Lager 1 – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Everest-Winterexpedition: Im Eiltempo nach Lager 1 https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-winterexpedition-im-eiltempo-nach-lager-1/ Thu, 11 Jan 2018 22:16:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39117

Alex Txikon im Khumbu-Eisbruch

Das ging flink. In nur vier Tagen haben der Spanier Alex Txikon und die Sherpas Tenzing Gyalzen, Gelje, Cheppal, Walung Dorji und Pasang Norbu die Route durch den Khumbu-Eisbruch gelegt und Lager 1 auf 6050 Metern erreicht. „Wir sind sehr glücklich“, freut sich Alex. Es sei ein hartes Stück Arbeit gewesen, jeder habe zwischen 25 und 35 Kilo mit sich geschleppt. Der 36 Jahre alte Baske weist darauf hin, dass die sechs Bergsteiger für diese erste große Aufgabe fünf Tage weniger gebraucht habe als seine Mannschaft beim gescheiterten Winterversuch 2017 – und das, obwohl damals fünf Expeditionsteilnehmer mehr an den Arbeiten beteiligt gewesen seien. „Die Route durch den Eisfall ist sehr komplex und hat unsere ganze Konzentration erfordert“ , berichtet Alex. Gemeinsam mit dem „Icefall Doctor“ Gelje Sherpa habe er nach den am wenigsten einsturzgefährdeten Bereichen gesucht.

Aufgaben teilen, Kräfte sparen

Volle Konzentration

Laut Txikon war der pakistanische Bergsteiger Muhammad Ali „Sadpara“ nicht an den Arbeiten im Khumbu-Eisbruch beteiligt. Er sei mit den beiden Sherpas Nuri und Temba Bhote andernorts unterwegs gewesen, um sich weiter zu akklimatisieren. „Dahinter steht die Idee, Aufgaben zu teilen und Kräfte zu sparen“,  sagt Alex. Ende Februar 2016 war dem Spanier gemeinsam mit Muhammad Ali und dem Italiener Simone Moro die prestigeträchtige Wintererstbesteigung des  Achttausenders Nanga Parbat in Pakistan gelungen. Die Südtirolerin Tamara Lunger hatte damals rund 70 Meter unterhalb des Gipfels umkehren müssen, weil es ihr schlecht gegangen war. In diesem Winter wollen Txikon und Ali den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen. Moro und Lunger versuchen sich derweil an der Wintererstbesteigung des 3003 Meter hohen Pik Pobeda im eiskalten Osten Sibiriens.

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Route durch den Khumbu-Eisbruch steht https://blogs.dw.com/abenteuersport/route-durch-den-khumbu-eisbruch-steht/ Wed, 01 Mar 2017 10:42:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35185

Viel Arbeit im Khumbu-Eisbruch

Es ist erneut angerichtet am Mount Everest. Drei Tage lang haben der Baske Alex Txikon, sechs Sherpas und zwei „Icefall Doctors“ gearbeitet, um die Route durch den Khumbu-Eisbruch hinauf nach Lager 1 auf gut 6000 Metern wieder instandzusetzen. 60 Prozent der Route hätten neu angelegt werden müssen, weil die harten Wetterbedingungen der vergangenen beiden Wochen ihre Spuren in dem Eislabyrith hinterlassen hätten, teilte das Team des 35 Jahre alten Spaniers mit. „Das waren harte Tage, um die Route wieder auszubessern“, bilanzierte Alex auf Facebook. Nach einem Ruhetag heute wollen Txikon und Co. am morgigen Donnerstag nach Lager 2 auf 6400 Metern aufsteigen.

Zeit, auf die Zähne zu beißen

Alex Txikon

„Mir ist bewusst, dass mit jedem Aufstieg meine Kraftreserven abnehmen und damit auch die Chance, den Gipfel zu erreichen“, schreibt Alex in seinem Blog. „Aber ich bin ein bisschen stur. Und ich mag es zu klettern und dagegen anzukämpfen. Es ist Zeit auf die Zähne zu beißen.“

Txikon hatte – wie berichtet – seinen Winterversuch unfreiwillig unterbrechen müssen, weil der nepalesische Expeditionsveranstalter Seven Summit Treks das gesamte Team nach dem gescheiterten ersten Gipfelversuch nach Kathmandu zurückbeordert hatte. Am Samstag war Alex mit dem Hubschrauber ins Everest-Basislager zurückgekehrt.

