Manaslu – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Zwei Polen aus K2-Basislager ausgeflogen https://blogs.dw.com/abenteuersport/zwei-polen-aus-k2-basislager-ausgeflogen/ Tue, 29 Jan 2019 13:37:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43385

Alex Txikon auf der Abruzzi-Route

Was für ein Pech! Erst mit Verspätung war der Pole Waldemar Kowalewski – wie berichtet – zum Team des Spaniers Alex Txikon gestoßen. Und jetzt ist die K 2- Winterexpedition  für den 45-Jährigen bereits beendet. Kowalewski sei auf dem Abstieg von Lager 1 auf rund 6100 Metern ins vorgeschobene Basislager von einem Stein oder Eisblock am linken Schlüsselbein getroffen worden. „Er konnte anschließend nur noch in langsamem Tempo absteigen. Sein Zustand jetzt im Basislager ist aber wieder besser“, teilte Txikons Team anschließend mit. Waldemar wurde am heute nach Skardu ausgeflogen. Anschließend holte der Rettungshubschrauber einen weiteren Polen aus Txikons Team ab: Marek Klonowski hatte Herzbeschwerden und konnte deshalb nicht länger im Basislager zu Füßen des zweithöchsten Berg der Welt bleiben. Er hofft, in rund zehn Tagen wieder zurückkehren zu können.

Zwei Spuren auf einer Route?

Bergsteiger aus dem Pivtsov-Team

Alex Txikon hat nun endgültig entschieden, auf einen zwischenzeitlich erwogenen Versuch durch die noch undurchstiegene Ostwand des K 2 zu verzichten. Der Aufstieg durch die Wand sei „unmöglich“, weil zu gefährlich, ließ der 37-Jährige wissen. Das Team habe auf der klassischen „Abruzzi-Route“ über den Südostgrat die Route hinauf nach Lager 2 auf 6700 Metern eingerichtet, hieß es. Es erschließt sich mir nicht, warum dies überhaupt nötig war. Schließlich hatte das von Vassiliy Pivtsov geleitete Team aus Kasachstan, Russland und Kirgisien bereits zuvor eben diese Route versichert. „In der Nähe legen Sherpas parallel zu uns Fixseile an“, teilte Pivtsovs Mannschaft am Sonntag mit. Will Txikons Team damit etwa signalisieren, dass man unabhängig voneinander unterwegs ist? Auf derselben Route? Das verstehe, wer will. Heute erreichten Pivtsov und Co. nach eigenen Angaben eine Höhe von 6800 Metern. Morgen wollen sie weiter aufsteigen.

Zelt verschwunden

Lager 2 nach dem Schneefall

Um eine mögliche Konkurrenzsituation müssen sich der Italiener Daniele Nardi, der Brite Tom Ballard am Nanga Parbat und ihre pakistanischen Begleiter Rahmat Ullah Baig und Karim Hayat keine Gedanken machen. Sie sind alleine am Berg. Die jüngsten heftigen Schneefälle – anderthalb Meter Neuschnee in drei Tagen – haben das Team in seinen Bemühungen zurückgeworfen, eine neue Route über die markante Mummery-Rippe in der Diamir-Wand zu eröffnen. Nachdem Nardi und Ballard gestern erneut Lager 3 auf 5700 Metern erreicht hatten, suchten sie vergeblich nach dem Zelt, das sie bei ihrem letzten Aufstieg dort hinterlassen hatten. Am heutigen Dienstag wollten sie zurück im Basislager sein, um dort über das weitere Vorgehen zu beraten.

Moro und Pemba Sherpa geben am Manaslu auf

Schaufeln, was das Zeug hält

Derweil haben Simone Moro und sein nepalesischer Partner Pemba Gyalje Sherpa ihre Winterexpedition am Achttausender Manaslu abgebrochen und sich mit dem Hubschrauber aus dem Basislager ausfliegen lassen. „In den letzten paar Tagen hat sich das Ziel, meinen fünften Gipfel im Winter zu erreichen, dahingehend geändert, diese Situation zu überleben“ , schreibt Simone heute auf Facebook. Es brauche mindestens zwei oder drei Wochen Sonnenschein, damit sich die sechs Meter Neuschnee setzten, so der Italiener. Die Wetterprognose sei jedoch alles andere als gut. Für Moro war es ein Deja-vu: Auch im Winter 2015 war Moro vor den Schneemassen am Manaslu geflohen, damals im Team mit der Südtirolerin Tamara Lunger.

]]>
Winterexpeditionen: Warten auf Ende des Schneefalls https://blogs.dw.com/abenteuersport/winterexpeditionen-warten-auf-ende-des-schneefalls/ Tue, 22 Jan 2019 13:04:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43323

Iglus im K2-Basislager

Schlechtes Wetter zwingt die Bergsteiger der Winterexpeditionen an den Achttausendern K 2 und Nanga Parbat in Pakistan und am Manaslu in Nepal zur Untätigkeit. Das von Vassiliy Pivtsov angeführte Team aus Kasachstan, Russland und Kirgisien kehrte gestern ins K2-Basislager zurück, nachdem die sieben Bergsteiger nach eigenen Angaben auf der Route über den Abruzzi-Sporn bis auf eine Höhe von 6300 Metern Fixseile gelegt hatten. Die Mannschaft des Spaniers Alex Txikon stieg noch nicht auf, sondern baute im Basislager drei Iglus, in denen insgesamt zehn bis 14 Personen schlafen können. Alex war nach seiner ersten Iglu-Nacht begeistert.

„Beste Nacht meiner acht Winterexpeditionen“

Alex Txikon vor seiner Schlafstätte

„Im Esszelt hatten wir Temperaturen von minus 13 Grad Celsius, im Zelt minus 26 Grad, im Iglu aber schliefen wir bei minus fünf Grad“, berichtete der 37-Jährige. „Ich muss sagen, es war die beste Nacht meiner acht Winterexpeditionen. Wenn du vom Esszelt zum Iglu gehst, frieren alle deine Muskeln ein, deine Hände versteifen sich und der Wind weht dir ins Gesicht. Betrittst du jedoch das Iglu, kehrt Stille ein, das Rauschen des Windes verschwindet.“ Das Team erwägt, auch im vorgeschobenen Basislager Iglus zu bauen.

Noch länger Schneefall am Nanga Parbat

Daniele Nardi im Aufstieg

Am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde, ist noch mindestens bis Mittwochvormittag Ortszeit Schneefall vorhergesagt, am Nanga Parbat möglicherweise sogar bis zum Wochenende. Dort waren der Italiener Daniele Nardi und der Brite Tom Ballard in der vergangenen Woche bei ihrem Versuch, erstmals die so genannte „Mummery-Rippe“, einen markanten Felssporn in der Diamirwand, komplett zu durchklettern, bis auf eine Höhe von 6200 Metern gelangt. „Was habt ihr erwartet? Es ist Winter am neunthöchsten Berg der Erde. Das ist kein Picknick“, schrieb Tom auf Facebook.

Spalte stoppt Moro und Pemba

Hier geht es nicht weiter

Auch am Achttausender Manaslu in Nepal kein anderes Bild: „Schnee, Schnee, Schnee …“, schreibt Simone Moro heute aus dem Basislager. „Hoffentlich hört es bald auf, aber nach der Wettervorhersage von Karl Gabl wird es noch bis zum 29. schneien.“ Am Sonntag hatte der 51 Jahre alte Italiener wissen lassen, dass er und sein nepalesischer Kletterpartner Pemba Gyalje Sherpa wegen des schlechten Wetters gezwungen seien, sich auszuruhen und über einen neuen Plan nachzudenken: „Vielleicht gibt es ja einen Weg, die Probleme zu umgehen, denen wir heute begegnet sind.“ Die beiden waren hinauf auf 6400 Meter geklettert, dann aber von einer Spalte gestoppt worden, die, so Simone, „nur mit Leitern (die wir nicht haben und auch unter keinen Umständen benutzen würden) überwunden werden kann.“

]]>
Nanga Parbat: Nardi und Co. erneut in Lager 3 https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-nardi-und-co-erneut-in-lager-3/ Tue, 15 Jan 2019 19:01:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43243

Daniele Nardi in Lager 3

Während die Winter-Expeditionsteams an den Achttausendern K 2 und Manaslu gerade erst ihre Basislager bezogen haben, sind der Italiener Daniele Nardi und seine drei Mitstreiter am Nanga Parbat schon deutlich weiter. Daniele stieg heute mit dem Briten Tom Ballard und den beiden pakistanischen Bergsteigern Rahmat Ullah Baig und Karim Hayat erneut nach Lager 3 auf 5700 Metern auf, direkt unterhalb der Mummery-Rippe. Vor fünf Tagen hatten die vier Bergsteiger dort ein Zelt deponiert und waren dann wieder ins Basislager abgestiegen.

