Sindhupalchowk – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 „School up!“: Thulosirubari feiert seine neue Schule https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-thulosirubari-feiert-seine-neue-schule/ Sat, 17 Mar 2018 08:49:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39943

Musiker begleiten uns zur Schule

Diese Straßensperre ist keine gewöhnliche. Fünfhundert Meter vor dem Schulgelände in Thulosirubari, 70 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, endet für uns die Fahrt im Jeep. Acht Musiker stehen mitten auf der staubigen Piste im Dorf. Als Ralf Dujmovits – der erste und bisher einzige deutsche Bergsteiger, der alle 14 Achttausender bestiegen hat – und ich aus dem Auto steigen, beginnen sie, auf ihren traditionellen Instrumenten für uns zu spielen. Hinter der musizierenden Dorfkapelle steigen wir die letzten Meter zur Schule hinauf.

Ankunft

Dort werden wir „mit großem Bahnhof“ begrüßt. Mehrere hundert Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrer, die Dorfhonoratioren und andere Bewohner von Thulosirubari erwarten uns zur feierlichen Einweihung und Übergabe der ersten beiden Gebäudeteile an das örtliche Schulkomitee – möglich gemacht durch eure Spenden für unser Hilfsprojekt „School up!“. Die alte Schule war durch das verheerende Erdbeben in Nepal am 25. April 2015 so stark beschädigt worden, dass sie hatte abgerissen werden müssen. Ende Juni 2015 hatte ich zusammen mit Ralf Dujmovits und der österreichischen Topbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner „School up!“ ins Leben gerufen, um die Schule von Thulosirubari so schnell wie möglich wieder aufzubauen.

Endgültiger Umzug im April

Das neue Schulgebäude

„Was für ein Anblick!“, freut sich Ralf, als wir auf den gelb gestrichenen Neubau zugehen. Wir klatschen uns ab. In gewisser Weise schließt sich für uns beide an diesem Tag ein Kreis. Der 56 Jahre alte Bergsteiger war Anfang Mai 2015, eine Woche nach dem Beben, mit einem Ärzteteam in den am schlimmsten heimgesuchten Distrikt Sindhupalchowk gefahren, in dem auch Thulosirubari liegt. „Wo früher Trubel herrschte, ist es jetzt gespenstisch still. Die Menschen stehen einfach nur still dort und starren auf die Ruinen. Sie wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen aufzuräumen“, hatte mir Ralf damals berichtet. Die alte Schule sei nur noch ein „Schrotthaufen“. Als ich im März 2016, knapp ein Jahr nach der Katastrophe, Thulosirubari besuchte, war das Gebäude bereits abgerissen. Die mehr als 500 Kinder und Jugendlichen wurden in Wellblechschuppen unterrichtet. Im Oktober 2016 konnten dank „School up!“ die Bauarbeiten beginnen. Jetzt sind die ersten beiden Gebäude mit insgesamt zwölf Klassenräumen fast fertig. An einigen Stellen ist der Innenanstrich noch nicht abgeschlossen, einige Elektrikerarbeiten sind ebenfalls noch zu erledigen. Im April sollen die Klassen endgültig in die neuen Räume umziehen.

Neuen Mut gefunden

An diesem Festtag werden unter einem großen Zeltdach auf dem Schulhof stundenlang Reden gehalten, viele Urkunden und Geschenke überreicht. Einige Tanzeinlagen von Schülerinnen lockern das Programm auf. Die große Dankbarkeit, die uns entgegenschlägt, ist anrührend. Wir blicken in Hunderte von strahlenden Gesichtern. „Ihr habt uns nicht nur geholfen, sondern auch neuen Mut geschenkt“, sagt Devi Dulal, der Vorsitzende des Schulkomitees. Angespornt durch die Bauarbeiten an der neuen Schule, haben viele Einwohner von Thulosirubari damit begonnen, auch ihre zerstörten Häuser im Dorf wieder aufzubauen.

Junge Zuschauer

„Mittlerweile laufen in Sindhupalchowk die Arbeiten an rund 75 Prozent der Gebäude, die durch das Erdbeben 2015 beschädigt oder zerstört wurden“, erzählt mir Sanjay Sapkota, der als technischer Berater der „Nepalhilfe Beilngries“ den Bau der neuen Schule in Thulosirubari begleitet hat. „Die Regierung hat aus der Katastrophe gelernt und strengere Bauvorschriften erlassen. Sie hat die finanzielle Unterstützung für Neubauten erst freigegeben, wenn die Leute nachweisen konnten, dass sie die neuen Regeln auch einhalten.“ Der staatliche Zuschuss von je 300.000 Rupien pro Gebäude, umgerechnet knapp 2400 Euro, „reicht allerdings gerade mal für das Fundament“, sagt Sanjay.

Grundstein für acht weitere Klassenräume

Der erste Stein für das nächste Gebäude

Auch Ralf und ich legen an diesem Festtag von Thulosirubari einen Grundstein: für den zweiten Bauabschnitt von „School up!“. Hier soll ein weiteres Gebäude mit acht Klassenräumen entstehen, dazu ein zweiter Toilettentrakt. „Bildung ist die beste und wichtigste Investition in unsere Jugend,“ sagt Ralf Dujmovits in seiner kurzen Rede bei der Feier. „Ich wünsche euch für die Zukunft dieser Schule, für Thulosirubari, für alle diese Kinder, alles Gute. Ihr habt gelernt, auch sehr schwere Zeiten durchzustehen. Und ihr verdient es, in der Zukunft wirklich gute Zeiten zu erleben.“ Wie Ralf bedanke auch ich mich bei den Menschen von Thulosirubari für den überwältigend herzlichen Empfang: „Ich trage euch tief in meinem Herzen und verspreche euch, mich weiter für ‚School up!‘ einzusetzen.“ Als ich am Abend vor der Rückfahrt nach Kathmandu noch einige Minute lang durch das Dorf spaziere, begrüßen mich von allen Seiten Dorfbewohner – nicht nur wie einen alten Bekannten, sondern wie einen Freund.

Ein Dank und eine Bitte

Vielen Dank an alle Unterstützer, sagen Ralf (l.) und ich

Ralf und ich haben den Dank der Menschen von Thulosirubari stellvertretend für alle Spender von „School up!“ entgegengenommen – natürlich auch für Gerlinde und für die Mitarbeiter der „Nepalhilfe Beilngries“, die mit all ihrer Erfahrung und großem Engagement den Bau der ersten Gebäudeteile umgesetzt haben. Damit auch der zweite Bauabschnitt, der etwa ein bis anderthalb Jahre dauern wird, erfolgreich beendet werden kann, benötigen wir weitere Spenden für „School up!“. Hier ist noch einmal das Spendenkonto:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Wenn ihr diesen Verwendungszweck angebt, landet das Geld zielgerichtet in Thulosirubari. Ich werde euch auch weiterhin in unregelmäßigen Abständen in meinem Blog über den Fortgang des Projekts unterrichten. Allen Freunden von „School up!“ ein riesiges Dankeschön. Ihr seid großartig!

P.S. Ein herzliches Dankeschön an LOWA  für die sieben Säcke Schuhe, mehr als 200 Paar, die wir an die Kinder von Thulosirubari verteilt haben. Und auch an AB Sport in Köln für die Fußbälle, mit denen die Schulmannschaft ab sofort spielen wird.

