Ralf Dujmovits – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 „School up!“: Symbol der Hoffnung https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-symbol-der-hoffnung/ Wed, 19 Dec 2018 15:47:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43015 Wenn ich jetzt noch einen Wunschzettel für das bevorstehende Weihnachtsfest schreiben könnte, stünde darauf: „Vergesst bitte nicht die Kinder von Thulosirubari!“ Seit zwei Jahren baut die „Nepalhilfe Beilngries“ in dem kleinen Bergdorf, rund 70 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu an der neuen Schule für mehr als 500 Kinder und Jugendliche. Möglich wurde das durch eure Spenden für „School up!“, das Hilfsprojekt, das ich nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal 2015 zusammen mit den Profibergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits ins Leben gerufen hatte. Das dafür gesammelte Geld landet zielgerichtet in Thulosirubari und wird ausschließlich für den Neubau verwendet.

Riesenkontrast zu 2016

Im vergangenen März waren Ralf und ich dabei, als die ersten beiden von drei geplanten Gebäudeteilen der neuen Schule feierlich eingeweiht wurden. Das ganze Dorf war auf den Beinen. Ich blickte in Hunderte von lächelnden Gesichtern, die Optimismus ausstrahlten. Nicht nur an der Schule, überall in Thulosirubari wurde inzwischen gebaut. Was für ein Kontrast zu meinem Besuch zwei Jahre zuvor! 2016, ein Jahr nach dem Beben, war das Dorf noch ein Trümmerfeld gewesen, die Bewohner hatten depressiv gewirkt, wie paralysiert.

Danke für euer großes Herz!

Dritter Bauabschnitt

„School up!“ – das durfte ich im März erleben, und es wird mir in der Erinnerung daran noch immer warm ums Herz – ist so viel mehr als nur eine Investition in ein Gebäude, das sicherstellt, dass die Schülerinnen und Schüler nicht mehr in Wellblechschuppen unterrichtet werden müssen: Die neue Schule ist zu einem Symbol der Hoffnung und des Neuanfangs geworden. Es ist unmöglich, die Naturkatastrophe von 2015 zu vergessen, aber der Blick der Menschen von Thulosirubari richtet sich jetzt in die Zukunft – dank eurer Großherzigkeit.

Und an eben diese Großherzigkeit möchte ich kurz vor Weihnachten noch einmal appellieren: Bitte spendet weiter für „School up!“, denn wir sind noch nicht am Ziel! Die Bauarbeiten am dritten Gebäudeabschnitt laufen und müssen finanziert werden. Hier ist noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

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DLR-Hypoxiestudie: Alle Symptome nach 30 Stunden verschwunden https://blogs.dw.com/abenteuersport/dlr-hypoxiestudie-alle-symptome-nach-30-stunden-verschwunden/ Tue, 18 Dec 2018 09:51:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42993

Nancy Hansen (r.) und Ralf Dujmovits im DLR

„Wir waren fünf Wochen lang die Mäuse“, beschreibt Nancy Hansen die Zeit, die sie und Ralf Dujmovits vor einem halben Jahr – wie berichtet – in einer Hypoxiekammer des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln verbracht hatten. Bei einer Studie sollte nachgeprüft werden, ob unter Umständen auch beim Menschen – wie zuvor in den USA bei einem Experimenten  mit Mäusen festgestellt – extreme Hypoxie zu einer Stärkung des Herzens führen kann.  Nach einer Akklimatisierungsphase von rund zwei Wochen hatte das Bergsteiger-Paar 16 Tage auf einer simulierten Höhe von 6700 Meter oder höher verbracht, davon vier Tage bei einem Sauerstoffgehalt von nur acht Prozent, was 7112 Metern entspricht. „Ich habe wirklich gelitten“, räumt Nancy ein. „Aber es war ein Privileg, an der Studie teilzunehmen.“ Auch Ralf ist von der Erfahrung noch immer beeindruckt: „Ich war ziemlich am Limit. Ganz ehrlich, noch einmal würde ich es nicht machen. Ich habe die ganze Sache unterschätzt.“  In der vergangenen Woche waren die beiden erneut in Köln – zu einer von mehreren Nachuntersuchungen. Die ersten vorläufigen Ergebnisse der Studie liegen inzwischen vor.

Nur 56 Prozent Sauerstoffsättigung

Lungenfunktionstest an der Kletterwand

Die extreme Hypoxie wirkte auf die Körper Nancys und Ralfs zunächst unterschiedlich. Ralf, durch seine vielen Achttausender-Expeditionen offenbar besser an die Sauerstoffarmut gewöhnt, tat sich mit der Akklimatisierung deutlich leichter als Nancy. „Einer der DLR-Ärzte sagte zu mir: ‚Ich hoffe, du fühlst dich besser, als du aussiehst“, erinnert sich die 50-Jährige und schmunzelt. Einmal wurde bei der Kanadierin eine Sauerstoffsättigung von nur 56 Prozent gemessen, ein Krankenhauspatient wäre damit ein Fall für die Intensivstation. Rund um die Uhr war ein DLR-Team für die beiden Bergsteiger im Einsatz. Die Wissenschaftler nahmen Blut- und Urinproben, machten Ultraschall- und MRT-Untersuchungen oder führten kognitive Tests durch. Die Analyse der riesigen Datenmenge aus den vielfältigen Tests ist noch lange nicht abgeschlossen.

Beide Bergsteiger verloren Muskelmasse, beide schliefen schlechter. Verblüffend war, dass sowohl bei Nancy, als auch bei Ralf die Reaktions- und die Konzentrationsfähigkeit auf annähernd konstantem Niveau blieb, auch bei extremer Hypoxie. „Allerdings mit der Einschränkung, dass sie bei den entsprechenden Tests richtig gefordert wurden und sich konzentrieren mussten“, sagt Dr. Ulrich Limper, der zusammen mit Prof. Jens Tank die DLR-Studie leitete. Im normalen Gespräch habe man schon zuweilen einige „Aussetzer“ feststellen können.

Auch Nierenleistung ließ nach

Auszug aus der Hypoxiekammer nach fünf Wochen

Bei Nancy schwoll die rechte Herzhälfte an, die Pumpleistung ließ nach. In ihrem Gehirn bildeten sich kleinere Schäden an der so genannten „Weißen Substanz“ (White Matter Lesions), wie sie häufig bei älteren Menschen auftreten. In Ralfs Hirn schwollen mit der Zeit die Venen an, ohne dass der 57-Jährige deswegen an starken Kopfschmerzen litt. Zudem arbeiteten bei beiden Bergsteigern die Nieren unter Hypoxie deutlich schlechter – wenn auch immer noch ausreichend. „Die gute Nachricht ist, dass wirklich alle Symptome innerhalb von nur 30 Stunden verschwanden, nachdem Nancy und Ralf die Hypoxiekammer verlassen hatten und wieder normale Luft atmeten“, sagt Dr. Fabian Hofmann, einer der DLR-Ärzte.

Zu der Frage, ob ein geschädigtes menschliches Herz – wie bei den Mäusen im Experiment – durch extreme Hypoxie positiv beeinflusst wird, lässt sich noch keine Aussage machen. „Wir hatten es ja hier mit zwei gesunden Herzen von Hochleistungssportlern zu tun“, sagt Hofmann. „Aber es ist schon erstaunlich, was man dem Herz zumuten kann, ohne dass es strukturellen Schaden erleidet.“ Weitere Studien sollen folgen, dann nach Möglichkeit auch mit Herzpatienten.

P.S.: Nancy und Ralf werden in Kürze zu einer Expedion in die Antarktis aufbrechen – in deutlich niedrigere Höhen als im DLR simuliert.

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„School up!“: Zweite Geschossdecke betoniert https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-zweite-geschossdecke-betoniert/ Thu, 08 Nov 2018 21:20:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42657

Der Tag neigt sich dem Ende zu

Selbst die Dunkelheit kann nicht verhindern, dass in Thulosirubari weiter gebaut wird. 18 Stunden lang wird in dem kleinen Bergdorf 70 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu Beton angerührt, nach oben transportiert und verteilt, dann ist auch die zweite Geschossdecke fertig gegossen. „Es war nur ein Betonmischer im Einsatz, der Rest war Handarbeit“, schreibt mir Shyam Pandit, Verbindungsmann der Nepalhilfe Beilngries. „Wir hatten Fachkräfte aus Kathmandu mitgebracht, die den Beton gossen.“ Nachdem die beiden ersten Gebäudeteile der neuen Schule schon seit dem vergangenen Frühjahr für den Unterricht genutzt werden, biegen auch die Bauarbeiten für den dritten Abschnitt auf die Zielgerade: Wenn alles nach Plan läuft, könnte das neue Gebäude mit acht weiteren Klassenräumen im Frühjahr 2019 fertiggestellt werden.

Riesenchance für die Menschen von Thulosirubari

Der dritte Abschnitt, rechts einer der beiden schon fertiggestellten Gebäudeteile

„Ich bin so glücklich zu sehen, wie die Bauarbeiten an der Schule weitergehen“, sagt Ram Sharan BK, der Vorsitzende des Schulmanagement-Komitees. „Es ist eine Riesenchance für uns, dass die Schule so schnell nach dem Erdbeben von 2015 wieder aufgebaut wird.“ Im Namen der Schüler und Eltern, so Ram Sharan, bedanke er sich bei der Nepalhilfe Beilngries und den Spendern von „School up!“. Er hoffe, „dass die Unterstützung weitergeht, bis die Bauarbeiten abgeschlossen sind und auch danach, um die Ausbildung weiter zu verbessern“.

