Shishapangma – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Schärfere Expeditionsregeln an den Achttausendern Tibets https://blogs.dw.com/abenteuersport/schaerfere-expeditionsregeln-an-den-achttausendern-tibets/ Tue, 04 Dec 2018 15:08:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42879

Tibetische Everest-Nordseite

Da dürfte den Expeditionsveranstaltern in Nepal vor Schreck der Stift aus der Hand gefallen sein. In den neuen „Regeln für ausländische Expeditionen“ in Tibet (die mir vorliegen) heißt es unter Punkt sechs: „Um eine gesunde und geordnete Entwicklung des Bergsteigens zu gewährleisten und das Auftreten von Bergunfällen  zu minimieren, werden Bergsteiger-Teams, die in Nepal organisiert wurden, vorübergehend nicht akzeptiert.“ Wie ich aus zuverlässiger Quelle erfuhr, reiste eine Abordnung aus Nepal umgehend nach China, um zu erreichen, dass diese Vorschrift gestrichen oder wenigstens abgemildert wird. Offenbar waren die Delegierten der nepalesischen Veranstalter zumindest teilweise erfolgreich. Einige Agenturen sollen angeblich aber keine Genehmigung mehr erhalten. Die chinesische und die tibetische Bergsteiger-Vereinigung wollen nur noch mit Expeditionsveranstaltern zusammenarbeiten „die über einen guten sozialen Ruf verfügen, eine ausgeprägte Fähigkeit zur Teambildung, eine verlässliche Qualität der Dienstleistungen, ausgezeichnete fachliche Qualität, und die gesetzestreu sind“.

Pro Kunde ein Sherpa

Mülltonnen im Everest-Basislager

Vom Frühjahr 2019 an soll zudem an den Achttausendern Tibets die Regel gelten, dass jeder Kunde kommerzieller Expeditionen “von einem nepalesischen Bergführer“ begleitet werden muss. Neue Vorschriften gibt es auch in Sachen Umweltschutz und Bergrettung. So wird pro Everest-Anwärter künftig eine „Müll-Sammelgebühr“ von 1500 US-Dollar fällig, an Cho Oyu und Shishapangma müssen je 1000 Dollar berappt werden. Nepalesische Bergführer sind von dieser Gebühr ausgenommen, ebenso wie das Basislagerpersonal. Alle Expeditionsteilnehmer werden zudem verpflichtet, pro Person acht Kilogramm Müll vom Berg bei den zuständigen chinesischen Verbindungsoffizieren im Basislager abzugeben.

Rettungsteam im ABC

Für die Bergrettung an Everest, Cho Oyu und Shishapangma soll künftig ein Team zuständig sein, das von den tibetischen Behörden und dem örtlichen Expeditionsveranstalter „Tibet Yarlha Shampo Expedition“ gestellt wird. Während der Zeit der Gipfelversuche sollen sich vier bis sechs Rettungskräfte ständig in den vorgeschobenen Basislagern aufhalten.  Pro Expedition werden die chinesisch-tibetischen Behörden eine Kaution von 5000 US-Dollar einkassieren, die nur zurückgezahlt wird, wenn es innerhalb der Gruppe keine Unfälle gegeben hat und wenn alle Umweltschutzauflagen erfüllt worden sind.

]]>
Doch noch keine Chinesen im 14-Achttausender-Klub https://blogs.dw.com/abenteuersport/doch-noch-keine-chinesen-im-14-achttausender-klub/ Thu, 11 Oct 2018 11:06:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42261

Shishapangma

Der Mittelgipfel ist nicht der Hauptgipfel der Shishapangma. Das sollten Bergsteiger und Expeditionsveranstalter eigentlich wissen, die diesen Achttausender in Tibet angehen. Der Mittelgipfel misst 8008 Meter. Von dort führt der Normalweg weiter über einen Grat zum 19 Meter höheren Hauptgipfel auf 8027 Metern. Erst wenn dieser erreicht ist, gilt die Shishapangma offiziell als bestiegen. Viele nehmen es da nicht so genau. Und so war auch die Meldung voreilig, dass eine chinesische Expedition am 29. September die Shishapangma bestiegen und Luo Jing als erste Frau aus dem „Reich der Mitte“ die 14 Achttausender komplettiert habe. Bereits wenige Tage später meldete sich ein baskischer Bergsteiger zu Wort, der am selben Tag aufgestiegen war und erklärte, dass an diesem Tag wegen schlechten Wetters niemand über den Grat zum Hauptgipfel gestiegen sei. „Sie waren ganz eindeutig nur auf dem Mittelgipfel“, bestätigt mir Eberhard Jurgalski, deutscher Chronist des Bergsteigens im Himalaya und Karakorum, der ein Video der chinesischen Gruppe von deren Umkehrpunkt erhalten hatte. „Luo Jing hat das auch schon öffentlich eingeräumt.“

„True Explorers Grand Slam“ ebenfalls nicht vollständig

Hong-Juan Dong (l.), Luo Jing (2.v.l.), Zhang Liang (3.v.l.), Liu Yongzong (r.)

Auch die Meldung, dass mit Zhang Liang, Hong-Juan Dong und Liu Yongzong drei weitere Chinesen, die zu Luos Team gehört hatten, die 14 voll gemacht hätten, stimmt also nicht. „Bei Dong fehlt nicht nur die Shishapangma, auch bei anderen der von ihr reklamierten Achttausender stand sie nachweislich nicht auf dem höchsten Punkt“, sagt Jurgalski.

Zhang Liang hatte sich bereits 2017 dafür feiern lassen, dass er als erster Chinese die Achttausender-Sammlung komplettiert habe. Doch in seiner Liste stand auch damals schon „nur“ der Mittelgipfel der Shishapangma – den er jetzt zum zweiten Mal erreicht hat. Auch die Meldung von diesem Sommer, der 54-Jährige habe als Zweiter nach dem Südkoreaner Park Young-Seok den „True Explorers Grand Slam“ (die 14 Achttausender, die Seven Summits sowie Nord- und Südpol) geschafft, erwies sich damit als voreilig. „Seine Leistung kann man ohnehin nicht mit der des Südkoreaners Park vergleichen“, sagt Eberhard Jurgalski. „Zhang Liang hat am Südpol nur eine Last-Degree-Expedition gemacht, während Park Young-Seok den gesamten Weg vom Rand des Kontinents bis zum Pol gelaufen ist.“ Park starb im Herbst 2011 in einer Lawine an der Annapurna.

]]>
Erfolgreiche Saisonbilanz am „Herbst-Everest“ Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/erfolgreiche-saisonbilanz-am-herbst-everest-manaslu/ Sat, 06 Oct 2018 17:27:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42165

Schlange am Manaslu

Ich hatte ein Déjà-vu. Als ich die Bilder der Menschenschlange sah, die in diesem Herbst dem Gipfel des 8163 Meter hohen Manaslu entgegenstieg, zuckte ich erneut zusammen. Ganz so wie 2012, als der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger Ralf Dujmovits die Schlange der Everest-Gipfelanwärter in der Lhotse-Flanke abgelichtet hatte. Wie sich die Bilder doch gleichen! Kein Wunder, ist der Manaslu doch in den letzten Jahren immer mehr zu einem „Herbst-Everest“ mutiert: Mehrere hundert Bergsteiger bevölkern das Basislager, die Route wird bis zum Gipfel mit Fixseilen gesichert. Und wenn das Wetter passt, wird es eng auf dem höchsten Punkt.

