Nordwand – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Pech für Siegrist und Schild am Shiva https://blogs.dw.com/abenteuersport/pech-fuer-siegrist-und-schild-am-shiva/ Tue, 13 Nov 2018 15:04:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42711

Der 6142 Meter hohe Shiva in Nordindien

Shiva hat Ecken und Kanten. Zum einen ist er für die Hindus der Gott der Schöpfung. Doch er wird auch dafür gefürchtet, dass er alles kurz und klein schlägt, wenn ihm eine Laus über die Leber gelaufen ist. Ähnliches gilt auch für den gleichnamigen 6142 Meter hohen Berg im nordindischen Bundesstaat Himachal Pradesh. Mal lockt der Shiva mit seinen steilen Wänden und seiner schönen Form die besten Kletterer der Welt an, dann wiederum gibt er sich widerspenstig – wie in diesem Herbst die Schweizer Bergsteiger Stephan Siegrist und Jonas Schild sowie ihr Fotograf Dominic Fischer erfahren mussten. Siegrist, 45 Jahre alt, und der 26-jährige Schild hatten sich eigentlich vorgenommen, die Nordwand des Bergs zu durchsteigen. Doch irgendwie lief alles schief.

Im Schneckentempo

Jede Menge Schnee

Erst schlug das voraus gereiste indische Küchenteam das Basislager irrtümlich auf der Süd- statt auf der Nordseite des Shiva auf. Die Bergsteiger verloren Zeit, weil sie den Berg umrunden mussten, um an den Fuß der Shiva-Nordwand zu gelangen. Dann schlug das Wetter um. Tagelang schneite es bis hinunter auf 2500 Meter Meereshöhe. „Wir saßen fest“, schreibt Stephan Siegrist. „Durch 60 Zentimeter Neuschnee erreichten wir schließlich am 26. September doch noch einen Platz auf 3900 Metern,  geeignet für ein Basislager.“ Zwei Tage später starteten sie zum Wandfuß. „Teilweise einsinkend bis zur Hüfte, kämpften wir uns wie Schnecken in Richtung Einstieg des Nordpfeilers. Ohne Rucksäcke erreichten wir, unterhalb eines Seracs querend, am selben Tag noch eine Höhe von 5000 Metern. Wir fühlten uns gut.“ Doch wieder begann es zu schneien. Tagelang. Lawinen donnerten ins Tal.

„Sinnlos, gefährlich, spaßfrei“

Stephan Siegrist beim Rissklettern

Die Verhältnisse am Berg hätten sich täglich verschlechtert, berichtet Stephan. Schließlich zog das Team die Reißleine und gab seinen Plan auf, die Nordwand des Shiva zu durchsteigen. „Bei der Neuschneemenge wäre es alles andere als Bergsteigen gewesen, ein sinnloses, gefährliches und nicht spaßiges Gewühle im Schnee“, sagt Siegrist. Das Trio startete noch einen Versuch in Richtung des unbegangenen Shiva-Westgrats, doch auch dort dasselbe Bild: „Wieder versanken wir im Tiefschnee. Die nächsten zwei Stunden gruben wir uns langsam vorwärts, bis es klar wurde, dass es auch hier sinnlos war. Es war frustrierend.“ Die Schweizer brachen ihre Zelte ab. Ein kleines Trostpflaster gab es am Ende der Expedition doch noch. Im tiefer gelegenen Jobri-Nala-Tal meisterte Jonas Schild an einer Felswand einen 20 Meter langen fingerbreiten, überhängenden Riss (den er anschließend mit dem Grad 8a+ auf der französischen Schwierigkeitsskala bewertete). „Ich denke, es ist aktuell die härteste Riss-Kletterroute in Indien“, schreibt Jonas auf Facebook.

Piolet d’Or 2013 für Shiva-Route von Fowler und Rampsten

Der Shiva, der sich in diesem Herbst so widerspenstig zeigte, wurde 1988 von einer japanischen Frauenexpedition von Süden her auf einer einfacheren Route erstbestiegen. Zu dem Team gehörte auch Junko Tabei, die erste Frau auf dem Mount Everest. Im November 2012 meisterten die beiden Briten Mick Fowler und Paul Ramsden den extrem schwierigen Nordostgrat des Shiva. Dafür wurden sie 2013 mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“.