Hoch motivierte Schüler

Auch die mehr als 500 Schülerinnen und Schüler freuen sich über die neuen Räumlichkeiten. „Jeder wird sich hinterher sicherer vor Katastrophen wie Erdbeben, Feuer oder Sturm fühlen“, schreibt Resina Nepali aus der zehnten Klasse und verspricht: „Die Schüler werden sich regelmäßig in den Klassenräumen aufhalten und noch härter arbeiten als vorher.“ Für Sabita Shrestha aus der zwölften Klasse verstärkt die Tatsache, im selben Gebäude unterrichtet werden zu können, auch bei allen das Gefühl, gleichberechtigt zu sein. „Unsere Ausbildung wird besser sein als vorher.“

„Unser Gott in Deutschland“

Bis in die Nacht gearbeitet

Noch einmal möchte ich euch bitten, nicht nachzulassen bei der Unterstützung unseres Hilfsprojekts „School up!“, das ich nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal 2015 mit den Topbergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits ins Leben gerufen hatte, um die zerstörte Schule von Thulosirubari so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Wir benötigen noch Geld, um die Bauarbeiten wie geplant beenden zu können. „Ich möchte den Spendern danken“, schreibt Schülerin Resina. „Sie sind unser Gott in Deutschland.“

Hier noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Wenn ihr diesen Verwendungszweck angebt, landet das Geld zielgerichtet in Thulosirubari. Auch von mir tausend Dank! Ihr seid großartig!

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„School up!“: Erste Geschossdecke ist fertig https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-erste-geschossdecke-ist-fertig/ Mon, 24 Sep 2018 16:11:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42045

Baustelle in Thulosirubari (rechts die beiden schon fertigen Gebäudeteile der Schule)

„Die Bauarbeiten verlaufen reibungslos“, schreibt mir Shyam Pandit, der für die Nepalhilfe Beilngries die Projekte der deutschen Hilfsorganisation in dem Himalayastaat koordiniert. Ende der vergangenen Woche hat Shyam wieder einmal die Baustelle der neuen Schule im Bergdorf Thulosirubari besucht, rund 70 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu gelegen. Nachdem in den ersten beiden Gebäudeteilen bereits unterrichtet und auch der zugehörige Toilettenblock benutzt wird, entsteht direkt nebenan der dritte und letzte Gebäudeabschnitt. Möglich gemacht haben das eure Spenden für unser Hilfsprojekt „School up!“, das ich zusammen mit den beiden Bergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits nach dem verheerenden Erdbeben 2015 gegründet hatte, um die zerstörte Schule in Thulosirubari so schnell wie möglich wieder aufzubauen.

Bitte nicht nachlassen!

Geschossdecke betoniert

Die erste Geschossdecke des dritten Gebäude-Abschnitts ist gerade betoniert worden. Im nächsten Schritt werden die Wände für das zweite Stockwerk gemauert. Auch neben diesem Gebäude wird noch ein Toilettenhäuschen entstehen. Ihr seht, wir sind schon weit gekommen, aber noch nicht am Ziel. Shyam Pandit zitiert den Bauunternehmer mit den Worten, dass die Bauarbeiten im Frühjahr 2019 abgeschlossen sein könnten. Warten wir es ab! Aber es geht natürlich auch nur weiter, wenn uns das Geld nicht ausgeht. Also, bitte unterstützt „School up!“ weiter mit euren Spenden. Sie fließen ausschließlich in dieses Projekt, wenn Ihr als Verwendungszweck „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ angebt. Hier noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
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Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Tausend Dank für eure Unterstützung, auch im Namen der Kinder von Thulosirubari, ihrer Eltern und Lehrer. Ihr seid großartig!

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„School up!“: Bodenplatte ist betoniert https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-bodenplatte-ist-betoniert/ Thu, 02 Aug 2018 09:30:19 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41713

Die Ziegel sind schon da

Eure Spenden für unser Hilfsprojekt „School up!“ arbeiten weiter. Die Bodenplatte für den dritten Abschnitt der neuen Schule in dem kleinen Bergdorf Thulosirubari, 70 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, ist inzwischen betoniert. Im nächsten Schritt werden die Wände des ersten Geschosses gemauert. Den Grundstein für den dritten Bauabschnitt mit acht weiteren Klassenräumen hatten Ralf Dujmovits – der bisher einzige deutsche Bergsteiger, der alle 14 Achttausender bestiegen hat – und ich Mitte März gelegt. Damals waren die ersten beiden Gebäude feierlich eingeweiht worden.

Weit gekommen, noch nicht am Ziel

Die alte Schule von Thulosirubari war bei dem verheerenden Erdbeben in Nepal Ende April 2015 so schwer beschädigt worden, dass sie hatte abgerissen werden müssen. Im Juni 2015 hatte ich mit Ralf und der Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner – der ersten Frau weltweit, die ohne Flaschensauerstoff auf allen Achttausendern stand – „School up!“ gegründet, um die zerstörte Schule so schnell wie möglich wiederaufzubauen. Wir sind schon weit gekommen, aber noch nicht am Ziel und benötigen weitere Spenden. Hier noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
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Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Tausend Dank! Ihr seid großartig!

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Expedition „Hypoxie“ erfolgreich beendet https://blogs.dw.com/abenteuersport/expedition-hypoxie-erfolgreich-beendet/ Mon, 18 Jun 2018 13:55:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41145

Mit Nancy Hansen (r.) und Ralf Dujmovits in der DLR-Hypoxiekammer

Und plötzlich kam der Anruf aus dem All: „Hier Alex“. Ralf Dujmovits wusste zunächst nicht, wer da am anderen Ende der Telefonleitung sprach: „Wie Alex? Dann habe ich plötzlich die Stimme wiedererkannt, die ich zwei Tage zuvor während der Übertragung des Raketenstarts gehört hatte.“ Alexander Gerst erkundigte sich von der Internationalen Raumstation ISS aus nach dem Befinden des deutschen Bergsteigers und seiner kanadischen Partnerin Nancy Hansen in der Hypoxiekammer des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. „Es hat sich angehört, als säße er nebenan.“ Eine Viertelstunde lang sprach Ralf, der erste und bisher einzige deutsche Bergsteiger, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, mit „Astro Alex“, dem ersten deutschen Astronauten, der das Kommando auf der ISS übernehmen wird. „Er hat sich sehr für unsere Erfahrungen im Labor interessiert. Das war große Klasse.“ Natürlich wechselte auch Nancy einige Worte mit Gerst. Für beide Bergsteiger sei es ein „echter Höhepunkt“ gewesen, sagt die 49 Jahre alte Kanadierin.

Belastung unterschätzt

Alexander Gerst schaut WM-Fußball auf der ISS

Nach fünf Wochen in der Hypoxiekammer, auf 110 Quadratmetern, öffnen sich am Dienstag die Türen für Dujmovits und Hansen. Dann ist das Experiment vorbei, bei dem getestet werden sollte, ob sich bei langem Aufenthalt in extrem dünner Luft Herzfunktionen verbessern. Die vergangenen beiden Wochen haben Ralf und Nancy durchgängig tagsüber auf einer simulierten Höhe von 6718 Metern verbracht und nachts auf 6490 Metern geschlafen. Das hat Spuren hinterlassen. „Du siehst uns hier ziemlich müde“, sagt Ralf, als ich die beiden am vergangenen Wochenende noch einmal (mit Atemmaske) besuche. „Ich hatte es anders erwartet. Ich war überzeugt, dass wir anfangs etwas müde wären, uns aber nach einiger Zeit so weit an die sauerstoffarme Luft gewöhnen würden, dass wir gut damit zurechtkämen. Ich habe unterschätzt, wie anstrengend das Ganze ist.“

„Ein Riesenerfolg“

Ein Grund für diese Müdigkeit dürfte sein, dass sich – wie sich bei Ralfs MRT herausstellte – das Blut in den Venen des Gehirns mit der Zeit extrem gestaut hat und die Adern angeschwollen sind. „So massiv habe ich das noch nie gesehen. Auf den ersten Blick ist man darüber nicht gerade glücklich“, sagt Dr. Ulrich Limper, der zusammen mit Prof. Jens Tank die DLR-Studie leitet. „Andererseits ist es aber auch keine direkte Gefahr. Wir gehen davon aus, dass es sich wieder zurückbildet.“ Bereits in vier Wochen werden Dujmovits und Hansen zur ersten Nachkontrolle ins DLR zurückkehren.

Die Wissenschaftler haben jede Menge Daten gesammelt, die jetzt ausgewertet werden. Voraussichtlich in einem halben Jahr werden die ersten Ergebnisse vorliegen. „Für uns ist es schon jetzt ein Riesenerfolg“, sagt Limper. „Das Konzept hat funktioniert, wir haben sehr viel gelernt. Wir sind noch vorsichtig, aber es sieht klinisch danach aus, als würde sich unsere Hypothese bestätigen, dass sich bestimmte Herzfunktionen unter Hypoxie-Einfluss verbessern. Wenn wir das mit den Daten untermauern können, wäre es toll.“ Möglicherweise könnten dann aus der Studie sogar neue Therapien für Herzinfarktpatienten hervorgehen.

Herz „angeschwollen“

Nancy an der mobilen Kletterwand

Ursprünglich war geplant gewesen, dass die beiden Bergsteiger nach einer Gewöhnungsphase zwei Wochen lang Tag und Nacht auf einer simulierten Höhe von 7112 Metern leben sollten. Doch die Wissenschaftler mussten umdisponieren. Bei Nancy war in dieser Höhe der Druck in den Lungenarterien – der Druck, mit dem das sauerstoffarme Blut vom Herz in die Lunge gepresst wird – stark erhöht. Die rechte Herzhälfte war deshalb, vereinfacht gesprochen, „angeschwollen“, Nancys Werte bewegten sich im Grenzbereich. „Es hätte aus unserer Sicht keinen Erfolg gebracht, sie ‚hochzuprügeln‘“, sagt Limper. „Wahrscheinlich wäre es ihr schlechter gegangen.“ Deshalb wurde die simulierte Höhe auf unter 7000 Meter gesenkt, nachts noch etwas weiter als tagsüber. „Damit ist Nancys Körper klargekommen. Ihre Werte verbesserten sich langsam und näherten sich gegen Ende wieder jenen von Ralf an.“

Nicht viel höher als 7000 Meter

Lernt der Körper durch häufige Aufenthalte in großer Höhe?