Mehr als 200 Gipfelerfolge, ein Todesfall

Gedränge am Gipfel

Nach Angaben der Zeitung „The Himalayan Times“ haben in diesem Herbst mindestens 120 ausländische Bergsteiger und mehr als 100 sie begleitende Sherpas den Gipfel des achthöchsten Bergs der Erde erreicht. Ein Todesfall war zu beklagen. Ein 43 Jahre alter Tscheche wird vermisst. Nach seinem Gipfelerfolg verliert sich seine Spur.

Soria scheitert zum neunten Mal

An den anderen Achttausendern, die in diesem Herbst in den Katalogen der kommerziellen Anbieter standen, war deutlich weniger los. Während in Tibet von Cho Oyu und Shishapangma Gipfelerfolge im niedrigen zweistelligen Bereich gemeldet wurden, blieb der höchste Punkt des Dhaulagiri, wie der Manaslu im Westen Nepals gelegen, in diesem Herbst bisher unberührt. Ein 24 Jahre alter Sherpa war vor zweieinhalb Wochen bei einem Lawinenunglück an dem Achttausender ums Leben.

Soria muss wiederkommen

„Ich habe den Dhaulagiri noch nie mit so viel Schnee und so gefährlich erlebt“, sagte der Spanier Carlos Soria auf desnivel.com, nachdem er seine Expedition abgebrochen hatte. Der 79-Jährige versuchte sich bereits zum neunten Mal an dem 8167 Meter hohen Berg. Im nächsten Frühjahr will Carlos erneut zum Dhaulagiri zurückkehren. Außer diesem Berg fehlt ihm nur noch die Shishapangma in seiner Achttausender-Sammlung.

Zu viel Schnee am Dhaulagiri

„Der Tropensturm aus Pakistan, der hier im Marshyangdi-Tal mehr als 48 Stunden sein Unwesen getrieben hatte, hat viel Schnee auf unserer schwer erarbeiteten Route hinterlassen“, schrieb die deutsche Bergsteigerin Billi Bierling, die mit ihrem Team des Schweizer Anbieters „Kobler & Partner“ ebenfalls den Weg zurück nach Kathmandu antrat. Auch der Spanier Sergi Mingote, der nach seinem Gipfelerfolg am Manaslu eigentlich noch den Dhaulagiri anhängen wollte, packte wegen der zu hohen Lawinengefahr zusammen. 

]]>
Luo Jing macht die 14 Achttausender voll https://blogs.dw.com/abenteuersport/luo-jing-macht-die-14-achttausender-voll/ Sat, 29 Sep 2018 20:55:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42121

Luo Jing (2016)

Auch vom Achttausender Shishapangma in Tibet wurden am heutigen Samstag die ersten Gipfelerfolge der Herbstsaison gemeldet. Ein Team des russischen Expeditionsveranstalters „7 Summits Club“ erreichte nach eigenen Angaben den 8027 Meter hohen Gipfel, ebenso ein Team des nepalesischen Anbieters „Seven Summit Treks“. Laut dessen Vorstandsmitglied Dawa Sherpa stand auch die Chinesin Luo Jing auf dem Gipfel der Shishapangma. Es war der letzte der 14 Achttausender, der der 42-jährigen noch in ihrer Sammlung fehlte.

Alle 14 in knapp sieben Jahren

Luo (r.) 2014 auf dem K 2

Luo ist damit nach der Südkoreanerin Oh Eun-sun, der Spanierin Edurne Pasaban, der Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner und der Italienerin Nives Meroi die fünfte Frau, die alle 14 Achttausender bestiegen hat. Kaltenbrunner und Meroi hatten bei allen ihren Aufstiegen auf Flaschensauerstoff verzichtet. Ihren ersten Achttausender bestieg Luo Jing im Herbst 2011, den Manaslu. Seitdem verging bei ihr kaum ein Jahr ohne Achttausender-Erfolg. In weniger als sieben Jahren machte sie die 14 voll: 2012 ließ sie den Makalu folgen, 2013 Kangchendzönga, Gasherbrum I und II. 2014 bestieg die Chinesin Dhaulagiri und K 2, 2016 Annapurna, Mount Everest und Cho Oyu. 2017 war der Lhotse dran, im Sommer 2018 dann Nanga Parbat, Broad Peak und jetzt im Herbst zum Abschluss die Shishapangma.

„Berge haben mich akzeptiert“

„Nachdem ich so viele Berge bestiegen habe, habe ich verstanden, dass ich nicht die Berge erobert habe, sondern dass die Berge mich akzeptiert haben“, sagte die Computer-Expertin aus Peking der Zeitung „China Daily“, im Sommer nach dem Erfolg am Broad Peak. Luo Jing ist die erste Frau aus China im „14-Achttausender-Klub“.

Ihr Landsmann Zhang Liang hatte die Achttausender-Sammlung als erster Chinese 2017 komplettiert. In diesem Sommer gelang ihm als zweitem Mensch nach dem Südkoreaner Park Joung-Seok der sogenannte „True Explorers Grand Slam“: Er bestieg den Denali, den höchsten Berg Nordamerikas, und damit den letzten ihm noch fehlenden Berg der „Seven Summits“. Damit hatte der 54-Jährige sowohl alle Achttausender, als auch die höchsten Berge aller Kontinente bestiegen – und zudem noch Nord- und Südpol erreicht.

Update 4.10.: Laut einem spanischen Bergsteiger, der zur gleichen Zeit an der Shishapangma war, erreichte Luo Jing „nur“ den 8008 Meter hohen Mittelgipfel, nicht den Hauptgipfel. Sollte sich dies bestätigen, hätte sie die 14 Achttausender noch nicht komplett.

]]>
Everest und Co.: Gipfelerfolge und eine traurige Nachricht https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-und-co-gipfelerfolge-und-eine-traurige-nachricht/ Sun, 13 May 2018 11:31:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40679

Südseite des Mount Everest

Der Mount Everest ist erstmals in dieser Frühjahrssaison bestiegen worden. Heute erreichten acht nepalesische Bergsteiger von der Südseite des Bergs aus den höchsten Punkt auf 8850 Metern. Pasang Tenjing Sherpa, Pasdawa Sherpa, Lakpa Dendi Sherpa, Jen Jen Lama, Siddi Bahadur Tamang, Pemba Chhiri Sherpa, Tenzing Gyaljen Sherpa und Datuk Bhote legten Fixseile bis zum Gipfel und bereiteten damit den Weg für die Kunden der kommerziellen Expeditionsteams.

 

„Mann ohne Finger“ am Gipfel

Kim Hong-bin

Von der Annapurna wird der Gipfelerfolg des Südkoreaners Kim Hong-bin gemeldet. Für den 53-Jährigen ist es der zwölfte Achttausender. Kim hatte sich 1991 am 6190 Meter hohen Denali in Alaska, dem höchsten Berg Nordamerikas, so schwere Erfrierungen zugezogen, dass alle zehn Finger hatten amputiert werden müssen. Er wurde an der Annapurna von vier Sherpas begleitet.