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Der Traum von der Modell-Schule https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-traum-von-der-modell-schule/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-traum-von-der-modell-schule/#comments Wed, 26 Apr 2017 10:02:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35955

Putzarbeiten in den neuen Räumen

Gestern jährte sich zum zweiten Mal der Tag, an dem ein verheerendes Erdbeben Nepal erschütterte. Rund 9000 Menschen starben, mehr als 22.000 wurden verletzt, Hunderttausende von Häusern stürzten ein oder wurden schwer beschädigt und damit unbewohnbar. Immer noch leben viele Menschen in den am härtesten betroffenen Bergregionen in Notunterkünften. Im Dorf Thulosirubari im Distrikt Sindhupalchowk, rund 70 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu, wird seit einigen Monaten kräftig gebaut. Die Spendengelder unseres Hilfsprojekts „School up!“ haben den Neubau eines Schulgebäudes für mehr als 500 Kinder und Jugendliche durch die Nepalhilfe Beilngries möglich gemacht. Die alte Schule war bei dem Beben so schwer beschädigt worden, dass sie hatte abgerissen werden müssen. In den vergangenen Wochen gab es zeitweise Lieferengpässe für Baumaterial, außerdem fehlte es an Wasser, um Beton anzumischen. Da das Schulgelände auf einem Hügel liegt, muss das Wasser hinaufgepumpt oder – wenn die Pumpen ausfallen – sogar hinaufgetragen werden.

Bald zwölf neue Klassenräume

Die zweite Geschossdecke ist inzwischen fertig

Inzwischen ist die zweite Geschossdecke eingezogen. Die Innenarbeiten laufen (s. Video). „Wir sind ganz aufgeregt“, sagt Devi Dulal, der Vorsitzende des Schulkomitees in Thulosirubari. „Wir werden bald  zwölf neue Unterrichtsräume haben. Wir können es gar nicht erwarten, die Schüler von den provisorischen Wellblech-Schuppen in das neue Gebäude umziehen zu lassen.“ Acht weitere Klassenzimmer würden noch gebraucht, um wirklich alle Schüler unterzubringen. Zudem müssten noch zwei Toilettenhäuser gebaut werden. „Wir träumen davon, dass wir so etwas wie eine Modellschule für Sindhupalchowk werden.“

Wir sind mit „School up!“ schon weit gekommen, aber noch nicht am Ziel. Wir benötigen weitere Spenden. Hier noch einmal die Bankverbindung unseres Hilfsprojekts:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Schon jetzt tausend Dank für eure Unterstützung. Gerne dürft ihr auch euren Freunden und Bekannten von „School up!“ erzählen.

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“School up!” – Es geht richtig zur Sache https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-es-geht-richtig-zur-sache/ Mon, 21 Nov 2016 09:15:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34243 Ausschachten für die Fundamente

Ausschachten für die Fundamente

“School up!” ist längst nicht mehr nur ein Spenden-Aufruf, sondern ein Projekt, das verwirklicht wird. Dank eurer Spenden entsteht im kleinen Dorf Thulosirubari, rund 70 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, das erste Gebäude der neuen Schule. „Die Ausschartung ist in vollem Gange. Das Baumaterial ist auf der Baustelle eingetroffen“, schreibt mir dieser Tage Shyam Pandit, der Verbindungsmann der deutschen Hilfsorganisation „Nepalhilfe Beilngries“ in Nepal. „Ich war vor Ort und habe mit dem beauftragten Bauunternehmer gesprochen. Er will das Gebäude auf jeden Fall noch vor der nächsten Monsunzeit im Juni/Juli 2017 fertigstellen, allerdings noch ohne Außenanstrich. Es geht richtig zur Sache.“

Vorbildcharakter

Der Plan steht

Der Plan steht

Auch im Dorf haben jetzt einige Bewohner damit begonnen, ihre bei dem verheerenden Erdbeben am 25. April 2015 zerstörten Häuser wieder aufzubauen. „Sie haben sich bei den Bauarbeiten an der Schule abgeschaut, wie es geht“, schreibt mir Arjun Gatraj, der ehemalige Vorsitzende des Schulkomitees. Bei dem Erdbeben vor rund anderthalb Jahren waren in Nepal fast 9.000 Menschen ums Leben gekommen. Besonders hart war der Distrikt Sindhupalchowk getroffen worden. Allein in Thulosirubari starben 75 Menschen – darunter auch acht Kinder und Jugendliche, die in der damals erst sechs Jahre alten „Ralf-und-Gerlinde-Schule“ der „Nepalhilfe Beilngries“ unterrichtet worden waren. Dass es nicht mehr waren, lag daran, dass die Erde am schulfreien Samstag gebebt hatte. Von rund 1800 Häusern im Umkreis waren nur 30 bis 40 unversehrt geblieben.

Regierung schreibt neuen Anstrich vor

Baggerarbeiten Thulosirubari

Baggerarbeiten

Die Schule war so stark beschädigt worden, dass sie hatte abgerissen werden müssen. Im Sommer 2015 hatte ich mit den beiden Bergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits das Hilfsprojekt „School up!“ ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Schule in Thulosirubari so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Alle Spenden für „School up!“ landen wirklich in diesem Bauprojekt, das über die „Nepalhilfe Beilngries“ umgesetzt wird. Die Hilfsorganisation ist seit fast einem Vierteljahrhundert mit zahlreichen Projekten eine feste Größe in der Region. Das bisher charakteristische weiß-blaue Erscheinungsbild der „Nepalhilfe“-Gebäude wird in Thulosirubari fehlen. Die nepalesische Regierung hat vorgeschrieben, dass alle neuen Schulen des Landes ein rotes Dach, einen hellgelben Außenanstrich und dunkelrote Türen erhalten sollen. Als gäbe es nicht wichtigere Dinge in Nepal zu regeln!

Wir brauchen weiter eure Unterstützung

Die Gruben für die Fundamente

Die Gruben für die Fundamente

Sei es drum. Bei „School up!“ geht es nicht darum, sich selbst zu beweihräuchern, sondern um Bildung und damit die Zukunft der Kinder aus Thulosirubari und der umliegenden Gegend. 575 Schülerinnen und Schüler sollen später in den neuen Klassenräumen unterrichtet werden. Noch haben wir die Gesamtkosten für die Schule nicht zusammen. Wir benötigen weitere Spenden. Hier ist noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Ich werde euch weiterhin in meinem Blog über den Fortgang der Bauarbeiten auf dem Laufenden halten. Dann könnt ihr sehen, wie euer Spendengeld „arbeitet“. Alle bisherigen Berichte findet ihr, wenn ihr oben in der Menü-Leiste auf „School up!“ klickt. Bitte erzählt auch euren Freunden von diesem Projekt. Tausend Dank!

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Der erste Stein liegt https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-erste-stein-liegt/ Mon, 26 Sep 2016 18:20:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33707 Der Grundstein ist gelegt

Der Grundstein ist gelegt

Der gestrige Sonntag war ein ganz besonderer Tag für die Menschen in Thulosirubari. Einer, der ein Zeichen setzte für die Zukunft, ein Signal der Hoffnung. In dem kleinen Dorf im Distrikt Sindhupalchowk, rund 70 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, wurde der Grundstein für den Bau einer neuen Schule gelegt. Die alte „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ der Nepalhilfe Beilngries war bei dem verheerenden Erdbeben am 25. April 2015 so schwer beschädigt worden, dass sie später komplett hatte abgerissen werden müssen. Ich hatte im Sommer 2015 gemeinsam mit den Bergsteigern Ralf Dujmovits und Gerlinde Kaltenbrunner das Hilfsprojekt „School up!“ ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Schule so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Deshalb war der gestrige Tag auch für uns drei ein besonderer Tag – aber auch für euch alle, die ihr für „School up!“ gespendet habt. Ohne eure Unterstützung wäre gestern kein Grundstein gelegt worden.

