Ankunft im vorgeschobenen Basislager
Zehn Tage liegen zwischen Kathmandu und dem vorgeschobenen Basislager in 5500 Meter Höhe. Zehn Tage voller Eindrücke im besetzten Tibet, zehn Tage Sonne, Sturm und Schnee, zehn Tage der Akklimatisierung, zehn Tage mit einer Dusche, ohne Rasur, mit zwei Blasen am Fuß und einem angebrochenen Zehnagel.
Auf Yaks nach Nyalam
Im Dorf Nyalam in Tibet auf 3700 Metern Höhe verbrachte ich zwei Tage, in denen ich zwei Mal auf etwa 4800 Meter aufstieg, um mich an die dünne Luft zu gewöhnen. Dann nahmen mich Gerlinde, Ralf und Hiro mit in ihr Basislager an der Südseite der Shishapangma. Sie hatten gerade den Gipfel des 8000ers über eine schwierige Route durch die Südwand erreicht und waren auf der Nordseite abgestiegen. Überschreitung nennen die Bergsteiger das. Nun musste das Basislager in 4800 Metern Höhe abgebaut, in Tonnen, Kisten und Säcke verpackt und auf Yaks nach Nyalam zurück transportiert werden.
Nichts wie weg hier!
Von dort aus fuhren wir am nächsten Tag mit einem Jeep und einem Lkw ins so genannte Chinese Basecamp: eine schreckliche Kleinstadt aus Zelten mit Restaurants, Souvenirshops, Postbüro und jeder Menge Lärm. Mehr als 20 Expeditionen mit über 150 Bergsteigern versprechen eben ein Bombengeschäft. Wir waren uns alle einig: Nichts wie weg hier! Ralf buchte für den nächsten Morgen 13 Yaks, die unsere Zelte, Lebensmittel und sonstige Ausrüstung ins vorgeschobene Basislager bringen sollten.
Willenlose Gummistangen
Den Gipfel des Mount Everest mit seiner charakteristischen Windfahne im Blick machten wir uns auf den Weg nicht wie fast alle anderen Expeditionen zum östlichen, sondern zum zentralen Rongbuk-Gletscher. Siebeneinhalb Stunden über Moränen, kleine und größere Felsbrocken.
Unser vorgeschobenes Basislager liegt auf 5500 Metern in einem windgeschützten Talkessel. Als wir es erreichten, schnaufte ich wie ein Walross in der Sauna. In meinem Kopf schwang wer-weiß-wer den großen Hammer und meine Beine hatten sich in zwei willenlose Gummistangen verwandelt.
Atmung: normalisiert
Anderthalb Tage später hat sich die Atmung wieder normalisiert, der Hammer ruht und die Beine laufen wieder in die Richtung, in die sie sollen. Auch Gerlinde, Ralf und Hiro sammeln Kräfte: für ihren gefährlichen Weg durch die steile Nordwand, hinauf auf den 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest.