erdbeben haben. Wir haben ja immer noch gelegentlich Nachbeben.“ Das verheerende Beben am 25. April 2015 habe sie in ihrem Haus erlebt. „Ich saß am Tisch und habe mich einfach festgehalten. Du wartest, bis es vorbei ist und dann machst du einfach weiter.“ Wie viele andere in Nepal spricht auch Miss Hawley von einem noch stärkeren Beben, das bevorstehen könnte. „Ich hoffe, ich bin dann wieder in der Nähe meines stabilen Tisches“, sagt die 92-Jährige und lacht.

Die Nachfolgerin

Billi Bierling

Billi Bierling

Die Arbeit an ihrer Himalaya-Chronik will Miss Hawley an ihre deutsche Assistentin Billi Bierling übertragen. „Vielleicht weiß sie es, vielleicht auch nicht. Wir arbeiten sehr gut zusammen. Sie ist gut, sie ist verrückt, sie ist schnell.“ So ganz kann sich Elizabeth Hawley allerdings selbst noch nicht vorstellen, sich völlig auszuklinken: „Es hängt davon ab, wie es klappt. Vermutlich werde ich sie auch mal kritisieren. Aber ich hoffe, ich mache es nicht.“

 

Ohne Allüren

Kürzlich hat die nepalesische Regierung einen Sechstausender „Peak Hawley“ getauft. „Kein Berg sollte nach einer Person benannt werden und ganz bestimmt nicht nach mir“, wiegelt Miss Hawley ab. „Ich dachte, es sei ein Scherz.“ Sie solle es als Auszeichnung nehmen, entgegne ich. „Von mir aus, aber eine lustige Auszeichnung“, sagt Hawley kichernd. Mit Spitznamen kann sie auch nichts anfangen. Ich erwähne „Mama Himalaya“, „Miss Marple von Kathmandu“ und „Sherlock Holmes der Berge.“ Miss Hawley grinst: „Ganz ehrlich, diese Bezeichnungen habe ich noch nie gehört. Die kannst du behalten. In einem Buch und einem Dokumentarfilm wurde ich auch schon als ‚Wächterin der Berge‘ bezeichnet. Ich bewache sie doch nicht. Ich bin einfach nur eine Chronistin.“

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