Zwölf Klassenräume

Sapkota bei der "Arbeit"

Sapkota bei der „Arbeit“

Der frühere Forstminister Agni Sapkota, ein Politiker der Maoisten, der aus dem Distrikt Sindhupalchowk stammt, setzte symbolisch den ersten Stein. Mehrere Vertreter der Bezirksregierung und weitere Lokalpolitiker waren dabei, außerdem die beiden Verbindungsleute der Nepalhilfe in Nepal, Sunil Krishna Shrestha und Shyam Pandit. Die Mitglieder des neuen Schulkomitees haben inzwischen ihre Arbeit aufgenommen. „Sie sind voller Vorfreude und wollen sicherstellen, dass auch qualitativ hochwertig gebaut wird und dass die Koordination mit der Nepalhilfe klappt“, schreibt mir Shyam. Das Gebäude, das nun gebaut wird, soll zwölf Klassenräume enthalten, je die Hälfte davon im ersten und zweiten Stock. Höhere Bauten sind wegen der weiter bestehenden Erdbebengefahr in der Region nicht mehr erlaubt. 575 Schülerinnen und Schüler sollen später in den neuen Klassenräumen unterrichtet werden. Nach derzeitigem Stand der Planung wird das Gebäude im Dezember 2017 fertig.

Es war an einem schulfreien Samstag

Bei dem Erdbeben vor rund anderthalb Jahren waren fast 9.000 Menschen ums Leben gekommen. Besonders hart war der Distrikt Sindhupalchowk getroffen worden. Allein in dem kleinen Bergdorf Thulosirubari starben 75 Menschen – darunter auch acht Kinder und Jugendliche, die in der „Ralf-und-Gerlinde-Schule“ unterrichtet worden waren. Dass es nicht mehr waren, lag daran, dass die Erde am schulfreien Samstag gebebt hatte. Von rund 1800 Häusern im Umkreis blieben nur 30 bis 40 unversehrt.

Nicht vergessen

Thulosirubari

Thulosirubari

Bei meinem Besuch in der Region im vergangenen März sah ich viele Menschen, die immer noch in provisorischen Wellblech-Hütten lebten. Mancherorts waren nicht einmal die Trümmer der eingestürzten Häuser beseitigt. Viele, mit denen ich sprach, fühlten sich im Stich gelassen.

Die Bewohner Thulosirubaris werden in Kürze sehen können, dass sie nicht vergessen wurden. Und wie schon beim Bau der alten Schule werden sie auch jetzt wieder mit anpacken – etwa, um Material auf die Baustelle zu transportieren. Ein Etappenziel von „School up!“ ist mit dem Baubeginn erreicht, aber wir sind noch nicht am Ende der Reise angelangt. Ich werde euch über die Bauarbeiten auf dem Laufenden halten.

Noch haben wir die Gesamtkosten für die Schule nicht zusammen. Wir benötigen weitere Spenden. Hier ist noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
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BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Tausend Dank an alle „School up!“-Freunde! Ihr seid großartig!

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Schweigeminute im Everest-Basislager https://blogs.dw.com/abenteuersport/schweigeminute-im-everest-basislager/ Mon, 25 Apr 2016 12:56:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32467 Kaum ein Entrinnen: Die tödliche Lawine vom Pumori 2015

Kaum ein Entrinnen: Die tödliche Lawine vom Pumori 2015

Um 11:56 Uhr brach die Hölle los. Ein Erdbeben der Stärke 7,8 erschütterte heute vor genau einem Jahr den Himalaya-Staat Nepal. Etwa 9000 Menschen kamen ums Leben, 23.000 wurden verletzt. Das sind jedoch nur die von der Regierung registrierten Opfer, wahrscheinlich waren es mehr. Auch am Mount Everest starben am 25. April 2015 viele Menschen. Das Beben löste am nahegelegenen Siebentausender Pumori eine riesige Lawine aus. Sie traf das Everest-Basislager, 19 Menschen kamen ums Leben. Am heutigen Jahrestag der Katastrophe trafen sich die Bergsteiger und die Mitarbeiter der Krankenstation „Everest ER“ zu Füßen des höchsten Bergs der Erde zu einer Schweigeminute – um 11:56 Uhr.

„Es war eine Gelegenheit, sich an die zu erinnern, die starben, an jene, die verletzt wurden, und an die vielen Menschen, die damals so hart arbeiteten, um die rund 100 Patienten zu retten und zu versorgen“, schreibt Rachel Tullet im Blog von Jagged Globe. Ein US-Bergsteiger aus dem Team des britischen Veranstalters war bei der Lawine ums Leben gekommen, zwei weitere Teammitglieder waren verletzt worden. „Wir erinnern uns auch an die riesige Zahl an Menschen, die überall in Nepal von dem verheerenden Beben getroffen wurden“, fährt Rachel fort. „Vielen von ihnen kämpfen immer noch, ihr Leben wieder aufzubauen.“

Landflucht könnte zunehmen

Selbsthilfe (im Dorf Kadambas) statt auf Hilfe zu warten

Selbsthilfe (im Dorf Kadambas) statt auf Hilfe zu warten

Davon konnte ich mich vor einem Monat bei meinem Besuch im Erdbeben-Gebiet im Distrikt Sindhupalchowk mit eigenen Augen überzeugen. Nach wie vor leben die meisten Menschen dort in Notunterkünften aus Bambus und Wellblech. Von Wiederaufbau kann vielerorts noch keine Rede sein. Die Menschen schimpfen auf die Regierung, von der sie sich im Stich gelassen fühlen. „Es wird Zeit, dass irgendwann mal das Geld ankommt, das den Leuten versprochen wurde und dazu dienen sollte, dass sie in ihren Dörfern wirklich wieder zu Hause sein können“, sagt mir Bergsteiger Ralf Dujmovits. „Nepal hat wie viele Entwicklungsländer ohnehin schon ein Problem mit großer Landflucht. Das wird sich fortsetzen, die Dörfer werden verlassen sein. Das wird zum großen Nachteil für Gesamt-Nepal, das von der Landwirtschaft lebt. Wenn die Leute in die Städte gehen, tut das niemandem gut.“ Nepal werde „mit Sicherheit zehn Jahre brauchen, um sich einigermaßen von dem Beben zu erholen“.

Ralf Dujmovits: Es droht eine größere Landflucht in Nepal

Wiederaufbau geht schleppend voran

Schule im Dorf Mailchaur

Schule im Dorf Mailchaur

Der bisher einzige Deutsche, der alle 14 Achttausender bestieg, hatte zwei Wochen nach dem Beben Sindhupalchowk besucht und war damals über das Ausmaß der Schäden bestürzt gewesen. An seiner Gefühlslage hat sich in den letzten zwölf Monaten wenig geändert. „Ich mache mir vor allem Sorgen um die Kinder, denn der Aufbau der Schulen geht nur sehr schleppend voran“, sagt Ralf. „In den meisten Fällen hat sich noch gar nichts getan. Es bleibt jetzt einfach zu hoffen, dass Baumaterial in die Dörfer gelangt, damit endlich wieder aufgebaut werden kann.“

Bitte weiter für „School up!“ spenden!

Schulkinder in Thulosirubari

Schulkinder in Thulosirubari

Gemeinsam mit Ralf Dujmovits und der österreichischen Topbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner hatte ich nach dem Erdbeben in Nepal die Hilfsaktion „School up!“ ins Leben gerufen, um so schnell wie möglich die zerstörte Schule von Thulosirubari wiederaufzubauen. Gut ein Drittel der erforderlichen Summe haben wir – dank eurer Spenden (!) – zusammen. Der erste von drei Bauabschnitten soll in Kürze beginnen, wir warten noch auf das Okay der Regierung in Kathmandu – und hoffen, dass sie endlich „aus dem Quark kommt“.

Damit wir auch den zweiten und dritten Bauabschnitt finanzieren können, benötigen wir weitere Spenden für „School up!“ . Hier noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Bitte auch weitersagen! Tausend Dank!

