Makalu – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Lämmle nach Makalu und Lhotse: „Taktik ist aufgegangen“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/laemmle-nach-makalu-und-lhotse-taktik-ist-aufgegangen/ Wed, 06 Jun 2018 17:22:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41053

Thomas Lämmle auf dem Lhotse

Den fünft- und den vierthöchsten Berg der Erde bestiegen, dabei auf Flaschensauerstoff und Climbing Sherpa verzichtet – die Frühjahrssaison in Nepal lief für den deutschen Bergsteiger Thomas Lämmle wie am Schnürchen. Zunächst bestieg der 52-Jährige aus der Stadt Waldburg in Baden-Württemberg am 13. Mai den 8485 Meter hohen Makalu. Nur acht Tage später, am 21. Mai, stand Thomas auf dem 8516 Meter hohen Lhotse, in direkter Nachbarschaft des Mount Everest. Für Lämmle waren es seine Achttausender Nummer sechs und sieben nach Cho Oyu (2003), Gasherbrum II (2005 und 2013), Manaslu (2008), Shishapangma (2013) und Mount Everest (2016). Ich habe ihn nach seinen Erfahrungen befragt.

Thomas, im vergangenen Jahr bist du bei vier Gipfelversuchen am Makalu wegen schlechten Wetters gescheitert. Wie ist es dir bei deinem diesjährigen erfolgreichen Gipfelvorstoß ergangen?

Alles selbst getragen

Das Scheitern im letzten Jahr war quasi die Voraussetzung für den Erfolg in diesem Jahr. Ich bin letztes Jahr viermal vom Makalu La (7500 Meter) in Richtung Gipfel gestartet. Bei allen vier Vorstößen musste ich selber spuren und war meist alleine unterwegs. Das größte Problem war das wechselhafte Wetter und der Schneefall, der den Aufstieg behinderte. Trotz aller Wetterkapriolen erreichte ich immerhin eine Höhe von 8250 Metern. Allerdings wurde mir klar, dass der Makalu mit der Taktik von 2017 nicht im Alleingang ohne Flaschensauerstoff bestiegen werden konnte.

Das vorgeschobene Basislager (ABC) liegt mit 5700 Metern zu hoch, um eine vernünftige Regeneration zu ermöglichen. Der Weg von Lager 3 zum Gipfel ist zu lang. Außerdem wird das Lager zu spät erreicht, um sich vernünftig auf den Gipfelgang vorzubereiten. Der ist im Alleingang nur von Lager 4 aus möglich. Ich habe mir daher aufgrund meiner Erfahrungen von 2017 und meiner Erkenntnisse aus 25 Jahren höhenphysiologischer Forschung einen detaillierten Aufstiegsplan für den Makalu zurechtgelegt. Und der ist aufgegangen!

Blick auf den Hauptgipfel des Makalu

Bereits im März habe ich am Kilimandscharo trainiert und mich vorakklimatisiert. Am 10. April ging es dann nach Nepal. Am 23. April stieg ich das erste Mal ins ABC am Makalu auf. Nachdem ich in den folgenden Tagen Lager 2 (6600 Meter) und Lager 3 (7500 Meter) eingerichtet und am 3. Mai in Lager 3 übernachtet hatte, stieg ich zur Regeneration bis auf 4400 Meter ab, zu einer Yak-Alm in Langmale. Dort wartete ich, bis (der österreichische Meteorologe) Karl Gabl mir ein Wetterfenster voraussagte: Gipfeltag sollte der 12. Mai werden, allerdings mit stürmischen Tagen vorneweg.

Am 7. Mai begann ich meinen Aufstieg zum Makalu und erreichte schließlich am 10. Mai Lager 3 am Makalu La. Leider hatte sich Karl um einen Tag vertan, sodass ich zunächst drei Tage im Sturm festsaß. Am Nachmittag des 12. Mai ließ jedoch der Sturm nach, und ich konnte mein Zelt ins Lager 4 (7600 Meter) verlegen.

Auf dem Makalu

In der folgenden Nacht startete ich um 1 Uhr nachts zum Gipfelgang. Ich war zu dieser Zeit der einzige Bergsteiger am Makalu La. Auf Grund des Sturms hatte niemand zum Pass aufsteigen können. Ein herrlicher, windstiller Tag lag vor mir. Leider gab es oberhalb von Lager 4 zunächst keine Fixseile, denen ich folgen konnte. Ich benutzte daher meinen GPS-Track vom letzten Jahr und erreichte nach einiger Sucherei erst im Steilgelände die Fixseile in Richtung Gipfel. Um 15 Uhr, nach 14 Stunden Aufstieg, erreichte ich den Hauptgipfel mit den Gebetsfahnen. Fünf Stunden später war ich wieder zurück in Lager 4. Im Abstieg begegneten mir zahlreiche Sherpas mit Kunden, die alle mit Sauerstoff unterwegs waren.

Acht Tage nach diesem Erfolg standest du auf dem Lhotse, dem vierthöchsten Berg der Erde. War das im Vergleich zum Makalu fast ein Klacks oder hast du dich genauso schinden müssen?

Abstieg vom Makalu

Am 16. Mai erreichte ich das Everest-Basislager. Ich war geschockt von den Menschenmassen und dem Helikopterlärm. Ich wollte einfach nur wieder weg. Ich stieg nach Lobuche (4900 Meter) ab, um in einer Lodge zu regenerieren. Eigentlich wollte ich am 23. Mai auf dem Lhotse stehen. Doch Karl Gabl sagte starken Schneefall ab dem 22. Mai voraus und riet mir, diese Niederschlagsperiode abzuwarten und erst danach einen Gipfelversuch zu starten. Mir war unwohl bei diesem Gedanken, vielleicht war der Schnee ja schon der Vorbote des Monsuns. Also entschloss ich mich zu einer „Hauruck-Aktion“, um den Gipfel schon vor dem 22. Mai zu erreichen.

Tiefblick aus Lager 4 am Lhotse

Am Morgen des 18. Mai kehrte ich ins Everest-Basislager zurück, packte meine Sachen und stieg in der folgenden Nacht um 3 Uhr in den Khumbu-Eisfall ein. Zwölf Stunden später erreichte ich Lager 3 in der Lhotse-Wand, wo ich die nächste Nacht verbrachte. Am 20. Mai stieg ich nach Lager 4 auf 7700 Metern auf. Von dort startete ich um 23.30 Uhr Richtung Gipfel. Kurz hinter den Zelten begannen die Fixseile, die mich ins Lhotse-Couloir leiteten. Vor dieser Rinne, die an einigen Stellen nur zwei Meter breit ist, war ich mehrfach gewarnt worden. Die Gefahr, dort von Stein- oder Eisschlag getroffen zu werden, ist immens groß. Nicht so am 21. Mai – das Lhotse-Couloir war über die gesamte Länge mit festem Trittschnee aufgefüllt. Vor mir war keine Seilschaft, sodass ich ganz bequem und entspannt das Couloir hochsteigen konnte. Eine sehr makabre Begegnung hatte ich kurz unterhalb des Gipfels: Hier sitzt die mumifizierte Leiche eines russischen Bergsteigers, die im Aufstieg überstiegen werden muss. Um 8.30 Uhr stand ich dann ganz oben auf der Gipfelwechte. Es war windstill, und mir bot sich ein herrlicher Blick über den Makalu hinweg bis zum Kangchendzönga. Über die Fixseilpiste konnte ich anschließend sehr schnell abseilen und stand bereits zwei Stunden später wieder vor meinem Zelt in Lager 4.

Zwei Achttausender-Gipfel innerhalb gut einer Woche ohne Flaschensauerstoff, das verlangt dem Körper und der Psyche einiges ab. Wie sieht es nach der Heimkehr nach Deutschland in dir aus?

Lhotse-Couloir (vom Everest aus gesehen)

Es mag erstaunlich klingen, aber mit meiner Akklimatisationstaktik und der von mir entwickelten Atemtechnik war der Makalu dieses Jahr problemlos zu besteigen. Durch den Aufstieg aus 4400 Meter Höhe und den anschließenden schnellen Abstieg waren meine Leistungsverluste relativ gering. Ich ging also sehr gut akklimatisiert und kaum geschwächt an den Lhotse. Hier waren die äußeren Bedingungen extrem gut: ein stabiles Hochdruckgebiet mit entsprechend hohem Sauerstoffpartialdruck, dazu super Verhältnisse im Lhotse-Couloir. Der Aufstieg zum Lhotse hat sich sehr einfach und sehr entspannt angefühlt. Hätte ich das Geld für ein Everest-Permit gehabt, wäre ich wahrscheinlich auch noch auf den Everest gestiegen. Natürlich freue ich mich riesig, zwei relativ anspruchsvolle Achttausender „by fair means“ bestiegen zu haben – meine Nummer sechs und sieben.