Zweiter Anlauf

Position von Lager 3, darüber die markante Mummery-Rippe

Tom und Karim hätten gespurt, Daniele und Rahmat seien mit dem schweren Gepäck gefolgt, ließ Nardis Team heute auf Facebook wissen. „Es war heute wirklich schwer, von Lager 1 nach Lager 3 zu gelangen, mit einem 30 Kilogramm schweren Rucksack auf den Schultern und dem Wind, der uns nicht gerade half“, gab Daniele per Funk durch. „Als wir das Zelt erreichten, fanden wir es tief im Schnee vor. Wir arbeiteten hart daran, alles wieder in Ordnung zu bringen.“

Nardi und Co. wollen die Mummery-Rippe erstmals vollständig durchklettern. Der britische Pionier Albert Frederick Mummery hatte 1895 über den markanten Felssporn in der Diamir-Wand den ersten ernsthaften Besteigungsversuch überhaupt an einem Achttausender gewagt. Mit dem Gurkha Ragobir war er bis auf eine Höhe von 6100 Metern gelangt. Nardi versucht sich bereits zum zweiten Mal an dieser Route: Im Winter 2013 kletterte er mit der Französin Elisabeth Revol bis auf eine Höhe von rund 6400 Metern.

K2-Basislager erreicht

K2-Team aus Russland, Kasachstan und Kirgisien

Derweil haben die sieben Bergsteiger der K2-Winterexpedition aus Russland, Kasachstan und Kirgisien ihr Basislager auf rund 5200 Meter Höhe zu Füßen des zweithöchsten Bergs der Erde aufgeschlagen. Nachdem sie dort gestern eingetroffen waren, machten sich vier Teammitglieder auf den Weg Richtung vorgeschobenes Basislager, konnten den dafür vorgesehenen Platz wegen schlechten Wetters noch nicht erreichen.

Mit den beiden Polen Marek Klonowski und Pawel Dunaj haben heute auch die ersten beiden Bergsteiger aus dem Team des Spaniers Alex Txikon das Basislager erreicht. Das Gros der Teilnehmer, inklusive Txikon, wird am Mittwoch dort erwartet. Mit Waldemar Kowalewski wird in einigen Tagen ein dritter polnischer Bergsteiger zum Team stoßen. Der 45-Jährige hat bisher drei Achttausender bestiegen: 2014 den Mount Everest, 2017 den Lhotse und den Broad Peak. Am Manaslu erreichte er 2016 laut der Chronik „Himalayan Database“ den Vorgipfel auf 8125 Metern.

Moro und Pemba Sherpa im Manaslu-Basislager

Basislager am Manaslu

Der Italiener Simone Moro und der Nepalese Pemba Gyalje Sherpa haben ihr Basislager am Achttausender Manaslu im Westen Nepals bezogen. Nachdem sie zuvor den Sechstausender Mera Peak im Khumbu-Gebiet bestiegen hatten, um sich zu akklimatisieren, ließen sie sich gestern mit dem Hubschrauber von Kathmandu aus direkt ins Basislager auf 4800 Metern fliegen. „Wegen des Schnees können die Träger nicht hierhin gelangen”, schrieb Simone am Montag auf Facebook. „Die Wetterbedingungen sind gut, definitiv besser als 2015. Natürlich ist es ein bisschen kalt, heute minus 25 Grad Celsius. Möge das Abenteuer beginnen!“ 2015 war der 51-Jährige mit der Südtirolerin Tamara Lunger am Manaslu an den gewaltigen Schneemassen jenes Winters gescheitert.

Update 16. Januar: Daniele Nardi und Tom Ballard kletterten an der Mummery-Rippe bis auf eine Höhe von 6200 Metern und deponierten dort Material. Alex Txikon und Co. haben das K2-Basislager erreicht.

]]>
Winterexpeditionen gestartet https://blogs.dw.com/abenteuersport/winterexpeditionen-gestartet/ Fri, 04 Jan 2019 12:20:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43185

Alex Txikon (l.) und Simone Moro in Lhukla

Mehrere Winterexpeditionen im Himalaya und Karakorum sind in den ersten Tagen des Jahres angerollt. In Lhukla in Nepal trafen sich zwei der drei Wintererstbesteiger des Nanga Parbat von 2016, die diesmal unterschiedliche Ziele haben: Der Spanier Alex Txikon will sich am K 2 in Pakistan versuchen, dem letzten in der kalten Jahreszeit noch unbestiegenen Achttausender, den Italiener Simone Moro zieht es erneut zum Manaslu. An dem 8167 Meter hohen Berg im Westen Nepals war der 51-Jährige 2015 mit der Südtirolerin Tamara Lunger an den gewaltigen Schneemassen jenes Winters gescheitert. In diesem Jahr will Moro nach Informationen der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ mit dem Nepalesen Pemba Gyalje Sherpa ohne Flaschensauerstoff über die Normalroute aufsteigen. Um sich zu akklimatisieren, wollten die beiden den 6476 Meter hohen Trekkinggipfel Mera Peak im Khumbu-Gebiet besteigen.

Auch zwei Polen in Txikons K2-Team

Alex Txikon reiste inzwischen mit seinem Sherpa-Team nach Islamabad. Dort trifft er seinen spanischen Kletterpartner Felix Criado und weitere Landsleute aus dem K2-Expeditionsteam – außerdem die Polen Marek Klonowski und Pawel Dunaj. Beide haben mehrmals an Winterexpeditionen zum Nanga Parbat teilgenommen. „Wir werden sicherlich nicht die erste Geige spielen, wenn wir überhaupt Geige spielen“, sagte Pawel in einem Interview des polnischen Radiosenders „RMF 24“. „Aber wir werden versuchen, so viel wie möglich zu helfen.“

Nur noch sieben Bergsteiger in Pivtsovs Mannschaft

Pivtsovs Team in Islamabad

Während Txikons Team also anwuchs, schrumpfte die Mannschaft der K 2-Winterexpedition aus Russland, Kirgisien und Kasachstan. Es fehlte an Geld, um – wie ursprünglich geplant – mit elf Bergsteigern den zweithöchsten Berg der Erde (8611 Meter) anzugehen. Nun wird der erfahrene Kasache Vassily Pivtsov, der bereits alle 14 Achttausender bestiegen hat, sechs weitere Kletterer anführen: die Russen Artem Brown, Roman Abildaev und Konstantin Shepelev, die Kasachen Tursunali Aubakirov und Dmitry Muraviov sowie den Kirgisen Mikhail Danichkin. Das Team aus den früheren GUS-Staaten hat sich auf den Weg nach Nordpakistan gemacht.

Nardi und Ballard in Lager 1

Daniele Nardi am Nanga Parbat

Noch im alten Jahr waren der Italiener Daniele Nardi und der Brite Tom Ballard im Basislager zu Füßen des Nanga Parbat eingetroffen. Sie wollen – wie berichtet – zusammen mit den beiden pakistanischen Bergsteigern Rahmat Ullah Baig und Kareem Hayat den 8125 Meter hohen Berg auf neuer Route besteigen – über die bisher noch nicht gemeisterte Mummery-Rippe in der Diamir-Wand. Die Bergsteiger stiegen bereits zu Lager 1 auf 4700 Metern auf.

