Kathmandu – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Ralf Dujmovits: „Everest ad acta gelegt“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ralf-dujmovits-everest-ad-acta-gelegt/ Wed, 21 Mar 2018 19:23:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39989

Begeisterter Empfang für Ralf Dujmovits (r.)

Eine gemeinsame Woche Nepal liegt hinter Ralf Dujmovits und mir. Wie berichtet, weihten wir in Thulosirubari, einem kleinen Bergdorf rund 70 Kilometer östlich von Kathmandu, die ersten beiden Gebäudeteile der neuen Schule ein, die dank unseres Hilfsprojekts „School up!“ gebaut werden konnten. Und  wir legten den Grundstein für die zweite Bauphase. In Kathmandu führte ich einige Interviews – die mit den Expeditionsveranstaltern Arnold Coster und Mingma Gyalje Sherpa konntet ihr schon lesen, weitere folgen in Kürze. Ralf nutzte die Zeit, um alte Bekannte zu treffen und einige seiner Lieblingsorte in der Hauptstadt zu besuchen. Der 56-Jährige ist nach wie vor der einzige deutsche Bergsteiger, der alle 14 Achttausender bestiegen hat. Lediglich am Mount Everest griff er im Herbst 1992 zu Flaschensauerstoff. Siebenmal versuchte er hinterher, auch den höchsten Berg der Erde ohne Atemmaske zu besteigen, siebenmal scheiterte er – zuletzt im Frühjahr 2017 auf 8580 Metern auf der tibetischen Nordseite des Bergs.

Ralf, wir sind jetzt hier in Kathmandu, nicht weit weg vom Mount Everest, etwa 160 Kilometer Luftlinie. Juckt es dich da nicht doch ein bisschen?

Nein, im Moment gar nicht. Ich habe für mich diese Geschichte abgeschlossen. Ich beschäftige mich natürlich noch mit dem, was am Everest vor sich geht. Das ist nach wie vor sehr spannend. Aber für mich selbst habe ich die Sache ad acta gelegt.

Dujmovits: Habe Everest ad acta gelegt

Ralf am Everest

Du hast das Geschehen am Everest über Jahrzehnte verfolgt und auch miterlebt. Wie beurteilst du die Entwicklung der letzten Jahre?

Es scheint so, als kämen immer noch mehr Leute zum Everest. Ich hatte nach dem schweren Lawinenunglück 2014 im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten eigentlich erwartet, dass sich die Zahl reduziert. Dass die Leute die Gefahren vor allem auf der Südseite sehen, vor allem jene, dass es immer mehr Bergsteiger gibt, die sich dort oben gewissermaßen zu Tode stauen. Aber anscheinend passiert das Gegenteil. Die Agenturen sprechen von guten Buchungszahlen. Vor allem die nepalischen Agenturen sind sehr aktiv. Ich glaube, es gibt eher mehr Betrieb als jemals zuvor.

Hat das noch etwas mit Bergsteigen zu tun, was am Everest abgeht?

Das Bergsteigen bleibt natürlich etwas auf der Strecke, wenn so viele gleichzeitig an den Fixseilen nach oben zu steigen versuchen. Jeder sieht Bergsteigen anders. Es mag sein, dass der eine oder andere auch den Aufstieg mit 30 oder 40 anderen innerhalb von 50 Metern Fixseil als spannend empfindet. Meine Art wäre es nicht. Aber ich glaube, das muss man jedem selbst überlassen. Und solange die Regularien, die Zahl der Bergsteiger einzuschränken, nicht wirklich greifen, sogar eigentlich überhaupt nicht vorhanden sind,  wird sich die Situation auch nicht ändern.

Dujmovits: Meine Art wäre es nicht

Menschenschlange am Everest (2012)

Die Diskussion darüber wird seit Jahren geführt, um nicht zu sagen seit Jahrzehnten. Glaubst du, dass es jemals Regeln gibt, die dafür sorgen werden, dass am Everest weniger los ist?

Ich bin sehr skeptisch, weil die Regierung Nepals das Problem zu wenig ernst nimmt. Es geht vor allem ums Geld. Die Regeln, die zuletzt aufkamen, dass man versuchte, Menschen mit Behinderung auszuschließen,  waren zum einen völlig daneben. Zum anderen musste die Regierung diese Regelung später zurücknehmen. Das war wirklich kein Weg, eine Lösung zu finden. Ich glaube, es geht nur darüber, genau nachzufragen und es sich auch belegen lassen, ob die Leute schon auf einem Siebentausender oder möglichst sogar auf einem anderen Achttausender waren, bevor sie zum Everest kommen. Ich denke, nur darüber ließe sich die Zahl reduzieren. Solange aber einige nepalische Agenturen jeden mitnehmen, der das nötige Kleingeld hat, wird sich die Situation nicht ändern.

Es fällt auf, dass in den letzten Jahren die Kangchung-Seite des Everest, also die Ostflanke des Bergs,  total verwaist war, und dass auch die Versuche in der Nord- oder der Südwestwand an einer Hand abzuzählen waren. Man hat fast das Gefühl, als würden die Topbergsteiger einen Bogen um den Everest machen.

Es ist fast schon verpönt, am Everest als so genannter „richtiger“ Bergsteiger unterwegs zu sein. Die eher moderneren Ziele sind unbestiegene, schwierige Sechstausender und anspruchsvolle Routen an Siebentausendern. In Pakistan gibt es noch zehn unbestiegene Siebentausender. Ich glaube, dort werden auch die jüngeren, ambitionierten Bergsteiger ihre Ziele finden.

2014 im Everest-Hochlager

Kann man am Everest überhaupt von einer garantierten Sicherheit sprechen, wenn so viele Menschen auf einer Route aufsteigen, selbst wenn man dort zwei parallele Spuren legt?

Eine garantierte Sicherheit gab es noch nie. Aber auch das, was in den Prospekten als „99 Prozent Sicherheit“ verkauft wird, haut nicht hin, wenn so viele Leute gleichzeitig unterwegs sind. Es gibt einige Engpässe am Everest,  z.B. das „Gelbe Band“ (auf 7500 Metern unterhalb des Südsattels) oder der ausgesetzte Gipfelgrat. Dort werden sich auch weiterhin Staus bilden. Diese bleiben eine große Gefahr bei Wetterumstürzen, die nie auszuschließen sind.

Dujmovits: Staus bleiben große Gefahr

Denkst du, dass viele auch aus Sicherheitsgründen auf die Nordseite des Everest wechseln?

Die Tendenz, dass es auf der tibetischen Nordseite voller wird, ist abzusehen.  Einige große Veranstalter sind dorthin gewechselt. Kari Kobler ist schon lange drüben und macht dort wirklich eine sehr gute Arbeit. Die Chinesen nehmen ihren Job sehr ernst, sowohl als Organisator des Basislagers als auch hinsichtlich der Infrastruktur am Berg. Auf der Nordseite werden auch die Regularien ernster genommen. Es geht nicht nur ums Geld, sondern auch um die Sicherheit der Bergsteiger. Von daher kann ich den Leuten aktuell nur raten: Geht auf die Nordseite!

Dujmovits: Geht auf die Nordseite!

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Coster: „Zu viel los im Khumbu-Eisbruch“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/coster-zu-viel-los-im-khumbu-eisbruch/ Thu, 15 Mar 2018 19:00:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39915

Arnold Coster

Die Everest-Frühjahrssaison ist eingeläutet. An diesem Samstag werden acht so genannte „Icefall Doctors“ im Basislager auf der nepalesischen Südseite des höchsten Bergs der Erde eine Puja feiern, eine buddhistische Zeremonie, mit der die Götter um ihren Segen gebeten werden. Ab kommender Woche werden die für diese Aufgabe spezialisierten Sherpas dann die diesjährige Route durch den Khumbu-Eisfall vorbereiten. Anfang April werden die ersten kommerziellen Teams im Basislager erwartet. „Ich bin gespannt, wie voll es in diesem Jahr auf der Südseite sein wird, nachdem die Zahlen zuletzt alljährlich kontinuierlich gestiegen sind“, sagt mir Arnold Coster, als ich ihn heute in Kathmandu treffe. „Ich frage mich auch, wie viele Bergsteiger wirklich auf die tibetische Seite wechseln.“

Nur ein neuer Anbieter in Tibet

Tibetische Nordseite des Mount Everest

In Wahrheit sei nur der Veranstalter Altitude Junkies des Briten Phil Crampton dazugekommen, sagt Arnold: „Ansonsten sind es die normalen Anbieter auf der Nordseite, mich eingeschlossen, nur mit größeren Gruppen als bisher.“ Der 41 Jahre alte Niederländer wird ein international gemischtes Team aus zwölf Kunden leiten. Auch im vergangenen Jahr war Arnold bereits auf der tibetischen Nordseite. „Der Hauptgrund ist, dass mir im Khumbu-Eisbruch auf der Südseite einfach zu viel los ist. Da gibt es zu viele Leute, die zu langsam unterwegs sind, und damit gerätst du allzu leicht in einen Stau.“ Zudem seien die objektiven Gefahren auf der Nordseite deutlich geringer. Nach starkem Schneefall bestehe lediglich, wenn überhaupt, auf dem Weg zum 7000 Meter hohen Nordsattel Lawinengefahr, sagt Coster. Auf der Südseite dagegen sei die Lawinengefahr deutlich höher. Im Khumbu-Eisbruch sei sie ständig vorhanden, doch auch im darüber gelegenen Western Cwm, dem „Tal des Schweigens“, oder auch in der Lhotse-Flanke.