 

Keine Spur von Petrov 

R.I.P.!

Derweil hat die Lebensgefährtin des seit zehn Tagen am Achttausender Shishapangma vermissten bulgarischen Bergsteigers Boyan Petrov darum gebeten, die Suche nach dem 45-Jährigen oberhalb von Lager 3 zu beenden. Das sei zu gefährlich für die Retter, schrieb Radoslava Nenova auf Facebook. Angeblich will das Sherpa-Team am Montag dennoch zum Gipfel aufsteigen, wenn es das Wetter zulässt. Petrov war am 29. April zu einem Gipfelversuch aufgebrochen, allein und ohne Flaschensauerstoff. Er hatte bereits zehn der 14 Achttausender ohne Atemmaske bestiegen. Damit ist er der erfolgreichste Höhenbergsteiger Bulgariens.

]]>
Immer noch keine Spur von Boyan Petrov https://blogs.dw.com/abenteuersport/immer-noch-keine-spur-von-boyan-petrov/ Sat, 12 May 2018 19:52:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40669

Rettungshubschrauber aus Nepal an der Shishapangma

Niemand sagt es offen. Aber wenn man ehrlich ist, schwindet allmählich die Hoffnung, den erfolgreichsten bulgarischen Höhenbergsteiger, Boyan Petrov, am Achttausender Shishapangma in Tibet noch lebend zu finden. Am 3. Mai, also vor neun Tagen, war der 45-Jährige zuletzt per Teleskop vom Basislager aus gesichtet worden. Seitdem fehlt von Boyan jede Spur. Schlechtes Wetter hatte tagelang die Rettungsaktion verzögert. Am heutigen Samstag stiegen zwei Hubschrauber des auf Rettungseinsätze spezialisierten nepalesischen Unternehmens Simrik Air auf, um nach Petrov zu suchen. Ohne Erfolg. Was die Crewmitglieder zunächst nahe Lager 3 auf rund 7300 Meter Höhe als „verdächtige Objekte“ ausgemacht, fotografiert und gefilmt hatten, entpuppte sich bei anschließender Sichtung des Materials als Steine und Felsen. Die Hubschrauber-Teams waren wegen Treibstoffmangels gezwungen, in die nepalesische Hauptstadt zurückzukehren. „Wir stehen in Kathmandu für dieselbe Mission bereit“, teilte Simrik Air mit. Auch das Rettungsteam direkt am Berg, bestehend aus drei Sherpas und drei chinesischen Bergsteigern, hat Petrov noch nicht gefunden. Die Retter verbrachten die Nacht in Lager 2. Am Sonntag soll die Suche fortgesetzt werden.

Zehn Achttausender bestiegen

Boyan war am 29. April zu einem Gipfelversuch aufgebrochen, alleine und ohne Flaschensauerstoff. Petrov hat bereits zehn der 14 Achttausender ohne Atemmaske bestiegen. Allein in den vergangenen beiden Jahren hatte er fünf Gipfelerfolge an den höchsten Bergen der Welt gefeiert: 2016 an der Annapurna, am Makalu und Nanga Parbat, 2017 am Gasherbrum II und Dhaulagiri. Petrov arbeitet als Zoologe am Nationalmuseum für Naturgeschichte in der bulgarischen Hauptstadt Sofia und ist ein Spezialist für die Tierwelt in Höhlen. Der Bergsteiger hat zwei Krebserkrankungen überlebt. Seit 18 Jahren leidet Boyan als Folge einer damaligen Chemotherapie an Diabetes.

]]>
Suche nach Boyan Petrov geht weiter https://blogs.dw.com/abenteuersport/suche-nach-boyan-petrov-geht-weiter/ Wed, 09 May 2018 14:43:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40617

Shishapangma

Noch fehlt jede Spur von Boyan Petrov. Der erfolgreichste bulgarische Höhenbergsteiger wird – wie berichtet – seit Tagen am Achttausender Shishapangma in Tibet vermisst. Auch die bulgarische Regierung hat sich in die Rettungsaktion eingeschaltet. Ministerpräsident Bojko Borissov sagte, man stehe in ständigem Austausch mit den Behörden in Nepal und in China sowie mit der Familie Petrovs. Nach Angaben von Außenministerin Ekaterina Zaharieva steht inzwischen auch ein für große Höhen geeigneter Hubschrauber für die Suche nach dem 45-Jährigen zur Verfügung. Direkt am Berg ist ein Rettungsteam aus drei chinesischen Bergsteigern und drei Sherpas im Einsatz. Trotz schlechten Wetters seien die Retter bereits bis Lager 2 auf 6900 Metern aufgestiegen, hieß es.

Nichts ist unmöglich

Boyan Petrov vor gut drei Wochen

Petrov war am 29. April zu einem Solo-Gipfelversuch ohne Flaschensauerstoff aufgebrochen. Am 3. Mai, also vor sechs Tagen, wurde er zuletzt per Teleskop vom Basislager aus gesichtet, etwa in Höhe von Lager 3 auf rund 7300 Metern. Am vergangenen Samstag erreichte ein anderes Team das Lager und fand dort Boyans halb geöffnetes Zelt vor, mit seinem Schlafsack darin. Petrov hat bereits zehn der 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Seine Lebensgefährtin Radoslava Nenova hofft weiter, dass Boyan lebt und gerettet werden kann: „Wir leben in einer Welt voller Möglichkeiten. Sagt mir nicht, etwas sei unmöglich!“, schreibt sie auf Facebook. Also weiter Daumen drücken für Boyan!

Update 11. Mai: Zwei Hubschrauber des auf Bergrettungen spezialisierten nepalesischen Unternehmens Simrik Air sind heute nach Tibet ins Shishapangma-Basislager geflogen. Sie sollen bei der Suche nach Petrov eingesetzt werden.

]]>
Sorge um Boyan Petrov https://blogs.dw.com/abenteuersport/sorge-um-boyan-petrov/ Mon, 07 May 2018 09:03:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40559

Boyan Petrov vor einigen Wochen in Kathmandu

Der erfolgreichste bulgarische Höhenbergsteiger, Boyan Petrov, wird seit einigen Tagen am Achttausender Shishapangma in Tibet vermisst. Das bestätigte heute auch seine Lebensgefährtin Radoslava Nenova auf Facebook. Nach ihren Angaben soll am morgigen Dienstag eine Suchaktion nach Petrov beginnen. Zuvor hatte das Team des ungarischen Bergsteigers David Klein berichtet, dass der 45 Jahre alte Bulgare am 29. April zu einem Soloversuch ohne Flaschensauerstoff aufgebrochen sei. Am 3. Mai, also am vergangenen Donnerstag, sei Petrov noch vom Basislager aus per Teleskop auf Höhe von Lager 3 gesichtet worden. Am Samstag hätten dann ein Ukrainer und drei Sherpas Lager 3 auf rund 7400 Metern erreicht und dort Boyans halboffenes Zelt mit seinem Schlafsack vorgefunden, mit hereingewehtem Schnee bedeckt. Offenkundig war Petrov Richtung Gipfel aufgebrochen.