Alles andere als appetitliche Bilder aus den Everest-Hochlagern haben die Debatte um das Müllproblem an den Achttausendern neu entfacht. Wie hast du die Situation erlebt?

Für den Makalu gibt es im Gegensatz zum Everest kein „Müllkonzept“. Das ABC am Makalu gleicht am Ende der Saison einer brennenden Mülldeponie: Der gesamt Abfall wird gesammelt, mit Kerosin übergossen und angezündet. Das ABC sieht dementsprechend aus. Müll aus den Hochlagern wird nicht abtransportiert und meist in Gletscherspalten versenkt. Am Makalu ist allerdings weit weniger los als am Everest, sodass sich die Verschmutzung in Grenzen hält bzw. auf relativ kleine Bereiche konzentriert.

Müll im Everest-Hochlager

Am Everest und Lhotse sieht die Sache etwas anders aus. Hier haben wir in der Hauptsaison etwa 2000 Kunden und Sherpas. Das Müllmanagement funktioniert ganz gut im Basislager und den Lagern 1 und 2 – solange kein Sauerstoff zur Fortbewegung bzw. zum Mülltransport eingesetzt werden muss. Vor allem der Südsattel (Lager 4) gleicht dagegen am Ende der Saison einer großen Müllhalde, da hier zum Abtransport des Mülls Sauerstoff nötig wäre. Diese Kosten werden natürlich vermieden. Eine Kontrolle durch die Nationalpark-Verwaltung findet in dieser Höhe nicht mehr statt. Etwas besser sieht es in Lager 3 aus, wenngleich hier der meiste Müll auch nicht abtransportiert wird, sondern in Gletscherspalten verschwindet.

Ein weit größeres Problem als der Müll am Südsattel stellt für mich persönlich der Hubschrauberlärm im gesamten Solu Khumbu dar. Im Everest-Basislager fühlt man sich an sonnigen Tagen wie auf einem Großflughafen. Alle fünf bis zehn Minuten startet oder landet ein Helikopter. Der Lärm ist teilweise unerträglich und passt so gar nicht in den Everest-Nationalpark. Laut Aussage eines Helikopterpiloten gibt es in Nepal inzwischen 38 Hubschrauber, die vornehmlich im Solu Khumbu für touristische Flüge und so genannte „Rettungsflüge“ eingesetzt werden. Ein nettes Beispiel hierzu sind die Teilnehmer einer chinesischen Expedition, die sich wegen schlechter Wetteraussichten aus dem Basislager kurzerhand nach Kathmandu ins Hotel fliegen ließen – um dann eine Woche später, bei besserer Wetterprognose, wieder zurückzufliegen und den Berg ab Lager 2 mit persönlichem Sherpa und Sauerstoff zu besteigen.

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Everest/Makalu: Klarstellungen https://blogs.dw.com/abenteuersport/everestmakalu-klarstellungen/ Tue, 05 Jun 2018 11:29:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41039

Südseite des Mount Everest

Der Nebel lichtet sich. Die in meinem letzten Blogpost erwähnten Bergsteiger haben sich zu Wort gemeldet. Über Tage hatte sich die Falschmeldung gehalten, dass Tenjing (meist „Tenji“ genannt) Sherpa und Lakpa Dendi Sherpa den Everest als einzige Bergsteiger in dieser Saison ohne Flaschensauerstoff bestiegen hätten. „Ich denke, die Verwirrung entstand, weil Sherpa Dendi vor uns auf dem Gipfel war und gefunkt hat, wir alle hätten es geschafft“, schreibt Jon Griffith, Tenjings britischer Seilpartner, in einem Facebook-Kommentar zu meinem Artikel. „Da Tenji einen Aufstieg ohne Flaschensauerstoff versuchte und die Funkkommunikation vom Gipfel aus ziemlich schlecht ist, vermute ich, dass das Basislager annahm, dass er ohne Sauerstoff geklettert war. Und so verbreitete sich das Gerücht.“

Griffith: „Keine böse Absicht“

Tenjings Instagram-Post

Als sie ins Basislager zurückgekehrt seien, so Jon, hätten sie auch keine Internetverbindung gehabt, weil der Sendemast des nepalesischen Anbieters umgefallen sei. „Ich denke nicht, dass Iswari [Poudel, der Chef des Veranstalters Himalayan Guides, der die Nachricht verbreitet hatte] oder irgendwer sonst unehrlich sein wollte. Es war eine Kombination aus fehlenden Informationen und der Begeisterung der nepalesischen Gemeinschaft darüber, dass Tenji ohne Sauerstoff den Gipfel erreicht hatte (was nicht stimmte) und zu einer großen Portion auch aus der Tatsache,  dass der Rest unseres Kletterteams nach dem Gipfeltag eine Woche lang vom Internet abgeschnitten war.“

Auf Bestätigung warten

Zurück in Kathmandu, hatte Tenjing Sherpa via Instagram mitgeteilt, dass er oberhalb des Südgipfels auf 8750 Metern wegen starken Winds zur Atemmaske gegriffen habe. Was lernen wir aus der Geschichte? Dass Expeditionsveranstalter vor lauter Begeisterung über die Erfolge ihres Teams (und sicher auch aus Marketinggründen) zuweilen über das Ziel hinausschießen. Und dass es daher ratsam ist, auf eine Bestätigung zu warten, statt direkt mit der Nachricht auf den „Markt“ zu gehen.

Sieben Tage über 7000 Metern

Lech (l.) und Wojciech Flaczynski im Rettungshubschrauber

Auch im Falle der polnischen Bergsteiger Lech und Wojziech Flaczynski war vorschnell von einem Gipfelerfolg der beiden am Makalu berichtet worden. Inzwischen hat Wojziech die Sache klargestellt. Nur er habe am 24. Mai den höchsten Punkt auf 8485 Metern erreicht, und das ohne Flaschensauerstoff, teilte er auf der polnischen Website „wspinalie.pl“ mit. Sein 69 Jahre alter Vater Lech, der oberhalb von Lager 4 eine Atemmaske trug, habe knapp unterhalb des Gipfels aufgeben müssen. Er habe unter so starken Bauchschmerzen gelitten, dass er sich kaum habe bewegen können. Deshalb, so Wojziech, hätten sie auch einen Notruf abgesetzt und auf rund 8200 Metern ein Notbiwak eingelegt.  Wegen starker Winde und weil Lech immer schwächer wurde, hätten sie insgesamt sieben Tage über 7000 Metern verbringen müssen. Erst am 31. Mai, also eine Woche nach seinem Gipfelerfolg, seien sie per Rettungshubschrauber von Lager 2 aus ausgeflogen worden, berichtet Wojziech. Sein Vater sei im Krankenhaus in Kathmandu operiert worden und erhole sich derzeit von den Folgen. Gute Besserung, Lech!

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Doch keine Everest-Besteigungen ohne Atemmaske https://blogs.dw.com/abenteuersport/doch-keine-everest-besteigungen-ohne-atemmaske/ Fri, 01 Jun 2018 12:22:19 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41015

Mount Everest (l.) im ersten Tageslicht

Eigentlich ist es doch ganz einfach. Ein Everest-Gipfelerfolg ohne Flaschensauerstoff bedeutet, dass der Bergsteiger nicht zur Atemmaske gegriffen hat. Und genau deshalb waren die beiden einzigen in dieser Frühjahrssaison vom höchsten Berg der Erde vermeldeten Besteigungen ohne Flaschensauerstoff zwar Gipfelerfolge, mehr aber nicht! Die deutsche Bergsteigerin und Journalistin Billi Bierling, Chefin der Chronik „Himalayan Database“, informierte mich heute darüber, dass Tenjing Sherpa (oft auch „Tenji“ genannt) am 24. Mai am Südgipfel auf 8750 Metern, also 100 Meter unterhalb des Hauptgipfels, zur Flasche gegriffen habe. Es sei windig gewesen, der 26-Jährige habe keine Erfrierungen riskieren wollen, so Billi nach dem „Debriefing“ mit Tenji und dessen britischem Kletterpartner Jon Griffith. Lakpa Dendi Sherpa sei sogar schon vom knapp 8000 Meter hohen Südsattel aus mit Flaschen-Sauerstoff aufgestiegen, informierte mich die Chronistin.