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Hubschrauber-Materialtransport ins Everest-Hochlager https://blogs.dw.com/abenteuersport/hubschrauber-materialtransport-ins-everest-hochlager/ Sat, 23 Apr 2016 10:24:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32449 Hubschrauber hebt vom Flugplatz Syangboche oberhalb von Namche ab

Hubschrauber hebt vom Flugplatz Syangboche oberhalb von Namche ab

Die Zeit bleibt nicht stehen, auch nicht im Khumbu. Zwei Dinge haben sich in dem Gebiet rund um den Mount Everest zwischen meinem ersten Besuch im Jahr 2002 und dem letzten im vergangenen März gravierend verändert. Zum einen sind die sanitären Anlagen – im Schnitt – deutlich moderner und auch sauberer als vor 14 Jahren. Zum anderen hat der Fluglärm erheblich zugenommen. Bei klarer Sicht fliegen, gefühlt regelmäßig, Hubschrauber durch das Tal von Lukla nach Namche Bazaar und dann auch weiter Richtung Everest-Basislager.

Billiger als Maultiere

„Inzwischen wird ein Großteil des Materialtransports mit Hubschraubern erledigt“, erzählte mir Ang Dorjee Sherpa, Lodgebesitzer in Namche. „Das ist fast billiger als der Transport mit Maultieren.“ Doch nicht nur Material wird transportiert, auch Menschen nutzen den Heli-Transfer. Als wir auf der Terrasse des Everest View Hotel, oberhalb von Namche Bazaar, einen (teuren) Milchtee tranken, trafen wir auch ein Ehepaar aus den USA, das förmlich nach Geld roch. Die beiden waren gerade mit dem Helikopter samt eigenem Piloten neben dem Hotel gelandet. „Wir sind über das Basislager und den Khumbu-Eisbruch geflogen und haben hinterher auch noch eine Runde durch das Gokyo-Tal gedreht“, erzählten die beiden begeistert. Ein echtes Gefühl für diese wunderschönen Berge habt ihr dabei aber nicht gewonnen, dachte ich bei mir.

Gut 80 Lasten weniger durch den Eisbruch

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch (2014)

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch (2014)

Wie der US-Blogger und Bergsteiger Alan Arnette – er will in diesem Frühjahr den Lhotse besteigen – aus dem Basislager zu Füßen des Everest berichtet, hat die nepalesische Regierung in dieser Saison erstmals erlaubt, mit dem Hubschrauber Material nach Lager 1 auf etwa 6000 Metern zu fliegen: Seile, Eis- und Firnanker sowie Flaschensauerstoff. Alles in allem, so Alan, summierten sich die bereits ins Hochlager transportierten Güter auf mehr als 80 Einzellasten, die andernfalls von Sherpas durch den gefährlichen Khumbu-Eisbruch hätten getragen werden müssen. Auch wenn sie ein Beitrag zur Sicherheit sind, bedeuten die Hubschraubertransporte einen weiteren Schritt auf dem Weg der Kommerzialisierung des Everest.

Viele Risse und tiefe Löcher

Bereits nach der riesigen Lawine, die durch das Erdbeben am 25. April 2015 am Siebentausender Pumori ausgelöst worden war, das Everest-Basislager getroffen und dort 19 Menschen das Leben gekostet hatte,  hatte die nepalesische Regierung einem Materialtransport per Helikopter nach Lager 1 zugestimmt. Dazu war es jedoch nicht mehr gekommen, die Saison war beendet worden, wie schon 2014 nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten.

Die Icefall Doctors sprechen in diesem Frühjahr von sehr schwierigen Verhältnissen nach dem Erdbeben, das am Montag vor genau einem Jahr zuschlug. „Ich habe noch nie so viele Risse und tiefe Löcher auf der Route gesehen“, sagte Ang Kami Sherpa, Chef der Spezialisten, die den Weg durch den Eisbruch und weiter hinauf präparieren und sichern. „Es ist in diesem Jahr gefährlich.“ Die Regierung hat nach eigenen Angaben für diese Saison 289 Everest-Permits für ausländische Bergsteiger ausgestellt. Viele nutzen ihre Genehmigungen von 2014 oder 2015, deren Gültigkeit um fünf beziehungsweise zwei Jahre verlängert worden war.

