Dreamers Destination – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Später Gipfelversuch am Broad Peak https://blogs.dw.com/abenteuersport/spaeter-gipfelversuch-am-broad-peak/ Wed, 02 Aug 2017 15:23:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37199

Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Mingma Gyalje Sherpa scheint die Nase nicht voll zu bekommen. Fünf Tage nach dem Gipfelerfolg am K 2, als unter seiner Führung zwölf Bergsteiger den Gipfel des 8611 Meter hohen Berg im Karakorum erreicht hatten, brach der 31 Jahre alte Expeditionsleiter des nepalesischen Veranstalters Dreamers Destination mit einem Team zu einem späten Versuch am benachbarten Broad Peak auf. Nach Angaben des GPS-Trackers seines Kunden John Snorri Sigurjónsson erreichte das Team heute Lager 2 auf rund 6200 Metern. John war in der vergangenen Woche der erste Isländer auf dem Gipfel des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde.

Mingma Gyalje Sherpa

Der Unermüdliche

„Wir haben uns nach der erfolgreichen Besteigung des K 2 gut erholt“, schrieb Mingma gestern auf Facebook. „Wir sind als einziges Kletterteam im gesamten Gebiet des Baltoro-Gletschers übrig geblieben. Wer außer Mingma und Sigurjónsson zum Team gehört, ist noch unklar. Im Erfolgsfall wäre der Expeditionsleiter in diesem Jahr fünfmal auf eine Höhe über 8000 Meter aufgestiegen. Vor dem Erfolg am K 2 hatte Mingma im Frühjahr in Nepal mit Kunden den Dhaulagiri und den Makalu bestiegen. Anfang des Sommers erreichte er mit einem Team den Gipfelgrat des Nanga Parbat, war sich aber nicht sicher, ob er im Schneetreiben wirklich den höchsten Punkt gefunden hatte.

Update 3. August: Mingma G. Sherpa und weitere neun Bergsteiger haben am Broad Peak ihr Lager 3 auf rund 7000 Meter Höhe aufgeschlagen. Geplanter Gipfelverstoß am Freitag!

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Mingma Gyalje Sherpa: „Perfekte Teamarbeit am K2“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mingma-gyalje-sherpa-perfekte-teamarbeit-am-k2/ Mon, 31 Jul 2017 13:54:42 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37157

Mingma Gyalje Sherpa auf dem Gipfel des K 2

Das Basislager am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde, wird sich in den kommenden Tagen leeren. Andrzej Bargiel und seine polnischen Mitstreiter erklärten ihre Skiexpedition für beendet, nachdem sie ihren Gipfelversuch am Wochenende wegen zu hoher Lawinengefahr beendet hatten. Auch der Schwede Fredrik Sträng und sein pakistanischer Begleiter drehten um. Die kommerziellen Anbieter Furtenbach Adventure und Himalayan Experience hatten bereits zuvor das Handtuch geworfen.

Mingma Gyalje Sherpa, Chef des Veranstalters Dreamers Destination, kann dagegen hoch zufrieden nach Nepal zurückreisen. Unter Leitung des 31-Jährigen hatte am Freitag ein zwölfköpfiges Team den 8611 Meter hohen Gipfel erreicht. Es waren die ersten Gipfelerfolge am K 2 seit 2014, als Mingma dort ebenfalls zu den erfolgreichen Bergsteigern gehört hatte und ohne Atemmaske aufgestiegen war. Im Frühjahr 2017 hatte der überaus leistungsstarke Sherpa bereits mit Kunden die Achttausender Dhaulagiri und Makalu bestiegen. Anfang des Sommers hatte er am Nanga Parbat mit seinem Team den Gipfelgrat erreicht, war sich aber unsicher gewesen, ob sie wirklich den höchsten Punkt erwischt hatten. Ich habe Mingma nach seinem Erfolg am K 2 einige Fragen ins Basislager geschickt. Hier sind seine Antworten:

Mingma, zunächst einmal Glückwunsch an dich und dein Team. Tolle Leistung! Einige Expeditionsleiter waren umgekehrt, weil sie die Lawinengefahr für zu hoch hielten. Was machte dich zuversichtlich, dass es doch klappen könnte?

Eine wichtige Rolle bei unserem Erfolg hat unser guter Wetterbericht gespielt. Es war noch recht windig, als wir in Lager 2 und 3 waren. Ich war sicher, dass der Wind den gesamten Neuschnee wegblasen würde und rechnete deswegen nicht mit Lawinen. Unser Team bestach durch seine Geschlossenheit. Alle hörten auf das, was ich sagte, und arbeiteten perfekt zusammen. Und so waren wir am Ende erfolgreich.

Harte Arbeit beim Aufstieg

Wie waren die Bedingungen am Gipfeltag?

Ich glaube, an keinem anderen Achttausender sind die Gipfeltage so hart wie am K 2. Die Route zum Gipfel führt über sehr viel Eis. Diese Passagen sind mit tiefem Schnee bedeckt, was die Lawinengefahr erhöht. Wir mussten beim Spuren sehr vorsichtig sein. Ich fand es in diesem Jahr noch eisiger als 2014. Es war wirklich schwer, den Gipfelgrat zu erreichen. Allerdings war die Bedrohung durch Lawinen niedriger, weil die meisten Tage windig waren und der Schnee hart gefroren war.

Ich nehme an, dass ihr wegen des vielen Neuschnees eine Menge spuren musstet. Wer hat diesen harten Job übernommen?

Einige haben Seile getragen, andere gesichert, wieder andere gespurt. Es war Teamarbeit. Wir mussten auf den schneebedeckten Eispassagen mehr Fixseile legen als vorher gedacht.

Ist jemand unter den zwölf Besteigern ohne Flaschensauerstoff unterwegs gewesen?

Sorry, diesmal habe ich Sauerstoff benutzt, sonst wäre es nicht möglich gewesen, den Gipfel zu erreichen. Aber Nima Nuru Sherpa aus dem Dorf Thame in Nepal und Fazal aus Pakistan haben es ohne Flaschensauerstoff geschafft.

Erfolgreiches Team

Du hattest ein sehr starkes Sherpa-Team an deiner Seite – mit insgesamt rund 50 Everest-Besteigungen auf dem Konto. War das der Schlüssel für den K 2?

Einerseits ja, andererseits nein. Unser Sherpa-Team war stark und sehr erfahren, aber Everest und K 2 liegen in verschiedenen Ländern mit verschiedenen Kulturen des Bergsteigens. Die Arbeit am K 2 ist schwieriger als am Everest, weil deutlich weniger Teams unterwegs und die Wetterbedingungen unvorsehbar sind.

In meinem letzten Blogartikel habe ich dich wegen deiner Erfolge in diesem Jahr den „Achttausender-Bergsteiger der Saison“ genannt. Wirst du eigentlich nie müde? Was ist dein Erfolgsgeheimnis?

Danke für das Kompliment. Eigentlich werde ich nur müde, wenn ich jeden Tag untätig im Zelt schlafen muss. Ich liebe es einfach zu klettern, dabei werde ich nicht müde. Und deshalb bin ich erfolgreich.

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Gipfelerfolge am K 2 https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelerfolge-am-k-2/ Fri, 28 Jul 2017 12:54:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37135

K 2, vom Basislager aus gesehen

Das war ein hartes Stück Arbeit. „Schlussendlich stehen wir auf dem Gipfel des K 2“, schrieb Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Dreamers Destination auf Facebook. Außer ihm hätten elf weitere Bergsteiger den höchsten Punkt auf 8611 Metern erreicht, darunter sechs Sherpas. Für den Aufstieg vom letzten Hochlager an der Schulter des K 2 auf rund 7650 Metern bis zum Gipfel benötigten sie offenbar rund 16 Stunden – kein Wunder angesichts der Neuschneemengen im Gipfelbereich, die zuvor einige Teams dazu bewogen hatten, wegen Lawinengefahr ihre Versuche abzubrechen und wieder abzusteigen.

O’Briens fünfter Streich, Zhangs 13.

