Expedition – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Whiteout am Mount Vinson https://blogs.dw.com/abenteuersport/whiteout-am-mount-vinson/ Sat, 22 Dec 2018 17:57:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43063

Mount Vinson, einer der „Seven Summits“

Weihnachten mit der Familie unter dem Christbaum – daraus wird möglicherweise nichts für rund 40 Bergsteiger in der Antarktis. Seit rund einer Woche sitzen mehrere Teams im Basislager zu Füßen des 4852 Meter hohen Mount Vinson fest, des höchsten Bergs des Kontinents. Schwere Stürme mit Geschwindigkeiten von rund 100 Stundenkilometern und heftiger Schneefall verhindern seit Tagen, dass Flugzeuge dort starten oder landen können. „Wir haben das Essen auf eine warme Mahlzeit am Tag rationiert“, schreibt mir Manuel Möller, mit dem ich 2014 zusammen auf Expedition am 7129 Meter hohen Kokodak Dome war, wo uns die Erstbesteigung gelang. Eigentlich hatte Manuel am 21. Dezember wieder zu Hause sein wollen: „Wir stellen uns inzwischen darauf ein, auch Weihnachten noch hier zu verbringen.“

150 Meter und dem Gipfel umgekehrt

Das Vinson-Massiv

Jürgen Landmann, der wie Manuel zum fünfköpfigen Team des deutschen Expeditionsveranstalter Amical alpin gehört, schreibt auf Facebook von einem möglichen „Mini-Schönwetterfenster“ am 27. Dezember: „Hoffen wir mal, dass wir dann hier wegkommen!“ Nach seinen Worten hatte das Team bei seinem Gipfelversuch 150 Meter unter dem höchsten Punkt umkehren müssen. Eine Teilnehmerin habe sich beim Aufstieg Erfrierungen an Nase und Wange zugezogen, ergänzt Manuel, „es sieht aber schon wieder besser aus.“  Insgesamt habe die Gruppe nur an zwei von zehn Tagen am Berg schönes Wetter gehabt.

Stimmung im Basislager noch ruhig

„Die Saison hier ist komplett crazy“, schreibt Manuel. „Die Ranger meinten, sie hätten noch nie so viel schlechtes Wetter gesehen. Gestern gab es 15 Zentimeter Neuschnee. Normalerweise schneit es hier einen Zentimeter pro Jahr.“ Die Stimmung im Basislager sei trotz der Hängepartie ruhig. Das Essen reiche wohl noch für zwei Wochen, auch Benzin sei noch vorhanden. „Es besteht also keine direkte Gefahr, zu verhungern oder zu verdursten“, beruhigt Manuel. „Trotzdem ist es irgendwie blöd, da nicht absehbar ist, wann sich die Bedingungen verbessern.“ Also Daumen drücken!

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Tendi Sherpa: „Springe nicht gleich auf den Everest!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/tendi-sherpa-springe-nicht-gleich-auf-den-everest/ Thu, 12 Apr 2018 15:25:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40143

Tendi Sherpa

Die Rekorde überlässt er anderen. „Ich könnte irgendetwas anstellen, um mir einen Rekord am Everest zu sichern. Aber ich will das nicht, weil ich so großen Respekt vor den Bergen habe“, sagt mir Tendi Sherpa. „Ich habe kein Problem mit anderen, die Rekorden hinterherjagen. Aber mein Ziel ist einfach, Berge zu besteigen und als ganz normaler Bergführer zu arbeiten. Ich muss nicht super berühmt sein.“ Bekannt ist Tendi schon jetzt. Elfmal hat er den Mount Everest bestiegen, achtmal von Süden, dreimal von Norden her. In diesem Frühjahr könnte Gipfelerfolg Nummer zwölf folgen. Der 34-Jährige begleitet als Sirdar, also als Chef-Sherpa, eine Expedition des US-Anbieters „Climbing the Seven Summits“ auf der nepalesischen Südseite des höchsten Bergs der Erde. Fünf seiner Kunden wollen auf den Everest, zwei auf den Lhotse.

Tendi: No Everest record man

Mit sieben ins Kloster

Tendi mit seinem Bruder Karma Nima (r.)

Viel hätte nicht gefehlt, und Tendi Sherpa wäre heute ein buddhistischer Mönch. Als er sieben Jahre alt war, schickten ihn seine Eltern als ältesten Sohn ins Kloster. Mit zwölf Jahren kehrte er in sein Heimatdorf nahe dem Achttausender Makalu zurück, weil sich herausstellte, dass sich sein Bruder eher für die religiöse Laufbahn eignete als Tendi: „Mein Bruder interessierte sich mehr dafür, Mönch zu werden. Ich spielte viel und wollte immer nur auf Entdeckungsreise gehen.“ Sein Vater verdiente den Lebensunterhalt als Träger bei Trekkinggruppen und brachte für seine Kinder immer Schokolade und Spielsachen mit. „Er sagte: ‚Das ist ein Geschenk der Touristen‘. Ich wollte diese Touristen mit eigenen Augen sehen“, erinnert sich Tendi.

Barfuß in Kathmandu

Er nervte seine Eltern so lange, bis sie ihn mit 13 Jahren nach Kathmandu ziehen ließen. „Ich hatte weder Schuhe noch Sandalen. Ich wusste überhaupt nicht, dass es so etwas gibt“, erzählt der Sherpa. „Ich sagte: Was ist denn hier los? Wo sind eure Füße? Ich habe alle Finger und Zehen, und ihr habt nichts!“

Tendi: Without shoes to Kathmandu

Seinen ersten Job als Träger bekam Tendi, obwohl der Inhaber der Trekkingagentur ihn eigentlich als zu jung und zu schwach abgelehnt hatte. Ein Freund seines Vaters riet ihm, sich im Bus zu verstecken und sich erst zu rühren, wenn sie unterwegs seien. „Ich war so klein, dass ich unter den Sitz passte“, erinnert sich Tendi. „Noch heute gucke ich jedes Mal unter den Bussitz und frage mich: Wie konnte ich da nur reinpassen?“

Tendi: Hidden under the seat of the bus

43 Kilo auf dem Rücken

Thorong La, höchster Punkt der Annapurna-Runde

Dreieinhalb Wochen lange schleppte der kleine Sherpa eine Last von 43 Kilogramm über die Annapurna-Runde – für einen Lohn von anderthalb Dollar pro Tag. „Anfangs konnte ich am Abend meinen Hals nicht mehr bewegen. Ich musste den ganzen Körper drehen“,  sagt Tendi. „Ich habe aus diesem Trekking gelernt, dass man nicht mit 13 Jahren als Träger arbeiten sollte. Auch nicht mit 15, frühestens mit 18.“ Heute beschäftige er bei seinen Unternehmungen immer einen Träger-Führer, der über die Berge, Klettertechniken und die Höhenkrankheit Bescheid wisse und sich um die richtige Kleidung und Ausrüstung der Träger kümmere.

Auf dem Dach der Welt

Zum elften Mal auf dem Everest (2016)

2003 arbeitete Tendi erstmals am Everest, als Mitglied einer japanischen Reinigungs-Expedition. 25 Sherpas brachten damals insgesamt acht Tonnen Müll vom Berg, Tendi stieg bis zum Südsattel auf rund 8000 Metern auf. „Es war sehr wichtig für mich, meinen Beruf am Everest so zu beginnen“, sagt Tendi. „Es lehrte mich Respekt vor dem Berg, vor den Menschen, vor der Umwelt, wie wir den Berg sauber halten sollten.“ 2004 führte er erstmals einen Kunden über den Nordostgrat zum Gipfel des Everest: „Wir gingen immer weiter. Plötzlich waren da viele Gebetsfahnen. Da erst kapierte ich: Ich stehe ganz oben auf dem Everest, jetzt ist alles gut.“

Tendi: First time on Everest summit

Beim Abstieg rettete Tendi seinem Kunden aus Bulgarien das Leben, als er ihm auf 8700 Metern seine Atemmaske und Sauerstoffflasche überließ. „Der Gipfel des Everest war für mich nicht der wirkliche Gipfel“, erzählt der Sherpa. „Den hast du erst erreicht, wenn du wieder sicher zu Hause bist, deine Familie triffst, deinen Erfolg feierst und deine Erfahrungen weitergibst. Wenn du da oben dein Leben verlierst, ist alles sinnlos.“

Tendi: The real summit of Everest

Immer mit Atemmaske

Mount Everest

Als Mitinhaber des nepalesischen Expeditionsveranstalters „TAGnepal“ hat für Tendi Sicherheit oberste Priorität. Deshalb benutze er am Everest auch stets Flaschensauerstoff. „Was ist, wenn ich auf dem Weg nach oben oder unten höhenkrank werde? Rettet dann mein Kunde mich, den Bergführer? Das wäre doch fürchterlich“, sagt Tendi und lacht. „Deshalb stelle ich sicher, dass ich Sauerstoff nutze und damit stark genug bin, um meinen Kunden im Notfall helfen zu können.“