Dreimal auf dem Gipfel

Arnold auf Expedition

Seit 2004 lebt Coster in Nepal. Er ist mit Maya Sherpa verheiratet, einer der bekanntesten Bergsteigerinnen des Landes (mein Interview mit ihr folgt später). Sie haben zusammen eine sieben Jahre alte Tochter. Arnold wird in diesem Jahr zum 15. Mal eine Everest-Expedition leiten. Dreimal stand er bisher auf dem Gipfel auf 8850 Metern, so oft wie kein anderer Bergsteiger aus den Niederlanden. „Mein Job ist es, mich um meine Leute zu kümmern, nicht, selbst zum höchsten Punkt aufzusteigen“, sagt Arnold und verweist darauf, dass er bereits achtmal auf dem 8749 Meter hohen Everest-Südgipfel gewesen sei. „Sehr oft klettere ich mit meiner Gruppe los, drehe dann aber mit jemand um, der Hilfe braucht.“ 2016 kam jedoch für zwei seiner Kunden jede Hilfe zu spät. Innerhalb von 24 Stunden starben ein Niederländer, mit dem Coster befreundet war, und eine Australierin – und das, obwohl beide nach dem Gipfelversuch den Südsattel erreicht hatten. In den sozialen Netzwerken wurde Arnold hinterher beschuldigt, die Familien der Verstorbenen nicht rechtzeitig informiert zu haben.

Verbindungsoffizier gab sensible Information weiter

Im Khumbu-Eisbruch

„Das entsprach nicht der Wahrheit. Ich hatte vom Berg aus den Ansprechpartner für Notfälle informiert. Diese Information wurde nicht direkt an die Familien und Freunde weitergeleitet. Für diesen Fehler hat man mich dann zu Unrecht verantwortlich gemacht“, sagt Coster. „Dabei musste ich mich doch am Berg um die Rettung anderer Teammitglieder und die Bergung der Opfer kümmern.“ Dafür, dass die Familien den Tod ihrer Angehörigen aus dem Internet erfahren hätten, sei der Verbindungsoffizier im Basislager verantwortlich gewesen, so Arnold. Der habe nichts Besseres zu tun gehabt, als interne Informationen aus dem Funkverkehr in einem Zeitungsinterview preiszugeben.

Ziemlich dumm“

Von den neuen Bergsteiger-Regeln für Expeditionen in Nepal hält Coster nichts. Die Regierung hatte – wie berichtet – beschlossen, keine Permits mehr an doppelt Beinamputierte sowie Blinde zu vergeben sowie Solo-Aufstiege zu verbieten. Das Oberste Gericht Nepals hob inzwischen das Permit-Verbot für Behinderte wieder auf. Die Regeln seien „ziemlich dumm“, sagt Arnold, „weil diese Leute nicht die Probleme am Everest verursachen. Das große Problem auf der Südseite sind die unerfahrenen Leute.“ Viel mehr Sinn würde es etwa machen, wenn man den Everest-Anwärtern vorschreibe, zuvor mindestens einen Siebentausender in Nepal bestiegen zu haben, findet Coster: „Das könnte man gut kontrollieren, weil das (Tourismus-) Ministerium diese Besteigungen erfasst. Und zusätzlich bliebe der Bergtourismus als eine der wichtigsten Einnahmequellen Nepals erhalten.“

Dass solche Vorschläge ständig im Sande verliefen, liege daran, dass seit dem Ende der Monarchie in Nepal im Jahr 2008 im Schnitt alle sechs bis acht Monate die Regierung gewechselt habe. „Die Menschen hier hoffen – und ich hoffe es auch –, dass die neue Regierung endlich einmal über die volle Zeit im Amt bleibt. Eigentlich ist es sogar egal, um wen es sich handelt“, sagt Coster. „Wenn die Leute bleiben, kann man auch Pläne umsetzen. Aber wie soll das funktionieren, wenn ständig die Verantwortlichen wechseln?“

Neuerdings autofreie Zone im Touristenviertel Thames

P.S. Ihr fragt euch vielleicht, warum ich derzeit Nepal besuche. Morgen werden in Thulosirubari, 70 Kilometer östlich von Kathmandu, die ersten beiden Gebäudeteile der neuen Schule eingeweiht, die durch eure Spenden für unser Hilfsprojekt „School up!“ gebaut werden konnten. Zudem legen der deutsche Bergsteiger Ralf Dujmovits und ich den Grundstein für den zweiten Bauabschnitt. Anschließend werde ich über die Feier in dem kleinen Bergdorf berichten. Nebenher nutze ich die Gelegenheit, um in der Hauptstadt einige Interviews zur bevorstehenden Klettersaison zu führen. Die werde ich nach und nach im Blog veröffentlichen.

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Txikons letzter Gipfelversuch am Everest läuft https://blogs.dw.com/abenteuersport/txikons-letzter-gipfelversuch-am-everest-laeuft/ Tue, 07 Mar 2017 09:16:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35275

Alex Txikon am Everest

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Eine weitere Sturmfront nähert sich dem Mount Everest. Die Meteorologen erwarten, dass das kleine Wetterfenster mit relativ guten Bedingungen in der Gipfelregion nur bis Mittwoch offen bleiben und sich anschließend für längere Zeit schließen wird. Alex Txikon, der den Everest im Winter ohne Flaschensauerstoff besteigen will, muss also Gas geben. In zwei Wochen endet ohnehin der meteorologische Winter. Am Montag stieg der 35 Jahre alte Baske mit seinem fünf Mann starken Sherpa-Team hinauf nach Lager zwei auf 6400 Metern. Heute wollen Txikon und die Sherpas Nuri,  Gesman, Temba, Sanu und Pasang Nurbu den Südsattel auf 7950 Metern erreichen. Alle Sherpas nutzen Flaschensauerstoff. Am Südsattel war vor drei Wochen Txikons erster Gipfelversuch im Sturm gescheitert. „Wir hoffen, am Mittwoch den Gipfel zu erreichen“, sagte Alex.

Zweierteam auf der letzten Etappe

Wenig Gepäck

Leicht und schnell, das ist Txikons Taktik. Er ist nur mit leichtem Gepäck unterwegs. Beim ersten Versuch hatte das Team Schlafsäcke in Lager 2 und am Südsattel deponiert. „Obwohl ich kein Spezialist in dieser Art des Kletterns bin, sind wir mit der Route bestens vertraut“, sagt Alex. Er  will nur mit Nuri zum höchsten Punkt aufsteigen, die anderen Sherpas sollen am Südsattel warten Txikon warnt allerdings vor zu hohen Erwartungen. „Mir ist bewusst, dass die Chance sehr klein ist, weil uns das Wetter nicht hilft.“ Beim Aufstieg nach Lager 2 wehte der Wind noch heftig. „Zeitweise blies er uns mit Geschwindigkeiten von bis zu 60 Stundenkilometern ins Gesicht, sodass wir kaum weitergehen konnten“, sagt Alex.

Energieschub durch Messner

Alex mit seinem Vorbild Reinhold Messner (l.)

Unmittelbar vor seinem Aufbruch am Montag hatte Txikon im Basislager noch unerwarteten Besuch erhalten: Everest-Legende Reinhold Messner schaute kurz vorbei. Der 72-Jährige hält sich für Filmarbeiten im Khumbu-Gebiet auf. Messner hatte 1978 – gemeinsam mit Peter Habeler – den Everest erstmals ohne Atemmaske bestiegen. 1980 gelang dem Südtiroler die erste Solobesteigung des Bergs, wieder ohne Flaschensauerstoff. „Die Unterstützung, die er uns gegeben hat, ist unbeschreiblich“, schwärmte Alex. „Ein Energieschub aus der Hand des Größten.“ Den konnte er auch brauchen. Die achttägige Unterbrechung der Expedition hatte den Basken aus dem Rhythmus gebracht. Zudem kehrte er mit einem fast komplett ausgetauschten Sherpa-Team zurück. Nur Nuri Sherpa blieb von der Ursprungsbesatzung übrig. Die anderen Sherpas blieben in Kathmandu zurück, um sich für die kommerzielle Frühjahrssaison am Everest zu erholen. Sie beginnt in wenigen Wochen.

 

 

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Himalaya-Chronik 2.0 https://blogs.dw.com/abenteuersport/himalaya-chronik-2-0/ Thu, 02 Mar 2017 08:08:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35199

Everest, Lhotse, Makalu (v.l.n.r.)

Es ist die alte Straße, aber wegen des gestiegenen Verkehrs wird jetzt auch der (digitale) Seitenstreifen mit genutzt. Expeditionsteams, die sich auf den Weg nach Nepal machen, können sich ab sofort bei der Himalayan Database, der von der legendären Elizabeth Hawley gegründeten Bergsteiger-Chronik, vor dem Start des Unternehmens nun auch online registrieren, z.B. via Facebook. „Wir werden weiterhin so viele Teams in Kathmandu treffen, wie wir können. Jedoch ist es in den letzten Jahren fast unmöglich geworden, alle persönlich zu interviewen“, begründet Billi Bierling das neue Verfahren.