 

]]>
Erfolgreiche Saisonbilanz am „Herbst-Everest“ Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/erfolgreiche-saisonbilanz-am-herbst-everest-manaslu/ Sat, 06 Oct 2018 17:27:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42165

Schlange am Manaslu

Ich hatte ein Déjà-vu. Als ich die Bilder der Menschenschlange sah, die in diesem Herbst dem Gipfel des 8163 Meter hohen Manaslu entgegenstieg, zuckte ich erneut zusammen. Ganz so wie 2012, als der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger Ralf Dujmovits die Schlange der Everest-Gipfelanwärter in der Lhotse-Flanke abgelichtet hatte. Wie sich die Bilder doch gleichen! Kein Wunder, ist der Manaslu doch in den letzten Jahren immer mehr zu einem „Herbst-Everest“ mutiert: Mehrere hundert Bergsteiger bevölkern das Basislager, die Route wird bis zum Gipfel mit Fixseilen gesichert. Und wenn das Wetter passt, wird es eng auf dem höchsten Punkt.

Mehr als 200 Gipfelerfolge, ein Todesfall

Gedränge am Gipfel

Nach Angaben der Zeitung „The Himalayan Times“ haben in diesem Herbst mindestens 120 ausländische Bergsteiger und mehr als 100 sie begleitende Sherpas den Gipfel des achthöchsten Bergs der Erde erreicht. Ein Todesfall war zu beklagen. Ein 43 Jahre alter Tscheche wird vermisst. Nach seinem Gipfelerfolg verliert sich seine Spur.

Soria scheitert zum neunten Mal

An den anderen Achttausendern, die in diesem Herbst in den Katalogen der kommerziellen Anbieter standen, war deutlich weniger los. Während in Tibet von Cho Oyu und Shishapangma Gipfelerfolge im niedrigen zweistelligen Bereich gemeldet wurden, blieb der höchste Punkt des Dhaulagiri, wie der Manaslu im Westen Nepals gelegen, in diesem Herbst bisher unberührt. Ein 24 Jahre alter Sherpa war vor zweieinhalb Wochen bei einem Lawinenunglück an dem Achttausender ums Leben.

Soria muss wiederkommen

„Ich habe den Dhaulagiri noch nie mit so viel Schnee und so gefährlich erlebt“, sagte der Spanier Carlos Soria auf desnivel.com, nachdem er seine Expedition abgebrochen hatte. Der 79-Jährige versuchte sich bereits zum neunten Mal an dem 8167 Meter hohen Berg. Im nächsten Frühjahr will Carlos erneut zum Dhaulagiri zurückkehren. Außer diesem Berg fehlt ihm nur noch die Shishapangma in seiner Achttausender-Sammlung.

Zu viel Schnee am Dhaulagiri

„Der Tropensturm aus Pakistan, der hier im Marshyangdi-Tal mehr als 48 Stunden sein Unwesen getrieben hatte, hat viel Schnee auf unserer schwer erarbeiteten Route hinterlassen“, schrieb die deutsche Bergsteigerin Billi Bierling, die mit ihrem Team des Schweizer Anbieters „Kobler & Partner“ ebenfalls den Weg zurück nach Kathmandu antrat. Auch der Spanier Sergi Mingote, der nach seinem Gipfelerfolg am Manaslu eigentlich noch den Dhaulagiri anhängen wollte, packte wegen der zu hohen Lawinengefahr zusammen. 

]]>
Erster Gipfelerfolg am Manaslu vermeldet https://blogs.dw.com/abenteuersport/erste-gipfelerfolge-am-manaslu-vermeldet/ Tue, 25 Sep 2018 14:04:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42067

Manaslu (l.) und Pinnacle East (r.)

Vom 8163 Meter hohen Manaslu wird der erste Gipfelerfolge der Herbstsaison an den Achttausendern gemeldet. Dawa Sherpa von Seven Summit Treks berichtet auf Facebook, vier Sherpas des nepalesischen Veranstalters hätten die Fixseile bis zum höchsten Punkt gelegt. Neben Mingma Tenjing Sherpa, Gyaljen Sherpa, Tenjing Chhombi Sherpa und Temba Bhote hätten der Spanier Sergi Mingote und der Brasilianer Moeses Fiamoncini den Gipfel erreicht. Mingote bestätigte – ebenfalls auf Facebook – den Gipfelerfolg und ergänzte: „Mir geht es gut.“ Im vergangenen Sommer hatte Sergi in Pakistan erst den Broad Peak und anschließend den K 2 bestiegen, jeweils ohne Flaschensauerstoff. Nach dem Manaslu will der 47 Jahre alte Profibergsteiger in diesem Herbst auch noch den Achttausender Dhaulagiri besteigen, ebenfalls im Westen Nepals.

Fast 200 ausländische Gipfelanwärter

Da jetzt die Fixseile bis zum Gipfel liegen, dürfte es in den nächsten Tagen jede Menge Erfolgsmeldungen vom Manaslu hageln. Fast 200 ausländische Bergsteiger haben für diese Saison ein Permit für die Besteigung des achthöchsten Bergs der Erde erhalten. Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort: Unter den Kunden kommerzieller Expeditionen ist der Manaslu in Sachen Beliebtheit  der „Herbst-Everest“.

]]>
Gefahrenraum Zelt https://blogs.dw.com/abenteuersport/gefahrenraum-zelt/ Fri, 04 May 2018 09:37:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40521

Camp 1 am Kokodak Dome (2014)

Das Zelt ist doch eigentlich ein Ort der Zuflucht und Geborgenheit. Und meistens fühlte ich mich auch sicher, wenn ich in den Bergen im Zelt lag. Doch es gab auch Ausnahmen. Etwa 2004 während meiner Reportagereise zum K 2, als ich im Basislager zu Füßen des zweithöchsten Bergs der Erde plötzlich aus dem Schlaf aufschreckte, weil der Gletscher unter meinem Zeltboden Geräusche machte, als wollte er mich im nächsten Augenblick verschlingen. Zehn Jahre später, bei der Erstbesteigung des Siebentausenders Kokodak Dome im Westen Chinas, schlugen wir unser Lager 1 auf gut 5500 Metern an ziemlich exponierter Stelle auf – und ich fragte mich: Was geschieht, wenn hier einmal ein richtiger Sturm wütet? Daran musste ich wieder denken, als ich Anfang der Woche vom Tod des Italieners Simone La Terra am Dhaulagiri erfuhr.

Ungutes Gefühl

Dhaulagiri

Ein heftiger Windstoß hatte den 36-Jährige mitsamt Zelt aus einer Höhe von rund 6900 Metern vom Nordostgrat in die Tiefe geweht. Sein Teampartner Waldemar Dominik war Augenzeuge des Unglücks. Der Pole hatte wegen des Lagerplatzes, den Simone ausgeguckt hatte, ein ungutes Gefühl gehabt und war weitergestiegen, um nach einer Alternative zu suchen. Als er zurückkehrte, sah er aus unmittelbarer Nähe, wie das Zelt von der Bö erfasst wurde. Dominik stieg zum Basislager ab und schlug Alarm. Die Leiche La Terras wurde am nächsten Tag auf einer Höhe von 6100 Metern entdeckt und geborgen.

Von Lawinen begraben

Manaslu

Dass Bergsteiger im Zelt sterben, ist keine Seltenheit. Objektiv gesehen, besteht das höchste Todesrisiko im Zelt darin, dass der Sensenmann in Form der Höhenkrankheit zuschlägt. Doch wie in La Terras Fall gibt es eben auch äußere Gefahren. In der Geschichte des Himalaya-Bergsteigens sind zahlreiche Bergsteiger ums Leben gekommen, weil sie, im Zelt liegend, von Lawinen erwischt wurden. Erinnert sei nur an die Lawine am 22. September 2012 am Achttausender Manaslu, die am frühen Morgen gleich zwei Hochlager traf und elf Bergsteiger tötete.