Man gehe davon aus, so Limper, dass es sich bei Nancy um eine „normale Reaktion eines Herzens handelte, das an die ganz großen Höhen einfach noch nicht gewöhnt ist“. Auch Ralf habe von gesundheitlichen Problemen bei seinen ersten Expeditionen erzählt, die bei seinen späteren Projekten nicht mehr aufgetreten seien. „Es könnte sein, dass es so etwas wie eine Langzeitadaption gibt“, sagt der Mediziner. Wissenschaftlich bewiesen sei das jedoch bisher nicht.

Nancys Schwierigkeiten haben ihr und Ralf zu denken gegeben. „Einen Siebentausender anzugehen, bei dem wir die letzte Nacht auf 6300 oder 6500 Metern verbringen, dürfte kein Problem sein“, sagt Ralf. „Aber in Höhen darüber könnte es schon sein, dass sich Nancy einen gesundheitlichen Schaden zuzieht. Das haben wir gelernt, und darauf werden wir natürlich Rücksicht nehmen.“

Ständig gefroren

Muskelmasse verloren

Beide haben während der Zeit in der Hypoxiekammer jeweils gut zwei Kilogramm Körpergewicht verloren, in erster Linie wohl Muskelmasse. „Die Oberarme sind dünner geworden“, stellt Ralf fast. „Und wo normalerweise die Hosen an den Oberschenkeln straff sitzen, schlabbert jetzt alles.“ Der Gewichtsverlust der Bergsteiger sei geringer gewesen als gedacht, sagt Ulrich Limper. „Wir führen es darauf zurück, dass sie außer der Hypoxie keine Stressfaktoren hatten wie normalerweise im Gebirge: keine Kälte, kein Zeltaufbau, keine andauernde körperliche Belastung. Im Endeffekt haben sie sich ja sehr wenig bewegt.“ Auf einem Laufband und einem Ergometer sowie an einer mobilen Kletterwand versuchten Nancy und Ralf, halbwegs fit zu bleiben. Zu den auch für die Wissenschaftler überraschenden Erkenntnissen gehörte, dass Ralf nach 50 Minuten auf dem Ergometer zwar erschöpft war, aber überhaupt nicht schwitzte. Auch dass es Nancy und Ralf bei 24 Grad Raumtemperatur durchgehend so sehr fröstelte, dass sie noch zwei Jacken über ihre T-Shirts zogen, wirkte ungewöhnlich. Es gibt also noch einige Fragezeichen.

Ab in die Sonne!

„Es war die Anstrengung wert“

Nancy und Ralf bedauern es nicht, sich auf das DLR-Experiment eingelassen zu haben. Ganz im Gegenteil. „Ich würde es noch einmal machen“, sagt Nancy. „Wissenschaftlich gesehen, fand ich es unglaublich interessant. Natürlich war es nicht in jedem Moment das reine Vergnügen, doch insgesamt war es eine tolle und einzigartige Erfahrung.“ Auch für Ralf „war es die Anstrengung unbedingt wert“: „Wir gehen gesund aus der ganzen Geschichte heraus. Und wenn wir noch einen Beitrag dazu leisten, dass vielleicht künftig eine Therapie für Herzinfarktpatienten entsteht, dann ist doch alles perfekt.“

Und worauf freuen sich die beiden jetzt am meisten? „Sonnenschein“, sagt Nancy, wie aus der Pistole geschossen. Ralf sehnt besonders das Wiedersehen mit seiner Familie und den Freunden herbei und freut sich darauf, im Garten zu sitzen, durch die Wälder zu laufen oder mit dem Mountainbike stundenlang durch die Gegend zu radeln: „Wir hatten hier ein unglaublich engagiertes Wissenschaftler- und Ärzteteam um uns herum. Wir haben es genossen, es war spannend, und wir haben sehr viel dazugelernt. Aber jetzt ist es gut, dass wir wieder heimkommen.“

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Prinz und Prinzessin in der Hypoxiekammer https://blogs.dw.com/abenteuersport/prinz-und-prinzessin-in-der-hypoxiekammer/ Wed, 30 May 2018 22:10:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40971

Mit Maske zu Besuch bei Ralf Dujmovits (r.)

Flaschensauerstoff an einem Berg kam und kommt für mich nicht in Frage. Aus Prinzip. Heute habe ich jedoch eine Ausnahme gemacht – für einen „virtuellen Berg“. Um Ralf Dujmovits, den einzigen deutschen Bergsteiger, der alle 14 Achtttausender bestiegen hat, und seine Lebensgefährtin, die kanadische Kletterin Nancy Hansen, besuchen zu können, ist es Vorschrift, eine Atemmaske zu tragen. Schließlich sind die beiden in der Hypoxiekammer des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln nach gut zwei Wochen schon auf der simulierten Zielhöhe von 7112 Metern angekommen. Der Sauerstoffanteil in der Luft,  normalerweise 21 Prozent, wurde durch Zugabe von Stickstoff schrittweise auf acht Prozent gesenkt.  „Es ist wie bei der Besteigung eines Bergs. Die Akklimatisation ist fast geschafft, jetzt geht es auf den Gipfel zu“, sagt Ralf. „Die Zeit am Gipfel zieht sich natürlich deutlich länger hin.“

Kurze Erholung, dann wird es ernst

Nancy Hansens Blutdruck wird überprüft

In den kommenden Tagen dürfen Ralf und Nancy noch einmal kurz „absteigen“, um dickere Luft zu atmen. Am 4. Juni beginnt dann jedoch die entscheidende Phase der Studie, in der sich die beiden Bergsteiger zwei Wochen lang konstant in einer simulierten Höhe von 7112 Metern aufhalten sollen. Dabei soll getestet werden, ob extreme Hypoxie dazu führt, dass das Herz gestärkt wird und sich unter Umständen sogar neue Zellen bilden. Sollte sich diese Erkenntnis aus Experimenten mit Mäusen auch bei Menschen bestätigen, wären völlig neue Therapieansätze bei Herzinfarkt-Patienten denkbar.

Wie stark wird der körperliche Verfall

Acht Prozent Sauerstoffanteil

„Wir sind beide gespannt“, verrät Nancy. „Ich denke, die ersten paar Tage wird es okay sein. Danach wird es sich entweder normal anfühlen oder aber wir beginnen zu verfallen. Das weiß wirklich noch niemand.“ Ralf erinnert an den französischen Bergsteiger Nicolas Jaeger, der 1979 in einem Selbstversuch zwei Monate lang alleine im Gipfelbereich des 6768 Meter hohen Huascaran in Peru verbrachte: „Kognitiv war er gar nicht so schlecht beieinander. Zum Schluss wurde für ihn der körperliche Verfall zum ganz großen Problem. Das erwarte ich auch bei uns. Wahrscheinlich werden wir sehr viel Muskulatur abbauen.“

Richtig atmen

Bisher haben Hansen und Dujmovits die sauerstoffarme Zeit in der DLR-Hypoxiekammer gut verkraftet. Man sieht ihnen die Belastung jedenfalls noch nicht an. „Ich hatte drei, viermal ziemlich heftige Kopfschmerzen, meistens in der Nacht“, erzählt Nancy. „Aber es ist deutlich besser geworden.“  Die 49 Jahre alte Kanadierin findet es faszinierend, zu sehen, „was in unseren Körpern passiert, auch im Vergleich zwischen Ralf und mir.“ Ihr Partner akklimatisiere sich viel besser als sie, sagt Nancy: „Die Art, wie seine Lunge den Sauerstoff mit dem Herzen austauscht, unterscheidet sich sehr von meinem Körper. Ralf bringt mir bei, hier auf die richtige Weise zu atmen.“

Zurzeit kein Kletterwand-Training

Lungenfunktionstest an der Kletterwand

Dujmovits schätzt, dass er inzwischen „40 bis 45 Prozent Leistungsfähigkeit“ verloren habe. Dosiertes Ausdauertraining auf dem Fahrrad-Ergometer oder dem Laufband sei in der aktuellen simulierten Höhe von rund 7000 Metern noch möglich, sagt der 56-Jährige. Um die mobile Kletterwand in der Hypoxiekammer machen die beiden derzeit jedoch einen Bogen. „Die Beanspruchung der Muskulatur ist dabei sehr viel größer, und wir sind sehr schnell im anaeroben Bereich (in dem die Muskeln „übersäuern“). Wir wollen aber Sauerstoffnot vermeiden, die sofort zu Kopfschmerzen führen würde“, sagt Ralf.

Kein Lagerkoller

Ich frage, ob die Beziehung der beiden Probanden durch die lange Zeit in der Hypoxiekammer nicht auf eine ernste Probe gestellt wird? „Noch nicht“, antwortet Nancy und lacht. „Wir verbringen so viel Zeit zusammen. Aber es gibt wirklich keine Probleme, und ich erwarte auch keine.“  Ralf nickt. „Ich glaube, es ist wichtig, dass man Stress aus einer Beziehung heraushält. Das haben wir bisher ganz gut geschafft.“

Kein Big Brother

Nancy und Ralf in der DLR-Hypoxiekammer

Selbst die ständige Kamera-Überwachung stört die beiden nicht mehr. „Wir machen hier ja kein Big Brother“, sagt Dujmovits. „Wir wissen, dass die Forscher mit allem, was hier zu sehen ist, vertrauensvoll umgehen.“ Er habe die Kameras mittlerweile schon völlig ausgeblendet. „Heute Morgen bin ich nur in Unterhose durch die Räume gelaufen. Erst auf dem Rückweg ist mir eingefallen, dass mich ja jeder im Überwachungsraum so sehen kann.“ Das ganze Experiment, betont Ralf, sei „eine Mannschaftleistung“. Der Bergsteiger lobt ausdrücklich die engagierten Wissenschaftler im DLR, die „24 Stunden im Rundum-Schichtdienst für uns da sind“.  Auch Nancy ist von dem Team begeistert. „Das gesamte Personal behandelt uns so gut. Wir fühlen uns wirklich wie Prinz und Prinzessin.“

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Nobukazu Kuriki stirbt am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/nobukazu-kuriki-stirbt-am-everest/ Mon, 21 May 2018 15:29:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40861

Nobukazu Kuriki (1982-2018)

Der japanische Bergsteiger Nobukazu Kuriki ist heute am Mount Everest tot aufgefunden worden. Der 35-Jährige hatte sich gestern aus Lager 3 auf 7400 Metern via Facebook gemeldet. Es sei hart, sagte Kuriki und versicherte, er werde vorsichtig sein. Heute früh informierte sein Team, dass es Nobukazu schlecht gehe und er deshalb absteige. Später reagierte er nicht mehr auf Funkrufe. Sein Kamerateam stieg Kuriki entgegen und fand den Bergsteiger leblos nahe Lager 2.