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Halleluja, was für ein Tag! https://blogs.dw.com/abenteuersport/halleluja-was-fuer-ein-tag/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/halleluja-was-fuer-ein-tag/#comments Tue, 22 Jul 2014 15:18:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26925 Saziergang geht anders

Spaziergang geht anders

Einen verunglückten Spaziergang hat der großartige Kurt Tucholsky einst das Golfspiel genannt. Er hätte auch unseren heutigen Aufstieg nach Lager 1 meinen können. Natürlich fiel er uns leichter als bei den beiden ersten Malen, weil wir inzwischen besser akklimatisiert sind. Doch ein Spaziergang war es darum noch lange nicht, bestenfalls eben ein verunglückter. Immerhin mussten wir wieder 1200 Höhenmeter überwinden, durch Gletschermoränen wandern, über Bruchgestein und durch weichen Schnee bergauf stapfen. „Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass ich dabei nicht am Limit war“, freute sich Hannes aus meiner Seilschaft. Obwohl wir noch nicht ans Seil mussten, stiegen Churchy, Hannes und ich schon heute gemeinsam auf. Wir haben einfach dasselbe Tempo und senden auch noch auf derselben Wellenlänge. Churchy ist in unserem Trio der Gute-Laune-Bär. Immer wieder juchzt er laut auf oder ruft „Halleluja, was für ein toller Tag!“

Schinken zur Begrüßung

Hannes (l.) und Churchy kurz vor dem Tagesziel

Hannes (l.) und Churchy kurz vor dem Tagesziel

Kaum eine Wolke trübte während unseres Aufstiegs nach Lager 1 auf 5525 Metern den Himmel. Die Weitsicht war wieder einmal berauschend. Bis weit in das Pamir-Gebirge reichte der Blick. Churchy sorgte dafür, dass wir ab und zu die Köpfe hoben und die Aussicht genossen. Wir hatten schon vorher vereinbart, dass wir uns Zeit nähmen. Schließlich müssen wir uns unsere Kräfte für die nächsten Tage gut einteilen. Wer sich schon am ersten Tag verausgabt, hat, realistisch betrachtet, wahrscheinlich keine Chance, übermorgen den höchsten Punkt auf 7129 Metern zu erreichen. Nach fünf Stunden und 45 Minuten erreichten wir Lager 1 – in ordentlichem Zustand. Ich hätte keine Bäume mehr ausreißen können, außer vielleicht einen Bonsai. Aber ich erholte mich sehr schnell von den Strapazen des Aufstiegs. Sollte ich am Donnerstag oder Freitag tatsächlich den Gipfel des Kokodak Dome erreichen, verdanke ich das auch zu einem guten Teil Sven, der mich überragend versorgt. Mein Zeltpartner empfing mich heute mit dünn geschnittenen Streifen Schwarzwälder Schinken. Köstlich, genau das, was ich brauchte.

Früher Aufbruch

Sven, die gute Seele unseres Zelts

Sven, die gute Seele unseres Zelts

Die Stimmung in Lager 1 ist gut. Alle Teammitglieder wirken optimistisch und auf unser Ziel fokussiert. Morgen werden wir uns die 800 Höhenmeter nach Lager 2 auf 6300 Metern hinaufschinden müssen, mit deutlich mehr Gepäck als beim ersten Mal. Doch die Spur ist getreten. Luis hat die Weckzeit auf 4.30 Uhr festgelegt, um 6 Uhr sollen wir starten. Dann dürfte der Schnee noch relativ hart sein und und uns den Aufstieg erleichtern. Ein Spaziergang wird auch das nicht. Bestenfalls ein verunglückter. Wie verunglückt, erfahrt ihr morgen. Jetzt muss ich mir noch eine Mütze Schlaf holen.

