Hubschrauber – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Alexander Gukov vom Latok I gerettet https://blogs.dw.com/abenteuersport/alexander-gukov-vom-latok-i-gerettet/ Tue, 31 Jul 2018 06:52:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41619

Alexander im Rettungshubschrauber

Gute Nachricht aus dem Karakorum:  Alexander Gukov ist gerettet. Der 42 Jahre alte russische Bergsteiger hatte fast eine Woche lang am Nordgrat des Siebentausenders Latok I auf 6200 Metern festgesessen, ohne Lebensmittel und ohne Ausrüstung. Bei endlich guter Sicht, jedoch starkem Wind, gelang es pakistanischen Hubschrauberpiloten, Alexander am langen Seil vom Berg zu holen.

 

Sicherung am Berg nicht gelöst

Rettung nahe dem Nordgrat

Zwei Helikopter waren im Einsatz. Nachdem die Piloten Gukovs orangefarbenes, schneebedecktes Zelt auf einem kleinen Felsvorsprung entdeckt hatten, versuchten sie, die Rettungsleine zu dem Bergsteiger hinabzulassen. Nach 15 Minuten gelang es Alexander, das Seil zu greifen und sich einzuklinken. Er vergaß jedoch, seine Sicherung am Berg zu lösen. Glücklicherweise gab der Haken nach einer Weile nach. Gukov wurde zunächst ins Basislager und nach der Erstversorgung weiter ins Militärkrankenhaus in der nordpakistanischen Stadt Skardu geflogen. In den vergangenen Tagen waren die Rettungshubschrauber insgesamt siebenmal aufgestiegen, hatten aber wegen dichter Wolken am Berg immer wieder unverrichteter Dinge zurückkehren müssen.

Erfrierungen an den Füßen

Erste Versorgung im Basislager

Gukov geht es offenbar den Umständen entsprechend gut. Er habe Erfrierungen an den Füßen und eine leichte Verletzung an der Brust durch den Transport mit der Rettungsleine, berichtet mountain.ru unter Berufung auf die Ärzte in Skardu. Außerdem sei Alexander stark dehydriert. „Ich war kurz davor zu halluzinieren“, wird Gukov zitiert. „Tag und Nacht gingen Lawinen ab. Ich dachte, sie würden mich nicht mehr retten. Ich hatte keine Kraft mehr, meine Füße aus dem Schnee auszugraben. Ich habe einfach nur noch dagelegen.“

Gukov war insgesamt 19 Tage lang am Berg. Sein 26 Jahre alter Seilpartner Sergey Glazunov war – wie berichtet – am Dienstag vergangener Woche beim Abseilen in den Tod gestürzt. Die beiden Russen hatten versucht, den Nordgrat des Latok I erstmals bis zum Gipfel auf 7145 Meter Höhe zu klettern. Offenbar waren sie auf einer Höhe von knapp 7000 Metern umgekehrt.

Seit dem legendären ersten Versuch 1978, als die US-Amerikaner Jeff und George Henry Lowe, Michael Kennedy und Jim Donini im Sturm rund 150 Meter unterhalb des Gipfels hatten umdrehen müssen, sind rund 30 Versuche gescheitert, die Route über den Nordgrat zu meistern.

2015 waren Gukov und sein Landsmann Aleksei Lonchinsky für ihre neue Route durch die Südwand des 6618 Meter hohen Thamserku in Nepal mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet worden, dem „Oscar der Bergsteiger“.

P.S.: Dank an Anna Piunova von mountain.ru für die Informationen aus erster Hand in den vergangenen Tagen.

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Immer noch keine Rettung Gukovs möglich https://blogs.dw.com/abenteuersport/immer-noch-keine-rettung-gukovs-moeglich/ Mon, 30 Jul 2018 12:46:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41609

So sieht es seit Tagen am Latok I aus

Das Drama am Latok I geht weiter. Wieder ist ein Tag verstrichen, an dem Alexander Gukov am Nordgrat des Siebentausenders im Karakorum festsitzt, ohne dass ihn Hilfe erreichen konnte. Wie schon das gesamte Wochenende über verhinderten auch heute dichte Wolken, dass sich Rettungshubschrauber der Stelle auf rund 6200 Metern nähern konnten, an dem der 42 Jahre alte russische Bergsteiger seit Mittwoch vergangener Woche ausharrt – ohne Lebensmittel und ohne Ausrüstung. Die Hubschrauber stiegen zwar auf, kehrten aber wieder zurück, ohne Gukov nahe gekommen zu sein. „Heute wird es keine weiteren Versuche geben“, berichtet mountain.ru. „Das Wetter wird schlechter.“ Es ist wie verhext. „Stell dir vor, alles ist frei, nur der Latok steckt vollkommen in Wolken!“, ließ Viktor Koval aus dem Basislager wissen. „Die Piloten habe es kaum geschafft, wegzufliegen.“

Russische Spezialisten auf dem Weg

Gukovs Position am Nordgrat des Latok I (s. Pfeil)

Mit den Slowenen Ales Cesen und Luka Strazar sowie dem Briten Tom Livingstone sind drei weitere Topbergsteiger im Latok I-Basislager eingetroffen. Nach wie erscheint die Option, Gukov vom Hubschrauber aus am langen Seil vom Berg zu holen oder ihn wenigstens mit Lebensmittel und Material zu versorgen, die erfolgversprechendste zu sein. Allerdings müsste es dafür für eine Weile aufklaren. Inzwischen ist eine russische Hubschraubercrew nach Pakistan aufgebrochen, die sehr viel Erfahrung mit Rettungen am langen Seil hat. Die beiden Russen sollen die pakistanischen Rettungskräfte unterstützen.