Fieber im Basislager

Kuriki im April auf dem Weg zum Everest

Der Japaner hatte sich in seiner Heimat per Hypoxietraining vorakklimatisiert, dann in Nepal im Eiltempo den 6038 Meter hohen Chulu Far East im Annapurna-Gebiet bestiegen und war anschließend durch das Khumbu-Gebiet zum Basislager gewandert. Dort angekommen, hatte ihn starker Husten und Fieber gebremst. Er habe noch immer leichten Husten, er sei aber fast weg, hatte Kuriki noch vor zwei Tagen auf Facebook gesagt.

Alleine und ohne Flaschensauerstoff

Kuriki im Herbst 2016 auf 6800 Metern in der Everest-Nordwand

Es war bereits Nobukazus achter Versuch am Everest. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, den höchsten Berg der Erde ohne Flaschensauerstoff und im Alleingang zu besteigen. 2017 hatte der Japaner erst durch die Nordwand klettern wollen. Wegen der schlechten Verhältnisse in der Wand wechselte er spät in der Frühjahrssaison von der Nord- auf die Südseite – mit dem Ziel, über den Westgrat und das Hornbein-Couloir im oberen Bereich der Nordwand zum höchsten Punkt auf 8850 Metern aufzusteigen. Schlechtes Wetter verhinderte sein Vorhaben. Zuvor hatte Kuriki sechsmal vergeblich versucht, den Everest im Herbst zu besteigen: fünfmal von der nepalesischen, einmal (2016) von der tibetischen Seite aus.

Nur noch ein kompletter Finger

Kuriki nach seinem gescheiterten Versuch 2012

Im Oktober 2012 hatte der Japaner weltweit für Schlagzeilen gesorgt, als er über den Westgrat aufgestiegen war. Der damals 30-Jährige hatte wegen Sturms nach eigenen Angaben auf einer Höhe von etwa 8000 Metern umkehren müssen. Beim Abstieg sandte Kuriki per Funk einen Notruf. Sherpas stiegen ihm entgegen, von Lager 2 auf 6400 Metern wurde er mit einem Rettungshubschrauber ausgeflogen. Kuriki bezahlte dieses Abenteuer mit schweren Erfrierungen. Neun Finger mussten fast auf ganzer Länge amputiert werden, Nobukazu blieben nur Stummel – und lediglich ein kompletter Daumen. Seinen Ehrgeiz, den Everest zu besteigen, stoppte dieses Handicap nicht. Ganz im Gegenteil.

Dujmovits: „Kein Harakiri-Typ“

Kuriki (l.) und Dujmovits (r.) im Frühjahr 2017

„Ich habe ihn nicht als einen Harakiri-Typen erlebt oder als Draufgänger“, sagt mir Ralf Dujmovits, der derzeit – wie berichtet – mit seiner Lebensgefährtin, der kanadischen Bergsteigerin Nancy Hansen für eine wissenschaftliche Studie einen Monat in einer Hypoxiekammer des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln verbringt. Ralf hatte Kuriki im Frühjahr 2017 auf der  Everest-Nordseite getroffen. „Er war sympathisch, sehr offen und zugänglich, gut organisiert. Er hat mir auch zugehört.“ Auf Dujmovits‘ Rat hin hatte der Japaner schließlich seinen Plan aufgegeben, durch die Nordwand aufzusteigen.  Ich frage Ralf, ob Kuriki vom Everest besessen gewesen sei. „Wenn du solche Dinge machst, musst du leicht besessen von einer Idee sein“, antwortet Dujmovits. „Dass er immer allein unterwegs sein wollte, sagt auch einiges über ihn aus.“

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Dujmovits: „Wir sind hier in besten Händen“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-wir-sind-hier-in-besten-haenden/ Thu, 17 May 2018 12:35:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40767

Ralf Dujmoivits und Nancy Hansen

Die Türen haben sich geschlossen hinter Ralf Dujmovits und Nancy Hansen. Der einzige Deutsche, der bisher alle 14 Achttausender bestiegen hat, und seine kanadische Lebensgefährtin bezogen am Dienstag eine 110 Quadratmeter große Hypoxiekammer des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Wie berichtet, nehmen die beiden Bergsteiger an einer Studie des DLR in Kooperation mit der Universität Texas teil, bei der untersucht werden soll, ob extreme Hypoxie bei Menschen auch einen positiven Nebeneffekt haben kann. US-Forscher aus Texas hatten bei zwei Experimenten mit Mäusen festgestellt, dass sich Herzmuskelzellen teilten, wenn die Tiere zwei Wochen lang einem Sauerstoffmangel ausgesetzt waren, der den Verhältnissen auf 7000 Metern entsprach. Bei Mäusen, bei denen man vorher einen Herzinfarkt verursacht hatte, verbesserte sich die Herzfunktion nach zwei Wochen Hypoxie.

Medizinische Kontrolle rund um die Uhr

Monitor im Kontrollraum

Ralf und Nancy, beide kerngesund, sind die Probanden der Pilotstudie. Gut einen Monat sollen sie sich in der Hypoxiekammer aufhalten. In den ersten Wochen wird eine Akklimatisierung wie bei einer Himalaya-Expedition simuliert. Der Sauerstoffanteil in der Atemluft wird schrittweise gesenkt und nur zweimal zwischendurch vorübergehend erhöht – so als würden die beiden Bergsteiger nochmal absteigen, um wieder dickere Luft zu atmen. Die letzten beiden Wochen sollen der 56 Jahre alte Deutsche und die 49-jährige Kanadierin dann in einer simulierten Höhe von 7000 Metern verbringen. Das Experiment kann jederzeit abgebrochen werden, sollten schwerwiegende Probleme auftauchen. Ein Forscherteam des DLR überwacht rund um die Uhr den Gesundheitszustand von Dujmovits und Hansen. Auf dem Tagesplan stehen unter anderem Kontrollen der Herz- und Lungenfunktion, Blut- und Urintests, Fitness-Checks und so genannte „Cognition Tests“, bei denen Reaktions- und Wahrnehmungsvermögen der Probanden überprüft werden.

Ich besuchte gestern die beiden Bergsteiger in ihrem neuen „Zuhause“. Das war am Mittwoch letztmals ohne Atemmaske möglich. Nach einer guten halben Stunde in einer simulierten Höhe von rund 3700 Metern fühlte ich mich allerdings ein wenig benommen. Das Interview mit Ralf führte ich dann doch lieber anschließend in dicker Luft, per Telefon.

Ralf, ihr könnt nicht raus, ihr habt kein Tageslicht, und euch wird quasi der Sauerstoff abgedreht. Das klingt nicht gerade nach Ferienwohnung.

Lungenfunktionstest bei Nancy

Nein, es ist keine Ferienwohnung. Aber wir haben uns ja über einen langen Zeitraum darauf eingestellt. Wir haben es so angenommen. Wir haben uns fast ein Dreivierteljahr mental darauf vorbereitet. Jetzt sind wir hier und fühlen uns auch eigentlich ganz wohl.

Dujmovits: Wir fühlen uns hier ganz wohl.

Wie fühlt sich die Aussicht an, wochenlang gewissermaßen eingesperrt zu sein und nicht an die frische Luft zu können? Das muss doch für einen Bergsteiger fast wie Folter sein.

Gar nicht mal so. Ich habe das große Privileg, dass ich sehr viel draußen sein durfte. Ich sehe kein großes Problem darin, dass ich jetzt mal fünf Wochen drinnen bin. Wir wurden darauf schon oft angesprochen. Aber weder Nancy, noch ich haben große Sorgen, dass wir nicht damit umgehen können. Wir beiden können uns sehr auf etwas fokussieren. Wir haben uns darauf eingelassen und nehmen es so an, wie es ist.

Wie habt ihr euch auf dieses Experiment vorbereitet? Habt ihr noch einmal so viel Frischluft und Natur wie möglich getankt?

Skiabfahrt zur Monte-Rosa-Hütte

Wir waren noch einmal eine Woche lang im Wallis. Wir haben zum Schluss zwei Nächte auf der Gnifetti-Hütte auf 3700 Metern verbracht und anschließend eine Nacht im Winterraum der Capanna Margherita auf der Signalkuppe auf 4550 Metern. Wir haben quasi Natur pur für uns gehabt. Auf der Capanna Margherita waren wir 24 Stunden lang völlig für uns alleine. Wir standen schon um halb sechs auf, um den tollen Sonnenaufgang zu genießen. Anschließend fuhren wir bei schönstem Pulverschnee mit Skiern zur Monte-Rosa-Hütte ab. Wir haben wirklich noch einmal aufgetankt, es uns dort gut gehen lassen und uns damit natürlich auch schon ein Stück weit vorakklimatisiert.

Was motiviert euch denn überhaupt, an dieser Studie teilzunehmen?