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Allein am Berg https://blogs.dw.com/abenteuersport/allein-am-berg/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/allein-am-berg/#comments Sun, 20 Jul 2014 10:47:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26898 Abstieg von Lager 1

Abstieg von Lager 1

Wir sind privilegiert. Das wurde mir gestern Abend richtig bewusst. Ausgerechnet gestern Abend, als ich vom Aufstieg nach Lager 2 völlig am Ende meiner Kräfte ins Zelt in Lager 1 kroch. Es war nur eine kleine Begebenheit, die mir die Augen öffnete. Ich sammelte im Zelt in einer Plastiktüte den Müll, den Sven und ich während der beiden Tage am Berg produzierten. Gestern Abend lagen dabei nun gelbe Verpackungsbänder, die ich vorher noch nicht gesehen hatte. „Die habe ich vom Berg mitgebracht“, klärte mich Sven auf. Ich schaute mir die Bänder genauer an. Eine Emailadresse aus Korea? „Bedeutet das, dass die Koreaner schon vor uns am Kokodak Dome waren?“, fragte ich leicht irritiert. Sven musste lachen: „Nein, das waren die Bänder, mit denen unsere Fixseile zusammengezurrt waren.“ Ich atmete durch. Wir sind also doch allein am Berg.

Größte Schwierigkeiten bewältigt?

Das wäre es noch: Wir strampeln uns ab, um diesen 7129 Meter hohen Berg erstmals zu besteigen und finden am Gipfel einen Zettel vor: „Ätsch, wir waren schon hier!“ Noch haben wir uns nicht auf jungfräulichem Gebiet bewegt. Den Weg bis hinauf nach Lager 2 – laut Luis‘ GPS-Messung liegt es auf 6300 Metern – haben vor uns auch die russischen Bergsteiger gewählt, die 2006 den etwas höheren Kokodak Peak erstbestiegen. Erst oberhalb unseres Lagers 2 zweigt ihre Route nach rechts ab. „Ich denke, die größten technischen Herausforderungen haben wir schon bewältigt“, macht uns Luis Mut. „Wenn ich das richtig gesehen habe, legt sich der Berg bald hinter Lager 2 etwas zurück. Dann dürfte das Aufsteigen leichter werden – wenn uns der Schnee keinen Strich durch die Rechnung macht.“

Ganz schön hoch

Lager 1 und 2 (ungefähr)

Lager 1 und 2 (ungefähr)

Schnee ist nicht gleich Schnee. Wenn er sich gesetzt und der Wind die Neuauflage weggeblasen hat, könnten wir hinter Lager 2 relativ zügig Strecke machen und an Höhe gewinnen. Genauso denkbar ist jedoch, dass wir uns durch Neuschneemengen wühlen müssen, die unsere Kräfte übersteigen. Aus der Ferne kann man das nicht erkennen, vom Basislager aus sieht Schnee immer nur weiß aus. Luis hat mir sein Fernglas geliehen. Ich verfolge mit den Augen noch einmal unseren gestrigen Aufstiegsweg nach und versuche, ungefähr die Stelle auszumachen, wo jetzt unser Depotzelt für Lager 2 steht. Ich kann sie nur erahnen. Insgeheim aber denke ich: Wir sind schon ganz schön hoch gekommen.

Schon jetzt viel erlebt

Blick auf den Mustagh Ata

Blick auf den Mustagh Ata

„Wenn ich in zwei Monaten an einem trüben Tag im Büro sitze, hole ich mir einfach diesen Moment zurück“, sagt Churchy, mit dem ich heute ins Basislager absteige. „Wir sind ganz allein in dieser herrlichen Landschaft, an diesem schwierigen Berg. Auch wenn wir den Gipfel nicht erreichen sollten, kann uns niemand nehmen, was wir bisher schon erlebt haben.“ Tag für Tag blicken wir von „unserem“ Berg auf den gegenüber gelegenen Mustagh Ata, einen technisch einfacheren und deshalb sehr beliebten Expeditionsberg, über 7500 Meter hoch. Dort oder auch am nicht weit entfernten Siebentausender Pik Lenin haben sicher wieder viele Gruppen ihre Zelte aufgebaut. Churchy war bereits an beiden Bergen: „Am Pik Lenin mussten einige Bergsteiger bei schlechtem Wetter schnell den Rückzug antreten. Als sie ihre Zelte erreichten, hatten andere sie mit ihren Steigeisen aufgeschlitzt. Das wird uns am Kokodak Dome nicht passieren.“ Mit anderen Worten: Wir sind privilegiert, allein am Berg.

P.S. Wie bereits gestern angekündigt, sammeln wir erst einmal im Basislager Kräfte und diskutieren, wie es weitergeht. Ein erster Gipfelversuch steht im Raum.