Keine Richtigstellung

Am Gipfeltag hatte das noch ganz anders geklungen. Da hatte Iswari Poudel, Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters „Himalayan Guides“ noch gegenüber der Zeitung „Himalayan Times“ erklärt, sowohl Tenjing, als auch Lakpa Dendi Sherpa hätten bei ihren Aufstiegen auf Flaschensauerstoff verzichtet. War bei der Kommunikation über Funk etwas falsch verstanden worden? Hatte man gar nicht darüber gesprochen, ob die Bergsteiger Atemmasken verwendet hatten? Oder wurde hier bewusst eine Falschmeldung lanciert, um den Erfolg schlagzeilenträchtig zu vermarkten? Wie auch immer, die Information, dass Tenjing und Lakpa Dendi ohne Atemmaske den Everest bestiegen hätten, verbreitete sich weltweit. Und weder die beiden genannten Bergsteiger, noch der Expeditionsveranstalter stellten die Sache anschließend richtig. Das finde ich nicht nur unsportlich, sondern auch unredlich.

Falschmeldung auch vom Makalu

Makalu

Ungewöhnlich ist es leider nicht mehr. So wurde in dieser Woche auch vermeldet, dass der 69 Jahre alte polnische Bergsteiger Lech Flaczynski und sein Sohn Wojciech den Gipfel des Achttausenders Makalu erreicht hätten. Laut Billi Bierling war jedoch nur der Sohn, nicht aber der Vater ganz oben. Der hatte später per Rettungshubschrauber ausgeflogen werden müssen, weil er sich wegen starker Bauchschmerzen kaum noch bewegen konnte.

Die Fälle häufen sich, in denen es vor allem Expeditionsveranstalter mit der Wahrheit nicht so genau nehmen oder wichtige Details unterschlagen. Ich finde diese Entwicklung bedenklich. Und schade. Wie wär’s mit ehrlich?

Update 20 Uhr: Ich muss mich insofern korrigieren, dass Tenji Sherpa vor drei Tagen auf Instagram gepostet hat, dass er vom Südgipfel an Flaschensauerstoff nutzte. Vom Expeditions-Veranstalter war jedoch nichts dergleichen zu hören.

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Thomas Lämmle am Makalu erfolgreich https://blogs.dw.com/abenteuersport/thomas-laemmle-am-makalu-erfolgreich/ Fri, 18 May 2018 10:07:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40811

Thomas Lämmle auf dem Makalu

Beharrlichkeit zahlt sich aus. Der deutsche Höhenbergsteiger Thomas Lämmle erreichte, wie er gestern vermeldete, bereits am vergangenen Sonntag den 8485 Meter hohen Gipfel des Makalu, des fünfthöchsten Bergs der Erde. Der 52-Jährige aus der Stadt Waldburg in Baden-Württemberg verzichtete bei seinem Aufstieg auf Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung. Im vergangenen Jahr war Thomas mit leeren Händen vom Makalu zurückgekehrt, nach vier Gipfelversuchen, die allesamt an schlechtem Wetter gescheitert waren. Jetzt will er sich nach eigenen Worten auch noch am vierthöchsten Berg der Erde, dem Lhotse, versuchen, „bevor der Schneefall einsetzt“, der für den 24. Mai erwartet werde. Der Makalu war Lämmles sechster Achttausender nach Cho Oyu (2003), Gasherbrum II (2005 und 2013), Manaslu (2008), Shishapangma (2013) und Mount Everest (2016).

Fünf Gipfelerfolg am Kangchendzönga

Kangchendzönga

Vom Kangchendzönga werden die erste Gipfelerfolge an diesem Achttausender in diesem Frühjahr gemeldet. Fünf Bergsteiger erreichten nach bestätigten Informationen am 16. Mai, also am vergangenen Mittwoch, den höchsten Punkt auf 8586 Metern, darunter die australisch-neuseeländische Bergsteigerin Chris Jensen Burke. Für sie war es bereits der zehnte Achttausender-Erfolg. Chris berichtet von einer außergewöhnlichen Leistung: Pemba Gelje Sherpa vom Anbieter „Expedition Base“ habe den höchsten Punkt in einem Zug vom Basislager aus erreicht. Am Tag zuvor habe er noch einen Kunden von Lager drei nach unten begleitet.

Auch ein Deutscher ganz oben

Auf dem Gipfel stand auch der Deutsche Herbert Hellmuth. Für den 49-Jährigen aus Bamberg war es der dritte Achttausender-Erfolg nach dem Manaslu (2011) und dem Mount Everest (2013). Am K 2 hatte er 2015 auf 7000 Metern umkehren müssen.

Zwei weitere Todesfälle

R.I.P.

Am Mount Everest vergeht derweil kein Tag ohne Dutzende weiterer Gipfelerfolge. Allerdings gibt es auch traurige Nachrichten. Ein Sherpa, der am Montag den höchsten Punkt mit einer Gruppe des Veranstalters „Seven Summit Treks“ erreicht hatte, beim Abstieg aber zurückgeblieben war, wird seitdem vermisst. Es gibt keine Hoffnung mehr, ihn noch lebend zu finden. Zudem starb gestern ein russischer Bergsteiger in Lager 2 auf 6400 Metern an den Folgen der Höhenkrankheit. Er hatte versucht, ohne Flaschensauerstoff den Lhotse zu besteigen, war aber 100 Meter unterhalb des Gipfels umgekehrt.

Sorias erster Dhaulagiri-Gipfelversuch gescheitert

Carlos Soria am Dhaulagiri

Am Dhaulagiri haben der 79 Jahre alte Spanier Carlos Soria und seine Mitstreiter ihren Gipfelversuch abgebrochen. Sie hatten die vergangene Nacht in Lager 3 auf 7250 Metern verbracht. Der Wind sei zu stark gewesen, teilte das Expeditionsteam mit. Die Bergsteiger kehren ins Basislager zurück. Es ist bereits Carlos‘ neunter Versuch am Dhaulagiri. Neben diesem Berg fehlt ihm nur noch die Shishapangma in seiner Achttausendersammlung.

Update: Auf Facebook verbreitete sich heute früh sehr schnell die Nachricht, dass auch Maya Sherpa den Gipfel des Kangchendzönga erreicht habe. Nachdem ich es auf mehreren Plattformen gelesen hatte, nahm auch ich es in diese Zusammenfassung auf. Offenkundig zu voreilig. Chris Jensen Burke schrieb mir aus dem Basislager, dass am 16. Mai definitiv nur fünf Bergsteiger den Gipfel erreicht hätten und dass es seitdem noch keine weiteren Besteigungen gegeben habe. Derzeit laufe ein Gipfelversuch des Expeditionsanbieter „Asian Trekking“. „Berichte, dass Maya Sherpa bereits auf dem Gipfel war, sind nicht korrekt“, schreibt Chris. Ich habe die Information über Mayas vermeintlichen Gipfelerfolg daraufhin aus dem Bericht herausgenommen.

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Achttausender-Gipfelerfolge und ein Todesfall am Makalu https://blogs.dw.com/abenteuersport/achttausender-gipfelerfolge-und-ein-todesfall-am-makalu/ Tue, 15 May 2018 14:31:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40739

Everest-Nordseite

Nun haben auch von der tibetischen Nordseite aus die ersten Bergsteiger aus Reihen der kommerziellen Teams den Mount Everest bestiegen. Der Schweizer Expeditionsleiter Kari Kobler berichtete, drei seiner Kunden hätten heute den höchsten Punkt auf 8850 Meter Höhe erreicht. Am Montag hatte das Team, das für das Legen der Fixseile über den Nordostgrat zum Gipfel verantwortlich war, seine Arbeit beendet. Auf der nepalesischen Südseite war dies schon einen Tag früher geschehen. Am Montag waren über die Südroute rund 50 Bergsteiger zum höchsten Punkt aufgestiegen. Darunter war auch der Australier Steve Plain. Der 36-Jährige stellte einen neuen Zeitrekord für die Besteigung der Seven Summits auf, der höchsten Berge aller Kontinente.

Und jetzt noch die Triple Crown?