Zehn Achttausender ohne Atemmaske

Shishapangma

Petrov hatte sich vorgenommen, mit der 8027 Meter hohen Shishapangma seinen elften Achttausender zu besteigen, wie die zehn anderen zuvor wieder ohne Atemmaske. Anschließend wollte er zum Everest weiterziehen. Allein in den vergangenen beiden Jahren hatte Boyan fünf Gipfelerfolge an den höchsten Bergen der Welt gefeiert: 2016 an der Annapurna, am Makalu und Nanga Parbat, 2017 am Gasherbrum II und Dhaulagiri. Petrov arbeitet als Zoologe am Nationalmuseum für Naturgeschichte in der bulgarischen Hauptstadt Sofia und ist ein Spezialist für die Tierwelt in Höhlen. Der Bergsteiger hat zwei Krebserkrankungen überlebt. Seit 18 Jahren leidet Boyan als Folge einer damaligen Chemotherapie an Diabetes.

]]>
Carlos Soria: Dhaulagiri, Klappe, die neunte! https://blogs.dw.com/abenteuersport/carlos-soria-dhaulagiri-klappe-die-neunte/ Tue, 27 Mar 2018 10:22:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40079

Carlos Soria

Carlos Soria ist nicht kleinzukriegen. Der inzwischen 79 Jahre alte Spanier ist erneut nach Nepal aufgebrochen, um seinen 13. der 14 Achttausender zu besteigen. Zum nun schon neunten Mal versucht sich Carlos am Dhaulagiri.  Im vergangenen Jahr hatten sich Soria und Co. bei ihrem einzigen Gipfelversuch im oberen Teil des 8167 Meter hohen Bergs verstiegen. Zudem hatte immer dichterer Nebel einen weiteren Aufstieg unmöglich gemacht. Starker Schneefall hatte später einen zweiten Versuch verhindert. „Diesmal bin ich sicher, dass wir erfolgreich sein werden“, verkündete der wohl fitteste aller Höhenbergsteiger-Senioren vor seiner Abreise nach Kathmandu optimistisch. 

Familienausflug ins Khumbu-Gebiet

Trekking mit Tochter und Enkeln

Soria will sich mit einer Trekkingtour im Khumbu-Gebiet akklimatisieren, die gleichzeitig ein Familienausflug wird: Seine Tochter Sonsoles und seine 10 Jahre alten Enkelkinder Andrea und Carlos werden ihn begleiten. Anschließend wird er sich dann mit drei spanischen Freunden und seinem Sherpa-Team auf den Weg zum Dhaulagiri machen, wo er Mitte April eintreffen will. Erst kurz vor dem Beginn der Expedition war es Carlos gelungen, einen Sponsor für seine Reise zum siebthöchsten Berg der Erde zu finden.

Shishapangma im Herbst?

Carlos 2017 am Dhaulagiri

Sollte ihm in diesem Frühjahr der langersehnte Erfolg am Dhaulagiri gelingen, will Soria im Herbst versuchen, auch die Shishapangma zu besteigen und damit seine Achttausendersammlung zu komplettieren. 2005 hatte Carlos auf dem Mittelgipfel der Shishapangma gestanden, der mit einer Höhe von 8008 Metern zwar auch jenseits der Achttausender-Marke liegt, aber eben 19 Meter ist als der Hauptgipfel. 2103 und 2014 war Soria mit leeren Händen von der Shishapangma zurückgekehrt.

Schon acht Altersrekorde an Achttausendern

Carlos hält die Altersrekorde am K 2 (65 Jahre), Broad Peak (68), Makalu (69, damals stieg er solo und ohne Flaschensauerstoff auf), Gasherbrum I (70), Manaslu (71), Lhotse (72), Kangchendzönga (75) und der Annapurna (77). Im Falle, dass er auch noch den Dhaulagiri und die Shishapangma besteigt, wäre Carlos Soria der mit Abstand älteste Mensch, der auf allen 14 Achttausendern stand. Bisher hält diesen „Rekord“ der Spanier Oscar Cadiach, der 2017 als 64-Jähriger den Broad Peak, seinen letzten Achttausender bestieg. Die Fitness scheint Carlos in den Genen zu liegen. „Meine Mutter wurde 96 Jahre alt,“ sagte der Spanier in einem Interview von desnivel.com. „Mit 90 schaffte sie es noch ohne Aufzug in den dritten Stock.“

]]>
Simone Moro wird 50: „Ich lebe noch“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/simone-moro-wird-50-ich-lebe-noch/ Thu, 26 Oct 2017 11:56:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38283

Simone Moro

Es tut nicht weher als sonst. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Es ist eher eine mentale Herausforderung, die ersten 50 Jahre voll zu machen. Schließlich ist klar, dass dann definitiv die zweite Lebenshälfte beginnt. Zeit, Bilanz zu ziehen. An diesem Freitag feiert Simone Moro seinen 50. Geburtstag. Der Italiener kann schon jetzt mit seiner Karriere als Höhenbergsteiger mehr als zufrieden sein. Niemand sonst hat wie Simone vier Winter-Erstbesteigungen von Achttausendern auf dem Konto.

Mit dem Polen Piotr Morawski erreichte Moro 2005 erstmals in der kalten Jahreszeit den 8027 Meter hohen Gipfel der Shishapangma. Drei weitere Winter-Erstbesteigungen folgten: 2009 mit dem gebürtigen Kasachen Denis Urubko am Makalu (8485 Meter), 2011 mit Urubko und dem US-Amerikaner Cory Richards am Gasherbrum II (8034 Meter) und 2016 mit dem Spanier Alex Txikon und dem Pakistaner Muhammad Ali „Sadpara“ am Nanga Parbat (8125 Meter). Simone verzichtete bei allen diesen Aufsteigen auf Flaschensauerstoff. Im vergangenen Frühjahr hatte sich Moro gemeinsam mit der Südtirolerin  Tamara Lunger vorgenommen, die vier Gipfel des Kangchendzönga-Massivs zu überschreiten. Zwei Vorstöße endeten auf 7200 Metern, weil Simone an Bauchschmerzen litt.

Moro ist mit der Südtiroler Kletterin Barbara Zwerger verheiratet und hat eine 19 Jahre alte Tochter und einen siebenjährigen Sohn. Simone hat sich auch als Rettungshubschrauberpilot im Himalaya Verdienste erworben.

Simone, ein halbes Jahrhundert in den Knochen, wie fühlt sich an?

Na ja, ich lebe noch, habe noch alle Finger und Zehen und bin immer noch motiviert. Mein Gewicht ist dasselbe wie damals, als ich 25 Jahre alt war. Auch mein Trainingsumfang hat sich nicht geändert. Deshalb bin ich einfach glücklich. 

Simone mit Muhammad Ali (l.) auf dem Gipfel des Nanga Parbat

Dir sind Wintererstbesteigungen an den Achttausendern Shishapangma, Makalu, Gasherbrum II und Nanga Parbat gelungen. Ist dir eine unter diesen Pioniertaten besondern wichtig und wenn ja, warum?