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Rock für Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/rock-fuer-nepal/ Fri, 08 Apr 2016 14:48:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32343 Rock_fuer_NepalNormalerweise gilt Bühl als eher beschauliches Städtchen am Rande des Schwarzwalds. Heute in einer Woche aber geht dort die Post ab. Dann wird Bühl gerockt – für „School up!“, unser Hilfsprojekt in Nepal. Im Bürgerhaus Neuer Markt werden die beiden Bühler Rockbands Van Teichmann und Red Hot die Wände wackeln lassen. Alle Musiker, Techniker und Helfer verzichten auf Gagen. Der Reinerlös von „Rock für Nepal“ wandert in die Kasse von „School up“, um dem Wiederaufbau der Schule in Thulosirubari wieder ein Stück näher zu kommen. Zwischen den Gigs der beiden Bands wird der Bühler Bergsteiger Ralf Dujmovits Bilder und Videos zeigen, die er eine Woche nach dem Beben in Thulosirubari und anderen Orten im besonders hart getroffenen Distrikt Sindhupalchowk aufgenommen hat. Ralf präsentiert auch einige Bilder meiner Reise Mitte März in das Erdbebengebiet.

Fast alles verloren

Hier stand vor einem halben Jahr noch die Schule

Hier stand vor einem halben Jahr noch die Schule

Die Idee zu „Rock für Nepal“ hatte Peter Teichmann, als er nach dem Beben am 25. April 2015 einen Zeitungsbericht las, in dem Dujmovits – der erste und bisher einzige Deutsche, der alle 14 Achttausender bestieg – seine Erlebnisse in Nepal schilderte. „Ich hatte mir vorzustellen versucht, wie das ist, wenn man alles außer der eigenen Hülle verliert“, sagt der Frontmann von „Van Teichmann“. Nach Peters Angaben wurden bereits vor dem Konzert 3000 Euro Sponsorengelder für „School up!“ an die Nepalhilfe Beilngries überwiesen. Die Hilfsorganisation koordiniert den Wiederaufbau der Schule in Thulosirubari. Wenn die nepalesische Regierung mitzieht, kann bald mit dem ersten von drei Bauabschnitten begonnen werden. Etwa ein Drittel der benötigten Bausumme haben wir inzwischen zusammen. Wir sind jedoch noch lange nicht am Ziel.

Van Teichmann steht seit über 30 Jahren für Rock made in Bühl. Seit 1982 punkten die Jungs mit harten Riffs und deutschen Texten, mal gefühlvoll, mal ironisch, nie langweilig. Auch die Band Red Hot, die „Rock für Nepal“ mit ihrem Auftritt eröffnen wird, lässt es richtig krachen. Stücke von Jimi Hendrix, Deep Purple, Gun’s Roses oder auch AC/DC gehören zum Repertoire von Sänger Ralf Niemetz und den anderen vier Musikern. Wer also kräftig abrocken will, ist am 15 April um 20 Uhr im Bühler Bürgerhaus Neuer Markt an der richtigen Adresse. Es gibt noch reichlich Karten, der Einlass beginnt um 19 Uhr. Ich werde mir „Rock für Nepal“ jedenfalls nicht entgehen lassen.

Für gehörempfindliche Liebhaber klassischer Musik, die den Freitagabend nächster Woche lieber mit einer Flasche Prosecco und einer Violinkonzert-CD verbringen, trotzdem aber „School up!“ unterstützen wollen, hier noch einmal die Kontoverbindung:

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Euch allen vielen Dank für eure Unterstützung!

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Sicher im Khumbu https://blogs.dw.com/abenteuersport/sicher-im-khumbu/ Thu, 31 Mar 2016 10:25:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32251 Trekking im Khumbu

Trekking im Khumbu

Sicherheit ist vor allem ein Gefühl. Die objektive Gefahr, die auf uns lauert, nehmen wir häufig überhaupt nicht wahr. Und wenn doch, dann meist erst, wenn wir gar nicht anders können, als ihr ins Auge zu blicken. Vor einer Woche bin ich vom Trekking im Khumbu, der Region um den Mount Everest, zurückgekehrt. Gut elf Monate sind seit dem verheerenden Erdbeben in Nepal vergangen. Ich denke, dass meine Sinne durchaus geschärft waren, weil es ein Ziel meiner Reise war, mich über die Folgen des Bebens zu informieren. Allen, die demnächst in diese Region reisen wollen, um zu trekken oder Bergsteigen zu gehen, kann ich eines mit guten Gewissens mit auf den Weg geben: Ich habe mich im Khumbu absolut sicher gefühlt.  

Erinnerungen an den Bürgerkrieg

Namche Bazaar, im Hintergrund der Kongde Ri

Namche Bazaar, im Hintergrund der Kongde Ri

Das galt bei meinem ersten Besuch im Everest-Gebiet vor 14 Jahren nicht unbedingt. Wegen des Bürgerkriegs mit den Maoisten herrschte 2002 im größten Ort Namche Bazaar ab 17 Uhr eine Ausgangssperre. Die Soldaten der dortigen Militärstation waren nervös, ich hörte Schüsse. Erst als wir das Kloster Tengboche auf 3860 Metern erreicht hatten, meinte mein damaliger Bergführer Gowa Lama: „Jetzt sind wir sicher. Höher sind die Maoisten bisher nicht vorgedrungen.“ Der Bürgerkrieg in Nepal ist seit zehn Jahren Geschichte. Diesmal konnten wir durch die beeindruckende Bergwelt des Himalaya wandern, ohne uns Gedanken über Wegezoll an Aufständische machen zu müssen, oder darüber, möglicherweise zwischen die Fronten zu geraten.

Meiste Trümmer beseitigt

Stupa vor der Hillary-Schule in Khumjung

Stupa vor der Hillary-Schule in Khumjung

Auch im Khumbu hat das Erdbeben vom 25. April 2015 Spuren hinterlassen, doch das Gebiet kam eher glimpflich davon, verglichen etwa mit dem besonders hart getroffenen Distrikt Sindhupalchowk.  Hier und da stößt man noch als Zeugen des Bebens auf Stupas (Grabstätten von Lamas, die nach dem buddhistischen Glauben wiedergeboren wurden), die von Rissen durchzogen sind. Die meisten Trümmer sind jedoch beseitigt. Vielerorts wurden bereits an der Stelle der eingestürzten Häuser, bei denen es sich vor allem um traditionelle Sherpa-Bauten handelte, neue Gebäude errichtet. Die Trekkingpfade sind gut ausgebaut, so gut wie keine Spuren des Bebens sind erkennbar.

Auf Tourismus angewiesen

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

Vielleicht fühlte ich mich auch deshalb im Khumbu so sicher, weil dort viel weniger über das Erdbeben gesprochen wurde. Die Menschen im Everest-Gebiet scheinen die Naturkatastrophe des Vorjahrs verarbeitet und abgehakt zu haben. Wahrscheinlich auch, weil sie nicht ganz so schlimm getroffen wurden. Die Folgen des Bebens waren eher mittelbar: Der Tourismusmarkt brach ein, weil die Urlauber aus dem Ausland um ihre Sicherheit bangten. Mein Eindruck im Khumbu: Diese Sorgen sind unbegründet. Ihr könnt ohne Bauchschmerzen dorthin reisen. Die Bergführer, Träger, Bauern, Lodge- und Ladenbesitzer, die auf die Einnahmen aus dem Tourismus dringend angewiesen sind, werden es euch danken. Mit großer Gastfreundschaft und einem ehrlichen Lächeln.