Knapp an der Tragödie vorbei

Alexander (r.) und Thomas Huber im Sommer 2015 im Karakorum

Mehr Glück hatten Alexander und Thomas Huber im Sommer 2015 am 6946 Meter hohen Latok III im Karakorum. Die „Huberbuam“ und ihre Teampartner Mario Walder und Dani Arnold wurden in ihrem Zelt von der Druckwelle einer Eislawine erfasst. „Wir hatten das Glück, dass wir eine kleine Plattform ausgeschaufelt hatten, um die Zelte perfekt zu positionieren. Und die kleine Kante, die dabei entstanden ist, hat uns das Leben gerettet. Sonst wären wir einfach weggeblasen worden“, erzählte mir Alexander Huber anschließend. „Es war viel, viel knapper, als ich es mir jemals hätte erträumen lassen. Und das ist doch schockierend.“

An der Felskante entlang geblasen

Auch bei der dritten Besteigung des Kangchendzönga 1979 durch eine britische Expedition fehlte nicht viel zu einer „Zelt-Tragödie“, als im Gipfelbereich ein Sturm losbrach. „Am 5. Mai um 1.30 Uhr morgens änderte der Wind die Richtung und nahm schnell an Stärke zu, wodurch der Mittelring des doppelwandigen Tunnelzeltes zerbrach“, schrieb Doug Scott damals. „Das Team hatte schnell Stiefel und Gamaschen an, aber um 2.30 Uhr wurde das Zelt zwei Fuß (ca. 60 Zentimeter) entlang der Felskante geblasen.“ Die Bergsteiger verließen im Eiltempo das Zelt. Wenig später wurde es vom Sturm zerrissen und verschwand in der Tiefe.

P.S.: Nach dem ersten Gipfelerfolg der Frühjahrssaison am Lhotse wurde am Donnerstag ein weiterer von einem anderen Achttausender gemeldet. Die „The Himalayan Times“ berichtete, die Chinesin Gao Xiaodan habe gemeinsam mit ihren Climbing Sherpas Nima Gyalzen Sherpa, Jit Bahadur Sherpa und Ang Dawa Sherpa den 8485 Meter hohen Gipfel des Makalu erreicht, des fünfthöchsten Bergs der Erde. Die 35-Jährige aus der Stadt Lanzhou, im Nordwesten Chinas gelegen, habe auf Flaschensauerstoff verzichtet. Gao hatte im Frühjahr 2017 erst den Mount Everest und drei Tage später anschließend auch noch den Lhotse bestiegen, jeweils mit Atemmaske.

]]>
Kammerlander: Frieden mit Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/kammerlander-frieden-mit-manaslu/ Tue, 14 Nov 2017 16:32:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38547

Hans Kammerlander am Manaslu (© Stephan Keck)

Das war’s. Hans Kammerlander schließt das Buch Manaslu. „Ich hatte eine schöne, sehr gute Zeit hier an diesem Berg. Das war es allemal wert“, sagte der 60 Jahre alte Südtiroler, nachdem er und sein Nordtiroler Seilpartner Stephan Keck am Wochenende entschieden hatten, ihre Spätherbst-Expedition zum achthöchsten Berg der Erde (8163 Meter) abzubrechen. „Ich habe meinen Frieden mit dem Manaslu gemacht. Vor allem bin ich dieses Stück Weg zu Ende gegangen. Das hatte ich mir vorgenommen. Es ging eigentlich nie um den Gipfel an sich. Der wäre allenfalls ein Höhepunkt gewesen.“

Hohe Lawinengefahr

Oberhalb von Lager 1 (© Stephan Keck)

Die beiden Bergsteiger waren am Samstag auf ihrem Weg bis zum geplanten Lager 2 auf 6600 Metern laut Keck „bis zu den Achseln im Pulverschnee“ versunken: „Wie mühselig, langsam und deshalb auch gefährlich ein Vorankommen unter diesen Umständen ist, muss ich wohl niemandem erklären.“ Wegen der Schneemassen und der daraus resultierenden Lawinengefahr zogen sie die Notbremse. „Wenn wir es versucht hätten, wäre das russisches Roulette gewesen und hätte uns womöglich alle das Leben gekostet“, sagte Kammerlander.

Traumabewältigung

Dass es dem 60-Jährigen nicht primär um den Gipfelerfolg ging, sondern in erster Linie darum, sein Manaslu-Trauma von 1991 zu bewältigen, erkannte auch sein Teampartner. Kammerlander habe die Entscheidung, die Expedition zu beenden, „recht locker“ genommen, schreibt Stephan Keck in seinem Blog: „Es wird deutlich, dass es ihm vielmehr um die Rückkehr zum Manaslu selbst ging, als darum, seinen 13. Hauptgipfel eines Achttausenders zu besteigen.“

Mit Höhen und Tiefen

Zu viel Schnee am Manaslu (© Stephan Keck)

Bei einer von Kammerlander geleiteten Expedition waren vor 26 Jahren während eines Gipfelversuchs seine beiden Freunde Friedl Mutschlechner und Karl Großrubatscher bei einem Wettersturz ums Leben gekommen. Hans hatte seinerzeit erklärt, er werde niemals mehr zum Manaslu zurückkehren. Diese Entscheidung revidierte er jetzt für die Dreharbeiten zu einem Film, der in einem Jahr in die Kinos kommen soll „ein Porträt meines Lebens, mit Höhen und Tiefen“, wie mir Kammerlander im vergangenen Frühjahr erzählt hatte.

Kein weiterer Versuch

Auch wenn ein Gipfelerfolg Kammerlanders mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Tragödie von 1991 dem Film eine besondere Pointe verschafft hätte, dürften die Macher auch so mit beeindruckenden Bildern zurückkehren: von einem Basislager, das im Gegensatz zu einigen Wochen zuvor nicht mehr überfüllt war, von einem einsamen Manaslu im Schneekleid – und einem Protagonisten, der gesund zurückkehrt und seinen Frieden mit dem „Berg der Seele“ geschlossen hat. Einen neuen Gipfelversuch im nächsten Frühjahr werde es definitiv nicht geben, ließ Kammerlander wissen.

]]>
Russen gelingt Erstbesteigung des Phungi https://blogs.dw.com/abenteuersport/russen-gelingt-erstbesteigung-des-phungi/ Mon, 06 Nov 2017 16:11:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38363

Aufstiegs- (rot) und Abstiegsroute (grün)

Da sage noch jemand, es gebe im Himalaya keine Spielwiesen für Spitzenkletterer mehr. Yury Koshelenko und Aleksei Lonchinskii haben einen weißen Fleck auf der Sechstausenderkarte getilgt. Den beiden Russen gelang am 28. Oktober in Nepal die Erstbesteigung des 6538 Meter hohen Phungi, westlich des Achttausenders Manaslu. Der 54 Jahre alte Koshelenko und der 35-jährige Lonchinskii kletterten auf einer ziemlich direkten Linie durch die rund 1500 Meter hohe Südostwand des Bergs. Für den Aufstieg im Alpinstil benötigten sie drei Tage, für den Abstieg auf anderer Route zwei weitere Tage.

Scharfer Grat

Am Gipfelgrat

Laut Yury stiegen die beiden am 26. Oktober bei gutem Wetter in die Wand mit Eispassagen von 60 bis 80 Grad Steigung ein. Nach dem zweiten Biwak, fünf Seillängen unterhalb des Gipfelgrats habe sich das Wetter rapide verschlechtert. Es sei sehr kalt und windig geworden, berichtet Koshelenko. Über den scharfen, überwechteten Firngrat arbeiteten sich die beiden zum Gipfel vor, den sie am 28. Oktober um 16.30 Uhr erreichten. Der Abstieg durch einen Eisfall im schlechten Wetter sei teilweise heikel gewesen, berichtet Yury.

Piolet d’Or-Preisträger

Yury Koshelenko (r.) und Aleksei Lonchinskii

Koshelenko und Lonchinskii gehören zur Elite der russischen Kletterer. Beide wurden bereits mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“: Koshelenko 2003 für seine Erstbesteigung des 7804 Meter hohen Nuptse East über den Südostpfeiler (mit Valerij Babanov), Lonchinskii für die Erstbegehung der Südwestwand des 6623 Meter hohen Thamserku (mit Alexander Gukov).

