Kari Kobler – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Steinschlag am Spantik https://blogs.dw.com/abenteuersport/steinschlag-am-spantik/ Wed, 19 Sep 2018 14:07:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42007

Der Spantik (die Normalroute führt von links über den Südwestgrat)

Es war knapp, verdammt knapp. „Wir hatten Riesenglück“, schreibt mir Bergführer Patrick z’Brun, der zu einem Schweizer Team gehörte, das in diesem Sommer am 7027 Meter hohen Spantik im Karakorum um Haaresbreite einer Tragödie entging. Am Tag nach ihrer Ankunft waren die Bergsteiger gerade dabei, ihr Basislager einzurichten. „Plötzlich rief jemand ‚Rock, rock‘“, berichtet Patrick. Ein großer Felsbrocken sei durch ein Couloir direkt auf das Basislager zugerast. Knapp 200 Meter vor dem Lager habe sich der Brocken in zwei Stücke geteilt, ohne dass diese die Richtung geändert hätten: „Zwei Küchenzelte und ein Personenzelt wurden regelrecht abrasiert. Die beiden Felsen rasten haarscharf an zwei Teilnehmern vorbei.“ Ein Expeditionsmitglied, so Patrick, habe sich gerade noch durch einen Sprung hinter eine kleine Mauer retten können, auf der das Küchenzelt gestanden habe. Ein acht Sekunden langes Video des Zwischenfalls dokumentiert, wieviel Glück die Gruppe hatte:

„Definitiv traumatisiert“

„Als Sofortmassnahme haben wir für jeden einzelnen einen Fluchtweg festgelegt und eine permanente Nachtwache bestimmt“, schreibt Patrick z‘Brun. „Während der Nacht kam es zu einem weiteren Felssturz, der jedoch keinen Schaden anrichtete. Die Leute (inkl. Träger) waren nun aber definitiv traumatisiert und weigerten sich teilweise, zurück in die Zelte zu gehen.“ Am nächsten Tag stiegen die Schweizer weiter auf, um sich ein Bild von der Gefahrenzone zu machen. „Vor Ort – auf ca. 4800 Metern – wurde uns bewusst, dass dies nur ein Vorspiel war. Dort oben lagen noch sehr viele Felsbrocken bereit, und wir entdeckten einige Risse“, berichtet der 56-Jährige, der 2008 den Mount Everest bestiegen hatte. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Ereignis passierte.“ Die Schweizer packten zusammen – und fanden später in der Nähe noch ein schönes Ersatzziel: Ihnen gelang die Erstbesteigung eines 5633 Meter hohen Gipfels, den sie „Swiss Sherpa Peak“ tauften.

Bislang ein „gutmütiger Berg“

Bergführer Patrick z’Brun

Der Spantik – 1955 von den Deutschen Reinhard Diepen, Edward Reinhard und Joachim Tietze über die Südostseite erstbestiegen – ist seit Jahren ein beliebtes Ziel kommerzieller Expeditionen. Kari Kobler, dessen Unternehmen die Reise des Schweizer Teams in diesem Sommer organisiert hatte, bezeichnete den Siebentausender mir gegenüber als „bisher wirklich gutmütigen Berg“. Ob der Spantik auch künftig im Programm von „Kobler & Partner“ auftauchen wird, ist noch offen. Ein alternativer Standort für das Basislager und auch eine Routenvariante sollen geprüft werden.

Laut Patrick z’Brun wiesen einheimische Träger darauf hin, dass bis vor zehn Jahren das Basislager regelmäßig weiter unten auf dem Gletscher gestanden habe und dass noch früher die Bergsteiger auf einem östlich gelegenen Grat direkt nach Lager 1 aufgestiegen seien, um die Gefahrenzone zu umgehen.

Klimawandel lässt grüßen

Das Steinschlag-Risiko im Karakorum ist in den vergangenen Jahren gestiegen. „Es wird durch den Klimawandel allgemein immer mehr zum Problem“, bestätigt Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalters „Amical alpin“. „Bereiche, die vor einigen Jahren noch mit Schnee bedeckt waren, apern aus, und es kommt einfach mehr Schutt zum Vorschein.“

Jetzt gewarnt

In den drei Tagen vor der Ankunft am Spantik habe es zudem drei Tage lang „sehr heftig geregnet“, schreibt Patrick z’Brun. „Uns war aufgefallen (vor allem nach dem Steinschlag), dass überall im Basislager viele Steine herumlagen. Allzu viele Gedanken hatten wir uns aber nicht gemacht.“ Ab sofort jedoch, meint Patrick, könne niemand mehr sagen: ‚Man konnte dies nicht wissen.‘

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Achttausender-Gipfelerfolge und ein Todesfall am Makalu https://blogs.dw.com/abenteuersport/achttausender-gipfelerfolge-und-ein-todesfall-am-makalu/ Tue, 15 May 2018 14:31:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40739

Everest-Nordseite

Nun haben auch von der tibetischen Nordseite aus die ersten Bergsteiger aus Reihen der kommerziellen Teams den Mount Everest bestiegen. Der Schweizer Expeditionsleiter Kari Kobler berichtete, drei seiner Kunden hätten heute den höchsten Punkt auf 8850 Meter Höhe erreicht. Am Montag hatte das Team, das für das Legen der Fixseile über den Nordostgrat zum Gipfel verantwortlich war, seine Arbeit beendet. Auf der nepalesischen Südseite war dies schon einen Tag früher geschehen. Am Montag waren über die Südroute rund 50 Bergsteiger zum höchsten Punkt aufgestiegen. Darunter war auch der Australier Steve Plain. Der 36-Jährige stellte einen neuen Zeitrekord für die Besteigung der Seven Summits auf, der höchsten Berge aller Kontinente.

Und jetzt noch die Triple Crown?

Steve Plain

Plain komplettierte die Sammlung innerhalb von 117 Tagen und erreichte damit sein Ziel, die Seven Summits in unter vier Monaten zu besteigen. Bis dahin hatte der Pole Janusz Kochanski den Rekord mit 126 Tagen erreicht. Und Steve ist noch nicht müde. Heute, einen Tag nach ihrem Everest-Gipfelerfolg bestiegen er und der britische Expeditionsleiter Jon Gupta auch noch den benachbarten Lhotse. Damit fehlt Plain und Gupta zur so genannten „Triple Crown“, der Besteigung der drei höchsten Gipfel im Everest-Massiv innerhalb einer Saison, nur noch der 7861 Meter hohe Nuptse. Ein erster Gipfelversuch dort war Anfang Mai 200 Meter unterhalb des höchsten Punkts gescheitert. „Ich habe ihn nicht umsonst im letzten Jahr ‚Strong Steve‘ (starker Steve) genannt“, schreibt der Brite Tim Mosedale auf Facebook über Plain.

Sherpa stirbt am Makalu, Gipfelversuch am Dhaulagiri

Makalu

Derweil wird vom Achttausender Makalu ein Todesfall gemeldet. Nach Informationen der Zeitung „Himalayan Times“ starb ein 32 Jahre alter Sherpa im Basislager an den Folgen der Höhenkrankheit. Er hatte für eine chinesische Expedition gearbeitet. Am Dhaulagiri ist der 79 Jahre alte Spanier Carlos Soria mit seinem Team zu einem Gipfelversuch aufgebrochen. Carlos versucht sich bereits zum neunten Mal an dem 8167 Meter hohen Berg im Westen Nepals. Sollte er diesmal erfolgreich sein, wäre es sein 13. der 14 Achttausender. Neben dem Dhaulagiri fehlt Soria in seiner Sammlung nur noch die Shishapangma in Tibet.

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Dominik Müller: „Es wird am Everest mehr los sein“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dominik-mueller-es-wird-am-everest-mehr-los-sein/ Sat, 18 Mar 2017 13:06:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35469

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Es könnte eine Rekordsaison am Mount Everest werden. Experten rechnen nach der erfolgreichen Saison 2016 in diesem Frühjahr mit einem regelrechten Ansturm auf den höchsten Berg der Erde – zumal noch viele Bergsteiger ihre verlängerten Genehmigungen von 2014 (gelten noch bis 2019) und 2015 (laufen in diesem Jahr aus)  nutzen wollen. 2014 war die Saison in Nepal nach einem Lawinenunglück im Khumbu-Eisfall mit 16 Toten vorzeitig beendet worden. 2015 hatte es wegen des verheerenden Erdbebens in Nepal auf beiden Seiten des Bergs keine Besteigungen gegeben.

Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin, startet am 8. April mit einem nach seinen Worten „kleinen, aber feinen Team“ zum Everest. Drei Kunden, vier Climbing Sherpas und er selbst wollen versuchen, den 8850 Meter hohen Gipfel über die Normalroute auf der tibetischen Nordseite zu erreichen. „Ich werde dabei Flaschensauerstoff nutzen, weil ich der Meinung bin, dass ich nur dann andere Leute bestmöglich unterstützen kann“, sagt mir der 46-Jährige. „Wer ohne Sauerstoff an den Everest geht, ist schon so mit sich selbst beschäftigt, dass er wahrscheinlich keine Ressourcen mehr übrig hat, um noch andere zu betreuen.“ Ich habe mit ihm über die bevorstehende Saison gesprochen.

Dominik, mit welchen Erwartungen startest du bald Richtung Himalaya?

Dominik Müller

Es wird wahrscheinlich etwas mehr los sein, vor allem auf der Everest-Südseite. Aber auch auf der Nordseite wollen sich offenbar mehr Bergsteiger als sonst versuchen.

China hat wieder einmal die Preisschraube angezogen, um mehr als 30 Prozent. Ein Permit für den Everest kostet inzwischen knapp 10.000 Dollar. Was hat das für Auswirkungen?

Das wird nicht nur für den Everest, sondern ganz Tibet die Folge haben, dass die Kunden wegen der Preise wieder mehr auf die nepalesische Seite wechseln werden. Nichtsdestotrotz denke ich, dass sich am Everest nicht viel ändern wird. Ich sehe die Route auf der Nordseite mit Blick auf die objektiven Gefahren als die sicherere Route, auch wenn es von der Logistik her mehr Aufwand ist. Aber für die anderen Achttausender in Tibet wird es bedeuten, dass dort deutlich weniger los sein wird.

Viele Veranstalter bevorzugen noch immer die nepalesische Seite, weil sie die Politik Chinas in Tibet für unvorhersehbarer halten. Teilst du diese Einschätzung?

Es ist nicht unvorhersehbarer, als es vor acht oder zehn Jahren war. Für mich waren die Chinesen in Tibet bisher sehr verlässliche Partner. Wenn man etwas ausgemacht hatte, konnte man sich darauf berufen. Das hat immer gut funktioniert. So werden im kommenden Herbst für den Cho Oyu nur ein paar Permits verkauft. Das wurde vorher kommuniziert. Wir haben uns jedoch entschlossen, im Herbst an den Manaslu statt an den Cho Oyu zu gehen.

Nepalesische Seite des Cho Oyu

Nicht nur am Cho Oyu, auch an der Shishapangma soll es Einschränkungen bei den Permits für den Herbst geben. Wurde auch ein Grund genannt?

Anscheinend soll es im Herbst eine Veranstaltung in Tibet geben. Da haben die Chinesen wohl Angst, dass es zu Unruhen kommen könnte und wollen deshalb so wenig Ausländer wie möglich in Tibet haben. Ich hätte die Chance gehabt, Permits für den Cho Oyu zu erhalten, hätte sie aber schon jetzt bestätigen müssen. Nach meinen Informationen aus China werden in diesem Herbst nur 50 Permits verkauft. Der Vorteil ist, dass man dann recht einsam am Berg unterwegs ist. Es gibt aber auch Nachteile. So braucht man nach einem großen Neuschneefall auch Manpower. Wenn man dann nur mit kleinen Teams unterwegs ist, hat man Schwierigkeiten, die Route zu sichern.

Gipfel des Mount Everest (vom Nordostgrat aus gesehen)

Der Schweizer Expeditionsveranstalter Kari Kobler wies zuletzt auf die nach wie vor bestehende Korruption chinesischer Politiker in Tibet hin. Macht dir das auch Probleme?

Die Korruption gibt es natürlich – aber nicht nur in China, sondern in einigen Ländern weltweit, die wir als Bergsteiger bereisen. Ich glaube es ist vermessen, zu glauben, wir könnten die ganze Welt in diesem Punkt verändern. Wir müssen uns wohl damit arrangieren. Die einzige mögliche Konsequenz wäre, nicht mehr dorthin zu fahren. Aber dann können wir dem kleinen Mann – dem Sherpa, dem Koch, dem Küchenjungen – keine Arbeit mehr geben.

Inzwischen tauchen auch immer mehr chinesische Bergsteiger an den Achttausendern auf, nicht nur in Tibet, auch in Nepal. Ist China ist der Markt der Zukunft?