Steve Plain

Plain komplettierte die Sammlung innerhalb von 117 Tagen und erreichte damit sein Ziel, die Seven Summits in unter vier Monaten zu besteigen. Bis dahin hatte der Pole Janusz Kochanski den Rekord mit 126 Tagen erreicht. Und Steve ist noch nicht müde. Heute, einen Tag nach ihrem Everest-Gipfelerfolg bestiegen er und der britische Expeditionsleiter Jon Gupta auch noch den benachbarten Lhotse. Damit fehlt Plain und Gupta zur so genannten „Triple Crown“, der Besteigung der drei höchsten Gipfel im Everest-Massiv innerhalb einer Saison, nur noch der 7861 Meter hohe Nuptse. Ein erster Gipfelversuch dort war Anfang Mai 200 Meter unterhalb des höchsten Punkts gescheitert. „Ich habe ihn nicht umsonst im letzten Jahr ‚Strong Steve‘ (starker Steve) genannt“, schreibt der Brite Tim Mosedale auf Facebook über Plain.

Sherpa stirbt am Makalu, Gipfelversuch am Dhaulagiri

Makalu

Derweil wird vom Achttausender Makalu ein Todesfall gemeldet. Nach Informationen der Zeitung „Himalayan Times“ starb ein 32 Jahre alter Sherpa im Basislager an den Folgen der Höhenkrankheit. Er hatte für eine chinesische Expedition gearbeitet. Am Dhaulagiri ist der 79 Jahre alte Spanier Carlos Soria mit seinem Team zu einem Gipfelversuch aufgebrochen. Carlos versucht sich bereits zum neunten Mal an dem 8167 Meter hohen Berg im Westen Nepals. Sollte er diesmal erfolgreich sein, wäre es sein 13. der 14 Achttausender. Neben dem Dhaulagiri fehlt Soria in seiner Sammlung nur noch die Shishapangma in Tibet.

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Simone Moro wird 50: „Ich lebe noch“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/simone-moro-wird-50-ich-lebe-noch/ Thu, 26 Oct 2017 11:56:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38283

Simone Moro

Es tut nicht weher als sonst. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Es ist eher eine mentale Herausforderung, die ersten 50 Jahre voll zu machen. Schließlich ist klar, dass dann definitiv die zweite Lebenshälfte beginnt. Zeit, Bilanz zu ziehen. An diesem Freitag feiert Simone Moro seinen 50. Geburtstag. Der Italiener kann schon jetzt mit seiner Karriere als Höhenbergsteiger mehr als zufrieden sein. Niemand sonst hat wie Simone vier Winter-Erstbesteigungen von Achttausendern auf dem Konto.

Mit dem Polen Piotr Morawski erreichte Moro 2005 erstmals in der kalten Jahreszeit den 8027 Meter hohen Gipfel der Shishapangma. Drei weitere Winter-Erstbesteigungen folgten: 2009 mit dem gebürtigen Kasachen Denis Urubko am Makalu (8485 Meter), 2011 mit Urubko und dem US-Amerikaner Cory Richards am Gasherbrum II (8034 Meter) und 2016 mit dem Spanier Alex Txikon und dem Pakistaner Muhammad Ali „Sadpara“ am Nanga Parbat (8125 Meter). Simone verzichtete bei allen diesen Aufsteigen auf Flaschensauerstoff. Im vergangenen Frühjahr hatte sich Moro gemeinsam mit der Südtirolerin  Tamara Lunger vorgenommen, die vier Gipfel des Kangchendzönga-Massivs zu überschreiten. Zwei Vorstöße endeten auf 7200 Metern, weil Simone an Bauchschmerzen litt.

Moro ist mit der Südtiroler Kletterin Barbara Zwerger verheiratet und hat eine 19 Jahre alte Tochter und einen siebenjährigen Sohn. Simone hat sich auch als Rettungshubschrauberpilot im Himalaya Verdienste erworben.

Simone, ein halbes Jahrhundert in den Knochen, wie fühlt sich an?

Na ja, ich lebe noch, habe noch alle Finger und Zehen und bin immer noch motiviert. Mein Gewicht ist dasselbe wie damals, als ich 25 Jahre alt war. Auch mein Trainingsumfang hat sich nicht geändert. Deshalb bin ich einfach glücklich. 

Simone mit Muhammad Ali (l.) auf dem Gipfel des Nanga Parbat

Dir sind Wintererstbesteigungen an den Achttausendern Shishapangma, Makalu, Gasherbrum II und Nanga Parbat gelungen. Ist dir eine unter diesen Pioniertaten besondern wichtig und wenn ja, warum?

An der Shishapangma habe ich nach 17 Jahren “Ruhe” die Winterspiele an den Achttausendern wieder eröffnet. Unser Erfolg am Makalu kam nach 39 Jahren Winterversuchen dort, und wir waren gerade mal zu zweit und in superleichtem Stil unterwegs. Die Winter-Erstbesteigung am Gasherbrum II war die erste überhaupt an einem Achttausender im ganzen Karakorum. Und am Nanga Parbat wurde ich der Erste mit Winter-Erstbesteigungen an vier verschiedenen Achttausendern. Also, wie sollte ich da eine herausheben können?

Was macht für dich die Faszination aus, die höchsten Berge der Erde im Winter zu besteigen?

Einsamkeit, Wildnis, Abenteuer, das Gefühl des Entdeckens, geringe Erfolgschancen, kein Rabatt bei den Schwierigkeiten, Wind, selten Schönwetterfenster. Eine Winterexpedion ist NICHT einfach die kalte Version einer Sommerexpedition. 

Im vergangenen Frühjahr am Kangchendzönga hattest du gesundheitliche Probleme. Müssen wir uns Sorgen machen?

Nicht wirklich. Ich habe einfach viele dumme Fehler gemacht. Ich trank im Basislager Coca Cola, Sprite und anderes Mistzeug und anschließend am Berg nicht ausreichend. Also macht euch keine Sorgen! Derzeit fühle ich mich und bin auch stark und gesund.

Ein starkes Team: Moro mit Tamara Lunger (l.)

Zuletzt warst du regelmäßig mit der Südtirolerin Tamara Lunger unterwegs. Siehst du dich in der Rolle ihres Mentors?

Ja, das war ich lange Zeit. Jetzt aber ist Tamara 31 Jahre alt, hat eine Menge gelernt und ist absolut unabhängig. Aber wir arbeiten so gut zusammen. Das findet man nicht oft. Deshalb ist es besser, unseren Teamgeist als zusätzliche Kraft zu erhalten.

Wohin wird dich deine nächste Expedition führen?

Leider kann ich noch nicht verraten, wohin ich gehe. Ich kann aber so viel sagen, dass ich im kommenden Winter unterwegs sein werde und dass es wahrscheinlich die kälteste Besteigung wird, die ich jemals versucht habe.

Wenn du drei Wünsche für die zweite Lebenshälfte offen hättest, welche wären das?

Gesundheit, Gesundheit und Gesundheit. Für den Rest sorge ich selbst. Ich hatte und habe alles. Und nur GOTT kann mir Gesundheit schenken, auch wenn ich schon so viel wie möglich tue, um ein gesundes Leben zu führen …

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Der schnelle Mingma https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-schnelle-mingma/ Sat, 17 Jun 2017 19:43:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36705

Mingma Gyalje Sherpa

Er verdient sich immer mehr den Beinamen „Der Frühstarter“. Während die meisten anderen noch damit beschäftigt sind, ihre Basislager im Karakorum einzurichten, führte Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Dreamers Destination, bereits am vergangenen Sonntag ein Team auf den 8125 Meter hohen Gipfel des Nanga Parbat. Der Erfolg am neunthöchsten Berg der Erde war gleichzeitig der erste der Sommersaison an den Achttausendern Pakistans. Auch in der zurückliegenden Frühjahrssaison in Nepal und Tibet hatte Mingma den ersten Achttausender-Erfolg vorgelegt: Der 31-Jährige erreichte am 30. April mit seinem Team den Gipfel des 8167 Meter hohen Dhaulagiri. Keine zwei Wochen später stand er mit Tashi Sherpa und einem Kunden aus China auf dem 8485 Meter hohen Hauptgipfel des Makalu – auch auf diesem Gipfel war Mingma der erste in diesem Frühjahr.

Bald Nummer zwölf?

Gipfel im Abendlicht

Der Nanga Parbat war Mingmas elfter Achttausender. Bis auf den Mount Everest – auf dem er bisher fünfmal stand – hat er sie allesamt ohne Atemmaske bestiegen. „Ich möchte auch den Everest wenigstens einmal ohne Flaschensauerstoff schaffen“, verriet mir der Sherpa unlängst. Zunächst aber schickt er sich an, Achttausender Nummer zwölf folgen zu lassen. Nach dem Nanga Parbat machte sich Mingma mit einem Team von Dreamers Destination auf den Weg zu Broad Peak und K 2. Sein Ziel: Er will auch diese beiden Achttausender in diesem Sommer besteigen. Der 8051 Meter hohe Broad Peak fehlt noch in Mingmas Sammlung. Den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde, hatte er bereits 2014 erreicht.