]]>
Biogas aus Fäkalien vom Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/biogas-aus-faekalien-vom-everest/ Sat, 28 Oct 2017 13:59:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38307

Hier soll die Biogas-Anlage entstehen

Es gibt Dinge, die stinken zum Himmel – und das im wörtlichen Sinne. Etwa wenn sich in einer Frühjahrssaison im Basislager auf der nepalesischen Südseite des Mount Everest bis zu 1000 Bergsteiger, Hochträger, Köche, Küchenhelfer und anderes Personal zwei Monate lang erleichtern. Die seit Jahren kursierende Zahl von 12.000 Kilogramm Fäkalien, die dabei angeblich anfallen, erscheint mir eher niedrig gegriffen. Der Abtransport des menschlichen Abfalls aus dem Everest-Basislager ist – im Gegensatz zum Fäkalien-Problem in den Hochlagern – seit langem geregelt: Die Exkremente aus den Toilettenzelten der Expeditionen werden in Tonnen gesammelt und von so genannten „Shit portern“ talwärts getragen: bis 2014 ausschließlich nach Gorak Shep, der nächsten kleinen Siedlung, rund fünf Kilometer vom Basislager entfernt, inzwischen auch weiter nach unten. Dort werden die Fäkalien in Gruben gekippt und damit zu einer Gefahr für das Trinkwasser. Der Weltverband der Kletterer und Bergsteiger (UIAA) hat jetzt ein Umweltschutzprojekt ausgezeichnet, das einen wichtigen Beitrag leisten könnte, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Geplanter Spatenstich im Frühjahr 2018

Projektleiter Garry Porter

Der „Mountain Protection Award 2017“ der UIAA geht an das “Mount Everest Biogas-Projekt”. Zwei US-Amerikaner, der Expeditionsleiter Dan Mazur und Garry Porter, ein früherer Ingenieur des Luftfahrtkonzerns Boeing, hatten das Projekt 2010 gegründet. In Gorak Shep sollen die Fäkalien in dichten Behältern gesammelt und für eine Biogas-Anlage genutzt werden. Die technische Herausforderung liegt darin, bei der teilweise extremen Kälte auf 5200 Meter Höhe die für den Faulbehälter nötige Temperatur aufrechtzuerhalten. Dieses Problem konnte offenbar gelöst werden. „Aus Ingenieurs- und Architektensicht ist unsere Konstruktion inzwischen ausgereift, und wir sind sehr zuversichtlich, dass die Anlage funktioniert,“ sagt Projektleiter Garry Porter. „Es wird höchste Zeit, die Theorie praktisch umzusetzen.“ Der Spatenstich ist für nächstes Frühjahr geplant – wenn bis dahin genug Geld zusammenkommt. Voraussichtlich im Winter 2018/19 wäre die Anlage in Gorak Shep dann einsatzbereit, und die Lodges könnten mit Biogas kochen statt wie bisher mit Holz oder Yak-Dung.

Fäkalienproblem nicht nur am Everest

Weitere Abnehmer der Technologie sollten sich auch in anderen Gebieten des Himalaya und Karakorum finden lassen. So hatte das Basislager zu Füßen des Achttausender Manaslu in dieser Herbstsaison Everest-Ausmaße. Auch dort dürften die Fäkalien-Tonnen voll gewesen sein – wenn denn der menschliche Abfall überhaupt abtransportiert worden ist.

]]>
Stitzinger nach Manaslu-Erfolg: „Es weht ein anderer Wind“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stitzinger-nach-manaslu-erfolg-es-weht-ein-anderer-wind/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stitzinger-nach-manaslu-erfolg-es-weht-ein-anderer-wind/#comments Fri, 06 Oct 2017 07:43:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38043

Luis Stitzinger (l.) und Alix von Melle (r.) am Gipfel des Manaslu

„Trotz Vorahnung waren wir bass erstaunt, was dort geboten wurde“, sagt mir Luis Stitzinger nach seiner Rückkehr vom Manaslu. „Das war eine wahre Zeltstadt im Basislager.“ Der 48-Jährige hatte – wie berichtet – am vergangenen Samstag ein achtköpfiges Team des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin auf den 8163 Meter Gipfel in Nepal geführt. Mit Luis erreichte auch seine zwei Jahre jüngere Ehefrau Alix von Melle den höchsten Punkt. Für beide war es der siebte Achttausender und der sechste, den sie gemeinsam bestiegen, allesamt ohne Flaschensauerstoff. Gleich zu Beginn der Expedition hatten sich elf der 14 Mitglieder des Amical-Teams bei erkälteten Trägern angesteckt. „Das war ein schlechter Start“, sagt Luis. „Einige mussten die ganze Sache sogar abbrechen. Das war schade, das hat uns ganz schön dezimiert.“ Ich erreiche Luis telefonisch in einem Hotel in Kathmandu:

Luis, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum siebten Achttausender. Wie ist es euch am Gipfeltag ergangen?

Der späte Aufstieg war durch die Krankheitswelle bedingt. Es war aber auch teilweise Kalkül. An den Spitzen-Gipfeltagen zwischen dem 26. und 28. September war ein solcher Almauftrieb, dass es uns sicher wenig Spaß gemacht hätte, da mitmischen zu müssen. Zum Glück blieb aber das Wetter sehr lange stabil. Man hat mir erzählt, dass es im letzten Jahr zwei mögliche Gipfeltage gab. Diesmal war es ein großes Schönwetterfenster von  zwei Wochen.

Schlange am Manaslu

Wir hatten uns relativ weit hinten positioniert, was im Endeffekt ein Glück war. Wir hatten freie Bahn, es waren kaum noch Leute unterwegs. Der vergangene Samstag, der 30. September, war ein guter Gipfeltag. Morgens war es noch etwas windig, deshalb sind wir erst gegen 4.30 Uhr aufgebrochen. Der Wind ließ aber schon am ersten Plateau nach, dort wehte es vielleicht noch mit 15, 20 Stundenkilometern.

Mit uns waren nur etwa ein halbes Dutzend Bergsteiger unterwegs, ein paar Spanier und Russen. Durch das große Aufkommen an Bergsteigern zuvor war die Spur sehr gut ausgeprägt. Zu Beginn der Saison waren die Schlüsselstellen der Route bis zum Gipfel von einem Team des Veranstalters Seven Summit Treks mit Fixseilen gesichert worden. Der Gipfelgang war daher für uns recht entspannt und aufgrund des Wetters sogar ein richtiger Genuss.

Blick vom Gipfel

Ihr seid allesamt ohne Flaschensauerstoff aufgestiegen. Das scheint mittlerweile am Manaslu die Ausnahme zu sein.

Wir waren ja 2012 schon einmal im Frühjahr am Manaslu. Da waren die meisten ohne Sauerstoff unterwegs. Das war jetzt im Herbst 2017 ganz anders. Drei Viertel der Bergsteiger, wenn nicht sogar mehr, gingen mit Sauerstoff. Es hat uns schon ein bisschen schockiert, wenn du Leute siehst, die schon ab Lager 1 (auf 5700 Metern) mit Atemmaske gehen. Ich habe sogar Leute gesehen, die von Lager 1 zum Basislager mit Sauerstoff abstiegen.

Da ist schon ein neuer Typ von Expeditionskunden unterwegs. Es waren sehr viele chinesische Bergsteiger dabei, die keine Kosten und Mühen gescheut haben, um auf den Gipfel zu kommen. Oder auch russische Anbieter, die mit allem geklotzt haben: teilweise zwei Climbing Sherpas pro Kunde, Sauerstoff von Lager 1 bis zum Gipfel, und zum Schlafen auch noch. Da weht mittlerweile ein anderer Wind.

Diese große Masse an Bergsteigern an einem Berg, wie am Everest, Cho Oyu oder jetzt am Manaslu, führt auch zu einer Anonymisierung des ganzen Betriebs. Uns ist zweimal aus Zelten Ausrüstung gestohlen worden. Wenn jemand aus dem Hochlager Steigeisen klaut, muss ihm klar sein, dass für den Bestohlenen der Aufstieg zumindest an diesem Tag zu Ende ist. Das finde ich ganz schön übel.  

Das klingt fast wie eine Beschreibung der Auswüchse am Everest.