Seit Samstag kein Kontakt mehr

Weil der Akku von Gukovs Satellitentelefon seit Samstag erschöpft ist, gibt es keinen Kontakt mehr zu dem Bergsteiger. Alexander ist nun bereits seit 18 Tagen am Berg. Sein 26 Jahre alter Seilpartner Sergey Glazunov war – wie berichtet – am Dienstag vergangener Woche beim Abseilen in den Tod gestürzt. Die beiden Russen hatten versucht, den Nordgrat des Latok I erstmals bis zum Gipfel auf 7145 Meter Höhe zu klettern. Offenbar waren sie auf einer Höhe von knapp 7000 Metern umgekehrt. Seit dem legendären ersten Versuch 1978, als die US-Amerikaner Jeff und George Henry Lowe, Michael Kennedy und Jim Donini im Sturm rund 150 Meter unterhalb des Gipfels hatten umdrehen müssen, sind rund 30 Versuche gescheitert, die Route über den Nordgrat zu meistern.

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Lämmle nach Makalu und Lhotse: „Taktik ist aufgegangen“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/laemmle-nach-makalu-und-lhotse-taktik-ist-aufgegangen/ Wed, 06 Jun 2018 17:22:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41053

Thomas Lämmle auf dem Lhotse

Den fünft- und den vierthöchsten Berg der Erde bestiegen, dabei auf Flaschensauerstoff und Climbing Sherpa verzichtet – die Frühjahrssaison in Nepal lief für den deutschen Bergsteiger Thomas Lämmle wie am Schnürchen. Zunächst bestieg der 52-Jährige aus der Stadt Waldburg in Baden-Württemberg am 13. Mai den 8485 Meter hohen Makalu. Nur acht Tage später, am 21. Mai, stand Thomas auf dem 8516 Meter hohen Lhotse, in direkter Nachbarschaft des Mount Everest. Für Lämmle waren es seine Achttausender Nummer sechs und sieben nach Cho Oyu (2003), Gasherbrum II (2005 und 2013), Manaslu (2008), Shishapangma (2013) und Mount Everest (2016). Ich habe ihn nach seinen Erfahrungen befragt.

Thomas, im vergangenen Jahr bist du bei vier Gipfelversuchen am Makalu wegen schlechten Wetters gescheitert. Wie ist es dir bei deinem diesjährigen erfolgreichen Gipfelvorstoß ergangen?

Alles selbst getragen

Das Scheitern im letzten Jahr war quasi die Voraussetzung für den Erfolg in diesem Jahr. Ich bin letztes Jahr viermal vom Makalu La (7500 Meter) in Richtung Gipfel gestartet. Bei allen vier Vorstößen musste ich selber spuren und war meist alleine unterwegs. Das größte Problem war das wechselhafte Wetter und der Schneefall, der den Aufstieg behinderte. Trotz aller Wetterkapriolen erreichte ich immerhin eine Höhe von 8250 Metern. Allerdings wurde mir klar, dass der Makalu mit der Taktik von 2017 nicht im Alleingang ohne Flaschensauerstoff bestiegen werden konnte.

Das vorgeschobene Basislager (ABC) liegt mit 5700 Metern zu hoch, um eine vernünftige Regeneration zu ermöglichen. Der Weg von Lager 3 zum Gipfel ist zu lang. Außerdem wird das Lager zu spät erreicht, um sich vernünftig auf den Gipfelgang vorzubereiten. Der ist im Alleingang nur von Lager 4 aus möglich. Ich habe mir daher aufgrund meiner Erfahrungen von 2017 und meiner Erkenntnisse aus 25 Jahren höhenphysiologischer Forschung einen detaillierten Aufstiegsplan für den Makalu zurechtgelegt. Und der ist aufgegangen!

Blick auf den Hauptgipfel des Makalu

Bereits im März habe ich am Kilimandscharo trainiert und mich vorakklimatisiert. Am 10. April ging es dann nach Nepal. Am 23. April stieg ich das erste Mal ins ABC am Makalu auf. Nachdem ich in den folgenden Tagen Lager 2 (6600 Meter) und Lager 3 (7500 Meter) eingerichtet und am 3. Mai in Lager 3 übernachtet hatte, stieg ich zur Regeneration bis auf 4400 Meter ab, zu einer Yak-Alm in Langmale. Dort wartete ich, bis (der österreichische Meteorologe) Karl Gabl mir ein Wetterfenster voraussagte: Gipfeltag sollte der 12. Mai werden, allerdings mit stürmischen Tagen vorneweg.

Am 7. Mai begann ich meinen Aufstieg zum Makalu und erreichte schließlich am 10. Mai Lager 3 am Makalu La. Leider hatte sich Karl um einen Tag vertan, sodass ich zunächst drei Tage im Sturm festsaß. Am Nachmittag des 12. Mai ließ jedoch der Sturm nach, und ich konnte mein Zelt ins Lager 4 (7600 Meter) verlegen.

Auf dem Makalu

In der folgenden Nacht startete ich um 1 Uhr nachts zum Gipfelgang. Ich war zu dieser Zeit der einzige Bergsteiger am Makalu La. Auf Grund des Sturms hatte niemand zum Pass aufsteigen können. Ein herrlicher, windstiller Tag lag vor mir. Leider gab es oberhalb von Lager 4 zunächst keine Fixseile, denen ich folgen konnte. Ich benutzte daher meinen GPS-Track vom letzten Jahr und erreichte nach einiger Sucherei erst im Steilgelände die Fixseile in Richtung Gipfel. Um 15 Uhr, nach 14 Stunden Aufstieg, erreichte ich den Hauptgipfel mit den Gebetsfahnen. Fünf Stunden später war ich wieder zurück in Lager 4. Im Abstieg begegneten mir zahlreiche Sherpas mit Kunden, die alle mit Sauerstoff unterwegs waren.

Acht Tage nach diesem Erfolg standest du auf dem Lhotse, dem vierthöchsten Berg der Erde. War das im Vergleich zum Makalu fast ein Klacks oder hast du dich genauso schinden müssen?

Abstieg vom Makalu

Am 16. Mai erreichte ich das Everest-Basislager. Ich war geschockt von den Menschenmassen und dem Helikopterlärm. Ich wollte einfach nur wieder weg. Ich stieg nach Lobuche (4900 Meter) ab, um in einer Lodge zu regenerieren. Eigentlich wollte ich am 23. Mai auf dem Lhotse stehen. Doch Karl Gabl sagte starken Schneefall ab dem 22. Mai voraus und riet mir, diese Niederschlagsperiode abzuwarten und erst danach einen Gipfelversuch zu starten. Mir war unwohl bei diesem Gedanken, vielleicht war der Schnee ja schon der Vorbote des Monsuns. Also entschloss ich mich zu einer „Hauruck-Aktion“, um den Gipfel schon vor dem 22. Mai zu erreichen.