Tendi: Not without oxygen on Everest

Hubschrauber-Rettung am Everest ist gefährlich

Hubschrauber-Retter

Der Sherpa hat ein Bergführer-Zertifikat der UIAGM (Internationale Vereinigung der Bergführerverbände). 2011 absolvierte er in Sion in der Schweiz auch ein Training für Hubschrauberrettung am langen Seil. Er warnt Everest-Kandidaten, sich darauf zu verlassen, dass im Notfall Hilfe aus der Luft kommt: „Eine Rettung am langen Seil oberhalb von 6000 Metern ist eigentlich zu gefährlich und wirklich hart. Der Hubschauber muss durch einen engen Korridor zwischen Nuptse, Lhotse und Everest fliegen. Nur wenn es wolkenfrei ist und kein Wind weht, ist eine Rettung möglich.“ Oberhalb des Südsattels müssten Bergsteiger, die in Not geraten sind, ohnehin erst einmal nach unten gebracht werden, sagt Tendi. „Je höher du kommst, desto schwieriger wird es auch für die Retter.“

Noch nie einen Knoten gemacht

Tendi im Khumbu-Eisbruch

Tendi beklagt, dass sich in den vergangenen Jahren viele unerfahrene Bergsteiger am Everest versucht hätten: „Einige wissen nicht einmal, wie man ein Seil nutzt, wie man Steigeisen oder einen Klettergurt anlegt. Sie haben noch nie einen Knoten gemacht.“ Im vergangenen Jahr habe er 28 Anfragen für den Everest erhalten, berichtet der Bergführer. „Ich habe keinen von ihnen akzeptiert.“ Tendi Sherpa rät solchen Leuten, erst einmal an niedrigeren Bergen alpine Erfahrung zu sammeln: „Du bist reich und hast das nötige Kleingeld. Dann springe nicht gleich auf den Everest! Gehe erst mal trainieren!“

Tendi: Don’t just jump on Everest!

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Tino Villanueva: Vier Fragen, vier Antworten https://blogs.dw.com/abenteuersport/tino-villanueva-vier-fragen-vier-antworten/ Thu, 15 Feb 2018 16:07:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39623

Tino Villanueva (l.) und Alan Rousseau (r.), im Hintergrund der Rungofarka (der mittlere der drei Gipfel)

Besser spät als nie. Irgendwie kam immer irgendetwas dazwischen, sodass ich nicht die Zeit fand, über eine der beeindruckendsten Leistungen im vergangenen Herbst zu berichten. Tino Villanueva und Alan Rousseau gelang im indischen Himalaya Anfang Oktober im Alpinstil die Erstbesteigung des Sechstausenders Rungofarka. Die beiden Bergführer aus den USA kletterten zunächst auf direkter Linie durch die Nordwand, brachen ihren Versuch jedoch auf 6000 Metern ab. Schließlich erreichten sie in fünf Tagen über den Nordgrat den Gipfel des formschönen Bergs. Jetzt endlich habe ich Kontakt mit Tino aufgenommen, und er hat meine Fragen beantwortet:

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurer großartigen Leistung. Ihr habt die Erstbegehung des 6.495 Meter hohen Rungofarka geschafft. Wie weit an eure Grenzen musstest ihr gehen?

Danke, dass du unseren Aufstieg verfolgt hast! Die Route auf den Rungofarka war lang und durchgehend anstrengend. Als wir erst einmal losgeklettert waren, hat die Herausforderung eigentlich nie nachgelassen. Am ersten Tag auf der Route war das Terrain noch ziemlich moderat, 250 Meter hinauf bis zu einer geriffelten Eisfläche. Danach wurde die Mixed-Kletterei jedoch viel schwieriger, meist waren wir auf Felsen unterwegs. Auch wenn wir nicht an unsere Grenzen gehen mussten, war es anspruchsvolles, schwieriges Klettern in großer Höhe, in einem entlegenen Gebiet. Aber es war machbar.

Route über den Nordgrat

Ihr musstet euren Versuch aufgeben, durch die Nordwand zu klettern und seid zum Nordgrat gewechselt. Fühlte es sich wie die zweitbeste Wahl an oder einfach die bessere?

Wann immer wir auf solche Expeditionen gehen, haben wir mehrere Optionen im Kopf. Wir haben einen bevorzugten Weg vor Augen, denken aber, dass es wichtig ist, Spielraum für Optionen zu haben, wenn die Bedingungen oder die Gefahren gegen uns arbeiten oder wenn die geplante Route nicht möglich ist. Im Falle des Rungofarka hatten wir im Vorfeld über einige Routen durch die Nordwand und ebenso über den Nordgrat diskutiert. Eine der Nordwand-Routen sah jedoch nicht so aus, als wäre sie in gutem Zustand. Außerdem schien sie stärker von einer darüber hängenden Eisklippe bedroht und war kurz davor auch von Eisschlag getroffen worden. Die Route, die wir in der Nordwand versuchten, schien dem Eisschlag weniger ausgesetzt zu sein. Wir dachten, dass die Nordwand eine elegantere Linie zum Gipfel böte und waren uns auch nicht sicher, ob eine senkrechte Stufe am Nordgrat überhaupt kletterbar wäre. Im Nachhinein, nach der Erfahrung in der Wand und auf dem Grat, würde ich sagen, dass der Nordgrat eine sehr elegante und qualitativ hochwertige alpine Kletterroute bot und die bessere Option war.

Wie ordnest du diese Erstbesteigung im indischen Himalaya in deiner persönlichen Kletter-Vita ein?

Der Nordgrat des Rungofarka hat definitiv die höchste Punktzahl in meinem persönlichen Kletter-Lebenslauf. Es war einer dieser Anstiege, bei denen alles perfekt funktioniert. Das Wetter war spektakulär (abgesehen von ein wenig Schnee am zweiten Tag), wir fanden zwei tolle Biwakplätze (und einen, der grenzwertig, aber immer noch geeignet war). Das Terrain war so herausfordernd, dass wir uns fragten, ob wir überhaupt in der Lage wären, hindurch zu klettern. Und das Klettern war anspruchsvoll genug, um uns auch mental sehr in Anspruch zu nehmen.

Im Aufstieg

Ihr arbeitet beide als Bergführer für den Expeditionsveranstalter Mountain Madness. Wie war es für euch, „auf eigene Faust“ zu klettern?

Alan und ich sind schon häufig zusammen geklettert. Diese Reise nach Indien war unsere dritte große Expedition im Himalaya. Wenn wir Expeditionen leiten, sind wir bestrebt, unseren Kunden eine unterhaltsame und herausfordernde Erfahrung zu bieten und gleichzeitig eine hohen Sicherheitsstandard zu gewährleisten. Unsere eigenen Expeditionen sind ähnlich, nur dass wir die Parameter an unsere persönlichen Kletterfähigkeiten anpassen. Wir sind in der Lage, schneller und härter zu klettern und können uns damit auch in schwierigerem Gelände bewegen. Dennoch bin ich mir sicher, dass die Expeditionserfahrung ähnlich ist, gleichzeitig aufregend und furchteinflößend, spaßig und haarsträubend. Das einzige Wort, das die Erfahrung umfassend beschreibt, ist: herausfordernd. Wir lassen uns auf alpine Kletterexpeditionen ein, um uns körperlich und geistig herauszufordern und zu sehen, was wir in den großen Bergen der Welt erreichen können.

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Mick Fowler: „Nein, ich sterbe nicht“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mick-fowler-nein-ich-sterbe-nicht/ Tue, 12 Dec 2017 15:30:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38797

Mick Fowler

Ich musste erst einmal schlucken. Er hat Krebs? Das darf noch nicht wahr sein. „Für uns im ‚Club der Halbhunderter‘ wirken Leute wie Mick Fowler wie ein Antidepressivum“, habe ich einmal über den britischen Extrembergsteiger geschrieben. Wie kaum ein Zweiter steht der inzwischen 61-Jährige in meinen Augen dafür, dass wahres Abenteuer keine Altersgrenzen kennt. Alljährlich macht sich Mick immer noch in abgelegene Regionen des Himalaya auf, um Kletter-Neuland zu betreten. Und das mit großem Erfolg: Schon dreimal wurde Mick mit dem Piolet d’Or, dem „Oscar der Bergsteiger“, ausgezeichnet. Auch in diesem Jahr plante er wieder eine Erstbegehung im indischen Himalaya, wie schon 2016 mit seinem Landsmann Victor Saunders, einem anderen „Oldie, but Goldie“, 67 Jahre alt. Doch dann erhielt Fowler vor einigen Monaten die niederschmetternde Diagnose: „‘Du hast Krebs‘ war gleichzeitig ein Schock und eine Erleichterung“, schreibt Mick zurückblickend. „Die Unsicherheit war vorbei. Kein Zaudern mehr. Die Reise musste abgesagt werden. Aber was würde vor mir liegen?“

Alles fühlte sich merkwürdig an

Mick während der Chemo

Begonnen hatte es damit, dass Mick zweimal Blut im Stuhl und einen geringen Gewichtsverlust registriert hatte. Doch der Bergsteiger fühlte sich damals eigentlich fitter und gesünder als teilweise in früheren Zeiten. Zudem galt es, die Expedition zu organisieren. „Ich hatte mich in einer ‚Situation beobachten‘-Mentalität gemütlich eingerichtet“, schreibt Mick. Seine Frau Nicki war es, die ihn dazu drängte, die Sache nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und zum Arzt zu gehen. Eine Darmspiegelung mit Gewebeentnahme brachte es an den Tag: Fowler litt an Darmkrebs. „Ich fühlte mich gut, aber die Ärzte sagten mir, ich sei sehr krank“, erinnert sich Mick. „Aber sie sagten mir auch, dass ich, wenn alles glatt liefe (alle Krebszellen vernichtet), in sechs Wochen wieder auf dem Damm sein könnte. Aber ich würde mich schlecht fühlen (nach Strahlen- und Chemotherapie). Das alles fühlte sich merkwürdig an.“

Positive Prognose

Fowler (r.) und Saunders auf dem Gipfel des 6000ers Sersank (2016)

Inzwischen liegt die Behandlung in einem Krankenhaus in Sheffield hinter Fowler. „All jenen, die fragen, ob ich dabei bin zu sterben, möchte ich versichern, dass es nicht so ist“, schreibt Mick. „Die Prognose ist positiv. Und Victor und ich stellen gerade unsere geplante Himalaya-Reise für 2018 neu auf die Beine.“ Fowler hat wieder mit leichtem Lauf- und Klettertraining begonnen. Mick rät allen, sorgfältig auf den eigenen Körper zu achten. „Und gehe direkt zum Arzt, wenn du irgendetwas Ungewöhnliches wahrnimmst. Nichts (nicht einmal eine Reise in den Himalaya) ist wichtiger.“ Darüber hinaus gibt es ja auch regelmäßige Krebs-Vorsorgeuntersuchungen, die jeder in Anspruch nehmen kann und auch unbedingt sollte. Bergsteiger haben schließlich kein Anti-Krebs-Gen, es kann jeden erwischen. Alles Gute, Mick! Ich drücke die Daumen.