Nancy hatte in ihrem familiären Umfeld einige Fälle von Herzinfarkten, die entweder tödlich ausgingen oder nach denen sich die Angehörigen nur sehr schwer erholen konnten. Daher ist für sie die Motivation wirklich, im Bereich der Forschung etwas vorwärts bringen zu können. Ähnlich ist es auch bei mir. Das Interesse an der Medizin war immer da und wird auch weiterhin bleiben. Jetzt dabei sein zu können, wie sich unter Umständen eine neue Behandlungstechnik für Herzinfarktpatienten entwickelt, ist doch eine klasse Geschichte.

Vielleicht trägt ja auch zu eurer Motivation zusätzlich bei, dass dieser „Siebentausender“, den ihr jetzt besteigt, noch unbestiegen ist.

Natürlich ist es ein Stück weit eine Erstbesteigung. (lacht) Aber es ist gar nicht so diese Erstlingstat, die uns motiviert, sondern vielmehr die Unterstützung, in der Herzinfarkt-Forschung ein Stück weiter zu kommen.

Stickstofftank im DLR-Außengelände

Habt ihr auch Befürchtungen, sei es psychischer oder körperlicher Art, wenn ihr an die Wochen in der Hypoxiekammer denkt?

Es gab eine Unbekannte, mit der wir uns beide schwer getan haben. Es ist nicht ganz einfach, die Prozentteile Sauerstoff in der Umgebungsluft auf die (virtuelle) Höhe umzurechnen. Wir müssen uns auf das verlassen, was Jens und Uli (die Leiter der Studie, Prof. Jens Tank und Dr. Ulrich Limper vom DLR) uns vorgerechnet hatten. Aber wir haben hier auch die Möglichkeit,  über Sensoren, die in allen Räumen angebracht sind, zu sehen, wie die Luft zusammengesetzt ist. Von meinem Gefühl her passt das ganz gut. Daher ist das Vertrauen, dass wir der Mannschaft hier entgegenbringen müssen, absolut gerechtfertigt. Wir haben das Gefühl, wir sind hier wirklich in besten Händen.

Dujmovits: Wir sind hier in besten Händen.

Ihr seid jetzt den ersten kompletten Tag in der Hypoxiekammer und befindet euch auf einer Quasi-Höhe von rund 3700 Metern. Fühlt sich das anders an als auf dem Berg?

Natürlich ist es anders, weil die Härtefaktoren wie starke Sonneneinstrahlung, Wind, Kälte, Sturm oder Schneefall, wegfallen. Von daher ist es natürlich deutlich leichter. Aber die dünne Luft fühlt sich so an, wie wir das von der Höhe her kennen. Und das, obwohl die Höhe simuliert wird, indem man den Sauerstoffanteil reduziert. Normalerweise ist dieser prozentuale Anteil ja immer gleich hoch, egal auf welcher Höhe man sich befindet. (Die Hypoxie entsteht durch den geringeren Druck, mit der der Sauerstoff in die Lungen gepresst wird.) Hier ist es so, dass Stickstoff in die Räumlichkeiten hineingepumpt wird und damit der Sauerstoffanteil zurückgeht.

Glaubst du, dass du in den nächsten Wochen auch etwas über dich selbst lernen wirst?

Mobile Kletterwand im Wohnbereich

Ich habe schon jetzt einiges dazugelernt. Es sind viele, viele Kleinigkeiten. Wir haben zum Beispiel gestern an der mobilen Kletterwand trainiert. Sie wurde extra für uns hier hereingestellt, weil es unser Wunsch war, auch beim Klettern fit zu bleiben. Wir haben sofort gemerkt, dass hier nicht die fehlende Kraft in den Armen oder den Fingern der limitierende Faktor sein wird, sondern die Ausdauer in der dünnen Luft. Das haben wir unterschätzt. Wenn wir hier den Überhang an der Wand klettern, kommen wir wahrscheinlich nie an den Punkt, dass uns die Kräfte ausgehen, sondern wir werden in Sachen Ausdauer am Anschlag sein.

Hilft es euch, die ganze Sache zu zweit durchzustehen?

Das macht es auf jeden Fall viel einfacher. Ich habe mir gestern beim Abendessen mal kurz vorgestellt, wie es wäre, wenn ich alleine hier sitzen, mir vielleicht noch die Tagesschau ansehen und dann alleine ins Bett gehen würde. Das wäre ja furchtbar. Man hat niemanden, mit dem man sich darüber austauschen kann, was am Tag passiert ist. Das jetzt gemeinsam mit der Partnerin machen zu können, ist wirklich klasse. Wir haben viel zu lachen. Wir haben aber in der Nacht auch schon die ersten schwierigen Momente gehabt. Nancy hatte Kopfschmerzen, ich hatte einen leichten Druck im Kopf. Man unterhält sich darüber, und dann geht es gleich wieder ein bisschen leichter.

Dujmovits: Zu zweit geht es leichter.

Ist es nicht ein bisschen so, wie in einem Basislager bei schlechtem Wetter zu sitzen und sich nicht aus dem Weg gehen zu können?

Man kann das durchaus vergleichen. Ich erinnere mich z.B. an 2009, als wir drei Wochen am Stück bei extrem schlechtem Wetter am Lhotse im Basislager festsaßen und nur zwischen persönlichem und Mannschaftzelt hin und her wechseln konnten. Das ist hier auch nicht viel anders. Wir haben eigentlich sogar mehr Auslauf, weil die Räumlichkeiten doch sehr weitläufig sind. Außerdem haben wir am Tag sehr viele Aufgaben zu erledigen.

EKG bei Ralf

Was erwartest du, wie ihr aus diesem Experiment herauskommt? Als körperliche Wracks?

Das ist die ganz große Unbekannte. Wir hatten ursprünglich vor, hinterher auf Expedition zu gehen und damit diese extrem gute Akklimatisation zu nutzen.  Nachdem wir aber keine Ahnung haben, ob wir noch so fit sind, dass wir noch einen interessanten Berg besteigen können, haben wir unsere Pläne erst einmal auf die Alpen beschränkt. Es gibt z.B. auf der Südseite des Mont Blanc so viele hoch gelegene Ziele. Wenn wir noch fit genug sind, würden wir eher dorthin gehen, statt ein Permit zu kaufen, einen Verbindungsoffizier vorneweg bezahlen zu müssen, um dann hinterher vielleicht sagen zu müssen: Wir sind zu schwach, es geht einfach nicht.

Es kann aber auch sein, dass ihr euch einfach faul in die Sonne legt?

Auch das könnte sein. Nach der Zeit hier in der Kammer findet sofort die Messe „Outdoor“ in Friedrichshafen statt. Danach haben wir uns etwas Freiraum gelassen. Vielleicht legen wir uns dann auch in die Sonne.

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Ralf Dujmovits: „Everest ad acta gelegt“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ralf-dujmovits-everest-ad-acta-gelegt/ Wed, 21 Mar 2018 19:23:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39989

Begeisterter Empfang für Ralf Dujmovits (r.)

Eine gemeinsame Woche Nepal liegt hinter Ralf Dujmovits und mir. Wie berichtet, weihten wir in Thulosirubari, einem kleinen Bergdorf rund 70 Kilometer östlich von Kathmandu, die ersten beiden Gebäudeteile der neuen Schule ein, die dank unseres Hilfsprojekts „School up!“ gebaut werden konnten. Und  wir legten den Grundstein für die zweite Bauphase. In Kathmandu führte ich einige Interviews – die mit den Expeditionsveranstaltern Arnold Coster und Mingma Gyalje Sherpa konntet ihr schon lesen, weitere folgen in Kürze. Ralf nutzte die Zeit, um alte Bekannte zu treffen und einige seiner Lieblingsorte in der Hauptstadt zu besuchen. Der 56-Jährige ist nach wie vor der einzige deutsche Bergsteiger, der alle 14 Achttausender bestiegen hat. Lediglich am Mount Everest griff er im Herbst 1992 zu Flaschensauerstoff. Siebenmal versuchte er hinterher, auch den höchsten Berg der Erde ohne Atemmaske zu besteigen, siebenmal scheiterte er – zuletzt im Frühjahr 2017 auf 8580 Metern auf der tibetischen Nordseite des Bergs.

Ralf, wir sind jetzt hier in Kathmandu, nicht weit weg vom Mount Everest, etwa 160 Kilometer Luftlinie. Juckt es dich da nicht doch ein bisschen?

Nein, im Moment gar nicht. Ich habe für mich diese Geschichte abgeschlossen. Ich beschäftige mich natürlich noch mit dem, was am Everest vor sich geht. Das ist nach wie vor sehr spannend. Aber für mich selbst habe ich die Sache ad acta gelegt.

Dujmovits: Habe Everest ad acta gelegt

Ralf am Everest

Du hast das Geschehen am Everest über Jahrzehnte verfolgt und auch miterlebt. Wie beurteilst du die Entwicklung der letzten Jahre?

Es scheint so, als kämen immer noch mehr Leute zum Everest. Ich hatte nach dem schweren Lawinenunglück 2014 im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten eigentlich erwartet, dass sich die Zahl reduziert. Dass die Leute die Gefahren vor allem auf der Südseite sehen, vor allem jene, dass es immer mehr Bergsteiger gibt, die sich dort oben gewissermaßen zu Tode stauen. Aber anscheinend passiert das Gegenteil. Die Agenturen sprechen von guten Buchungszahlen. Vor allem die nepalischen Agenturen sind sehr aktiv. Ich glaube, es gibt eher mehr Betrieb als jemals zuvor.

Hat das noch etwas mit Bergsteigen zu tun, was am Everest abgeht?