Tiefblick aus Lager 4 am Lhotse

Am Morgen des 18. Mai kehrte ich ins Everest-Basislager zurück, packte meine Sachen und stieg in der folgenden Nacht um 3 Uhr in den Khumbu-Eisfall ein. Zwölf Stunden später erreichte ich Lager 3 in der Lhotse-Wand, wo ich die nächste Nacht verbrachte. Am 20. Mai stieg ich nach Lager 4 auf 7700 Metern auf. Von dort startete ich um 23.30 Uhr Richtung Gipfel. Kurz hinter den Zelten begannen die Fixseile, die mich ins Lhotse-Couloir leiteten. Vor dieser Rinne, die an einigen Stellen nur zwei Meter breit ist, war ich mehrfach gewarnt worden. Die Gefahr, dort von Stein- oder Eisschlag getroffen zu werden, ist immens groß. Nicht so am 21. Mai – das Lhotse-Couloir war über die gesamte Länge mit festem Trittschnee aufgefüllt. Vor mir war keine Seilschaft, sodass ich ganz bequem und entspannt das Couloir hochsteigen konnte. Eine sehr makabre Begegnung hatte ich kurz unterhalb des Gipfels: Hier sitzt die mumifizierte Leiche eines russischen Bergsteigers, die im Aufstieg überstiegen werden muss. Um 8.30 Uhr stand ich dann ganz oben auf der Gipfelwechte. Es war windstill, und mir bot sich ein herrlicher Blick über den Makalu hinweg bis zum Kangchendzönga. Über die Fixseilpiste konnte ich anschließend sehr schnell abseilen und stand bereits zwei Stunden später wieder vor meinem Zelt in Lager 4.

Zwei Achttausender-Gipfel innerhalb gut einer Woche ohne Flaschensauerstoff, das verlangt dem Körper und der Psyche einiges ab. Wie sieht es nach der Heimkehr nach Deutschland in dir aus?

Lhotse-Couloir (vom Everest aus gesehen)

Es mag erstaunlich klingen, aber mit meiner Akklimatisationstaktik und der von mir entwickelten Atemtechnik war der Makalu dieses Jahr problemlos zu besteigen. Durch den Aufstieg aus 4400 Meter Höhe und den anschließenden schnellen Abstieg waren meine Leistungsverluste relativ gering. Ich ging also sehr gut akklimatisiert und kaum geschwächt an den Lhotse. Hier waren die äußeren Bedingungen extrem gut: ein stabiles Hochdruckgebiet mit entsprechend hohem Sauerstoffpartialdruck, dazu super Verhältnisse im Lhotse-Couloir. Der Aufstieg zum Lhotse hat sich sehr einfach und sehr entspannt angefühlt. Hätte ich das Geld für ein Everest-Permit gehabt, wäre ich wahrscheinlich auch noch auf den Everest gestiegen. Natürlich freue ich mich riesig, zwei relativ anspruchsvolle Achttausender „by fair means“ bestiegen zu haben – meine Nummer sechs und sieben.

Alles andere als appetitliche Bilder aus den Everest-Hochlagern haben die Debatte um das Müllproblem an den Achttausendern neu entfacht. Wie hast du die Situation erlebt?

Für den Makalu gibt es im Gegensatz zum Everest kein „Müllkonzept“. Das ABC am Makalu gleicht am Ende der Saison einer brennenden Mülldeponie: Der gesamt Abfall wird gesammelt, mit Kerosin übergossen und angezündet. Das ABC sieht dementsprechend aus. Müll aus den Hochlagern wird nicht abtransportiert und meist in Gletscherspalten versenkt. Am Makalu ist allerdings weit weniger los als am Everest, sodass sich die Verschmutzung in Grenzen hält bzw. auf relativ kleine Bereiche konzentriert.

Müll im Everest-Hochlager

Am Everest und Lhotse sieht die Sache etwas anders aus. Hier haben wir in der Hauptsaison etwa 2000 Kunden und Sherpas. Das Müllmanagement funktioniert ganz gut im Basislager und den Lagern 1 und 2 – solange kein Sauerstoff zur Fortbewegung bzw. zum Mülltransport eingesetzt werden muss. Vor allem der Südsattel (Lager 4) gleicht dagegen am Ende der Saison einer großen Müllhalde, da hier zum Abtransport des Mülls Sauerstoff nötig wäre. Diese Kosten werden natürlich vermieden. Eine Kontrolle durch die Nationalpark-Verwaltung findet in dieser Höhe nicht mehr statt. Etwas besser sieht es in Lager 3 aus, wenngleich hier der meiste Müll auch nicht abtransportiert wird, sondern in Gletscherspalten verschwindet.

Ein weit größeres Problem als der Müll am Südsattel stellt für mich persönlich der Hubschrauberlärm im gesamten Solu Khumbu dar. Im Everest-Basislager fühlt man sich an sonnigen Tagen wie auf einem Großflughafen. Alle fünf bis zehn Minuten startet oder landet ein Helikopter. Der Lärm ist teilweise unerträglich und passt so gar nicht in den Everest-Nationalpark. Laut Aussage eines Helikopterpiloten gibt es in Nepal inzwischen 38 Hubschrauber, die vornehmlich im Solu Khumbu für touristische Flüge und so genannte „Rettungsflüge“ eingesetzt werden. Ein nettes Beispiel hierzu sind die Teilnehmer einer chinesischen Expedition, die sich wegen schlechter Wetteraussichten aus dem Basislager kurzerhand nach Kathmandu ins Hotel fliegen ließen – um dann eine Woche später, bei besserer Wetterprognose, wieder zurückzufliegen und den Berg ab Lager 2 mit persönlichem Sherpa und Sauerstoff zu besteigen.