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Noch kein Licht am Ende des Tunnels https://blogs.dw.com/abenteuersport/noch-kein-licht-am-ende-des-tunnels/ Tue, 15 Mar 2016 16:40:59 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32127 Erdbeben-Wunden in Chautara

Erdbeben-Wunden in Chautara

Chautara wirkt, als hätte das verheerende Erdbeben hier erst vor kurzem zugeschlagen, nicht vor knapp elf Monaten. Gut 15.000 Menschen leben in der Stadt auf 1500 Metern Höhe, dem Verwaltungssitz des vom Beben am 25. April letzten Jahres besonders hart getroffenen Distrikts Sindhupalchowk. Auf der Hauptstraße zeugen immer noch viele Häuserruinen von der Katastrophe, die mehr als 3500 Menschen der Bergregion das Leben kostete. In vielen Dörfern stürzten rund 90 Prozent der Häuser ein. Die Aufräumarbeiten kommen nur schleppend voran. Zu schwer sind die Wunden, die das Erdbeben gerissen hat, nicht nur an den Gebäuden, sondern auch bei den Bewohnern der Stadt. „Wir haben hier immer noch große medizinische Probleme“, erzählt Ärztin Sabina Parajuli. „Jene, die sich damals verletzt haben, sind immer noch nicht vollständig genesen, sondern haben Probleme, vor allem an den Gliedmaßen. Sie wurden damals operiert und sind immer noch nicht in der Lage, wieder ihr normales Leben zu führen. Oft waren sie die einzigen, die für das Einkommen der Familie sorgten. Jetzt verdienen sie nichts. Und ihre Angehörigen sind damit beschäftigt, sich um sie zu kümmern.“ Außerdem breiteten sich infektiöse Krankheiten wie Erbrechen oder Durchfall schnell aus, weil in den Notunterkünften sehr viele Menschen auf engstem Raum leben.

Immer noch eine Zeltklinik

Notfallambulanz im Zelt

Notfallambulanz im Zelt

Sabina arbeitet im Krankenhaus von Chautari. Das große Gebäude wurde bei dem Beben so stark beschädigt, dass es ohne aufwendige Reparaturarbeiten nicht genutzt werden kann. Deshalb arbeiten Sabine und ihre Kollegen immer noch überwiegend in Zelten auf dem Gelände der Klinik. Nur ein kleines Gebäude mit einem Büro und einem Behandlungsraum wurde nach dem Beben neu gebaut.„Einige der Zelte sind durch die starken Winde in der letzten Zeit zerstört worden“, berichtet die 25-Jährige.

Die Ärzte behandeln nicht nur körperliche Leiden, sondern auch psychische. „Viele leiden unter post-traumatischen Störungen. Sie haben schon vor den kleinsten Dingen Angst, haben Schlaf- und Essstörungen.“ Einige seien hochgradig depressiv, weil sie Familienangehörige, ihr Haus oder das gesamte Eigentum bei dem Beben verloren hätten. Und dabei kämen nur etwa 30 bis 40 Prozent der psychisch Erkrankten überhaupt ins Krankenhaus, schätzt Sabina Parachuli: „In unseren Dorfgemeinschaften sind psychische Erkrankungen stigmatisiert, die Erkrankten werden häufig diskriminiert.“ Zudem seien sich viele gar nicht bewusst, dass sie an einer Krankheit leiden und dass diese geheilt werden könne.

Politik, Politik, Politik

Sabina Parachuli versorgt einen jungen Patienten

Sabina Parachuli versorgt einen jungen Patienten

Mit der Regierung ist die Ärztin, wie eigentlich alle, mit denen ich in Sindhupalchowk gesprochen habe, alles andere als zufrieden. „Eigentlich müsste sie uns so schnell wie möglich helfen. Doch die Regierung macht nur Politik, Politik, Politik, anstatt dort anzupacken, wo es nötig ist.“ Deshalb komme die Hilfe nur sehr schleppend auf Touren und es gebe kaum Fortschritte. „Wir setzen keine Hoffnung mehr auf die Regierung. Wir versuchen einfach, selbst unser Bestes zu geben.“

Für die Ärzte im Krankenhaus von Chautara bedeutet das nach wie vor, bis an die Belastungsgrenze zu arbeiten. In den ersten Wochen nach dem Beben war Sabina fast rund um die Uhr im Einsatz. „Natürlich waren wir müde. Aber diese Menschen waren verletzt und viel gestresster als wir. Sie brauchten unsere Hilfe“, sagt die junge Ärztin. „Niemand hat mich dazu gezwungen, außer mein Herz. Ich tat es auch für mein Dorf Sangachok und die Menschen dort. Es war meine Möglichkeit, ihnen zu dienen.“

Hoffen auf die gerade Strecke

Leben im Wellblechschuppen

Leben im Wellblechschuppen

Nach wie vor gibt es Nachbeben in der Region. Die Menschen fürchten, dass sich ein weiteres, womöglich noch schwereres Beben wie jenes im April 2015 ereignen könnte. Von Normalität könne im Distrikt Sindhupalchowk noch keine Rede sein, sagt Sabina: „Natürlich gibt es ein Licht am Ende des Tunnels. Aber der Tunnel iverläuft nicht gerade, sondern hat Kurven. Deshalb können wir das Licht heute noch nicht sehen. Das können wir erst, wenn wir an die Stelle kommen, wo der Tunnel gerade wird. Diesen Punkt haben wir noch nicht erreicht, aber ich hoffe, dass wir es sehr bald schaffen werden.“

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„Wir sind bereit“ in Thulosirubari https://blogs.dw.com/abenteuersport/wir-sind-bereit-in-thulosirubari/ Sun, 13 Mar 2016 19:24:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32099 Kinder spielen "Heiße Kartoffel"

Kinder spielen „Heiße Kartoffel“

„Sie haben ihre Häuser und ihren ganzen Besitz verloren, aber nicht ihre Pläne“, sagt Arjun Gatraj über die Menschen seines Heimatdorfes Thulosirubari. „Sie hoffen weiter.“ Nicht nur auf bessere Zeiten für sich, sondern vor allem für ihre Kinder. „Sie wissen ganz genau, wie wichtig Bildung ist. Deshalb schickten sie ihre Kinder auch sofort wieder in unsere Schule, sobald wir den Unterricht wieder aufgenommen hatten.“ Arjun ist der Vorsitzende des Schulkomitees von Thulosirubari, einem kleinen Bergdorf, gut 70 Kilometer von der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu entfernt. So gut wie jede Familie wurde von dem verheerenden Erdbeben am 25. April 2015 getroffen. „75 Menschen starben, davon acht unserer Schüler“, erzählt mir Arjun bei meinem Besuch in Thulosirubari. „Von rund 1800 Häusern hier in der Gegend blieben nur 30 bis 40 unversehrt.“

Unterricht im Freien

Erdbebenschäden in Sangachok

Erdbebenschäden in Sangachok

Auch fast elf Monate nach dem Beben sind die Schäden im Distrikt Sindhupalchowk östlich von Kathmandu unübersehbar. Die meisten Menschen, deren Häuser bei dem Beben zusammenbrachen, leben immer noch in Wellblechschuppen. Notdürftig, wenn überhaupt, haben sie die Trümmer beiseite geräumt. Die „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ in Thulosirubari war – wie berichtet – so schwer beschädigt worden, dass sie komplett abgerissen werden musste. Die Lehrer unterrichten die rund 700 Kinder und Jugendlichen derzeit in provisorischen Unterrichtsräumen unter Wellblechdächern – oder unter freiem Himmel. Auch heute haben sich die jüngeren Kinder draußen versammelt. Sie trainieren für ein Wissensquiz. In Dreierteam stecken sie über ihren Holzpulten die Köpfe zusammen. Das beste der acht Teams soll die Schule in Kürze bei einem Wettbewerb mit anderen Schulen vertreten. Jede richtig beantwortete Frage wird von großem Applaus des Publikums begleitet.

Kurz vor dem Abheben

Wer vertritt die Schule?

Wer vertritt die Schule?

„Auch im Winter sind die Lehrer oft nach draußen umgezogen“, erzählt Arjun. „Wir konnten die Schuppen nicht heizen. In der Mittagssonne war es wärmer als drinnen.“ Auch die Lehrerkonferenzen wurden lange unter einem großen Baum auf dem Schulgelände abgehalten. Jetzt steht dafür ein Zelt zur Verfügung. „Wenn der Wind richtig bläst, haben wir das Gefühl, als höbe das Zelt im nächsten Augenblick ab“, sagt der Chef des Schulkomitees und lacht. Die Menschen von Thulosirubari haben ihren Humor nicht verloren und ihren Mut wiedergefunden.

