Expeditionen – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Auf den Everest-Spuren ihrer Ehemänner https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-den-everest-spuren-ihrer-ehemaenner/ Wed, 09 Jan 2019 14:57:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43213

Furdiki Sherpa (l.) und Nima Doma Sherpa (r.)

Der Mount Everest nahm ihnen die Ehemänner. Und die Väter ihrer Kinder. Dennoch wollen Nima Doma Sherpa und Furdiki Sherpa in diesem Frühjahr den höchsten Berg der Erde besteigen. „Wir machen unsere Expedition aus Respekt vor unseren verstorbenen Ehemännern, weil auch sie Bergsteiger waren“, antwortet mir Nima Doma auf meine Frage nach dem Sinn und Zweck ihres Projekts. „Wir wollen alle Witwen motivieren.“ Der Everest hat einige alleinerziehende Mütter zurückgelassen. Allein in den vergangenen 20 Jahren starben dort laut der Bergsteiger-Chronik „Himalayan Database“ 37 Sherpas.  Furdikis Mann, Mingma Sherpa, gehörte zu den so genannten „Icefall Doctors“, die alljährlich die Route durch den  Khumbu-Eisbruch einrichten und sichern. Der 44-Jährige kam am 7. April 2013 bei einem Sturz in eine Gletscherspalte ums Leben. Nima Doma Sherpas Mann, Tshering Wangchu Sherpa, war ein Jahr später, am 18. April 2014, eines der 16 nepalesischen Opfer des schweren Lawinenunglücks im Eisbruch.  

Umzug nach Kathmandu

Im Anstieg zum Island Peak

Als das Everest-Schicksal zuschlug, arbeiteten die beiden Sherpanis jeweils in den kleinen Teehäusern ihrer Familien: Furdiki in Dingboche, einem kleinen, auf 4340 Meter Höhe gelegenen Dorf im Everest-Gebiet, Nima Doma in Khumjung, weiter talabwärts auf 3780 Metern. Ihre Einkünfte waren zu gering, um auf Dauer ihre Kinder über die Runden zu bringen. Beide zogen nach Kathmandu und verdingten sich als Trägerinnen und später Führerinnen von Trekkinggruppen. Furdiki wollte ihren Kindern größere Zukunftschancen eröffnen, als sie selbst finanzieren konnte. Die heute 42-Jährige fand in den USA Adoptiveltern für ihre drei Töchter, die inzwischen 14, 17 und 20 Jahre alt sind. Nima Doma hat einen zehnjährigen Sohn und eine achtjährige Tochter. Wenn die 34-Jährige als Trekkingguide unterwegs ist, passt ihre Mutter in Kathmandu auf die Kinder auf.

Zwei Sechstausender bestiegen

Nima Doma (l.) und Furtiki in der Kletterwand

Um sich auf ihre „Two Widow Expedition“ (Zwei-Witwen-Expedition) vorzubereiten, haben Nima Doma und Furdiki nach eigenen Angaben mehrere Kurse des nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA besucht. Im vergangenen November bestiegen sie den 6584 Meter hohen Chulu East in der Annapurna-Region und den 6189 Meter hohen Island Peak im Everest-Gebiet, zwei beliebte Trekkingberge. Reicht das als Erfahrung für den Everest? Ich habe die Sherpanis gefragt, ob sie nicht fürchten, dass auch ihnen am höchsten Berg der Erde etwas zustoßen könnte und ihre Kinder dann Vollwaisen wären. „Wir haben keine Angst vor den Bergen, weil wir glauben, dass wir uns die nötigen Grundtechniken aneignen können. Außerdem begleiten uns die guten Wünsche aller Menschen, die uns und unsere Geschichte kennen“, antwortet Nima Doma Sherpa. „Jede Mutter liebt ihre Kinder, das tun wir auch. Aber nach dem Tod unserer Ehemänner lag plötzlich alle Verantwortung auf unseren Schultern. Wir wollen unseren Kindern zeigen, dass wir unabhängig sein können. Das wird auch sie motivieren und stolz machen.“

P.S. Nima Doma und Furdiki haben das Geld für ihre Everest-Expedition noch nicht zusammen. Am 19. Oktober veranstalten sie in einem Hotel in Kathmandu eine Dinnerparty, bei der Spenden gesammelt werden. Wer die beiden Sherpani unterstützen will, kann ihnen auch online Geld zukommen lassen. Hier ist der Link zu ihrer Crowdfunding-Aktion.

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Verborgene Helden des Bergsteigens in Pakistan https://blogs.dw.com/abenteuersport/verborgene-helden-des-bergsteigens-in-pakistan/ Wed, 21 Nov 2018 13:38:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42779

Dreimal K 2 ohne Atemmaske: Fazal Ali

Entschuldigung, Fazal Ali – dass mir im vergangenen Sommer deine außergewöhnliche Leistung am K 2 einfach durchgeflutscht ist! Die erste Skiabfahrt vom zweithöchsten Berg der Erde durch den Polen Andrzej Bargiel habe ich gewürdigt. Auch dass Muhammad Ali „Sadpara“, der pakistanische Wintererstbesteiger des Nanga Parbat, am K 2 seine Sammlung der fünf Achttausender seines Heimatlandes vervollständigte, habe ich registriert – und dass es eine Rekordsaison am „Chogori“ war, wie ihr Einheimischen den Berg nennt. Aber dass du, Fazal, als erster Bergsteiger weltweit zum dritten Mal nach 2014 und 2017 ohne Flaschensauerstoff den 8611 Meter hohen Gipfel des „Königs der Achttausender“ erreicht hast, ist mir entgangen. Umso tiefer ziehe ich jetzt meinen Hut!

Keine Wertschätzung

K 2

Dass ich Alis Leistung nicht registriert habe, ist ärgerlich, kommt aber nicht von ungefähr. Über die sozialen Netzwerke erfahren wir in der Regel sehr schnell, wenn etwa der bisher jüngste Brite den K 2 bestiegen hat, die erste Frau aus der Schweiz, aus Mexiko, der Mongolei … Doch über die pakistanischen Begleiter der Achttausender-Expeditionen im Karakorum wird eher selten geredet. „Ich bin glücklich“, sagte Fazal Ali nach seinem K2-Triple jüngst einem Reporter der Nachrichtenagentur AFP. „Aber ich bin auch untröstlich, weil meine Leistung nie wirklich geschätzt wird.“ So wie dem 40-Jährigen aus dem Shimshal-Tal dürfte es den meisten pakistanischen Hochträgern und Bergführern in Diensten kommerzieller Expeditionen gehen: Zum Arbeiten sind sie gut genug, doch auf das Gipfelfoto sollen sie nicht. „Diese verborgenen Helden tragen zum Erfolg vieler westlicher Bergsteiger bei und unterstützen auch den Abenteuertourismus im Land“, schreibt mir Mirza Ali Baig. „Aber sie werden weder von den westlichen Kunden der Expeditionen noch von der (pakistanischen) Regierung dafür wertgeschätzt.“

Weniger Jobs durch Einsatz von Sherpas

Mirza Ali Baig

Mirza Ali Baig ist 35 Jahre alt und kommt wie Fazal Ali aus Shimshal. Seine Schwester Samina Baig war 2013 die erste pakistanische Frau, die den Gipfel des Mount Everest erreichte. Mirza Ali ist Chef des pakistanischen Veranstalters „Karakorum Expeditions“. Der Bergsteiger, Filmemacher und Fotograf legt den Finger in eine weitere Wunde: „Die meisten westlichen Unternehmen engagieren für ihre Expeditionen Sherpas aus Nepal. Damit sinken die Chancen für Einheimische, einen Job zu bekommen. Sherpas arbeiten jetzt in Pakistan, aber kein einziger Pakistani in Nepal.“ Für die  Einheimischen, so Baig, gehe es schließlich bei „solchen Abenteuern“ nicht wie bei den westlichen Bergsteigern um Spaß oder Selbstverwirklichung, sondern „um den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien und darum, die Bildung ihrer Kinder zu finanzieren“.