Vanessa O’Brien

Zu den Glücklichen, die heute den Gipfel des zweithöchsten Bergs der Erde erreichten, gehörte auch die amerikanisch-britische Bergsteigerin Vanessa O’Brien. Für die 52-Jährige ist es nach Mount Everest (2010), Shishapangma, Cho Oyu (beide 2011) und Manaslu (2014) der fünfte Achttausender-Erfolg. O’Brien war in den vergangenen beiden Jahren jeweils mit leeren Händen vom K 2 zurückgekehrt. Am Gipfel stand auch der Chinese Zhang Liang. Für den 53-Jährigen war es laut Mingma der 13. Achttausender. John Snorri Sigurjónsson darf sich seit heute „erster Isländer auf dem K 2“ nennen. Der 44-Jährige hatte im vergangenen Mai bereits den Achttausender Lhotse bestiegen, ebenfalls als erster Bergsteiger seines Landes.

Sherpa-Power

Mingma hatte ein äußerst starkes und erfahrenes Sherpa-Team um sich geschart. Dawa Gyalje Sherpa, Tsering Pemba Sherpa, Nima Tshering Sherpa, Lhakpa Nuru Sherpa, Nima Nuru Sherpa und Ang Tsering Sherpa haben allesamt den Everest bestiegen, die meisten sogar mehrmals, darüber hinaus auch weitere Achttausender. So viel Sherpa-Power war sicher auch nötig, um die Spur auf den Gipfel des K 2 zu legen. John Snorri  Sigurjónsson hatte gestern über eine Neuschneeauflage von bis zu einem Meter berichtet.

Bravo, Mingma!

Mingma Gyalje Sherpa

Gälte es, den „Achttausender-Bergsteiger der Saison“ zu küren, würde diese Ehre Mingma Gyalje Sherpa gebühren. Der 31-Jährige hatte im Frühjahr bereits Kunden auf die Gipfel von Dhaulagiri und Makalu geführt.  Zu Beginn des Sommers erreichte Mingma am Nanga Parbat mit einem Team den Gipfelgrat, war sich aber nicht sicher, ob sie wirklich den höchsten Punkt betreten hatten. Trotz Erfrierungen an einem Zeh, die sich Mingma bei diesem Aufstieg zugezogen hatte, führte er jetzt sein Team auf den K 2, den er 2014 – ohne Flaschensauerstoff – erstmals bestiegen hatte. Hut ab vor Mingmas Leistungsstärke! Eine Besteigung ist aber erst dann wirklich erfolgreich, wenn alle Teilnehmer wieder sicher im Basislager zurück sind. Das gilt erst recht am gefährlichen K 2. Also, weiter Daumen drücken!

Update 29. Juli: Alle Bergsteiger sind wohlbehalten im Basislager eingetroffen. Das berichtet Mingma auf Facebook.

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K 2 und Broad Peak: Gipfel in Reichweite https://blogs.dw.com/abenteuersport/k-2-und-broad-peak-gipfel-in-reichweite/ Wed, 26 Jul 2017 17:50:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37099

K 2, der „König der Achttausender“

Streckt der K 2 doch noch die Hand zur Versöhnung aus? Trotz der schwierigen Wetter- und Schneeverhältnisse am zweithöchsten Berg der Erde haben mehr als ein Dutzend Bergsteiger das letzte Hochlager auf der Schulter des K 2 erreicht. „Er ist gerade in Lager 4 angekommen“, schrieb heute Lina Moey, die Lebensgefährtin des Isländers John Snorri Sigurjonsson, auf Facebook. „Er ist sehr müde, nach fast zwölf Stunden Klettern. Es war ein sehr langer Tag, und der Schnee reichte an einigen Stellen bis an seine Hüfte. 14 Leute planen, den Gipfel zu besteigen, neun von ihnen sind Sherpas. Sie mussten anderthalb Meter Schnee wegbuddeln, um ihr  Zelt aufzubauen.“ Am 16. Mai hatte der 44 Jahre alte Sigurjonsson in Nepal den 8516 Meter hohen Lhotse bestiegen. Er war der erste Isländer auf dem vierthöchsten Berg der Erde. Auch auf dem K 2 wäre er der erste Bergsteiger seines Landes.  Johns GPS-Tracker zeigt eine Höhe von 7650 Metern an.

Furtenbach-Team kehrt heim, Bargiel noch im Basislager

Diese Höhe hat auch die britisch-amerikanische Bergsteigerin Vanessa O’Brien erreicht . „Lager 4“, twitterte die 52-Jährige kurz und bündig, mit einem Link zu ihrem GPS-Tracker. Wie Sigurjonsson gehört auch O’Brien zum Team des nepalesischen Veranstalters Dreamers Destination. Vanessa versucht sich das dritte Jahr in Folge am K 2. Sollte sie den Gipfel erreichen, wäre es ihr fünfter Achttausender.  Abgestiegen ist hingegen heute das Team des österreichischen Expeditionsveranstalters Furtenbach Adventures. „Bedauerlicherweise spielt das Wetter am K 2 wieder einmal sein eigenes Spiel“, teilte der Veranstalter mit. „Sehr schnell wurde die Lawinengefahrt dramatisch hoch. Deshalb entschied das Team, anzuhalten und ins Basislager abzusteigen. Wie wollen unsere Sherpas nicht in diese Gefahr bringen.“ Die Mitglieder des Teams trafen wohlbehalten am Fuße des Bergs ein und wollen morgen den Heimweg antreten. „Wir sitzen immer noch im Basislager und warten darauf, dass sich das Wetter bessert“, schrieb Andrzej Bargiel heute auf Facebook. Der 29 Jahre alte Pole will den K 2 erstmals vom Gipfel bis ins Basislager ohne Unterbrechung mit Skiern abfahren. Andrzej und seinem Team droht jedoch allmählich die Zeit davonzulaufen.

Cardiach und Co. im letzten Hochlager

Broad Peak

Am benachbarten Achttausender Broad Peak haben der Spanier Oscar Cardiach und seine Mitstreiter Lager 3 auf 7200 Metern erreicht und planen, am morgigen Donnerstag zum 8051 Meter hohen Gipfel aufzusteigen – wenn die Verhältnisse es zulassen.  Zu Cardiachs Team gehören Tunc Findik, mit zehn bestiegenen Achtausendern der erfolgreichste Höhenbergsteiger der Türkei,  Muhammad Ali „Sadpara“, der 2016 einer der Winter-Erstbesteiger des Nanga Parbat war, sowie der Balti-Hochträger Yosuf.  Der Broad Peak ist der letzte der 14 Achttausender, der dem 64 Jahre alten Katalanen Cardiach noch in seiner Sammlung fehlt. Allesamt hat Oscar ohne Flaschensauerstoff bestiegen.

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Das große Warten am K 2 https://blogs.dw.com/abenteuersport/das-grosse-warten-am-k-2/ Sun, 23 Jul 2017 18:05:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37067

Basislager am K 2

Warten kann zermürben. Mehr als anderthalb Wochen lang haben die Wetterkapriolen im Karakorum jede größere Aktivität am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde, verhindert. Vor einer Woche beobachtete Mingma Gyalje Sherpa vom Basislager aus eine große Lawine, die auf einer Höhe von rund 7000 Metern über die Normalroute am Abruzzi-Sporn donnerte. Der 31 Jahre alte Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Dreamers Destination wollte aufsteigen, um sich die Schäden durch die Lawine anzusehen, musste diesen Plan aber wegen des schlechten Wetters aufgeben. Seitdem wartete er mit seinen Kunden und Climbing Sherpas am Fuße des Bergs auf eine Gipfelchance. Immerhin, heute stiegen die ersten Teammitglieder vom Basislager nach Lager 1 auf. Zuvor hatte Mingma Gyalje Sherpa meine Fragen beantwortet.

Mingma, wie ist die Stimmung im K 2-Basislager während ihr auf ein Schönwetterfenster wartet?

Wir sind nun schon mehr als zehn Tage hier unten im Basislager zum Nichtstun verdammt. In diesem Jahr ist das Wetter noch schwieriger vorherzusagen und wechselt ständig. Und das sorgt wirklich permanent für schlechte Stimmung. Aber wir hoffen, dass wir diesmal eine Chance bekommen, den K 2 zu besteigen. Wir warten auf den richtigen Zeitpunkt. Drückt die Daumen für den 27. oder 28. Juli!