Sprung aus dem Fenster

Shailaja Kasaju

Shailaja Kasaju

Unmittelbar nach dem Beben war das anders. Viele Bewohner der Dörfer waren traumatisiert, auch die Kinder. „Ich konnte es in ihren Gesichtern lesen“, erinnert sich Englischlehrerin Shailaja Kasaju. Die 27-Jährige unterrichtet an der Schule in Sangachok, nicht weit entfernt von Thulosirubari. „Vor dem Beben sah ich in lächelnde, glückliche Kinder-Gesichter, danach in traurige. Sie hörten sogar auf, miteinander zu reden.“ Die Kinder seien so traumatisiert gewesen, dass sie bei den ersten Nachbeben häufig aus dem Fenster der provisorischen Schulräume gesprungen seien. Inzwischen hätten sie sich an die Situation gewöhnt, sagt Shailaja: „Sie kennen sich mit Erdbeben aus und wissen, was sie zu ihrer eigenen Sicherheit beitragen können.“ Die Schule in Sangachok musste ebenso wie jene von Thulosirubari komplett abgerissen werden. Beide waren von der „Nepalhilfe Beilngries“ gebaut und getragen worden.

Warten auf den Startschuss

Die deutsche Hilfsorganisation wartet auf die Genehmigung der nepalesischen Regierung für den Wiederaufbau. Das Verfahren ist deutlich bürokratischer geworden. Konnte die „Nepalhilfe“ früher den Bau neuer Schulen direkt mit den Schulkomitees auf den Weg bringen, sind nun weitere Instanzen dazwischen geschaltet worden. „Wir hoffen, dass wir im April loslegen können“, sagt Shyam Pandit, der die Schulprojekte der „Nepalhilfe“ im Land koordiniert. Die Regierung hat neue Vorschriften erlassen, um die Gebäude erdbebensicherer zu machen. So dürfen die Schulen künftig nur noch zweigeschossig gebaut werden.

Laut und stressig

Hellhörige Schuppen

Hellhörige Schuppen

Die Lehrer sehnen die neuen Gebäude herbei. Der Unterricht in den hellhörigen Wellblechschuppen sei „sehr stressig“, sagt Shailaja. „Wenn ich in einer Klasse unterrichte, störe ich die beiden anderen Klassen daneben. Wir müssen so laut reden, wie wir können. Das ermüdet ungeheuer.“ Zudem würden die Schüler häufig abgelenkt, weil die Schuppen nach beiden Seiten offen seien. Und dann sei da auch noch die Verletzungsgefahr, erklärt die Lehrerin: „Die Kinder schneiden sich häufig an den scharfen Kanten des Wellblechs.“

Der Platz für die neue Schule in Thulosirubari ist schon ausgeguckt. Die Holztüren und -fenster der abgerissenen Schule lagern in einem Schuppen. „So können wir Geld sparen“, sagt Arjun Gatraj, der Vorsitzende des Schulkomitees. „Wir sind bereit.“

P.S.: Ich soll euch von den Menschen in Thulosirubari ein ganz herzliches Dankeschön ausrichten. Dank eurer Spenden für unser Hilfsprojekt „School up!“ ist der hoffentlich bald bevorstehende Baubeginn in Thulosirubari überhaupt erst möglich geworden. Gut ein Drittel der nötigen Summe sind bereits zusammengekommen. 🙂 Doch die Preise für Baumaterial in Nepal sind nach dem Erdbeben und der monatelangen Blockade der nepalesisch-indischen Grenze um 50 Prozent gestiegen. Wir sind noch nicht am Ziel. Bitte spendet weiter fleißig für „School up!“ und erzählt anderen von diesem Projekt! Hier noch einmal die Kontodaten:

Nepalhilfe Beilngries
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

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Schulunterricht im Wellblechschuppen https://blogs.dw.com/abenteuersport/schulunterricht-im-wellblechschuppen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schulunterricht-im-wellblechschuppen/#comments Fri, 03 Jul 2015 19:56:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30139 Thulosirubari Wellblech

Provisorische Schulräume

Eine Rückkehr zur Normalität fällt schwer, wenn man in Trümmern leben muss. „Das Erdbeben hat fast alle Häuser zerstört“, schreibt mir Arjun Gatraj aus Thulosirubari im Distrikt Sindhupalchowk. Das Dorf liegt rund 40 Kilometer Luftlinie von der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu entfernt, ist aber nur über eine Schotterpiste zu erreichen. „Die Menschen hier kämpfen darum, über die Runden zu kommen. Sie leben von der Hand in den Mund“, sagt Arjun. Nach seinen Angaben kamen in Thulosirubari bei dem verheerenden Erdbeben am 25. April rund 75 Menschen ums Leben. Sieben der Opfer seien Schüler der „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ gewesen. Sie starben jedoch nicht in der Schule. „Als ich vom Erdbeben hörte, hatte ich die vielen mir vertrauten Menschen in Nepal im Kopf: Freunde, gute Bekannte und natürlich die vielen Kinder an den verschiedenen Schulen der Nepalhilfe Beilngries, auch der Schule in Thulosirubari“, sagt Gerlinde Kaltenbrunner. „Dann sofort der Gedanke: Samstag ist schulfrei, Gott sei Dank!“ Die Extrembergsteiger Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits hatten mit ihrem Engagement den Bau der Schule überhaupt erst möglich gemacht.

70 Schüler pro Klasse

Diskussionen unter Bäumen

Diskussionen unter Bäumen

Inzwischen haben die Lehrer den Unterricht wieder aufgenommen, in notdürftig aus Bambus, Holz und Wellblech zusammengezimmerten Behelfsschuppen. „Die Kinder sind dort eigentlich nicht sicher“, schreibt Arjun, der Vorsitzende des Schulverwaltungskomitees von Thulosirubari. „Wenn es gleichzeitig regnet und stürmt, sind sie nicht ausreichend geschützt.“ Die erst 2009 eingeweihte „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ ist – wie berichtet – so stark beschädigt, dass sie komplett abgerissen werden muss. „Auch der Großteil der Möbel und des Unterrichtsmaterials sind bei dem Beben zerstört worden“, sagt Arjun. „Wir sitzen jetzt häufig in unserer Freizeit mit den Lehrern unter einem Baum auf dem Boden und diskutieren, wie wir überhaupt noch unterrichten können.“ Wegen des fehlenden Platzes seien die Klassen zusammengelegt worden, mit etwa 70 Schülerinnen und Schülern. „Die Lehrer fragen sich, wie sie unter diesen Bedingungen effektiv unterrichten sollen.“

„Jeder legte Hand an“

Einweihung der Schule 2009

Einweihung der Schule 2009

Das erinnert an die Zeit vor dem Bau der Schule. „Als wir zum ersten Mal in Thulosirubari waren, trafen wir Kinder an, die am Boden sitzend unterrichtet wurden, weil es an Schulmöbeln fehlte“, erzählt Gerlinde. „Die kleinen Klassenzimmer waren übervoll.“ Damals wurde die Idee geboren, mit der Nepalhilfe Beilngries eine größere Schule zu bauen. „Jeder legte Hand an, die Eltern der Kinder, Mann und Frau, alle halfen mit. Eineinhalb Jahre später war das neue Schulgebäude fertig“, erinnert sich die österreichische Bergsteigerin, die als erste Frau alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestieg. “Ich werde den Moment nie vergessen, als wir vor über fünfhundert Schülern standen, die sich so unvorstellbar über ihre neue Schule freuten. Es war ein wunderbarer Tag.“

Gefährlicher Schulweg

Sammelunterricht für viele Schüler

Sammelunterricht für viele Schüler

Geblieben ist nur die Erinnerung und die Ruine einer Schule, die einmal ein Symbol der Hoffnung auf eine bessere Zukunft war. Im Dorf fehlen auch  Herbergen, in denen Schüler und Lehrer, die von auswärts kommen, übernachten könnten. „Die Schüler kommen zu Fuß von weit her“, berichtet Arjun Gatraj. „Ihr Schulweg ist seit dem Erdbeben gefährlicher geworden.“ Immerhin, so Arjun, sei Thulosirubari bisher im Monsun von Überflutungen und Erdrutschen verschont geblieben, so dass die nächste Ernte derzeit nicht in Gefahr sei. „Mehr als um ihr eigenes Überleben sorgen sich die Dorfbewohner jedoch um die Zukunft ihrer Kinder.“ Und die wird nun einmal auf der Schulbank entschieden. „Lasst uns mit vereinten Kräften am Wiederaufbau der Schule arbeiten!“, appelliert Gerlinde Kaltenbrunner. Auch an euch. Ihr könnt mit euren Spenden für unser Projekt „School up!“ dafür sorgen, dass die „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ bald wieder mehr ist als nur eine Erinnerung.