Letzte Instanz: Miss Hawley

Miss Hawley in ihrem Haus in Kathmandu (2016)

Die deutsche Bergsteigerin und Journalistin ist mit dem Nepalesen Jeevan Shrestha, dem US-Amerikaner Richard Salisbury und dem Franzosen Rodolphe Popier für die Interviews der Himalayan Database zuständig. Die inzwischen 93 Jahre alte Miss Hawley hat sich zurückgezogen. Anfang der 1960er Jahre hatte sich die Journalistin aus den USA in Kathmandu niedergelassen und damit begonnen, das Bergsteigen an den höchsten Bergen der Welt zu dokumentieren. Jahrzehntelang fuhr sie mit ihrem blauen VW-Käfer, Baujahr 1963, vor den Hotels vor und befragte die Expeditionsteams. Ihre Chronik wurde zur Messlatte der Szene: Erst wenn Miss Hawley einen Gipfelerfolg bestätigte, galt die Expedition auch wirklich als geglückt. Manchen Gipfel-Schwindler konnte die unerbittlich nachfragende Journalistin enttarnen.

Effizienter arbeiten

Billi Bierling

Seit Beginn des kommerziellen Bergsteigens in den 1990er Jahren ist die Zahl der Expeditionsbergsteiger in Nepal jedoch geradezu explodiert. Die Zeiten, in denen Miss Hawley noch so gut wie jeden Himalaya-Bergsteiger persönlich kannte bzw. kennen konnte, sind vorbei. Die Online-Registrierung solle dabei helfen, „ein wenig effizienter zu arbeiten“, sagt Billi Bierling. „Wir haben nicht vor, die Himalayan Database unpersönlich zu machen.“ Für viele, so die 49-Jährige, gehörten die Interviews inzwischen ja zu einer Expedition in Nepal dazu. „Auch wenn ich natürlich nicht Miss Hawley bin und manche Leute manchmal enttäuscht sind, wenn sie die Dame nicht persönlich kennenlernen können – was ich vollkommen verstehen kann.“

Keine Schiedsrichter oder Detektive

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Nach den Expeditionen versucht das Quartett der Interviewer weiterhin, so viele Bergsteiger wie nur möglich zu befragen. Wer ihnen durch die Lappen geht, hat die Möglichkeit, nachträglich einen Online-Fragebogen auszufüllen. Sinkt damit nicht die Chance, Lügner zu überführen? „Die Zahl der Schwindler ist im Vergleich zu den Leuten, die ehrlich sind, noch sehr gering“, antwortet Billi Bierling. „Und es heißt ja nicht, dass wir alle Schwindler entlarven, auch wenn wir sie persönlich treffen.“ So sei der Everest-Schwindel des indischen Ehepaars im Frühjahr 2016 trotz Interviews zunächst nicht aufgefallen. „Hätte der eigentliche Besitzer der getürkten Gipfel-Bilder nicht darauf aufmerksam gemacht, wäre diese Lüge wohl auch in der Datenbank gelandet“, räumt Billi ein. „Wir arbeiten nach wir vor auf Vertrauen, denn wir sind keine Schiedsrichter oder Detektive – das würde ich mir auch niemals anmaßen. Wir werden natürlich alles dafür tun, Miss Hawleys Himalayan Database so gut und präzise weiterzuführen, wie es geht. Aber wenn uns jemand wirklich anlügen will, dann tut er das. Wenn wir Glück haben, weisen uns andere Bergsteiger, die zur gleichen Zeit am Berg waren, darauf hin.“

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Route durch den Khumbu-Eisbruch steht https://blogs.dw.com/abenteuersport/route-durch-den-khumbu-eisbruch-steht/ Wed, 01 Mar 2017 10:42:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35185

Viel Arbeit im Khumbu-Eisbruch

Es ist erneut angerichtet am Mount Everest. Drei Tage lang haben der Baske Alex Txikon, sechs Sherpas und zwei „Icefall Doctors“ gearbeitet, um die Route durch den Khumbu-Eisbruch hinauf nach Lager 1 auf gut 6000 Metern wieder instandzusetzen. 60 Prozent der Route hätten neu angelegt werden müssen, weil die harten Wetterbedingungen der vergangenen beiden Wochen ihre Spuren in dem Eislabyrith hinterlassen hätten, teilte das Team des 35 Jahre alten Spaniers mit. „Das waren harte Tage, um die Route wieder auszubessern“, bilanzierte Alex auf Facebook. Nach einem Ruhetag heute wollen Txikon und Co. am morgigen Donnerstag nach Lager 2 auf 6400 Metern aufsteigen.

Zeit, auf die Zähne zu beißen

Alex Txikon

„Mir ist bewusst, dass mit jedem Aufstieg meine Kraftreserven abnehmen und damit auch die Chance, den Gipfel zu erreichen“, schreibt Alex in seinem Blog. „Aber ich bin ein bisschen stur. Und ich mag es zu klettern und dagegen anzukämpfen. Es ist Zeit auf die Zähne zu beißen.“

Txikon hatte – wie berichtet – seinen Winterversuch unfreiwillig unterbrechen müssen, weil der nepalesische Expeditionsveranstalter Seven Summit Treks das gesamte Team nach dem gescheiterten ersten Gipfelversuch nach Kathmandu zurückbeordert hatte. Am Samstag war Alex mit dem Hubschrauber ins Everest-Basislager zurückgekehrt.

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Expeditionsrhythmusstörung https://blogs.dw.com/abenteuersport/expeditionsrhythmusstoerung/ Thu, 16 Feb 2017 17:34:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35105

Alex Txikon im Everest-Basislager

Auch Expeditionen können aus dem Rhythmus geraten. Etwa wenn eine lange Schlechtwetterperiode alle Pläne durchkreuzt oder wenn unvorhersehbare Dinge geschehen wie Krankheiten oder Verletzungen. Alex Txikons Everest-Winterexpedition ist jedoch aus einem anderen Grund ins Stottern geraten. Nach dem gescheiterten ersten Gipfelversuch ordnete die nepalesische Agentur Seven Summits Treks, mit der Txikon zusammenarbeitet, gestern überraschend an, sofort das Basislager abzubrechen und zurückzukehren. Diese Entscheidung sei „einseitig“ gewesen, teilte das Team des 35 Jahre alten Basken mit. Alex wurde mit den Worten zitiert: „Ich will den Everest nicht verlassen.“

Chhepal Sherpa verletzt

Bereits nach der Rückkehr ins Basislager hatte Txikon verkündet, dass für ihn die Expedition noch nicht vorbei sei. Heftiger Sturm hatte das Team beim Gipfelversuch am 7950 Meter hohen Südsattel zurückgeschlagen. Beim Abstieg waren die Bergsteiger in der Lhotse-Flanke in eine Lawine geraten. Chhepal Sherpa war so schwer am Kopf verletzt worden, dass für ihn die Expedition definitiv beendet war. Dass das gesamte Team nach Kathmandu zurückfliegen sollte, war so allerdings nicht geplant. Doch genau das geschah auf Anweisung der nepalesischen Agentur.

Wieder im Spiel“

In der nepalesischen Hauptstadt setzen sich alle Beteiligten heute an einen Tisch. Txikon habe seinen festen Willen kundgetan, die Expedition um jeden Preis fortzusetzen. „Ich bin wieder im Spiel“, ließ Alex hinterher mitteilen. Nach einigen Tagen der Erholung in Kathmandu werde er mit Norbu Sherpa, Nuri Sherpa, Phurba Sherpa and Pemba Sherpa ins Basislager zurückkehren, um erneut aufzusteigen – „mit noch größerem inneren Antrieb, den Gipfel im Winter zu erreichen und selbstverständlich auch mit meiner ursprünglichen Idee, auf künstlichen Sauerstoff zu verzichten.“ Bei den bisherigen Aufstiegen hatten nur die Sherpas, die Alex begleiteten, Atemmasken getragen.

Die mehr oder weniger erzwungenen Tage im rund 1400 Meter hoch gelegenen Kathmandu dürften die erfolgte Akklimatisierung zwar nicht zunichte machen, ideal aber ist der Aufenthalt 4000 Meter niedriger als im Basislager sicher nicht. Ganz zu schweigen von der Expeditionsrhythmusstörung.

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Dawa Steven Sherpa: „Es gibt eine Menge Druck“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dawa-steven-sherpa-es-gibt-eine-menge-druck/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dawa-steven-sherpa-es-gibt-eine-menge-druck/#comments Wed, 30 Mar 2016 08:38:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32225 Dawa Steven Sherpa

Dawa Steven Sherpa

Eine 15 Meter hohe Kletterwand mitten im wuseligen Touristenviertel Thamel in Kathmandu, wer hätte das gedacht? „Die Wand ist der Kindergarten des Klettersports in Nepal“, erzählt mir Dawa Steven Sherpa. „Alle jungen ambitionierten Sherpa-Kletterer haben hier trainiert.“ Ich treffe den 32-Jährigen im Büro von „Asian Trekking“. Zusammen mit seinem Vater Ang Tshering Sherpa leitet Dawa Steven den führenden Expeditionsveranstalter Nepals. Ich spreche mit ihm über die anstehende Frühjahrssaison am Mount Everest – nach dem Lawinenunglück 2014 im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten und dem Erdbeben 2015, das eine Lawine am Siebentausender Pumori auslöste, die das Everest-Basislager traf und 19 Menschen in den Tod riss.

Dawa Steven, Asian Trekking bietet auch in diesem Frühjahr eine Öko-Everest-Expedition an. Wird sie stattfinden?

Ja, wir werden am 6. April von Kathmandu aus starten. Bisher haben wir 14 ausländische Mitglieder und 21 Sherpas, aber diese Zahl wird sich bis Ende des Monats noch ändern.

Stellst du eine niedrigere Nachfrage in diesem Jahr fest?