Mingma Gyalje Sherpa

Wie sind die Bedingungen am Berg, verglichen mit deinem Gipfelerfolg 2014?

Offensichtlich hatten wir 2014 richtig gutes Wetter, wenn man das mit diesem Jahr vergleicht. Zudem wurde 2014 der 60. Jahrestag der Erstbesteigung des K 2 gefeiert. Deshalb waren viele Teams dort und es war leichter, mit so viel Manpower die Route zu eröffnen. In diesem Jahr ist das nicht so. Diesmal gibt es nur ein paar kleine Teams, und die verteilen sich auf die Cesen- und die Abruzzi-Route.

Dazu ist das Wetter am K 2 diesmal wirklich hart. Es liegt mehr Schnee als 2014 und auch 2016, als ich hier eine Expedition leitete. Dadurch sind wir besser vor Steinschlag geschützt, aber die Lawinengefahr ist größer. Unsere Wetterberichte zeigten jeden Tag Windgeschwindigkeiten von mehr als 50 km/h oberhalb von 8000 Metern. Ich habe das Gefühl, dass die Schneebedingungen während unseres Gipfelvorstoßes gut sein werden.

Habt ihr immer noch vor, über die Abruzzi-Route aufzusteigen, trotz der großen Lawine in der vergangenen Woche?   

Ja, wir müssen über die Abruzzi-Route aufsteigen. Wir haben dort unser ganzes Material deponiert. Allerdings müssen wir neue Fixseile legen und zusätzliche Ausrüstung mitnehmen.

Wie hoch schätzt du die Chance ein, in diesem Sommer den höchsten Punkt zu erreichen?

Unser K 2-Team ist eines der stärksten, das jemals am K 2 unterwegs war. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich, den Gipfel zu erreichen.

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Lawine am K 2 https://blogs.dw.com/abenteuersport/lawine-am-k-2-2/ Fri, 14 Jul 2017 13:00:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37007

Basislager am K 2

Mit diesem Monarchen ist nicht zu spaßen. Der K 2, der “König der Achttausender”, ist launisch und deshalb gefährlich. „Heute morgen um 8.12 Uhr sahen wir eine große Lawine, die über die Abruzzi-Route abging“, schreibt Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Dreamers Destination auf Facebook. Die Abruzzi-Route führt, dem Weg der italienischen Erstbesteiger 1954 folgend, über den Südostgrat des Bergs (Bild unten, Route F). „Wir denken, dass Lager 3 (auf etwa 7300 Metern) komplett weggefegt worden ist“, fährt der 31 Jahre alte Nepalese fort. „Ich bin mir sicher, dass unser Materialdepot nahe Lager 4 liegt, weil unser Sherpa-Team es an einem Eisabbruch angelegt hat. Aber es ist ziemlich wahrscheinlich, dass alle Fixseile weggespült worden sind.“ Sein Sherpa-Team werde sich morgen ein Bild von der Lage machen.

Starker Wind im Gipfelbereich

Russell Brice

Laut Mingma ist die Wetterprognose für die kommenden Tage alles andere als rosig. „Der Wetterbericht zeigt Schneefall auf 8000 Metern an jedem Abend und sehr starke Winde am Gipfel. Das verzögert unseren Gipfel-Plan. Wir warten auf gutes Wetter.“ So ergeht es auch den anderen Teams im Basislager zu Füßen des K 2, des mit 8611 Metern zweithöchsten Bergs der Erde. Für viele wird die Zeit allmählich knapp. Russell Brice, Chef des neuseeländischen Expeditionsveranstalters Himalayan Experience, verweist darauf, dass sein Team spätestens am 4. August das Basislager räumen müsse, um die gebuchten Heimflüge zu erreichen. „Wir wissen alle, dass wir mit dem Rücken zur Wand stehen“, schreibt Brice, „Aber jeder ist darauf vorbereitet, hart zu arbeiten, Lasten zu schleppen, Plattformen für die Zelte zu graben und ähnliches, und dies nicht einfach den Sherpas und den pakistanischen Helfern zu überlassen.“

Schlaflose Nächte

Routen am K 2

Auch Russell verweist auf den zu erwartenden starken Wind im oberen Bereich des Bergs, der es wahrscheinlich nicht zulassen werde, die Fixseile bis zum letzten Hochlager auf etwa 8000 Metern vor dem 20. Juli anzubringen. Sein Team will über die Cesen-Route (auf dem Bild Route E) aufsteigen, über den Südsüdostgrat. Brice wirkt nicht gerade euphorisch angesichts der Verhältnisse. „Lasst uns abwarten, was in den nächsten Tagen passiert und welche Abenteuer vor uns liegen“, schreibt der 65-Jährige erfahrene Expeditionsleiter, der mit allen Himalaya- und Karakorumwassern gewaschen ist. „Aber ich bin mir sicher, dass viele schlaflose Nächte vor uns liegen.“ Der König der Achttausender gewährt eben nur selten eine Gipfelaudienz.

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Achtung, Fixseil-Schmarotzer! https://blogs.dw.com/abenteuersport/achtung-fixseil-schmarotzer/ Thu, 29 Jun 2017 12:30:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36867

Basislager am K 2

Dicke Luft in den Basislagern am K 2 und dem benachbarten Achttausender Broad Peak. „Ich bin überrascht, hier Bergsteiger ohne Seile zu sehen“, schreibt Mingma Gyalje Sherpa, der Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Dreamers Destination aus dem Basislager zu Füßen des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde. Allein auf der Normalroute über den Abruzzi-Sporn seien drei Teams ohne Seile unterwegs. „Wenn das die Art und Weise ist, wie sich Bergsteiger dem K 2 nähern, können wir damit rechnen, dass sich die Ereignisse von 2008 wiederholen“, sagt der 31 Jahre alte Nepalese. Damals waren bei einem regelrechten Massenansturm auf den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2 elf Bergsteiger aus sieben Nationen ums Leben gekommen.

Mingma hat sich mit dem österreichischen Veranstalter Lukas Furtenbach geeinigt, dass Dreamers Destination die Fixseile auf der Abruzzi-Route am K 2 anbringt und Furtenbach Adventures jene auf der Normalroute am 8051 Meter hohen Broad Peak, um die Seile anschließend wechselseitig zu nutzen. Auch der Furtenbach ist stinksauer, dass sich andere Teams weder an den Arbeiten, die Route zu sichern, noch an den Kosten beteiligen.

„Unfair und Betrug“

Broad Peak

„Ich finde es, gelinde gesagt, absolut untragbar, unvorbereitet nach den großen kommerziellen Teams anzureisen, deren Fixseile zu nutzen und dann nicht die Fairness mitzubringen, einen Beitrag dazu zu leisten“ schreibt mir Lukas. „Diese Teams/Bergsteiger müssten zum Großteil wieder abreisen ohne Fixseile, weil sie den Berg nicht im Alpinstil besteigen können. Das ist Schmarotzen. Es ist unfair und Betrug.“ Sein pakistanischer Verbindungsoffizier habe mit den Offizieren der anderen Teams über das Problem gesprochen, jedoch ohne Erfolg, schreibt Lukas. Der 39-Jährige droht, die Teams öffentlich zu benennen, sollten sie sich bis zuletzt weigern, ihren Beitrag zu leisten und trotzdem die Fixseile nutzen. Auch nicht gut zu sprechen ist Furtenbach auf die selbsternannten „Profis“, sie sich von den kommerziellen Kunden absetzen wollen: „Zwei Amerikaner sagen, sie gehen mit ihrem 40-Meter-Seil im Alpinstil und zahlen nichts. Im gleichen Atemzug erklären sie, dass sie unsere Seile verwenden werden, wenn es nötig ist.“

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Ganz oben auf dem Nanga Parbat? https://blogs.dw.com/abenteuersport/ganz-oben-auf-dem-nanga-parbat/ Sun, 18 Jun 2017 18:50:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36721

Mingma Gyalje Sherpa am Nanga Parbat

Mingma Gyalje Sherpa ist sich nicht sicher. Er könne nicht mit hundertprozentiger Gewissheit sagen, ob er am 11. Juni mit seinem Team wirklich den 8125 Meter hohen Gipfel des Nanga Parbat erreicht habe, schreibt der 31 Jahre alte Nepalese heute auf Facebook und relativiert damit Berichte über den ersten Gipfelerfolg der Sommersaison an den Achttausendern Pakistans. Er habe sich auf die Ortskenntnisse eines pakistanischen Bergsteigers verlassen, der den neunthöchsten Berg der Erde 2005 bestiegen habe und mit dem er 2016 auf Gasherbrum I und II gewesen sei, schreibt Mingma. Doch der Pakistani habe das Team zunächst in eine andere Rinne geführt, als ursprünglich geplant. Das habe den Anstieg härter und länger gemacht habe. Als sie schließlich den höchsten Punkt eines Grats erreicht hätten, habe der Pakistani erklärt, dies sei der Gipfel. „Aber dieser Ort sah nicht so aus wie der schneebedeckte Gipfel, den ich von Bildern anderer Bergsteiger in Erinnerung hatte“, schreibt Mingma.