Hier ist noch einmal die Kontoverbindung von „School up!“:

Nepalhilfe Beilngries
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

P.S.: Ich verabschiede mich jetzt mal bis Ende des Monats in Urlaub. 🙂 So ganz müsst ihr aber nicht auf meinen Blog verzichten. In der nächsten Woche gibt es noch eine vierteilige Serie zum 150. Jahrestag der Matterhorn-Besteigung.

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Hilfsprojekt: School up! https://blogs.dw.com/abenteuersport/hilfsprojekt-school-up/ Mon, 22 Jun 2015 10:34:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29931 Die Schule in Thulosirubari nach dem Beben

Die Schule in Thulosirubari nach dem Beben

Es wirkte, als hätte der Zauberer David Copperfield eine seiner aufwändigen Illusionen inszeniert. „Die Schule war viel kleiner, als ich sie in Erinnerung hatte“, erzählt Ralf Dujmovits. „Ich habe es erst gar nicht kapiert, dass das untere Stockwerk einfach zusammengesackt war. Alles darüber war scheinbar stehen geblieben. Erst als wir näher herankamen, habe ich das Ausmaß der Schäden gesehen. Das hat mir wirklich die Tränen in die Augen getrieben.“ Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger besuchte anderthalb Wochen nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal die „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ in Thulosirubari. Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits hatten mit ihrer finanziellen Unterstützung maßgeblich dazu beigetragen, dass die Schule, ein Projekt der „Nepalhilfe Beilngries“, 2009 eröffnet werden konnte. „Wenn du dann plötzlich verspürst, dass man das Ding nur noch abreißen kann, fängst du einfach an zu heulen.“ Ihr könnt dabei helfen, dass die Schule wieder aufgebaut wird. Die Aktion steht unter dem Motto „School up!

Garantiert für die Menschen in Nepal

In den vergangenen Wochen habe ich immer wieder über die Folgen des Erdbebens in Nepal geschrieben. Viele haben mich gefragt, wie sie den Menschen in dem Land direkt helfen können – mit der Garantie, dass ihr Geld nicht über dubiose Kanäle im Nirgendwo versickert. So entstand die Idee, meinen Blog zu nutzen, um ein einzelnes Hilfsprojekt gezielt zu unterstützen. Ich werde euch mit Informationen aus erster Hand versorgen und über die Fortschritte des Projekts berichten. Auf diese Weise will ich dokumentieren, dass die Spenden wirklich den Menschen in Nepal zugutekommen. Mit Gerlinde und Ralf verbindet mich eine langjährige Freundschaft. So fiel die Wahl auf die Schule von Thulosirubari, die nach dem beschriebenen „Erdbeben-Totalschaden“ abgerissen werden muss.

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Ein einziger Schutthaufen

Karte-ThulosirubariDas Dorf Thulosirubari liegt nahe der Stadt Chautara,  rund 40 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu. „Fernab der bekannten Trekkingrouten, wirklich abgelegen“, sagt Ralf. „Du erreichst Thulosirubari nur über teilweise abenteuerliche Schotterpisten. Man muss dort schon wirklich hin wollen.“ Mehr als 5000 Menschen leben in dem Dorf, das zum Distrikt Sindhupalchowk gehört. In keinem anderen Verwaltungsbezirk starben bei dem Erdbeben mehr Menschen. 3440 der bisher von der Regierung registrierten mehr als 8700 Erdbeben-Toten kamen aus Sindhupalchowk. „In manchen Dörfern stehen nur noch zehn Prozent der Häuser. Der Rest ist ein einziger Schutthaufen.“

Kraftplatz

Gerlinde und Ralf bei der Eröffnung der Schule 2009

Gerlinde und Ralf bei der Eröffnung der Schule 2009 (r. von ihnen der österreichische Bergsteiger Theo Fritsche, der dabei half, drei Schulen der Nepalhilfe Beilngries zu bauen)

In der „Gerlinde-und-Ralf- Schule“ wurden zuletzt mehr als 700 Kinder unterrichtet. „Sie kommen von weit her, manche laufen bis zu zwei Stunden hinauf“, erzählt Ralf. „Die Schule steht mitten auf einem Hügel. Man hat von dort eine tolle Aussicht auf die Berge im Langtang. Für mich war das immer ein richtiger Kraftplatz, an dem ich viel positive Energie verspürte.“

Dieser Kraftplatz soll mit eurer Hilfe so schnell wie möglich wieder aufgebaut werden. „Es wirft das ganze Land zurück, wenn die Bildung auf der Strecke bleibt. Das ist die eigentliche Katastrophe“, findet Ralf Dujmovits. „Was ein Land vorwärts bringt, ist vor allem die Bildung der jungen Leute.“ Der Wiederaufbau der Schule könnte auch dabei helfen, die Landflucht aus der Region um Thulosirubari in Grenzen zu halten. „Es ist wichtig, dass sich die Leute dort zu Hause fühlen“, sagt Ralf. „Und dass die Eltern darauf hoffen können, dass ihre Kinder trotz des Erdbebens eine Zukunft haben.“ Also, lasst es uns anpacken! School up!

Hier ist die Kontoverbindung der Spendenaktion:

Nepalhilfe Beilngries

Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP

Stichwort: Gerlinde-und-Ralf-Schule

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Stille, wo früher Trubel war https://blogs.dw.com/abenteuersport/erdbebengebiet-nepal-stille-wo-frueher-trubel-war/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/erdbebengebiet-nepal-stille-wo-frueher-trubel-war/#comments Sat, 09 May 2015 17:04:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29453 Zerstörtes Haus in Sangachok

Zerstörtes Haus in Sangachok

Ralf Dujmovits ist erschüttert. „Ich habe selten so etwas Deprimierendes und Trauriges gesehen“, sagt Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger, als er mich aus Kathmandu anruft. Gerade ist er von einer ganztägigen Fahrt in die Region Sindhupalchowk, rund 80 Kilometer nordöstlich der Haupstadt, zurückgekehrt. In keinem Bezirk Nepals starben bei dem verheerenden Beben heute vor zwei Wochen mehr Menschen als in Sindhupalchowk. Mehr als 3000 Tote hat die Regierung dort bisher gezählt, über 7900 sind es in ganz Nepal.