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Rettungsaktion am Mount Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/rettungsaktion-am-mount-everest-2/ Mon, 23 Jan 2017 09:47:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34797 Rettungsflug für Carlos Rubio

Rettungsflug für Carlos Rubio

Alex Txikon muss umdisponieren. Sein Kletterpartner am Mount Everest, Carlos Rubio, musste am Sonntag wegen einer Lungenentzündung per Rettungshubschrauber nach Kathmandu ausgeflogen werden. Der 28 Jahre alte Spanier meldete sich anschließend per Video aus dem Krankenhaus. Sein Zustand ist nicht ernst, er muss sich jedoch ein paar Tage lang in der Klinik erholen. „Ich weiß, dass es ihm gut geht“, schreibt Alex Txikon aus Lager 3 auf 7400 Metern, „aber wir vermissen ihn sehr, weil er wie ein Champion gearbeitet hat. Ich bin wirklich stolz auf ihn.“ Txikon und die Sherpas, die ihn begleiten, wollen heute Lager 4 auf dem Südsattel in knapp 8000 Metern Höhe einrichten, „mit all der Kraft, die er uns übermittelt hat“, wie Alex schreibt. „Du, Carlos, hast diesen Traum erst möglich gemacht.“

Bittere erste Erfahrung

Carlos Rubio

Carlos am Everest

Für Rubio ist der Traum von der Winterbesteigung des Everest ohne Flaschensauerstoff ausgeträumt. Vor der Expedition war Carlos international noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Er hatte sich eher einen Ruf als Extremskifahrer gemacht. Doch Txikon hatte ihn als Vertreter der neuen spanischen Bergsteiger-Generation gelobt, dem er eine Chance geben wolle: „Er hat zwar keine Erfahrung im Himalaya. Aber er ist superstark, ein richtig guter Kletterer.“ Dass seine erste Erfahrung an einem Achttausender gleich mit einer Hubschrauber-Rettungsaktion endet, ist schade.

Ohne GPS-Tracker

Genauso wie die Tatsache, dass Carlos Rubio nach Angaben Txikons in der Eile versehentlich den GPS-Tracker mitgenommen hat. Wir werden also vorerst auf Informationen in Echtzeit, wo genau sich Alex und Co. am Berg aufhalten, verzichten müssen. Kein Beinbruch, wenn man sich vor Augen hält, dass Nachrichten vom Everest, bevor dort Satellitenkommunikation und Internet Einzug hielten, noch mit Postläufern übermittelt wurden und erst nach Tagen in die Welt hinausgingen. So lange werden wir auf Neuigkeiten von Alex Txikon garantiert nicht warten müssen – auch ohne GPS-Tracker.

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Normal, und das ist gut so https://blogs.dw.com/abenteuersport/normal-und-das-ist-gut-so/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/normal-und-das-ist-gut-so/#comments Wed, 04 May 2016 12:46:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32553 Mount Everest (l.) im ersten Tageslicht

Südseite des Mount Everest (l.) im ersten Tageslicht

Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten, lernt jeder angehende Journalist. Dabei ist es doch eigentlich eine gute Nachricht, wenn es keine schlechten gibt. Das gilt in diesem Frühjahr besonders für den Mount Everest, nach den Unglücken der vergangenen beiden Jahre. Im Frühjahr 2014 endete die Saison auf der nepalesischen Seite vorzeitig, nachdem eine Eislawine im Khumbu-Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger das Leben gekostet hatte. 2015 wurde wegen des verheerenden Erdbebens in Nepal sogar zu einem Jahr ohne Gipfelerfolge auf beiden Seiten des Bergs. Auf der Südseite kamen 19 Menschen ums Leben, als eine durch das Beben ausgelöste Lawine das Basislager traf. Danach reisten alle Bergsteiger ab. Auf der Nordseite sperrten die chinesischen Behörden nach dem Erdbeben im Nachbarland alle Achttausender. In diesem Jahr verläuft die Saison nach meinem Eindruck bisher weitgehend normal.

Fixseil-Team schon in dieser Woche auf dem Gipfel?

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Auf der nepalesischen Seite des Everest haben Climbing Sherpas die Route bis knapp unterhalb des rund 7900 Meter hohen Südsattels vorbereitet. Wegen kleiner Lawinen in der Lhotse-Flanke mussten die Arbeiten vorübergehend unterbrochen werden. Die ersten kommerziellen Teams haben bereits in Lager 3 auf rund 7000 Metern übernachtet, um sich weiter zu akklimatisieren. Auf der tibetischen Nordseite ist das Fixseil-Team der China Tibet Mountaineering Association (CTMA) am Nordostgrat bis auf eine Höhe von gut 8200 Metern vorgedrungen. Das Team hoffe, bereits am Donnerstag den Gipfel zu erreichen, schrieb der US-Amerikaner Adrian Ballinger gestern auf Instagram. Auf der Südseite wird damit in der kommenden Woche gerechnet.

Nicht unüblich

Und sonst? 17 ausländische und zehn nepalesische Bergsteiger mussten nach Informationen der Zeitung „The Himalayan Times“ bisher wegen Symptomen von Höhenlungen- oder -hirnödemen aus dem Basislager ausgeflogen werden. Die Zahlen wirken auf den ersten Blick spektakulär, dürften aber in etwa im Durchschnitt einer normalen Everest-Saison liegen. Auf der Südseite gibt es vereinzelte Klagen über die Arbeit der Climbing Sherpas. Auch das kommt immer wieder einmal vor. Die mediale Aufregung über Hubschrauber-Touristenflüge über dem Khumbu-Eisbruch schließlich ist zwar nachvollziehbar und berechtigt. Dass dieses Thema überhaupt so viel Aufmerksamkeit erhält, ist aber auch ein Zeichen dafür, dass die eigentliche Bergsteiger-Saison am Everest bisher ohne größere Zwischenfälle verlaufen ist. Und das ist doch eine gute Nachricht, oder?