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Thomas Huber: „Latok I-Nordwand erscheint unbezwingbar“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/thomas-huber-latok-i-nordwand-erscheint-unbezwingbar/ Fri, 28 Sep 2018 12:46:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42099

Auf dem Sechstausender Panmah Kangri

„Meine Taktik, später anzureisen, ist diesmal nicht aufgegangen“, erzählt mir Thomas Huber nach seiner Rückkehr aus dem Karakorum. Es sei eine „voll gemischte“ Expedition gewesen. „Es ist unglaublich gut losgegangen, hat aber leider nicht so schön geendet.“ Der 51-Jährige, der ältere der beiden „Huberbuam“, war – wie berichtet – Anfang August mit dem 33 Jahre alten Südtiroler Simon Gietl, dem 59 Jahre alten deutschen Kletter-Routinier Rainer Treppte und dem französischen Kameramann Yannick Boissenot Richtung Latok I aufgebrochen, um den 7145 Meter hohen Berg über die Nordseite anzugehen.

Begegnung mit dem Bruder

„Am Anfang hat auch alles geflutscht“, berichtet Thomas. Die Anreise sei völlig ohne Probleme verlaufen, und am Eingang zum Choktoi-Tal habe es dann einen sehr schönen und emotionalen Moment gegeben: „Wir haben meinen Bruder Alexander und seinen Kletterpartner Fabian Buhl getroffen, die am Choktoi Ri ein tolles Abenteuer erlebt hatten und über das ganze Gesicht strahlten.“ Nach dem Treffen mit den beiden, die ihren Heimweg antraten, errichteten Thomas Huber und Co. ihr Basislager.

Nach einer Woche auf einem 6000er-Gipfel

Thomas Huber mit Simon Gietl, Rainer Treppte und Yannick Boissenot (v.r.)

Um sich zu akklimatisieren, bestieg das Team dann den 6046 Meter hohen Panmah Kangri. „Es lief perfekt. Nach einer Woche vor Ort standen wir auf unserem ersten Sechstausender, die nächste Stufe war der Latok III“, sagt Thomas. „Wir stiegen bis zu Lager 1 auf 5700 Metern auf und dann wieder hinunter.“ Ihr Plan sei gewesen, über den Südpfeiler zum Gipfel auf 6946 Metern zu klettern. „Wir kalkulierten dafür drei Tage, wenn alles super laufen und die Verhältnisse gut sein sollten.“

Drei Woche lang dichte Wolken

Doch es kam ganz anders. Das Wetter schlug um – und blieb schlecht. „Wir sahen drei Wochen lang den Gipfel nicht mehr“, erzählt Huber. Dichte Wolken hingen über dem Choktoi, es schneite. An Gipfelversuche war nicht mehr zu denken. Einmal, sagt Thomas, seien sie noch am Latok III bis Lager 1 aufgestiegen, dann aber wegen Schneefalls wieder zurückgekehrt.

Viel Schnee in der Wand

Nordwand des Latok I, rechts der Nordgrat

Huber, Gietl, Treppte und Boissenot erkundeten auch den Zustieg zur noch nie erfolgreich durchkletterten Nordwand des Latok I, „unserem eigentlichen Ziel in diesem Sommer“, wie Thomas sagt. „Wir haben den Plan total verworfen.“ Die Wand sei „winterlich verschneit“ gewesen, es habe jede Menge Spindrift gegeben. „Die Koreaner und Russen, die in diesem Sommer vor uns an der Nordwand waren, sind durch Lawinenabgänge verletzt worden“, erzählt Thomas. „Jetzt verstehe ich warum.“

Augen zu und durch!

Die Gefahren in der Wand seien nicht kalkulierbar, das gelte bereits für den Zustieg. „Die Nordwand erscheint unbezwingbar. Wenn du dorthin gehst, musst du mit dem Leben abschließen und dann: einfach Augen zu und durch!“ Schon die Seracs auf dem Weg zum Zustieg, so Thomas, seien „sehr aktiv. Da brauchst du einfach Glück.“ Das mögliche Alternativziel, die direkte Route über den Nordgrat zum Gipfel, sei machbar – jedoch nicht bei den Verhältnissen, wie sie Anfang September geherrscht hätten.

Super Stimmung im Team

„Wir haben alles versucht, was möglich und vom Bergsteiger-Verstand her vertretbar war“, bilanziert Thomas Huber. „Mehr ging nicht, das muss man einfach akzeptieren.“ Sie seien sicher nicht zum letzten Mal im Choktoi-Tal gewesen. „Mir gefällt es einfach da hinten“, sagt Thomas. „Wir hatten eine gute Zeit und eine super Stimmung im Team. Das ist das, was ich mit nach Hause genommen habe.“

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Slowenisch-britischem Trio gelingt Coup am 7000er Latok I https://blogs.dw.com/abenteuersport/slowenisch-britischem-trio-gelingt-coup-am-7000er-latok-i/ Wed, 22 Aug 2018 20:49:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41805

Luka Strazar, Tom Livingstone, Ales Cesen (v.l.n.r.)

