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Der Weg an die Spitze

„One of the coolest expeditions this year“ – so steht es auf eine der renommiertesten Bergsteiger-Seiten im Internet. Gerlinde, Ralf und Hiro wollen die auf der tibetischen Seite gelegene steile Nordwand des Mount Everest durchsteigen – und das auf einer Route, die sich vom zentralen Rongbukgletscher über 2500 Höhenmeter fast bis zum Gipfel wie ein gerader Strich durch die steile Fels- und Eiswand zieht.

Japaner-Couloir

Das sogenannte „Supercouloir“ verbindet zwei markante Rinnen durch die Wand: im unteren Teil das „Japaner-Couloir“ (1980 von den Japanern Shigehiro und Ozaki erstmals durchstiegen), im oberen Teil das „Hornbein-Couloir“ (benannt nach dem US-Bergsteiger Hornbein, der sich 1963 mit seinem Landsmann Unsoeld auf rund 7600 Metern Höhe als Erster in die steile Nordwand wagte).

Allergrößte Vorsicht ist angesagt. Schließlich ist die Route ständig zwischen 45 und 70 Grad steil. Hat es am Everest viel geschneit, donnern Lawinen durch die Rinnen. Ist der Schnee ausgeblieben, verwandelt blankes Eis die Couloirs in gefährliche Rutschbahnen – mit Steinschlaggefahr, nur dass hier kein Verkehrsschild davor warnt!

Extrem kalte Nächte

Je schneller Gerlinde, Ralf und Hiro aufsteigen, desto besser. Sie wollen mit zwei Biwaks auskommen. Zwei extrem kalte Nächte, entweder liegend in einem Leichtzelt auf einer kleinen Eisstufe oder – wenn auch dafür der Platz fehlt – eng zusammen sitzend im Biwaksack.

Das Hornbein-Couloir endet in einer Höhe von etwa 8600 Metern Höhe. Von dort aus geht es ein kurzes Stück quer nach rechts hinüber zum Westgrat und von dort zum Gipfel in 8850 Metern Höhe.

Ohne Atemmasken

„Wir haben nur dann eine realistische Chance, wenn die Verhältnisse in der Route gut sind und das Wetter mitspielt“, sagt Ralf. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Über 2000 Mal ist der Mount Everest inzwischen bestiegen worden, nur sieben Mal davon durch das Supercouloir in der Nordwand. Von diesen sieben erfolgreichen Bergsteigern wiederum verzichteten nur zwei auf Atemmasken.

Gerlinde, Ralf und Hiro wollen den Everest auf dieser schwierigen Route im „Alpinstil“ besteigen, „by fair means“: ohne Hilfe von Hochträgern, ohne feste Hochlager, ohne Fixseile – und auch ohne zusätzlichen Sauerstoff. Ein ehrgeiziges, sportliches Ziel und „eine Route“ , so Gerlinde, „die einem Bergsteiger vom Einstieg bis zum Ausstieg wirklich alles abverlangt“.

Mount-Everest-ABC bei DW-WORLD

Datum

Mittwoch 11.05.2005 | 19:07

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