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Hubschrauber-Materialtransport ins Everest-Hochlager https://blogs.dw.com/abenteuersport/hubschrauber-materialtransport-ins-everest-hochlager/ Sat, 23 Apr 2016 10:24:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32449 Hubschrauber hebt vom Flugplatz Syangboche oberhalb von Namche ab

Hubschrauber hebt vom Flugplatz Syangboche oberhalb von Namche ab

Die Zeit bleibt nicht stehen, auch nicht im Khumbu. Zwei Dinge haben sich in dem Gebiet rund um den Mount Everest zwischen meinem ersten Besuch im Jahr 2002 und dem letzten im vergangenen März gravierend verändert. Zum einen sind die sanitären Anlagen – im Schnitt – deutlich moderner und auch sauberer als vor 14 Jahren. Zum anderen hat der Fluglärm erheblich zugenommen. Bei klarer Sicht fliegen, gefühlt regelmäßig, Hubschrauber durch das Tal von Lukla nach Namche Bazaar und dann auch weiter Richtung Everest-Basislager.

Billiger als Maultiere

„Inzwischen wird ein Großteil des Materialtransports mit Hubschraubern erledigt“, erzählte mir Ang Dorjee Sherpa, Lodgebesitzer in Namche. „Das ist fast billiger als der Transport mit Maultieren.“ Doch nicht nur Material wird transportiert, auch Menschen nutzen den Heli-Transfer. Als wir auf der Terrasse des Everest View Hotel, oberhalb von Namche Bazaar, einen (teuren) Milchtee tranken, trafen wir auch ein Ehepaar aus den USA, das förmlich nach Geld roch. Die beiden waren gerade mit dem Helikopter samt eigenem Piloten neben dem Hotel gelandet. „Wir sind über das Basislager und den Khumbu-Eisbruch geflogen und haben hinterher auch noch eine Runde durch das Gokyo-Tal gedreht“, erzählten die beiden begeistert. Ein echtes Gefühl für diese wunderschönen Berge habt ihr dabei aber nicht gewonnen, dachte ich bei mir.

Gut 80 Lasten weniger durch den Eisbruch

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch (2014)

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch (2014)

Wie der US-Blogger und Bergsteiger Alan Arnette – er will in diesem Frühjahr den Lhotse besteigen – aus dem Basislager zu Füßen des Everest berichtet, hat die nepalesische Regierung in dieser Saison erstmals erlaubt, mit dem Hubschrauber Material nach Lager 1 auf etwa 6000 Metern zu fliegen: Seile, Eis- und Firnanker sowie Flaschensauerstoff. Alles in allem, so Alan, summierten sich die bereits ins Hochlager transportierten Güter auf mehr als 80 Einzellasten, die andernfalls von Sherpas durch den gefährlichen Khumbu-Eisbruch hätten getragen werden müssen. Auch wenn sie ein Beitrag zur Sicherheit sind, bedeuten die Hubschraubertransporte einen weiteren Schritt auf dem Weg der Kommerzialisierung des Everest.

Viele Risse und tiefe Löcher

Bereits nach der riesigen Lawine, die durch das Erdbeben am 25. April 2015 am Siebentausender Pumori ausgelöst worden war, das Everest-Basislager getroffen und dort 19 Menschen das Leben gekostet hatte,  hatte die nepalesische Regierung einem Materialtransport per Helikopter nach Lager 1 zugestimmt. Dazu war es jedoch nicht mehr gekommen, die Saison war beendet worden, wie schon 2014 nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten.

Die Icefall Doctors sprechen in diesem Frühjahr von sehr schwierigen Verhältnissen nach dem Erdbeben, das am Montag vor genau einem Jahr zuschlug. „Ich habe noch nie so viele Risse und tiefe Löcher auf der Route gesehen“, sagte Ang Kami Sherpa, Chef der Spezialisten, die den Weg durch den Eisbruch und weiter hinauf präparieren und sichern. „Es ist in diesem Jahr gefährlich.“ Die Regierung hat nach eigenen Angaben für diese Saison 289 Everest-Permits für ausländische Bergsteiger ausgestellt. Viele nutzen ihre Genehmigungen von 2014 oder 2015, deren Gültigkeit um fünf beziehungsweise zwei Jahre verlängert worden war.

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Geld für Hilfsflüge in Nepal geht aus https://blogs.dw.com/abenteuersport/geld-fuer-hilfsfluege-in-nepal-geht-aus/ Fri, 14 Aug 2015 14:01:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30341 Erdbebenhilfe per Helikopter

Erdbebenhilfe per Helikopter

Das Welternährungsprogramm (WFP) schlägt Alarm. Wenn der „Humitäre Flugdienst der Vereinten Nationen“ (UNHAS) nicht bald zusätzliches Geld erhält, müssen die Hubschrauber-Hilfsflüge für die Erdbebenopfer in Nepal Ende des Monats eingestellt werden. Nach Angaben des WFP, der den UNHAS verwaltet, fehlen in der Kasse mehr als neun Millionen US Dollar, um die Flüge wie geplant bis Ende Oktober fortzusetzen. Der Flugdienst der Vereinten Nationen transportiert Personal und Hilfsgüter von UN-Organisationen, der Regierung in Kathmandu sowie Nicht-Regierungs-Organisationen aus aller Welt in entlegene Bergregionen Nepals, die von dem Erdbeben am 25. April und den Nachbeben besonders hart betroffen waren.

30 Prozent mehr Flüge

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Im Dauereinsatz

„Das Erdbeben hat viele ohnehin schon unsichere Bergstraßen und -pfade beschädigt oder zerstört. Das Problem hat sich noch verschärft, weil der Monsunregen weitere Erdrutsche ausgelöst hat“, schreibt mir Seetashma Thapa vom WFP Nepal. „Die Schäden waren unerwartet hoch.“ Hubschrauber seien daher häufig die einzige Möglichkeit, um die entlegenen Dörfer zu erreichen. Die sechs Hubschrauber des UNHAS seien um 30 Prozent häufiger in der Luft gewesen, als zu Beginn der Hilfsaktion veranschlagt.

Keine Zeit verlieren!