Es ist einer der spektakulärsten Erfolge des Jahres an den höchsten Bergen der Welt: Den beiden Slowenen Ales Cesen (36 Jahre alt) und Luka Strazar (29) sowie dem Briten Tom Livingstone (27) gelang am 9. August die erst zweite Besteigung des 7145 Meter hohen, extrem schweren Latok I im Karakorum – die erste überhaupt von der Nordseite aus. An dieser Aufgabe hatten sich seit dem legendären ersten Versuch 1978 über den Nordgrat, als die US-Amerikaner Jeff und George Henry Lowe, Michael Kennedy und Jim Donini im Sturm rund 150 Meter unterhalb des Gipfels hatten umdrehen müssen, rund 30 Expeditionen die Zähne ausgebissen. „Der Grat selbst bleibt eine Herausforderung für die Zukunft“, sagte Tom Livingstone ganz bescheiden in einem Interview des British Mountaineering Council (BMC).

Nordgrat verlassen

Die Route des erfolgreichen Trios

Im oberen Teil des Bergs verließ das Trio den Nordgrat, kletterte zunächst über ein Eisfeld nach rechts Richtung Westsattel und querte anschließend nach links durch die Nordwand zum höchsten Punkt. „Unsere erste Priorität lag darin, den Berg von der Nordseite aus zu besteigen, der Weg über den Nordgrat war zweitrangig,“ sagte Tom. Aus Sicherheitsgründen habe man sich entschieden, von der Route über den Grat abzuweichen. Livingstone erinnerte in diesem Zusammenhang an den Absturz des russischen Kletterers Sergey Glazunov beim Abseilen aus dem oberen Teil des Nordgrats und die anschließende Hubschrauberrettung von dessen Teamkollegen Alexander Gukov. Das Trio hatte das Drama um die beiden Russen während seiner Akklimatisationsphase mitverfolgt.

„Schottische Verhältnisse“ am Gipfel

Strazar im Mittelteil des Nordgrats

Tom berichtete über konstant schlechte Biwakplätze auf schmalen Felsvorsprüngen: „Wir haben in den sechs Nächten am Berg nicht viel geschlafen. In puncto Kletterschwierigkeit war es nicht superhart, aber die Länge der Route, die große Höhe und die Schlaflosigkeit machten das Ganze doch sehr anstrengend.“ Am höchsten Punkt des Latok I, so Livingstone, hätten „schottische Verhältnisse“ geherrscht: Schneefall und schlechte Sicht. „Es gab keinen Riesenjubel am Gipfel, weil wir wussten, dass wir erst die Hälfte geschafft hatten“, berichtete Expeditionsleiter Ales Cesen in einem Interview des Rundfunksenders RTV Slovnija. „Erst als wir wieder auf dem Gletscher unterhalb der Wand standen, schrien wir vor Freude und umarmten uns.“

„Mehr als einfach nur gut gemacht“

Luka kurz vor der Stelle, an der die Route vom Nordgrat abknickt

Der deutsche Top-Kletterer Alexander Huber, der sich zur selben Zeit unweit des Latok I zusammen mit seinem 27 Jahre alten Landsmann Fabian Buhl am Südpfeiler des 6166 Meter hohen Choktoi Ri versuchte (beide wollen in Kürze über ihre Erlebnisse berichten), verneigt sich vor der Leistung Cesens, Strazars und Livingstones. „Mehr als einfach nur gut gemacht“, kommentierte der 49-Jährige den Erfolg auf Instagram.

Sein älterer Bruder Thomas Huber (51) war zum Zeitpunkt des Coups durch das slowenisch-britische Trio mit seinen Kletterpartnern Rainer Treppte (59), dem Südtiroler Simon Gietl und dem französischen Kameramann Yannick Boissenot noch auf dem Weg zum Latok I. Auch ihr Ziel: die Nordseite des Siebentausenders. Ob sie sich am Nordgrat oder der ebenfalls noch unbestiegenen Nordwand versuchen wollten, hatte Thomas mir gegenüber vor der Abreise noch offen gelassen.

P.S.: Wegen meines zurückliegenden Urlaubs kommt dieser Bericht ein paar Tage später, als ihr es normalerweise von mir gewohnt seid. 😉

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Thomas Huber vor Expedition zum 7000er Latok I: „Komplex und schwierig“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/thomas-huber-vor-expedition-zum-7000er-latok-i-komplex-und-schwierig/ Wed, 01 Aug 2018 17:08:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41679

Thomas Huber mit Rainer Treppte und Simon Gietl (v.l.n.r.)