Bergausbildung fehlt

Träger auf dem Baltoro-Gletscher

Er räumt ein, dass die Sherpas im Schnitt erfahrener und trainierter seien als die Einheimischen. „Über Jahrzehnte haben westliche Bergsteiger in Nepal ihre alpinistischen Fähigkeiten an die Sherpas weitergegeben und sie angeleitet. Eine vergleichbare Chance haben die pakistanischen Hochträger – ich würde sie eher Höhenbergführer nennen – nicht erhalten. In Pakistan gibt es zudem kein einziges Institut, an dem Bergsteigen oder auch Outdoor-Tourismus gelehrt wird.“  Hier sieht Baig die pakistanische Regierung in der Pflicht: „Sie hat die Tourismusindustrie noch nie wirklich ernst genommen.“  Dem Einsatz nepalesischer Sherpas könnte Mirza Ali auch Gutes abgewinnen, „wenn sie mit den Einheimischen zusammenarbeiten und deren Fähigkeiten verbessern, besonders beim Anlegen von Fixseilen und bei anderen Diensten in großer Höhe. Das wäre für beide gut.“

Vorbilder für junge Menschen

Vielleicht würde den pakistanischen Bergsteigern dann auch eines Tages jene Wertschätzung zuteil, die Sherpas in Nepal schon seit Jahrzehnten genießen und die einigen von ihnen in der Folge auch bescheidenen Wohlstand beschert hat. Bemerkenswerte Erfolge wie jener von Fazal Ali am K 2, sagt Baig, seien „wahrhaft inspirierend und haben eine Vorbildfunktion für junge Leute – nicht nur im Bergsteigen, sondern auch darüber hinaus“. Aber nur, wenn man auch davon erfährt.

P.S.: Liebe Freunde in Pakistan, ich bin immer auf der Suche nach Informationen aus erster Hand und dankbar, wenn ich sie erhalte. Also lasst mich bitte wissen, wenn wieder jemand so einen tollen Erfolg im Karakorum feiert wie Fazal Ali!

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„Schönwetter-Störung“ im Karakorum https://blogs.dw.com/abenteuersport/schoenwetter-stoerung-im-karakorum/ Thu, 05 Jul 2018 14:28:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41307

Viel Schnee am Gasherbrum II

Kurze Schneepause im Karakorum –oder, wie es Felix Berg am Gasherbrum II mit einem Augenzwinkern beschreibt, eine „kleine Schönwetter-Störung“.  Zeit für die Bergsteiger, die Nase endlich mal wieder in den Wind zu halten und die eigenen Pläne zu überdenken. Dominik Müller, Chef und Expeditionsleiter des deutschen Veranstalters Amical Alpin hat beschlossen, die Zelte am 8051 Meter hohen Broad Peak abzubrechen und heimzukehren. „Das gesamte Material aus Lager 1 konnte geborgen werden“, schreibt Dominik heute auf Facebook. „Im Moment schneit es schon wieder, und im Aufstieg gingen einige Lawinen ab!“ Für Sonntag seien die Träger bestellt.

Stitzinger: „Zu viel Schnee in den Flanken und Rinnen“

Auch das von Luis Stitzinger geleitete Amical-Team, das den 7082 Meter hohen Urdok Kangri II erstmals besteigen wollte, hat das Handtuch geworfen. „Seit unserer Ankunft im BC hat es tagelang durchgeschneit. Es liegt nun ein halber Meter Neuschnee, auf 6.000 oder 7.000 m Höhe bis eineinhalb Meter“, schreibt Luis auf Facebook. „Die Route sieht elegant aus, aber es liegt viel zu viel Schnee in Flanken und Rinnen.“ Für die nächsten drei Tage werde nochmals über ein halber Meter Neuschnee erwartet, so Luis. Deshalb werde die Expedition frühzeitig  beendet: „So eine Saison mit derart beständigem Schlechtwetter habe ich im Karakorum noch nicht erlebt.“

Wie Russisch Roulette

Alex Gavan (l.) und Tunc Findik

Auch an den anderen Achttausendern Pakistans haben die Schneefälle die Lawinengefahr erhöht. Ein weiterer Aufstieg sei derzeit wie „Russisches Roulette“, schrieb etwa der Rumäne Alex Gavan vor drei Tagen. Alex hatte mit seinem türkischen Teampartner Tunc Findik die Aktivitäten am Nanga Parbat unterbrochen. Die beiden wollen den 8125 Meter hohen Berg ohne Flaschensauerstoff besteigen.

Bargiel und Golab ziehen zum K 2 um

Am Achttausender Gasherbrum II erklärten die Polen Andrzej Bargiel und Janusz Golab ihre Akklimationsphase dort „wegen des heftigen Schneefalls“ für beendet. „Es wird Zeit, ins K 2-Basislager umzuziehen und uns auf unser Hauptziel zu fokussieren“, schreibt Bargiel auf Instagram. Der 30-Jährige plant die erste komplette Skiabfahrt vom 8611 Meter hohen Gipfel des K 2. Im vergangenen Jahr war Bargiel mit diesem Vorhaben am zweithöchsten Berg der Erde gescheitert – wegen zu schlechten Wetters.

Göttler und Barmasse wollen G IV-Südwestwand durchsteigen

Gasherbrum IV

Der deutsche Bergsteiger David Göttler und der Italiener Hervé Barmasse werden froh sein, sich erst spät auf den Weg in den Karakorum gemacht zu haben. Die beiden befinden sich noch auf dem Anreise-Trekking. Verpasst haben sie definitiv nichts. Göttler und Barmasse wollen am 7925 Meter hohen Gasherbrum IV erstmals die Südwestwand durchsteigen – im Alpinstil, also ohne Flaschensauerstoff, Hochlager und Hochträger.

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Nepal beschließt neue Regeln für Everest und Co. https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-beschliesst-neue-regeln-fuer-expeditionen/ Fri, 29 Dec 2017 18:16:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38999

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

Es ist so weit. Nach übereinstimmenden Berichten der Zeitungen „Kathmandu Post“  und „The Himalayan Times“ hat die Regierung Nepals einige neue Vorschriften für Expeditionen beschlossen – „um die Sicherheit der Bergsteiger zu verbessern“, wie Tourismus-Staatssekretär Maheswor Neupane sagte. Die neuen Regeln sollen für alle Berge über 6600 Meter – diese fallen in die Zuständigkeit der Regierung – und bereits für die kommende Frühjahrssaison gelten.

Keine Permits mehr für Blinde und beidseitig Beinamputierte

Unter anderem sollen künftig weder blinde noch beidseitig beinamputierte Bergsteiger Permits (Besteigungsgenehmigungen) für die höchsten Berge des Landes erhalten. „Außerdem haben wir eine strenge Vorschrift erlassen, die ärztlichen Atteste der Bergsteiger zu prüfen, um festzustellen, ob sie körperlich in der Lage sind, die Berge zu besteigen“, sagte Neupane. Auf die Art und Weise dieser Prüfungen darf man gespannt sein.

Fehlende Erfahrung

Andy Holzer 2015 auf dem Rongbuk-Gletscher am Everest

In den vergangenen Jahren hatte die nepalesische Regierung immer wieder angekündigt, Blinde und Körperbehinderte vom Everest und anderen sehr hohen Bergen fernhalten zu wollen. „Ich denke, dass sehr wenige Bergsteiger am Everest so exakt auf ihre ganz spezielle Herausforderung Everest vorbereitet sind wie das behinderte Abenteurer mit ihrem persönlichen Team sind bzw. sein müssen“, schrieb mir bereits 2015 der blinde österreichische Bergsteiger Andy Holzer.   „Das Problem sind wohl eher die Bergsteiger, die am Everest zum ersten Mal Steigeisen anziehen und darüber ganz erstaunt sind.“ Holzer bestieg im Frühjahr 2017 im dritten Anlauf den Everest: als erster Blinder von der tibetischen Nordseite aus.

Keine Solobesteigungen mehr

Eine weitere jetzt beschlossene Neuerung dürfte ebenfalls für heftige Diskussionen sorgen. Jeder Bergsteiger soll dazu verpflichtet werden, mit einem Bergführer unterwegs zu sein. „Von nun an werden ausländische Bergsteiger davon abgehalten, Solo-Versuche am Mount Everest zu machen“, sagte Staatssekretär Neupane. Angeblich verspricht sich die Regierung von dieser Vorschrift auch mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für nepalesische Guides.

Keinen Deut sicherer

So viel dürfte feststehen: Mit diesen Vorschriften wird der Everest oder jeder andere hoch frequentierte Achttausender keinen Deut sicherer. Blinde oder körperbehinderte Bergsteiger stellen etwa am Mount Everest eine verschwindende Minderheit unter den Gipfelanwärtern, ebenso jene, die den 8850 Meter hohen Berg im Alleingang meistern wollen. Die wesentlich wichtigere Frage der bergsteigerischen Kompetenz findet in den neuen Vorschriften allem Anschein nach keine Berücksichtigung. Von neuen Mindestanforderungen an alle (!) Everest-Bergsteiger – etwa mindestens einen Sieben- oder einen anderen Achttausender bestiegen zu haben – war in den ersten Berichten über die Änderung der Expeditionsregeln jedenfalls nicht die Rede.