Nach Angaben des UNHAS wurden bisher rund 140 Dörfer angeflogen. „Die Ladungen bestanden meistens aus Baumaterial wie Wellblechplatten, Lebensmitteln, Medikamenten sowie Material für Trinkwasser- und Sanitäranlagen“, berichtet Seetashma Thapa. „Die drei Distrikte, die am häufigsten angeflogen wurden, waren Dhading, Gorkha (beide liegen westlich von Kathmandu nahe dem Achttausender Manaslu) und Sindhupalchowk (östlich der Hauptstadt).“ Rund 150.000 Menschen sind nach wie vor auf die Hilfsflüge angewiesen. Es gilt also, keine Zeit zu verlieren!

P.S. Im Distrikt Sindhupalchowk liegt auch das Dorf Thulosirubari. Das Erdbeben hat die dortige Schule, in der vor dem Beben 700 Kinder unterrichtet wurden, so stark beschädigt, dass sie abgerissen werden muss. Mit unserer Spendenaktion „School up!“ wollen wir die Schule so schnell wie möglich wieder aufbauen. Bitte unterstützt uns! Details findet ihr auf der rechten Seite des Blogs und in der Leiste oben unter „School up!“.

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Rettungsaktion am Everest abgeschlossen https://blogs.dw.com/abenteuersport/rettungsaktion-am-everest-abgeschlossen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/rettungsaktion-am-everest-abgeschlossen/#comments Tue, 28 Apr 2015 08:21:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29239 Piloten im Dauereinsatz

Piloten im Dauereinsatz

Alle Bergsteiger aus den Hochlagern am Mount Everest sind in Sicherheit. Am Morgen wurden auch die letzten 17 Bergsteiger, neun Sherpas und acht Ausländer, mit dem Hubschrauber aus Lager 1 auf 6100 Metern ins Tal geflogen. Ein Sprecher des nepalesischen Tourismusministerium sagte, insgesamt seien mehr als 200 Bergsteiger am Everest gerettet worden. Es war die bisher umfangreichste Rettungsaktion in der Geschichte des Höhenbergsteigers. Der Vertreter des Ministeriums bezifferte die Zahl der Toten am höchsten Berg der Erde auf mindestens 19 und sprach von zwei Lawinen. Damit dürften die verheerende vom Samstag gemeint sein, die vom Pumori abgegangen und das Everest-Basislager verwüstet hatte, und wahrscheinlich eine weitere am Sonntag nach einem Nachbeben. Dem Vernehmen nach waren am Tag nach dem Hauptbeben Tag drei Sherpas im Khumbu-Eisbruch ums Leben gekommen.

Messner spricht von Zwei-Klassen-Rettung

Reinhold Messner

Reinhold Messner

Für Diskussionen hat Bergsteiger-Legende Reinhold Messner gesorgt. Der  70 Jahre alte Südtiroler sieht eine Zwei-Klassen-Rettung in Nepal. „Es ist zynisch, dass man um die Bergsteiger am Mount Everest, die sich für 80.000 bis 100.000 Dollar diese Besteigung kaufen können, einen solchen Hype macht“, sagte Messner in einem Radiointerview. Am Mount Everest gebe es genügend Ärzte und Essen. Außerdem könne man die Betroffenen mit dem Hubschrauber ausfliegen. Andernorts werde die Hilfe dringender benötigt: „Im Kathmandutal und in den Schluchten drum herum ist eine viel größere Katastrophe passiert.“

Das stimmt natürlich, doch im Gegensatz zu diesem Gebiet hat sich die Hubschrauberrettung am Everest seit mehreren Jahren etabliert. Die Rettungsmaschine dort läuft einfach wie geschmiert. In Sicherheit gebracht wurden außerdem nicht nur reiche Geldsäcke, sondern auch wenig betuchte Sherpas – außerdem zahlreiche Verletzte. Jede Rettung eines Menschen, egal ob er einen dicken oder schmalen Geldbeutel hat, ist eine gute Nachricht. Und ich bin mir sicher, dass die Hubschrauber-Rettungspiloten jetzt auch in andere Regionen weiterfliegen, um dort zu helfen. Mein Dank und Respekt gilt allen Piloten, die unermüdlich im Einsatz waren – und auch allen anderen, die bei der Rettung mit angepackt haben.

Amical bricht Expeditionen in Tibet ab

Everest-Nordseite

Everest-Nordseite

Im Basislager auf der chinesischen Nordseite gehen die Diskussionen zwischen chinesischen Behördenvertretern und Expeditionenleitern weiter. Im Raum steht ein Ende aller Expeditionen. Die chinesische Regierung fürchtet weitere Nachbeben. Der Expeditionsveranstalter Amical alpin hat nach Angaben seines Büros in Deutschland die Everest-Expedition in Tibet abgebrochen. Expeditionsleiter Dominik Müller wolle vorerst noch im Basislager bleiben und dann die Sherpas seines Teams zurück nach Kathmandu begleiten. Amical erklärte auch seine Expedition am Achttausender Cho Oyu unter Hinweis auf eine entsprechende Anordnung der chinesischen Regierung für beendet.

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Kaum ein Entrinnen https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-kaum-ein-entrinnen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-kaum-ein-entrinnen/#comments Sun, 26 Apr 2015 17:17:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29153 Kaum ein Entrinnen: Die tödliche Lawine vom Pumori

Kaum ein Entrinnen: Die tödliche Lawine vom Pumori

Das eigentlich Unvorstellbare geschah. Eine riesige Lawine, die sich als Folge des Erdbebens am Pumori gelöst hatte, traf am Samstag das Basislager zu Füßen des Mount Everest mit voller Wucht. Der Siebentausender liegt genau gegenüber dem höchsten Berg der Welt. Aber dass von dort aus eine Lawine den Rand des Khumbu-Eisbruchs erreichen würde, hatte kaum jemand auf der Rechnung. „Ich rannte weg, und dann schmiss es mich hin. Ich versuchte aufzustehen und wurde wieder niedergestreckt. Ich konnte nicht atmen, ich dachte ich wäre tot“, berichtet George Foulsham, ein Bergsteiger, der in Singapur lebt. Der 38 Jahre alte Meeresbiologe hatte Glück und überlebte. Wie viele Bergsteiger genau im Basislager ihr Leben verloren, ist noch immer nicht ganz klar. Ein Vertreter des  nepalesischen Tourismusministerium teilte mit, bisher seien 22 Tote aus der Region um den höchsten Berg der Erde geborgen worden: 17 direkt aus dem Basislager, fünf weitere aus tiefer gelegenen Gebieten. Über 200 Menschen würden noch in dem Gebiet vermisst.