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Ausgepumpt und wiederbelebt https://blogs.dw.com/abenteuersport/ausgepumpt-und-wiederbelebt/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ausgepumpt-und-wiederbelebt/#comments Fri, 18 Jul 2014 13:59:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26868

Eva-Maria und Churchy waren meine moralische Unterstützung

Langsam kann ich wieder denken. Als ich hier oben in Lager 1 auf 5529 Metern eintraf, fühlte ich mich nur noch wie ein ausgewrungener Waschlappen. Völlig leer gepumpt, nach Luft japsend. Fast 1200 Höhenmeter auf einen Rutsch steckten in meinen Knochen. Ob ich die letzten 300 Höhenmeter alleine geschafft hätte, weiß ich nicht. Für mich war es eine große Hilfe, dass Eva-Maria, Churchy und Volker mit mir aufstiegen. Eva-Maria hatte einen richtigen Lauf, sie spurte für uns durch den weichen Schnee, als wäre es das Normalste der Welt. „Ich bin heute einfach gut drauf“, kommentierte sie ihre starke Leistung lapidar. Bis auf eine Höhe von 5200 Metern fühlte ich mich eigentlich auch ganz gut, aber irgendwo auf dem folgenden steilen Hang erwischte mich der „Mann mit dem Hammer“. Ich mag diese Passage ohnehin nicht. Jeden Schritt musst du sehr konzentriert setzen, um nicht wer-weiß-wohin abzurutschen. Und am Ende wartet noch eine kleine Kletterpassage. Die war heute ziemlich vereist, was nicht gerade dazu beitrug, meine gerade zitternden Waden zu beruhigen. Aber da waren ja noch meine Teamgefährten. „Super hast du den Tritt gesetzt“, feuerte mich Churchy von unten an. „Hier oben wird es lässig“, motivierte mich Eva-Maria am Ausstieg. Mit so viel mentaler Unterstützung pfuschte ich mich dann auch irgendwie  über diese Hürde.

Vogelwild

Exponierter Lagerplatz

Als wir nach etwa sechs Stunden in Lager 1 eintrafen, war unser Vorauskommando, bestehend aus Luis, Sven, Jürgen, Manuel, Singi und Chhongba, bereits dabei, die letzten Plätze aus dem Schnee zu hacken und die acht Zelte aufzustellen. „Ruht euch erst einmal aus!“, sagte Luis, nachdem er uns begrüßt hatte. Es dauerte eine Weile, bis ich wieder einigermaßen bei Kräften war und registrierte, was wir uns für einen vogelwilden Lagerplatz ausgesucht haben. Ich folgte Sven, der noch zehn Meter höher geklettert war, um von dort aus Bilder zu machen. Unsere acht Zelte stehen wie Zinnsoldaten nebeneinander auf einem ausreichend breiten Schneegrat, gut geschützt durch einen Felsen dahinter. Von hier aus haben wir einen grandiosen Blick auf den Siebentausender Mustagh Ata und die Berge ringsherum.

Lebensgeister kehren zurück

Sven hat wie immer vorgearbeitet

Jetzt liegen alle in den Zelten und schmelzen Schnee für Getränke und das Abendessen. Wir müssen viel trinken, um der Höhenkrankheit vorzubeugen und Kalorien tanken, um die leeren Speicher wieder aufzufüllen. Meiner jedenfalls war ziemlich ausgeplündert. Nach einer Portion Schweinefleisch mit Gemüse und Kartoffeln (gefriergetrocknet und mit heißem Wasser wiederbelebt), kehren meine Lebensgeister langsam wieder zurück. Bis morgen früh sollte ich mich auch wieder hinreichend erholt haben. Schließlich wollen wir einen Platz für Lager 2 auskundschaften, möglichst hoch gelegen. Die nächsten etwa 800 Höhenmeter warten.

P.S. Wo unser Lager steht, könnt ihr auf der rechten Blogseite sehen („Hier sind wir gerade“).