Thomas Huber sitzt auf gepackten Expeditionstonnen. „Ich freue mich riesig auf die Expedition“, sagt der 51-Jährige. Der Ältere der beiden „Huberbuam“ bricht an diesem Samstag Richtung Pakistan auf. Thomas will sich an der Nordseite des 7145 Meter hohen Latok I versuchen – gemeinsam mit dem 33-jährigen Südtiroler Simon Gietl und dem 59 Jahre alten Kletter-Routinier Rainer Treppte, der aus Sachsen stammt und seit langem im Allgäu lebt. „Ich war mit ihnen schon am Berg“, sagt Huber über seine beiden Kletterpartner. Im vergangenen Frühjahr gelang dem Trio an der Großen Zinne in den Dolomiten die wohl erste Wiederholung der schwierigen Route „La Strada“, die 1988 von den Polen Piotr Edelman und Jan Fialkowski erstmals gemeistert worden war. „Wir harmonieren als Team wunderbar, und wir haben alle Möglichkeiten, so ein Ziel wie den Latok I anzugehen“, findet Thomas Huber. Ich habe mit ihm auch über das Drama an eben diesem Siebentausender im Karakorum gesprochen, das uns tagelang in Atem gehalten hat.

Thomas, gestern kam die erlösende Nachricht, dass der russische Bergsteiger Alexander Gukov vom Latok I-Nordgrat gerettet wurde. Wie hast du diese dramatische Geschichte erlebt?

Gukov gerettet – nach 19 Tagen am Berg

Ich habe mich jeden Tag über „mountain.ru“ informiert, was passiert. Ich habe auf gutes Wetter gehofft und die Wetterberichte studiert. Meine Gedanken waren immer bei Alexander Gukov auf dem Nordgrat. Natürlich ist das ein ganz eigenes Gefühl, wenn man weiß, dass man selbst bald an diesem Berg sein wird. Man hofft dann nur, dass es gut ausgeht. Man sollte aber auch nicht den tragischen Tod von Sergey Glazunov vergessen, der beim Abseilen in den Tod stürzte.

So etwas ist nie schön, wenn man wirklich für einen Berg brennt. Und für mich ist der Latok ja ein ganz besonderer Berg. Meine Karriere an den ganz hohen Bergen hat mit der Erstbegehung der Latok II-Westwand 1997 (zusammen mit seinem Bruder Alexander Huber, Toni Gutsch und dem US-Amerikaner Conrad Anker) begonnen. Und 21 Jahre später reise ich zum Latok I – an einen Berg, an dem gerade ein unglaubliches Drama passiert ist.

Nordwand des Latok I, rechts der Nordgrat

Reist du deswegen mit gemischten Gefühlen dorthin?

Es ist nicht ganz leicht. Ich bin jedoch im Augenblick erleichtert, dass die ganze Energie, die in die Rettung hineingesteckt wurde, am Ende belohnt wurde und dass Alexander lebendig und wohlbehalten vom Berg gebracht werden konnte. Ich glaube, für ihn war es eine Erlösung. Ich bin froh, dass wir, wenn alles gut läuft, erst in zweieinhalb Wochen unsere Zelte auf dem Choktoi-Gletscher aufschlagen werden. Damit vergeht noch ein bisschen Zeit, in der sich alles wieder ein bisschen beruhigen kann.

Warum seid ihr so spät in der Saison dran?

Ich glaube, dass es aufgrund der Klimaerwärmung besser ist, später zu fahren, weil der Berg dann sicherer ist. Nach allem, was ich von den Russen und auch den Slowenen gelesen habe, war es im Juli am Latok I extrem warm und damit auch extrem gefährlich. Alexander Gukov und Sergey Glazunov sind trotzdem aufgestiegen. Ich glaube, dass die Verhältnisse nicht optimal waren.

Ich muss allerdings sagen, dass ich mich über diese Expeditionen nicht großartig informiert habe. Ich bin lieber klettern gegangen. Ich wollte mich aus dem Geschehen am Latok I ausklinken, weil ich die Konkurrenzsituation gespürt habe. Ich bin froh, dass ich nicht zur selben Zeit am Berg war, weil definitiv alle Entscheidungen nicht mehr objektiv getroffen werden können, wenn andere Expeditionen am selben Berg, an derselben Route, mit demselben Ziel unterwegs sind. Ich freue mich darauf, dass wir alleine am Berg sein werden. Wie werden unsere Chance wahrnehmen oder auch erkennen, dass es zu gefährlich ist. Wir werden natürlich alles versuchen. Es macht mir Spaß, Herausforderungen anzunehmen, die unmöglich erscheinen. Aber ich werde auch akzeptieren, wenn das Risiko nicht kalkulierbar ist. Dann werde ich sagen: Okay, das muss nicht sein.

Thomas bricht wieder auf

Habt ihr euch schon festgelegt, ob ihr die Nordwand oder den Nordgrat versuchen wollt?

Nein. Ich habe ein Ziel, eine Idee. Aber der Berg wird dir immer wieder etwas Neues zeigen. Die Verhältnisse und das Wetter werden dir genau den einzigen Weg zeigen, der für dich möglich ist. Die ganze Nordseite ist so komplex und so schwierig. Wir werden sehen.