Erfrierung am Zeh

Unerwünschtes Souvenir

Deshalb hätten sie zwei weitere mögliche Gipfelpunkte bestiegen, die ihn aber auch nicht restlos überzeugt hätten. Eine dritte Stelle, die als Gipfel in Frage gekommen sei, hätten sie nicht mehr erreichen können, weil seinen Kunden der Flaschensauerstoff ausgegangen sei. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bergsteiger nach den Worten Mingmas bereits 20 Stunden unterwegs, und es wurde dunkel. Sie stiegen ab. 43 Stunden nach ihrem Aufbruch erreichten sie wieder Lager 3. Mingma bezahlte den langen Auf- und Abstieg mit einem angefrorenen Zeh. „Das ist mein Geschenk vom Nanga Parbat.“

Im Zweifel ein weiterer Versuch

„Ich stecke immer noch in einem Dilemma mit unserem Gipfel“, räumt der Chef des Expeditionsveranstalters Dreamers Destination ein. Er wolle die 14 Achttausender besteigen und dabei Gipfelbilder vorweisen können, die zweifelsfrei bestätigten, dass er oben gewesen sei. Er werde, so Mingma, lieber noch einmal zum Nanga Parbat zurückkehren, als für eine Kontroverse um seine Leistung zu sorgen. Diese Einstellung ehrt den Sherpa. Sie scheint in letzter Zeit bei einigen Bergsteigern abhanden gekommen zu sein, die Vorgipfel für Gipfel erklären, ohne mit der Wimper zu zucken. Vielleicht stellt sich am Ende ja doch heraus, dass der Sherpa-Bergführer mit seinem Team den höchsten Punkt des Nanga Parbat erreicht und er damit seinen elften Achttausender bestiegen hat. Die „Gipfelbilder“ sollen jetzt geprüft werden.

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Der schnelle Mingma https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-schnelle-mingma/ Sat, 17 Jun 2017 19:43:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36705

Mingma Gyalje Sherpa

Er verdient sich immer mehr den Beinamen „Der Frühstarter“. Während die meisten anderen noch damit beschäftigt sind, ihre Basislager im Karakorum einzurichten, führte Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Dreamers Destination, bereits am vergangenen Sonntag ein Team auf den 8125 Meter hohen Gipfel des Nanga Parbat. Der Erfolg am neunthöchsten Berg der Erde war gleichzeitig der erste der Sommersaison an den Achttausendern Pakistans. Auch in der zurückliegenden Frühjahrssaison in Nepal und Tibet hatte Mingma den ersten Achttausender-Erfolg vorgelegt: Der 31-Jährige erreichte am 30. April mit seinem Team den Gipfel des 8167 Meter hohen Dhaulagiri. Keine zwei Wochen später stand er mit Tashi Sherpa und einem Kunden aus China auf dem 8485 Meter hohen Hauptgipfel des Makalu – auch auf diesem Gipfel war Mingma der erste in diesem Frühjahr.

Bald Nummer zwölf?

Gipfel im Abendlicht

Der Nanga Parbat war Mingmas elfter Achttausender. Bis auf den Mount Everest – auf dem er bisher fünfmal stand – hat er sie allesamt ohne Atemmaske bestiegen. „Ich möchte auch den Everest wenigstens einmal ohne Flaschensauerstoff schaffen“, verriet mir der Sherpa unlängst. Zunächst aber schickt er sich an, Achttausender Nummer zwölf folgen zu lassen. Nach dem Nanga Parbat machte sich Mingma mit einem Team von Dreamers Destination auf den Weg zu Broad Peak und K 2. Sein Ziel: Er will auch diese beiden Achttausender in diesem Sommer besteigen. Der 8051 Meter hohe Broad Peak fehlt noch in Mingmas Sammlung. Den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde, hatte er bereits 2014 erreicht.

Bergsteiger aus Nepal ins Licht holen

Mingma im Mai auf dem Gipfel des Makalu

Mingma Gyalje Sherpa gehört zur neuen Generation von Sherpa-Unternehmern: Jung, gut ausgebildet, seriös und erfolgreich. Der 31-Jährige hat ein Bergführer-Zertifikat des Weltverbands UIAGM, sein Unternehmen Dreamers Destination genießt in der Szene einen sehr guten Ruf. Zudem ist Mingma ein ausgezeichneter Bergsteiger. So sorgte er im Herbst 2015 mit seiner Solo-Erstbegehung der Westwand des 6685 Meter hohen Chobutse für Schlagzeilen. Nepalesische Bergsteiger würden nicht ausreichend wertgeschätzt, findet Mingma: „Sie sind fast immer der Grund für erfolgreiche Expeditionen an Sieben- und Achttausendern. Meistens bleiben sie jedoch unsichtbar. Ich will sie ins Licht holen.“ Der Sherpa ist noch Single: „Ich möchte erst einmal dafür sorgen, dass ich mich später an schöne Bergtouren erinnern kann. Wenn ich eine Familie habe, werde ich dazu nicht mehr in der Lage sein.“

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Gipfelerfolg am Dhaulagiri, Sherpa-Protest am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelerfolg-am-dhaulagiri-sherpa-protest-am-everest/ Wed, 03 May 2017 14:58:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36073

Dhaulagiri

Der erste Gipfelerfolg an einem Achttausener in diesem Frühjahr wird vom Dhaulagiri vermeldet, dem siebthöchsten Berg der Erde. „Wir erreichten am Sonntag den Gipfel des Dhaulagiri“, schreibt Mingma Gyalje Sherpa, Chef des Expeditionsveranstalters Dreamers Destination, auf Facebook, „am selben Tag, als einer der besten Solo-Bergsteiger starb. Sehr traurig, diese Nachricht zu hören. RIP Ueli (Steck).“ Laut Mingma erreichte er mit zwei Kunden und zwei weiteren Sherpas den höchsten Punkt auf 8167 Metern. Für den 31 Jahre alten Mingma Gyalje Sherpa ist der Dhaulagiri der neunte Achttausender, den er bestiegen hat.

„Ignoranz der Regierung“

Mount Everest

Derweil kamen im Basislager zu Füßen des Mount Everest kamen nach einem Bericht der Zeitung „Himalayan Times“ mehrere hundert Sherpas zusammen, um gegen die Regierung Nepals zu protestieren. Die Sherpas mahnten ihre Everest-Gipfelzertifikate an, die ihnen seit der Frühjahrssaison 2016 vorenthalten werden. „Die Ignoranz der Regierung ist höchst bedauerlich und nicht hinnehmbar“, heißt es in einem Schreiben, das unter anderem an das Tourismusministerium geschickt wurde. Der Generaldirektor des Ministeriums, Dinesh Bhattarai, sagte, der Prozess, die umstrittene Vorschrift zu ändern, werde beschleunigt. Künftig sollten auch die Climbing Sherpas als Expeditionsmitglieder anerkannt werden und Gipfelzertifikate erhalten.

Bergsteiger zweiter Klasse?

Im vergangenen Jahr  waren den Einheimischen erstmals die Urkunden für den Everest und alle anderen Berge Nepals, die höher als 6500 Meter sind, verweigert worden – unter Hinweis auf die seit 2002 geltenden „Regeln für Expeditionen“. Darin heißt es, ein Gipfelzertifikat stehe jedem „Team-Mitglied einer erfolgreichen Expedition“ zu. Climbing Sherpas seien im Sinne des Gesetzes keine Expeditionsmitglieder, argumentierte die Regierung damals. Ein Schlag ins Gesicht der Sherpas.