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Paul Ramsden: „Beim Klettern ist der Stil alles“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/paul-ramsden-beim-klettern-ist-der-stil-alles/ Thu, 14 Dec 2017 14:16:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38839

Paul Ramsden

Er ist alles andere als ein Selbstdarsteller. Paul Ramsden gehört nicht zu den Extrembergsteigern, die sich vermarkten wollen und darauf aus sind, ständig im Rampenlicht zu stehen. Dabei hätte er es durchaus verdient – die Liste seiner Erstbegehungen im Himalaya ist lang. So durchstieg der Brite im Herbst 2016 zusammen mit seinem Landsmann Nick Bullock erstmals die extrem anspruchsvolle Nordwand des 7046 Meter hohen Nyainqentangla South in Tibet. Dafür wurde er kürzlich mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet. Es war bereits das vierte Mal, das Ramsden den „Oscar der Kletterer“ erhielt. Und das, obwohl der 48-Jährige kein Profibergsteiger ist. Er verdient sein Geld als selbständiger Arbeitshygieniker, der Unternehmen berät und Gutachten erstellt.

Paul, du bist kein Profibergsteiger, hast einen Job und eine Familie. Was motiviert dich, Jahr für Jahr in entlegene Regionen des Himalaya aufzubrechen, um unbestiegene Berge, Wände oder Grate anzugehen?

Ich liebe die Berge, so einfach ist das. Aber da ich nicht in den Bergen lebe oder arbeite, verbleibt meine Begeisterung für die Zeit, in denen ich sie besuche. Kurioserweise finde ich es schwieriger, bei all den Verpflichtungen durch Familie und Arbeit einfach mal am Wochenende zum Klettern zu fahren, als einmal im Jahr auf Expedition zu gehen.

Was macht für dich echtes Abenteuer aus?

Gipfelselfie von Paul (l.) mit Nick Bullock (r.)

Echtes Abenteuer bedeutet, nicht zu wissen, wie es ausgeht. Wenn der Erfolg ungewiss ist, erlebst du ein Abenteuer. Allerdings ist für mich das Abenteuer so eng mit dem Kletterstil verbunden, dass diese beiden Dinge untrennbar sind. Die britische Klettertradition ist immer so gewesen.

Wie wichtig ist es für dich, in sauberem Stil zu klettern?

Stil ist alles, ohne einen sauberen Stil wird Klettern zu einer bedeutungslosen körperlichen Aktivität. Guter Stil bedeutet für mich, im reinen Alpinstil zu klettern, kleines Team, keine Bohrhaken, keine Fixseile, keine Unterstützung von außen.

Wieviel Risiko bist du bereit einzugehen?

Ich bemühe mich wirklich, die Risiken auf ein Minimum zu reduzieren. Ich bin sehr wählerisch, wenn ich mich für eine Route entscheide. Dafür schätze ich immer die objektiven Gefahren ein, und die Möglichkeiten, wieder herunterzukommen. Das Risikomanagement in meinem Kopf ist ein stetiger Prozess und schwierig zu beschreiben, aber ich bin schon auf vielen Routen umgekehrt.

Die Route am Nyainqentangla South East

Worin liegt dein Erfolgsgeheimnis?

Wenn ich ehrlich sein soll, ich weiß es nicht. Ich denke, es ist vielleicht eine Kombination aus Erfahrung, Urteilsvermögen und Klettern in einem Stil, der meinen Fähigkeiten und meinem Temperament entspricht.

Du bist über viele Jahre mit Mick Fowler geklettert, nun mit Nick Bullock. Welche Kriterien muss ein perfekter Teampartner erfüllen?

Der perfekte Teampartner ist sicherheitsbewusst, hat eine gute Portion Humor (der britische Humor hilft in den Bergen sehr), ist aber auch darauf vorbereitet, das Maximum zu geben, wenn es darauf ankommt.

Bei Mick wurde in diesem Jahr Krebs diagnostiziert. Was hast du empfunden, als du davon erfahren hast?

Das war ein richtiger Schlag, eine totale Überraschung, weil er sehr gesund zu sein schien und mir immer unverwüstlich vorkam. Er hat seine Krebstherapie gerade abgeschlossen, und hoffentlich wird alles wieder gut. Da machst du dir schon Gedanken über die Zukunft und führst dir all die Dinge vor Augen, die du noch nicht geschafft hast.

Piolet-d’Or-Gewinner Ramsden (l.) und Mick Fowler (r.)

Du bist schon viermal mit dem Piolet d’Or, dem „Oscar der Bergsteiger”, ausgezeichnet worden, damit bist du der Rekordgewinner (mit Marko Prezelj). Bedeutet dir das irgendetwas?

Auf der einen Seite ist es ganz angenehm, von euch Kollegen wahrgenommen zu werden, andererseits hat es praktisch keinen Einfluss auf mein Leben. Da ich kein Profi, sondern ein Teilzeit-Kletterer bin, brauche ich wirklich weder Sponsoring noch Öffentlichkeit. Allerdings unterstütze ich den Piolet d’Or als ein Instrument, um Ethik und Stil im Bergsteigen zu fördern.

Hast du dir schon ein Kletterziel für das nächste Jahr gesetzt?

Ja, ich werde 2018 erneut mit Nick Bullock auf Expedition gehen. Allerdings bevorzuge ich es, meine Ziele geheim zu halten!

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Himalayan Database: Schatzkiste für alle offen https://blogs.dw.com/abenteuersport/himalayan-database-schatzkiste-fuer-alle-offen/ Tue, 05 Dec 2017 10:58:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38745 Der Nikolaus hat bereits ein Geschenk für die Bergfreunde in aller Welt aus seinem Sack geholt. Seit heute kann die neue Version der Himalayan Database, der elektronischen Bibel des Expeditionsbergsteigens“  in Nepal, frei heruntergeladen werden. Bisher hatte man eine CD-ROM kaufen müssen, um das Archiv nutzen zu können. Ursprünglich hatte die Freigabe dieser umfangreichen Datensammlung schon im November über die Bühne gehen sollen. Es gab jedoch eine kleine Verzögerung, weil der US-Amerikaner Richard Salisbury, der die Daten der Frühjahrssaison einpflegte, noch auf Informationen über Gipfelerfolge der Sherpas warten musste.

Mehr als 9600 Expeditionen

Miss Hawley in ihrem Haus in Kathmandu (2016)

Salisbury war es, der in den 1990er-Jahren Elizabeth Hawley, die legendäre Chronistin des Himalaya-Bergsteigens, davon überzeugte, dass es eine gute Idee wäre, ihr Archiv zu digitalisieren. 2004 war die Himalayan Database erstmals elektronisch verfügbar.  Heute beinhaltet sie Informationen über mehr als 9600 Expeditionen zu über 450 Bergen in Nepal, mehr als 70.000 Bergsteiger sind in dem Archiv verewigt. Für jeden, der tiefer in das Geschehen an den höchsten Bergen der Welt eintauchen will, ist die Datensammlung eine wahre Schatzkiste.

Expeditionen online registrieren!

Tobias Pantel, Billi Bierling, Jeevan Shrestha und Rodolphe Popier (v.l.)

„Es ist ein großer Reichtum an Informationen – egal ob man einfach nur wissen will, wie viele Menschen bis dato am Mount Everest oder an der Annapurna I waren oder ob man eine Route planen will“, hatte mir Billi Bierling im Oktober geschrieben. „Die Himalayan Database beantwortet alle diese Fragen.“ Die deutsche Bergsteigerin und Journalistin hatte 2016 die inzwischen 94 Jahre alte Miss Hawley als Chefin der Datenbank abgelöst.

Billi und die anderen Mitarbeiter der Himalayan Database -der Nepalese Jeevan Shrestha, der Franzose Rodolphe Popier und der Deutsche Tobias Pantel – weisen anlässlich der heutigen Freigabe des Archivs die Bergsteiger darauf hin, dass „das Sammeln der Daten ohne eure Hilfe unmöglich ist“. Wer eine Expedition in Nepal plane, solle sich bitte online bei der Database registrieren. Das ist als kleine Gegenleistung für eine offene Schatzkiste ja wohl nicht zu viel verlangt, oder?

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Himalayan Database bald gratis https://blogs.dw.com/abenteuersport/himalayan-database-bald-gratis/ Thu, 12 Oct 2017 09:04:59 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38127

Tobias Pantel, Billi Bierling, Jeevan Shrestha und Rodolphe Popier (v.l.)

Die Himalayan Database ist so etwas wie die elektronische Bibel des Expeditionsbergsteigens in Nepal. Wer sich mit den höchsten Bergen der Welt beschäftigt, kommt an dieser umfangreichen Datensammlung schlicht nicht vorbei. Unzählige Male habe auch ich schon bei Billi Bierling nachgefragt, wenn ich wichtige Details von Besteigungen überprüfen wollte. Die 50 Jahre alte deutsche Journalistin und Bergsteigerin arbeitet seit 2004 für die Himalayan Database, 2016 löste sie die inzwischen 93 Jahre alte legendäre Chronistin Elizabeth Hawley als Chefin der Datenbank ab. Miss Hawley hatte in den 1960er Jahren damit begonnen, das Expeditionsbergsteigen in Nepal zu erfassen. Ihr Archiv war der Grundstock der Himalayan Database, die seit 2004 elektronisch verfügbar ist. Bisher musste dafür eine CD-ROM gekauft werden. Das wird sich in Kürze ändern. Dann wird die Datenbank für alle frei verfügbar sein.

Riesige Datensammlung

Anfang November könne die neue Version von der Internetseite himalayandatabase.com ohne Gebühr heruntergeladen werden, teilten Bierling und Co. auf Facebook mit. Mehr als 450 Berge sind in der Himalayan Database aufgelistet. Mehr als 9500 Expeditionen mit rund 70.000 Teilnehmern wurden bisher erfasst, inklusive Aufstiegsrouten, Lagerplätzen, besonderen Vorkommnissen und Details wie der Frage, ob die Bergsteiger Flaschensauerstoff verwendeten. Billi und ihr Team – der Nepalese Jeevan Shrestha, der Franzose Rodolphe Popier und der Deutsche Tobias Pantel – befragen in Kathmandu regelmäßig die eintreffenden und abreisenden Expeditionsteams. Der US-Amerikaner Richard Salisbury – er war es, der in den 1990er-Jahren Miss Hawley davon überzeugte, dass es eine gute Idee wäre, ihr Archiv zu digitalisieren – pflegt die neuen Daten anschließend ein.

Kaum noch zu schaffen

Miss Hawley (l.) und Billi

Deren Menge ist in den 13 Jahren seit der ersten digitalen Version rasant in die Höhe geschnellt. So viele Expeditionen sind inzwischen in Nepal unterwegs, dass es kaum noch möglich ist, alle zu erfassen. In der Spitzenzeit macht Billi Bierling nach eigenen Angaben zehn bis 15 Interviews am Tag, die mal nur zehn Minuten, aber auch bis zu zwei Stunden lang dauern können. Billi und ihre Mitstreiter wollen die Arbeit von Miss Hawley in der bisherigen Form weiterführen – so lange wie möglich. “Wir müssen schauen, ob wir noch eine Datenbank bleiben oder irgendwann wirklich nur noch besondere Besteigungen erfassen”, sagte mir Billi vor ein paar Monaten. Seit dem Frühjahr können Bergsteiger ihre Fragebögen auch online ausfüllen, z. B. via Facebook. Mit der kostenlosen Version geht die Himalayan Database einen weiteren Schritt in die Zukunft. Ich habe bei Billi Bierling nachgefragt.

Billi, was versprecht ihr euch davon, dass die Database künftig gratis verfügbar ist?

Die Tatsache, dass die Himalayan Database nun online als Download verfügbar ist, macht sie natürlich zugänglicher für viele Menschen. Ich denke, dass es nun einfacher wird, den Trekking Agents, Bergsteigern und auch den Expeditionsleitern zu vermitteln, was wir eigentlich machen. Es ist ein großer Reichtum an Informationen – egal ob man einfach nur wissen will, wie viele Menschen bis dato am Mount Everest oder an der Annapurna I waren oder ob man eine Route planen will. Die Himalayan Database beantwortet alle diese Fragen. Ich denke auch, dass bis jetzt einige der Trekkingagenturen in Nepal eigentlich nicht so richtig wissen, was wir eigentlich machen. Die Tatsache, dass die Datenbank nun online verfügbar ist, ist eine große Chance für uns, ihnen zu zeigen, wie auch sie diese Daten nutzen können.

Wie stellt ihr auch künftig die Finanzierung der Himalayan Database sicher?

Wir werden weiterhin weitgehend ehrenamtlich arbeiten. (Der Erlös aus dem bisherigen Verkauf der CD-ROMs floss vor allem in die Produktion der Datenträger und der beiliegenden Broschüre.) Und wie die Zukunft der Himalayan Database aussieht, steht noch in den Sternen. Unser Team besteht jedoch aus Leuten, die die Arbeit von Miss Elizabeth Hawley mit Herzblut weiterführen wollen – und hoffentlich auch werden. Und wenn wir ein wenig Geld auf der Seite haben, bekommen sie natürlich auch eine kleine Entschädigung. Aber soweit machen wir die Arbeit immer noch aus Überzeugung.

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Soria bricht Dhaulagiri-Expedition ab, Gipfelerfolge am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/soria-bricht-dhaugaliri-expedition-ab-gipfelerfolge-am-manaslu/ Tue, 26 Sep 2017 16:53:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37955

Carlos Soria am Dhaulagiri

Der wohl fitteste aller Höhenbergsteiger-Senioren muss weiter auf seinen 13. Achttausender warten. Carlos Soria erklärte seine Expedition am 8167 Meter hohen Dhaulagiri wegen der großen Schneemengen am Berg für beendet. Während des Aufstiegs des 78-Jährigen Spaniers und seiner Begleiter nach Lager eins seien nicht weit entfernt mehrere Lawinen abgegangen, ließ Carlos auf Facebook wissen. Die Lawinengefahr werde auch in den oberen Bereichen des Bergs fortbestehen. Zudem seien die Fixseile, die sie vorher angelegt hätten, von den Schneemassen begraben. „Wegen all dieser Widrigkeiten bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Dhaulagiri-Expedition für diese Saison endgültig abzubrechen“, heißt es in Sorias Nachricht. Ein erster Gipfelversuch war vor anderthalb Wochen auf einer Höhe von rund 7800 Metern gescheitert, weil sich Carlos und Co. verstiegen hatten und der Nebel immer stärker geworden war.

Zwei fehlen weiterhin in der Sammlung

Dhaulagiri

Der Spanier hält die Altersrekorde am K 2 (65 Jahre), Broad Peak (68), Makalu (69, damals stieg er solo und ohne Flaschensauerstoff auf), Gasherbrum I (70), Manaslu (71), Lhotse (72), Kangchendzönga (75) und der Annapurna (77). Am Dhaulagiri ist er nun schon siebenmal gescheitert, zuletzt im vergangenen Frühjahr. Außerdem fehlt ihm noch die 8027 Meter hohe Shishapangma, um seine Achttausender-Sammlung zu komplettieren. Sollte ihm das Kunststück gelingen, wäre Carlos Soria der mit Abstand älteste Mensch sein, der auf allen 14 Achttausendern stand. Bisher hält diesen „Rekord“ der Pole Piotr Pustelnik, der 2010 als 58-Jähriger seinen letzten Achttausender bestieg.

Gipfelwelle am Manaslu rollt

Manaslu (l.) und Pinnacle East (r.)

Immerhin hatte Carlos den Dhaulagiri in diesem Herbst fast für sich. Das kann am nicht weit entfernten Manaslu derzeit niemand behaupten. Rund 500 (!) Bergsteiger haben im dortigen Basislager ihre Zelte aufgeschlagen. Am Montag vergangener Woche waren von dem 8163 Meter hohen „Berg der Seele“ die ersten Gipfelerfolge vermeldet worden. Gestern und heute berichteten mehrere Teams über die sozialen Netzwerke, dass auch sie den höchsten Punkt erreicht hätten. Und die große Welle ist erst jetzt richtig losgerollt. Unter denen, die zu ihrem Gipfelversuch aufgebrochen sind, ist auch das deutsche Höhenbergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger. Beide haben bisher sechs Achttausender bestiegen, fünf davon gemeinsam. Gestern war ein 46 Jahre alter Brite am Manaslu ums Leben gekommen. Nachdem er seinen Aufstieg wegen Anzeichen schwerer Höhenkrankheit abgebrochen hatte, verstarb er beim Abstieg auf gut 6000 Metern.