Bergsteiger aus Nepal ins Licht holen

Mingma im Mai auf dem Gipfel des Makalu

Mingma Gyalje Sherpa gehört zur neuen Generation von Sherpa-Unternehmern: Jung, gut ausgebildet, seriös und erfolgreich. Der 31-Jährige hat ein Bergführer-Zertifikat des Weltverbands UIAGM, sein Unternehmen Dreamers Destination genießt in der Szene einen sehr guten Ruf. Zudem ist Mingma ein ausgezeichneter Bergsteiger. So sorgte er im Herbst 2015 mit seiner Solo-Erstbegehung der Westwand des 6685 Meter hohen Chobutse für Schlagzeilen. Nepalesische Bergsteiger würden nicht ausreichend wertgeschätzt, findet Mingma: „Sie sind fast immer der Grund für erfolgreiche Expeditionen an Sieben- und Achttausendern. Meistens bleiben sie jedoch unsichtbar. Ich will sie ins Licht holen.“ Der Sherpa ist noch Single: „Ich möchte erst einmal dafür sorgen, dass ich mich später an schöne Bergtouren erinnern kann. Wenn ich eine Familie habe, werde ich dazu nicht mehr in der Lage sein.“

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Felix Berg: „Extrem spontane Expedition“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/felix-berg-extrem-spontane-expedition/ Fri, 02 Jun 2017 06:52:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36541

Gipfel der Annapurna

Unwägbarkeit ist ein wesentlicher Bestandteil des Abenteuers. Und je ambitionierter ein Bergprojekt ist, desto größer ist auch die Unsicherheit, ob es wirklich mit einem Erfolg endet. So mussten die Italiener Tamara Lunger und Simone Moro, die sich die Überschreitung der vier Gipfel des Kangchendzönga-Massivs ohne Atemmaske vorgenommen hatten, umkehren, ohne auch nur einen einzigen der Gipfel erreicht zu haben. Zwei Vorstöße endeten auf 7200 Metern, weil Simone an Bauchschmerzen litt. Vom Makalu kehrte der Deutsche Thomas Lämmle mit leeren Händen zurück, nach vier (!) gescheiterten Gipfelversuchen ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung, immer wieder vom schlechten Wetter zurückgeschlagen. Und auch an der Nordwestwand der Annapurna mussten der 33 Jahre alte Pole Adam Bielecki, der 63-jährige Brite Rick Allen und der 36 Jahre alte Deutsche Felix Berg auf halber Strecke kapitulieren. „Es war komplett die richtige Entscheidung umzudrehen“, erzählt mir Felix. „Am Tag unseres Abstiegs hat es heftig geschneit. Mit den Wetterverhältnissen wäre es nicht möglich gewesen.“

Ersatzziel gesucht und gefunden

Bielecki, Berg, Rousseau, Allen (v.l.)

Die Expedition hatte von Beginn an unter keinem guten Stern gestanden. Nach der Ankunft in Kathmandu musste das Team, zu dem damals noch der 40 Jahre alte Kanadier Louis Rousseau gehörte, kurzfristig umdisponieren. Eigentlich hatten die vier Bergsteiger eine neue Route durch die Cho-Oyu-Nordwand eröffnen wollen, doch die Chinesen verweigerten allen, die sich in den vergangenen drei Jahren länger als einen Monat am Stück in Pakistan aufgehalten hatten, das Einreisevisum für Tibet. Die schwierige Suche nach einem Ersatzziel begann. „Wo findet man an einem Achttausender noch eine schöne Wand?“, fragten sich Felix und Co. Sie entschieden sich für die selten begangene Nordwestwand der Annapurna, mit dem Ziel, auch dort einen neuen, direkten Weg zum Gipfel zu finden. Ein erster Versuch, zur Akklimatisierung den Siebentausender Tilicho Peak nahe der Annapurna zu besteigen, schlug wegen schlechten Wetters fehl. Dann musste Rousseau heimkehren, weil sein Zeitbudget erschöpft war. Bielecki, Allen und Berg schafften es im zweiten Anlauf, den Gipfel des Tilicho Peak zu erreichen und wandten sich der Annapurna-Nordwestwand zu.

Zelt gerissen, Schlafsack verloren

Am zweiten Tag in der Wand

„Wir hatten Essen für acht Tage mit, als wir einstiegen“, erzählt Felix. „Die Wand hatte fast durchgängig eine Steigung von 50 Grad, nie weniger als 40 Grad. Wir hatten Mühe, Biwakplätze zu finden.“ Für die erste Nacht gelang es dem Trio, auf einer kleinen Plattform ihr Zelt so aufzustellen, dass sie wenigstens in einer Reihe nebeneinander sitzen konnten. Für das zweite Biwak  musste ein schmaler, abschüssiger Felsvorsprung auf 6500 Meter Höhe herhalten. „Dagegen war das Sitzbiwak der vorherigen Nacht Luxus“, schreibt der Brite Rick Allen. „Ein Portaledge wäre eher angebracht gewesen als ein Zelt“, sagt Felix. Das Zelt riss, und durch das Loch verschwand einer der Schlafsäcke in der Tiefe. Das war das endgültige Signal zur Umkehr. Zurück im Basislager wollten sich die drei Bergsteiger nach Kathmandu ausfliegen lassen. Doch zunächst gab es keine Hubschrauber. „Die waren alle am Everest, für Rettungsflüge“, sagt Felix Berg.

Schließlich fand sich doch noch ein Helikopter, der Bielecki, Allen und Berg zurück nach Kathmandu brachte. „Es war eine extrem spontane Expedition“, bilanziert Felix. „Aber obwohl wir ein ziemlich bunt zusammengewürfelter Haufen waren, haben wir uns gut verstanden und bestens zusammengearbeitet. Wir waren bestimmt nicht zum letzten Mal gemeinsam unterwegs.“

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Gipfelversuch in der Annapurna-Nordwestwand läuft https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelversuch-in-der-annapurna-nordwestwand-laeuft/ Fri, 19 May 2017 14:53:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36295

Nordwestansicht der Annapurna (links der Hauptgipfel)

Das für das kommende Wochenende vorhergesagte Schönwetterfenster hat nicht nur am Mount Everest dazu geführt, dass zahlreiche Teams ihre Gipfelversuche gestartet haben. Auch an anderen Achttausendern haben Bergsteiger die Basislager verlassen. So hat am Makalu der Deutsche Thomas Lämmle, der allein und ohne Flaschensauerstoff unterwegs ist, heute sein Zelt bereits ziemlich weit oben, am Makalu La auf gut 7400 Metern aufgestellt. Am Dhaulagiri peilen der 78 Jahre alte Spanier Carlos Soria und seine Mitstreiter für Sonntag den Gipfel an. An der Annapurna sind der Pole Adam Bielecki, der Brite Rick Allen und der Deutsche Felix Berg am Mittwoch zu ihrem Gipfelversuch aufgebrochen.

„Schwierige Aktion“

Annapurna-Nordwestwand

Das Trio will – wie berichtet – eine neue Route durch die selten begangene Nordwestwand des 8091 Meter hohen Bergs eröffnen. Der Vierte im ursprünglichen Bunde, der Kanadier Louis Rousseau, war Anfang Mai in seine Heimat zurückgekehrt, weil sein Zeitbudget für die Expedition aufgebraucht war. Anschließend gelang es Adam, Rick und Felix im zweiten Anlauf, den 7134 Meter hohen Tilicho Peak zu besteigen, um sich weiter zu akklimatisieren. „Dabei erhaschten wir auch einen Blick auf die Annapurna-Nordwestwand, unser nächstes Ziel“, schrieb Felix Berg in seinem Blog.

Nach Angaben von Felix‘ Freundin war das Wetter gestern „nicht ideal“ mit viel Wind. Außerdem berichteten die drei Kletterer über viel Schnee und Lawinen. Sie biwakierten auf einem kleinen Eisplateau in der Wand auf etwa 6000 Metern Höhe. „Schwierige Aktion, wie erwartet“, hieß es. „Gut spannend.“ Also Daumen drücken!