Du reist nach 2015 und 2016 nun schon zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren zum Latok I. Hast du dich in diesen Berg verbissen?

Das habe ich noch nie gemacht, ich verbeiße mich nicht in einen Berg. Aber ich bin noch nie richtig am Latok I gescheitert, weil es immer schon im Vorfeld schief gegangen ist. Ich habe noch keinen einzigen Pickelschlag am Latok I gesetzt. Wenn ich mich an ihm versuchen darf und er mir zeigt, dass er zu schwierig für mich ist, dann habe ich mit diesem Berg einen Frieden geschlossen.

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Drama am Siebentausender Latok I in Pakistan https://blogs.dw.com/abenteuersport/drama-am-siebentausender-latok-i-in-pakistan/ Thu, 26 Jul 2018 20:04:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41553

Gukovs Position am Nordgrat des Latok I (s. Pfeil)

Daumendrücken für Alexander Gukov! Nach Informationen von Anna Piunova von der Internetseite mountain.ru sitzt der 42 Jahre alte russische Bergsteiger am Nordgrat des 7145 Meter hohen Latok I im Karakorum auf einer Höhe von 6200 Metern fest. Gukov habe am Mittwoch einen Notruf  abgesetzt: „Ich brauche Hilfe. Ich muss evakuiert werden. Ich hänge ohne Ausrüstung in der Wand.“ Sein 26 Jahre alter Kletterpartner Sergey Glazunov sei beim Abseilen in den Tod gestürzt.  

Rettung am langen Seil?

Offenbar waren die beiden am Dienstag auf einer Höhe von knapp 7000 Metern umgekehrt. Wegen schlechten Wetters mit Regen und Schneefall konnte ein Rettungshubschrauber der pakistanischen Armee bisher noch nicht aufsteigen. Es soll versucht werden, Gukov am langen Seil vom Berg zu holen. Einige Bergsteiger haben angeboten, sich an der Rettungaktion zu beteiligen – darunter der Italiener Herve Barmasse und der Deutsche David Göttler, die sich in diesem Sommer an der Südwestwand des 7925 Meter hohen Gasherbrum IV versuchen. Sie müssten mit dem Hubschrauber zum Latok I geflogen werden.

Vor zwei Wochen aufgebrochen

Alexander Gukov (l., 2014 mit Aleksei Lonchinsky)

Am 12. Juli waren Gukov und Glazunov aufgebrochen, um den Nordgrat erstmals bis zum Gipfel zu klettern. Spitzenkletterer aus aller Welt haben sich an dieser Aufgabe schon die Zähne ausgebissen. Seit dem legendären ersten Versuch 1978, als die US-Amerikaner Jeff und George Henry Lowe, Michael Kennedy und Jim Donini  im Sturm rund 150 Meter unterhalb des Gipfels hatten umkehren müssen, sind rund 30 Versuche gescheitert, die Route zu meistern. Gukov hat in der Szene einen Namen. 2015 erhielt er mit seinem Landsmann Aleksei Lonchinsky  für ihre neue Route durch die Südwand des 6618 Meter hohen Thamserku in Nepal den Piolet d’Or, den „Oscar der Bergsteiger“.

Mit gebrochenen Knochen zurück aus der Nordwand

Andere Mitglieder  der russischen Expedition zum Latok I hatten versucht, die Nordwand zu durchklettern. Wegen Steinschlags waren sie umgekehrt. „Wir haben den Abstieg ins Basislager überlebt, aber Helm, Rippe und Knochen sind gebrochen“, meldete Victor Koval nach Russland. „Am Ende traf uns eine Lawine.“  Eine slowenische Expedition ist ebenfalls vor Ort, um die Nordwand anzugehen.  Die beiden deutschen Kletterer Thomas Huber (der ältere der beiden „Huberbuam“ – der jüngere, Alexander Huber, ist derzeit mit Fabian Buhl am 6166 Meter hohen Choktoi Ri unterwegs, ebenfalls im Karakorum) und Rainer Treppte sowie der Südtiroler Simon Gietl sitzen quasi auf gepackten Koffern. Auch ihr Ziel: die Nordwand des Latok I.