An der Shishapangma habe ich nach 17 Jahren “Ruhe” die Winterspiele an den Achttausendern wieder eröffnet. Unser Erfolg am Makalu kam nach 39 Jahren Winterversuchen dort, und wir waren gerade mal zu zweit und in superleichtem Stil unterwegs. Die Winter-Erstbesteigung am Gasherbrum II war die erste überhaupt an einem Achttausender im ganzen Karakorum. Und am Nanga Parbat wurde ich der Erste mit Winter-Erstbesteigungen an vier verschiedenen Achttausendern. Also, wie sollte ich da eine herausheben können?

Was macht für dich die Faszination aus, die höchsten Berge der Erde im Winter zu besteigen?

Einsamkeit, Wildnis, Abenteuer, das Gefühl des Entdeckens, geringe Erfolgschancen, kein Rabatt bei den Schwierigkeiten, Wind, selten Schönwetterfenster. Eine Winterexpedion ist NICHT einfach die kalte Version einer Sommerexpedition. 

Im vergangenen Frühjahr am Kangchendzönga hattest du gesundheitliche Probleme. Müssen wir uns Sorgen machen?

Nicht wirklich. Ich habe einfach viele dumme Fehler gemacht. Ich trank im Basislager Coca Cola, Sprite und anderes Mistzeug und anschließend am Berg nicht ausreichend. Also macht euch keine Sorgen! Derzeit fühle ich mich und bin auch stark und gesund.

Ein starkes Team: Moro mit Tamara Lunger (l.)

Zuletzt warst du regelmäßig mit der Südtirolerin Tamara Lunger unterwegs. Siehst du dich in der Rolle ihres Mentors?

Ja, das war ich lange Zeit. Jetzt aber ist Tamara 31 Jahre alt, hat eine Menge gelernt und ist absolut unabhängig. Aber wir arbeiten so gut zusammen. Das findet man nicht oft. Deshalb ist es besser, unseren Teamgeist als zusätzliche Kraft zu erhalten.

Wohin wird dich deine nächste Expedition führen?

Leider kann ich noch nicht verraten, wohin ich gehe. Ich kann aber so viel sagen, dass ich im kommenden Winter unterwegs sein werde und dass es wahrscheinlich die kälteste Besteigung wird, die ich jemals versucht habe.

Wenn du drei Wünsche für die zweite Lebenshälfte offen hättest, welche wären das?

Gesundheit, Gesundheit und Gesundheit. Für den Rest sorge ich selbst. Ich hatte und habe alles. Und nur GOTT kann mir Gesundheit schenken, auch wenn ich schon so viel wie möglich tue, um ein gesundes Leben zu führen …

]]>
China reagiert allergisch auf Pakistan-Visa im Pass https://blogs.dw.com/abenteuersport/china-reagiert-allergisch-auf-pakistan-visa-im-pass/ Wed, 12 Apr 2017 13:28:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35769

Der Potala in Lhasa, einst der Palast des Dalai Lama

Böse Überraschung für einige Bergsteiger, die sich in diesem Frühjahr Ziele in Tibet vorgenommen haben. Mir wurde von mehreren Seiten bestätigt, dass China derzeit keine Touristen nach Tibet einreisen lässt, in deren Pässen ein Visum für Pakistan aus den letzten drei Jahren vermerkt ist. Gerade Profibergsteiger, die sich gerne im Sommer an den beeindruckenden Bergen des Karakorum versuchen, laufen Gefahr, kein Visum für Tibet zu erhalten. Einige sitzen derzeit in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu fest, weil sie zu spät von dieser neuen Regelung erfahren haben. Also, wenn ihr zum Cho Oyu, zur Shishapangma oder auf die tibetische Nordseite des Mount Everest reisen und nicht kalt erwischt werden wollt, werft lieber noch einmal einen Blick auf euren Pass!

Keine Probleme ohne Pakistan-Visa

Warum China plötzlich so allergisch auf frühere Pakistan-Reisende reagiert, ist unklar. Ohne pakistanische Visa-Stempel oder -Aufkleber läuft die Einreise offenbar problemlos. So informierte mich ein Expeditionsveranstalter, dass seine Gruppe in Lhasa eingetroffen sei, ohne von den Grenzbehörden großartig behelligt worden zu sein.

]]>
China dreht Preisschraube – und investiert https://blogs.dw.com/abenteuersport/china-dreht-preisschraube-und-investiert/ Fri, 13 Jan 2017 11:44:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34691 Tibetische Nordseite des Mount Everest

Tibetische Nordseite des Mount Everest

Achttausender-Bergsteigen in Tibet wird teurer, und das nicht nur am Mount Everest. Der chinesische Bergsteigerverband CMA hat nach mir vorliegenden Unterlagen die Preise für die Permits an Everest, Cho Oyu und Shishapangma deutlich erhöht, im Schnitt um mehr als 30 Prozent. Seit Anfang des Jahres verlangt die CMA für die Besteigung des höchsten Bergs der Erde ab einer Teamgröße von vier Teilnehmern 9950 US-Dollar je Bergsteiger. Bisher kostete das Everest-Permit etwa 7000 Dollar pro Nase. Für den Cho Oyu werden ab sofort 7400 Dollar fällig, für die Shishapangma 7150 Dollar für einen Aufstieg von der Nordseite, 7650 Dollar für eine Besteigung von der Südseite. Bei kleineren Teams bis zu drei Teilnehmern liegen die Kosten für die Permits sogar im fünfstelligen Bereich: 19.500 Dollar pro Person am Everest, je 12.600 Dollar an Cho Oyu und Shishapangma.

Preise gleichen sich an

Zum Vergleich: Die nepalesische Regierung verlangt für den Everest im Frühjahr 11.000 Dollar, für die anderen Achttausender 1800 Dollar pro Bergsteiger. Allerdings handelt es sich dort um das „nackte“ Permit, während in Tibet einige Leistungen mit eingeschlossen sind, wie die Anfahrt zum Basislager oder auch die Dienste des Verbindungsoffiziers. Dennoch: Langsam, aber sicher nähern sich die Expeditionspreise in China und Nepal an.

Markt der Zukunft

China hat offenkundig das Bergsteigen als Wachstumsbranche entdeckt. Kein Wunder, schließlich kaufen sich immer mehr Chinesen in kommerzielle Expeditionen ein – nicht nur in den heimischen Bergen, wo ihnen untersagt ist, mit ausländischen Anbietern unterwegs zu sein. „China ist der Markt der Zukunft“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Veranstalters „Dreamers Destination“. „Die Chinesen haben jetzt auch begonnen, in fremden Ländern bergzusteigen.“

Mit dem Zug ins Basislager

Bauarbeiten an der Straße zum Cho Oyu (© Adrian Ballinger)

Bauarbeiten an der Straße zum Cho Oyu

Die chinesischen Behörden investieren in Tibet massiv in die Infrastruktur. Die Straße von der Hauptstadt Lhasa bis ins 5200 Meter hohe Everest-Basislager – früher auf vielen Abschnitten nicht mehr als eine Piste – ist inzwischen vollständig asphaltiert. „Als Touristenattraktion ist es eine der coolsten Straßen, die ich auf diesem Planeten bisher gesehen habe“, schwärmte der US-Expeditionsveranstalter Adrian Ballinger im Frühjahr 2016.
Im Ort Gangkar, auch bekannt als Old Tingri, soll, wie berichtet, bis 2019 ein riesiges Bergsteiger-Zentrum entstehen, inklusive Landeplatz für Hubschrauber-Rettungsflüge. In Tingri werde derzeit auch eine Verbrennungsanlage gebaut, schreibt mir der Schweizer Expeditionsveranstalter Kari Kobler. In drei bis vier Jahren solle es eine Eisenbahnverbindung bis in unmittelbare Nähe des Shishapangma-Basislagers geben.