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Mingma Gyalje Sherpa: „Niedriger Preis, wenig Sicherheit“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mingma-gyalje-sherpa-niedriger-preis-wenig-sicherheit/ Thu, 27 Apr 2017 13:16:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35985

Mingma Gyalje Sherpa

„Nepalesische Bergsteiger sind bis heute der Schatten ausländischer Bergsteiger“, sagt Mingma Gyalje Sherpa. „Klar, die Ausländer bezahlen sie gut für diese Arbeit, und das erkenne ich auch an. Aber ich habe das Gefühl, dass die nepalesischen Bergsteiger nicht so wertgeschätzt werden, wie sie es eigentlich verdienen.“ Der 31-Jährige leitet den Expeditionsveranstalter Dreamers Destination und gehört zur neuen Generation von Sherpa-Unternehmern: jung, gut ausgebildet, seriös und erfolgreich. Mingma ist auch ein ausgezeichneter Bergsteiger. Er hat bereits acht Achttausender bestiegen, im Herbst 2015 sorgte er mit seiner Solo-Erstbegehung der Westwand des 6685 Meter hohen Chobutse international für Schlagzeilen. Mingma träumt davon, den Everest ohne Flaschensauerstoff zu besteigen, nachdem er bereits fünfmal mit Atemmaske oben war. In diesen Tagen leitet er eine kommerzielle Expedition am Dhaugaliri. Für ein Porträt Mingmas, das gerade in der Zeitschrift “Allmountain” veröffentlicht wurde, machte ich ein kleines Interview mit ihm, das ich euch nicht vorenthalten will.

Mingma, in den vergangenen Jahren haben sich einige westliche Expeditionsveranstalter vom Everest zurückgezogen und als Begründung den Preiskrieg mit lokalen Veranstaltern in Nepal genannt. Geht diese Schlacht weiter?

Mingma bei seiner Solo-Erstbegehung am Chobutse

Ich glaube, dass es derzeit nur sehr wenige Veranstalter in Nepal gibt, deren Angebote sich mit denen westlicher Anbieter messen können. Die Mehrheit bietet immer noch die gleichen Dienste an wie zuvor. Westliche Anbieter punkten vor allem damit, dass sie eher praktisch orientiert sind und den Sicherheitsaspekt betonen. Daran mangelt es den nepalesischen Unternehmen noch. Nur einige wenige von ihnen beschäftigen Bergführer mit einem Patent der UIAGM (Internationale Vereinigung der Bergführerverbände) und nutzen einen wirklich guten Wetterbericht. Fast alle heuern lokale Bergführer an und verfügen über keinen angemessenen Wetterbericht. Eigentlich ist kein Preiskrieg, aber natürlich spielt der Preis eine Rolle. Am Ende entscheidet der Kunde. Westliche Unternehmen veröffentlichen auf ihren Internetseiten ihre Preise im Detail. Nepalesische Veranstalter machen das nicht. Damit können sie jede mögliche Expedition zu jedem Preis anbieten.

Dein Unternehmen Dreamers Destination hat den Preis für seine Everest-Expedition in diesem Jahr deutlich angehoben – auf 50.000 US-Dollar für eine „Luxusvariante“? Willst du dich damit von den nepalesischen „Discount-Anbietern“ abgrenzen?

Definitiv, ich möchte nicht zu den nepalesischen Discount-Anbietern gezählt werden. Schließlich geht es bei Expeditionen auch um das Leben der Bergsteiger, und dabei will ich kein Risiko eingehen. Warum fordern wir mehr Geld von unseren Kunden? Weil wir in der Lage sein sollten, alle Dienste bereitzustellen, die das Leben der Bergsteiger und Sherpas sichern. Wir wollen hinterher nicht mit Argumentationen daherkommen wie: „Oh, unser Kunde hat nicht genug gezahlt! Deshalb konnten wir keine gute Ausrüstung und keinen vernünftigen Wetterbericht kaufen. Und so gab es leider einen Unfall am Berg.


Ich bin ein Bergführer mit UIAGM-Zertifikat. Während der Ausbildung wurde uns beigebracht, unser besonderes Augenmerk auf die Sicherheit zu legen. Und für die kannst du nur sorgen, wenn du über eine Ausrüstung verfügst, die getestet wurde und sich bewährt hat, außerdem brauchst du gut ausgebildetes Personal und einen sehr genauen Wetterbericht. Es ist nicht nötig, dass jeder Kunde auch einen eigenen Guide mit UIAGM-Zertifikat hat, aber wenigstens einer sollte im Team sein. Ich versuche, das auf meinen Expeditionen umzusetzen, deswegen musste ich den Preis anheben. So machen es auch einige wenige andere nepalesische Anbieter, etwa Ascent Himalayas und Tag Nepal.  

Es gab Berichte, dass nepalesische Billiganbieter Personal mit wenig Höhenerfahrung beschäftigen, auf Kosten der Sicherheit. Kannst du das bestätigen?

Ja, das kann ich bestätigen. Wenn sie weniger Geld verlangen, als eigentlich fällig wäre, können sie sich auch nur entsprechendes Personal leisten. Und das ist der am ehesten greifbare Grund für Unfälle im Himalaya.

Hältst du es für nötig, Regeln und Standards im Bergtourismus einzuführen, um die Schwarzen Schafe auszusortieren?

Ich halte es für unmöglich, von oben Regeln und Standards im Berggeschäft zu setzen. Ich denke, die Veranstalter und die Bergsteiger müssen selbst dafür sorgen, dass sie umgesetzt werden.

Welche Vorteile haben lokale Anbieter vergleichen mit jenen aus dem Ausland?

Eigentlich sind es nur die geringeren Kosten. Obwohl ausländische Anbieter lokale Agenturen benötigen, um Expeditionen in Nepal zu veranstalten, ist ihr Management nach wie vor wesentlich besser. Ich sollte das eigentlich nicht sagen, aber so ist es nun einmal.

Mingma 2014 auf dem Gipfel des K 2

Hältst du es für denkbar, dass es eines Tages nur noch nepalesische Anbieter gibt, die Expeditionen zum Everest und anderen Achttausendern veranstalten?

Ich schätze die Chance auf 50/50. Es gibt Bergsteiger, die sich westlichen Veranstaltern anvertrauen, und andere, die zu den nepalesischen Anbietern gehen. Es hängt davon ab, ob die Kunden zufrieden sind. 

Jedes Unternehmen möchte Profit machen. Ist es schwierig, die Balance zwischen den kommerziellen Interessen auf der einen Seite und der Sorge um die Sicherheit der Kunden auf der anderen Seite zu finden? Wie viel Profit darf sein?

Jeder, der Geschäfte macht, will auch Profite einfahren. Der Tourismus ist einer jener Bereiche, in denen man mit relativ niedrigen Investitionen gute Gewinne einstreichen kann. Aber ich finde, bei Expeditionen sieht das ein bisschen anders aus. Solange alles gut läuft, hast du keine Probleme, und es ist profitabel. Aber wenn ein Unfall am Berg geschieht und jemand stirbt, geht es ans Eingemachte. Du verlierst einen Freund, dein Eigentum. Die Familie des Opfers schneidet dich, bedroht dich sogar manchmal. Du musst den Nachkommen viel Geld zahlen, dein Ruf in der Branche ist ruiniert. Das ist alles andere als gut. Ich denke also, die Gewinnmarge hängt von der Schwierigkeit des Bergs ab.

Einige Kritiker sagen, das kommerzielle Bergsteigen sei der Tod des Abenteuers. Wie siehst du das?

Früher war das Abenteuer beim Bergsteigen natürlich größer. Aber obwohl das Ganze nun kommerzialisiert ist, gibt es immer noch Abenteuer.

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Everest-Saison lief “reibungslos” https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-saison-lief-reibungslos/ Tue, 21 Jun 2016 10:22:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32985 Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

„Es war eine gute Saison“, schreibt mir Nishma Khadgi, die bei Asian Trekking, dem führenden Expeditionsveranstalter Nepals, für Marketing zuständig ist. „Die Dinge haben sich weitgehend normalisiert. Die Stimmung unter den Bergsteigern und Sherpas ist gut, das stimmt uns für die künftigen Saisons optimistisch.“ Nach Angaben des nepalesischen Tourismusministeriums bestiegen in diesem Frühjahr 456 Bergsteiger von der Südseite aus den Mount Everest, 199 davon kamen aus dem Ausland. Die offiziellen Zahlen von der Nordseite stehen noch aus.