Update 27. Juli, 11 Uhr: Alexander Gukov hat sich erneut bei Anna gemeldet: „Verdammt! Wo kommen nur die ganzen Lawinen her? Ich kann mir nicht mal Wasser kochen.“ Inzwischen wird erwogen, den Bergsteiger vom Hubschrauber aus mit Material zu versorgen. Möglicherweise wäre Alexander dann noch in der Lage, selbstständig abzusteigen. Herve Barmasse schreibt aus dem Gasherbrum-Basislager: „Das schlechte Wetter setzt sich fort. Keine Chance zum Latok I zu fliegen.“

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Kuriki ändert seinen Everest-Plan https://blogs.dw.com/abenteuersport/kuriki-aendert-seinen-everest-plan/ Wed, 17 May 2017 17:12:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36249

Nobukazu Kuriki

Nobukazu Kuriki hat die Everest-Seite gewechselt. Der 34 Jahre alte Japaner meldete sich heute via Facebook aus Gorak Shep, der 5207 Meter hoch gelegenen, letzten bewohnten Siedlung unterhalb des Everest auf der nepalesischen Südseite. Die nötigen Formalitäten mit den nepalesischen Behörden hat Kuriki offenbar erledigt. Zuvor hatte Nobukazu sein Zelt auf der tibetischen Nordseite aufgeschlagen: auf dem Zentralen Rongbuk-Gletscher unterhalb der Everest-Nordwand. Grund für seinen Ortswechsel, so Kuriki, sei, dass er seinen Aufstiegsplan geändert habe. Ursprünglich hatte der Japaner die Nordwand solo und ohne Flaschensauerstoff über die so genannte „Supercouloir-Route“ –  ein Rinnensystem, das sich fast durch die komplette Wand zieht – zum höchsten Punkt aufsteigen wollen.

Zu viel Blankeis in der Nordwand

Geplante Route Kurikis

Im unteren Wandbereich gebe es derzeit jedoch sehr viel Blankeis, schreibt Kuriki auf Facebook. Da er bei seinem Everest-Versuch im Herbst 2012 neun seiner zehn Finger wegen Erfrierung verloren habe, sei es für ihn zu gefährlich, dort zu klettern. Deshalb wolle er nun auf der Südseite bis zum Westgrat aufsteigen, erst von dort aus in die Nordwand queren und über das Hornbein-Couloir zum Gipfel steigen. „Tatsächlich ist es genau die Route, die ich schon im Herbst 2012 versucht habe“, schreibt Kuriki. „Ich fühle mich gerade, als wäre ich immer noch damals dort.“ Er werde am Freitag von Gorak Shep aus aufbrechen und hoffe, am 23. Mai, also am Dienstag kommender Woche, den Gipfel zu erreichen. Dann werde laut Wettervorhersage der Wind aus Westen abgeflaut sein. Für Kuriki ist es bereits der siebte Anlauf am Everest. Sechsmal hatte er zuvor, jeweils im Herbst, vergeblich versucht, den Gipfel zu erreichen, fünfmal von der nepalesischen, einmal – im vergangenen Jahr – von der tibetischen Seite aus.

Mehr als 2000 Höhenmeter in sechs Stunden

Kilian Jornet am Everest

Kilian Jornet, der wie Kuriki im Herbst 2016 auf der Nordseite gescheitert war, akklimatisiert sich derzeit auf der tibetischen Normalroute für seinen Versuch einer Speedbesteigung ohne Flaschensauerstoff. Am Montag ließ der Spanier auf Facebook wissen, dass er innerhalb von sechs Stunden vom vorgeschobenen Basislager auf 6300 Metern bis auf eine Höhe von 8400 Metern aufgestiegen sei. „Good vibrations“, gute Schwingungen, konstatierte der 29-Jährige. Kilian hatte sich mit einem Aufstieg auf den Achttausender Cho Oyu auf sein Everest-Projekt vorbereitet – bei Schneefall und äußerst schlechter Sicht: „Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich der Gipfel war, weil ich nur bis zu meinen Füßen sehen konnte.“

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Everest-Herbstlinge im Frühjahr https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-herbstlinge-im-fruehjahr/ Thu, 20 Apr 2017 19:01:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35857

Kuriki (2.v.l.) im Everest-Basislager

Eigentlich wollten beide erst im Herbst zum höchsten Berg der Erde zurückkehren. Doch die Chinesen machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Im kommenden Herbst werden die chinesischen Behörden nämlich keine Permits für den Mount Everest ausstellen. Aus diesem Grund reihen sich sowohl der Japaner Nobukazu Kuriki als auch der Spanier Kilian Jornet in die Schar derer ein, die den Everest in diesem Frühjahr von der tibetischen Nordseite aus besteigen wollen. Der 34 Jahre alte Kuriki ist bereits im „Chinese Base Camp“ auf 5200 Metern eingetroffen. Kuriki hat angekündigt, auf der Normalroute bis auf eine Höhe von 7500 Metern aufzusteigen, um sich zu akklimatisieren. Anschließend will er erneut versuchen, im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff durch die Nordwand zu klettern.

Siebter Anlauf

Kuriki im Herbst 2016 in der Everest-Nordwand

Im Herbst 2016 hatte Kuriki auf einer Höhe von 7400 Metern vor den Schneemassen in der Wand kapituliert. Es war sein erster Versuch auf der Nordseite des Bergs gewesen. Zuvor war er auf der nepalesischen Südseite fünfmal gescheitert, immer im Herbst. 2012 hatte er sich bei einem Versuch über den Westgrat so schwere Erfrierungen zugezogen, dass neun Finger fast auf ganzer Länge hatten amputiert werden müssen. „Es ist noch nicht vorbei“, verkündete Kuriki fast trotzig vor seinem nun schon siebten Versuch.

Im Eiltempo auf den Gipfel?

Kilian Jornet 2016 am Everest

Kilian Jornet hat noch alle seine Finger. Der 29 Jahre alte Katalane war im vergangenen Herbst bei seinem ersten Anlauf am Everest gescheitert. Kilian hatte ursprünglich vorgehabt, nach erfolgter Akklimatisierung den höchsten Berg in einem Zug zu besteigen,vom Kloster Rongbuk aus (das rund 30 Kilometer vom vorgeschobenen Basislager unterhalb des Nordsattels entfernt liegt), im Eiltempo, ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung. Zu einem Speedversuch war es gar nicht erst gekommen. Auf der Normalroute war er nach eigenen Angaben mit seinen Begleitern bis auf eine Höhe von 7950 Metern aufgestiegen, ehe auch ihn die Schneemassen am Everest gestoppt hatten.

Auch die Freundin ist dabei

Kilian Jornet

An seinem Plan hat sich nichts geändert. Wie Jornet die geplante Speedbesteigung umsetzen will, wenn so viele Gipfelaspiranten am Berg sein werden wie in diesem Frühjahr, bleibt vorerst noch sein Geheimnis. Erneut wird Jornet von dem spanischen Topbergsteiger Jordi Tosas begleitet. Zum Team gehört diesmal auch Kilians Freundin, die schwedische Bergläuferin und Skibergsteigerin Emelie Forsberg. Am Wochenende geht es los.

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Rousseau und Co. gehen Cho-Oyu-Nordwand an https://blogs.dw.com/abenteuersport/rousseau-und-co-gehen-cho-oyu-nordwand-an/ Thu, 13 Apr 2017 13:51:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35787

Nordwand des Cho Oyu

Auch an den „Verkaufsschlagern“ unter den Achttausendern gibt es noch Potential, bergsteigerische Ausrufezeichen zu setzen. Das gilt nicht nur für den Mount Everest (bisher mehr als 7500 Gipfelerfolge), sondern auch für den am zweithäufigsten bestiegenen Achttausender, den Cho Oyu (über 3500 Gipfelerfolge). Für dieses Frühjahr hat sich ein vierköpfiges internationales Team unter Leitung von Louis Rousseau vorgenommen, im Alpinstil eine neue Route durch die Nordwand des sechsthöchsten Bergs der Erde zu eröffnen. Für den 40-jährigen Kanadier ist es nach fünf Jahren Auszeit sein Comeback an den Achttausendern. 2012 hatte Rousseau am Gasherbrum I nach seinem langjährigen Kletterpartner Gerfried Göschl aus Österreich gesucht, der beim Versuch einer Winterbesteigung verschollen geblieben war. 2011 hatte Rousseau den Gasherbrum II bestiegen, seinen dritten Achttausender nach dem Broad Peak (2007) und dem Nanga Parbat (neue Route mit Göschl 2009). 

In Erinnerung an Göschl

Louis Rousseau

Die in Tibet gelegene Nordwand des Cho Oyu wurde erstmals im Herbst 1988 von slowenischen Bergsteigern gemeistert. Seitdem gab es nur zwei weitere erfolgreiche Versuche über die Nordseite. „Die geplante Route führt vom Fuß der Nordwand in direkter Linie durch einen noch unberührten Teil in der Mitte der Wand“, schreibt mir Louis. „Ich weiß es echt nicht“, antwortet Rousseau auf meine Frage nach den Erfolgsaussichten. Die 2000 Meter hohe Nordwand sei steil und größtenteils unerschlossen. „Wir werden mehr wissen, wenn wir die Wand zum ersten Mal in Augenschein genommen haben. Und natürlich hängt es vor allem vom Wetter und den Bedingungen am Berg ab.“ Louis widmet das Projekt schon jetzt seinem verstorbenen Freund Göschl: „Ich habe noch immer die Ideen, die wir zusammen entwickelt hatten, im Kopf – wie ein Erbe.“