Es gibt keine niedrigere Nachfrage nach dem Everest, aber es sind diesmal dieselben Leute wie 2015 und 2014, die jetzt zurückkehren. Die große Frage stellt sich nicht in diesem, sondern im nächsten Jahr: Wird es dann immer noch eine so große Expedition geben?

Die Everest.-Südwestwand

Die Everest-Südwestwand

Wir hatten zwei Jahre mit Lawinenunglücken und ohne Gipfelerfolge von der Südseite des Everest aus. Was erwartest du von dieser Frühjahrssaison?

Naturkatastrophen lassen sich nicht voraussagen. Aber was die Stimmung angeht, spüren alle, die Bergsteiger, die Sherpas und auch die Expeditionsveranstalter, dass es einfach ein gutes Jahr werden muss, egal wie wir es anstellen. Drei Jahre in Serie würden der Tourismusbranche und dem Ruf des Everest dauerhaft schaden und damit auch der lokalen und nationalen Wirtschaft. Deshalb spürt man eine große Entschlossenheit. Die Expeditionen müssen erfolgreich sein, egal wie. Alle stehen in diesem Jahr unter großem Druck.

Dawa Steven Sherpa: Viel Druck in diesem Jahr

In dem Sinne, dass diese Saison über die Zukunft des Everest-Bergsteigens auf der nepalesischen Seite entscheidet?

Ich denke, dass schon jetzt viele Kunden, die in den letzten beiden Jahren in Nepal waren, für sich entschieden haben, dass China für sie sicherer ist. Viele Leute denken, dass die Nordseite weniger Gefahren birgt als die Südseite. Aber das ist nur eine Meinung. Die chinesische Seite hat ihre eigenen Herausforderungen, beispielsweise dass die Bergsteiger länger der großen Höhe ausgesetzt sind.

Die nepalesische Regierung hat die Gültigkeit der Permits, also der Besteigungsgenehmigungen von 2015 um zwei Jahre verlängert. Die Entscheidung fiel ziemlich spät – wie gewohnt?

Wie gewohnt. Das hat uns nicht überrascht. 2014 waren wir noch wirklich besorgt und auch gestresst, weil sich die Regierung so viel Zeit für ihre Entscheidung zu den Everest-Permits nahm. In diesem Jahr hatten wir schon diese Erfahrung von 2014 gemacht. Ich sagte zu meinen Kunden: „Macht euch keine Sorgen, die nepalesische Regierung macht ihre Arbeit immer erst auf die letzte Minute.“ Das ist nicht wie in Europa oder Amerika. Dinge werden nicht zeitig geregelt, sondern erst, wenn sie unbedingt erledigt werden müssen.

Dawa-Steven-Sherpa-IIWie steht es mit den angekündigten neuen Regeln für das Everest-Bergsteigen wie Alterslimits, keine Permits mehr für schwerbehinderte Bergsteiger und so weiter? Werden diese Regeln kommen?

Sie werden nicht kommen, zumindest nicht jetzt. Ich denke, es ist wichtig, Kriterien zu haben, Auswahlprozesse, wer am Berg unterwegs sein soll, nicht nur für Bergsteiger, sondern auch für Veranstalter, Bergführer und Sherpas. Aber die Regeln, die du erwähnst, das war nur eine Äußerung des Tourismusministers bei einer öffentlichen Veranstaltung, ohne gesetzlichen Hintergrund. Es gab keinen Schriftsatz, es folgte auch nichts darauf. Aber die Medien griffen die Äußerung auf, und sie schadete dem Ruf Nepals als Ziel für Bergsteiger sehr.

Dawa Steven Sherpa zu den neuen Everest-Regeln

Meiner Ansicht nach ist es ein falsches Kriterium zu sagen, dass eine behinderte Person nicht klettern darf. Ich finde, das ist Diskriminierung. Ich kenne viele Behinderte, die bessere Kletterer sind, als ich es bin. Und dann gibt es auch noch die Diskriminierung bezüglich des Alters. Alter ist doch kein Faktor. Ich verstehe, dass man Minderjährige nicht zum Klettern anhalten sollte. Kinder sollten nicht einer gefährlichen Umgebung ausgesetzt werden. Aber es ist falsch zu sagen, dass ein 60-, 70- oder 80-Jähriger generell nicht leistungsfähig sei. Es gibt Leute in ihren Sechzigern, die sind fitter als ich. Solange ein Arzt ihnen bescheinigt, dass sie fit genug sind, um auf den Berg zu steigen, wäre das doch eine gute Grundlage, ihnen das Klettern zu erlauben.

Aber auch der nepalesische Bergsteigerverband NMA fordert strengere Regeln für den Everest. Denkst du, dass es wichtig ist einzugreifen, damit nicht die falschen Leute am Berg unterwegs sind?

Es gibt definitiv die Notwendigkeit zu regulieren, wer auf den Berg geht. Aber gleichzeitig müssen wir es sehr vorsichtig angehen, weil es eine wirtschaftliche Angelegenheit ist und so viele Jobs dranhängen. Um es sicherer zu machen, muss man sich vor allem auf die Bergsteiger fokussieren. Es sollten bessere Kletterer sein. Aber nach meiner eigenen Erfahrung sind es in der Regel nicht einmal die Amateure, sondern vielmehr die erfahrenen Bergsteiger, die in Schwierigkeiten geraten. Sie kennen den Berg nicht, viele kommen aus den Alpen und den Anden und kennen sich nicht wirklich mit großer Höhe aus. Sie wählen preisgünstige Anbieter und suchen nicht nach leistungsfähigen Sherpas, die sie unterstützen könnten. Im Gegensatz zu einer Felskletterei oder einem niedrigen Gipfel ist der Everest jedoch eine richtige Expedition. Er erfordert ganz unterschiedliche Fertigkeiten, logistischer Art, beim Bergführen, natürlich auch beim Klettern. Die Mischung dieser Fähigkeiten muss stimmen.

Viel Verkehr auf der Normalroute

Viel Verkehr auf der Normalroute

Aber Amateurbergsteiger sind häufig sehr langsam und verantwortlich für die Staus an den Schlüsselstellen der Route.

Amateurbergsteiger können langsam sein, aber das kann genauso für die Erfahrenen gelten, denn es nicht die technische Schwierigkeit des Everest, die die Leute langsam macht, sondern die Höhe. Du kannst ein fantastischer Felskletterer oder ein fantastischer Bergsteiger aus den Schweizer Alpen sein. In dem Augenblick, in dem du die 8000 Meter knackst, arbeitet dein Körper nicht mehr wie gewohnt. Deshalb ist es nicht notwendigerweise richtig zu sagen, dass die Amateurbergsteiger diejenigen sind, die die anderen ausbremsen. Aber natürlich stimmt es, dass du die Leute ausbremst, wenn dir die technischen Fertigkeiten fehlen und du dazu noch Schwierigkeiten mit der Höhe hast.

Die zweite Sache ist das Management am Berg. Staus passieren, wenn zu viele Leute zur selben Zeit an derselben Stelle unterwegs sind. Gründe sind schlechtes Management von der Regierungsseite und schlechte Koordination zwischen den Teams. Zunächst einmal müssen wir uns die Wettervorhersagen anschauen. Wie viele Wetterfenster werden wir im Mai haben, vielleicht fünf, vier oder auch nur zwei? Entsprechend können sich die Leute aufteilen. Wetterfenster dauern zwischen zwei und manchmal sogar fünf Tagen. Es müssen also nicht alle Leute am gleichen Tag starten, sie können es zeitversetzt tun. So kann das Ganze gemanagt werden. An einem schönen Sommertag stehen mehr Menschen auf dem Mont Blanc als auf dem Everest im ganzen Jahr. Es wird einen Punkt geben, an dem wir sagen müssen, es sind zu viele Leute. Aber diesen Punkt haben wir meiner Meinung nach noch nicht erreicht. Lass uns erst einmal diese Leute und ihre Gipfelaufstiege managen und erst dann über Quoten oder ähnliches reden!

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Einige westliche Veranstalter haben angekündigt, dass sie keine Everest-Expeditionen mehr anbieten wollen, weil sich der Konkurrenzkampf mit den nepalesischen Anbietern zu einem regelrechten Preiskrieg entwickelt hat. Kannst du sie verstehen?

Absolut. Aber dieser Wettbewerb kommt ja nicht nur von den nepalesischen, sondern auch von den internationalen Veranstaltern selbst. Es gibt viele nepalesische Unternehmen, die billigere Angebote machen. In der Vergangenheit hatten sie gar nicht die Möglichkeit, Expeditionen zu organisieren und zu leiten. Inzwischen haben wir sie. Jetzt haben wir nepalesische Bergsteiger, die Bergführer mit internationalen Zertifikaten sind. Es gibt Unternehmen, sie sehr leistungsfähig sind, die dieselbe Infrastruktur, dasselbe Kapital und Personal haben wie die westlichen Veranstalter. Dazu sind sie auch noch vor Ort, ihre Fixkosten sind niedriger, und deshalb können sie günstigere Preise anbieten.

Die westlichen Veranstalter verlieren also die Kunden, die auf den Preis gucken, an diese Unternehmen. Gleichzeitig gibt es immer noch viele ausländische Bergsteiger, die ihren Seelenfrieden finden und zufriedener sind, wenn sie mit einem Anbieter aus dem eigenen Land unterwegs sind. Diese Leute kümmern sich nicht so um den Preis und suchen eher nach internationalen Veranstaltern, die teurer sind, aber einen besseren Ruf haben. Es wird also so kommen, dass die internationalen Anbieter aus dem preislichen Mittelfeld ihre preisbewussten Kunden an die nepalesischen Unternehmen verlieren und die eher teuer orientierten an die hochpreisigen internationalen Veranstalter. Das ist der Grund, warum sie nicht mehr mithalten können.