Mit dem Nepalesen Mingma Gyalje Sherpa und dem Schweizer Kari Kobler haben zwei weitere Expeditionsleiter auf meine Bitte reagiert, mir ihre persönliche Everest-Saisonbilanz zu geben. Mingma war im Frühjahr auf der Südseite, Kari auf der Nordseite. Beide halten sich derzeit in Pakistan auf, wo sie Expeditionen zum K 2 anführen, dem zweithöchsten Berg der Erde. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Beide Expeditionsleiter bestiegen im Mai den Everest selbst.

Mingma Gyalje Sherpa: „Keine Staus“

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa ist Chef von Dreamers Destination, einem in Kathmandu ansässigen Veranstalter von Expeditionen und Trekkingreisen. Der 30-Jährige hat bereits sieben Achttausender bestiegen und sorgte im Herbst 2015 mit seinem Solo in der Westwand des 6685 Meter hohen Chobutse für Schlagzeilen. Das ist seine Bilanz der Everest-Frühjahrssaison:

„Dieses Jahr war es am Everest großartig. Ich stand zum fünften Mal auf dem Gipfel, und dies war meine leichteste Besteigung. Es hat am Anfang ziemlich viel geschneit, und dieser Schnee bedeckte Fels und Eis. Die bekanntesten Felspassagen wie das Gelbe Band oder der Genfer Sporn und auch die Gipfelwand oberhalb des Südsattels waren schneebedeckt und daher leicht zu begehen und  zu klettern. Das Sherpa-Team, das für die Fixseile zuständig war, beendet zu einem frühen Zeitpunkt seine Arbeit. In früheren Jahren wurde der Berg meist nach dem 15. Mai bestiegen, in diesem Jahr standen einige Teams schon vor diesem Datum oben. Daher gab es weniger Staus. Zudem war auch der große Fels am Hillary Step schneebedeckt. So war es vergleichsweise leicht, ihn zu überwinden, und auch dort gab es überhaupt keinen Stau.

Da die nepalesische Regierung die Permits von 2015 für 2016 und (!) 2017 verlängert hat, wirkte sich das nicht auf die Zahl der Bergsteiger an den Achttausendern aus. Ich hatte ein Team mit acht Mitgliedern, vier wollten auf den Everest, vier auf den Lhotse. Auf jeden ausländischen Bergsteiger kam ein Sherpa. Am Lhotse fehlte in dieser Saison das Glück, dort gab es überhaupt keine Gipfelerfolge. Drei meiner Kunden standen am 20. Mai mit ihren Sherpas auf dem Gipfel des Everest, an diesem Tag waren nur wenige oben. Die Teams wählten verschiedene Gipfeltage zwischen dem 13. und 22. Mai. Dank des Fixseil-Teams, das sehr früh die Route fertig präpariert hatte, lief das Ganze reibungslos ab.“

Kobler: „Alle wollten am gleichen Tag hoch, Horror!“

Kari Kobler (l.) mit seinem Team

Kari Kobler (l.) mit seinem Team

Für Kari Kobler war die Besteigung des Mount Everest in diesem Frühjahr bereits seine sechste. Mit dem 61 Jahre alten Chef des Veranstalters Kobler & Partner erreichten sechs seiner Sherpas sowie zwei Kunden den höchsten Punkt, darunter der Deutsche Stefan Sieveking (Jahrgang 1946), „der vermutlich älteste Deutsche auf dem Gipfel des Mount Everest“, wie Kari schreibt. Der Schweizer hat mich ermuntert, mich bei seinem Resümee auf der K&P-Homepage zu bedienen:

„Nachdem das Anbringen der Fixseile am 10. bis 13. Mai in die Hosen ging, gab Sumdjock (von der Tibet Himalaya Expedition Company, die das Fixseil-Team stellte) auf einmal bekannt, um den 19. Mai sei sehr gutes Gipfel-Wetter. Es wurde auf einmal hektisch im Basislager und ABC (vorgeschobenes Basislager)! Die Chinesen, Russen, Japaner und Inder wollten alle am gleichen Tag auf den Gipfel, Horror! Erfrierungen, Schneeblindheit und sonstige kleine Blessuren waren die Folge von meistens unvorsichtigem Verhalten. Doch es ging alles ohne größere Verletzungen über die Bühne. Es gab auf der Nordseite des Mount Everest keinen einzigen Todesfall in diesem Jahr!

Wir haben mit der Besteigung gewartet. Das war keine einfache Entscheidung. Doch die Erfahrung hat mich gelehrt, manchmal einfach ein wenig Geduld zu haben. Das Warten hat sich gelohnt, denn der 23. Mai war der beste Everest-Gipfeltag 2016. Der Aufstieg war einfach super. Es hat in der Nacht vorher ein wenig geschneit. Somit waren die Felsbänder, die es am Everest zu queren gilt und die manchmal ein wenig heikel sind, bestens verschneit. Ich durfte als Erster sogar eine neue Spur bis auf den Gipfel legen. Was mich natürlich gefreut hat. Auf dem Gipfel stand ich mit Pemba alleine und konnte die einfach geniale Aussicht genießen.“

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Mingma Sherpa: „Am Ende entscheidet der Preis“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mingma-sherpa-am-ende-entscheidet-der-preis/ Tue, 01 Mar 2016 18:41:42 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32019 Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Die bevorstehende Frühjahrssaison am Mount Everest wirft ihre Schatten voraus. Zehn „Icefall Doctors“ wurden zum Basislager auf der nepalesischen Seite des höchsten Bergs der Erde geschickt, um die Route für die kommerziellen Expeditionen vorzubereiten. In den vergangenen beiden Jahren hatte es keine Gipfelerfolge von Süden aus gegeben (Ich ignoriere hierbei ganz bewusst den „Erfolg“ der Chinesin Wang Jing und ihrer Sherpas, die sich 2014 mit dem Hubschrauber nach Lager 2 hatten fliegen lassen). 2014 war die Frühjahrssaison vorzeitig zu Ende gegangen, nachdem bei einer Eislawine im Khumbu-Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen waren. 2015 hatte das verheerende Erdbeben am 25 April eine mächtige Lawine am Pumori ausgelöst, die das Everest-Basislager getroffen und 19 Menschen getötet hatte.

Am Montag hat das nepalesische Kabinett – endlich! – grünes Licht dafür gegeben, dass die Besteigungsgenehmigungen (Permits) von 2015 zwei weitere Jahre gültig bleiben. „Das ist ein begrüßenswerter Schritt der Regierung“, sagte Ang Tshering Sherpa, Präsident des nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA. „Wir hoffen, dass er dabei hilft, die Bergsteiger wieder auf die Berge zu bringen.“ Für viele der rund 800 Bergsteiger mit 2015er Permits, darunter 357 Everest-Asprianten, dürfte die Entscheidung jedoch zu spät kommen, um schon in diesem Frühjahr nach Nepal zurückzukehren.

Ich habe Mingma Gyalje Sherpa zur bevorstehenden Saison befragt. Der 29-Jährige, der schon sieben Achttausender bestiegen hat und kürzlich mit seinem Solo in der Westwand des 6685 Meter hohen Chobutse für Schlagzeilen gesorgt hatte, ist Chef von Dreamers Destination, eines in Kathmandu ansässigen Veranstalters von Expeditionen und Trekkingreisen.

Mingma, die Frühlingssaison steht vor der Tür. Was erwartest du, speziell am Mount Everest?

Ich denke, es werden wieder etwa so viele Teams am Berg sein wie zuvor, sie werden jedoch kleiner sein. Ich bin froh, dass der Everest in diesem Jahr weniger überlaufen sein wird. Es wird sicherer sein, und die Bergsteiger werden in diesem Jahr mehr Spaß haben. Es ist gut, dass es weniger Staus am Hillary Step, an der Lhotse-Flanke und im Khumbu-Eisfall geben wird.