Wie Spielkarten zusammengeknickt

Auch weiter talwärts hat das schwere Erdbeben vom Samstag große Schäden angerichtet. „Kaum ein Haus, das noch bewohnbar ist“, schreibt der Südtiroler Journalist Walther Lücker aus dem 4371 Meter hoch gelegenen Ort Pheriche. „In den Trümmern gruben Menschen nach ihren verbliebenen Habseligkeiten. Wände eingestürzt, Dächer aus Wellblech zusammengeknickt wie Spielkarten, Einrichtungsgegenstände nicht mehr an ihrem Platz, Menschen die verschreckt zwischen den Mauern umherirrten. Und über ihren Köpfen die Hubschrauber, die immer neue Verletzte brachten.“ In Pheriche betreibt die Himalayan Rescue Association seit vielen Jahren eine Krankenstation. Dorthin und nach Lukla wurden die Verletzten aus dem Basislager zunächst gebracht.

Nachbeben auch auf der Nordseite spürbar

Pumori (l.), das Everest-Basislager liegt im Talkessel rechts davon

Pumori (l.), das Everest-Basislager liegt im Talkessel rechts davon

Am Montag werden die Hubschrauber-Rettungsflüge am Everest fortgesetzt. Dann werden auch weitere Bergsteiger aus den Lagern oberhalb des Eisbruchs nach unten geflogen. Heute sorgte ein schweres Nachbeben der Stärke 6,7 auf der Richterskala erneut für Schrecken – diesmal allerdings ohne nennenswerte Folgen. Zu spüren waren die Erdstöße auch auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest. „Wir sind fast stärker durchgeschüttelt worden als beim Hauptbeben gestern“, berichtete mir Ralf Dujmovits per Satellitentelefon aus dem Zwischenlager auf 5700 Metern. „Passiert ist hier aber nichts. Die Sherpas erzählen, dass gestern nach dem Beben eine Lawine am Nordsattel abging, ohne dass jemand zu Schaden kam.“ Als ich Ralf die neuesten Opferzahlen aus Nepal weitergebe, sagt er nur: „Furchtbar!“ Der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger will in diesem Jahr den Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen. Die chinesischen Behörden baten die Bergsteiger, ins Basislager zurückzukehren, bis die Nachbeben aufhören. Auch am Achttausender Cho Oyu untersagten sie alle Aktivitäten am Berg.

Flughafen in Kathmandu wieder geöffnet

Aus anderen Regionen Nepals gibt es bisher kaum Informationen. In Pokhara, einer Stadt mit etwa 250.000 Einwohnern, sollen die Schäden deutlich geringer ausgefallen sein als in der Hauptstadt Kathmandu. Das Zentrum des Bebens der Stärke 7,8 am Samstag hatte zwischen beiden Städten gelegen. Auch aus dem nahegelegenen Gebiet um die Achttausender Annapurna, Dhaulagiri und Manaslu gibt es bisher kaum Meldungen. Die wenigen lassen aber hoffen, dass dort nicht allzu viel passiert ist. Ein Vertreter der Umweltschutzbehörde ACAP, die die Permits für die Annapurna-Region vergibt, sagte dem britischen Sender BBC, es gebe keine Berichte über Lawinen oder gestrandete Bergsteiger und Trekkingtouristen.

Der Flughafen von Kathmandu, der zeitweilig gesperrt war, wurde inzwischen wieder geöffnet. In ganz Nepal ist die Zahl der Toten auf über 2500 (Stand 19:00 MESZ) gestiegen. Noch immer geht es in dem Erdbebengebiet darum, Verschüttete zu bergen und möglichst viele Leben zu retten. Solange gehört sich die Frage einfach nicht, ob die Bergsteiger-Saison in Nepal wie schon 2014 vorzeitig endet.

P.S.: Nepal gehört zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Eine Katastrophe wie das Erdbeben vom Samstag ist damit doppelt verhängnisvoll. Für alle, die für die Menschen Nepals spenden wollen, hier zwei Möglichkeiten: 1) Aktion Deutschland Hilft und Bündnis Entwicklung Hilft (ADH & BEH Commerzbank, IBAN DE53 200 400 600 200 400 600, Stichwort ARD: “Erdbeben Nepal”, BIC: COBADEFFXXX 2) Sir Edmund Hillary Stiftung Deutschland (Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, IBAN DE 76 7115 2570 0620 6210 11, BIC: BYLADEM1MIB).

P.P.S.: Mich erreichen immer häufiger konkrete Anfragen nach Personen, die in Nepal zum Zeitpunkt des Bebens unterwegs waren. Ich kann da leider nicht weiterhelfen, so gerne ich es täte. Wendet euch bitte in solchen Fällen an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (https://www.icrc.org/en)! Im Internet gibt es auch Suchaktionen, z.b. https://google.org/personfinder/2015-nepal-earthquake.

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Schlechter Everest-Witz https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlechter-witz/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlechter-witz/#comments Tue, 01 Jul 2014 13:28:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26553 Wang Jing mit Zertifikat

Wang Jing mit Zertifikat

Als wäre nichts gewesen. Die chinesische Bergsteigerin Wang Jing hat in Kathmandu aus den Händen nepalesischer Regierungsvertreter ihr Everest-Zertifikat erhalten. Damit wird der 41-Jährigen bescheinigt, dass sie den höchsten Berg der Erde am 23. Mai bestiegen hat. Hochoffiziell und vor allem ohne jede Einschränkung. Merkwürdig.