Unberechenbare Politik

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Der 61-Jährige ist ein alter Hase auf der tibetischen Seite des Himalaya. Seit vielen Jahren veranstaltet Kobler dort Expeditionen. Die großen Veränderungen stünden erst in den nächsten Jahren bevor, glaubt Kari. „Bis jetzt war es am Everest sehr ruhig, und es herrschte auf der Nordseite ein fast familiäres Verhältnis“, sagt Kobler und verweist auf die geringere Zahl der Gipfelanwärter, „nur ca. 30 Prozent der Gäste gegenüber der Südseite“. Nach wie vor sei allerdings Korruption ein großes Problem: „Es ist unglaublich, wie autonom die chinesischen Politiker in Tibet agieren.“ Sollten nicht – nach offizieller Lesart der Regierung in Peking – die Tibeter die Autonomen in China sein?
Trotz gestiegener Preise und politischer Unwägbarkeiten denkt Kobler nicht daran, auf die nepalesische Seite zu wechseln. Die objektiven Gefahren seien auf der Südseite des Mount Everest größer, meint Kari: „Es ist aus meiner Sicht nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas Schlimmes passiert. Darum lieber die unberechenbare Politik als die unberechenbaren Gefahren.“

]]>
Billis fünfter Streich https://blogs.dw.com/abenteuersport/billis-fuenfter-streich/ Sat, 01 Oct 2016 14:49:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33751 Billi Bierling auf dem Gipfel des Cho Oyu

Billi Bierling auf dem Gipfel des Cho Oyu

Geschafft! „Ich stand heute um 13 Uhr ohne Flaschensauerstoff auf dem Gipfel des Cho Oyu“, twitterte Billi Bierling. „Es war ein langer und anstrengender Tag. Ein Dankeschön an alle, die mir die Daumen gedrückt haben.“ Für die 49 Jahre alte deutsche Bergsteigerin und Journalistin war es der fünfte Achttausender-Erfolg und nach dem Manaslu 2011 der zweite, der ihr ohne Atemmaske gelang. Bei ihrem ersten Versuch am Cho Oyu vor elf Jahren war sie nicht über Lager 2 auf 7200 Metern hinausgekommen. „Es war mein erster Achttausender“, schrieb sie mir vor anderthalb Wochen vom Cho Oyu. „Damals war ich überzeugt, dass ich für solche hohen Berge nicht stark genug bin.“ Später bewies sie das Gegenteil.

Eine von zwei Ersten auf dem Makalu

Nepalesische Seite des Cho Oyu

Nepalesische Seite des Cho Oyu

2009 bestieg Billi den Mount Everest, 2011 mit Lhotse und Manaslu gleich zwei Achttausender und 2014 den Makalu. Mit Heidi Sand, die am gleichen Tag oben war, teilt sich Bierling die Ehre, als erste deutsche Frau auf dem Makalu gestanden zu haben. Mit nun fünf Achttausendern fehlt Billi nur ein weiterer, um mit der bisher erfolgreichsten deutschen Höhenbergsteigerin Alix von Melle gleichzuziehen.

Glückwunsch!

Die meisten Bergsteiger, die häufiger in Nepal unterwegs sind, dürften Billi Bierling als Mitarbeiterin und designierte Nachfolgerin der legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley kennen. Auch unsere Wege kreuzten sich erstmals in Kathmandu, vor einer Expedition. Seitdem hat sie mich schon häufig mit Informationen aus erster Hand versorgt – immer freundlich, hilfsbereit und kompetent. Deshalb freue ich mich ganz besonders über ihren Gipfelerfolg am Cho Oyu. Den hast du dir verdient, Billi, herzlichen Glückwunsch!

Das Schönwetterfenster am Freitag und Samstag nutzten zahlreiche Bergsteiger an den in diesem Herbst meisten besuchten Achttausendern Manaslu und Cho Oyu für ihre Gipfelversuche. Allein den 8163 Meter hohen Gipfel des Manaslu erreichten nach Informationen der Zeitung „The Himalayan Times“ an beiden Tagen insgesamt mehr als 150 Bergsteiger.

Zwei Sherpas bei Lawinen ums Leben gekommen

R.I.P.

R.I.P.

Doch es gibt auch schlechte Nachrichten aus dem Himalaya: Zwei Sherpas kamen in der zurückliegenden Woche bei Lawinenunglücken ums Leben. Am Dienstag wurde Mingmar Sherpa (aus Taksindu im Solukhumbu) am 7126 Meter hohen Himlung Himal im Westen Nepals verschüttet. Am Freitag starb Temba Sherpa (aus Taplejung im Osten Nepals) in einer Lawine am Achttausender Shishapangma in Tibet.

Update 19 Uhr: Auch die US-Amerikaner Adrian Ballinger und Emily Harrington erreichten heute den Gipfel des Cho Oyu und fuhren von dort mit Skiern ab. Sie liegen damit noch im Zeitplan ihrer „Instant-Expedition“. „Wir haben sogar noch Zeit, morgen im vorgeschobenen Basislager mit Freunden zu feiern“, freut sich Adrian. Ballinger und Harrington wollen spätestens 14 Tage nach ihrer Abreise wieder zurück am Heimatort in den USA sein.

]]>
Shishapangma, die letzte! https://blogs.dw.com/abenteuersport/shishapangma-die-letzte/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/shishapangma-die-letzte/#comments Thu, 22 Sep 2016 11:29:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33645 Shishapangma

Shishapangma

Ein Kaugummi wird nicht besser dadurch, dass man endlos auf ihm herumkaut. Irgendwann sollte man ihn ausspucken. Ähnlich ist es auch mit Geschichten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt ist einfach alles durchgekaut. Dann sollte man den Mut haben, einen Schlussstrich zu ziehen, ehe daraus eine unendliche Geschichte wird, die nur noch nervt. Dies wird mein letzter Artikel zur Lawine an der Shishapangma am Samstag vor genau zwei Jahren sein. Vielleicht ist noch nicht alles gesagt, aber aus meiner Sicht doch genug, um das Kapitel zu schließen. Und hoffentlich daraus zu lernen.