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Mingma Gyalje Sherpa: „Niedriger Preis, wenig Sicherheit“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mingma-gyalje-sherpa-niedriger-preis-wenig-sicherheit/ Thu, 27 Apr 2017 13:16:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35985

Mingma Gyalje Sherpa

„Nepalesische Bergsteiger sind bis heute der Schatten ausländischer Bergsteiger“, sagt Mingma Gyalje Sherpa. „Klar, die Ausländer bezahlen sie gut für diese Arbeit, und das erkenne ich auch an. Aber ich habe das Gefühl, dass die nepalesischen Bergsteiger nicht so wertgeschätzt werden, wie sie es eigentlich verdienen.“ Der 31-Jährige leitet den Expeditionsveranstalter Dreamers Destination und gehört zur neuen Generation von Sherpa-Unternehmern: jung, gut ausgebildet, seriös und erfolgreich. Mingma ist auch ein ausgezeichneter Bergsteiger. Er hat bereits acht Achttausender bestiegen, im Herbst 2015 sorgte er mit seiner Solo-Erstbegehung der Westwand des 6685 Meter hohen Chobutse international für Schlagzeilen. Mingma träumt davon, den Everest ohne Flaschensauerstoff zu besteigen, nachdem er bereits fünfmal mit Atemmaske oben war. In diesen Tagen leitet er eine kommerzielle Expedition am Dhaugaliri. Für ein Porträt Mingmas, das gerade in der Zeitschrift “Allmountain” veröffentlicht wurde, machte ich ein kleines Interview mit ihm, das ich euch nicht vorenthalten will.

Mingma, in den vergangenen Jahren haben sich einige westliche Expeditionsveranstalter vom Everest zurückgezogen und als Begründung den Preiskrieg mit lokalen Veranstaltern in Nepal genannt. Geht diese Schlacht weiter?

Mingma bei seiner Solo-Erstbegehung am Chobutse

Ich glaube, dass es derzeit nur sehr wenige Veranstalter in Nepal gibt, deren Angebote sich mit denen westlicher Anbieter messen können. Die Mehrheit bietet immer noch die gleichen Dienste an wie zuvor. Westliche Anbieter punkten vor allem damit, dass sie eher praktisch orientiert sind und den Sicherheitsaspekt betonen. Daran mangelt es den nepalesischen Unternehmen noch. Nur einige wenige von ihnen beschäftigen Bergführer mit einem Patent der UIAGM (Internationale Vereinigung der Bergführerverbände) und nutzen einen wirklich guten Wetterbericht. Fast alle heuern lokale Bergführer an und verfügen über keinen angemessenen Wetterbericht. Eigentlich ist kein Preiskrieg, aber natürlich spielt der Preis eine Rolle. Am Ende entscheidet der Kunde. Westliche Unternehmen veröffentlichen auf ihren Internetseiten ihre Preise im Detail. Nepalesische Veranstalter machen das nicht. Damit können sie jede mögliche Expedition zu jedem Preis anbieten.

Dein Unternehmen Dreamers Destination hat den Preis für seine Everest-Expedition in diesem Jahr deutlich angehoben – auf 50.000 US-Dollar für eine „Luxusvariante“? Willst du dich damit von den nepalesischen „Discount-Anbietern“ abgrenzen?

Definitiv, ich möchte nicht zu den nepalesischen Discount-Anbietern gezählt werden. Schließlich geht es bei Expeditionen auch um das Leben der Bergsteiger, und dabei will ich kein Risiko eingehen. Warum fordern wir mehr Geld von unseren Kunden? Weil wir in der Lage sein sollten, alle Dienste bereitzustellen, die das Leben der Bergsteiger und Sherpas sichern. Wir wollen hinterher nicht mit Argumentationen daherkommen wie: „Oh, unser Kunde hat nicht genug gezahlt! Deshalb konnten wir keine gute Ausrüstung und keinen vernünftigen Wetterbericht kaufen. Und so gab es leider einen Unfall am Berg.


Ich bin ein Bergführer mit UIAGM-Zertifikat. Während der Ausbildung wurde uns beigebracht, unser besonderes Augenmerk auf die Sicherheit zu legen. Und für die kannst du nur sorgen, wenn du über eine Ausrüstung verfügst, die getestet wurde und sich bewährt hat, außerdem brauchst du gut ausgebildetes Personal und einen sehr genauen Wetterbericht. Es ist nicht nötig, dass jeder Kunde auch einen eigenen Guide mit UIAGM-Zertifikat hat, aber wenigstens einer sollte im Team sein. Ich versuche, das auf meinen Expeditionen umzusetzen, deswegen musste ich den Preis anheben. So machen es auch einige wenige andere nepalesische Anbieter, etwa Ascent Himalayas und Tag Nepal.  

Es gab Berichte, dass nepalesische Billiganbieter Personal mit wenig Höhenerfahrung beschäftigen, auf Kosten der Sicherheit. Kannst du das bestätigen?

Ja, das kann ich bestätigen. Wenn sie weniger Geld verlangen, als eigentlich fällig wäre, können sie sich auch nur entsprechendes Personal leisten. Und das ist der am ehesten greifbare Grund für Unfälle im Himalaya.

Hältst du es für nötig, Regeln und Standards im Bergtourismus einzuführen, um die Schwarzen Schafe auszusortieren?

Ich halte es für unmöglich, von oben Regeln und Standards im Berggeschäft zu setzen. Ich denke, die Veranstalter und die Bergsteiger müssen selbst dafür sorgen, dass sie umgesetzt werden.

Welche Vorteile haben lokale Anbieter vergleichen mit jenen aus dem Ausland?

Eigentlich sind es nur die geringeren Kosten. Obwohl ausländische Anbieter lokale Agenturen benötigen, um Expeditionen in Nepal zu veranstalten, ist ihr Management nach wie vor wesentlich besser. Ich sollte das eigentlich nicht sagen, aber so ist es nun einmal.

Mingma 2014 auf dem Gipfel des K 2

Hältst du es für denkbar, dass es eines Tages nur noch nepalesische Anbieter gibt, die Expeditionen zum Everest und anderen Achttausendern veranstalten?

Ich schätze die Chance auf 50/50. Es gibt Bergsteiger, die sich westlichen Veranstaltern anvertrauen, und andere, die zu den nepalesischen Anbietern gehen. Es hängt davon ab, ob die Kunden zufrieden sind. 

Jedes Unternehmen möchte Profit machen. Ist es schwierig, die Balance zwischen den kommerziellen Interessen auf der einen Seite und der Sorge um die Sicherheit der Kunden auf der anderen Seite zu finden? Wie viel Profit darf sein?

Jeder, der Geschäfte macht, will auch Profite einfahren. Der Tourismus ist einer jener Bereiche, in denen man mit relativ niedrigen Investitionen gute Gewinne einstreichen kann. Aber ich finde, bei Expeditionen sieht das ein bisschen anders aus. Solange alles gut läuft, hast du keine Probleme, und es ist profitabel. Aber wenn ein Unfall am Berg geschieht und jemand stirbt, geht es ans Eingemachte. Du verlierst einen Freund, dein Eigentum. Die Familie des Opfers schneidet dich, bedroht dich sogar manchmal. Du musst den Nachkommen viel Geld zahlen, dein Ruf in der Branche ist ruiniert. Das ist alles andere als gut. Ich denke also, die Gewinnmarge hängt von der Schwierigkeit des Bergs ab.

Einige Kritiker sagen, das kommerzielle Bergsteigen sei der Tod des Abenteuers. Wie siehst du das?

Früher war das Abenteuer beim Bergsteigen natürlich größer. Aber obwohl das Ganze nun kommerzialisiert ist, gibt es immer noch Abenteuer.

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China reagiert allergisch auf Pakistan-Visa im Pass https://blogs.dw.com/abenteuersport/china-reagiert-allergisch-auf-pakistan-visa-im-pass/ Wed, 12 Apr 2017 13:28:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35769

Der Potala in Lhasa, einst der Palast des Dalai Lama

Böse Überraschung für einige Bergsteiger, die sich in diesem Frühjahr Ziele in Tibet vorgenommen haben. Mir wurde von mehreren Seiten bestätigt, dass China derzeit keine Touristen nach Tibet einreisen lässt, in deren Pässen ein Visum für Pakistan aus den letzten drei Jahren vermerkt ist. Gerade Profibergsteiger, die sich gerne im Sommer an den beeindruckenden Bergen des Karakorum versuchen, laufen Gefahr, kein Visum für Tibet zu erhalten. Einige sitzen derzeit in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu fest, weil sie zu spät von dieser neuen Regelung erfahren haben. Also, wenn ihr zum Cho Oyu, zur Shishapangma oder auf die tibetische Nordseite des Mount Everest reisen und nicht kalt erwischt werden wollt, werft lieber noch einmal einen Blick auf euren Pass!

Keine Probleme ohne Pakistan-Visa

Warum China plötzlich so allergisch auf frühere Pakistan-Reisende reagiert, ist unklar. Ohne pakistanische Visa-Stempel oder -Aufkleber läuft die Einreise offenbar problemlos. So informierte mich ein Expeditionsveranstalter, dass seine Gruppe in Lhasa eingetroffen sei, ohne von den Grenzbehörden großartig behelligt worden zu sein.

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Himalaya-Chronik 2.0 https://blogs.dw.com/abenteuersport/himalaya-chronik-2-0/ Thu, 02 Mar 2017 08:08:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35199

Everest, Lhotse, Makalu (v.l.n.r.)