Das Bergsteigen bleibt natürlich etwas auf der Strecke, wenn so viele gleichzeitig an den Fixseilen nach oben zu steigen versuchen. Jeder sieht Bergsteigen anders. Es mag sein, dass der eine oder andere auch den Aufstieg mit 30 oder 40 anderen innerhalb von 50 Metern Fixseil als spannend empfindet. Meine Art wäre es nicht. Aber ich glaube, das muss man jedem selbst überlassen. Und solange die Regularien, die Zahl der Bergsteiger einzuschränken, nicht wirklich greifen, sogar eigentlich überhaupt nicht vorhanden sind,  wird sich die Situation auch nicht ändern.

Dujmovits: Meine Art wäre es nicht

Menschenschlange am Everest (2012)

Die Diskussion darüber wird seit Jahren geführt, um nicht zu sagen seit Jahrzehnten. Glaubst du, dass es jemals Regeln gibt, die dafür sorgen werden, dass am Everest weniger los ist?

Ich bin sehr skeptisch, weil die Regierung Nepals das Problem zu wenig ernst nimmt. Es geht vor allem ums Geld. Die Regeln, die zuletzt aufkamen, dass man versuchte, Menschen mit Behinderung auszuschließen,  waren zum einen völlig daneben. Zum anderen musste die Regierung diese Regelung später zurücknehmen. Das war wirklich kein Weg, eine Lösung zu finden. Ich glaube, es geht nur darüber, genau nachzufragen und es sich auch belegen lassen, ob die Leute schon auf einem Siebentausender oder möglichst sogar auf einem anderen Achttausender waren, bevor sie zum Everest kommen. Ich denke, nur darüber ließe sich die Zahl reduzieren. Solange aber einige nepalische Agenturen jeden mitnehmen, der das nötige Kleingeld hat, wird sich die Situation nicht ändern.

Es fällt auf, dass in den letzten Jahren die Kangchung-Seite des Everest, also die Ostflanke des Bergs,  total verwaist war, und dass auch die Versuche in der Nord- oder der Südwestwand an einer Hand abzuzählen waren. Man hat fast das Gefühl, als würden die Topbergsteiger einen Bogen um den Everest machen.

Es ist fast schon verpönt, am Everest als so genannter „richtiger“ Bergsteiger unterwegs zu sein. Die eher moderneren Ziele sind unbestiegene, schwierige Sechstausender und anspruchsvolle Routen an Siebentausendern. In Pakistan gibt es noch zehn unbestiegene Siebentausender. Ich glaube, dort werden auch die jüngeren, ambitionierten Bergsteiger ihre Ziele finden.

2014 im Everest-Hochlager

Kann man am Everest überhaupt von einer garantierten Sicherheit sprechen, wenn so viele Menschen auf einer Route aufsteigen, selbst wenn man dort zwei parallele Spuren legt?

Eine garantierte Sicherheit gab es noch nie. Aber auch das, was in den Prospekten als „99 Prozent Sicherheit“ verkauft wird, haut nicht hin, wenn so viele Leute gleichzeitig unterwegs sind. Es gibt einige Engpässe am Everest,  z.B. das „Gelbe Band“ (auf 7500 Metern unterhalb des Südsattels) oder der ausgesetzte Gipfelgrat. Dort werden sich auch weiterhin Staus bilden. Diese bleiben eine große Gefahr bei Wetterumstürzen, die nie auszuschließen sind.

Dujmovits: Staus bleiben große Gefahr

Denkst du, dass viele auch aus Sicherheitsgründen auf die Nordseite des Everest wechseln?

Die Tendenz, dass es auf der tibetischen Nordseite voller wird, ist abzusehen.  Einige große Veranstalter sind dorthin gewechselt. Kari Kobler ist schon lange drüben und macht dort wirklich eine sehr gute Arbeit. Die Chinesen nehmen ihren Job sehr ernst, sowohl als Organisator des Basislagers als auch hinsichtlich der Infrastruktur am Berg. Auf der Nordseite werden auch die Regularien ernster genommen. Es geht nicht nur ums Geld, sondern auch um die Sicherheit der Bergsteiger. Von daher kann ich den Leuten aktuell nur raten: Geht auf die Nordseite!

Dujmovits: Geht auf die Nordseite!

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„School up!“: Thulosirubari feiert seine neue Schule https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-thulosirubari-feiert-seine-neue-schule/ Sat, 17 Mar 2018 08:49:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39943

Musiker begleiten uns zur Schule

Diese Straßensperre ist keine gewöhnliche. Fünfhundert Meter vor dem Schulgelände in Thulosirubari, 70 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, endet für uns die Fahrt im Jeep. Acht Musiker stehen mitten auf der staubigen Piste im Dorf. Als Ralf Dujmovits – der erste und bisher einzige deutsche Bergsteiger, der alle 14 Achttausender bestiegen hat – und ich aus dem Auto steigen, beginnen sie, auf ihren traditionellen Instrumenten für uns zu spielen. Hinter der musizierenden Dorfkapelle steigen wir die letzten Meter zur Schule hinauf.

Ankunft

Dort werden wir „mit großem Bahnhof“ begrüßt. Mehrere hundert Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrer, die Dorfhonoratioren und andere Bewohner von Thulosirubari erwarten uns zur feierlichen Einweihung und Übergabe der ersten beiden Gebäudeteile an das örtliche Schulkomitee – möglich gemacht durch eure Spenden für unser Hilfsprojekt „School up!“. Die alte Schule war durch das verheerende Erdbeben in Nepal am 25. April 2015 so stark beschädigt worden, dass sie hatte abgerissen werden müssen. Ende Juni 2015 hatte ich zusammen mit Ralf Dujmovits und der österreichischen Topbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner „School up!“ ins Leben gerufen, um die Schule von Thulosirubari so schnell wie möglich wieder aufzubauen.

Endgültiger Umzug im April

Das neue Schulgebäude

„Was für ein Anblick!“, freut sich Ralf, als wir auf den gelb gestrichenen Neubau zugehen. Wir klatschen uns ab. In gewisser Weise schließt sich für uns beide an diesem Tag ein Kreis. Der 56 Jahre alte Bergsteiger war Anfang Mai 2015, eine Woche nach dem Beben, mit einem Ärzteteam in den am schlimmsten heimgesuchten Distrikt Sindhupalchowk gefahren, in dem auch Thulosirubari liegt. „Wo früher Trubel herrschte, ist es jetzt gespenstisch still. Die Menschen stehen einfach nur still dort und starren auf die Ruinen. Sie wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen aufzuräumen“, hatte mir Ralf damals berichtet. Die alte Schule sei nur noch ein „Schrotthaufen“. Als ich im März 2016, knapp ein Jahr nach der Katastrophe, Thulosirubari besuchte, war das Gebäude bereits abgerissen. Die mehr als 500 Kinder und Jugendlichen wurden in Wellblechschuppen unterrichtet. Im Oktober 2016 konnten dank „School up!“ die Bauarbeiten beginnen. Jetzt sind die ersten beiden Gebäude mit insgesamt zwölf Klassenräumen fast fertig. An einigen Stellen ist der Innenanstrich noch nicht abgeschlossen, einige Elektrikerarbeiten sind ebenfalls noch zu erledigen. Im April sollen die Klassen endgültig in die neuen Räume umziehen.

Neuen Mut gefunden

An diesem Festtag werden unter einem großen Zeltdach auf dem Schulhof stundenlang Reden gehalten, viele Urkunden und Geschenke überreicht. Einige Tanzeinlagen von Schülerinnen lockern das Programm auf. Die große Dankbarkeit, die uns entgegenschlägt, ist anrührend. Wir blicken in Hunderte von strahlenden Gesichtern. „Ihr habt uns nicht nur geholfen, sondern auch neuen Mut geschenkt“, sagt Devi Dulal, der Vorsitzende des Schulkomitees. Angespornt durch die Bauarbeiten an der neuen Schule, haben viele Einwohner von Thulosirubari damit begonnen, auch ihre zerstörten Häuser im Dorf wieder aufzubauen.

Junge Zuschauer

„Mittlerweile laufen in Sindhupalchowk die Arbeiten an rund 75 Prozent der Gebäude, die durch das Erdbeben 2015 beschädigt oder zerstört wurden“, erzählt mir Sanjay Sapkota, der als technischer Berater der „Nepalhilfe Beilngries“ den Bau der neuen Schule in Thulosirubari begleitet hat. „Die Regierung hat aus der Katastrophe gelernt und strengere Bauvorschriften erlassen. Sie hat die finanzielle Unterstützung für Neubauten erst freigegeben, wenn die Leute nachweisen konnten, dass sie die neuen Regeln auch einhalten.“ Der staatliche Zuschuss von je 300.000 Rupien pro Gebäude, umgerechnet knapp 2400 Euro, „reicht allerdings gerade mal für das Fundament“, sagt Sanjay.

Grundstein für acht weitere Klassenräume

Der erste Stein für das nächste Gebäude

Auch Ralf und ich legen an diesem Festtag von Thulosirubari einen Grundstein: für den zweiten Bauabschnitt von „School up!“. Hier soll ein weiteres Gebäude mit acht Klassenräumen entstehen, dazu ein zweiter Toilettentrakt. „Bildung ist die beste und wichtigste Investition in unsere Jugend,“ sagt Ralf Dujmovits in seiner kurzen Rede bei der Feier. „Ich wünsche euch für die Zukunft dieser Schule, für Thulosirubari, für alle diese Kinder, alles Gute. Ihr habt gelernt, auch sehr schwere Zeiten durchzustehen. Und ihr verdient es, in der Zukunft wirklich gute Zeiten zu erleben.“ Wie Ralf bedanke auch ich mich bei den Menschen von Thulosirubari für den überwältigend herzlichen Empfang: „Ich trage euch tief in meinem Herzen und verspreche euch, mich weiter für ‚School up!‘ einzusetzen.“ Als ich am Abend vor der Rückfahrt nach Kathmandu noch einige Minute lang durch das Dorf spaziere, begrüßen mich von allen Seiten Dorfbewohner – nicht nur wie einen alten Bekannten, sondern wie einen Freund.

Ein Dank und eine Bitte

Vielen Dank an alle Unterstützer, sagen Ralf (l.) und ich

Ralf und ich haben den Dank der Menschen von Thulosirubari stellvertretend für alle Spender von „School up!“ entgegengenommen – natürlich auch für Gerlinde und für die Mitarbeiter der „Nepalhilfe Beilngries“, die mit all ihrer Erfahrung und großem Engagement den Bau der ersten Gebäudeteile umgesetzt haben. Damit auch der zweite Bauabschnitt, der etwa ein bis anderthalb Jahre dauern wird, erfolgreich beendet werden kann, benötigen wir weitere Spenden für „School up!“. Hier ist noch einmal das Spendenkonto:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Wenn ihr diesen Verwendungszweck angebt, landet das Geld zielgerichtet in Thulosirubari. Ich werde euch auch weiterhin in unregelmäßigen Abständen in meinem Blog über den Fortgang des Projekts unterrichten. Allen Freunden von „School up!“ ein riesiges Dankeschön. Ihr seid großartig!

P.S. Ein herzliches Dankeschön an LOWA  für die sieben Säcke Schuhe, mehr als 200 Paar, die wir an die Kinder von Thulosirubari verteilt haben. Und auch an AB Sport in Köln für die Fußbälle, mit denen die Schulmannschaft ab sofort spielen wird.

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Zwei Wochen auf einem Quasi-7000er https://blogs.dw.com/abenteuersport/zwei-wochen-auf-einem-quasi-7000er/ Tue, 23 Jan 2018 14:51:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39265

Ralf Dujmovits (l.) und Nancy Hansen im noch leeren DLR-Wohnbereich

Dieser Siebentausender hat weder einen Gipfel, noch bietet er eine beeindruckende Aussicht. Er erstreckt sich auf eine Fläche von nur rund 110 Quadratmetern – und steht auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Eine Hypoxiekammer innerhalb des medizinischen DLR-Forschungslabors „:envihab“ – der Name steht für environment (Umwelt) und habitat (Lebensraum) – wird in den kommenden Monaten wohnlich eingerichtet.

Vier Wochen in der Kammer

Mitte Mai werden dann Ralf Dujmovits, der bisher einzige deutsche Bergsteiger, der auf allen 14 Achttausendern stand, und seine Partnerin, die kanadische Kletterin Nancy Hansen, dort für vier Wochen einziehen. Sie nehmen an einer hochinteressanten Hypoxiestudie teil, die das DLR in Kooperation mit der Universität Texas durchführt. Die Vermutung: Obwohl extremer Sauerstoffmangel das Leben bedroht, gibt es wohl auch einen positiven Effekt  auf den Körper.

Stärkeres Herz durch Hypoxie?

Ralf wird für die Magnetresonanztomographie (MRT) verkabelt …

US-Forscher aus Texas stellten bei zwei Experimenten mit Mäusen fest, dass sich Herzmuskelzellen teilten, wenn die Tiere zwei Wochen lang einem Sauerstoffmangel ausgesetzt waren, der den Verhältnissen auf 7000 Metern entsprach. Bei Mäusen, bei denen man vorher einen Herzinfarkt verursacht hatte, verbesserte sich die Herzfunktion nach zwei Wochen Hypoxie.

Jetzt soll getestet werden, ob dieser Effekt auch bei Menschen eintritt. Dazu werden Dujmovits und Hansen, beide kerngesund, als Probanden der Pilotstudie zwei Wochen in einer sauerstoffreduzierten Umgebung verbringen, die vergleichbar mit 7000 Meter Meereshöhe ist. „Wir erwarten auch bei ihnen als gesunde, trainierte Probanden, dass die Herzleistung steigt“, sagt DLR-Mediziner Dr. Ulrich Limper beim ersten von mehreren Voruntersuchungsterminen in Köln. Für eine weiterführende Studie wird derzeit als Testperson ein erfahrener Bergsteiger gesucht, der sich zum einen bereits in Höhen von deutlich über 7000 Metern aufgehalten, zum anderen einen Herzinfarkt erlitten hat. Auch er soll dann zwei Wochen unter hypoxischen Bedingungen verbringen – natürlich erst, nachdem er sich von dem Infarkt vollständig erholt hat.

Sofortiger Abbruch möglich

… und für die Untersuchung seines Gehirns vorbereitet

Ralf und Nancy wollen sich zunächst an Bergen im Schweizer Wallis vorakklimatisieren und sich dann Mitte Mai in die Hypoxiekammer in Köln begeben. In den ersten zwei Wochen wird die simulierte Höhe von gut 3000 auf 7000 Meter gesteigert, indem Stickstoff zugeführt und damit die Sauerstoffkonzentration langsam auf acht Prozent (normalerweise liegt sie bei 21 Prozent) gesenkt wird. Die letzten beiden Wochen sollen Dujmovits und Hansen dann gewissermaßen auf 7000 Metern durchstehen. Anders als auf den Bergen bleibt der Luftdruck in der Kammer dabei jedoch konstant, sodass das Experiment bei Komplikationen sofort beendet werden könnte.

„Eigentlich total verrückt“

Blutabnahme bei Nancy

Er habe sich über die bisher vorliegenden Erkenntnisse zu langer Höhenexposition schlau gemacht, sagt Ralf Dujmovits. „Zudem bin ich aus der eigenen Erfahrung zahlreicher Nächte in Serie oberhalb von 7000 Metern zur Überzeugung gekommen, dass sich das Risiko in überschaubaren Grenzen hält. Und falls es überraschend doch Probleme geben sollte, können wir jederzeit den Roten Knopf drücken und die Studie abbrechen.“ Nancy Hansen räumt ein, dass sie ein mulmiges Gefühl hat. „Natürlich bin ich wegen des Risikos nervös. Es ist eigentlich total verrückt, zwei Wochen lang quasi auf 7000 Metern zu leben“, sagt die 49-Jährige. „Auf der anderen Seite können Ralf und ich jederzeit aussteigen, sollte es uns schlecht gehen. Ich frage mich eher, ob es langfristige negative Folgen gibt.“

Herzattacken in der Familie

Messung des Lungenvolumens

Dujmovits hatte als junger Mann begonnen, Medizin zu studieren, ehe er sich voll und ganz den Bergen verschrieb. Das Interesse insbesondere an Fragen der Höhenmedizin sei geblieben, sagt der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger. „Eventuell zu neuen Erkenntnissen im Bereich der Herzinfarktforschung beitragen zu können, finde ich faszinierend und spannend zugleich. Zudem habe ich die Möglichkeit, nochmal deutlich mehr über meinen Körper und seine Reaktion auf Hypoxie zu erfahren.“ Darauf verweist auch Nancy Hansen, die zusätzlich noch ein familiäres Argument für ihre Teilnahme an der Studie anführt: “Mein Vater hatte vor 14 Jahren eine massive Herzattacke. Mein Onkel starb an einem Infarkt. Mein junger Neffe hatte zwei 16-stündige Operationen am offenen Herzen. Das Thema ist mir wirklich sehr wichtig.“

Interessant für Erde und Weltall

Das gilt auch für das DLR. „Wir lernen nicht nur etwas über die Grenzen des Körpers von hochtrainierten und spezialisierten Personen, die mit Piloten oder Astronauten vergleichbar sind und für diese als Studienmodell dienen können, in unserem Fall Nancy und Ralf“, sagt Ulrich Limper, „ sondern wir haben auch die Chance, die Therapie einer akuten Herzerkrankung zu verbessern, was vor allem den Patienten auf der Erde helfen würde.“

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„School up!“: Erste Gebäude fast fertig https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-erste-gebaeude-fast-fertig/ Sat, 02 Dec 2017 20:15:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38727

Neue Schulgebäude in Thulosirubari (heute nachmittag)

Der Zielstrich der ersten Etappe unseres Hilfsprojekts „School up!“ ist in Sichtweite: Die ersten beiden Gebäude der neuen Schule im nepalesischen Bergdorf Thulosirubari können wohl bald bezogen werden – rechtzeitig vor Beginn des Winters. Derzeit würden die Türen eingebaut, schreibt mir Shyam Pandit, Verbindungsmann der „Nepalhilfe Beilngries“ in dem Himalayastaat. Die Fenster seien schon drin. Anschließend fehle nur noch der Anstrich. Bis Ende des Monats, so Shyam, wolle der Bauunternehmer die beiden Gebäudeeinheiten fertig übergeben. Anschließend soll weitergebaut werden.

Weiter geht‘s

Türen und Anstrich fehlen noch

Ein drittes Gebäude soll entstehen, außerdem Toiletten für Mädchen und Jungen. Wir sind also noch nicht am endgültigen Ziel angekommen. Gemeinsam mit den Bergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits hatte ich vor zweieinhalb  Jahren „School up!“ ins Leben gerufen, um ganz gezielt die beim verheerenden Erdbeben in Nepal im April 2015 zerstörte Dorfschule von Thulosirubari, rund 70 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu, so schnell wie möglich wieder aufbauen zu lassen. Mehrere hundert Kinder und Jugendliche werden seitdem in provisorischen Wellblechhütten unterrichtet.  Im September 2016 war der Grundstein für die neue Schule gelegt worden.

Euer Geld arbeitet

Schulkinder in Thulosirubari

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, die mit ihren Spenden dafür gesorgt haben, dass wir schon so weit gekommen sind. Alleine bei meiner Spenden-Radtour „School up! River down!“, bei der ich im September in zwölf Tagen mit meinem Faltrad knapp 1500 Kilometer von der Quelle bis zur Mündung des Rheins fuhr, kamen rund 2800 Euro zusammen. Dass euer Geld auch wirklich arbeitet, könnt ihr an den Bildern sehen. Ich bitte euch, „School up!“ auch weiterhin zu unterstützen. Ein gutes Werk in der Adventszeit? Wir freuen uns über jeden Euro. Hier ist noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Wenn ihr den Verwendungszweck angebt, fließt das Geld gezielt in den Schulbau in Thulosirubari. Ich werde euch auch weiterhin in meinem Blog über den Fortgang des Projekts informieren. Versprochen!