Würdest du sagen, dass eine neue Ära bevorsteht, in der nur noch nepalesische Veranstalter Everest-Expeditionen abwickeln?

Ja, diese Ära wird kommen, aber es gibt immer noch eine Nische für internationale Wettbewerber. Nur die Besten werden überleben. Letztendlich werden die nepalesischen Veranstalter die westlichen überholen, weil sie von Jahr zu Jahr besser werden. Das kann in fünf Jahren geschehen oder in zehn. Das bedeutet aber nicht, dass die internationalen Veranstalter bedeutungslos werden. Wir sehen schon jetzt, dass westliche Unternehmen, die ihre Expeditionen in Nepal bisher gewöhnlich selbst organisierten, jetzt ihre Kunden zu nepalesischen Anbietern schicken. Sie übernehmen nur noch das Marketing, die nepalesischen Unternehmen wickeln die Expeditionen ab. Das Geschäft ändert sich ständig. Wenn du dich nicht anpasst, wirst du nicht überleben.

Dawa Steven Sherpa: Vor einer neuen Ära

Einige Experten erwarten, dass es bald nur noch High-End-Expeditionen auf der einen und Discount-Expeditionen auf der anderen Seite geben wird und nichts mehr dazwischen. Teilst du diese Einschätzung?

Nein, das glaube ich nicht. Es kommt auf das ganze Spektrum an. Wenn ein Profibergsteiger zu uns kommt und sagt, er brauche nur einen Koch und ein Zelt im Basislager, alles andere werde er selbst machen, dann organisiere ich seine Expedition dementsprechend. Wenn ein reicher Anwalt aus Hongkong aufschlägt, der drei Sherpas haben will, keinen Rucksack tragen möchte und will, dass alles für ihn getan wird, kann ich ihm auch weiterhelfen. Aber die meisten Leute bewegen sich irgendwo dazwischen. Ich denke, es wird immer die ganze Bandbreite geben. In der Vergangenheit haben die Nepalesen den Niedrigpreis-Bereich abgedeckt. In der Mitte und an der Spitze der Preisskala standen die westlichen Veranstalter. Jetzt haben die Nepalesen das untere und das Mittelfeld übernommen, und nur noch die teureren Expeditionen werden von westlichen Unternehmen angeboten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Nepalesen auch diesen Bereich übernehmen werden.

Was hältst du von diesen Luxus-Expeditionen: Akklimatisierung in Sauerstoffzelten in niedrigeren Bereichen, Flug mit dem Helikopter ins Basislager, nur Lebensmittel aus westlichen Ländern, ein Kunde, ein Sherpa und so weiter? Kannst du mit dieser Art Expedition leben?

Absolut. Ich denke, es ist für alles Platz. Wenn wir über die Philosophie des Bergsteigens reden, ist das große Problem, dass wir es meistens aus einer westlichen Perspektive tun, in der Bergsteigen eine Freizeitbeschäftigung ist, eine philosophische Übung. Die Leute reden über die richtige oder falsche Art zu klettern. In Nepal aber ist Bergsteigen eine wirtschaftliche Angelegenheit. Jeder Bergsteiger sorgt für Jobs, für Sherpas, Köche, Träger, Bauern. Es ist also ein komplett anderer Ansatz. Warum sollte Nepal das Bergsteigen an Ausländer verkaufen, wenn das Land nicht davon profitiert? Da muss man ganz vorsichtig sein. Sherpas sind schnell dabei zu sagen: Wenn wir keine Jobs mehr am Berg bekommen, warum kommen die Ausländer dann überhaupt hierher und besteigen einfach unsere heiligen Berge? Wenn jemand aus dem Westen sagt, das ist gegen die Philosophie des Bergsteigens, dann ist es vielleicht gegen die westliche Philosophie, aber ist es auch gegen die nepalesische? Das fragt sich niemand.

Dawa Steven Sherpa über die Philosophie des Bergsteigens

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Erschütterungen, die nachwirken https://blogs.dw.com/abenteuersport/erschuetterungen-die-nachwirken/ Fri, 11 Mar 2016 17:40:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32075 Bauarbeiten im Touristenviertel Thamel

Bauarbeiten im Touristenviertel Thamel

„Ich bin jetzt 57 Jahre alt“, sagt Sunil. „Und das war das einschneidendste Erlebnis, das ich bisher hatte.“ Der Nepalese spricht über den 25. April vergangenen Jahres, als in Nepal die Erde bebte. Fast 9000 Menschen kamen ums Leben. Sunil nahm gerade in einer Halle in der Hauptstadt Kathmandu an einer Veranstaltung mit 2500 Gästen teil. „Plötzlich schaukelte das gesamte Gebäude. Alle strebten dem Ausgang zu, der viel zu klein für den Ansturm war“, erinnert sich Sunil. „Die Leute fielen übereinander, es gab eine Panik. Ich dachte, es hat keinen Zweck. Ich muss hier drinnen bleiben. Wenn ich es nicht überlebe, sollte es eben so sein.“ Die Halle hielt den Erschütterungen stand. Sunil kam mit dem Schrecken davon.

Visum im Eiltempo

Das Leben in Kathmandu wirkt fast wie immer: chaotisch, laut, bunt. Doch es fällt auf, dass deutlich weniger Touristen in der Stadt sind als sonst üblich. Im Flugzeug, mit dem ich anreiste, saßen nur ungefähr ein Dutzend Urlauber, sonst nur nepalesische Gastarbeiter aus der Golfregion. Noch niemals zuvor erhielt ich mein Visum am Flughafen so schnell wie diesmal. Keine Schlangen vor den Schaltern, bereits nach zehn Minuten stand ich am Gepäckband. Auch Thamel, das Touristenviertel der Stadt, wirkt mittags fast, als hätte bereits die Sperrstunde eingesetzt. Ein paar Backpacker verlieren sich in den Gassen. Wie sollen nur all die Ladenbesitzer über die Runden kommen?

Tod in der Mittagspause

Stupa von Swayambhunath

Stupa von Swayambhunath

Oben in Swayambhunath, einer der ältesten buddhistischen Tempelanlagen überhaupt, zeugen noch einige Trümmer von dem Beben vor fast einem Jahr. „Ein Klostergebäude ist eingestürzt. Sechs Bauarbeiter, die dort arbeiteten, waren gerade zur Mittagspause gegangen“, erzählt einer der selbsternannten Fremdenführer auf dem Tempelhügel, die sich jedem Touristen an die Fersen heften, um ein paar Rupien Trinkgeld abzustauben. „Einer der Arbeiter wollte nicht mitkommen. Er starb in den Trümmern.“ Das Zentrum der Anlage, der buddhistische Stupa, blieb unversehrt. Nur einer der beiden hinduistischen Türme, die ihn flankieren, stürzte ein.

Kopflos

Wegen Wiederaufbaus gesperrt

Wegen Wiederaufbaus gesperrt

Am anderen Ende der Stadt hat es den Stupa in Boudhanath, der zum Weltkulturerbe gehört, schlimmer erwischt. Die komplette Spitze mit den markanten Augen des Bhudda brach ab. Die Aufbauarbeiten haben vor kurzem begonnen. Überhaupt wird viel gebaut in Kathmandu. Die Erdbebenschäden sollen so schnell wie möglich beseitigt werden, damit die Urlauber zurückkehren. Der Himalaya-Staat hängt schließlich an der Nabelschnur des Tourismus. Nach offiziellen Angaben kamen im letzten Jahr ein Drittel weniger Urlauber nach Nepal als 2014. In Wahrheit sei der Tourismusmarkt noch viel deutlicher eingebrochen, erzählt eigentlich jeder, den ich in Kathmandu darauf anspreche.

Zwei Monate im Garten gezeltet

In der Nähe des Flughafens, direkt neben dem riesigen Gelände eines Luxushotels, leben noch immer rund 450 Menschen in einer Zeltstadt. Ihre Häuser waren bei dem Beben zusammengebrochen. Sunil hatte mehr Glück. Nur eine Begrenzungsmauer seines Grundstücks stürzte ein. „Trotzdem haben wir zwei Monate im Zelt im Garten übernachtet – und mit uns viele Nachbarn, die keinen Garten haben“, erzählt Sunil. „Wir sind nur ins Haus gegangen, wenn wir etwas dringend benötigten.“ Auch wenn es jetzt nur noch wenige und sehr schwache Nachbeben gibt, die Angst sei immer noch da. „Schließlich gibt es Wissenschaftler, die für unsere Gegend in naher Zukunft ein noch stärkeres Erdbeben erwarten.“

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Menschen wie Mahesh https://blogs.dw.com/abenteuersport/menschen-wie-mahesh/ Fri, 18 Sep 2015 06:00:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30651 Mahesh Kumar Budha

Mahesh Kumar Budha

Es ist alles andere als leicht, auf dem umkämpften Tourismusmarkt Nepals zu überleben – unter normalen Umständen, aber erst recht nach dem Erdbeben vom letzten Frühjahr. In Kathmandu gibt es Hunderte von Trekking- und Expeditionsveranstaltern, die um jeden einzelnen Kunden kämpfen. Bei den meisten handelt es sich um kleine Agenturen, häufig leben deren Inhaber von der Hand in den Mund. Kleinunternehmer wie mein Freund Mahesh Kumar Budha leiden am meisten unter den wirtschaftlichen Folgen des Erdbebens. Die Regierung schätzt, dass der Tourismus um 50 Prozent eingebrochen ist, Veranstalter aus Nepal sprechen von bis zu 70 Prozent.

Keine Einkünfte seit Januar

Mahesh war mein Trekking-Führer, als ich 2003 eine Woche lang durch das Annapurna-Gebiet wanderte, um für DW Radio über das Annapurna Conservation Area Project (ACAP) berichtete, ein Umweltschutzprogramm in dem Himalaya-Staat. Nachdem Mahesh rund 20 Jahre lang für andere Trekking-Agenturen gearbeitet hatte, gründete er 2011 sein eigenes Unternehmen „Joy Treks“. Sein Büro liegt in Thamel, dem bekannten Touristenviertel in Kathmandu. „Ich habe seit Januar kein Geld mehr verdient”, schreibt mir der 40-Jährige. „Eigentlich wollten eine Gruppe im Mai und eine zweite im Juni nach Nepal reisen, aber das verheerende Beben hat dazu geführt, dass sie nicht gekommen sind.“ Vor dem Erdbeben hatte Mahesh auch ausreichend Anfragen für die Herbst-Saison. „Die meisten von ihnen schweigen jetzt, ich denke, weil sie einfach Angst haben, nach Nepal zu reisen.“

Selbstmorde von Geschäftsleuten

Mahesh vor seinem Büro in Thamel

Mahesh vor seinem Büro in Thamel

Mahesh muss seine Familie ernähren. Seine vier Kinder gehen zur Schule. Die ältesten Zwillinge besuchen die zehnte Klasse und bereiten sich auf ihr letztes Jahr in der High School vor, bevor sie auf das College wechseln. Das kostet Geld. „Auch die Lebenshaltungskosten in Kathmandu sind in den vergangenen Jahren gestiegen“, sagt Mahesh. „Ich mache mir wirklich große Sorgen über alle diese Dinge.“
Er berichtet von einigen Nepalesen, die das Erdbeben zu ihrem Vorteil genutzt haben, indem sie ihren Freunden und Kunden im Ausland gefälschte Informationen zukommen ließen. „Aber meine Moral, mein Charakter verbietet es, mich genauso zu verhalten wie sie. Ich hatte nie mein eigenes Haus in Kathmandu, und ich kann keine Fotos von eingestürzten Häusern schicken und sagen: ‚Das ist mein Haus‘!“
Die erheblichen wirtschaftlichen Folgen des Erdbebens haben auch schon zu menschlichen Tragödien geführt. „Zwei Tourismus-Unternehmer (ihnen gehörten Reiseagenturen) begingen Selbstmord. Und ich bin mir sicher, dass die Zahl der Selbstmorde in naher Zukunft steigen wird”, schreibt mir Mahesh. “Bitter, bitter!”

Es sind Menschen wie Mahesh Kumar Budha, die unsere Unterstützung brauchen. Der beste Weg, dies zu tun, ist, wieder in das Land zu reisen. Don’t forget Nepal!

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Millardenversprechen an Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/millardenversprechen-an-nepal/ Thu, 25 Jun 2015 13:43:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30073 Ministerpräsident Koirala (2.v.l.) bei einer Gedenkminute für die Erdbebenopfer

Ministerpräsident Koirala (2.v.l.) bei einer Gedenkminute für die Erdbebenopfer

30 Sekunden, die Nepal um Jahre zurückwarfen. Heute vor zwei Monaten bebte die Erde und verwüstete viele Gebiete des Himalaya-Staates. Bis jetzt registrierte die Regierung Nepals mehr als 8800 Tote und über 22.000 Verletzte. Wie viele Menschen genau am 25. April ihr Leben verloren, wird möglicherweise nie geklärt werden können. Viele Opfer liegen unter Schlamm und Geröll begraben. Sie alle zu bergen, ist unmöglich. In entlegenen Bergregionen haben zudem die Überlebenden die Toten schnell bestattet oder verbrannt, lange bevor die ersten Hilfsteams die Katastrophengebiete erreichten. Erst eine neue Volkszählung könnte annähernd Aufschluss über die genaue Zahl der Toten geben. Der letzte Zensus in Nepal liegt gerade einmal vier Jahre zurück. Eine Volkszählung dürfte allerdings auf der aktuellen Prioritätenliste ganz weit unten stehen. 6,7 Milliarden US-Dollar benötigt Nepal für den Wiederaufbau nach dem Erdbeben. Das sagte Außenminister Mahendra Bahadur Pandey heute bei einer Geberkonferenz in Kathmandu, an der Vertreter von mehr als 60 Staaten teilnahmen.

Koirala: „Null Toleranz“ in Sachen Korruption

„Nepal steht nicht alleine da“, versicherte Indiens Außenministerin Sushma Swaraj und versprach ein Hilfspaket von einer Milliarde Dollar, 250 Millionen davon als Geschenk, der Rest in Form von Krediten mit niedrigen Zinsen. Insgesamt wurden am ersten Tag der Konferenz rund drei Milliarden Dollar Hilfe zugesagt. „Ich garantiere Ihnen, dass wir alle Hebel in Bewegung setzen werden, um sicherzustellen, dass die Hilfe auch bei den Bedürftigen ankommt“, versprach Ministerpräsident Sushil Koirala. Es werde „null Toleranz“ in Sachen Korruption geben. Vielleicht sollte er zunächst einmal dafür sorgen, dass wirklich keine Zölle auf Hilfsgüter erhoben werden.

Jamie McGoldrick, Vertreter des UN-Nothilfebüros (OCHA) in Kathmandu, wies darauf hin, dass immer noch 2,8 Millionen Menschen in Nepal auf humanitäre Hilfe angewiesen seien und sich daran auch bis zum Ende der Monsunzeit Ende September nichts ändern werde. Das Beben hat über 700.000 Häuser zerstört oder stark beschädigt.

„School up!“ jetzt auch auf Twitter

Schule muss abgerissen werden

Schule muss abgerissen werden

Auch rund 10.000 Schulen sind seit dem Beben nicht mehr nutzbar. Eine davon ist die „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ der Nepalhilfe Beilngries im entlegenen Bergdorf Thulosirubari, rund 40 Kilometer westlich von Kathmandu. Die vor allem von den Bergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits finanzierte Schule war erst 2009 eröffnet worden. Dort waren zuletzt 700 Schüler unterrichtet worden. Wegen der schweren Erdbebenschäden muss das Gebäude abgerissen werden. Um die Schule so schnell wie möglich wieder aufzubauen, habe ich die Initiative „School up“ gestartet. Seit heute hat das Projekt auch einen eigenen Twitter-Account, (@ProjectSchoolup). Er soll als Forum dienen, über ihn werde ich euch über „School up!“ und auch über die Lage im Erdbebengebiet Nepals auf dem Laufenden halten werde. Ich lade euch ausdrücklich zu Aktionen ein, um „School up“ zu unterstützen. Denkbar wären etwa Sponsorenläufe. Eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

P.S. Die Kontoverbindung der Spendenaktion findet ihr auf der rechten Seite des Blogs.

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Kobusch: „Wie klein wir doch mit unserem Everest waren!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kobusch-wie-klein-wir-doch-mit-unserem-everest-waren/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kobusch-wie-klein-wir-doch-mit-unserem-everest-waren/#comments Sun, 17 May 2015 15:05:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29567 Jost Kobusch

Jost Kobusch

Ein zwei Minuten und 28 Sekunden langes Video hat Jost Kobusch auf einen Schlag weltweit bekannt gemacht. Es zeigt die riesige Lawine, die sich nach dem Erdbeben in Nepal vom Siebentausender Pumori löste und das Basislager am Mount Everest verwüstete. 19 Menschen kamen ums Leben. Jost überlebte und stellte sein Video auf Youtube online. In Windeseile verbreitete es sich im Netz. Der 22 Jahre alte deutsche Bergsteiger ist nahe Bielefeld aufgewachsen. Im Gespräch mit mir bezeichnet sich Jost als Weltbürger: „Ich bin viel unterwegs. Im letzten Jahr etwa lebte ich sechs Monate in Kirgisien, zwei Monate in Nepal, zwei Monate auf Spitzbergen, einen Monat in Japan. Da bleibt nicht mehr viel übrig für die Heimatadresse, unter der ich gemeldet bin.“ Ende Mai will Kobusch nach Nepal zurückkehren, um dort zu helfen. Anschließend reist er nach Kirgisien weiter, um in dem kleinen Dorf Arslanbob, rund 200 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Bischkek, ein Kletterprojekt mit Einheimischen auf die Beine zu stellen. Ich habe mit Jost über seine Erlebnisse nach dem Erdbeben in Nepal gesprochen.

Jost, als diese Woche erneut in Nepal die Erde bebte, was ging dir da durch den Kopf?

Ich saß am Computer und erhielt eine Facebook-Nachricht eines Freunds, der schrieb: Wir haben überlebt. Ich hatte nichts davon mitbekommen. Ich habe dann sofort alle meine nepalesischen Freunde angeschrieben, ob es ihnen gut geht. Von einer Freundin, die sonst immer schnell antwortet, kam keine Rückmeldung, auch am Abend und am nächsten Morgen nicht. Ich begann, mir Sorgen zu machen. Glücklicherweise hat sie sich dann noch gemeldet und geschrieben, dass sie jetzt im Zelt leben, weil es sicherer ist. Das hat mich schon nervös gemacht. Da ich bald wieder nach Nepal fahre, habe ich mich auch um meine eigene Sicherheit gesorgt.