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Lager 1 erreicht https://blogs.dw.com/abenteuersport/lager-1-erreicht/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/lager-1-erreicht/#comments Wed, 16 Jul 2014 16:40:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26842 Lager 1

Lager 1

5529 Meter. Das klingt banal, wenn das Ziel ist, einen 7129 Meter hohen Berg erstmals zu besteigen. Meine Beine sagen etwas anderes: „Genug für heute, gönne uns endlich ein bisschen Ruhe!“ Sie haben recht. Es war ein anstrengender Tag. Um sechs Uhr früh klingelte der Wecker in unseren Zelten. Allzu spät wollten wir nicht aufbrechen. Schließlich mussten wir noch Wasser kochen, frühstücken und alle Zelte abbauen. Luis hatte das Ziel ausgegeben, nach der Nacht im Zwischenlager auf 4850 Metern möglichst viel Material in unser geplantes Lager 1 zu schaffen.

Ausgesetztes Gelände

Kurze Rast (Churchy r.)

Kurze Rast (Churchy r.)

Um acht Uhr ging es los. Den ersten Teil der Strecke bis zum Depot auf 5080 Metern kannten fasst alle schon vom Vortag. Wieder buckelten wir prall gefüllte Rucksäcke den Schotterberg hinauf. Sie wurden noch voller, als wir das Material verstauten, das wir gestern im Depot verstaut hatten. Etwa 200 Meter höher bauten wir nun ein Zelt auf, in das wir Ausrüstung deponierten, die wir oberhalb davon nicht mehr brauchten, wie etwa die leichten Bergschuhe. Jetzt schlüpften wir in die klobigen Expeditionsschuhe, denn oberhalb mussten wir in Schneeflanken aufwärts steigen. Das Gelände war recht exponiert. Jeder Schritt wollte bedacht sein, Konzentrationsfehler konnten wir uns bei dem Gefälle rechts und links nicht leisten, zumal wir mit schwerem Gepäck und in zunehmend dünnerer Luft aufstiegen.

Geschützer Platz

Luis (l.) in Lager 1, Jürgen und Sven (r.) bereiten den Zeltplatz vor

Luis (l.) in Lager 1, Jürgen und Sven (r.) bereiten den Zeltplatz vor

Als ich um die Mittagszeit Lager 1 auf 5529 Metern erreichte, hatten die ersten bereits damit begonnen, Plätze für Zelte zu planieren. „Die Stelle ist ideal“, sagte Expeditionsleiter Luis. „Genug Fläche für acht Zelte und keine Lawinengefahr.“ Ein Zelt steht bereits. Dort haben wir die gesamte Hochlager-Ausrüstung untergebracht, die wir nur noch oben benötigen wie besonders warme Schlafsäcke, Schlafmatten, dicke Daunenkleidung, Gaskocher und Kartuschen. Als wir abstiegen, blieben lediglich unsere beiden Nepalesen Singi und Chhongba zurück. Sie übernachten heute in dem Zelt in Lager 1 und bringen schon im weiteren Verlauf der Route Fixseile an, bevor sie dann morgen ins Basislager absteigen. Das haben wir schon heute hinten uns gebracht.

Ruhetag

„Das ist wirklich der schwierigste Berg, den ich bisher gemacht habe“, stellte Churchy fest. „Hier darfst du dir keinen Fehler leisten. Der Kokodak Dome ist schwieriger als der Cho Oyu und der Pik Lenin.“ Am Achttausender Cho Oyu erreichte Churchy das Gipfelplateau, den Siebentausender Pik Lenin hat er bestiegen. Luis ist zufrieden mit uns: „Das war heute eine tolle Leistung von allen. Bisher läuft unsere Expedition wirklich rund.“ Morgen können wir uns von den körperlichen und psychischen Strapazen erholen. Ein Ruhetag ist angesagt. Der passt zum erwarteten schlechten Wetter. Unsere Beine werden es uns danken.

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Neun Bergsteiger auf dem Gipfel des Putha Hiunchuli https://blogs.dw.com/abenteuersport/neun-bergsteiger-auf-dem-gipfel-des-putha-hiunchuli/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/neun-bergsteiger-auf-dem-gipfel-des-putha-hiunchuli/#comments Thu, 20 Oct 2011 13:04:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=10887

Sergio am Gipfel

Gipfelmeldung von Amical:

„Putha Hiunchuli 7246 m – Herzlichen Glückwunsch!

Den Gipfel des Putha Hiunchuli konnten am 20.10. Brigitte Bayr (D), Helmut Eibel (D), Norbert Huber (A), Hans König (D) der Expeditionsarzt Roland Rink (A), Sergio Zigliotto (I) und Expeditionsleiter Herbert Wolf (A) sowie die beiden Hochträger Pemba Jangbu und Pemba Nuru erreichen. Das komplette Expeditionsteam befindet sich bereits wieder in L I und wird morgen im BC zurück erwartet.