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa

Dein Unternehmen Dreamers Destination bietet eine von dir geleitete Expedition auf der nepalesischen Seite des Everest an. Hast du als Folge der Ereignisse von 2014 und 2015 eine niedrigere Nachfrage festgestellt?

Klar haben sich die Zwischenfälle 2014 und 2015 auf den Everest ausgewirkt, das liegt in der Natur der Sache. Aber ich glaube nicht, dass sie einen so großen Einfluss hatten. Wir hatten schon im vergangenen Herbst eine gute Zahl an Kunden und haben einen ordentlichen Umsatz gemacht. Und wir haben auch in diesem Frühjahr ausreichend Bergsteiger für den Everest und den Lhotse.

Die Blockade (im Grenzgebiet zu Nepal) hat die Nachfrage nach Nepalreisen viel mehr gedrückt. Die meisten meiner ausländischen Freunde machen sich Sorgen wegen der Blockade, die fünf Monate lang andauerte. Sie wollen weder Geld noch Zeit verschwenden, indem sie in einer solchen Situation Nepal besuchen. Doch jetzt ist die Blockade vorbei, die Lage bessert sich. Deshalb dürfen wir auf eine zufriedenstellende Zahl an Touristen in der Herbstsaison hoffen, aber noch nicht in diesem Frühjahr.

Wie ist die Stimmung unter den Sherpas? Depressiv, optimistisch oder irgendwo dazwischen?

Wegen der Unglücke 2014 und 2015 haben einige Sherpa-Bergsteiger ihren Job erst einmal an den Nagel gehängt, weil sie Druck von ihren Familien bekamen. Aber die Mehrheit hofft auf eine ausreichende Zahl an Touristen und darauf, für sie zu arbeiten.

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Wie so oft, sorgte das zögerliche Verhalten der nepalesischen Regierung wieder einmal für Verunsicherung. Die Entscheidung über die Verlängerung der Permits von 2015 kam spät, die vorgeschlagenen neuen Bergsteiger-Regeln für den Everest stehen weiterhin aus. Bereitet euch Expeditionsveranstaltern dieses schläfrige Verhalten der Regierung Probleme?

Ja, definitiv. Wir stehen nur noch ein paar Wochen vor Beginn der Frühjahrssaison, und bis gestern gab es noch keine endgültige Entscheidung über die Verlängerung der Permits. Jetzt liegt sie vor. Es ist eine gute Entscheidung für die Bergsteiger und auch für das Überleben der Tourismusbranche in Nepal. Die neuen Bergsteiger-Regeln erwarten wir nicht in näherer Zukunft.

Einige westliche Veranstalter haben entschieden, sich vom Everest zurückzuziehen.  Sie begründen ihren Schritt damit, dass sie nicht mit den Dumpingpreisen nepalesischer Veranstalter mithalten könnten. Wie siehst du das?

Es ist wahr, dass der Preiskampf mit den nepalesischen Veranstaltern die Sache nicht leicht macht. Es gibt nur einige wenige nepalesische Unternehmen, die einen besseren Service bieten als westliche Veranstalter. Aber es gibt deutlich mehr nepalesische Unternehmen, die nur darauf aus sind, den Preis zu drücken, um immer mehr Kunden anzulocken. Und diese Veranstalter sind auch dafür verantwortlich, dass es mehr Unfälle gibt. Aber diese Veranstalter werden nicht lange überleben.

Ich glaube, dass westliche Unternehmen in der Regel verlässlicher und verantwortungsbewusster sind, was die angebotenen Dienste und die Zusagen an die Kunden betrifft.

Everest-Basislager

Everest-Basislager

Den Wettbewerb gibt es übrigens nicht nur mit westlichen Unternehmen, sondern auch zwischen den verschiedenen nepalesischen Veranstaltern. Ich denke, wir gehören zu denen, die einen guten Service bieten. Wir versuchen, die Erwartungen der Kunden nicht zu enttäuschen. Auch für uns ist sehr schwer, gegen die Billiganbieter zu bestehen. Aber es gibt das alte Sprichwort „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“. Und so finden sowohl die Billiganbieter als auch wir und die westlichen Veranstalter Kunden, die jeweils zu ihnen passen. Ich habe das Gefühl, dass die Bergsteiger eher den westlichen als den nepalesischen Veranstaltern vertrauen, aber am Ende entscheidet der Preis. Doch es gibt auch immer mehr Touristen, für die ihre Sicherheit wichtiger ist als der Preis. 

Die erwähnten westlichen Veranstalter beschuldigen die nepalesischen Konkurrenten auch, einheimisches Personal aus ärmeren Regionen Nepals anzuheuern und sie schlecht zu bezahlen. Ist das wahr?

50/50. Ja, es gibt viele Unternehmen, die schlechte Löhne zahlen, doch es hängt auch von der Qualifikation des Personals ab. Ich habe Freunde mit einem Bergführer-Zertifikaten der UIAGM (Internationale Vereinigung der Berführerverbände). Sie berechnen 15.000 US Dollar für Everest-Expeditionen, das ist mehr, als westliche Führer verlangen. Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile lokale Bergführer, die nur 85.000 nepalesische Rupien (etwa 800 Dollar) fordern.

Es liegt also in den Händen der Kunden. Je mehr sie an nepalesische oder westliche Veranstalter bezahlen, desto wahrscheinlicher erhalten sie gute und erfahrene Sherpas. Je weniger sie zahlen, desto wahrscheinlicher bekommen sie unprofessionelles Personal, das sie in Schwierigkeiten bringen wird.

Vor zwei Monaten hast du mir gesagt, dass 2016 über die Zukunft des Bergtourismus in Nepal entscheiden würde. Wie ist dein Gefühl jetzt?

2016 wird ein sehr schwieriges Jahr für Nepal. Ganz sicher werden in dieser Frühjahrssaison weniger Touristen ins Land kommen. Für die Herbstsaison bin ich zuversichtlicher. Wenn die Zahl der Touristen im Herbst jedoch ebenfalls zurückgehen sollte, sehe ich auf Jahre hinaus schwarz für die Tourismusbranche in Nepal.

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Sherpa-Zeitenwende https://blogs.dw.com/abenteuersport/sherpa-zeitenwende/ Sat, 31 Oct 2015 19:16:59 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30999 Mingma Sherpas geplante Route am Chobutse

Mingma Sherpas geplante Route am Chobutse

Der nächste Sherpa-Coup im Himalaya, wieder im Rolwaling-Tal. Nachdem Anfang des Monats Nima Tenji Sherpa, Tashi Sherpa und Dawa Gyalje Sherpa – wie berichtet – innerhalb von drei Tagen drei Sechstausender erstbestiegen hatten, gelang Mingma Gyalje Sherpa jetzt eine spektakuläre Solo-Besteigung. Der 29-Jährige erreichte nach eigenen Angaben im Alleingang den 6685 Meter hohen Gipfel des Chobutse (manchmal auch Tsoboje genannt) und kletterte dabei erstmals durch die Westwand. Dabei verbrachte er nach eigenen Angaben zwei kalte Biwaknächte in der Wand und zog sich Erfrierungen am Bein zu. Der Chobutse war im Frühjahr 1972 von den deutschen Bergsteigern Wolfgang Weinzierl, Peter Vogler, Gustav und Klaus Harder erstmals bestiegen worden, über den Nordostgrat. Mehrere Versuche in der Westwand waren gescheitert.

Auf sieben Achttausendern

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa ist im Rolwaling aufgewachsen. Er leitet in Kathmandu den nepalesischen Expeditionsveranstalter Dreamers‘ Destination und gehört zu den stärksten Bergsteigern Nepals. Die Liste seiner Gipfelerfolge ist lang. Viermal stand er auf dem Mount Everest, je zweimal erreichte er den Gipfel über die tibetische Nord- (2007, 2010) und die nepalesische Südseite (2011, 2012). Sechs weitere Achttausender hat Mingma bestiegen: gleich dreimal den Manaslu, dazu Lhotse, Cho Oyu, Kangchendzönga, K 2 und Annapurna. An den Sechstausendern Cheki-Go und Bamongo eröffnete er anspruchsvolle neue Routen.