Gheychisaz besteigt den Lhotse

Der Iraner Azim Gheychisaz hat heute nach eigenen Angaben ohne Flaschensauerstoff den 8516 Meter hohen Gipfel des Lhotse erreicht, des vierthöchsten Bergs der Erde. Damit habe er alle 14 Achttausender ohne Atemmaske bestiegen, ließ das Team des Iraners auf Facebook wissen. Laut der Bergsteiger-Internetseite „Altitude Pakistan“ stehen hinter der Besteigung des Manaslu im Jahr 2012 noch Fragezeichen.

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Auch erste Kunden auf dem Everest, Aufklärung am Makalu https://blogs.dw.com/abenteuersport/auch-erste-kunden-auf-dem-everest-aufklaerung-am-makalu/ Sat, 13 May 2017 19:50:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36191

Gipfel des Mount Everest (vom Nordostgrat aus gesehen)

Die Everest-Welle rollt, zumindest auf der tibetischen Nordseite. Sechs Kunden einer indischen kommerziellen Expedition erreichten nach Angaben des Veranstalters am heutigen Samstag den Gipfel, begleitet von zehn Sherpas.  Unter denen, die den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreichten, war auch Lhakpa Sherpa. Es war ihr achter Gipfelerfolg am höchsten Berg der Erde. Die 43 Jahre alte Nepalesin, die in den USA lebt, bleibt damit weiterhin die Frau mit den meisten Everest-Besteigungen. Weitere kommerzielle Expeditionen haben ihren ersten Gipfelversuch gestartet.

Kein Seil bis zum Hauptgipfel

„Dieser niedrigere Gipfel war der Makalu-Gipfel am 10. Mai. Wir haben die Route von dort zum Hauptgipfel am 11. Mai eröffnet“, schreibt Mingma.

Inzwischen gibt es auch mehr Klarheit über die Aufstiege zum Makalu am vergangenen Mittwoch. Nach der Französin Elisabeth Revol bestätigte jetzt auch die in Großbritannien lebende gebürtige Russin Masha Gordon, dass am Vorgipfel Endstation gewesen sei. „Wir haben alle den Vorgipfel erreicht und dann die letzten paar Meter des überwechteten Grats als zu brüchig und viel zu gefährlich erachtet, um hinüberzulaufen“, schrieb mir die 43-Jährige via Twitter. Mingma Gyalje Sherpa, der nach eigenen Worten am Donnerstag, also einen Tag später, den Gipfel erreichte, beschrieb die Situation auf Facebook so: „Es war noch kein Seil zum Hauptgipfel gelegt.“ Das habe er dann erledigt. Anschließend seien auch seine beiden Begleiter, Tashi Sherpa und ein chinesischer Kunde, zum höchsten Punkt aufgestiegen. „Ich halte es für kompletten Unsinn, zu sagen, dass der Makalu ein leichter Achttausender sei.“

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Erste Gipfelerfolge am Everest, Verwirrung am Makalu https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelerfolge-am-everest-verwirrung-am-makalu/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelerfolge-am-everest-verwirrung-am-makalu/#comments Fri, 12 May 2017 12:59:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36175

Everest-Nordseite

Die Fixseile sind bis zum Gipfel des Mount Everest angebracht – zumindest auf der Nordseite des höchsten Bergs der Erde. Am Donnerstag erreichten nach übereinstimmenden Berichten neun Sherpas eines indischen Teams, die für die Sicherung der Normalroute auf der tibetischen Seite zuständig waren, den höchsten Punkt auf 8850 Metern. Der nepalesische Veranstalter Arun Treks, der die Expedition organisiert hatte, widmete diese ersten Saisonerfolge am Everest dem am 30. April am Nuptse tödlich verunglückten Schweizer Bergsteiger Ueli Steck.

Gipfel, Vorgipfel oder noch tiefer?

Derweil bleibt die Situation am Makalu verworren. Wer war wie weit oben? Am Mittwoch hatten – wie berichtet – einige Teams Gipfelerfolge am fünfthöchsten Berg der Erde vermeldet. Der deutsche Bergsteiger Thomas Lämmle, der sich im vorgeschobenen Basislager aufhält und seinen eigenen Gipfelversuch abgebrochen hatte, sprach auf Facebook von „Fake news“: „Bis jetzt hat niemand in dieser Saison den Makalu bestiegen. Nicht einmal der Vorgipfel wurde erreicht, weil 100 Meter Fixseil fehlten.“

Die Französin Elisabeth Revol hatte via Facebook wissen lassen: „Wir stoppten am Vorgipfel. Zum Hauptgipfel hin lag zu viel Schnee, es gab Böen, zu viel Wind. „Wir waren nur zu dritt ohne Flaschensauerstoff unter 20 Bergsteigern.“ Ich fragte bei ihr per Email nach, ob die Umkehr knapp unterhalb des Gipfels für alle der von ihr erwähnten 20 Bergsteiger gelte. „Ja, alle drehten am Vorgipfel um. Es war nicht sicher genug um weiterzuklettern“, antwortete Elisabeth.

Am gestrigen Donnerstag verkündete Mingma Gyalje Sherpa, der Chef des nepalesischen Anbieters Dreamers Destination, auf Facebook: „Wir sind jetzt auf dem Gipfel des Makalu. Klares Wetter, tolle Aussicht.“ Der 31 Jahre alte Mingma hatte am 30. April mit zwei weiteren Sherpas und zwei Kunden am Dhaulagiri für den ersten Gipfelerfolg an einem Achttausender in diesem Frühjahr gesorgt. Sollte sich sein Erfolg am Makalu bestätigen, wäre es Mingmas zehnter Achttausender. Lediglich am Mount Everest, den er bereits fünfmal bestiegen hat, griff er zu Flaschensauerstoff.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelerfolge-am-everest-verwirrung-am-makalu/feed/ 2
Gipfelerfolge vom Makalu gemeldet https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelerfolge-vom-makalu-gemeldet/ Wed, 10 May 2017 19:13:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36149

Makalu

Noch sind es nur Meldungsschnipsel. Doch es sieht so aus, als hätten heute erstmals in diesem Frühjahr Bergsteiger den Gipfel des Makalu erreicht. Mit 8485 Metern ist der Makalu der fünfthöchste Berg der Erde. „Wir hatten Gipfelerfolge“, twitterte der britische Expeditionsveranstalter Altitude Junkies vom Makalu. „Alle sind wohlauf.“ Details werde es am Donnerstag geben. Die Zeitung BonDia aus Andorra berichtet, der aus dem Zwergstaat stammende 36 Jahre alte Bergsteiger Domi Trastoy habe ohne Flaschensauerstoff den Gipfel erreicht. Für ihn sei es nach dem Mount Everest der zweite Achttausender gewesen.

„Erste Russin“

Auch Maria, genannt Masha Gordon, schickte via Satellit eine Erfolgsmeldung ihres „Grit&Rock“-Teams. Sie sei die erste russische Frau, die den Makalu bestiegen habe. Die 43-Jährige Geschäftsfrau, in der russischen Region Nord-Ossetien geboren, lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in London. 2016 hatte Masha in nur sieben Monaten und 19 Tagen den so genannten Explorers Grand Slam geschafft, sprich die „Seven Summits“ (die höchsten Berge aller Kontinente, inklusive Mount Everest) bestiegen sowie Nord- und Südpol erreicht, letzteres im Rahmen von Last-Degree-Expeditionen (auf Skiern vom 89. Breitengrat zu den Polen).

Ehrliche Elisabeth

Elisabeth Revol am Nanga Parbat (2016)

Die Französin Elisabeth Revol, in der Szene bekannt für ihre Winterversuche am Nanga Parbat  und zuletzt am Manaslu, kam nicht ganz bis zum höchsten Punkt des Makalu. „Wir stoppten am Vorgipfel. Zum Hauptgipfel hin lag zu viel Schnee, es gab Böen, zu viel Wind“, schrieb Elisabeth auf Facebook. „Wir waren nur zu dritt ohne Flaschensauerstoff unter 20 Bergsteigern. Ich bin ziemlich durch. Starker Wind und superkalt.“ Hut ab vor ihrer Ehrlichkeit! Dass viele Bergsteiger es damit nicht ganz so genau nehmen, hatte die vergangene Herbstsaison am Manaslu gezeigt. Dort hatte sich herausgestellt, dass die meisten der rund 150 vermeintlichen „Gipfelstürmer“ den – zugegebenermaßen nicht leicht zugänglichen – höchsten Punkt gar nicht betreten, sondern ihre „Gipfelfotos“ in der Nähe gemacht hatten.