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Drei Hochzeiten und ein Ermüdungsfall https://blogs.dw.com/abenteuersport/drei-hochzeiten-und-ein-ermuedungsfall/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/drei-hochzeiten-und-ein-ermuedungsfall/#comments Sat, 16 Sep 2017 20:45:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37671

Aufbruch im Morgennebel

Ich werde gut schlafen, egal wie laut es ist. „Ich muss Sie vorwarnen“, sagte die Hotelmitarbeiterin an der Rezeption. „Wir haben heute drei Hochzeitsgesellschaften, und es kann sein, dass bis sechs Uhr morgens Musik läuft.“ Das Hotel in Altrip, an der so genannten „Blauen Lagune“, rund 15 Kilometer vor den Toren Ludwigshafens gelegen, hat sich darauf spezialisiert, Hochzeiten auszurichten. Andererseits gewährt es auch Fahrradtouristen einen Sonderrabatt. Vorbildlich! Und so stand ich gegen 18 Uhr in meiner Radlerhose in der Hotellobby, ein paar Meter von mir entfernt eine der drei Bräute – und auch waren sonst die Hotelgäste ziemlich aufgebrezelt. „Machen Sie sich keine Sorgen“, antwortete ich der Rezeptionistin. „Ich bin so fertig, ich werde schlafen wie ein Stein.“

Murks an der Murg

Idylle nahe der Murg-Mündung

Weitere 130 Tageskilometer stecken mir in den Knochen. Heute früh setzte Ralf Dujmovits mich und mein Faltrad exakt an der Stelle am Rhein nahe Söllingen wieder aus, an der ich die gestrige Tagesetappe von „School up! River down!“ beendet hatte. Bis zum Mittag hatte ich auch die nun schon fast obligatorische Irrfahrt hinter mir. Ich folgte einem Radweg-Schild, das offensichtlich nicht das offizielle der Rhein-Tour war – und stand plötzlich vor der Murg, einem Nebenfluss, über den es an dieser Stelle keine Brücke gab. Also musste ich fast zwei Kilometer landeinwärts fahren, um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen.

Wenn sich Vater und Sohn verirren

Geteilter Weg

In Karlsruhe hatte ich mich mittags mit meinem Sohn Jan verabredet, der vorübergehend in Stuttgart arbeitet und mich ein Stück begleiten wollte. Wir fanden uns auch, dann aber nicht den richtigen Weg. Wieder folgten wir einem Fahrradschild, das dort aus uns hinterher unerfindlichen Gründen platziert war, führte es uns doch auf einen Kieselweg direkt am Rhein, der mit beladenem Fahrrad so gut wie unmöglich zu befahren war. Damit nicht genug, landeten wir in einem Industriegebiet, aus dem es nur einen Ausweg gab: zurück. Eine Dreiviertelstunde verloren wir durch diesen „Verhauer“. Wir beschlossen auf die andere Rheinseite zu wechseln, die Jan bereits in Gegenrichtung mit dem Rad befahren hatte. Ein weiser Entschluss. Hier rollte es sich prächtig. Asphaltierte und gut beschilderte Wege, dazu Windstille. Und nur ein kurzer Schauer, dessen Ende wir abwarten konnten.

Achilles lässt grüßen

Vor den Toren Speyers

Am späten Nachmittag trennten sich unsere Wege in Speyer. Jan fuhr mit dem Zug nach Stuttgart zurück, während ich beschloss, noch ein Stündchen in gemütlichem Tempo weiter nach Norden zu radeln. Nach gut neun Stunden auf dem Sattel beschloss ich, die Tagesetappe zu beenden. Viel weiter hätte ich kaum fahren können. Treppen steigen funktioniert nicht mehr so gut, meine Achillessehnen sind durch die ständige Kurbelei gestresst. Meine Waden sowieso. Aber sonst geht es mir gut. Morgen früh wartet die nächste Etappe den Rhein hinunter, Richtung Mainz. Nach einer Mütze Schlaf, die ich mir holen werde. Ganz egal, wie laut die drei Hochzeitsgesellschaften auch sein mögen. Sollen sie feiern!

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Gemeinsam radelt es sich leichter https://blogs.dw.com/abenteuersport/gemeinsam-radelt-es-sich-leichter/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/gemeinsam-radelt-es-sich-leichter/#comments Fri, 15 Sep 2017 22:17:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37645

Nicht so alleine wie es aussieht

Es war der Tag der Begegnungen. Erst radelte ich – übrigens zur Abwechslung mal bei Sonnenschein – eine Weile neben einem Schweizer aus der Stadt Zug her, Mitte 60, braungebrannt, auf einem Mountainbike, das schon bessere Tage gesehen hatte. „Ich habe 45 Jahre gearbeitet“, erzählte mir der Radler. „Und jetzt erfülle ich mir einen Lebenstraum. Ich wollte schon immer eine große Radreise machen.“ Ich fragte nach, wieviel Zeit er sich für den Weg entlang des Rheins genommen habe. „Ich schaue mal, wie weit ich bis zum Winter komme“, antwortete er grinselnd. Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass er auch ein passionierter Bergsteiger war. Er habe alle Viertausender seines Heimatlandes bestiegen, sagte der Schweizer: „Eigentlich hatte ich auch immer davon geträumt, eines Tages den Mount Everest zu besteigen. Aber der Tourismus an diesem Berg hat nichts mehr mit dem Bergsteigen zu tun, dass ich mag.“

Mit der Fähre übergesetzt

Auch ein Begleiter

Schweren Herzen musste ich den Schweizer davonziehen lassen, sein erstaunlich hohes Tempo konnte ich auf Dauer nicht mithalten. Doch ich fuhr nicht lange allein. Mein nächster Begleiter war ein 77-jähriger Einheimischer, der – bei gutem Wetter – noch täglich einen halben Tag lang Rad fuhr. „Um spätestens ein Uhr muss ich wieder zu Hause sein“, erzählte er mir. „Sonst macht sich meine Frau Sorgen.“ Ihm verdanke ich, dass ich etwa auf Höhe des Ortes Rust (den die meisten wegen des dortigen Vergnügungsparks kennen) nicht einen weiten Bogen fahren musste. Dies sei eine Halbinsel, erklärte mir der Ortskundige an der entscheidenden Weggabelung. Deshalb sei es besser, auf die französische Seite zu wechseln und auf Höhe von Kappel mit der Fähre wieder überzusetzen. Gesagt, getan. Der Tipp war nicht Gold, aber Zeit wert. Und nebenbei fügte ich nach der Schweiz, Liechtenstein, Österreich und Deutschland mit Frankreich meiner Rhein-Tour die fünfte Nation hinzu.

Über den Bach

Von Stein zu Stein

Kurze Zeit, nachdem ich mit von dem rüstigen Senior verabschiedet hatte, landete ich in einer Sackgasse. „Haben Sie nicht das Schild gesehen?, fragte ein Mann, der mit seinem alten klapprigen Rad am Rhein stand. Ich hatte das Schild übersehen. Ich habe jetzt zwei Alternativen, meinte der Mann: entweder anderthalb Kilometer zurückfahren oder ihm auf einen Schleichweg folgen: „Da müssen Sie jedoch über ein Bachbett. Mein Rad bekomme ich dort herüber. Aber ich weiß nicht, ob Sie das mit ihrem bepackten Rad schaffen.“ Was der kann, kann ich auch, dachte ich und folgte ihm auf den Trampelpfad mit Brennesseln und Dornengestrüpp. Das Bachbett war nicht trocken, wie ich vermutet hatte. Stattdessen musste ich das Faltrad über einige Wackermänner tragen, dazwischen floss Wasser. Ich sattelte meine Taschen ab und brachte erst das Rad und dann das Gepäck über die Brücke aus Steinen. Immerhin konnte ich so meine Fahrt ohne großen Umweg fortsetzen.

Moralische Unterstützung

Mit Nancy Hansen (l.) und Ralf Dujmovits (r.)

Die vierte Begegnung des Tages war eine verabredete. In der Stadt Kehl empfingen mich Ralf Dujmovits – der einzige deutsche Bergsteiger, der alle 14 Achttausender bestiegen hat – und seine Lebensgefährtin, die kanadische Kletterin Nancy Hansen. Sie wollten mich auf ihren Mountainbikes ein Stück meines Weges den Rhein hinunter begleiten und damit auch moralisch unterstützen. Mit Ralf und der österreichischen Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner hatte ich Ende Juni 2015 die Aktion „School up!“ ins Leben gerufen, um die beim Erdbeben in Nepal am 25. April jenen Jahres zerstörte Schule im kleinen Bergdorf Thulosirubari so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Meine Spenden-Radfahrt „School up! River down“ soll ja weiteres Geld in die Kassen des Projekts spülen, mit dem wir die laufenden Bauarbeiten an der neuen Schule bezahlen können.

Feierabend nach 125 Kilometern

Wasser von oben und unten

Ich genoss es sehr, mit Ralf und Nancy ein Stück des Weges zu teilen. Zudem vergaß ich über die guten Gespräche fast meine müden Beine. Selbst ein heftiger Regenguss, der erste des Tages, konnte unsere gute Laune nicht trüben. Im Ort Söllingen beendeten wir den Radtag – für mich nach 125 Tageskilometern, für Nancy und Ralf nach 45 Kilometern. Die heutige Nacht verbringe ich bei den beiden in Bühl. Morgen früh bringen sie mich dann wieder nach Söllingen, wo ich meine Fahrt den Rhein hinunter fortsetzen werde. 589 Kilometer habe ich inzwischen erradelt. Einige waren ziemlich anstrengend, aber Begegnungen wie die heutigen entschädigen für alle Strapazen.

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