Die Kälte ist der Feind
Bergsteigen ist kein Kinderspiel, schon gar nicht an den höchsten Bergen der Welt. Neben Gefahren wie Lawinen oder Steinschlag lauert ein subtiler Feind: die Kälte. Sie schleicht sich in deinen Schlafsack, kriecht in deine Schuhe, schlägt zu, wenn du die Handschuhe ausgezogen hast, um ein Foto in der Wand zu machen oder um einfach besseren Halt am Fels zu haben. Selbst jetzt zur Mittagszeit im Basislager, in der dich die Sonnenstrahlen umschmeicheln und die Temperatur im Zelt in die Höhe jagt, hat sich die Kälte nicht zur Ruhe gelegt.
Ungebetene Andenken
Ralf brachte eben seine frisch gewaschene Jacke ins Messzelt, der Wind hatte sie steif gefroren. Die drei Bergsteiger haben ungebetene Andenken an ihre Besteigung der Shishapangma mitgebracht. Weil sie ein wenig zu früh in der Nacht zum Gipfel aufbrachen, hat die Kälte sie erwischt. Gerlindes Zehen sind geschwollen und fühlen sich so die Österreicherin – bamstig an, in etwa wie das Zahnfleisch, wenn die Spritze des Arztes noch nachwirkt.
Alles nicht tragisch
Ralfs linker Nasenflügel sieht aus, als hätte man ein Stück Fleisch in der Sonne vergessen. Alle Farbtöne zwischen rot und schwarz sind vertreten. Seine Fingerspitzen sind gefühllos. Einige Monate wird es dauern, bis die Nerven wieder einwandfrei funktionieren. Die böse Kälte hat Hiro am Fuß erwischt, rötlich-braun schimmert die Spitze seines dicken Zehs. Alles nicht tragisch, sagen die drei Bergsteiger. Nichts, das bleibt. Aber ihr Freund wird die Kälte nie.