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Dujmovits am Everest: „Ich bin zuversichtlich“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-am-everest-ich-bin-zuversichtlich/ Tue, 09 May 2017 17:14:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36125

Ralf Dujmovits oberhalb des Nordsattels

Alle Welt schreibt, wie voll es am Mount Everest ist. „Der Berg ist fast komplett ausgestorben“, erzählt mir heute Ralf Dujmovits per Satellitentelefon. Der einzige Deutsche, der bisher alle 14 Achttausender bestiegen hat, ist gerade von seinem zweiten Akklimatisierungs-Anstieg auf der tibetischen Nordseite des Everest zurückgekehrt. Eine Nacht hat er in Lager 2 auf 7700 Metern verbracht, anschließend stieg er wieder, wie geplant, zum vorgeschobenen Basislager (ABC) auf 6300 Metern Höhe ab.

Fixseile bis 8300 Meter

Sherpas im Abstieg von Lager 3

Das ABC ist natürlich nur vorübergehend verwaist. „Fast alle sind nach weiter unten abgestiegen“, erzählt Ralf. Die Teams der meisten kommerziellen Expeditionen wollten im so genannten „Chinese Base Camp“ auf 5200 Metern Höhe oder sogar noch weiter unten vor dem ersten Gipfelversuch noch einmal „dickere Luft“ tanken. Die Route, so Dujmovits, sei inzwischen bis Lager drei auf 8300 Metern mit Fixseilen gesichert, am Donnerstag oder Freitag sollten die Arbeiten bis zum Gipfel abgeschlossen werden. Auf der Nordseite halten sich derzeit rund 140 ausländische Bergsteiger auf, dazu etwa ebenso viele Sherpas. In der Summe sind es nur halb so viele Gipfelaspiranten wie auf der nepalesischen Südseite des Everest, wo insgesamt rund 750 ausländische und einheimische Bergsteiger unterwegs sind.

Regeneration auf 6300 Metern

Blick hinunter auf den Nordsattel (links der Cho Oyu)

„Ich mache jetzt erst mal drei bis vier Tage Pause, um mich komplett zu regenerieren“, sagt Ralf. „Ich werde hier im ABC bleiben und nicht weiter absteigen. Dafür sehe ich keinen Grund. Ich fühle mich echt wohl. Mal sehen, wie sich das Wetter entwickelt.“ Der 55-Jährige will noch einen letzten Versuch – seinen inzwischen achten – machen, den Everest ohne Flaschensauerstoff zu besteigen. Bei seinem Gipfelerfolg im Herbst 1992 hatte er bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels zur Atemmaske gegriffen. Die anderen 13 Achttausender hatte Dujmovits ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen. Nur am Everest scheiterte er immer wieder – aus unterschiedlichen Gründen. Bei seinem nach eigenen Worten „definitiv letzten“ Versuch gönnt er sich eine Absicherung:  Ralf hat Mingma Sherpa, einen Sherpa aus dem Khumbu-Gebiet, engagiert, der für den Deutschen eine Flasche Sauerstoff mitträgt – nur für den Notfall. Sollte er gezwungen sein, zur Flasche zu greifen, will Ralf sofort absteigen.

Seit Tagen kaum Wind

Abendstimmung in Lager 2

Danach sieht es derzeit nicht aus. „Ich bin ganz zuversichtlich“, sagt Ralf. Nach seiner Vorakklimatisierung im Khumbu, wo er mit seiner Partnerin Nancy Hansen den Sechstausender Cholatse bestiegen hatte, fühle er sich „überdurchschnittlich fit“.  Die Nacht auf 7700 Metern sei allerdings „etwas durchwachsen“ gewesen, räumt Dujmovits ein. „Ich hatte wohl zuvor irgendetwas Falsches gegessen.“ Heute Morgen habe er dann im Schneetreiben zusammengepackt und sei abgestiegen: „Wir haben hier seit Tagen quasi Windstille. Deshalb bilden sich immer wieder Wolken, und es beginnt zu schneien.“

Sicht bis zu den Füßen

Die teilweise heftigen Schneefälle im Himalaya haben bereits einige Gipfelversuche an Achttausendern durchkreuzt. So kehrte der Deutsche Thomas Lämmle, der den Makalu ohne Flaschensauerstoff besteigen will, heute in Lager 3 auf knapp 7500 Metern um. Der Spanier Kilian Jornet, inzwischen auf dem Weg zum Everest, erreichte nach eigenen Worten am Sonntag in dichtem Schneetreiben am Achttausender Cho Oyu einen Punkt, den er für den höchsten hielt: „Ganz ehrlich, ich bin mir nicht sicher, ob es der Gipfel war, weil ich nur meine Füße sehen konnte. Aber ich war irgendwo in der Nähe.“

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Heidi Sand: „Du hast nur ein Leben. Nutze es!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/heidi-sand-du-hast-nur-ein-leben-nutze-es/ Tue, 13 Dec 2016 09:56:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34439 Heidi Sand (im November in Patagonien)

Heidi Sand (im November in Patagonien)

Dass der Denali ihr Leben auf diese Weise verändern würde, konnte Heidi Sand nicht ahnen. Als die deutsche Bergsteigerin und Bildhauerin 2010 vom Gipfel des höchsten Bergs Nordamerikas (6190 Meter) abstieg, hatte die damals 43-Jährige plötzlich starke Magenschwerzen. Wenig später die niederschmetternde Diagnose: Darmkrebs in fortgeschrittenem Stadium. Nach der Notoperation folgte die Chemotherapie. „Wenn ich das überlebe, will ich mich mit einem Achttausender belohnen“, versprach sich Heidi damals – und erfüllte sich diesen (Über-) Lebenswunsch: Am 26. Mai 2012 stand die Mutter dreier Kinder auf dem Gipfel des Mount Everest.

Heidi Sand hat die kritische Fünfjahresmarke nach der Krebsdiagnose längst hinter sich. Sie gilt als geheilt – und hat nach dem Everest weitere Bergprojekte realisiert. So bestieg Heidi im Herbst 2013 ohne Flaschensauerstoff den Cho Oyu und im Frühjahr 2014 (mit Atemmaske) den Makalu. Mit Billi Bierling teilt sich Heidi die Ehre, als erste deutsche Bergsteigerinnen den Gipfel des Makalu erreicht zu haben. Ihre drei Achttausender-Erfolge widmete sie ihren Kindern, für ihren Mann blieb die Eiger-Nordwand, die Sand vor einem Jahr durchstieg. In diesem November versuchte sie sich mit dem Schweizer Bergführer Lorenz Frutiger vergeblich am legendären Granitriesen Fitz Roy in Patagonien, das Wetter machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Ich habe der 50-Jährigen vier Fragen zu ihrem Bergsteigen gestellt.

Heidi, was verdankst du den Bergen, speziell dem Mount Everest?

Heidi Sand (© AthletenWerk/Bob Berger)

Am Mount Everest (© AthletenWerk/Bob Berger)

Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl, auf dem höchsten Punkt der Erde stehen zu dürfen. In dem Bewusstsein, dass dich deine mentale Stärke und deine körperliche Fitness dort hoch gebracht haben. Jeder neue Gipfel gibt mir eine neue Perspektive – nicht nur das Umland, sondern insbesondere auch auf mich selbst, auf mein Leben. Es gibt mir Kraft und Zuversicht.
Das Ziel, den Everest zu besteigen, habe ich während der Chemotherapie gefasst, und mich hat dieses Ziel vor Augen aus meinem Tal gezogen. Nicht hinsetzen und in Selbstmitleid verfallen, sondern aufstehen. Sich bewegen und wieder das Licht am Ende des Tunnels finden.

Du bist als Krebskranke dem Tod von der Schippe gesprungen. Hat dich diese Erfahrung in den Bergen mutiger oder zumindest risikofreudiger gemacht?

Ich konzentriere mich stärker als früher auf die Dinge, die mir wirklich wichtig sind, die mir am Herzen liegen. Wir schulden es uns selbst und den anderen, jeden Tag auszuschöpfen. Du hast nur ein Leben. Nutze es!
Risikofreudiger – in dem Sinne, dass ich jetzt mehr Risiken eingehe als früher – bin ich nicht geworden. Da ich jetzt aber öfter in den Bergen bin und meine Ziele konsequenter verfolge, gehe ich in der Summe natürlich schon höhere Risiken ein, die es mir aber wert sind.