Bergsteiger aus Leidenschaft

Den Solo-Aufstieg auf den Chobutse bezeichnete der 29-Jährige schon vorher als „bisher wichtigsten meines Lebens“. Es habe noch nie eine Solobesteigung durch einen nepalesischen Bergsteiger gegeben, schrieb Mingma: „Sherpas sind als harte Arbeiter im Himalaya bekannt. Die Zeiten ändern sich. Jetzt gibt es viele nepalesische Kletterer, die nur für sich selbst bergsteigen.“ Auch der Schweizer Topbergsteiger Ueli Steck hatte kürzlich von den starken jungen Sherpa-Kletterern geschwärmt. „Es ist schön zu sehen, wie eine ‚neue‘ Generation Sherpas heranwächst, die sich wirklich fürs Bergsteigen interessieren und nicht nur fürs Business“, sagte Ueli. „Ich denke, das ist genial!“ Finde ich auch.

P.S.: Ueli Steck ist inzwischen aus Nepal ins Berner Oberland zurückgekehrt – nach einem auf 6900 Metern abgebrochenen Versuch in der Nuptse-Südwand. „Die Winde waren zu stark. Auf 7000 Metern lag zudem sehr viel verwehter Schnee. Es war aussichtlos“, schreibt mir Ueli.

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Temba Tsheri Sherpa: „Die Menschen haben immer noch Angst“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-temba-tsheri-sherpa-erdbeben/ Wed, 27 May 2015 11:22:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29673 Temba Tsheri Sherpa

Temba Tsheri Sherpa

Als Temba Tsheri den Gipfel des Mount Everest erreichte, war er gerade einmal 16 Jahre und 14 Tage alt.  Der nepalesische Schüler aus dem Rolwaling-Tal hatte sich einem französischen Team angeschlossen, das von der tibetischen Nordseite auf den Gipfel des Everest kletterte. Damals, im Jahr 2001, war er der jüngste Bergsteiger aller Zeiten auf dem höchsten Berg der Erde. (Neun Jahre später wurde er vom 13-jährigen US-Amerikaner Jordan Romero abgelöst.) Bereits im Frühjahr 2000 hatte Temba versucht, den Everest von der Südseite aus zu besteigen. Kurz unterhalb des Gipfels hatte er umkehren müssen, weil ihn ein Stau am Hillary-Step zu viel Zeit gekostet hatte. Er bezahlte das Abenteuer mit dem Verlust von fünf Fingern, an denen er sich Erfrierungen zugezogen hatte.

Später studierte Temba Tsheri Sherpa an der Universität der chinesischen Stadt Wuhan, anschließend machte er sich selbstständig und organisierte Expeditionen. Als am 25. April das verheerende Erdbeben Nepal traf, war er Geschäftsleiter von „Dreamers Destination“, einem Veranstalter in Kathmandu, der gerade mit einer großen Expeditionsgruppe am Everest war. Die riesige Lawine, die durch die Erdstöße am Pumori ausgelöst wurde und das Everest-Basislager traf, kostete drei von Tembas ausländischen Kunden und zwei seiner nepalesischen Mitarbeiter das Leben. Ich habe den 30 Jahre alten Sherpa nach der Lage in seinem Heimatland einen Monat nach dem Erdbeben gefragt.

Temba, wie sieht deine persönliche Bilanz der Erdbebenkatastrophe aus?

Ich blicke zum ersten Mal in meinem Leben einer solchen Katastrophe ins Auge. Ich habe es mir niemals vorstellen können. Wir haben zwei Häuser verloren, eines im Dorf Tashinam-Gauri Shankar, in dem ich geboren wurde, und eines in Jagat, wo meine Eltern ein kleines Gasthaus für Trekkingtouristen betrieben. Zusätzlich habe ich mein Geschäft verloren, meine Freunde und Kunden im Everest-Basislager. Ich habe die komplette Ausrüstung verloren, für die wir fünf Jahre lang hart gearbeitet hatten.

Das Basislager nach der Lawine vom Pumori

Das Basislager nach der Lawine vom Pumori

Was bedeutet das für deine Zukunft und für jene deines Unternehmens „Dreamers Destination”?

Ich habe ein wenig Sorgen, dass Trekkingtouristen und andere Reisende befürchten könnten, dass Nepal kein sicheres Reiseziel mehr ist. Aber ich bin sicher, dass sich alles wieder zum Guten wendet. Wir haben immer noch viele Dinge anzubieten, die Touristen genießen können.  Jetzt ist unser kleines Land noch bekannter geworden, die Menschen wissen nach der Katastrophe mehr über Nepal. Deshalb bin ich mir sicher, dass noch mehr Leute hierher kommen wollen. Aber für „Dreamers Destination” arbeite ich nicht mehr. Aus persönlichen Gründen.

Du lebst in Kathmandu, aber du kommst aus dem Rolwaling-Tal und hast Kontakt zu Menschen überall im Land. Wie ist die Lage einen Monat nach dem verheerenden Erdbeben?

Die Menschen haben immer noch Angst, deshalb leben sie draußen in Zelten. Tag für Tag spüren wir die Erdstöße, weiterhin fallen Gebäude in sich zusammen, immer noch sterben Menschen. Die Straßen sind blockiert. Meine Familienmitglieder, die im Dorf leben, haben bisher keine ausreichende Hilfe erhalten. Bald geht ihnen das Essen aus. Sie sind wirklich besorgt, weil der Monsun vor der Tür steht.

Zerstörtes Haus in Sangachok

Zerstörtes Haus in Sangachok

Kommt die Hilfe dort an, wo sie am meisten gebraucht wird? Und wenn nicht, warum?

Ehrlich gesagt, habe ich keine Zeit gehabt, mich intensiv mit den Hilfsaktionen zu beschäftigen, weil ich zu viel mit dem Everest zu tun hatte. Ich musste mich um die Verletzten kümmern, die ganze Angelegenheit regeln, damit bin ich immer noch beschäftigt. Aber natürlich höre ich einiges über die Hilfsaktionen. Ich weiß, dass es viele INGOs (Internationale Nicht-Regierungsorganisationen) und NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen) gibt, die helfen wollen. Aber das können sie nur dort, wo ihnen Fahrzeuge zur Verfügung stehen, um die vom Beben betroffenen Orte zu erreichen und ihre Hilfsgüter zu transportieren. Einige Leute verschaffen sich einen Vorteil: Sie horten Geld und Hilfsgüter und verteilen sie an ihre Familien.

Im vergangenen Jahr endete die Bergsteiger-Saison am Everest, nachdem bei einer Lawine im Khumbu-Eisbruch 16 Nepalesen ums Leben gekommen waren. In diesem Jahr war vorzeitig Schluss, weil eine durch das Beben ausgelöste Lawine das Basislager traf und 19 Menschen tötete. Kein Bergsteigen, das bedeutet auch kein Einkommen für viele Familien. Wie ist die Stimmung unter den Sherpas?

In der derzeitigen Lage machen sie sich mehr Sorgen um das Erdbeben, weil sie jetzt ihr Obdach verloren haben.

Zwei Katastrophen in zwei aufeinander folgenden Jahren, wie geht es mit dem Everest-Bergsteigen auf der nepalesischen Seite weiter?

Ich glaube nicht, dass es einen negativen Effekt geben wird. Die Menschen mögen das Bergsteigen immer noch und werden es auch weiterhin tun, weil jeder weiß, das Klettern gefährlich ist und möglicherweise auch Leben kosten kann. Alljährlich sterben Menschen in den Bergen, es mag sein, dass es im vergangenen und in diesem Jahr einige mehr als sonst waren. Aber Jahr für Jahr sterben Menschen in Lawinen.

Der neue nepalesische Tourismusminister (Kripa Sur Sherpa wurde am vergangenen Freitag ernannt.) ist wie du ein Sherpa. Was erwartest du von ihm?

Ich hoffe, dass er für die Sherpa-Bergsteiger kämpft. Sherpas klettern seit Generationen. Sie riskieren ihr Leben und andere streichen den Profit ein. Und dabei werden Sherpas nur als Träger wahrgenommen, was falsch ist. Sie haben ihr Leben verloren, und niemand kümmert sich um ihre Familien und Kinder. Ich erwarte von der Regierung, dass sie ihnen angemessene Unterkünfte verschafft und für die Erziehung der Kinder sorgt.

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