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Stefan: Allein in der Wüste

Stefan Dege, DW-RADIO/Deutsches Programm, Zeitgeschehen, 19.07.2007Schon, oder besser: erst 14 Tage währt mein heroisches Unterfangen, das Rauchen aufzugeben. 14 Tage ohne blauen Dunst, ohne Aschenbecher, dafür mit Übellaunigkeit, mit allerlei Gegenstrategien und Ersatzbeschäftigungen, vor allem natürlich mit viel Sport. Geht so Fasten? Ist das, was ich mir und meiner Umwelt da zumute, eigentlich Fasten? Und was hat diese Art des Fastens mit einem, nein: meinem Weg zu mir oder zu Gott zu tun? Fragen über Fragen!

Fasten, wie ich es verstehe, ist ein Verzicht auf Zeit. Wer, bitteschön, ist so blöd, nach neun Wochen des Nichtrauchens, was einem Martyrium gleichkommt, wieder anzufangen? Ich müsste doch, wie Journalisten gerne schreiben, „mit dem Klammerbeutel gepudert“ sein. Zur Beruhigung aller: Bin ich nicht. Für mich ist diese Fastenaktion eine Absprunghilfe. Ich möchte von der Droge loskommen. Über Ostern hinaus. Punkt.

Verbindungen zum „klassischen“ Fasten gibt es dann aber doch: Weil ich nach dem Rauchstopp nicht fett werden möchte, ergreife ich Vorsichtsmaßnahmen. Ich stille mein Verlangen nicht ersatzweise mit Süßigkeiten. Ich meide Alkohol und Kaffee, sind es doch solche Verknüpfungen, die mich vom Pfad der Tugend abbringen können: Gehört zur Tasse Kaffee nicht die leckere Zigarette? Raucht es sich nicht wunderbar beim Glas Wein? Sex ohne die berühmte „Zigarette danach?“ Autofahren ohne Glimmstengel? Alles ziiiiiemlich gefährlich. Also sollte ich mein Verhalten ändern und mein Belohnungssystem umstellen.

Betrachte ich meine Mit-Faster Astrid und Klaus, so schwant mir: Die ärmste Sau bin eigentlich ich. Als Raucher auf Abwegen verordne ich mir einen weiter reichenden Verzicht. Ein Richtungswechsel. Jesus ging zum Fasten in die Wüste, heißt es in der Bibel. Er dürfte sich ziemlich allein gefühlt haben – abgesehen von seiner Begegnung mit dem Teufel…

Datum

0 18.03.2014 | 14:43

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