Am Fitz Roy

Am Fitz Roy

Nach dem Everest hast du auch den Cho Oyu und den Makalu bestiegen. War es das für dich mit den Achttausendern?

Ich hatte mit dem Cho Oyu noch eine Rechnung offen und wollte außerdem einen 8000er ohne zusätzlichen Sauerstoff besteigen. Der Makalu wird weit seltener bestiegen als der Everest und stellt auch technisch sehr viel höhere bergsteigerische Anforderungen. Jedes Projekt war detailliert geplant, aber es gibt natürlich immer Ereignisse, die man nicht voraussehen kann. Ich hatte also auch großes Glück, alle drei besteigen zu dürfen. Gegenwärtig möchte ich nicht sagen, dass es das mit den Achttausendern nun war. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Aber es gibt noch viele weitere bergsteigerische Herausforderungen für mich, die nicht nur durch ihre Höhe definiert sind, wie z. B. die Eigernordwand (durchstiegen am 20.12.2015), den Fitz Roy in Patagonien, den Mount Foraker in Alaska und viele weitere Berge in den Alpen und weltweit.

Nach welchem Muster suchst du deine Bergziele aus?

Ich habe keine ausgefeilte Strategie. Das jeweilige Bergziel muss mich vielmehr einfach ansprechen. Emotional, optisch, wegen seiner Geschichte oder aufgrund seiner bergsteigerischen Herausforderung für mich. Meistens sind es mehrere dieser Faktoren.
Beim Abstieg vom Everest habe ich mich in den Makalu „verguckt“. Diese überwältigende Felspyramide hat mir damals schon quasi zugewunken. Zudem gilt er als schwieriger 8000er, wegen seiner Höhe und seinen technischen Herausforderungen. Bei der Eiger-Nordwand – an deren Fuß ich schon oft Skifahren war und das Buch „Die weiße Spinne“
(von Heinrich Harrer über die Erstdurchsteigung der Wand im Jahr 1938) verschlungen habe – hat mich natürlich seine tragische Geschichte in ihren Bann gezogen. Erst wenn ich dann solch einen Berg gefunden habe, geht es an die Planung und Vorbereitung.

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Nives Meroi: „Die Arroganz des kommerziellen Bergsteigens“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/nives-meroi-die-arroganz-des-kommerziellen-bergsteigens/ Mon, 04 Jul 2016 20:55:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33095 Auf dem Weg zum Makalu

Auf dem Weg zum Makalu

Ein Achttausender fehlt noch. Dann wären Nives Meroi und Romano Benet das erste Ehepaar, das alle 14 höchsten Berge der Welt gemeinsam bestiegen hat – und das ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung. Am 12. Mai standen die beiden 54-Jährigen aus Italien auf dem Gipfel ihres Achttausenders Nr. 13, dem 8485 Meter hohen Makalu in Nepal.
Nives war 19 Jahre alt, als sie Romano kennenlernte. Erst wurde er ihr Seilpartner, dann auch ihr Lebenspartner. Seit 27 Jahren sind die beiden verheiratet. 1998 bestiegen sie mit dem Nanga Parbat ihren ersten Achttausender. 2003 gelang ihnen im Karakorum die Trilogie aus Gasherbrum I, II und Broad Peak innerhalb von nur 20 Tagen. 2007 war Meroi die erste Italienerin, die den Mount Everest ohne Atemmaske bestieg.

Lebensbedrohliche Krankheit

Doch es gab auch Rückschläge. 2009 hatte Nives noch gute Chancen, die erste Frau auf allen Achttausendern zu werden. Am Kangchendzönga verließen Romano plötzlich auf 7500 Metern die Kräfte. Er versuchte, Nives zu überreden, alleine weiterzuklettern. Sie weigerte sich, stieg stattdessen mit ihm ab. Der Grund für Benets Schwäche war ein Schlag ins Kontor: Aplastische Anämie, eine Sonderform der Blutarmut. Zwei Knochenmark-Transplantationen waren nötig, um Romanos Leben zu retten. Sie kehrten in den Himalaya zurück. 2014 bestiegen sie den Kangchendzönga. Und jetzt den Makalu. Fünf Fragen an und fünf Antworten von Nives Meroi:

Nives, ihr habt es geschafft, den Makalu zu besteigen, euren 13. Achttausender. Wenn du ihn mit den anderen zwölf vergleichst, war es eher eine der leichteren oder der schwierigeren Besteigungen?

Technisch gesehen, war es, abgesehen von den letzten 500 bis 600 Metern hinauf zum Makalu La  (7400 Meter hoher Sattel auf dem Normalweg zum Gipfel), nicht sehr schwierig. In diesem Frühjahr waren auch die Bedingungen in der Wand gut. Das Hauptproblem war der Wind, der uns lange Zeit im Basislager hat warten lassen, und die Kälte, durch die ich mir leichte Erfrierungen an den Zehen zugezogen habe.

Nach der Besteigung des Everest 2007

Nach der Besteigung des Everest 2007

Es war euer dritter Versuch am Makalu nach einem im Herbst 2007 und einem weiteren im Winter 2007/2008. Nun habt ihr es im Frühjahr versucht und wart erfolgreich. War es das Erfolgsgeheimnis, sich für diese Jahreszeit zu entscheiden?

Im Herbst 2007 waren Romano und ich die einzige Expedition am Makalu. Bei unserer Ankunft hatte eine Wetterstörung zwei Meter Schnee auf das Basislager abgeladen. Wir spurten immer wieder aufs Neue und erreichten schließlich den Makalu-La, aber es war zu spät. Als wir versuchten, den Gipfel zu erreichen, kam der Jetstream an und zwang uns abzusteigen.
Im Winter 2007/2008 dagegen hatten wir blauen Himmel und die Bedingungen in der Wand waren außergewöhnlich gut. Doch Windböen von bis zu 100 Stundenkilometern im Basislager hielten uns davon ab aufzusteigen. Während eines Monats gab es nur zwei windstille Tage und es gelang uns, fast bis zum Makalu-La aufzusteigen. Doch am 9. Februar zerstörte eine starke Windböe unser Basislager und nahm uns alles. Ich wurde vom Boden gerissen und brach mir meinen Knöchel. Meine beiden Gefährten, Romano und Luca
(Vuerich; er starb 2010), trugen mich zwei Tage lang über den Gletscher zum Hillary-Camp, von wo aus wir per Hubschrauber gerettet wurden.
Wenn du einen Achttausender besteigen willst, brauchst du auch Wetterglück!

Makalu-Basislager

Makalu-Basislager

In diesem Frühjahr waren auch kommerzielle Expeditionen am Berg. Romano und du, ihr klettert immer ohne Flaschensauerstoff und ohne Unterstützung von Sherpas. War es schwierig, euch mit diesen Teams zu arrangieren?

Ja. Von Jahr zu Jahr müssen wir mehr Energie im Basislager darauf verschwenden, uns vor dem anmaßenden Verhalten und der Arroganz des kommerziellen Bergsteigens zu schützen.

In deinem Buch “Ich werde dich nicht warten lassen”, das kürzlich auf Deutsch erschienen ist, beschreibst du Romanos Krankheit, Aplastische Anämie, als den „15 Achttausender“, den ihr bestiegen habt. Wie hat diese Erfahrung deine und Romanos Einstellung verändert?

Nach einer ersten Zeit, in der Romano sich darüber ereifert hat, dass die Krankheit ihm Jahre gestohlen hat, sieht er das Ganze nun leidenschaftsloser. Ich bin vielleicht ängstlicher geworden, die Erinnerung an die Krankheit macht mir immer noch Angst.

Nives und Romano 2009 am Kangchendzönga)

Nives und Romano 2009 am Kangchendzönga

Jetzt fehlt nur noch die Annapurna in eurer Achttausender-Sammlung. Legt man die Todesrate zu Grunde, ist es der gefährlichste Achttauender. Wie beurteilst du die Schwierigkeit dieser Besteigung, und wann wollt ihr sie versuchen?

Wir machen lieber keine Pläne. Wir werden sehen, ob wir eine Chance dazu erhalten, physisch und auch wirtschaftlich. Es wäre dann unser dritter Anlauf. Beim ersten Mal, 2006, versuchten wir es von Norden aus, beim zweiten Mal, 2009, von Süden aus. Beide Male brachen wir die Aufstiege ab, weil die Bedingungen zu gefährlich waren. Romano und ich sind Experten in der „Kunst der Flucht ohne Scham“. Und sollten wir wieder dorthin zurückkehren, werden wir es erneut auf diese Weise angehen.

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