Die Tschechen reisen ab
Doppelter Aufbruch: Während Gerlinde, Ralf und Hiro heute am Everest-Nordgrat bis auf 7500 Meter aufsteigen wollen, hat die tschechische Expedition den Heimweg angetreten. Auf 19 Yaks verstauten sie ihr Gepäck. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte Expeditionsleiter Josef Simunek. „Mehr als fünf Wochen waren wir hier und hatten nicht einmal drei Tage am Stück, an denen wir kontinuierlich am Berg arbeiten konnten.“
Slips mit Karabinerhaken
Simunek glaubt nicht an einen Gipfelerfolg Gerlindes, Ralfs und Hiros. „Dort oben stürmt es wieder mit knapp 100 Stundenkilometern. Sie werden absteigen, wenn sie nicht mit Erfrierungen zurückkommen wollen.“ Der Expeditionsleiter der Tschechen genießt bei uns allerdings schon lange den Ruf eines Pessimisten. Er selbst verteidigte sich einmal mit den Worten: „Ein Pessimist ist ein gut informierter Optimist.“
Schmunzeln musste ich, als ich gestern zum Aussichtspunkt oberhalb des Basislagers aufstieg, um die Windfahne über dem Everest zu fotografieren. Ich traf Lucie und Pepino, zwei Mitglieder der tschechischen Expedition. Sie schossen Fotos für einen ihrer Sponsoren: einen Produzenten von Unterwäsche. Die beiden hatten an der einen Seite des Steinmanns am Aussichtspunkt eine traditionelle buddhistische Gebetsfahne aufgehängt – an der anderen eine Leine mit Unterhosen. Mangels Wäscheklammern waren die Slips mit Karabinerhaken befestigt. „Das wird dem Sponsor gefallen“, witzelte Pepino, „ist doch fast besser als ein Gipfelfoto, oder?“
Sauber ist relativ
Nun sind nur noch Sitaram und ich als Bewohner des Basislagers übrig geblieben. Wir gönnten uns eine „Dusche“: einen halben Eimer warmes Wasser für jeden. Das reichte bei mir, ungelogen, für eine doppelte Wäsche der fettigen Haare und einmaliges Abspülen des ganzen Körpers. Es verblieb sogar eine kleine Pfütze im Eimer – ein neuerlicher Beweis für Einstein: Sauber ist relativ.