Es ist die alte Straße, aber wegen des gestiegenen Verkehrs wird jetzt auch der (digitale) Seitenstreifen mit genutzt. Expeditionsteams, die sich auf den Weg nach Nepal machen, können sich ab sofort bei der Himalayan Database, der von der legendären Elizabeth Hawley gegründeten Bergsteiger-Chronik, vor dem Start des Unternehmens nun auch online registrieren, z.B. via Facebook. „Wir werden weiterhin so viele Teams in Kathmandu treffen, wie wir können. Jedoch ist es in den letzten Jahren fast unmöglich geworden, alle persönlich zu interviewen“, begründet Billi Bierling das neue Verfahren.

Letzte Instanz: Miss Hawley

Miss Hawley in ihrem Haus in Kathmandu (2016)

Die deutsche Bergsteigerin und Journalistin ist mit dem Nepalesen Jeevan Shrestha, dem US-Amerikaner Richard Salisbury und dem Franzosen Rodolphe Popier für die Interviews der Himalayan Database zuständig. Die inzwischen 93 Jahre alte Miss Hawley hat sich zurückgezogen. Anfang der 1960er Jahre hatte sich die Journalistin aus den USA in Kathmandu niedergelassen und damit begonnen, das Bergsteigen an den höchsten Bergen der Welt zu dokumentieren. Jahrzehntelang fuhr sie mit ihrem blauen VW-Käfer, Baujahr 1963, vor den Hotels vor und befragte die Expeditionsteams. Ihre Chronik wurde zur Messlatte der Szene: Erst wenn Miss Hawley einen Gipfelerfolg bestätigte, galt die Expedition auch wirklich als geglückt. Manchen Gipfel-Schwindler konnte die unerbittlich nachfragende Journalistin enttarnen.

Effizienter arbeiten

Billi Bierling

Seit Beginn des kommerziellen Bergsteigens in den 1990er Jahren ist die Zahl der Expeditionsbergsteiger in Nepal jedoch geradezu explodiert. Die Zeiten, in denen Miss Hawley noch so gut wie jeden Himalaya-Bergsteiger persönlich kannte bzw. kennen konnte, sind vorbei. Die Online-Registrierung solle dabei helfen, „ein wenig effizienter zu arbeiten“, sagt Billi Bierling. „Wir haben nicht vor, die Himalayan Database unpersönlich zu machen.“ Für viele, so die 49-Jährige, gehörten die Interviews inzwischen ja zu einer Expedition in Nepal dazu. „Auch wenn ich natürlich nicht Miss Hawley bin und manche Leute manchmal enttäuscht sind, wenn sie die Dame nicht persönlich kennenlernen können – was ich vollkommen verstehen kann.“

Keine Schiedsrichter oder Detektive

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Nach den Expeditionen versucht das Quartett der Interviewer weiterhin, so viele Bergsteiger wie nur möglich zu befragen. Wer ihnen durch die Lappen geht, hat die Möglichkeit, nachträglich einen Online-Fragebogen auszufüllen. Sinkt damit nicht die Chance, Lügner zu überführen? „Die Zahl der Schwindler ist im Vergleich zu den Leuten, die ehrlich sind, noch sehr gering“, antwortet Billi Bierling. „Und es heißt ja nicht, dass wir alle Schwindler entlarven, auch wenn wir sie persönlich treffen.“ So sei der Everest-Schwindel des indischen Ehepaars im Frühjahr 2016 trotz Interviews zunächst nicht aufgefallen. „Hätte der eigentliche Besitzer der getürkten Gipfel-Bilder nicht darauf aufmerksam gemacht, wäre diese Lüge wohl auch in der Datenbank gelandet“, räumt Billi ein. „Wir arbeiten nach wir vor auf Vertrauen, denn wir sind keine Schiedsrichter oder Detektive – das würde ich mir auch niemals anmaßen. Wir werden natürlich alles dafür tun, Miss Hawleys Himalayan Database so gut und präzise weiterzuführen, wie es geht. Aber wenn uns jemand wirklich anlügen will, dann tut er das. Wenn wir Glück haben, weisen uns andere Bergsteiger, die zur gleichen Zeit am Berg waren, darauf hin.“

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Schlechtes Bergmanagement in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlechtes-bergmanagement-in-nepal/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlechtes-bergmanagement-in-nepal/#comments Tue, 06 Dec 2016 14:39:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34375 Berg im Gokyo-Tal

Berg im Gokyo-Tal

Einfach losziehen geht nicht. Wer in Nepal Berge besteigen will, sollte sich vorher genau über die Regeln informieren, sonst könnte er eine böse Überraschung erleben. Wie die drei spanischen Bergsteiger, die jüngst zwei neue Routen an Sechstausendern eröffneten. Sie waren ohne Permit unterwegs, die Behörden ermitteln jetzt. Eine saftige Geldbuße und eine 10-jährige Sperre fürs Bergsteigen in dem Himalayastaat drohen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Die Begründung der Spanier („Wir sind keine Piraten, wir  haben doch schließlich unser Geld in Nepal gelassen“) finde ich fadenscheinig. Folgt man dieser Argumentation, könnte man weltweit jede Nationalparkgebühr prellen. Nichtsdestotrotz gibt es seit langem einige Baustellen im nepalesischen „Bergmanagement“, die angeblich immer wieder bearbeitet werden, an deren Zustand sich aber nichts ändert.

Verbindungsoffiziere ohne Verbindung

Ama Dablam

Ama Dablam

So ist das bisher praktizierte System der Verbindungsoffiziere extrem reformbedürftig, um nicht zu sagen, es gehört in der aktuellen Form schlicht abgeschafft. „Wenn 15, 16 oder vielleicht 17 Expeditionen am gleichen Berg allesamt für Verbindungsoffiziere Geld hingelegt haben und nicht einer von diesen vor Ort ist, dann wirkt das einfach wie eine Gaunerei und grenzt an Betrug”, ereifert sich der britische Expeditionsleiter Tim Mosedale via Facebook nach seiner Ama-Dablam-Expedition in diesem Herbst. Damit nicht genug, habe seine Verbindungsoffizierin dann auch noch beim De-Briefing im Anschluss an die Expedition mehr Geld verlangt. Erst als er mit einer formellen Beschwerde gedroht habe, so Mosedale, habe sie die nötigen Formulare abgezeichnet. Der Expeditionsleiter war auch deshalb besonders empört, weil aus seinem Team – wie berichtet – Lhakpa Thundu Sherpa durch Eisschlag ums Leben gekommen und ein weiterer Bergsteiger verletzt worden war: „Selbst wenn die Verbindungsoffizierin da gewesen wäre, als wir die komplexe Rettungs- und Bergungsaktion auf die Beine stellten, wäre sie garantiert keine Hilfe gewesen.“ Seit Monaten liegt ein Vorschlag des nepalesischen Bergsteigerverbands NMA auf dem Tisch. „Wir haben der Regierung vorgeschlagen, künftig nur noch einen Verbindungsoffizier pro Berg zu entsenden und nicht mehr 30 bis 40 wie bisher am Everest oder anderen Bergen“, sagte mir kürzlich NMA-Präsident Ang Tshering Sherpa.

Falsche Koordinaten, falsche Namen

Eine weitere große Baustelle ist die Freigabe angeblich oder wirklich noch nicht bestiegener Berge in Nepal. Im Frühjahr 2014 hatte die Regierung in Kathmandu eine Liste mit 104 Bergen veröffentlicht, die nun zur Erstbesteigung freigegeben seien. Es stellte sich heraus, dass die angegebenen Satellitenkoordinaten teilweise fehlerhaft oder ungenau waren. Zudem entpuppte sich etwa die vermeintliche Erstbesteigung eines Sechstausenders im Rolwaling-Tal in diesem Herbst als Wiederholung, weil der Berg zuvor unter einem anderen Namen geführt worden war.

Keine Kontinuität

Berg im Khumbu

Berg im Khumbu

Darüber hinaus gibt es in Nepal noch jede Menge Berge, die noch gar nicht auf den offiziellen Listen als mögliche Ziele für Bergsteiger erfasst wurden. Entdeckst du einen solchen namenlosen Berg für dich und möchtest ihn erstmals besteigen, wird es richtig schwierig. Im Tourismusministerium gibt es dafür kein geregeltes Verfahren, um Permits zu erlangen. Was der eine Sachbearbeiter zugesagt hat, kann der nächste widerrufen. Solche Fälle hat es bereits gegeben. Sie werden sicher auch weiterhin vorkommen, berücksichtigt man, wie häufig in Nepal derzeit die Regierungen wechseln. Das derzeitige Kabinett ist bereits das siebte seit Anfang 2011.
Vor diesem Hintergrund ist auch die Tatsache kaum verwunderlich, dass die überfällige Reform der im so genannten „Tourism Act“ festgeschriebenen Regeln für Expeditionen (die dann natürlich auch für den Mount Everest gelten würden) weiter auf sich warten lässt. Alljährlich wird verkündet, dass die Beratungen begonnen hätten. In der Regel folgt darauf nichts – oder der nächste Regierungswechsel.