Kaum ein Entrinnen: Die tödliche Lawine vom Pumori

Kaum ein Entrinnen: Die tödliche Lawine vom Pumori

Vor knapp drei Wochen hast du im Basislager zu Füßen des Mount Everest die Lawine überlebt, die 19 Menschen das Leben gekostet hat. Wie knapp war es für dich?

Wenn man es von außen betrachtet, war es vielleicht gar nicht einmal so knapp. Aber in dem Moment, in dem ich in der Lawine war, dachte ich etwa eine Minute lang, dass ich sterben würde.

Die Lawine kam wie aus dem Nichts. Hast du noch irgendetwas gedacht oder nur noch instinktiv reagiert?

Absolut instinktiv. Da denkt man nicht mehr. Es ist eine Mischung aus Erfahrung und Instinkt.

Wie sah es nach der Lawine im Basislager aus?

Ich hatte hinter einem Zelt Zuflucht gesucht. Als ich von dort hervorkroch, fand ich eine komplett andere Welt vor. Alles war mit Eis überzogen, Zelte waren zerdrückt, Gebetsfahnen lagen auf dem Boden.

Was spielte sich nachher ab? Herrschte das blanke Chaos?

Wir Bergsteiger akzeptieren das Risiko. Von daher sind die meisten mental auf solche Dinge besser vorbereitet und reagieren mit einer gewissen Professionalität. Es war nicht das blanke Chaos. Die Leute haben direkt versucht, die Rettungsaktion zu organisieren. Alle haben sich gefragt: Was ist da gerade passiert? Und allen war klar: Es war etwas Großes. Im nächsten Schritt folgte eine gewisse Depression. Jeder hat realisiert, dass sein Traum geplatzt war, zumindest in diesem Jahr. Es hat sich Stille über das Basislager gelegt.

Rettungsaktion im Everest-Basislager

Rettungsaktion im Everest-Basislager

Gab es trotzdem Bergsteiger, die gesagt haben: Das ist uns egal. Wir wollen trotz Erdbeben und Lawine weitermachen?

Ja, ich gehörte dazu. Und es waren noch recht viele andere. Wir mussten jedoch schnell feststellen, dass wir zu optimistisch waren. Das Problem waren die Nachbeben. Wir hatten Informationen, dass sie zwei Wochen lang andauern sollten. Zwei Wochen lang würden wir nichts machen können, zwei Wochen würde im Eisbruch die Gefahr bestehen, dass Seracs einstürzen. Mir war dann schnell klar, dass ich mir wegen der fehlenden Zeit den Gipfel abschminken müsste und maximal Lager 4 erreichen könnte.

Durbar Square nach dem Beben

Durbar Square nach dem Beben

Wie hast du Nepal auf dem Rückweg erlebt?

Erst war die Tragödie noch weit weg. Aber als ich heraus gewandert bin und Lobuche [Siedlung, gut acht Kilometer vom Basislager entfernt] erreichte, sah ich die ersten eingestürzten Wände. Später kamen wir auch an komplett zerstörten Häusern vorbei. In Kathmandu besuchte ich dann die Plätze, die ich von früher kannte, wie den Durbar Square, wo nur noch Backsteine übrig sind. Da ist mir klar geworden, wie klein wir mit unserem Everest Base Camp sind, wie wenig dort eigentlich passiert ist. Und dass andere Leute viel mehr Aufmerksamkeit und Hilfe brauchen als wir.

Du willst Ende Mai nach Nepal zurückkehren. Warum?

Ich möchte dazu beitragen, dass sich dort etwas bewegt. Ich werde verschiedene Spendenaktionen unterstützen, indem ich deren Projekte besuche, für sie Bildmaterial sammle und Ansprechpartner vor Ort bin. Wo es geht, will ich auch selbst mit anpacken.

Hast du besondere handwerkliche Fähigkeiten?

Mein Vater hat eine Tischlerei. Ich bin also mit dem Handwerk aufgewachsen und habe es auch immer nebenbei gemacht. Ich will lieber direkt mit Nepalesen arbeiten und nicht der Weiße sein, der das Geld in der Tasche hat und es verteilt. Ich möchte mit ihnen zusammen etwas schaffen.

Durch dein Video, das erste von der Lawine am Everest, standest du plötzlich im weltweiten Medienfokus. Wie war das für dich?

Erst habe ich nichts davon mitbekommen. Es hat acht Stunden gedauert, das Video im Basislager hochzuladen. Nach wenigen Stunden hatte es zwei Millionen Klicks, daraus sind dann fünf, sieben, zwölf, 14, 16 Millionen [inzwischen mehr als 22 Millionen] geworden. Als wir mitbekommen haben, dass es so oft geteilt wurde, haben wir schon mitgefiebert. Das war ein krasses Gefühl. Für uns war das Video ja eigentlich nur ein Zeugnis dafür, dass wir die Lawine überlebt hatten.

Im letzten Jahr hast du die Ama Dablam solo bestiegen. Jetzt wolltest du eigentlich den Lhotse angehen, im Alleingang, ohne Flaschensauerstoff. Hältst du an dem Projekt fest?

Ich habe in diesem Jahr festgestellt, dass es mir am Everest eigentlich zu voll ist. Ich stand im Eisbruch drei Stunden lang im Stau. Und ich war in diesen vier Wochen dort nur ein einziges Mal in Lager 1. Trotz aller Frustrationen finde ich das Projekt nach wie vor sehr spannend. Aber mein Gefühl ist eher, dass ich jetzt erst einmal etwas anderes mache.

Ist das dein Stil auch für die Zukunft: solo, ohne Atemmaske?

Das ist irgendwie meine Nische. Ich mache diese Solo-Geschichten super gerne. Alleingänge sind sehr ungewöhnlich und der schwierigste Weg, den man sich vorstellen kann.

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Neues schweres Erdbeben in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/neues-schweres-erdbeben-in-nepal/ Tue, 12 May 2015 13:40:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29503 Erdbebengebiet

Der Stern markiert das Zentrum des Bebens (© USGS)

Nepal kommt einfach nicht zur Ruhe. Zweieinhalb Wochen nach dem verheerenden Erdbeben, das mehr als 8000 Menschen das Leben gekostet hatte, wurde das Land heute erneut von einem schweren Beben erschüttert. Die Erdstöße erreichten eine Stärke von 7,3 auf der Richterskala (zum Vergleich: das Beben am 25. April hatte eine Stärke von 7,8). Das Zentrum des Bebens lag nach Angaben des US Geological Survey und des deutschen Geoforschungszentrums Potsdam  im Distrikt Dolakha, 76 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Kathmandu. Ziemlich genau an dieser Stelle liegt die Bigu Gompa, eines der größten buddhistischen Nonnenklöster Nepals. Die Nonnen hatten gerade erst begonnen, die bei dem Beben vor gut zwei Wochen zerstörten Gebäudeteile wieder aufzubauen. Ebenfalls in Dolakha befindet sich das bei Trekkingtouristen beliebte Rolwaling-Tal mit dem bekanntesten Berg der Region, dem 7134 Meter hohen Gauri Shankar. Auch das Everest-Gebiet ist nicht weit entfernt: Gut 60 Kilometer trennten Namche Bazar, den Hauptort des Khumbu-Gebiets, vom Zentrum des Bebens.

Erdrutsche und Lawinen

Erdrutsche nahe Namche

Erdrutsche nahe Namche

Von dort und auch aus anderen Landesteilen wurden neue Erdrutsche und Steinlawinen gemeldet. Zahlreiche Häuser stürzten ein. Wie schon beim ersten Beben wird es wohl noch eine Weile dauern, bis das ganze Ausmaß der Schäden klar ist. Auch die Zahl der Opfer der neuen Erdstöße wird noch steigen. Die Regierung teilte fünf Stunden nach dem Beben mit, dass über 40 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 1100 verletzt worden seien. Die meisten Toten wurden in Dolakha registriert, gefolgt von Sindhupalchowk, jenem Distrikt, der von dem ersten Beben am härtesten getroffen worden war. Auch in der Hauptstadt Kathmandu gab es wieder Tote. In Panik stürzten die Einwohner dort aus den Häusern, als die Erde erneut zu beben begann. Das UN-Büro für Kathastrophenhilfe (OCHA) erinnert daran, dass Nepal weiter dringend Unterstützung benötigt. Bisher seien gerade einmal 13 Prozent der benötigten Gelder eingegangen.

P.S. Wer spenden möchte, hier noch drei unter vielen Möglichkeiten:

1) Die von Ralf Dujmovits unterstützte Nepalhilfe Beilngries, Volksbank Bayern Mitte eG,  IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07, BIC: GENODEF1INP, Kennwort: „Erdbeben“

2) Matthias Baumanns Aktion: Himalayan Project e.V., Kreissparkasse Biberach; IBAN: DE82 6545 0070 0007 8203 31; BIC:  SBCRDE66; Kennwort: „Erdbeben Opfer“

3) Hillary-Stiftung Deutschland; Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee; IBAN: DE76 7115 2570 0620 6210 11; BIC: BYLADEM1MIB; Kennwort: „Erdbeben-Hilfe“

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Stille, wo früher Trubel war https://blogs.dw.com/abenteuersport/erdbebengebiet-nepal-stille-wo-frueher-trubel-war/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/erdbebengebiet-nepal-stille-wo-frueher-trubel-war/#comments Sat, 09 May 2015 17:04:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29453 Zerstörtes Haus in Sangachok

Zerstörtes Haus in Sangachok

Ralf Dujmovits ist erschüttert. „Ich habe selten so etwas Deprimierendes und Trauriges gesehen“, sagt Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger, als er mich aus Kathmandu anruft. Gerade ist er von einer ganztägigen Fahrt in die Region Sindhupalchowk, rund 80 Kilometer nordöstlich der Haupstadt, zurückgekehrt. In keinem Bezirk Nepals starben bei dem verheerenden Beben heute vor zwei Wochen mehr Menschen als in Sindhupalchowk. Mehr als 3000 Tote hat die Regierung dort bisher gezählt, über 7900 sind es in ganz Nepal.

