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Wiedersehensfreude!


Nach einem über zehn Stunden langen Fußmarsch über den östlichen und den zentralen Rongbukgletscher treffen Gerlinde, Ralf und Hiro am späten Nachmittag wieder im Basislager ein. Hiro schleppt sich mit buchstäblich letzter Kraft ins Ziel.

Leben gerettet

Der Japaner wirkt schwer gezeichnet von den dramatischen Ereignissen der letzten Tage. Er torkelt auf den letzten Metern, Gerlinde und Ralf müssen ihn stützen, damit er nicht stürzt. Seinen Rucksack will Hiro aber um keinen Preis abgeben. Als er sich vor dem Mannschaftszelt auf einen Stein setzt, zittern seine Knie. Wasser schießt in seine Augen, verschämt zieht Hiro die Sonnebrille ins Gesicht.

Ihm ist bewusst, dass er dem Tod sehr, sehr nahe war und dass seine Freunde Gerlinde und Ralf ihm das Leben gerettet haben. Auch die beiden sind noch tief beeindruckt. Der verpasste Gipfelversuch ist in den Hintergrund gerückt. Wichtig ist, dass Hiro lebt.

Fast ein Wunder!

Gerlinde und Ralf erzählen noch einmal die dramatischen Ereignisse im Zelt in 7650 Metern Höhe. Hiro war nicht mehr ansprechbar, sein Puls war trotz der großen Höhe auf 50 Schläge pro Minute gefallen. Hiros Körper war so kalt, dass Gerlinde nur mit größter Mühe eine Vene fand, um das Notfallmedikament Dexamethason zu spritzen. Anschließend packten Gerlinde und Ralf ihn in einen Daunenanzug und alle verfügbaren Schlafsäcke.

Obwohl seine Augen zeitweise geöffnet waren, schien Hiro weit weg zu sein. Den eingeflößten Tee erbrach er nach einer Weile, dann spuckte er Blut. Im Laufe der Nacht weckten Gerlinde und Ralf ihn immer wieder auf, gaben ihm zu trinken, verabreichten ihm Medikamente. Langsam besserte sich sein Zustand. In einem lichten Moment forderte Hiro Ralf auf, ihn zu fotografieren, bevor er sterbe. Jetzt sitzt Hiro hier mit uns am Tisch im Mannschaftszelt, geschwächt, aber sehr lebendig. Fast ein Wunder!

Datum

Mittwoch 01.06.2005 | 21:24

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