Schiefes Bild

Es war gut, dass Martin Maier – wie berichtet – die Debatte mit seinem Interview mit der Zeitschrift „Bergsteiger“ lostrat. Nun haben wir ein ziemlich genaues Bild davon, was damals geschah, und es stimmt in einigen Details nicht mit dem überein, was zuvor berichtet worden war. Dieses schiefe Bild habe er geraderücken wollen, sagte Martin in einer TV-Dokumentation des Bayerischen Rundfunks über die Ereignisse 2014 an der Shishapangma (s.u.), „weil die Sachen, die einfach irgendwo dastehen, die gesagt worden sind, von den Leuten als wahr und als Fakt hingenommen werden.“

Bei dem Unglück waren der Deutsche Sebastian Haag und der Italiener Andrea Zambaldi ums Leben gekommen. Wie die beiden war auch Maier von der Lawine 600 Meter tief mitgerissen worden, jedoch auf den Schneemassen liegen geblieben. Er hatte sich schließlich, schwer verletzt, aus eigener Kraft ins letzte Hochlager schleppen können. Benedikt Böhm und der Schweizer Ueli Steck, die mit Glück der Lawine entkommen waren, hatten keine Möglichkeit gesehen, zum Lawinenkegel zu queren, und waren zu diesem Zeitpunkt bereits ins Basislager abgestiegen.

Böhm: „Es tut mir leid“

Basti Haag (l.) und Andrea Zambaldi (r.)

Basti Haag (l.) und Andrea Zambaldi (r.)

Maier belegte mit Bildern, die vom Basislager aus mit einer hoch auflösenden Kamera aufgenommen wurden: Nicht Basti Haag spurte, als die Lawine abging, wie Benedikt Böhm bisher behauptet hatte, sondern Böhm selbst ging vorneweg. Nach langem Zögern äußerte sich Benedikt in der BR-Dokumentation erstmals zu dem Vorwurf, er habe mit seiner Darstellung womöglich Haag die Schuld in die Schuhe schieben wollen. „Wenn es so verstanden wurde, tut es mir sehr, sehr leid“, sagte Benedikt. „Es war nie die Intention, irgendwem einen Vorwurf zu machen, die Lawine ausgelöst zu haben. Wenn überhaupt ein einzelner Fuß dafür ausschlaggebend war, ist das vollständig irrelevant, weil wir uns alle zu fünft entschieden haben, da oben reinzugehen, auf eigenes Risiko und aus freien Stücken da oben zu sein.“ Warum er nicht früher die Dinge klar rückte – Maier hatte ihn nach eigenen Angaben mehrfach dazu aufgefordert – bleibt im Dunkeln.

„Schlimmster Moment“

Böhm (r.) und  Haag an der Shishapangma

Böhm (r.) und Haag an der Shishapangma

Neu war auch die Information, dass Böhm und Steck von oben erkannt hatten, dass einer der drei Mitgerissenen auf dem Schnee lag. „Wir haben einen farbigen Punkt gesehen“, sagte Ueli dem BR. „Da war jemand draußen, das hat man gesehen. Der hat sich am Anfang noch ein bisschen bewegt, und irgendwann lag er nur noch im Schnee.“ Wegen der großen Lawinengefahr hätten sie sich gegen einen Versuch entschieden, in den Hang zu queren. „Für mich war es das Schlimmste, was ich jemals erlebt habe. Du siehst, da unten liegt jemand, und du kommst nicht hin.“ Auch Böhm bezeichnete die Entscheidung abzusteigen in dem BR-Beitrag als „schlimmsten Moment meines Lebens. Es war der Umstand, dass die Geschichte so tief in mir sitzt, dass ich das nicht groß breittreten wollte. Aber im Nachhinein war es auch ein Fehler.“

„Ureigene Verantwortung“

Er mache sich Vorwürfe, dass er Martin auf dem Lawinenkegel nicht zu Hilfe geeilt sei, schreibt Ueli Steck unter der Überschrift „Meine Grundsätze am Berg“ auf seiner Homepage. „Ich danke ihm, dass er mir keine Vorwürfe deswegen macht. Und ich werde die aus diesem Unglück gewonnene Erfahrung für Entscheide in vergleichbaren Situationen nutzen – was hoffentlich nie nötig sein wird.“ Und doch kann man Unglücke wie jenes an der Shishapangma niemals ganz ausschließen. „Bergsteigen ist eine der wenigen Tätigkeiten, die nicht komplett reglementiert sind, und damit jedem einzelnen erlaubt, die für ihn tragbaren Risiken weitgehend selbst festzulegen“, schreibt Ueli. „Freiheit heißt aber auch Verantwortung. Wir alle wissen, dass wir letztlich für die Risiken dieses schönen Sports unsere ureigene Verantwortung tragen müssen.“

Und was kann man noch aus der Debatte um die Lawine an der Shishapangma lernen? Man sollte bei der Wahrheit bleiben, sagt Martin Maier. Unbedingt!

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/shishapangma-die-letzte/feed/ 3
Kontroverse um Lawine an der Shishapangma https://blogs.dw.com/abenteuersport/kontroverse-um-lawine-an-der-shishapangma/ Tue, 12 Jul 2016 08:44:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33193 Vorgeschobenes Basislager an der Shishapangma

Vorgeschobenes Basislager an der Shishapangma

24. September 2014, 6:55 Uhr: Fünf Bergsteiger steigen auf einer Höhe von rund 7900 Metern dem Gipfel des Achttausenders Shishapangma entgegen, als sich eine Lawine löst. Die beiden Deutschen Sebastian Haag und Martin Maier sowie der Italiener Andrea Zambaldi werden mehrere hundert Meter den Hang hinuntergespült. Der Deutsche Benedikt Böhm und der Schweizer Ueli Steck haben Glück und entkommen den Schneemassen. Der 36 Jahre alte Haag und der 32-jährige Zambaldi kommen ums Leben. Maier überlebt wie durch ein Wunder und kann sich aus eigener Kraft ins Hochlager retten. Die Nachricht über das Unglück erscheint zuerst in meinem Blog. Auch die ersten Interviews über die Lawine mit Bene Böhm und Martin Maier sind auf „Abenteuer Sport“ zu lesen.

„Die Zeit heilt nicht alles“

Mehr als anderthalb Jahre danach hat Martin mit einem Interview in der Zeitschrift „Bergsteiger“ eine Debatte über das Unglück losgetreten. Der 41 Jahre alte Wirtschaftsingenieur leidet nach eigenen Worten noch immer an den Spätfolgen, nicht nur gesundheitlicher Art: „Die Zeit heilt nicht alles – weder Verletzungen, die bis heute geblieben sind, noch die Traurigkeit und Erbitterung darüber, dass Menschen ihren Selbstwert auf Kosten anderer steigern möchten.“ Maier wirft den beiden anderen Überlebenden der Lawine, Böhm und Steck, zum einen vor, die Unwahrheit gesagt zu haben, zum anderen, dass sie ihn zu schnell aufgegeben hätten.

Wer ging wo?

Mit Hilfe von Bildern, die mit einer Zeitrafferkamera vom Basislager aus gemacht wurden, dokumentiert Maier, dass Benedikt Böhm offenbar zum Zeitpunkt des Lawinenabgangs an der Spitze der Gruppe ging (siehe Video).