Für uns Europäer glaube ich das nicht. Die Chinesen werden wohl eher mit den einheimischen Agenturen unterwegs sein. Ich glaube, es wäre auch schwierig, Chinesen und Europäer als Kunden unter einen Hut zu bekommen. Allein schon wegen der Sprachbarriere.

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China dreht Preisschraube – und investiert https://blogs.dw.com/abenteuersport/china-dreht-preisschraube-und-investiert/ Fri, 13 Jan 2017 11:44:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34691 Tibetische Nordseite des Mount Everest

Tibetische Nordseite des Mount Everest

Achttausender-Bergsteigen in Tibet wird teurer, und das nicht nur am Mount Everest. Der chinesische Bergsteigerverband CMA hat nach mir vorliegenden Unterlagen die Preise für die Permits an Everest, Cho Oyu und Shishapangma deutlich erhöht, im Schnitt um mehr als 30 Prozent. Seit Anfang des Jahres verlangt die CMA für die Besteigung des höchsten Bergs der Erde ab einer Teamgröße von vier Teilnehmern 9950 US-Dollar je Bergsteiger. Bisher kostete das Everest-Permit etwa 7000 Dollar pro Nase. Für den Cho Oyu werden ab sofort 7400 Dollar fällig, für die Shishapangma 7150 Dollar für einen Aufstieg von der Nordseite, 7650 Dollar für eine Besteigung von der Südseite. Bei kleineren Teams bis zu drei Teilnehmern liegen die Kosten für die Permits sogar im fünfstelligen Bereich: 19.500 Dollar pro Person am Everest, je 12.600 Dollar an Cho Oyu und Shishapangma.

Preise gleichen sich an

Zum Vergleich: Die nepalesische Regierung verlangt für den Everest im Frühjahr 11.000 Dollar, für die anderen Achttausender 1800 Dollar pro Bergsteiger. Allerdings handelt es sich dort um das „nackte“ Permit, während in Tibet einige Leistungen mit eingeschlossen sind, wie die Anfahrt zum Basislager oder auch die Dienste des Verbindungsoffiziers. Dennoch: Langsam, aber sicher nähern sich die Expeditionspreise in China und Nepal an.

Markt der Zukunft

China hat offenkundig das Bergsteigen als Wachstumsbranche entdeckt. Kein Wunder, schließlich kaufen sich immer mehr Chinesen in kommerzielle Expeditionen ein – nicht nur in den heimischen Bergen, wo ihnen untersagt ist, mit ausländischen Anbietern unterwegs zu sein. „China ist der Markt der Zukunft“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Veranstalters „Dreamers Destination“. „Die Chinesen haben jetzt auch begonnen, in fremden Ländern bergzusteigen.“

Mit dem Zug ins Basislager

Bauarbeiten an der Straße zum Cho Oyu (© Adrian Ballinger)

Bauarbeiten an der Straße zum Cho Oyu

Die chinesischen Behörden investieren in Tibet massiv in die Infrastruktur. Die Straße von der Hauptstadt Lhasa bis ins 5200 Meter hohe Everest-Basislager – früher auf vielen Abschnitten nicht mehr als eine Piste – ist inzwischen vollständig asphaltiert. „Als Touristenattraktion ist es eine der coolsten Straßen, die ich auf diesem Planeten bisher gesehen habe“, schwärmte der US-Expeditionsveranstalter Adrian Ballinger im Frühjahr 2016.
Im Ort Gangkar, auch bekannt als Old Tingri, soll, wie berichtet, bis 2019 ein riesiges Bergsteiger-Zentrum entstehen, inklusive Landeplatz für Hubschrauber-Rettungsflüge. In Tingri werde derzeit auch eine Verbrennungsanlage gebaut, schreibt mir der Schweizer Expeditionsveranstalter Kari Kobler. In drei bis vier Jahren solle es eine Eisenbahnverbindung bis in unmittelbare Nähe des Shishapangma-Basislagers geben.