Fast wieder normales Leben in Kathmandu

Am Durbar Square

Am Durbar Square

Ursprünglich hatte Ralf mit der Kanadierin Nancy Hansen in diesem Frühjahr den Mount Everest von der Nordseite aus ohne Flaschensauerstoff besteigen wollen, musste dann aber wie alle Everest-Anwärter in Tibet die Zelte abbrechen. Der 53-Jährige und seine Teampartnerin flogen nach Kathmandu, um sich ein Bild von den Schäden des Erdbebens zu machen. In der Hauptstadt laufe das Leben schon fast wieder normal, berichtet Ralf, „außer dass die Touristen fast gänzlich fehlen“. Stark beschädigt seien viele Tempelanlagen in der Innenstadt. „Eine traurige Stille liegt über dem Durbar Square, Staub hängt in der Luft, überall türmt sich der Schutt.“ Dennoch sei er überzeugt, dass „Kathmandu bald aus den Schlagzeilen heraus sein wird. Aber auf dem Land ist es ganz anders.“

Es riecht nach Verwesung

Sabina Parajuli mit Dorf-Kindern

Sabina Parajuli mit Dorf-Kindern

Ralf und Nancy hatten sich einem Team von Ärzten und Krankenschwestern des Siddhi Memorial Hospital in Bakhtapur sowie Mitarbeitern der deutschen Hilfsorganisation „Nepalhilfe Beilngries“ Helfern angeschlossen. Das Krankenhaus schickt alle zwei Tage solche Teams aufs Land, um dort Verletzte zu versorgen und Hilfsgüter zu verteilen. „Es war wirklich schockierend. Du fährst von einem zum nächsten Dorf, und alle sind zerstört. Ich schätze, 85 bis 95 Prozent der Häuser sind dem Erdboden gleich“, erzählt Ralf, der hörbar um Fassung ringt. „Es sieht verheerend aus. Wir haben einfach nur sprachlos dagestanden. Traurig, traurig.“

An diesem Tag leitete Sabina Parajuli das Team. Die junge Ärztin ging als Kind in Sangachok auf eine Schule, die von der „Nepalhilfe Beilngries“ finanziert wurde. „Sabina und die anderen Ärzte haben heute in Sangachok 300 Menschen medizinisch versorgt. Allein in Sabinas Heimatdorf sind 200 Menschen ums Leben gekommen. Das ist unvorstellbar hart“, sagt Ralf. „Es riecht teilweise sehr streng, weil viele tote Menschen und Tiere noch nicht aus den Trümmern geborgen werden konnten.“

Nur noch ein Schrotthaufen

Schule in Thulosirubari: Parterre zusammengesackt

Schule in Thulosirubari: Parterre zusammengesackt

Die Menschen in den zerstörten Dörfern seien traumatisiert: „Wo früher Trubel herrschte, ist es jetzt gespenstisch still. Die Menschen stehen einfach nur still dort und starren auf die Ruinen. Sie wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen aufzuräumen“, berichtet Ralf. Von den Schulen der „Nepalhilfe Beilngries“, die er mit finanziert habe, sei nur jene im Dorf Irkhu „wie durch ein Wunder“ stehen geblieben. Dort habe jetzt die örtliche Polizei Quartier bezogen. „Alle anderen Schulen sind zusammengebrochen. An der großen Schule in Thulosirubari, die ich 2009 mit Gerlinde (Kaltenbrunner) eröffnen durfte, ist das untere Geschoss zusammengebrochen. Die oberen Stockwerke sind nach unten gesackt. Das, was mal eine Schule für 700 Kinder war, ist jetzt nur noch ein Schrotthaufen.“ Die Schule müsse wohl komplett abgerissen werden. Eigentlich hätten Nancy und er gedacht, sie könnten helfen, sagt Ralf. „Aber dafür reicht keine Schaufel, dort ist schweres Gerät nötig. Nepal wird auf Jahre hin auf Hilfe von außen angewiesen sein.“

P.S. Ralf Dujmovits bittet um Spenden für die Erdbebenopfer in Nepal: Nepalhilfe Beilngries, Volksbank Bayern Mitte eG, IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07, SWIFT-BIC: GENODEF1INP, Kennwort: „Erdbeben“.

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Schwierige Rückkehr https://blogs.dw.com/abenteuersport/schwierige-rueckkehr/ Fri, 01 May 2015 09:10:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29319  

Mit dem Herzen bei den Menschen in Nepal

Mit dem Herzen bei den Menschen in Nepal

Auch wenn immer noch einige wenige Teams im Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest ausharren, scheint die Frühjahrs-Klettersaison in Nepal de facto so gut wie beendet zu sein. Ob am Everest oder den Achttausendern Makalu, Annapurna und Dhaulagiri, überall hat das Gros der Bergsteiger seine Sachen gepackt und sich auf den Rückweg gemacht. In Tibet, wo die chinesischen Behörden alle weiteren Aktivitäten an den Achttausendern untersagt hatten, organisieren die Expeditionsleiter die Heimkehr über Lhasa und Peking statt wie sonst eher üblich über Kathmandu. Die Ausreise über Land ist derzeit nicht möglich.

Die Straße über den Grenzort Kodari werde unter Umständen noch über Jahre nicht befahrbar sein, berichtet Dominik Müller. Der Expeditionsleiter und Chef des deutschen Veranstalters Amical Alpin hat die Rückreise seiner Teilnehmer über Lhasa sichergestellt. Ralf Dujmovits und die Kanadierin Nancy Hansen, die sich bereits im vorgeschobenen Basislager auf 6400 Metern aufgehalten hatten, sind inzwischen ins „Chinese Base Camp“ auf 5150 Metern zurückgekehrt.

Mehr als 6200 Tote in Nepal

Nach Angaben des nepalesischen Verbands der Trekkingagenturen (TAAN) wurden allein gestern rund 450 Verletzte aus verschiedenen Landesteilen gerettet. 29 Hubschrauber seien im Einsatz gewesen, die Piloten hätten mehr als 100 Einsätze geflogen. Mehrere hundert Trekkingtouristen und Bergsteiger warten im Khumbu-Gebiet, in der Region Langtang und im Gebiet um die Annapurna auf eine Möglichkeit, nach Kathmandu zurückzukehren. Die nepalesische Regierung verlegte alle kommerziellen Flüge in die Nachtstunden, damit der überlastete Flughafen der Hauptstadt tagsüber für Rettungsflüge offen ist. Weiterhin sind viele Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Mehr als 6200 Tote und rund 14.000 Verletzte (Stand 11 Uhr MESZ) wurden bisher registriert, die Zahl der Opfer steigt stündlich. Mehrere hunderttausend Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Die nepalesische Regierung hat eine Website angelegt, auf der alle Informationen zum Erdbeben (u.a. Rettungsaktionen, Vermisste, Zahl der Opfer) gebündelt sind.

Für alle, die für die Menschen in Nepal spenden möchten, hier sind zwei Möglichkeiten (unter sehr vielen):

  • Himalayan Project e.V., Kreissparkasse Biberach, 
IBAN DE82 6545 0070 0007 8203 31, SWIFT-BIC: SBCRDE66, Kennwort: „Erdbeben Opfer“ (Das ist die Hilfsaktion des deutschen Bergsteigers und Arztes Matthias Baumann. Der Unfallchirurg hilft derzeit in einem Krankenhaus vor den Toren Kathmandus.)
  • Hillary-Stiftung,
 Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee
, IBAN: DE76 7115 2570 0620 6210 11, SWIFT-BIC: BYLADEM1MIB, Kennwort: „Erdbebenhilfe Nepal“

P.S. Ich bin jetzt mal zwei Tage nicht am Ball, sprich offline, danach wieder für euch da. 

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Eilmeldung: Schweres Beben in Nepal, auch am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/eilmeldung-schweres-beben-in-nepal-auch-am-everest/ Sat, 25 Apr 2015 11:49:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29081 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Schreckliche Kunde aus Nepal: Bei einem schweren Erdbeben der Stärke 7,9 sind mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen. Am Mount Everest lösten die Erdstöße eine riesige Lawine aus. Die Schneemassen lösten sich angeblich vom Siebentausender Pumori und trafen das Everest-Basislager. Nach Angaben der Regierung kamen mindestens acht Bergsteiger ums Leben. Die Zahl könne noch steigen, sagte ein Vertreter des Tourismusministeriums. Auf der tibetischen Nordseite des Everest ist offenbar niemand verletzt worden. Der deutsche Bergsteiger Luis Stitzinger schreibt: „Das Beben war im Basislager deutlich spürbar, es ereigneten sich kleinere Bergstürze und Gerölllawinen. Zu Schaden kam niemand. Uns geht es gut und im Basislager sind alle wohlauf!“

P.S.: Schaut erst mal in meinem Twitter-Account rechts im Blog nach, da findet ihr weitere Nachrichten zum Erdbeben.

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