Ich würde auch sagen, dass der Manaslu der neue Everest ist. Das ist nicht übertrieben. Es liegt natürlich auch daran, dass Tibet in diesem Jahr dicht war. Aber ich glaube, dass viele Veranstalter, die hier diese Luxusschiene fahren, den Manaslu für sich als vermeintlich leichten Achttausender entdeckt haben.

Im Aufstieg

Gab es denn Absprachen zwischen den einzelnen Veranstaltern, wer wann geht, damit es keine Staus auf der Route gibt?

Nein, davon habe ich jedenfalls nichts mitbekommen. Die haben sich einfach den besten Tag ausgesucht und sind losgezogen. Gerade an diesen Spitzentagen hat es große Staus gegeben, vor allem an den schwierigen Passagen zwischen Lager 1 und 2 sowie zwischen Lager 3 und 4. Das erinnerte fast an die Bilder vom Everest. Ich glaube, da gab es Probleme und Unmut bei denen, die wegen der langsamen Gruppen nicht vorwärts kamen.  

Da kann man ja nur froh sein, dass die Lawinengefahr in diesem Herbst am Manaslu offenkundig geringer war als sonst.

Lawinengefahr herrschte in dieser Saison so gut wie gar nicht. Es hat nur ein-, zweimal ein bisschen mehr geschneit, aber der Neuschnee hat sich sofort gesetzt.

Zuletzt gab es immer wieder Berichte von Bergsteigern, dass man die Auswirkungen des Klimawandels auch am Manaslu ganz deutlich sehe. Du warst 2012 schon mal dort. Hast du die Veränderungen auch registriert?

Damals waren wir im Frühjahr dort, als überall noch der Schnee des Winters lag, jetzt im Herbst, das kann mich nicht richtig vergleichen. Aber man sieht schon, dass der Gletscher markant zurückgeht. Am Manaslu North etwa schaut sehr viel Fels heraus, wo vor Jahren noch ununterbrochene Riffeleisflanken waren. Überall läuft das Wasser. Man kann die Folgen des Klimawandels am Manaslu deutlich sehen.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/stitzinger-nach-manaslu-erfolg-es-weht-ein-anderer-wind/feed/ 1
Everest-Verhältnisse am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-verhaeltnisse-am-manaslu/ Mon, 02 Oct 2017 12:37:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38005

Manaslu

Der „Berg der Seele“ liegt mir am Herzen. Ganz einfach deshalb, weil ich vor zehn Jahren selbst einen guten Monat zu Füßen des Manaslu verbracht habe. Seit damals habe ich eine persönliche Beziehung zu diesem beeindruckenden Achttausender in Nepal. Im Frühjahr 2007 berichtete ich aus dem Basislager auf 4850 Meter Höhe über eine kommerzielle Expedition, einmal stieg ich selbst auch bis Lager 1 auf 5700 Metern auf. Damals waren wir – Expeditionsleiter Ralf Dujmovits und elf Kunden sowie ein Zwei-Mann-Team aus Österreich – die einzigen Menschen am Berg. Damals hätten wir uns nicht vorstellen können (und mögen), dass der Manaslu einmal zum „Mount Everest der Herbst-Saison“ mutieren würde. In der aktuellen Saison bevölkerten zeitweise rund 500 Bergsteiger das Manaslu-Basislager. Knapp 200 Gipfelerfolge wurden bisher vermeldet – wobei auffiel, dass diesmal meist wirklich Bilder vom höchsten Punkt und nicht, wie in den Vorjahren, von einer Stelle darunter verbreitet wurden. Unter denen, die den 8163 Meter hohen Gipfel erreichten, waren auch zwei Bergsteiger, mit denen ich selbst an anderen Bergen unterwegs war.

Achttausender Nr. 7 für Stitzinger und von Melle

Alix von Melle (r.) und Luis Stitzinger

Luis Stitzinger, mein Expeditionsleiter bei der Erstbesteigung des Siebentausenders Kokodak Dome im Sommer 2014 im Westen Chinas, führte am vergangenen Samstag ein Team des deutschen Veranstalter Amical alpin auf den Gipfel des Manaslu. Laut Luis verzichteten alle acht Mitglieder seiner Gruppe auf Flaschensauerstoff. Für den 48-Jährigen war es der siebte Achttausender, allesamt ohne Atemmaske bestiegen. Diese Bilanz kann nun auch seine Ehefrau Alix von Melle aufweisen. Keine andere Frau aus Deutschland hat auf mehr Achttausender-Gipfeln gestanden als die 46-Jährige. Sechs ihrer sieben Achttausender haben Alix und Luis gemeinsam bestiegen.

Atemmaske teilweise ab Lager 2

Sergio Zigliotto auf dem Manaslu

Dass Besteigungen des Manaslu ohne Flaschensauerstoff inzwischen eher die Ausnahme als die Regel sind, bestätigte mir ein anderer meiner früheren Weggefährten. „90 Prozent nutzen Sauerstoff ab Lager 3 (auf 6800 Metern)“, schreibt Sergio Zigliotto. „Ich sah auch Chinesen, die schon ab Lager 2 (6400 Meter) zur Flasche griffen.“ Mit dem 51 Jahre alten Italiener hatte ich im Herbst 2011 am Siebentausender Putha Hiunchuli in Nepal das Zelt geteilt. Sergio hatte damals den Gipfel erreicht, ich dagegen hundert Meter unterhalb des Gipfels umdrehen müssen. Am Mittwoch vergangener Woche stand Zigliotto auf dem Manaslu. Sergio hatte ohne Atemmaske aufsteigen wollen, atmete wegen gesundheitlicher Probleme aber auf den letzten 200 Höhenmetern Flaschensauerstoff.

Am kurzen Seil

Schlange am Manaslu

„Es war sehr hart, aber wunderschön. Ich stand am 27. September um zehn Uhr auf dem höchsten Punkt des Manaslu auf 8163 Metern“, schreibt mir Sergio. „Ich erwischte den perfekten Gipfeltag. Es war ein klarer und sonniger Tag. Wir waren nur zu fünft oben, somit gab es keine Probleme wegen zu vieler Leute auf der Route.“ An jenem Tag hätten insgesamt rund 50 Personen den Gipfel erreicht. „Ich habe viele Chinesen beobachtet, die am kurzen Seil auf- und abstiegen. Das war wirklich traurig anzusehen.“ Everest-Verhältnisse am Manaslu. Deshalb liegt mir der „Berg der Seele“ nicht nur am Herzen, sondern auch ein wenig auf der Seele.

]]>
Soria bricht Dhaulagiri-Expedition ab, Gipfelerfolge am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/soria-bricht-dhaugaliri-expedition-ab-gipfelerfolge-am-manaslu/ Tue, 26 Sep 2017 16:53:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37955

Carlos Soria am Dhaulagiri

Der wohl fitteste aller Höhenbergsteiger-Senioren muss weiter auf seinen 13. Achttausender warten. Carlos Soria erklärte seine Expedition am 8167 Meter hohen Dhaulagiri wegen der großen Schneemengen am Berg für beendet. Während des Aufstiegs des 78-Jährigen Spaniers und seiner Begleiter nach Lager eins seien nicht weit entfernt mehrere Lawinen abgegangen, ließ Carlos auf Facebook wissen. Die Lawinengefahr werde auch in den oberen Bereichen des Bergs fortbestehen. Zudem seien die Fixseile, die sie vorher angelegt hätten, von den Schneemassen begraben. „Wegen all dieser Widrigkeiten bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Dhaulagiri-Expedition für diese Saison endgültig abzubrechen“, heißt es in Sorias Nachricht. Ein erster Gipfelversuch war vor anderthalb Wochen auf einer Höhe von rund 7800 Metern gescheitert, weil sich Carlos und Co. verstiegen hatten und der Nebel immer stärker geworden war.