Herzlich gelacht

Nach Informationen der Zeitung „The Himalayan Times“ behauptete Wang gegenüber dem zuständigen Tourismusministerium, sie habe sich zwar am 10. Mai mit dem Hubschrauber nach Lager zwei fliegen lassen. Am 14. Mai sei sie aber zum Basislager abgestiegen und nach einer zweitägigen Rast wieder aufgestiegen. Mit anderen Worten: Sie habe die komplette Route zu Fuß zurückgelegt. Die Zeitung berichtet über einen „Icefall doctor“, der darüber herzlich gelacht habe. Nach dem Lawinenunglück am 18. April, bei dem 16 nepalesische Bergsteiger um Leben gekommen waren, so der Sherpa, sei definitiv niemand mehr durch den Eisbruch geklettert. Auch ein Mitglied aus Wangs Team, das nicht namentlich genannt werden will, habe bestritten, dass die Chinesin noch einmal ins Basislager abgestiegen sei.

Kommission empfiehlt: Nur Rettungsflüge

Die Regierung scheint das alles nicht zu stören. „Es ist jetzt nicht die Zeit, neue Regeln aufzustellen, weil Wangs Besteigung in eine Phase der Krise und Ungewissheit fiel“, sagte Unterstaatssekretär Madhu Sudan Burlakoti bei der Feier in Kathmandu. Kein Wort von dem Untersuchungsbericht der Luftfahrtbehörde Nepals, die den Hubschrauber-Einsatz am Everest untersucht hatte. Die Kommission empfiehlt, Hubschrauber oberhalb des Basislagers weiterhin nur bei Rettungsaktionen einzusetzen – und nicht, um Material oder sogar Bergsteiger in die Hochlager zu transportieren.

P.S. Am Sonntag endet die Vorwahl zum „Online-Star 2014“. Wenn ihr mögt (und es noch nicht getan habt), könnt ihr für meinen Blog abstimmen. So geht’s: Auf die Wettbewerbsseite (hier) gehen und den Button „Zur Vorwahl“ drücken. Der Rest ergibt sich eigentlich von selbst. Die Kategorie wäre „Private blogs“ (im Gegensatz zu Commercial Blogs). Da müsstet ihr dann die Blog-Adresse http://blogs.dw.com/abenteuersport eingeben. Tausend Dank!

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Neue Kategorie: Flugunterstützte Everest-Besteigung? https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-kategorie-flugunterstuetzte-everest-besteigung/ Sat, 07 Jun 2014 15:17:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26417 Wie viel Heli darf sein am Everest?

Wie viel Heli darf sein am Everest?

Die Frühlingssaison am Mount Everest ist zu Ende, nicht aber die Diskussion darüber, was am höchsten Berg der Erde passiert ist. In Nepal hat die Luftfahrtbehörde eine Kommission eingesetzt, die genau klären soll, ob, wann und wie oft Hubschrauber eingesetzt wurden, um Teammitglieder der Chinesin Wang Jing und der brasilianisch-amerikanischen Bergsteigerin Cleo Weidlich nach Lager 2 auf 6400 Metern zu fliegen. Wang war am 23. Mai die Erste, die in diesem Frühjahr den Gipfel des Mount Everest erreicht hatte, kurz bevor die ersten Erfolge von der Nordseite aus vermeldet wurden. Weidlich hatte ursprünglich den Lhotse besteigen wollen, nach eigenen Worten aber nicht ernsthaft versucht, den Gipfel zu erreichen.

Pilot bestätigt Personentransport nach Lager 2

Der italienische Pilot Maurizio Folini hat nach Informationen der Zeitung Himalayan Times bestätigt, dass er Wang Jing am 10. Mai vom Basislager aus nach Lager 2 geflogen hat und sie am 25. Mai auch wieder mit dem Hubschrauber von dort abgeholt hat. Nach der Rückkehr nach Kathmandu soll die Chinesin angeblich gegenüber dem Tourismusministerium bestritten haben, selbst den Hubschrauber benutzt zu haben. Lediglich zwei Sherpas seien hinaufgeflogen worden. „Das klingt sehr nach Haarspalterei“, schreibt mir die legendäre Chronistin des Himalaya-Bergsteigens, Elizabeth Hawley. „Schließlich haben sie ihr beim Aufstieg geholfen.“ Bisher waren nur Rettungsflüge oberhalb des Basislagers zugelassen. Eine Ausnahme hatte die Regierung in diesem Frühjahr lediglich gemacht, um nach dem vorzeitigen Ende aller Expeditionen Material aus Lager zwei ausfliegen zu lassen.

Gute Idee

Miura und der Heli

Miura und der Heli

Ich hatte Elizabeth Hawley angeschrieben, weil ich mich scheute, Wang Jings Gipfelerfolg eine vollständige Everest-Besteigung zu nennen und wissen wollte, wie die 90 Jahre alte US-Amerikanerin in ihrer Chronik „Himalayan Database“ damit verfährt. „Du hast einen wichtigen Punkt ins Spiel gebracht, dass Bergsteiger Hubschrauber nutzen, um bei ihren Besteigungen gefährliches Terrain zu überfliegen“, schreibt mir Miss Hawley. „Wir bei Database denken, dass wir eine neue einschränkende Kategorie hinzufügen müssen, die wir vielleicht ‚flug-unterstützte Besteigung‘ nennen. Die würde auch auf Yuichiro Miuras Besteigung des Everest im Frühjahr 2013 zutreffen, als er sich von Lager 2 ins Basislager fliegen ließ, um den Eisbruch zu umgehen.“ Ich finde die Idee gut. Ich hatte schon damals nach der Aktion des 80-Jährigen Japaners, der im vergangenen Jahr einen Altersrekord aufgestellt hatte, hier im Blog gefragt, wie viel Heli denn am Everest sein dürfe. Nach dem Lawinenunglück vom 18. April stellt sich die Frage möglicherweise bald dringender denn je.

Update 8. Juni: Wang Jing hat inzwischen den Hubschrauberflug eingeräumt. „Die Sherpas standen unter großem mentalen Druck und hätten den Eisbruch nur widerwillig betreten“, sagte die 41-Jährige in einem Interview. „Mir war klar, dass unsere Entscheidung die Besteigung abwerten könnte, aber aus Sicherheitsgründen habe ich das in Kauf genommen.“

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