P.S. An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf die von der deutschen Journalistin und Bergsteigerin Petra Thaller gegründete Initiative „Outdoor against Cancer“ (OAC) hinweisen. Sie bietet Outdoor-Aktivitäten für Krebspatienten an. „Ich habe einfach gemerkt, dass die sportliche Aktivität meiner Psyche sehr gut getan hat“, erzählte mir Petra auf der Messe ISPO im vergangenen Februar. Bei ihr war nach einer Expedition zur Carstensz-Pyramide in Papua-Neuguinea Ende 2014 Brustkrebs diagnostiziert worden.

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Kammerlander: Frieden mit Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/kammerlander-frieden-mit-manaslu/ Tue, 14 Nov 2017 16:32:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38547

Hans Kammerlander am Manaslu (© Stephan Keck)

Das war’s. Hans Kammerlander schließt das Buch Manaslu. „Ich hatte eine schöne, sehr gute Zeit hier an diesem Berg. Das war es allemal wert“, sagte der 60 Jahre alte Südtiroler, nachdem er und sein Nordtiroler Seilpartner Stephan Keck am Wochenende entschieden hatten, ihre Spätherbst-Expedition zum achthöchsten Berg der Erde (8163 Meter) abzubrechen. „Ich habe meinen Frieden mit dem Manaslu gemacht. Vor allem bin ich dieses Stück Weg zu Ende gegangen. Das hatte ich mir vorgenommen. Es ging eigentlich nie um den Gipfel an sich. Der wäre allenfalls ein Höhepunkt gewesen.“

Hohe Lawinengefahr

Oberhalb von Lager 1 (© Stephan Keck)

Die beiden Bergsteiger waren am Samstag auf ihrem Weg bis zum geplanten Lager 2 auf 6600 Metern laut Keck „bis zu den Achseln im Pulverschnee“ versunken: „Wie mühselig, langsam und deshalb auch gefährlich ein Vorankommen unter diesen Umständen ist, muss ich wohl niemandem erklären.“ Wegen der Schneemassen und der daraus resultierenden Lawinengefahr zogen sie die Notbremse. „Wenn wir es versucht hätten, wäre das russisches Roulette gewesen und hätte uns womöglich alle das Leben gekostet“, sagte Kammerlander.

Traumabewältigung

Dass es dem 60-Jährigen nicht primär um den Gipfelerfolg ging, sondern in erster Linie darum, sein Manaslu-Trauma von 1991 zu bewältigen, erkannte auch sein Teampartner. Kammerlander habe die Entscheidung, die Expedition zu beenden, „recht locker“ genommen, schreibt Stephan Keck in seinem Blog: „Es wird deutlich, dass es ihm vielmehr um die Rückkehr zum Manaslu selbst ging, als darum, seinen 13. Hauptgipfel eines Achttausenders zu besteigen.“

Mit Höhen und Tiefen

Zu viel Schnee am Manaslu (© Stephan Keck)

Bei einer von Kammerlander geleiteten Expedition waren vor 26 Jahren während eines Gipfelversuchs seine beiden Freunde Friedl Mutschlechner und Karl Großrubatscher bei einem Wettersturz ums Leben gekommen. Hans hatte seinerzeit erklärt, er werde niemals mehr zum Manaslu zurückkehren. Diese Entscheidung revidierte er jetzt für die Dreharbeiten zu einem Film, der in einem Jahr in die Kinos kommen soll „ein Porträt meines Lebens, mit Höhen und Tiefen“, wie mir Kammerlander im vergangenen Frühjahr erzählt hatte.

Kein weiterer Versuch

Auch wenn ein Gipfelerfolg Kammerlanders mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Tragödie von 1991 dem Film eine besondere Pointe verschafft hätte, dürften die Macher auch so mit beeindruckenden Bildern zurückkehren: von einem Basislager, das im Gegensatz zu einigen Wochen zuvor nicht mehr überfüllt war, von einem einsamen Manaslu im Schneekleid – und einem Protagonisten, der gesund zurückkehrt und seinen Frieden mit dem „Berg der Seele“ geschlossen hat. Einen neuen Gipfelversuch im nächsten Frühjahr werde es definitiv nicht geben, ließ Kammerlander wissen.

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Wieder scheitert Burke an „seinem“ Berg https://blogs.dw.com/abenteuersport/wieder-scheitert-burke-an-seinem-berg/ Thu, 23 Mar 2017 15:22:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35555

Bill Burke vor dem Burke Khang (niedrigerer Gipfel rechts)

Irgendwie steckt der Wurm in „seinem“ Berg. Das dritte Jahr in Folge wurde nichts aus der Erstbesteigung des 6942 Meter hohen Burke Khang durch den Mann, nach dem der Berg im Everest-Gebiet benannt ist. Bill Burke beendete die Expedition, diesmal sogar, ohne einen Fuß auf den Fast-Siebentausender gesetzt zu haben. Ein zwei Tage andauernder Schneesturm hatte für jede Menge Neuschnee im Gokyo-Tal gesorgt. Außerdem sagte der Wetterbericht für die restliche Zeit der Expedition Sturmböen bis zu Orkanstärke voraus. „Sich in großer Höhe bei einer extremen Steigung von 75 Grad und mehr durch hüfthohen Schnee zu wühlen, ist das eine“, schreibt Burke in seinem Blog. „Dies bei Windgeschwindigkeiten von 75 Meilen pro Stunde [ca. 120 km/h) und Minus-Temperaturen mit Windchill-Effekt zu tun, käme einem Selbstmord gleich.“

Trauerstimmung im Basislager

Bill am Eingang des Gokyo-Tals

Der 75 Jahre alte US-Amerikaner hatte es noch einmal wissen wollen. „Der Burke Khang hat mir zweimal in den Hintern getreten, wobei ich 2016 eine besonders unbarmherzige, demütigende Tracht Prügel bezogen habe“, hatte Bill vor Beginn der Expedition geschrieben. „Doch nun beginne ich, das Gelände zu verstehen und den Charakter des Bergs zu fühlen.“ Bevor Burke zum dritten Mal anreiste, hatte sein Sherpa-Team unter Leitung von Naga Dorjee Sherpa bereits per Helikopter die Route zum Gipfel erkundet. Als Bill schließlich nach zwei Tagen Schneesturm, die er selbst in Gokyo ausgesessen hatte, im Basislager eintraf, herrschte dort nach seinen Worten „Trauerstimmung“. Der Sturm hatte auch an der Moral gezehrt.

Berg der höchsten Liga

Puja (Gebetszeremonie) im Basislager

Trotzdem kämpften sich die Sherpas an den beiden folgenden Tagen dem Berg hinauf. „Fünf erfahrene Sherpas benötigten, über zwei Tage verteilt, 25 Stunden, um die Fixseile zu verlegen und Lager 1 einzurichten”, berichtet Bill. „Naga sagte, die Bedingungen am Berg seien wegen des tiefen Schnees, Steinschlags und starker Winde erbärmlich.“ Als dann auch noch der deprimierende Wetterbericht eintraf, blies Burke die Expedition ab. Allerdings ließ er sich noch einmal mit dem Hubschrauber über den Burke Khang fliegen. „Der Berg ist furchterregend, umwerfend, großartig und sehr gefährlich“, schildert Bill seine Eindrücke. „Ich sah riesige Spalten, Eisbrüche, Wechten und turmhohe Seracs. Sie grenzen direkt an den abgerundeten Gipfel, der fast unbesteigbar erscheint. Dieser Berg gehört definitiv in die höchste Liga, nur geeignet für Extrembergsteiger mit viel Erfahrung und der richtigen Ausrüstung.“

Vierter Versuch?