Fast wieder normales Leben in Kathmandu

Am Durbar Square

Am Durbar Square

Ursprünglich hatte Ralf mit der Kanadierin Nancy Hansen in diesem Frühjahr den Mount Everest von der Nordseite aus ohne Flaschensauerstoff besteigen wollen, musste dann aber wie alle Everest-Anwärter in Tibet die Zelte abbrechen. Der 53-Jährige und seine Teampartnerin flogen nach Kathmandu, um sich ein Bild von den Schäden des Erdbebens zu machen. In der Hauptstadt laufe das Leben schon fast wieder normal, berichtet Ralf, „außer dass die Touristen fast gänzlich fehlen“. Stark beschädigt seien viele Tempelanlagen in der Innenstadt. „Eine traurige Stille liegt über dem Durbar Square, Staub hängt in der Luft, überall türmt sich der Schutt.“ Dennoch sei er überzeugt, dass „Kathmandu bald aus den Schlagzeilen heraus sein wird. Aber auf dem Land ist es ganz anders.“

Es riecht nach Verwesung

Sabina Parajuli mit Dorf-Kindern

Sabina Parajuli mit Dorf-Kindern

Ralf und Nancy hatten sich einem Team von Ärzten und Krankenschwestern des Siddhi Memorial Hospital in Bakhtapur sowie Mitarbeitern der deutschen Hilfsorganisation „Nepalhilfe Beilngries“ Helfern angeschlossen. Das Krankenhaus schickt alle zwei Tage solche Teams aufs Land, um dort Verletzte zu versorgen und Hilfsgüter zu verteilen. „Es war wirklich schockierend. Du fährst von einem zum nächsten Dorf, und alle sind zerstört. Ich schätze, 85 bis 95 Prozent der Häuser sind dem Erdboden gleich“, erzählt Ralf, der hörbar um Fassung ringt. „Es sieht verheerend aus. Wir haben einfach nur sprachlos dagestanden. Traurig, traurig.“

An diesem Tag leitete Sabina Parajuli das Team. Die junge Ärztin ging als Kind in Sangachok auf eine Schule, die von der „Nepalhilfe Beilngries“ finanziert wurde. „Sabina und die anderen Ärzte haben heute in Sangachok 300 Menschen medizinisch versorgt. Allein in Sabinas Heimatdorf sind 200 Menschen ums Leben gekommen. Das ist unvorstellbar hart“, sagt Ralf. „Es riecht teilweise sehr streng, weil viele tote Menschen und Tiere noch nicht aus den Trümmern geborgen werden konnten.“

Nur noch ein Schrotthaufen

Schule in Thulosirubari: Parterre zusammengesackt

Schule in Thulosirubari: Parterre zusammengesackt

Die Menschen in den zerstörten Dörfern seien traumatisiert: „Wo früher Trubel herrschte, ist es jetzt gespenstisch still. Die Menschen stehen einfach nur still dort und starren auf die Ruinen. Sie wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen aufzuräumen“, berichtet Ralf. Von den Schulen der „Nepalhilfe Beilngries“, die er mit finanziert habe, sei nur jene im Dorf Irkhu „wie durch ein Wunder“ stehen geblieben. Dort habe jetzt die örtliche Polizei Quartier bezogen. „Alle anderen Schulen sind zusammengebrochen. An der großen Schule in Thulosirubari, die ich 2009 mit Gerlinde (Kaltenbrunner) eröffnen durfte, ist das untere Geschoss zusammengebrochen. Die oberen Stockwerke sind nach unten gesackt. Das, was mal eine Schule für 700 Kinder war, ist jetzt nur noch ein Schrotthaufen.“ Die Schule müsse wohl komplett abgerissen werden. Eigentlich hätten Nancy und er gedacht, sie könnten helfen, sagt Ralf. „Aber dafür reicht keine Schaufel, dort ist schweres Gerät nötig. Nepal wird auf Jahre hin auf Hilfe von außen angewiesen sein.“

P.S. Ralf Dujmovits bittet um Spenden für die Erdbebenopfer in Nepal: Nepalhilfe Beilngries, Volksbank Bayern Mitte eG, IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07, SWIFT-BIC: GENODEF1INP, Kennwort: „Erdbeben“.

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Kostenloser Rückflug aus Tibet für alle Sherpas? https://blogs.dw.com/abenteuersport/kostenloser-rueckflug-fuer-alle-sherpas/ Mon, 04 May 2015 12:25:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29347 Der Potala-Palast in Lhasa

Der Potala-Palast in Lhasa

China zeigt sein freundliches Gesicht. Für den 10. Mai plane die chinesische Regierung, „den gesamten Sherpas (also nicht nur den Hochträgern, sondern auch den Köchen und Küchenhelfern) einen kompletten Charterflug von Lhasa nach Kathmandu kostenlos zur Verfügung zu stellen“, schreibt mir Ralf Dujmovits und spricht von einer „großzügigen Geste“ – trotz  der zu erwartenden Propaganda der Chinesen. Der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger ist inzwischen wie viele andere westliche Bergsteiger, die in Tibet auf Expedition waren, in Lhasa eingetroffen. „Die China Tibet Mountaineering Association (CTMA) trägt großzügig die Kosten für den Rücktransport nach Lhasa, Unterbringung und Verpflegung. Und sie kümmert sich um die Visaformalitäten der gesamten gestrandeten Bergsteiger an allen tibetischen Gipfeln“, berichtet der 53-Jährige. Der Landweg von Tibet nach Nepal ist neun Tage nach dem verheerenden Erdbeben blockiert. Chinesische Helfer versuchen seit gestern, vom nepalesischen Grenzort Kodari aus mit schwerem Gerät die Verbindungsstraße nach Kathmandu freizuräumen.

Zimmergroße Felsblöcke

Das ABC am Everest vor der Absage der Saison

Das ABC am Everest vor der Absage der Saison

Ursprünglich hatte Ralf zusammen mit der kanadischen Bergsteigerin Nancy Hansen den Everest von Norden aus ohne Flaschensauerstoff besteigen wollen. Als die Erde in Nepal bebte, waren die beiden gerade oberhalb des Chinese Base Camp auf etwas 5200 Metern unterwegs. „Wir rannten um unser Leben, als zimmergroße Felsblöcke von den über uns liegenden Moränenhängen zu uns herunter donnerten“, schreibt Ralf. Als die chinesischen Behörden schließlich vier Tage später alle Berge Tibets sperrten, weil sie die Gefahr weiterer Beben für zu groß erachteten, hielten sich Ralf und Nancy bereits im vorgeschobenen Basislager (ABC) auf 6400 Metern auf. Sie seien dann sofort zurückgekehrt. „Am ehesten beschreibt ‚Leere‘ meine und unsere Stimmung“, sagt Ralf. „Tausende Menschen sind auf beiden Seiten des Himalaya-Hauptkamms gestorben, Zehntausende sind obdachlos, und große Not und unüberschaubares Elend liegt vor den Überlebenden. Nancy und ich möchten kein einziges Wort der Enttäuschung äußern. Wir hatten Hoffnungen und Träume – und sind (auf der Everest-Nordseite) in erster Linie mit dem Leben davon gekommen.“ Dominik Müller, Chef des Expeditionsveranstalters Amical alpin, berichtet auf Facebook, dass am Samstag vom Nordsattel eine große Lawine abgegangen sei: „Es war richtig, alle Aktivitätan am Berg einzustellen.“

Noch immer viele Vermisste

Dujmovits und Hansen planen, von Lhasa aus nach Kathmandu zu fliegen. Ralf will sich im östlich der nepalesischen Hauptstadt gelegenenen Distrikt Sindhupalchowk ein Bild von der Lage zu machen. Er hatte dort zusammen mit der Nepalhilfe Beilngries vor einigen Jahren den Bau zweier Schulen auf den Weg gebracht. „Beide sollen schwer beschädigt oder zerstört sein“, schreibt Ralf. Das Erdbeben hatte diese Region, in der auch der Langtang-Nationalpark liegt, besonders schwer getroffen. Die Regierung hat dort bis heute bereits mehr 2800 Tote registriert. Mehrere hundert Menschen werden noch vermisst. Darunter sind zahlreiche Trekkingtouristen, auch aus Deutschland. Insgesamt stieg die Zahl der Toten auf über 7300.

P.S.: Auch die Nepalhilfe Beilngries hat ein Spendenkonto für die Lawinenopfer eingerichtet: Volksbank Bayern Mitte eG, IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07, SWIFT-BIC: GENODEF1INP, Kennwort:„Erdbeben“.

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