Unberechenbare Politik

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Der 61-Jährige ist ein alter Hase auf der tibetischen Seite des Himalaya. Seit vielen Jahren veranstaltet Kobler dort Expeditionen. Die großen Veränderungen stünden erst in den nächsten Jahren bevor, glaubt Kari. „Bis jetzt war es am Everest sehr ruhig, und es herrschte auf der Nordseite ein fast familiäres Verhältnis“, sagt Kobler und verweist auf die geringere Zahl der Gipfelanwärter, „nur ca. 30 Prozent der Gäste gegenüber der Südseite“. Nach wie vor sei allerdings Korruption ein großes Problem: „Es ist unglaublich, wie autonom die chinesischen Politiker in Tibet agieren.“ Sollten nicht – nach offizieller Lesart der Regierung in Peking – die Tibeter die Autonomen in China sein?
Trotz gestiegener Preise und politischer Unwägbarkeiten denkt Kobler nicht daran, auf die nepalesische Seite zu wechseln. Die objektiven Gefahren seien auf der Südseite des Mount Everest größer, meint Kari: „Es ist aus meiner Sicht nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas Schlimmes passiert. Darum lieber die unberechenbare Politik als die unberechenbaren Gefahren.“

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Everest-Saison lief “reibungslos” https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-saison-lief-reibungslos/ Tue, 21 Jun 2016 10:22:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32985 Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

„Es war eine gute Saison“, schreibt mir Nishma Khadgi, die bei Asian Trekking, dem führenden Expeditionsveranstalter Nepals, für Marketing zuständig ist. „Die Dinge haben sich weitgehend normalisiert. Die Stimmung unter den Bergsteigern und Sherpas ist gut, das stimmt uns für die künftigen Saisons optimistisch.“ Nach Angaben des nepalesischen Tourismusministeriums bestiegen in diesem Frühjahr 456 Bergsteiger von der Südseite aus den Mount Everest, 199 davon kamen aus dem Ausland. Die offiziellen Zahlen von der Nordseite stehen noch aus.

Mit dem Nepalesen Mingma Gyalje Sherpa und dem Schweizer Kari Kobler haben zwei weitere Expeditionsleiter auf meine Bitte reagiert, mir ihre persönliche Everest-Saisonbilanz zu geben. Mingma war im Frühjahr auf der Südseite, Kari auf der Nordseite. Beide halten sich derzeit in Pakistan auf, wo sie Expeditionen zum K 2 anführen, dem zweithöchsten Berg der Erde. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Beide Expeditionsleiter bestiegen im Mai den Everest selbst.

Mingma Gyalje Sherpa: „Keine Staus“

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa ist Chef von Dreamers Destination, einem in Kathmandu ansässigen Veranstalter von Expeditionen und Trekkingreisen. Der 30-Jährige hat bereits sieben Achttausender bestiegen und sorgte im Herbst 2015 mit seinem Solo in der Westwand des 6685 Meter hohen Chobutse für Schlagzeilen. Das ist seine Bilanz der Everest-Frühjahrssaison:

„Dieses Jahr war es am Everest großartig. Ich stand zum fünften Mal auf dem Gipfel, und dies war meine leichteste Besteigung. Es hat am Anfang ziemlich viel geschneit, und dieser Schnee bedeckte Fels und Eis. Die bekanntesten Felspassagen wie das Gelbe Band oder der Genfer Sporn und auch die Gipfelwand oberhalb des Südsattels waren schneebedeckt und daher leicht zu begehen und  zu klettern. Das Sherpa-Team, das für die Fixseile zuständig war, beendet zu einem frühen Zeitpunkt seine Arbeit. In früheren Jahren wurde der Berg meist nach dem 15. Mai bestiegen, in diesem Jahr standen einige Teams schon vor diesem Datum oben. Daher gab es weniger Staus. Zudem war auch der große Fels am Hillary Step schneebedeckt. So war es vergleichsweise leicht, ihn zu überwinden, und auch dort gab es überhaupt keinen Stau.

Da die nepalesische Regierung die Permits von 2015 für 2016 und (!) 2017 verlängert hat, wirkte sich das nicht auf die Zahl der Bergsteiger an den Achttausendern aus. Ich hatte ein Team mit acht Mitgliedern, vier wollten auf den Everest, vier auf den Lhotse. Auf jeden ausländischen Bergsteiger kam ein Sherpa. Am Lhotse fehlte in dieser Saison das Glück, dort gab es überhaupt keine Gipfelerfolge. Drei meiner Kunden standen am 20. Mai mit ihren Sherpas auf dem Gipfel des Everest, an diesem Tag waren nur wenige oben. Die Teams wählten verschiedene Gipfeltage zwischen dem 13. und 22. Mai. Dank des Fixseil-Teams, das sehr früh die Route fertig präpariert hatte, lief das Ganze reibungslos ab.“

Kobler: „Alle wollten am gleichen Tag hoch, Horror!“

Kari Kobler (l.) mit seinem Team

Kari Kobler (l.) mit seinem Team

Für Kari Kobler war die Besteigung des Mount Everest in diesem Frühjahr bereits seine sechste. Mit dem 61 Jahre alten Chef des Veranstalters Kobler & Partner erreichten sechs seiner Sherpas sowie zwei Kunden den höchsten Punkt, darunter der Deutsche Stefan Sieveking (Jahrgang 1946), „der vermutlich älteste Deutsche auf dem Gipfel des Mount Everest“, wie Kari schreibt. Der Schweizer hat mich ermuntert, mich bei seinem Resümee auf der K&P-Homepage zu bedienen:

„Nachdem das Anbringen der Fixseile am 10. bis 13. Mai in die Hosen ging, gab Sumdjock (von der Tibet Himalaya Expedition Company, die das Fixseil-Team stellte) auf einmal bekannt, um den 19. Mai sei sehr gutes Gipfel-Wetter. Es wurde auf einmal hektisch im Basislager und ABC (vorgeschobenes Basislager)! Die Chinesen, Russen, Japaner und Inder wollten alle am gleichen Tag auf den Gipfel, Horror! Erfrierungen, Schneeblindheit und sonstige kleine Blessuren waren die Folge von meistens unvorsichtigem Verhalten. Doch es ging alles ohne größere Verletzungen über die Bühne. Es gab auf der Nordseite des Mount Everest keinen einzigen Todesfall in diesem Jahr!

Wir haben mit der Besteigung gewartet. Das war keine einfache Entscheidung. Doch die Erfahrung hat mich gelehrt, manchmal einfach ein wenig Geduld zu haben. Das Warten hat sich gelohnt, denn der 23. Mai war der beste Everest-Gipfeltag 2016. Der Aufstieg war einfach super. Es hat in der Nacht vorher ein wenig geschneit. Somit waren die Felsbänder, die es am Everest zu queren gilt und die manchmal ein wenig heikel sind, bestens verschneit. Ich durfte als Erster sogar eine neue Spur bis auf den Gipfel legen. Was mich natürlich gefreut hat. Auf dem Gipfel stand ich mit Pemba alleine und konnte die einfach geniale Aussicht genießen.“

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Keine Tibet-Expeditionen im Herbst https://blogs.dw.com/abenteuersport/keine-tibet-expeditionen-im-herbst/ Tue, 04 Aug 2015 14:30:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30239 Auf dem Cho Oyu (8188 Meter)

Auf dem Cho Oyu (8188 Meter) in Tibet

China macht Tibet für den Rest des Jahres für Bergsteiger dicht. “Das stimmt”, bestätigt mir Dawa Steven Sherpa vom nepalesischen Expeditionsveranstalters Asian Trekking per Email. „Die chinesischen Behörden haben beschlossen, in diesem Herbst keine Permits (Besteigungsgenehmigungen) auszustellen, weil sie weitere seismische Aktivität in der Region befürchten und deswegen annehmen, dass die Berge in einem gefährlichen Zustand sein könnten.“ Zudem sei die Straße von Kathmandu über Kodari nach Tibet wegen der Schäden durch das verheerende Erdbeben im Frühjahr immer noch gesperrt. „Deshalb wäre es auch nicht möglich, Material und Logistik für die Expeditionen von Nepal nach Tibet zu transportieren“, schreibt Dawa Steven. Die China Tibet Mountaineering Association (CTMA) wolle erst im Frühjahr 2016 wieder Permits für die hohen Berge Tibets ausstellen.

Xi kommt

Die Shishapangma (8027 Meter) in Tibet

Die Shishapangma (8027 Meter) in Tibet

Auch der Schweizer Veranstalter Kari Kobler hat seine ursprünglich für Herbst geplanten Expeditionen zum Cho Oyu und zur Shishapangma aus dem Programm genommen. Neben den Erdbebenschäden an der Straße nach Tibet nennt mir Kari einen weiteren Grund dafür, dass China keine Permits ausstellt: „Der chinesische Staatspräsident besucht Tibet in den ersten zwei September-Wochen.“ Vor 50 Jahren, im September 1965, hatte China das zuvor besetzte Tibet zur „Autonomen Region“ erklärt. Mit einigen Veranstaltungen in Tibet feiert sich die chinesische Regierung selbst. Um mögliche Proteste von Tibetern im Keim zu ersticken, wird es wahrscheinlich ein großes Aufgebot an Sicherheitskräften geben – erst recht, wenn Präsident Xi Jingping persönlich aufkreuzt. Ausländische Augenzeugen waren auch schon bei ähnlichen Anlässen in der Vergangenheit unerwünscht. Dies dürfte der Hauptgrund für die Absage aller Expeditionen sein, wie das Beispiel von International Mountain Guides (IMG) zeigt.  Der US-Veranstalter hatte wegen der Folgen des Bebens in Nepal direkt über die tibetische Hauptstadt Lhasa zum Cho Oyu reisen wollen, erhielt aber unter Hinweis auf die Jubiläumsfeiern in Tibet ebenfalls kein Permit.