Bill Burke wurde erst im Seniorenalter, nach einer erfolgreichen Karriere als Jurist, zum Höhenbergsteiger. Mit 67 Jahren bestieg er den Mount Everest von der nepalesischen Südseite, mit 72 von der tibetischen Nordseite aus. Vier Tage vor seinem zweiten Everest-Coup verkündete die Regierung in Kathmandu, dass der noch unbestiegene Fast-Siebentausender nahe dem Mount Everest nun Burke Khang heiße. Den genauen Grund für diese Geste erfuhr Bill nicht. Ob er nach seinem dritten gescheiterten Anlauf noch einmal zum Burke Khang zurückkehren wird, ließ Burke offen: „Ich muss jetzt erst mal darüber nachdenken, wie es weitergeht.“

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Dominik Müller: „Es wird am Everest mehr los sein“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dominik-mueller-es-wird-am-everest-mehr-los-sein/ Sat, 18 Mar 2017 13:06:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35469

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Es könnte eine Rekordsaison am Mount Everest werden. Experten rechnen nach der erfolgreichen Saison 2016 in diesem Frühjahr mit einem regelrechten Ansturm auf den höchsten Berg der Erde – zumal noch viele Bergsteiger ihre verlängerten Genehmigungen von 2014 (gelten noch bis 2019) und 2015 (laufen in diesem Jahr aus)  nutzen wollen. 2014 war die Saison in Nepal nach einem Lawinenunglück im Khumbu-Eisfall mit 16 Toten vorzeitig beendet worden. 2015 hatte es wegen des verheerenden Erdbebens in Nepal auf beiden Seiten des Bergs keine Besteigungen gegeben.

Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin, startet am 8. April mit einem nach seinen Worten „kleinen, aber feinen Team“ zum Everest. Drei Kunden, vier Climbing Sherpas und er selbst wollen versuchen, den 8850 Meter hohen Gipfel über die Normalroute auf der tibetischen Nordseite zu erreichen. „Ich werde dabei Flaschensauerstoff nutzen, weil ich der Meinung bin, dass ich nur dann andere Leute bestmöglich unterstützen kann“, sagt mir der 46-Jährige. „Wer ohne Sauerstoff an den Everest geht, ist schon so mit sich selbst beschäftigt, dass er wahrscheinlich keine Ressourcen mehr übrig hat, um noch andere zu betreuen.“ Ich habe mit ihm über die bevorstehende Saison gesprochen.

Dominik, mit welchen Erwartungen startest du bald Richtung Himalaya?

Dominik Müller

Es wird wahrscheinlich etwas mehr los sein, vor allem auf der Everest-Südseite. Aber auch auf der Nordseite wollen sich offenbar mehr Bergsteiger als sonst versuchen.

China hat wieder einmal die Preisschraube angezogen, um mehr als 30 Prozent. Ein Permit für den Everest kostet inzwischen knapp 10.000 Dollar. Was hat das für Auswirkungen?

Das wird nicht nur für den Everest, sondern ganz Tibet die Folge haben, dass die Kunden wegen der Preise wieder mehr auf die nepalesische Seite wechseln werden. Nichtsdestotrotz denke ich, dass sich am Everest nicht viel ändern wird. Ich sehe die Route auf der Nordseite mit Blick auf die objektiven Gefahren als die sicherere Route, auch wenn es von der Logistik her mehr Aufwand ist. Aber für die anderen Achttausender in Tibet wird es bedeuten, dass dort deutlich weniger los sein wird.

Viele Veranstalter bevorzugen noch immer die nepalesische Seite, weil sie die Politik Chinas in Tibet für unvorhersehbarer halten. Teilst du diese Einschätzung?

Es ist nicht unvorhersehbarer, als es vor acht oder zehn Jahren war. Für mich waren die Chinesen in Tibet bisher sehr verlässliche Partner. Wenn man etwas ausgemacht hatte, konnte man sich darauf berufen. Das hat immer gut funktioniert. So werden im kommenden Herbst für den Cho Oyu nur ein paar Permits verkauft. Das wurde vorher kommuniziert. Wir haben uns jedoch entschlossen, im Herbst an den Manaslu statt an den Cho Oyu zu gehen.

Nepalesische Seite des Cho Oyu

Nicht nur am Cho Oyu, auch an der Shishapangma soll es Einschränkungen bei den Permits für den Herbst geben. Wurde auch ein Grund genannt?

Anscheinend soll es im Herbst eine Veranstaltung in Tibet geben. Da haben die Chinesen wohl Angst, dass es zu Unruhen kommen könnte und wollen deshalb so wenig Ausländer wie möglich in Tibet haben. Ich hätte die Chance gehabt, Permits für den Cho Oyu zu erhalten, hätte sie aber schon jetzt bestätigen müssen. Nach meinen Informationen aus China werden in diesem Herbst nur 50 Permits verkauft. Der Vorteil ist, dass man dann recht einsam am Berg unterwegs ist. Es gibt aber auch Nachteile. So braucht man nach einem großen Neuschneefall auch Manpower. Wenn man dann nur mit kleinen Teams unterwegs ist, hat man Schwierigkeiten, die Route zu sichern.

Gipfel des Mount Everest (vom Nordostgrat aus gesehen)

Der Schweizer Expeditionsveranstalter Kari Kobler wies zuletzt auf die nach wie vor bestehende Korruption chinesischer Politiker in Tibet hin. Macht dir das auch Probleme?

Die Korruption gibt es natürlich – aber nicht nur in China, sondern in einigen Ländern weltweit, die wir als Bergsteiger bereisen. Ich glaube es ist vermessen, zu glauben, wir könnten die ganze Welt in diesem Punkt verändern. Wir müssen uns wohl damit arrangieren. Die einzige mögliche Konsequenz wäre, nicht mehr dorthin zu fahren. Aber dann können wir dem kleinen Mann – dem Sherpa, dem Koch, dem Küchenjungen – keine Arbeit mehr geben.

Inzwischen tauchen auch immer mehr chinesische Bergsteiger an den Achttausendern auf, nicht nur in Tibet, auch in Nepal. Ist China ist der Markt der Zukunft?

Für uns Europäer glaube ich das nicht. Die Chinesen werden wohl eher mit den einheimischen Agenturen unterwegs sein. Ich glaube, es wäre auch schwierig, Chinesen und Europäer als Kunden unter einen Hut zu bekommen. Allein schon wegen der Sprachbarriere.

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Billi Bierling am Cho Oyu: 3 Fragen, 3 Antworten https://blogs.dw.com/abenteuersport/billi-bierling-am-cho-oyu-3-fragen-drei-antworten/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/billi-bierling-am-cho-oyu-3-fragen-drei-antworten/#comments Wed, 21 Sep 2016 09:14:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33631 Billi in Tibet

Billi in Tibet

Jeder, der mehr als einmal auf Expedition in Nepal war, dürfte ihr wohl schon in Kathmandu begegnet sein. Billi Bierling arbeitet seit vielen Jahren als Assistentin der legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley. Die inzwischen 92 Jahre alte US-Amerikanerin sieht in Billi ihre Nachfolgerin als Leiterin der Himalayan Database. Was viele nicht wissen: Bierling befragt nicht nur ankommende und abreisende Expeditionsmitglieder in den Hotels von Kathmandu für die Chronik, sondern ist selbst eine ambitionierte Höhenbergsteigerin. Die 49 Jahre alte Deutsche hat bereits vier Achttausender bestiegen: 2009 den Mount Everest, 2011 den Lhotse und den Manaslu (diesen Gipfel erreichte sie ohne Flaschensauerstoff) sowie 2014 den Makalu. In diesem Herbst versucht sich Billi am 8188 Meter hohen Cho Oyu in Tibet.

„Ich habe mich in diesem Jahr für den Cho Oyu entschieden, da ich vor elf Jahren hier war und nur bis Lager 2 (auf 7200 Metern) gekommen bin“, schreibt mir Billi aus dem vorgeschobenen Basislager. „Es war mein erster Achttausender, und damals war ich überzeugt dass ich für solche hohen Berge nicht stark genug bin. Jetzt bin ich noch einmal hier. Und ich hoffe ganz arg, dass mich der sechsthöchste Berg dieses Mal akzeptiert. Und genauso wie am Manaslu möchte ich gerne ohne zusätzlichen Sauerstoff auf dem Gipfel stehen.“

Billi, der Cho Oyu könnte dein fünfter Achttausender werden? Du hast als Training Hunderte von Berglauf-Kilometern in den Beinen. Wie hoch schätzt du deine Chancen ein?

nepalesische Seite des Cho Oyu

nepalesische Seite des Cho Oyu

Ich glaube, dass ich besonders vom „Zugspitz-Ultratrail“ profitiere (das Rennen um die Zugspitze, den höchsten Berg Deutschland geht eine Distanz von mehr als 100 Kilometern und über 5000 Höhenmeter; Billi erreichte im vergangenen Sommer das Ziel nach 23:36.57 Stunden). Ich bin dafür im Training Hunderte von Berg-Kilometern gelaufen, und das kommt mir jetzt zugute. Ich fühle mich gut akklimatisiert, und auch nach vier Tagen am Berg fühle ich mich noch kräftig.

Wie sind die Verhältnisse am Cho Oyu?

Es ist relativ viel Schnee am Berg, der sich aber sehr gut konsolidiert hat. Bis jetzt war ich erst auf ca. 6800 Metern, oberhalb der Eiswand, und bis dorthin waren die Bedingungen gut. Ein österreichischer Kollege und ich wollen in den nächsten Tagen nach Lager 2 aufsteigen und dort zweimal übernachten. Damit wäre unsere Akklimatisierung abgeschlossen.

Billi Bierling

Billi Bierling

Neben dem Manaslu ist der Cho Oyu der meist nachgefragte Achttausender in diesem Herbst. Hat das Basislager Everest-Dimensionen?