Das AMICAL alpin Team gratuliert sehr herzlich!

Eine großartige Leistung – großes Kompliment,

Ralf Dujmovits, Dominik Müller und das ganze AMICAL alpin Büro-Team“

 

Kurztelefonat mit Stefan in Lager 1:

Alle Expeditionsteilnehmer sind gesund, aber erschöpft in Lager 1 auf 5500 Metern angekommen. Joachim hat auf den Gipfelversuch verzichtet. In der vorherigen Nacht gab es Temperaturen von Minus 20 Grad und kälter. Es war sehr stürmisch. Stefan hat es bis auf eine Höhe von 7.100 Metern geschafft. Er wird noch detailliert berichten.   (V.N.)

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Schneeschauer und eine Maus https://blogs.dw.com/abenteuersport/schneeschauer-und-eine-maus/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schneeschauer-und-eine-maus/#comments Mon, 17 Oct 2011 14:56:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=10831

Schnee in Lager 1 (r. Sergio)

Das hatten wir nicht bestellt: Kaum waren wir in Lager 1 auf 5500 Metern eingetroffen, begann es zu schneien. Nicht ergiebig, keine dicken Flocken, eher Graupel, aber stark genug, um unsere gute Laune zumindest kurzfristig zu trüben. Das wird doch wohl nach all den Tagen mit Bilderbuchwetter nicht der Vorbote einer Schlechtwetterfront sein!

Kein Wettrennen

Als wir heute morgen aufstanden, war alles wie immer. Die Sonne begrüßte uns von einem wolkenlosen Himmel. In aller Ruhe frühstückten wir noch gemeinsam. Dann hieß es Abschied nehmen. Von Brigitte Eibl, die im Basislager auf uns wartet, von Brigitte Bayr und Hans, die, wie berichtet, erst morgen aufsteigen. Und von unserem Küchenteam, das uns viel Glück wünschte. „Lasst euch mit dem Aufstieg nach Lager 1 Zeit. Wir müssen kein Wettrennen gewinnen“, schärfte uns Herbert ein.

Blöder Steinbruch

Vier Musketiere

Wir brachen gegen 10 Uhr ganz gemütlich auf. Der Rucksack zog jedoch kräftig an den Schultern. Schließlich mussten wir die Hochlagerverpflegung für vier Tage hinaufschleppen. Dazu je zwei Gaskartuschen und was an Daunenkleidung nötig ist, um einen 7000er wie den Putha Hiunchuli zu besteigen. Michael brachte es auf den Punkt, als wir uns auf halber Strecke trafen: „Ich steige jetzt zum dritten Mal diesen Steinbruch hinauf, habe aber nicht das Gefühl, dass es schneller und leichter geht – oder sogar schöner wird. Einen Trost aber habe ich: In meinem Leben werde ich diese Gletschermoränen bestimmt nicht mehr hinauflaufen müssen.“

Nach gut drei Stunden trafen wir fast als geschlossene Mannschaft in Lager 1 ein. Lediglich Sergio und Herbert hatten ein Tempo vorgelegt, dem wir anderen nicht folgen konnten oder wollten. Die beiden erwarteten uns am Lagerplatz. Sergio hatte bereits Schnee zum Schmelzen gesammelt, Herbert mit dem Eispickel ein Loch in einen kleinen Gletschersee geschlagen, aus dem wir Wasser schöpfen konnten. Die beiden hatten auch eine fette Maus beobachtet, die sich an einigen unserer Zelte zu schaffen gemacht hatte.

Ankunft in Lager 1

Wie eine Schnecke

Über die Geröllwüste

Den Lagerplatz 1 teilen wir mit einer französischen Expedition, die den Berg mit einer anderen Taktik besteigen will,  der „strategie de l´escargot“, der Taktik der Schnecke: Sehr langsam aufsteigen, mehr Hochlager als sonst üblich aufschlagen, oben bleiben. So viel Muße haben wir nicht. Donnerstag soll unser Gipfeltag sein, Freitag wäre unter Umständen auch noch möglich, ist aber eher unwahrscheinlich. Herbert hat nämlich eben den neuen Wetterbericht abgerufen. Dienstag und Mittwoch soll es keine Niederschläge geben, morgen allerdings ziemlich starken Wind. Der wird sich nach der Prognose übermorgen wieder legen. Am Donnerstag wird gutes Wetter erwartet. Unser Plan könnte also aufgehen. Anschließend soll es vier Schlechtwettertage mit Schneefall bis auf 5000 Meter hinunter geben. Also nichts wie los! Nach einer hoffentlich erholsameren Nacht als zuletzt in Lager 1 wollen wir morgen das nächsthöhere Lager auf 6100 Metern beziehen. Dorthin wird sich wohl kaum eine Maus verirren und Zelte anknabbern.

P.S. Die Berichte in den nächsten Tagen werden sicher ein bisschen kürzer ausfallen als bisher. Ich muss mit meinen Kräften haushalten. Ich will schließlich, wenn möglich, auch den Gipfel erreichen. Wo wir gerade sind, könnt ihr auf der rechten Seite des Blogs sehen. (als Link: ‚Wo wir gerade sind’ – „Spot Messenger“)

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Lager 1 https://blogs.dw.com/abenteuersport/lager-1/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/lager-1/#comments Fri, 14 Oct 2011 15:09:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=10783

Windspiel

Die alten Zeltteams haben sich wieder gefunden. Neben mir liegt Sergio in seinem Daunenschlafsack und genießt es, die müden Knochen auszuruhen. Mir geht es nicht anders. Heute werden wir die erste Nacht im Hochlager verbringen, auf 5.500 Metern. Das ist Teil unserer Akklimatisierung. Morgen früh schnallen wir uns erstmals die Steigeisen unter die Expeditionsschuhe und steigen zu Lagerplatz 2 auf etwa 6300 Metern auf.

Botschaft verstanden

Die heutige Etappe vom Basislager über die nicht enden wollenden Gletschermoränen war hart, aber nicht so erschöpfend wie der Aufstieg auf gleichem Weg vor zwei Tagen. Bei allen, die diese Tour am Mittwoch durchgestanden hatten, machte sich bemerkbar, dass der Körper die Botschaft offenbar verstanden hat. Natürlich schnauften wir auch diesmal, aber nicht so intensiv wie vorgestern. Im Schnitt waren wir nach rund drei Stunden oben, etwa eine halbe Stunde schneller als im ersten Anlauf. Für Joachim sowie Brigitte und Helmut, die ihre Bronchitis inzwischen recht gut überstanden haben, war die Wanderung nach Lager 1 dagegen Neuland. Tapfer kämpften sie sich nach fünf beziehungsweise sechseinhalb Stunden ins Ziel.

Salami und Nudelsuppe

Das Wetter ist zwar weiter stabil, doch hat der Wind aufgefrischt. Einige Schneeflocken rieseln auf die Zeltwand. Das entspricht ziemlich genau der Vorhersage, die wir telefonisch erhalten haben. Eine Wolkenwand soll das Dolpogebiet durchqueren. Anschließend wird wieder sonniges Wetter erwartet, mit wenig Wind, aber Temperaturen, die zehn Grad tiefer liegen als in den vergangenen Tagen.

Lager 1

In den Nachbarzelten höre ich die Gaskocher surren. Sergio und ich haben uns eine Salami munden lassen. Wir wollen den Kocher erst später anschmeißen. Nudelsuppe steht auf unserem Speiseplan. Die eigentlich für die Hochlager vorgesehenen Expeditions-Fertiggerichte sind erst im Laufe des Tages mit Yaks im Basislager eingetroffen. Immerhin noch rechtzeitig für unseren Gipfelversuch, der sich langsam aber sicher am Horizont abzeichnet. Morgen werden wir nach dem Ausflug ins Lager 2 bis ganz hinunter ins Basislager absteigen. Am Sonntag schöpfen wir Kraft für den finalen Aufstieg. Spielt das Wetter mit, könnten wir am Montag erneut ins Lager 1 aufsteigen, am Dienstag in Lager 2 übernachten, am Mittwoch unser höchstes Lager auf etwa 6700 Metern beziehen und am Donnerstag in Richtung Gipfel starten. Noch ist das jedoch pure Theorie. Jetzt schnuppern wir erst einmal dünne Höhenluft und sagen Eis und Schnee auf der Nordostflanke des Putha Hiunchuli „Hallo“!

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