Ausweichziel Manaslu

Der Manaslu (8163 Meter) in Nepal

Der Manaslu (8163 Meter) in Nepal

„Aufgrund der derzeit brüchigen politischen Lage in Tibet können wir keinen garantierten Zugang unserer Expeditionen gewährleisten“, teilt auch der neuseeländische Veranstalter Himalayan Experience  mit. Himex hat den Cho Oyu für kommenden Herbst gestrichen und durch eine Expedition zum Manaslu ersetzt. Der achthöchste Berg der Erde ist ein beliebtes Ausweichziel, wenn China die Grenze nach Tibet schließt. Schon im Herbst 2012 waren viele Veranstalter auf den Manaslu ausgewichen. Auch in diesem September und Oktober dürfte es im Basislager zu Füßen des „Bergs der Seele“ eng werden. Viele der westlichen Anbieter, darunter auch der deutsche Veranstalter Amical alpin, machen sich in der anstehenden Nach-Monsun-Zeit mit ihren Kunden auf den Weg zum Manaslu. Die Behörden Nepals haben trotz des Erdbebens im Frühjahr mit fast 9.000 registrierten Toten und über 22.000 Verletzten keine Bedenken, Permits für Achttausender-Expeditionen auszustellen.

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Bergsteiger verlassen Shishapangma https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergsteiger-verlassen-shishapangma/ Tue, 30 Sep 2014 19:14:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27427 Shishapangma (8027 Meter)

Shishapangma (8027 Meter)

Nach dem Lawinenunglück an der Shishapangma sind die ersten Bergsteiger von dem Achttausender in Tibet abgereist. Die Teilnehmer einer Schweizer Expedition brachen ihre Zelte ab. „Den Gipfel werden sie in diesem Herbst nicht mehr besteigen. Durch starke Schneefälle ist die Lawinensituation zu gefährlich“, teilte Veranstalter Kari Kobler mit. Die deutsche Bergsteigerin Billi Bierling, die zu der Gruppe gehörte, reiste nach Kathmandu zurück. Ob auch der Schweizer Ueli Steck und seine Frau Nicole vorzeitig heimkehren, ist nicht bekannt. Die beiden nutzten die Infrastruktur der Kobler-Expedition, waren aber weitgehend auf eigene Faust unterwegs. Ueli hatte die Skibergsteiger der deutschen „Double8-Expedition“ bei ihrem zweiten Gipfelversuch Mitte vergangener Woche unterstützt. Steck und Benedikt Böhm waren am Mittwoch etwa 100 Meter unterhalb des Gipfels Augenzeugen des Lawinenunglücks, bei dem Sebastian Haag und Andrea Zambaldi ums Leben kamen.

„Grausige Bedingungen“

Auch Carlos Soria kehrte der Shishapangma unter ausdrücklichem Hinweis auf das Lawinenunglück von vergangenem Mittwoch den Rücken. „Die Bedingungen am Berg sind grausig: sehr viel Wind und eine beeindruckend hohe Lawinengefahr“, sagte der 75 Jahre alte Spanier. Soria verlässt die Shishapangma zum dritten Mal nach 2005 und 2013, ohne den 8027 Meter hohen Hauptgipfel zu erreichen. 2005 stand er auf dem 19 Meter niedrigeren Mittelgipfel. Der Senior hat bisher elf der 14 Achttausender bestiegen und hält die Altersrekorde am Kangchendzönga (75 Jahre), Manaslu (71), Gasherbrum I (70), Makalu (69), Broad Peak (68) und K 2 (65).

Update 1. Oktober: Auch Ueli Steck und seine Frau Nicole sind nach Angaben eines seiner Sponsoren nach Kathmandu zurückgereist.

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