Es ist interessant, denn in den letzten zehn Jahren sind Manaslu und Cho Oyu sehr kommerzialisiert worden. Beide Berge werden von den kommerziellen Anbietern als Vorbereitung für den Everest angeboten. Bis vor zehn Jahren sind die meisten Bergsteiger ohne Atemmaske aufgestiegen, nun benutzt die Mehrheit zusätzlichen Sauerstoff. Ich denke, es sind 250 bis 300 Bergsteiger hier, alleine eine große tibetisch-chinesische Expedition mit etwa 150 Leuten. Aus diesem Grund ist es gut, dass ich hier bin, denn normalerweise gehen uns diese Expeditionen für die Himalayan Database natürlich durch die Lappen.

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Luanne Freer: „Niemand spricht offen über Doping am Everest“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/luanne-freer-niemand-spricht-offen-ueber-doping-am-everest/ Wed, 09 Dec 2015 16:10:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31441 Luanne Freer (© Marmot.com)

Luanne Freer (© Marmot.com)

„Mach‘ nie deinen Mund auf, außer du sitzt auf dem Zahnarztstuhl.“ So hat Salvatore Gravano, genannt „Sammy, der Bulle“, ein Mafioso aus New York, die „Omertà“ beschrieben: das ungeschriebene Gesetz der Unterwelt, unter allen Umständen den Mund zu halten. Auch unter dopenden Sportlern wird in der Regel eisern geschwiegen – zumindest bis zu dem Tag, an dem sie als Sünder enttarnt werden. Der Bergsport ist in dieser Hinsicht keine Insel der Glückseligen. Jeder, der selbst schon einmal auf Expedition war, dürfte erlebt haben, wie sorglos manche Bergsteiger zu Medikamenten greifen, die eigentlich für den Ernstfall gedacht sind. Oder auch zu leistungssteigernden Mitteln. Nur zugeben will es niemand. Luanne Freer ist die „Everest-Doktorin“. Seit zwölf Jahren versorgt sie in ihrer Ambulanzstation im Basislager auf der nepalesischen Seite des höchsten Bergs der Erde Bergsteiger, die ärztliche Hilfe benötigen. Ich habe die 57-Jährige nach ihren Erfahrungen in Sachen Doping am Mount Everest gefragt.

Luanne, du hast 2003 die „Everest Notaufnahme“ (Everest ER) gegründet, die höchst gelegene Notfallambulanz der Welt. Seitdem hast du viele Klettersaisons im Basislager verbracht. Wie weit verbreitet ist Doping unter den Everest-Anwärtern?

Wir sind uns nicht wirklich sicher, weil nicht offen darüber gesprochen wird. Unsere Mediziner entdecken es nur, wenn es Komplikationen gegeben hat oder wenn Patienten zu uns mit Symptomen kommen, die wahrscheinlich mit Doping zusammenhängen. Deshalb haben Dr. Luks, Dr. Hackett, Dr. Grissom [Andrew M. Luks, Peter Hackett und Colin K. Grissom sind drei international renommierte Höhenmediziner aus den USA] und ich eine vertrauliche und anonyme Umfrage unter Everest-Bergsteigern gestartet. Wir haben eine Menge Daten gesammelt und sind immer noch dabei, sie zu sieben.

Luanne bei der Arbeit

Luanne bei der Arbeit

Hast du festgestellt, dass Bergsteiger gedankenlos zu Medikamenten greifen, die eigentlich für Notfälle gedacht sind?

Ich sage es mal so: Ich habe einige Bergsteiger erlebt, die sehr starke Medikamente nutzen, ohne sich darüber allzu viele Gedanken zu machen oder eine Einblick zu haben, welche möglichen Schäden sie sich damit selbst zufügen können.

Wie viele Unfälle am Everest sind auf Medikamentenmissbrauch zurückzuführen?

Bei einem oder zwei Unfällen bin ich mir ziemlich sicher, dass eine ärztlich nicht genehmigte Verwendung oder eine falsche Dosierung von Medikamenten zum Tod oder zu einer Verletzung mit beigetragen haben.

Wer trägt mehr Schuld: die Bergsteiger, die zu Medikamenten greifen oder die Ärzte, die es ihnen nahelegen?

Den Bergsteigern kann ich keinen Vorwurf machen. Aber ich appelliere dringend an die Ärzte, die diese Medikamente verschreiben, sich vorher über die wissenschaftlichen Erkenntnisse über einen sicheren Gebrauch schlau zu machen und anschließend auch ihre Patienten darüber zu informieren. Es ist unerlässlich, dass jeder mit einer Pillendose genau weiß, wie und warum er die Medikamente verwenden soll – und das auf eine sichere Weise. Es ist unsere ärztliche Pflicht, dies sicherzustellen.

Stellst du einen Trend unter Höhenbergsteigern fest, zu einem sauberen Bergsport zurückzukehren?

Ich höre Meinungen aus jeder Ecke – von jenen, denen jedes Mittel recht ist, um Leistung und Sicherheit zu erhöhen, bis zu denen, die schon die Verwendung von Flaschensauerstoff für unethisch halten.

Everest-Notambulanz nach der Lawine 2015

Everest-Notambulanz nach der Lawine 2015

Die vergangenen beiden Saisons am Everest endeten vorzeitig – 2014 nach einer Eislawine im Khumbu-Eisbruch, 2015 nach einer Lawine, die durch das Erdbeben am 25. April ausgelöst wurde und das Basislager traf. Sehnst du dich als Everest-Ärztin nach einer ganz normalen Everest-Saison im nächsten Frühjahr?

Wir alle hoffen auf eine sichere und unkomplizierte Saison. Leider ist das selten der Fall. Deshalb sind schon zufrieden, wenn das Wetter gut ist, die Erde nicht bebt und Bergsteiger mit großer Erfahrung und in der besten Form ihres Lebens anreisen.

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Fowler: „Noch kein Gedanke ans Aufhören!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mick-fowler-interview-gave-ding/ Wed, 02 Dec 2015 08:23:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31345 Mick Fowler (l.) und Paul Ramsden

Mick Fowler (l.) und Paul Ramsden

Echte Abenteurer sollten jung sein? Quatsch mit Soße. Der Brite Mick Fowler und sein langjähriger Kletterpartner und Landsmann Paul Ramsden beweisen regelmäßig, dass man auch jenseits der 50 noch extrem anspruchsvolle Kletterrouten im Himalaya eröffnen kann. Mick feiert im nächsten Jahr seinen 60. (!) Geburtstag. Unglaublich! Viele junge Bergsteiger würden vor Neid erblassen, wenn sie ihre Erfolge mit den Pioniertaten vergleichen, die Mick und Paul in den vergangenen Jahren hingelegt haben. Immer wieder kletterten sie als Erste auf schwierigsten Routen auf Sechstausender in Nepal, Indien, China oder sonstwo. Zweimal wurden sie bereits mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“: 2003 für ihre neue Route durch die Nordwand des 6250 Meter hohen Siguniang im Westen Chinas, 2013 für ihre Erstbegehung des Nordostgrats der 6142 Meter hohen Shiva im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh. Fowler und Ramsden dürften nach ihrer jüngsten Expedition eine gute Chance haben, im nächsten Jahr zum dritten Mal den Goldenen Eispickel zu gewinnen. Im Oktober gelang ihnen die Erstbesteigung des Gave Ding, eines formschönen Sechstausenders in einem abgelegenen Tal weit im Westen Nepals.

Mick, Jahr für Jahr entdeckst du mit deinem Kletterpartner Paul Ramsden anspruchsvolle Gipfel oder Routen, ihr versucht euch an ihnen und schafft es. Wie lautet euer Erfolgsgeheimnis?

Eine Menge ernsthafte Nachforschungen, eine gute Partnerschaft und der gemeinsame Willen, nicht aufzugeben, es sei denn, es gibt einen wirklich sehr guten Grund dafür.

Micks und Pauls Route am Gave Ding

Micks und Pauls Route am Gave Ding

In diesem Herbst habt ihr den 6571 Meter hohen Gave Ding im Westen Nepals über die steile Nordwand bestiegen. Wie seid ihr auf dieses Ziel gekommen?

Wir hatten ein gutes Bauchgefühl, nachdem wir Bilder gesehen hatten, die Freunde von uns aus der Ferne von der Westseite aus gemacht hatten. Dieses Gefühl verstärkte sich, als wir auf Google Earth den langen Schatten sehen konnten, den die Nordwand warf.

Wie habt ihr die Erstbesteigung erlebt?

Es war eine wunderbare Erfahrung. Eine großartige Kletterei, ein tolles Team, ein schönes Tal, das vorher noch niemals von Leuten aus dem Westen betreten worden war. Niemand sonst dort, ein unbestiegener Gipfel, eine andere Abstiegs- als Aufstiegsroute, eine herausfordernde Mixed-Kletterei – all das, wonach wir suchen.

Nichts für Angsthasen

Nichts für Angsthasen

Der Berg liegt in einer sehr abgelegenen Gegend. Fühltet ihr euch auch ein bisschen wie Entdecker?

Ja, in dem Sinne, dass wir nicht wussten, welche Wand uns erwarten würde, bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir sie wirklich sahen. Es hätte auch kompletter Unsinn sein können.

Vor einiger Zeit habe ich Bergsteiger wie dich und Paul in meinem Blog als „Antidepressivum“ für alle Ü50er bezeichnet. Wie lange, glaubst du, kannst du noch auf diesem hohen Niveau klettern?

