Hiro geht es besser
Unsere Gebete sind erhört worden, ein Mount Everest fällt mir vom Herzen: Hiro ist nach seiner Hirnödem-Attacke offenbar über den Berg. „Er hat getrunken, gegessen und spricht mit uns“, sagte Ralf heute morgen am Satellitentelefon. Ralf wirkte müde, aber erleichtert: Gerlinde und er hatten Hiro die ganze Nacht über im Zelt in 7650 Metern Höhe wach gehalten, während es draußen heftig stürmte. Hiro selbst habe in den Nachtstunden gesagt, wenn er jetzt die Augen schließe, öffne er sie nie mehr.
Zwei Stunden fehlen in seiner Erinnerung
Der 34 Jahre alte Japaner, so Ralf, habe ihnen auch geschildert, wie er seinen Zusammenbruch erlebt habe. Hiro habe die Stimmen der Freunde nur noch von weit her gehört. Als er die Hand hob, habe er kein Gewicht mehr verspürt. Sein Körper sei wie eingefroren gewesen. „Zwei Stunden fehlen in seiner Erinnerung.“
Ralf und Gerlinde holten sich per Satellitentelefon in Österreich medizinischen Rat: bei einer Internistin der Klinik, in der Gerlinde früher als Krankenschwester gearbeitet hatte. Die Ärztin riet den beiden, Hiro neben dem Notfall-Präparat Dexamethason auch das blutverdünnende Medikament Adalat zu verabreichen. Danach ging es ihm spürbar besser.
Irgendwie bekommen wir ihn schon runter
„Ich denke, wir haben ihn knapp von der Schippe geholt“, sagte Ralf. Er glaubt, dass Hiro jetzt selbstständig absteigen kann. „Ich werde ihn ans Seil nehmen, irgendwie bekommen wir ihn schon herunter.“ Minimalziel ist der Nordsattel auf gut 7000 Metern. Nach Möglichkeit wollen die drei aber ins 6300 Meter hohe vorgeschobene Basislager der Normalroute auf dem östlichen Rongbuk-Gletscher absteigen.