Das Allerheiligste
Unser Haus in Köln ist schon 13 Jahre alt. Die Zeit der Hausführungen liegt also schon eine Weile zurück. Aber ich erinnere mich noch genau, dass mich damals immer ein ungutes Gefühl beschlich, wenn ich die Tür zu unserem Schlafzimmer öffnen musste. Das war für mich ein intimer Ort, der niemanden etwas anging, gewissermaßen das „Allerheiligste“ im Haus. Dort wollte ich das Bett ungemacht lassen, wenn mir danach war, dort wollte ich schlichtweg ungestört sein. Eintritt verboten!
Tägliche Hausführung
Nun stellen Sie sich eine Führung durch ein neues Haus vor und der Besitzer sagt: „Liebe Freunde, hier ist das Schlafzimmer, aber es ist für euch tabu.“ Unmöglich, und so öffnete auch ich damals die Tür, die ich so gerne geschlossen gelassen hätte.
Unsere Zeit am Mount Everest neigt sich dem Ende zu. Meine Berichte waren so etwas wie eine tägliche Hausführung durch das Basislager. Sie lernten die menschlichen und tierischen Bewohner kennen, ihre täglichen Gewohnheiten, die Umgebung. Aber haben sie es registriert?
Mein Schlafzimmer
In mein Zelt habe ich Sie nie blicken lassen. Das war mein Schlafzimmer, mein Refugium, mein privater Raum. Heute dürfen Sie hereinschauen. Ich habe das Zelt extra für Sie fotografiert. Sie sehen nichts Spektakuläres: einen Daunenschlafsack, einen Rucksack, ein Paar verstaubte Bergschuhe. Wenn Sie in die Zelttaschen am Rand blicken, ahnen sie vielleicht, dass ich nicht der Ordentlichste bin. Die dreckigen Klamotten passten leider nicht in den Bildausschnitt. Und den feinen Everest-Staub auf dem Boden und auch sonst überall können Sie nur ahnen.
Aber ich habe Ihnen mein Schlafzimmer gezeigt! Dass sie mir bloß nicht kommen, und sagen, die Hausführung sei unvollständig gewesen.