Solange ich Spaß daran habe und mein Körper mitspielt. Ich verschwende noch keinen Gedanken ans Aufhören.

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Dawa Steven Sherpa: „Ke garne! Wir machen weiter! “ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dawa-steven-sherpa-ke-garni-wir-machen-weiter/ Wed, 09 Sep 2015 15:32:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30537 Dawa Steven Sherpa

Dawa Steven Sherpa

Es ist wie verhext. Zwei Frühjahrssaisons am Mount Everest hintereinander blieben ohne Gipfelerfolge (Ich ignoriere dabei die Besteigung durch das Team der Chinesin Wang Jing 2014, bei der sich die Bergsteiger mit dem Hubschrauber ins Hochlager fliegen ließen). 2014 wurden alle kommerziellen Expeditionen vorzeitig abgebrochen, nachdem bei einer Lawine im Khumbu-Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen waren. In diesem Jahr löste das verheerende Erdbeben in Nepal am Siebentausender Pumori eine Lawine aus, die das Everest-Basislager traf und 19 Bergsteiger und Expeditionshelfer tötete. Einmal mehr endete die Frühjahrssaison, bevor sie richtig begonnen hatte. Was bedeutet das für die Sherpas?

Ich habe Dawa Steven Sherpa angerufen. Zusammen mit seinem Vater Ang Tshering Sherpa, dem Präsidenten des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA)  führt der 31-Jährige in Kathmandu „Asian Trekking“, einen führenden Veranstalter von Expeditionen und Trekkingreisen im Himalaya. Dawa Steven bestieg zweimal den Everest (2007 und 2008) und auch die Achttausender Cho Oyu (2006) und Lhotse (2009). Unter seiner Expeditionsleitung erreichten mehr als 150 Bergsteiger den Gipfel des Everest. Aber Dawa Steven ist auch ein unermüdlicher Kämpfer für Umwelt- und Klimaschutz im Himalaya. Außerdem leitet er „Resilient Homes“, ein Projekt der „Himalayan Climate Initiative“, mit dem Dorfbewohnern im Erdbebengebiet dabei geholfen wird, ihre Häuser und andere Gebäude wieder aufzubauen – ein Grund mehr, um mit ihm über die aktuelle Lage in Nepal zu sprechen.

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Dawa Steven, habt ihr in eurem Unternehmen auch eine schwache Nachfrage nach Trekkingreisen und Expeditionen in diesem Herbst registriert?

Ja, wir hatten definitiv eine geringere Nachfrage. Wir hatten zwar keine Stornierungen von Leuten, die schon vor dem Erdbeben gebucht hatten. Aber wir stellten fest, dass es alles in allem weniger Buchungen waren. Ich glaube zum ersten Mal überhaupt haben wir im Herbst keine einzige Expedition. Wir mussten unsere beiden Expeditionen in Tibet absagen, weil die Chinesen für den Herbst keine Permits (Besteigungsgenehmigungen) ausgestellt haben. Wir versuchten, unsere Expeditionen vom Cho Oyu und der Shishapangma zum Manaslu zu verlegen, doch unsere Kunden zeigten kein Interesse daran.

Was bedeutete das für die Sherpa-Berführer, Köche, Küchenhilfen, Träger und auch für die Besitzer der Lodges?

Natürlich sind das keine guten Nachrichten. Wir beschäftigen 62 Sherpas, die von dieser Arbeit abhängig sind. Wenn möglich, geben wir ihnen die Gelegenheit, Trekkingtouren im Everest- oder Annapurna-Gebiet zu führen. Aber damit kann man natürlich nicht genauso viel Geld verdienen wie bei einer Expedition. Das ist für niemanden eine gute Situation.

Rettungsaktion im Everest-Basislager

Rettungsaktion im Everest-Basislager

Wie ist die Stimmung unter den Sherpas nach zwei Everest-Frühlingssaisons mit tödlichen Lawinen, Erdbeben und abgebrochenen Expeditionen?

Nicht gut, wie du dir vorstellen kannst. Die meisten unserer Sherpas sind auch weiterhin bereit, klettern zu gehen. Wir hatten Glück, dass weder im letzten noch in diesem Jahr Sherpas oder Teilnehmer unserer Expeditionen von den Lawinen getroffen wurden. Gott sei Dank gab es keine Toten oder Verletzten in meinem Team. Aber natürlich bekamen unsere Sherpas mit, wie andere Sherpas und Bergsteiger verletzt oder getötet wurden. Viele sind jetzt ein wenig nervös. Die meisten meiner Sherpas sind sehr erfahren. Die Älteren sind emotional stark. Das wirkt positiv auf die jüngeren Sherpas, die erst zum ersten oder zweiten Mal auf Expedition waren. Sie sind deutlich nervöser, wieder in die Berge aufzubrechen, weil sie nur schlimme Erfahrungen gemacht haben. Kein Sherpa kommt zu mir und sagt: „Ich möchte nicht mehr bergsteigen.” Aber ich weiß definitiv, dass einige Sherpas in ihren Familien Druck bekommen, von ihren Frauen, Müttern und Vätern, die sagen: „Hör‘ auf mit dem Bergsteigen, führe doch nur noch Trekkinggruppen!“

Wie ist die finanzielle Lage der Sherpa-Familien nach diesen beiden schlimmen Frühjahren am Everest?

Viele Sherpas wurden sehr hart getroffen, nicht nur weil sie einen Großteil ihres Einkommens eingebüßt haben. Sie müssen auch viel Geld ausgeben, um ihre Häuser nach dem Erdbeben wieder aufzubauen. Glücklicherweise gibt es unter den Sherpas so etwas wie eine starke Kultur des Sparens. Viele von ihnen haben für Zeiten wie diese Geld auf die Seite gelegt. Aus finanzieller Sicht geht es den Sherpas besser als dem Rest Nepals. Sie konnten ihr eigenes Geld nehmen oder sich welches leihen. Die Menschen vertrauen ihnen, weil sie genügend Einkommen haben, um das Geld später wieder zurückzuzahlen. Außerdem haben viele Sherpas direkte Hilfe von früheren Kunden aus dem Ausland erhalten. Insofern sind die Sherpas in einer vergleichsweise glücklichen Lage, weil sie so viel Unterstützung aus aller Welt erhalten.

Seit Mai hat Nepal einen Sherpa als Tourismus-Minister. Ist dadurch die Aufmerksamkeit der Regierung für die Anliegen der Bergbevölkerung größer geworden?

Natürlich ist die Stimmung im Tourismusgewerbe besser geworden, seitdem wir einen Sherpa-Minister haben. Aber er steht vor vielfältigen Herausforderungen, weil er Teil einer politischen Partei ist, die ihre eigenen Prioritäten setzt. Außerdem muss er mit dem bürokratischen Apparat zusammenarbeiten, der seit langem die Dinge auf seine eigene Art regelt. Der Minister hat in kurzer Zeit viele Dinge auf den Weg gebracht, er hat einen guten Blick für die Herausforderungen, vor der das Tourismusgewerbe steht. Einerseits sind wir also zufrieden, andererseits aber auch ein bisschen nervös, weil es Gerüchte über einen neuen Ministerpräsidenten und ein neues Kabinett gibt. Wenn der Posten des Tourismusministers neu besetzt wird, fangen wir wieder bei Null an.

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Was ist vor allem nötig, um die Situation im Tourismus zu verbessern?

Zunächst einmal sollte sich die Regierung um die Bedürfnisse der Bergsteiger kümmern, besonders jener, die zum Everest kamen, um neues Vertrauen aufzubauen – dass Nepal nicht einfach nur ihr Geld einkassiert, wie die 11.000 US-Dollar für das Permit. Es sollte nicht der Eindruck an die Bergsteiger und den Rest der Welt vermittelt werden, dass sich Nepal nicht um die Touristen kümmert, die nach Nepal kommen. Nepal muss ganz schnell sagen: „Uns ist klar, es hat ein schweres Erdbeben gegeben, und du musstest deine Expedition abbrechen. Wir werden dein Permit für weitere drei oder fünf Jahre verlängern und keine zusätzlichen Gebühren verlangen.“ Das ist ein Weg, mit dem die Regierung auf einfache Art und Weise Vertrauen zurückgewinnen kann. Die Regierung Nepals hatte im letzten Jahr einen sehr, sehr schlechten Ruf, weil sie nach der Lawine die Situation nicht ernsthaft angegangen ist. Und sie läuft Gefahr, diesen Fehler in diesem Jahr wieder zu machen und noch mehr Image zu verlieren.

Fürchtest du, dass viele Bergsteiger auf die tibetische Nordseite des Everest wechseln?

Ich fürchte es nicht nur, ich weiß, dass viele dorthin wechseln. In diesem Jahr hatte ich zum Beispiel drei Bergsteiger, die auf die Nordseite gingen, nachdem sie im Jahr zuvor auf der Südseite waren. Andere Bergsteiger, die ihre Expeditionen 2014 abbrechen mussten und 2015 nach Nepal zurückkehrten, bitten mich jetzt, sie für nächstes Jahr auf die Tibet-Liste zu setzten. Und ich habe auch einige neue Kunden, die ganz klar zum Ausdruck gebracht haben, dass sie nicht auf die nepalesische, sondern auf die tibetische Seite gehen wollen.

Aber du hast auch immer noch Anfragen für die nepalesische Seite?