Zwei fehlen weiterhin in der Sammlung

Dhaulagiri

Der Spanier hält die Altersrekorde am K 2 (65 Jahre), Broad Peak (68), Makalu (69, damals stieg er solo und ohne Flaschensauerstoff auf), Gasherbrum I (70), Manaslu (71), Lhotse (72), Kangchendzönga (75) und der Annapurna (77). Am Dhaulagiri ist er nun schon siebenmal gescheitert, zuletzt im vergangenen Frühjahr. Außerdem fehlt ihm noch die 8027 Meter hohe Shishapangma, um seine Achttausender-Sammlung zu komplettieren. Sollte ihm das Kunststück gelingen, wäre Carlos Soria der mit Abstand älteste Mensch sein, der auf allen 14 Achttausendern stand. Bisher hält diesen „Rekord“ der Pole Piotr Pustelnik, der 2010 als 58-Jähriger seinen letzten Achttausender bestieg.

Gipfelwelle am Manaslu rollt

Manaslu (l.) und Pinnacle East (r.)

Immerhin hatte Carlos den Dhaulagiri in diesem Herbst fast für sich. Das kann am nicht weit entfernten Manaslu derzeit niemand behaupten. Rund 500 (!) Bergsteiger haben im dortigen Basislager ihre Zelte aufgeschlagen. Am Montag vergangener Woche waren von dem 8163 Meter hohen „Berg der Seele“ die ersten Gipfelerfolge vermeldet worden. Gestern und heute berichteten mehrere Teams über die sozialen Netzwerke, dass auch sie den höchsten Punkt erreicht hätten. Und die große Welle ist erst jetzt richtig losgerollt. Unter denen, die zu ihrem Gipfelversuch aufgebrochen sind, ist auch das deutsche Höhenbergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger. Beide haben bisher sechs Achttausender bestiegen, fünf davon gemeinsam. Gestern war ein 46 Jahre alter Brite am Manaslu ums Leben gekommen. Nachdem er seinen Aufstieg wegen Anzeichen schwerer Höhenkrankheit abgebrochen hatte, verstarb er beim Abstieg auf gut 6000 Metern.

]]>
Großer Andrang am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/grosser-andrang-am-manaslu/ Wed, 06 Sep 2017 14:39:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37439

Manaslu

Der Manaslu wird einmal mehr zum „Everest der Herbstsaison“. Das Basislager zu Füßen des achthöchsten Bergs der Erde (8163 Metern) dürfte in Kürze an die Zeltstadt am höchsten aller Berge im Frühjahr erinnern. Nach Angaben der Zeitung „The Himalayan Times“ erteilte das nepalesische Tourismusministerium bisher mindestens 135 Besteigungsgenehmigungen an ausländische Bergsteiger. Geht man davon aus, dass im Schnitt auf jeden ausländischen etwa ein einheimischer Climbing Sherpa kommt und sicher auch noch der eine oder andere Spätentschlossene dazu stößt, werden sich wohl – inklusive Küchenpersonal – zwischen 300 und 400 Menschen um die besten Stellplätze im Basislager streiten. Und auch auf der Normalroute über die Nordostflanke des Bergs dürfte es eng werden.

Ein Grund für den großen Andrang am Manaslu ist die Entscheidung der chinesischen Behörden von Anfang Juni, die Herbstsaison 2017 komplett abzusagen, um die Vorschriften für Bergsteiger „anzupassen und zu verbessern“. Das jedenfalls war die offizielle Begründung. Inoffiziell wird spekuliert, dass die Führung in Peking während des nur alle fünf Jahre stattfindenden Parteitags der chinesischen Kommunisten Mitte Oktober Unruhen in Tibet für möglich hält und dabei ungern westliche Zuschauer hätte.

Nächster Anlauf für von Melle und Stitzinger

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Der Manaslu ist ein beliebtes Alternativziel, wenn China die Grenze nach Tibet für ausländische Bergsteiger schließt. Schon im Herbst 2012 und im Herbst 2015 waren viele kommerzielle Veranstalter auf den Manaslu ausgewichen. Knapp 1000-mal wurde der „Berg der Seele“ inzwischen bestiegen. Unter den Gipfelanwärtern in diesem Herbst sind auch Alix von Melle und Luis Stitzinger. Dem deutschen Bergsteiger-Ehepaar fehlt der Manaslu noch in der Achttausender-Sammlung. Die 46 Jahre alte Alix und der 48 Jahre alte Luis haben bisher jeweils sechs Achttausender bestiegen, fünf davon gemeinsam. Im Herbst 2012 hatten die beiden am Manaslu eine Höhe von knapp unter 8000 Metern erreicht. In der aktuellen Saison leitet Luis eine Expedition des deutschen Veranstalters Amical alpin.

Soria erneut am Dhaulagiri

Deutlich einsamer als am Manaslu geht es in diesem Herbst an den Achttausendern Dhaulagiri (8167 Meter) und Lhotse (8516 Meter) zu. Nach seinem gescheiterten Versuch im vergangenen Frühjahr versucht sich der Spanier Carlos Soria erneut mit seinem Team am Dhaulagiri. Der siebthöchste Berg der Erde wäre für den 78-Jährigen sein 13. Achttausender. Im Erfolgsfall würde ihm nur noch die Shishapangma fehlen. Carlos bestieg seinen ersten Achttausender, den Nanga Parbat, mit 51 Jahren. Der leistungsstarke Senior hält bereits die Altersrekorde am K 2 (65 Jahre), Broad Peak (68), Makalu (69), Gasherbrum I (70), Manaslu (71), Lhotse (72), Kangchendzönga (75) und an der Annapurna (77).

Koreanisch-spanischer Versuch an Lhotse-Südwand

Lhotse-Südwand

Wie Soria am Dhaulagiri versucht sich auch der Südkoreaner Sung Taek Hong an der Lhotse-Südwand zum wiederholten Mal. 2014 und 2015 war Sung jeweils im Herbst mit Versuchen gescheitert, die mehr als 3000 Meter hohe, äußerst schwierige Wand auf einer teilweise neuen Route zu besteigen. Diesmal ist der 51-Jährige mit dem 49 Jahre alten Spanier Jorge Egocheaga unterwegs. Jorge ist ein äußerst erfahrener Höhenbergsteiger, der auf allen 14 Achttausendern gestanden hat. Lediglich am Everest nutzte er Flaschensauerstoff.

]]>
Kammerlander: „Ich möchte am Manaslu meinen Weg beenden“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kammerlander-ich-moechte-am-manaslu-meinen-weg-beenden/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kammerlander-ich-moechte-am-manaslu-meinen-weg-beenden/#comments Wed, 14 Jun 2017 12:50:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36671

Hans Kammerlander

Er will einen Schlussstrich ziehen. Der Südtiroler Hans Kammerlander will im Spätherbst in Nepal den 8163 Meter hohen Manaslu besteigen und damit sein Trauma von 1991 endgültig hinter sich lassen. Während eines Gipfelversuchs waren damals seine beiden Freunde Friedl Mutschlechner und Karl Großrubatscher bei einem Wettersturz ums Leben gekommen. Kammerlander erklärte seinerzeit, er werde niemals mehr zum Manaslu zurückkehren. In den Jahren zuvor hatte Hans an der Seite Reinhold Messners Alpingeschichte geschrieben. So gelang den beiden 1984 am Gasherbrum I und Gasherbrum II in Pakistan die erste Achttausender-Doppelüberschreitung, und das im Alpinstil.

„Kein Alpinismus“

Insgesamt bestieg Kammerlander bisher zwölf der 14 Achttausender. Vom Mount Everest fuhr er 1996 vom Gipfel mit Skiern über die tibetische Nordseite ab. Weil es eine schneearme Saison war, musste Hans mehrfach die Abfahrt unterbrechen. Heute hat er das Interesse am Everest verloren. „Ich verfolge das gar nicht mehr. Normale Everest-Besteigungen sind für mich kein Alpinismus. Sauerstoff, präparierte Berge, die Sherpas machen alles klar“, sagt mir der heute 60-Jährige. „Aber jeder soll es so machen, wie er es für richtig hält. Er soll nur keinen Müll dort oben lassen. Er soll den Berg sauber verlassen, dann ist es für mich okay.“ Ich habe mit Kammerlander über sein Manaslu-Projekt gesprochen, das er zusammen mit dem Nordtiroler Bergführer Stephan Keck realisieren will.

Hans, Manaslu heißt übersetzt „Berg der Seele“. Liegt dir der Manaslu immer noch auf der Seele?