Benedikt hatte mir drei Wochen nach seiner Rückkehr im Interview gesagt: „Basti (Haag) spurte und ging ein bisschen vom Grat weg. Er wollte sich mir gerade wieder zuwenden. In diesem Moment löste sich der ganze Hang. (…) Weil ich nahe am Grat war, konnte ich zur Seite springen. Ebenso Ueli, der knapp unter mir war.“ Nach Erscheinen des Interviews bat mich Böhm, zwei seiner Aussagen (u.a. die am Anfang des Videos zitierte) herauszunehmen, die den Eindruck hätten erwecken können, dass Haag möglicherweise das Unglück verschuldet hätte. Ich kam seiner Bitte nach – auch mit Rücksicht auf Sebastians Eltern, die gerade ihren zweiten Sohn am Berg verloren hatten.
Die Kernaussage blieb jedoch bestehen, Benedikt hatte sie im Verlauf des Interviews noch einmal bestätigt: „Ich war ja schon in Bastis Spur, habe dann aber instinktiv umgedreht und bin ein paar Schritte aus dem Hang herausgegangen.“ Ich habe Böhm um eine Stellungnahme zu Maiers Vorwurf gebeten, er habe „Dinge erfunden und konstruiert, die einfach nicht den Fakten entsprechen. Benedikt antwortete mir, er wolle die ganze Angelegenheit zunächst direkt mit Martin klären und dann an die Öffentlichkeit gehen. Voraussichtlich für Ende Juli, Anfang August sei ein gemeinsamer Fernsehauftritt geplant.

Steck: „Näher zum Grat hin“

Ueli Steck hatte mir gut vier Monate nach dem Unglück auf der ISPO in München die Situation zum Zeitpunkt des Lawinenabgangs so geschildert: „Es war eigentlich nur Glück, dass Beni (Böhm) und ich uns noch etwas weiter oben aufhielten. Wir standen auch in der Lawine, aber eben ein wenig auf der Seite, wo nicht so viel wegrutschte.“ Ähnlich hatte er sich unmittelbar nach der Expedition in der Schweizer „Sonntagszeitung“ geäußert. Auf dem im „Bergsteiger“ veröffentlichten Bild sieht man, dass der Schweizer Top-Bergsteiger als Vorletzter der Gruppe aufstieg. Das sei kein Widerspruch zu seinen Worten, schreibt mir Ueli: „Das war so gemeint, dass ich von meiner Sicht aus weiter oben gegen die Rippe/den Grat war – und nicht oberhalb der anderen. Ich habe es genau so gesagt, wie es auf dem Bild zu sehen ist.“

Rettungsversuch verzögert?

Basti Haag (l.) und Andrea Zambaldi (r.)

Basti Haag (l.) und Andrea Zambaldi (r.) starben in der Lawine

Der zweite Vorwurf Maiers wiegt fast noch schwerer: Böhm und Steck hätten gesehen, dass jemand auf den Schneemassen gelegen habe. Mit ihrer kategorischen Aussage über Funk, es sei unmöglich, zum Lawinenkegel zu queren, hätten sie eine Rettungs- oder Bergungsaktion zumindest verzögert, beinahe sogar verhindert. „Ich will gar nicht sagen, dass mir die beiden selbst hätten helfen müssen“, sagte Maier im „Bergsteiger“-Interview. „Aber man hätte zumindest anderen die Entscheidung selbst überlassen müssen zu helfen oder nicht. Statt zu behaupten, es gibt keine Chance, jeder Rettungsversuch ist aussichtslos, hätten sie sagen können: Wir sind nicht in der Lage, uns ist die Lawinengefahr zu groß.“

Böhm: „Schwierigste Entscheidung meines Leben“

Böhm und Steck widersprechen. Böhm bezeichnet gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ den Entschluss, nicht zum Lawinenkegel zu queren, als „die schwierigste Entscheidung meines Lebens, die mich ein Leben lang verfolgen wird“. Vielleicht, so Benedikt, hätte er sich über Funk und später auch gegenüber Norbu Sherpa, der ihnen entgegen gestiegen war, differenzierter ausdrücken müssen, er habe jedoch „keinesfalls eine Rettungsaktion verhindern wollen“.

Steck: „Ich hatte Glück, andere weniger“

Wie Böhm verweist auch Steck darauf, dass sie alles versucht hätten, hinüber zu gelangen. Lawinengefahr, so Ueli, könne man leider Gottes nicht messen. „Ich habe hin und her diskutiert mit Suzanne (Hüsser vom Expeditionsveranstalter Kobler & Partner), was wir machen sollten“, schreibt mir Ueli. Jemand, der damals im Basislager Stecks Funkspruch mithörte, schilderte mir, dass der Schweizer damals „emotional wirklich fertig“ gewesen sei. „Im Nachhinein mit dem Finger auf uns zu zeigen, finde ich absolut daneben“, schreibt mir Ueli. „Es ist einfach, hinterher über andere zu urteilen, die oben waren und in dieser Situation die Entscheidung treffen mussten.“ Es sei falsch gewesen, bei diesen Dingen überhaupt aufzusteigen. „Dass wir alle zusammen eine Lawine ausgelöst haben, war der Fehler, für den wir alle die Konsequenzen tragen müssen. Ich hatte Glück, andere weniger.“ Im Herbst 2014 erreichte wegen der Schneemassen am Berg kein Bergsteiger den Gipfel der Shishapangma.

Maier: „Gebraucht, aber in der Darstellung unerwünscht“

Während der Akklimation

Während der Akklimation

Steck hatte damals den Achttausender ursprünglich gemeinsam mit seiner Frau Nicole besteigen wollen. Der Schweizer war nur für diesen Gipfelversuch zum Team der „Double 8“-Expedition gestoßen. Das Ziel der Expedition lautete: Speedbegehung der Shishapangma, Skiabfahrt vom Gipfel, mit dem Mountainbike zum Cho Oyu, auch dort Speedbesteigung und Skiabfahrt. Das Internetportal “Spiegel online” hatte die Expedition zunächst medial begleitet. Maier war der einzige Nicht-Profi im Team, sein Name fiel in der Berichterstattung nicht. Ich erinnere mich, dass ich mich bei seiner Erwähnung in der ersten Nachricht Benedikts über das Unglück fragte: Martin Maier? und dann erst einmal recherchierte, wer das überhaupt sei. „Am Tag des zweiten Gipfelversuches hatte ich von Lager 1 bis knapp unter Lager 3 fast 1000 Höhenmeter alleine gespurt“, sagte Maier im „Bergsteiger“-Interview. „Insofern war ich wohl ein gebrauchter, aber in der Darstellung unerwünschter Teil der Expedition.“

Bitte sachlich!

In der Szene wird heftig über Martins Vorwürfe diskutiert, auch mich erreichten zahlreiche Anfragen. In mehreren Zeitungen wurde über den Streit berichtet. Es fallen Begriffe wie „Bergsteiger-Ehre“, „Lüge“, „Schuld“ und „falscher Stolz“. Unter denen, die sich nun zu Richtern aufschwingen, haben die meisten im Herbst 2014 im warmen Wohnzimmer gesessen. Einige waren wahrscheinlich noch nie an einem hohen Berg unterwegs, geschweige denn sind sie dort in Extremsituationen geraten. Ich habe lange gezögert, ob ich mich zu dem Vorgang äußern sollte. Doch die Debatte hat sich inzwischen verselbstständigt, und ich kann nicht so tun, als würde sie nicht ausgetragen. Einige Fragen sind zu klären, vor allem zwischen Benedikt und Martin. Ich hoffe, dass es auf einer sachlichen Ebene geschieht.

]]>