Verfahren vereinfachen

Was könnte helfen? In einem ersten Schritt sollte der bürokratische Wust entschlackt werden. Ein expeditionserfahrener österreichischer Bergsteiger, mit dem ich mich über das Problem austauschte, schlug beispielsweise vor, die „Logik umzudrehen“: An die Stelle der Liste von Bergen in Nepal, die bestiegen werden dürfen, könnte eine „Black List“ treten, auf der nur noch die verbotenen Gipfel verzeichnet sind. Alle anderen wären dann freigegeben, und die Permits könnten – wie jetzt – mit nach Gipfelhöhe gestaffelten Preisen erteilt werden. Will man einheitliche und dauerhafte Verfahren, würde es auch durchaus Sinn machen, die NMA damit zu beauftragen, alle Permits für Expeditionen in Nepal auszustellen. Bisher ist sie nur für Expeditionen auf Berge bis 6600 Meter Höhe zuständig. Die höheren Gipfel werden vom Tourismusministerium verwaltet. Mit den beschriebenen Folgen.

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Viel Andrang am König der Achttausender https://blogs.dw.com/abenteuersport/viel-andrang-am-koenig-der-achttausender/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/viel-andrang-am-koenig-der-achttausender/#comments Thu, 16 Jun 2016 10:14:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32957 K 2, von den Einheimischen "Chogori" genannt

K 2, von den Einheimischen „Chogori“ genannt

Wäre ich ein Straßenverkehrsplaner, würde ich sagen: Das riecht nach Stau. Mehr als 100 Bergsteiger aus acht Expeditionen haben sich in diesem Sommer für den K 2 angemeldet, den mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde. Es dürfte also ziemlich voll werden, nicht nur im Basislager zu Füßen des „Königs der Achttausender“, sondern auch am Berg. Allein der nepalesische Veranstalter Seven Summit Treks ist mit 44 (!) Bergsteigern unterwegs.

Absprachen nötig

Serac oberhalb des "Flaschenhalses"

Serac oberhalb des „Flaschenhalses“

Ähnlich wie am Everest werden die Teams nicht umhin kommen, den Berg zu „managen“, sprich ihre Aufstiege zu koordinieren, um an den gefährlichen Engpässen der Route Staus zu vermeiden. Das Unglück 2008 sollte Warnung genug sein. Damals waren innerhalb von zwei Tagen elf Bergsteiger im Gipfelbereich des K 2 ums Leben gekommen, sechs von ihnen starben in Eislawinen. Als eine der Unglücksursachen wurde damals ausgemacht, dass zu viele Bergsteiger gleichzeitig an Schlüsselstellen wie dem „Flaschenhals“ , einer extrem lawinengefährdeten Rinne auf etwa 8300 Meter Höhe, gleichzeitig unterwegs waren. In jener Saison hatten sich „nur“ rund 70 Bergsteiger am K 2 versucht, also deutlich weniger als in diesem Jahr. Bisher erreichten etwa 350 Bergsteiger den Gipfel des K 2, der als einer der schönsten, aber auch anspruchsvollsten und gefährlichsten Achttausender gilt. Rund 80 Bergsteiger ließen am „Chogori“, wie ihn die einheimischen Balti nennen, ihr Leben.

Rekordjahr 2004

Im Basislager

Im Basislager

Gemessen an der Zahl der Gipfelerfolge führt bisher der Sommer 2004 (in dem auch ich das Basislager besuchte) die Rangliste an. Damals jährte sich die Erstbesteigung des K 2, zum 50. Mal. Im Jubiläumsjahr erreichten 51 Bergsteiger erreichten damals den höchsten Punkt. 2014 wurde der Rekord mit 48 Gipfelerfolgen knapp verfehlt. Bemerkenswert war in jener Saison, dass an einem einzigen Tag (26. Juli) 32 Bergsteiger auf dem Gipfel standen. 2015 war wieder einmal ein Jahr ganz ohne Gipfelerfolge am K 2.

Immer mehr Sherpas aus Nepal

Viele der Expeditionen in diesem Sommer werden mit Climbing Sherpas aus Nepal arbeiten. Der Pakistani Muhammad Ali „Sadpara“, Ende Februar einer der Winter-Erstbesteiger des Nanga Parbat, beklagt, die nepalesischen Sherpa hätten „schon jetzt 80 Prozent der Jobs in Pakistan, und bald werden es hundert Prozent sein. Zur gleichen Zeit sitzen viele meiner Freunde zu Hause, essen nichts als Reis und waren auf einen Anruf, der nicht kommen wird.“

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Nummer 12 für „Best Ager“ Soria https://blogs.dw.com/abenteuersport/nummer-12-fuer-best-ager-soria/ Mon, 02 May 2016 10:14:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32511 Annapurna I (l.)

Annapurna I (l.)

Das war ein außergewöhnliches Wochenende an der Annapurna. Am Samstag und Sonntag erreichten nach Angaben der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ insgesamt 30 Bergsteiger den 8091 Meter hohen Gipfel. Das macht immerhin zwölf Prozent der bisher erst rund 250 Annapurna-Besteigungen. Der zehnthöchste Berg der Erde gilt als gefährlichster der 14 Achttausender. 72 Menschen Bergsteiger ließen dort bereits ihr Leben.

Kobuschs erster Achttausender

Zu den 14 ausländischen Bergsteigern, die am Wochenende am höchsten Punkt standen, gehörte auch der Deutsche Jost Kobusch. Für den 23-Jährigen war es der erste Gipfelerfolg an einem Achttausender. Kobusch hatte im vergangenen Jahr weltweit Schlagzeilen gemacht: mit seinem Video der Lawine, die nach dem Erdbeben das Everest-Basislager getroffen und 19 Menschen getötet hatte. Im Vergleich zu dem jungen Deutschen ist der Spanier Carlos Soria, der am Wochenende ebenfalls die Annapurna bestieg, gleich in doppelter Hinsicht ein „alter Hase“: Für ihn war es der Achttausener Nummer zwölf – und Carlos hat stolze 77 Jahre auf dem Buckel. Er ist einfach nicht zu bremsen.

Carlos Soria

Carlos Soria

Fit wie ein Turnschuh

Soria war ein Spätzünder an den Achttausendern. Seinen ersten, den Nanga Parbat, bestieg er mit 51 Jahren – und so richtig los legte er erst in einem Alter, in dem sich viele zur Ruhe setzen. Carlos hält die Altersrekorde am K 2 (65 Jahre), Broad Peak (68), Makalu (69, damals stieg er solo und ohne Flaschensauerstoff auf), Gasherbrum I (70), Manaslu (71), Lhotse (72), Kangchendzönga (75) – und jetzt auch an der Annapurna (77). Theoretisch könnte sich Soria jetzt, bestens akklimatisiert, auch noch am Dhaulagiri versuchen. Der 8167 Meter hohe Berg liegt nur rund 25 Kilometer Luftlinie von der Annapurna entfernt. Außerdem fehlt nur noch die Shishapangma in der Achttausender-Liste des „Best Agers“ unter den Bergsteigern. Sollte er auch noch diese beiden letzten Aufgaben erledigen, wäre er der mit Abstand älteste Mensch, der auf allen 14 Achttausendern stand. Bisher hält diesen „Rekord“ der Pole Piotr Pustelnik, der 2010 als 58-Jähriger seinen letzten Achttausender bestieg.

Update 17. Mai: Carlos Soria hat seinen Versuch am Dhaulagiri abgebrochen und das Projekt auf 2017 vertagt. Carlos wurde auf Twitter mit den Worten zitiert: „Die Verhältnisse (am Berg) sind sehr kompliziert.“

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Zehn populäre Everest-Irrtümer https://blogs.dw.com/abenteuersport/zehn-populaere-everest-irrtuemer/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/zehn-populaere-everest-irrtuemer/#comments Tue, 12 Apr 2016 22:27:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32353 Mount Everest

Mount Everest

Die Everest-Saison nimmt Fahrt auf. Das Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest füllt sich. Nach Angaben der Regierung in Kathmandu haben sich 279 Bergsteiger aus 38 Ländern für den höchsten Berg der Erde angemeldet. Die Icefall Doctors haben inzwischen die Route bis hinauf nach Lager 2 auf 6400 Metern vorbereitet. Auch die Teams, die den Everest von der tibetischen Nordseite aus besteigen wollen, haben inzwischen ihre Permits von den chinesischen Behörden erhalten. Dort kann es also ebenfalls losgehen. Bevor auch die mediale Everest-Saison beginnt, möchte ich mit ein paar immer wieder auftauchenden Irrtümern aufräumen.