Manaslu (l.) und Pinnacle East (r.)

Ja, natürlich. Wenn du mit solchen Schicksalsschlägen konfrontierst wurdest, wie ich am Manaslu, wo ich bei einem Versuch meine zwei damals sehr, sehr engen Freunde verloren habe, dann liegt dir so ein Berg mehr auf der Seele als einer, an dem du die größten Erfolge erzielt hast, wie der Everest oder der Nanga Parbat.

Du hast damals gesagt: Dieses Erlebnis war so traumatisch, dass ich nie mehr zum Manaslu zurückkehren will. Warum der Sinneswandel?

Ich wollte wirklich nicht mehr zurück. Ich dachte immer, das könnte nur die Wunden aufreißen. Vor einigen Jahren (2006) ist in Nepal bei einem Versuch am (7350 Meter hohen) Jasemba – wir waren zu zweit – ein sehr guter Freund von mir (Luis Brugger) beim Abseilen tödlich abgestürzt. Wir waren zu zweit. Im Jahr danach war ich wieder dort, und ich habe mit Karl Unterkircher die Begehung erfolgreich abgeschlossen. Ich habe festgestellt: Es ist besser, nach vorne zu gehen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken und aufzuhören. Da entstand die Idee, vielleicht doch noch einmal an den Manaslu zurückzukehren, ohne Leistungsdruck, einfach ganz entspannt versuchen, auf den Berg zu gehen und damit einen Weg zu beenden. Das werden wir in diesem Jahr versuchen. Wir werden einen großen Kinofilm drehen. Er soll nicht reißerisch sein, sondern in die Tiefe gehen. Es wird ein Porträt meines Lebens, mit Höhen und Tiefen. Und der Manaslu ist das Hauptthema.

Starke Seilschaft: Kammerlander/Messner (hier 1991)

Du hast irgendwann einmal geschrieben, dass du dich jahrelang mitschuldig am Tod der beiden Freunde gefühlt hast und dir das Unglück damals auch die Fähigkeit genommen hat, dich am Berg zu freuen. Bist du in dieser Hinsicht inzwischen mir dir im Reinen?

Ja, vollkommen. Aber es ist natürlich klar: Als Expeditionsleiter fühlt du dich immer ein bisschen schuldig. Ich wollte damals Freunden die Chance geben, einen Achttausender zu besteigen, so wie Reinhold Messner es mit mir gemacht hat, als ich ein junger Bergsteiger war. Dann erreichen wir den Gipfel nicht und die beiden Topfreunde verunglücken. Obwohl du keine Schuld hast, bedrückt es dich sehr. Und doch möchte ich den Menschen jetzt sagen: Egal, was euch im Leben passiert, geht nach vorne. Wenn jemand eine Treppe herunterfällt und sich verletzt, kann er nicht ein Leben lang Treppen meiden. In diesem filmischen Porträt werden nicht nur glänzende Erfolge, sondern auch tiefe Schmerzen vorkommen, die mir im Leben sehr oft passiert sind: durch den Verlust von Freunden, durch einen schweren Autounfall, wo ich selbst die Schuld auf mich nehmen muss. Das waren ganz schwere, ungewollte Einschnitte. Das kommt in diesem Film alles auf den Tisch.

Du hast den Autounfall Ende 2013 angesprochen, bei dem ein junger Mann ums Leben kam. Du bist unter Alkoholeinfluss gefahren und wurdest als Schuldiger 2015 zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Kann man mit so einer Geschichte überhaupt klarkommen?

Wenn du einen Fehler machst, dann willst du ihn ja nicht machen. Dann ist er passiert, und du musst versuchen, damit zu leben. Natürlich weiß niemand auf der Welt, wie vielen Leuten ich bei Einsätzen als Bergrettungsmann das Leben gerettet habe. Und dann machst du einen Fehler, und dir wird nicht alle Schuld, aber ein Großteil der Schuld zugewiesen. Es war ungewollt, und auch damit musst du leben können. Das ist schwer. Wenn du einen Fehler gemacht hast, und es passiert etwas Dramatisches, das ist sehr, sehr, sehr hart. Weil du kein Guthaben bei der Öffentlichkeit hast. Da wirst du als bekannte Person auf diesen Fehler reduziert. Das ist sehr, sehr bitter.

Kammerlander über den Autounfall 2013

Camp 1 auf der Manaslu-Nordseite

Kommen wir auf den Manaslu zurück. Seit vergangenem Dezember bist du 60 Jahre alt. Wie bereitest du dich auf deine erste Achttausender-Expedition seit über 15 Jahren vor?

Ich bereite mich nicht besonders vor. Ich habe eine unglaubliche Routine. Ich weiß genau, was mein Körper schafft und was nicht. Diese Expedition soll ja auch mit Leistung nichts zu tun haben. Für mich persönlich soll es nur ein Weg sein, den ich gerne beenden möchte. Vielleicht gelingt es mir auch. Und ich glaube, dann bin ich innerlich  sehr ausgeglichen und kann sagen: Jetzt kannst du dich langsam zur Ruhe setzen. Jetzt hast du am Berg die großen Ziele erreicht. Das am Manaslu habe ich einfach nur abgewürgt, verschoben und mich nie mehr diesem Projekt gestellt.

Kammerlander: Keine besondere Vorbereitung auf Manaslu

Wirst du ohne Flaschensauerstoff aufsteigen?

Flaschensauerstoff kam für mich nie in Frage. Ich brauche ihn auch nicht. Den Berg traue ich mir natürlich auch zu, sonst würde ich das Projekt gar nicht erst andenken. Ich bin noch relativ fit. Und es sind schon viel Ältere auf solchen Höhen gewesen, die keine große Erfahrung hatten. Ich dagegen habe sie. Deshalb muss ich jetzt nicht wie verrückt laufen, um mich in Form zu bringen. 

Wollt ihr, wie 1991, über die Nordseite aufsteigen?

Ich würde ganz gerne in die Südwand gehen. Ich mag immer noch lieber eine steile Wand als einen ganz langen Hatscher (mühseliger Marsch), der leicht ist.

Die Südseite hätte ja auch den Vorteil, dass du den Massen, denen du am Manaslu im Herbst sicher begegnen wirst, aus dem Weg gehen könntest. Denn die sind zu 99 Prozent auf der Nordseite unterwegs.

Das hat sich wirklich sehr verändert. Damals waren wir alleine am Manaslu. Aber das ist für mich ohnehin kein Thema, weil ich erst im November aufbrechen und in den Winter hinein gehen werde. Dann ist niemand mehr da, und wir haben den Berg für uns alleine. Es wird sicher mehr Wind und mehr Kälte geben, dafür ist das Wetter wahrscheinlich beständiger. Das habe ich alles bedacht. Ich möchte nicht in so einer Masse nach oben gehen.

Die 14 Achttausender wären für dich im Erfolgsfall zum Greifen nahe. Dir fehlt ja neben dem Manaslu noch die Shishapangma, wo du „nur“ auf dem Mittel-, nicht dem Hauptgipfel warst. Wäre das für dich noch ein Thema?

Wenn ich den Gipfel des Manaslu erreiche, hätte ich für mich persönlich die 14 Achttausender voll gemacht. Denn auch der (8008 Meter hohe) Shishapangma-Mittelgipfel ist ja ein Achttausender. Damals war die Shishapangma mein Vorbereitungsgipfel für den Everest. Das habe ich echt vergeigt. Ich bin direkt auf den Mittelgipfel, habe dort ein paar Gebetsfahnen an einem Eispickel gesehen und bin nicht mehr den Grat hinüber zum wenige Meter höheren Hauptgipfel gestiegen. Aber das interessiert mich nicht, die Zahl 14 war für mich nie ein Thema. Ich hätte damals im Erfolgsfall bestenfalls der Vierte sein können, der alle 14 Achttausender bestiegen hätte. Da interessieren mich andere Geschichten mehr, wo ich etwas Neues probieren kann und mich nicht nur in einer Liste einreihen muss.

Kammerlander: 14 Achttausender sind für mich kein Thema

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/kammerlander-ich-moechte-am-manaslu-meinen-weg-beenden/feed/ 3