Ja, und ich sollte vielleicht sagen, dass ich mehr Anfragen für die nepalesische als die tibetische Seite habe. Aber es fragen heute deutlich mehr Leute nach der chinesischen Seite als früher.

Wie beurteilst du den Medienhype um die Herbst-Expedition des japanischen Bergsteigers Nobukazu Kuriki zum Everest?

Nobukazu wollte ursprünglich auf die tibetische Seite gehen, entschied sich aber für Nepal, weil Tibet geschlossen ist. Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich hergekommen ist, um den Tourismus und das Bergsteigen in Nepal anzukurbeln. Er wollte den Everest so oder so besteigen. Aber es ist schon ein symbolischer Schritt, in einer Zeit, in der die Menschen Angst haben, nach Nepal zu reisen. Ich finde es gut, dass er zurückgekommen ist, um hier bergzusteigen.

Nepal-nowWas würdest du jemand antworten, der dich fragt, ob Nepal jetzt oder im nächsten Frühjahr sicher ist?

Ich würde sagen: „Es ist sicher.” Weil ich selbst in den Bergen war und am 14. dieses Monats auch wieder aufsteigen werde. Meine Freunde sind dort, wir leisten Hilfe. Deshalb wissen wir: Es ist sicher. Ich habe keine Angst vor Gefahren. Dort wo es gefährlich ist, wird es deutlich angezeigt. Die Regierung lässt niemanden in gefährliche Gebiete, etwa im Langtang. Aber der größte Teil Nepals ist sicher.

Bist du optimistisch, dass Nepal wieder auf die Füße kommt?

Ja, früher oder später, weil die Menschen in Nepal eine andere Einstellung haben als die meisten Menschen auf der Welt. Sie haben niemals erwartet, dass ihnen die Regierung hilft. Sie bauten mit eigenen Händen die Häuser, die jetzt zerstört wurden, und sie werden sie auch wieder mit ihren eigenen Händen aufbauen. Möglicherweise greifen ihnen dabei die Regierung oder auch internationale Organisationen ein bisschen unter die Arme, aber die Mehrzahl der Häuser in ganz Nepal wird von den Leuten selbst wieder aufgebaut.

Die Menschen in Nepal sind wirklich pragmatisch. Sie lächeln immer, sie schauen auf die Sonnenseite jeder Situation. In westlichen Ländern ist immer alles durchgeplant und präzise, aber so laufen die Dinge in Nepal nicht. Dort zucken die Leute mit ihren Schultern und sagen: „Ke garne!“ So ist es halt, wo fangen wir an? Diese „Ke garne!“-Haltung ist nach dem Erdbeben ganz wichtig geworden. Die Leute sitzen nicht einfach nur da und klagen: „Alles, was ich gebaut habe, liegt jetzt am Boden, bla, bla, bla.“ Sie sagen einfach: „Wo fangen wir an? So ist halt das Leben. Wir machen weiter!

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Müttertreff am Makalu https://blogs.dw.com/abenteuersport/muettertreff-am-makalu/ Sat, 29 Aug 2015 20:32:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30441 Erster Blick auf den Makalu

Erster Blick auf den Makalu (© Adrian Ballinger/Facebook)

„Wir erreichten das Basislager, ließen die Rucksäcke fallen, warfen uns die Daunenjacken über und blickten nach oben. Der Makalu hatte sich genau diesen Augenblick ausgesucht, um uns seinen Gipfel zu präsentieren“, schreibt Adrian Ballinger nach der heutigen Ankunft zu Füßen des vierthöchsten Bergs der Erde auf Instagram. „Ehrfurcht ist das einzige Wort, das unser Gefühl halbwegs beschreibt.“ Ballinger leitet ein US-Bergsteigerteam, das in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert ist. Zum einen ist es überhaupt die einzige Expedition, die sich in diesem Herbst an dem in Nepal gelegenen Achttausender versucht. Zum anderen will das Team die erste Skiabfahrt vom 8485 Meter hohen Gipfel schaffen. Und dann sind auch noch drei der fünf Expeditionsmitglieder Frauen, zwei davon Mütter, auch das nicht gerade alltäglich im Höhenbergsteigen.

Diesmal ohne Flaschensauerstoff

Ballinger, Chef des Veranstalters Alpenglow Expeditions, ist ein erfahrener Expeditionsleiter. Zwölfmal stand der 39-Jährige bisher auf Achttausendergipfeln, davon allein sechsmal auf dem Mount Everest. Vom Manaslu und vom Cho Oyu fuhr er mit Skiern ab. Mit dabei sind seine Landsfrauen Emily Harrington, Kit DesLauriers und Hilaree O’Neill sowie als zweiter Mann im Team Jim Morrison. Die 29 Jahre alte Emily, Adrians Lebensgefährtin, hat sich vor allem vorgenommen, den Makalu ohne Flaschensauerstoff zu besteigen. Es wäre ihr zweiter Achttausender nach dem Mount Everest, dessen Gipfel sie 2012 mit Atemmaske erreicht hatte. Kit, 45 Jahre alt, war 2006 die erste Frau, die vom höchsten Punkt der Erde mit Skiern startete. Eine vollständige Everest-Skiabfahrt wurde es wegen der schwierigen Verhältnisse nicht. DesLauriers will auch am Gipfel des Makalu die Ski anschnallen. Das hat sich auch die 42 Jahre alte Hilaree vorgenommen. Sie fuhr bereits vom Cho Oyu ab. 2012 stand O’Neill innerhalb von 24 Stunden auf den Gipfeln von Mount Everest und Lhotse. Jim Morrison ist ein Bauunternehmer aus Kalifornien, der sich mit einigen Erstbesteigungen und extremen Skiabfahrten in der Szene einen Namen gemacht hat.

Türen geöffnet

Quinn und Grayden in Nepal (© Hilaree O’Neill/Facebook)

Quinn und Grayden in Nepal (© Hilaree O’Neill/Facebook)

O’Neill und DesLauriers sind Mütter. Hilaree hat zwei Söhne, Kit zwei Töchter. O’Neills Mann Brian, der achtjährige Quinn und der sechsjährige Grayden sind sogar mit dem Expeditionsteam zum Basislager gewandert. „Dass unsere Jungs beim Trekking dabei sind, hat uns einige Türen bei den Einheimischen geöffnet“, schreibt Hilaree auf Facebook. „Und sie haben schon viele neue Freunde gefunden.“ Beide Jungs seien schon mehrfach über 14.000 Fuß (4267 Meter) unterwegs gewesen und deshalb gut vorbereitet, sagt O’Neill.

Abenteuer in Familienleben einbauen

Die beiden sechs und sieben Jahre alten Töchter von DesLauriers sind mit Kits Ehemann Rob zu Hause geblieben. Nicht alle verstünden, dass sie als Mutter zweier Kinder auf Achttausender-Expedition gehe, räumt DesLauriers ein. „Glücklicherweise gibt es aber im Gegensatz zu den Neinsagern auch Leute, die glauben, dass es Kindern beiderlei Geschlechts ein unschätzbares Beispiel geben kann, wenn Bergsteigerinnen ihrer Leidenschaft auch nachgehen, nachdem sie Mütter geworden sind.“ Sie versuche, möglichst nicht allzu lange abwesend zu sein. „Immer wenn ich abreise, ist es für mich hart, und ich bin sicher, dass es auch für meine Kinder nicht leicht ist“, sagt Kit. „Doch jedes Mal, wenn ich zurückkehre, bin ich als Elternteil noch mehr bei der Sache – und voller Ideen, wie ich die nächste Abenteuerreise in unser Familienleben einbauen kann.“

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PR mit Permit https://blogs.dw.com/abenteuersport/pr-mit-permit/ Tue, 25 Aug 2015 20:06:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30425 Begeisterung in Nepal um Bergsteiger Kuriki

Begeisterung in Nepal um Bergsteiger Kuriki

Die Verzweiflung in Nepal muss groß sein. Anders ist nicht zu erklären, dass die Regierung in Kathmandu dieser Tage eine Pressekonferenz einberufen hat, nur um ein Permit für eine Expedition zu übergeben. Aus der Hand von Tourismusminister Kripasur Sherpa erhielt der Japaner Nobukazu Kuriki die schriftliche Erlaubnis, in diesem Herbst den Mount Everest zu besteigen. „Kuriki geht in einer Zeit bergsteigen, in der es in der Welt Verwirrung über die Sicherheit des Landes nach dem Erdbeben gibt“, sagte der Minister. „Er gibt ein Beispiel dafür ab, das Land wieder zu besuchen.“ Ins gleiche Horn stieß auch der 33 Jahre alte japanische Bergsteiger: „Ich besteige den Berg, um Nepal in dieser schwierigen Zeit beizustehen und die Botschaft zu verbreiten, dass das Land für Touristen sicher ist.“

Kuriki will – wie berichtet – versuchen, den Everest über die nepalesische Seite zu besteigen, nachdem die chinesischen Behörden allen Expeditionen in Tibet die kalte Schulter gezeigt hat. Heute ist Kuriki von Kathmandu aus ins Khumbu-Gebiet geflogen, um sich dort zu akklimatisieren. Bei seinem letzten Versuch, den Everest im Herbst zu besteigen, hatte sich der Japaner 2012 schwere Erfrierungen zugezogen, neun Fingern hatten amputiert werden müssen. Wie damals will Kuriki auch diesmal alleine und ohne Flaschensauerstoff aufsteigen. Die „Icefall doctors“ präparieren für ihn den Weg durch den Khumbu-Eisfall.