1) Der Everest ist ein gefahrloser Berg.

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Die technischen Schwierigkeiten auf den beiden Normalrouten mögen sich in Grenzen halten, da sowohl der Weg über den Südostgrat als auch jener über den Nordostgrat inzwischen bis zum Gipfel mit Fixseilen gesichert werden. Doch ein gefahrloser Berg ist der Everest darum nicht. Schließlich ist er 8850 Meter hoch, der Sauerstoff wird dort nur noch mit einem Drittel des Drucks in die Lungen gepresst wie auf Meereshöhe. Auch eine Besteigung mit Atemmaske ist kein Pappenstiel. Selbst wenn es wirklich so sein sollte, dass der Everest mit Flaschensauerstoff zu einem Sechstausender degradiert wird, will auch ein solcher erst einmal bestiegen sein. Der Klimawandel hat zudem die objektiven Gefahren verstärkt. Teile der Route, die früher fast immer verschneit waren, sind jetzt häufig schnee- und eisfrei. In der Lhotse-Flanke kommt es zu Steinschlag. Auch die Lawinengefahr hat zugenommen, nicht nur im Khumbu-Eisbruch.

2) Der Everest ist ein Killerberg.

Das Gegenteil zu 1) ist genauso falsch. Auch wenn es in den beiden letzten Jahren keine Gipfelerfolge von der Südseite aus gab, aber zwei schwere Lawinenunglücke mit insgesamt 35 Toten, ist der Mount Everest nach wie vor bei weitem nicht der gefährlichste Achttausender. Zwar starben bisher rund 280 Menschen am höchsten Berg der Erde, dem stehen aber über 7000 Besteigungen gegenüber. Mit diesem Verhältnis gehört der Everest eher in die Kategorie der sicheren als jener der extrem gefährlichen Achttausender. Die meisten Todesfälle pro Besteigungen verzeichnet die Annapurna, dahinter liegt der K 2.

3) Der Everest ist kein Berg mehr für Top-Bergsteiger.

Everest-Nordwand

Everest-Nordwand

20 Routen wurden bisher am Everest geklettert, dazu noch einige Variationen dieser Wege. Das bedeutet jedoch nicht, dass es an weiteren Möglichkeiten fehlt. So führen durch die Kangchung-Wand bisher gerade einmal zwei Routen, in den letzten Jahren war die Everest-Ostwand fast immer verwaist. Auch in der Nord- und in der Südwestwand gibt es sicher noch denkbare neue Wege Richtung Gipfel. Ganz zu schweigen von der ultimativen Herausforderung, der „Hufeisen-Route“: den Westgrat des Nuptse hinauf, dann über den Lhotse, auf den Everest und über dessen Westgrat zurück zum Ausgangspunkt.

4) Der Everest ist eine Müllhalde.

Müll am Südsattel

Müll am Südsattel

Es gibt bereits seit Jahrzehnten Müll-Vorschriften für Everest-Expeditionen. Die Bergsteiger sind verpflichtet, ihren Bio-Abfall zu vergraben oder verbrennen. Wiederverwertbares Material wie Plastik oder Glas muss ebenso nach Kathmandu zurückgebracht werden wie verbrauchte Sauerstoffflaschen oder leere Batterien. Wer gegen die Auflagen verstößt, riskiert, seine Umweltkaution in Höhe von 4000 US-Dollar nicht zurückzuerhalten. Mehrere Öko-Expeditionen haben dafür gesorgt, dass tonnenweise Altmüll aus der Zeit, als sich Bergsteiger noch wenig Gedanken über Umweltschutz machten, vom Berg gebracht wurde. Viele Alpengipfel sind eher Müllkippen als der Mount Everest.

5) Der Everest ist übersät mit Leichen.

Es stimmt, dass sich Everest-Gipfelaspiranten mental darauf einstellen sollten, an Leichen verstorbener Bergsteiger vorbeizusteigen. Doch es nicht so, dass der Weg mit „Toten gepflastert“ ist, wie Berichte immer wieder suggerieren. Viele der Toten, die an Erschöpfung starben, wurden von anderen Bergsteigern in Gletscherspalten „beigesetzt“ oder die Everest-Wände hinunterbefördert, manchmal besorgte auch ein Sturm diese Arbeit.

6) Die Moral der Everest-Sherpas ist verlorengegangen.

Viel Verkehr in der Lhotse-Flanke

Viel Verkehr in der Lhotse-Flanke

Es ist wie überall: Wo viele Menschen unterwegs sind, finden sich auch schwarze Schafe. So gab es 2013 die tätlichen Angriffe von Sherpas gegen Simone Moro, Ueli Steck und Jonathan Griffith im Hochlager und ein Jahr später Gewaltdrohungen gegen Bergsteiger, die sich nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch nicht mit einem Abbruch der Saison einverstanden erklären wollten. Aber daraus zu schließen, dass nun alle Sherpas zur Gewalt neigen oder ihren Job nicht mehr richtig machen, ist unredlich. Immer mehr Sherpas erwerben internationale Bergführer-Zertifikate. Der nepalesische Bergsteigerverband NMA bildet regelmäßig einheimische Kletterer aus. Zweifellos treten die jungen, gut ausgebildeten Sherpa-Bergsteiger inzwischen selbstbewusster auf. Sie sind sich ihrer Fähigkeiten bewusst und wollen auch als vollwertige Kletterer behandelt werden – und nicht wie Lakaien.

7) Der Everest sollte gesperrt werden.

Wem würde das nutzen? Vielleicht den Verfechtern einer vor allem westlich geprägten Bergsteigerphilosophie, aber bestimmt nicht den Menschen im Khumbu, die an der Nabelschnur des Everest-Tourismus hängen: Einheimische Bergführer, Climbing Sherpas, Köche und Küchenhelfer im Basislager, Basislager-Personal, Träger, Besitzer von Lodges und Läden auf dem Weg zum Everest, Bauern und die Familien aller. Die westlichen Kritiker sollten sich fragen, ob sie mit denselben Argumenten, die sie vorbringen, nicht auch den Mont Blanc in den Alpen oder den Denali in Alaska sperren müssten.

8) Die Regierung wird es schon regeln.

Wenn man eines aus den vergangenen Jahren am Everest lernen kann, dann dies: Die Regierung Nepals redet mehr, als dass sie handelt. Politiker des zuständigen Tourismusministeriums legen immer wieder neue Vorschläge für Everest-Regeln auf den Tisch, um sich ins Gespräch zu bringen. Umgesetzt wird davon so gut wie nichts. Selbst für eine einfache Entscheidung wie jene, die Permits nach den Unglücken der letzten beiden Jahre zu verlängern, brauchten die Verantwortlichen in Kathmandu jeweils fast ein Jahr. Reformen scheitern wahrscheinlich auch daran, dass die Regierung am Everest selbst kräftig mitverdient. Wohin das Geld aus dem Verkauf der Permits, immerhin 11.000 Dollar je Bergsteiger, genau fließt, bleibt im Dunkeln.

9) Die Bergsteiger können den Everest alleine „verwalten“.

Everest-Basislager

Everest-Basislager

Auch dagegen spricht das Geschäft, das mit dem Everest gemacht wird. Am Ende des Tages will jeder Unternehmer schwarze Zahlen schreiben. Je mehr Kunden er auf den Gipfel bringt, desto besser wird sein Ruf, und damit steigt voraussichtlich auch sein Gewinn im Folgejahr. Das führt sicher bei dem einen oder anderen Expeditionsleiter zu Egoismus am Berg, nach dem Motto: Was interessieren mich die anderen Gruppen? Nötig wäre jedoch, das Geschehen am Berg zu „managen“, um zu verhindern, dass alle am selben Tag aufsteigen und es deshalb zu Staus an den Schlüsselstellen kommt. Es könnte funktionieren, doch auch unter den Expeditionsleitern gibt es immer wieder schwarze Schafe.

10) Man sollte nicht mehr über den Everest berichten.

Der Mount Everest ist der höchste Berg der Erde. Deshalb wird es immer Bergsteiger geben, die hinauf wollen. Und die Menschen werden sich wohl auch immer für den Everest interessieren. Deshalb sollte auch weiterhin über das Geschehen dort berichtet werden ohne zu beschönigen, aber auch ohne zu verteufeln. Am Everest gilt wie überall auf der Welt: Man löst keine Probleme, indem man sie verschweigt.

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