Eine Handvoll Expeditionen

Trekkingroute zum Mount Everest

Trekkingroute zum Mount Everest

Die PR-Offensive der nepalesischen Regierung hat nichts damit zu tun, dass sie Kurikis Versuch angesichts seiner Vorgeschichte für besonders bewundernswert oder sportlich herausragend und deshalb unterstützungswürdig hielte. Die Verantwortlichen in Kathmandu befürchten vielmehr, dass der Tourismusmarkt nach dem Erdbeben in der Herbstsaison um die Hälfte einbricht. Nicht viel mehr als eine Handvoll Permits hat sie für Herbst-Expeditionen ausstellen müssen. Das alleine wäre noch nicht dramatisch, doch auch die Nachfrage nach Trekkingtouren in Nepal, Haupteinnahmequelle in der Nach-Monsun-Zeit, war mäßig.

Licht am Horizont

Das bestätigt auch meine Anfrage bei deutschen Veranstaltern. Amical Alpin verzeichnet für den Herbst einen Rückgang der Buchungen von Trekkingreisen nach Nepal von etwa 30 Prozent, bei Expeditionen von 50 Prozent. Auch der DAV Summit Club beziffert den Markteinbruch für Nepal auf etwa 50 Prozent. Beide Agenturen sehen jedoch Licht am Horizont. „Seit einigen Wochen können wir feststellen, dass Nepal und hier vor allem die Annapurna-Region und das Everest-Gebiet wieder verstärkt nachgefragt werden“, schreibt mir Marcus Herrmann, Produktmanager beim Summit Club. „Für das Frühjahr 2016 gehen wir von einer deutlichen Belebung aus.“ Auch Amical registriert seit Anfang August wieder Buchungen für Nepal und ist für die nächste Saison „guter Dinge“. Dem gebeutelten Land und seinen von der Katastrophe geschlagenen Menschen wäre es zu wünschen. Vielleicht ist die Regierung in Kathmandu dann auch nicht mehr gezwungen, Presserummel um Permits zu veranstalten.

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Lunger und Moro: Tschüss, Manaslu! https://blogs.dw.com/abenteuersport/lunger-und-moro-tschuess-manaslu/ Wed, 08 Apr 2015 16:18:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28905 Letzter Aufstieg nach Lager 1

Letzter Aufstieg nach Lager 1

Die Südtirolerin Tamara Lunger und ihr italienischer Teampartner Simone Moro haben ihre Expedition zum achthöchsten Berg der Erde beendet. Ursprünglich hatten sie nicht nur den 8167 Meter hohen Hauptgipfel des Manaslu besteigen wollen, sondern in einem Zug auch noch den vorgelagerten 7992 Meter hohen Pinnacle East. „Es begann als Winterexpedition und endet als Frühlingsprojekt, zumindest dem Kalender nach, nicht aber mit Blick auf die Wetterbedingungen. Ich schreibe ‚endet‘, weil Tamara und ich in den vergangenen Stunden diese endgültige Entscheidung getroffen haben“, schreibt Simone aus dem Basislager auf 4800 Metern. „Wir haben all unsere Geduld, Optimismus, Erfahrung und Schläue aufgebraucht. Für dieses Jahr bleibt der Manaslu für uns beide ein Traum, den wir zurückstellen.“

Sechs Meter Schnee

Schnee, Schnee, Schnee

Schnee, Schnee, Schnee

Gestern waren die beiden noch einmal nach Lager 1 auf 5700 Metern aufgestiegen. „Wir fanden nichts mehr vor, weder Lager noch Depot. Und wir akzeptierten in aller Stille dieses letzte Signal, das der Berg uns gab. Hier liegen wieder sechs Meter Neuschnee, die Temperatur steigt. Ich denke, erst in etwa einem Monat werden die Verhältnisse so stabil sein, dass man aufsteigen kann.“ Zu spät für das italienische Team und bis dahin zu gefährlich wegen des permanenten Lawinenrisikos. Aus diesem Grund hatten Tamara und Simone bereits Anfang März die Flucht vom Manaslu angetreten. Nach drei Wochen im Khumbu-Gebiet waren die beiden mit dem Hubschrauber ins Basislager zurückgekehrt.

Zeit aufzuhören

„Ich denke, Tamara und ich haben dem Wetter und dem Berg genug Zeit gegeben, damit der Schnee fallen und der Wind ihn wegblasen konnte“, schreibt Simone. „Diese Wartezeit hat jedoch nichts verändert. Wir haben viel Kletterausrüstung verloren und Stunden und ganze Tage damit verbracht, Schnee zu schaufeln.“ Genug ist genug. Doch Simone und Tamara verlassen den Manaslu, ohne frustriert zu sein. „Wir haben in diesen zwei Monaten magische Momente purer Freude erlebt, die uns sehr zufrieden gemacht haben“, sagt Tamara. „Wir hatten Geduld, wir waren motiviert. Aber manchmal ist es nötig, zu wissen, wann es Zeit ist aufzuhören.“

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(Berg-) Frauenpower aus Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/berg-frauenpower-aus-nepal/ Wed, 07 Jan 2015 16:45:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28001 Erfolgreich am K 2: Maya, Dawa Yangzum, Pasang Lhamu (v.l.)

Maya, Dawa Yangzum, Pasang Lhamu (v.l.)

Sie sind ein starkes Trio am Berg. Dawa Yangzum Sherpa, Maya Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa Akita waren am 26. Juli 2014 die ersten Frauen aus Nepal, die in Pakistan den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2 erreichten. Der zweithöchste Berg der Erde gilt aufgrund seiner vollendeten Form als König der Achttausender, als schwer zu besteigen und gefährlich. „Wir waren die ersten Nepalesinnen auf dem K 2! Und es war wirklich kein Spaziergang. Nur richtige Bergsteiger können einordnen, wie und warum wir den K 2 bestiegen haben“, schreibt mir Dawa Yangzum. Aus den Reihen der Bergsteiger sei ihre Leistung ausreichend gewürdigt worden. Von der Regierung Nepals hätten sie das ohnehin nicht erwartet. „Die Leute dort kennen meistens nur den Everest und die Seven Summits. Wenn wir die bestiegen hätten, hätten sie dafür gesorgt, dass wir auf den Titelseiten gelandet wären“, glaubt die 25-Jährige. Auf die Regierung ist Dawa Yangzum auch aus einem anderen Grund nicht gut zu sprechen.

Versprochen, nicht gehalten

Dawa Yangzum auf dem Gipfel des K 2

Auf dem Gipfel des K 2

Die drei Sherpani hatten Schwierigkeiten, ihre Expedition zum K 2 zu finanzieren. Immer noch sitzen sie auf Schulden. Das Tourismusministerium in Kathmandu hatte versprochen, 500.000 Rupien (rund 4000 Euro) beizusteuern. „Wir warten immer noch auf das Geld“, klagt Dawa Yangzum. “Wir verstehen diese Leute nicht.“

An Geld fehlt es auch für ihr nächstes geplantes Projekt. Den Mount Everest haben die drei Bergsteigerinnen schon in früheren Jahren bestiegen: Dawa Yangzum 2012, die 30 Jahre alte Pasang Lhamu Sherpa Akita 2007 und die 36 Jahre alte Maya Sherpa sogar zweimal: 2006 von Süden, 2007 von Norden aus. Nun will das Trio in diesem Frühling nach dem höchsten und zweithöchsten auch auf dem dritthöchsten Berg der Erde stehen, dem 8586 Meter hohen Kangchendzönga in Nepal. Die drei Sherpani planen, auf dem Normalweg aufzusteigen und ab einer Höhe von 8000 Metern, wie schon am Everest und K 2, Flaschensauerstoff zu verwenden. „Aber die Zeit wird knapp, um das Geld für die Expedition aufzubringen“, sagt Dawa Yangzum. „Wenn wir es zusammen haben, könnten wir jederzeit starten.“ Vielleicht sollten es die Sherpani mal mit Crowdfunding versuchen.

Ziel: Mehr Nepalesinnen im Bergsport

Dawa Yangzum

Dawa Yangzum

Dawa Yangzum wuchs im Rolwaling-Tal auf, das nordöstlich von Kathmandu liegt, zu Füßen des Siebentausenders Gauri Shankar. Einen Namen machte sich die Sherpani nicht nur als Bergsteigerin, sondern auch als Ultramarathon- und Bergläuferin. Seit einem Jahr ist sie mit Pasang Tenzing Sherpa verheiratet, einem erfahrenen Achttausender-Bergsteiger und Bergführer, der bereits zehnmal auf dem Gipfel des Everest stand. Dawa Yangzum hat Ende 2014 einen Bergführerkurs erfolgreich beendet. Maya Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa Akita verdienen ebenfalls seit Jahren Geld in der Outdoorbranche. Sie mussten Pionierarbeit leisten. „Als wir anfingen, hatten wir es als Frauen in diesem Bereich noch schwer. Inzwischen werden wir als Bergsteigerinnen respektiert“, sagt Dawa Yangzum. „Wir wollen andere Frauen ermutigen, sich ebenfalls im Bergsport zu engagieren. Es braucht einfach Zeit.“

P.S.: Seit 1993 Pasang Lhamu Sherpa als erste Frau aus Nepal den Gipfel des Mount Everest erreichte (und beim Abstieg starb), haben 23 Nepalesinnen den höchsten Berg der Erde bestiegen.

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