Alter Haudegen

Neben Rousseau bilden der Pole Adam Bielecki, der Brite Rick Allen und der Deutsche Felix Berg das Team. Der 33 Jahre alte Adam Bielecki gehörte zu den Winter-Erstbesteigern der Achttausender Gasherbrum I (2012) und des Broad Peak (2013). Rick Allen ist ein mit allen Bergwassern gewaschener Haudegen. Dem 63-jährigen Schotten gelang 2012 gemeinsam mit Sandy Allan die Traverse des rund zehn Kilometer langen Mazeno-Grats am Nanga Parbat. Für diesen Meilenstein wurden die beiden Briten später mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergssteiger“. Der inzwischen 36 Jahre alte Felix Berg war 2004 der damals jüngste deutsche Besteiger des Mount Everest. „Wir haben ein tolles internationales Team zusammen“, schreibt mir Felix. „Für mich persönlich motivierend ist das Entdecken von Neuland, das Abenteuer umso erstaunlicher, dass sich dies am hochfrequentierten Cho Oyu bietet.“

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Auer und Blümel gelingt 7000er-Erstbegehung in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/auer-und-bluemel-gelingt-7000er-erstbegehung-in-nepal/ Fri, 16 Dec 2016 10:47:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34463 Auer (l.) und Blümel auf dem Gipfel des Gimmigela East

Auer (l.) und Blümel auf dem Gimmigela East

„Es war eine dieser Expeditionen, wo einfach alles perfekt zusammengepasst hat“, sagt Hansjörg Auer. Dem 31 Jahre alten Österreicher und seinem Landsmann Alex Blümel gelang es, erstmals die Nordwand des 7005 Meter hohen Gimmigela East zu durchsteigen, und das im Alpinstil, also ohne feste Hochlager, ohne Sherpa-Unterstützung und unter Verzicht auf Flaschensauerstoff. Der Nebengipfel des Gimmigela Chuli (7350 Meter) liegt im Osten Nepals, an der Grenze zu Indien, ziemlich versteckt im Gebiet um den Achttausender Kangchendzönga, den dritthöchsten Berg der Erde.

Ausgesetzter Biwakplatz

Nordwand des Gimmigela East

Nordwand des Gimmigela East

Fünf Tage lang wanderten Auer und Blümel zunächst entlang des Flusses Tamar und dann über die Hochplateaus des Ghunsa-Tals, ehe sie ihr Basislager zu Füßen des Gimmigela East aufschlugen. Um sich zu akklimatisieren, übernachteten sie drei Nächte auf 5900 Metern auf dem Südgrat des Trekkingbergs Dromo Ri. Am 8. November stiegen Hansjörg und Alex dann in die 1200 Meter hohe Nordwand ein. „Wegen des niederschlagreichen Monsuns fanden wir die Wand in perfektem Zustand vor“, schreibt Auer auf seiner Internetseite. Ein erstes Biwak verbrachten die beiden Kletterer in der bis zu 85 Grad steilen Eiswand, ein zweites auf dem Gipfelgrat. Diese zweite Nacht sei eine echte Herausforderung gewesen, „weil der Biwakplatz auf einer schmalen Felsleiste dem starken Wind extrem ausgesetzt war“, so Auer. Am 10. November um 7.30 Uhr erreichten die beiden Österreicher den Gipfel. „Ein kalter, windiger, aber klarer Morgen öffnete uns den Blick auf die Bergkette Sikkims und die noch unerforschte Ostwand des Kangchendzönga.“

„Königslinie“

In der Wand

In der Wand

Laut Auer war es die erste Expedition zur Nordwand des Gimmigela East und erst die dritte Besteigung des Gipfels, nachdem zwei japanische Expeditionen 1993 und 1994 von der indischen Südseite aufgestiegen seien. Hansjörgs Bilanz der Expedition fällt rundum positiv aus: „Ein großes  Projekt, eine noch größere Freundschaft und eine sehr effiziente Erstbegehung einer ‚Königslinie‘ an einem Siebentausender in einer der entlegensten Ecken des Himalaya.“ Auer und Blümel hatten im Herbst 2015 im Westen Nepals gemeinsam mit ihrem Landsmann Gerry Fiegl erstmals die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South gemeistert. Fiegl hatte im Gipfelbereich Symptome der Höhenkrankheit gezeigt und war beim Abstieg in den Tod gestürzt. „Es war einer der traurigsten Momente meiner ganzen Karriere“, sagte mir Hansjörg bei einem Treffen im Oktober vor seiner Abreise zum Gimmigela East. „Ich glaube, dass ich das mein Leben lang nicht vergessen kann.“

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Kommt Kuriki beim nächsten Mal im Winter? https://blogs.dw.com/abenteuersport/kommt-kuriki-beim-naechsten-mal-im-winter/ Thu, 20 Oct 2016 14:51:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34043 Kuriki auf 6800 Metern in der Everest-Nordwand

Kuriki auf 6800 Metern in der Everest-Nordwand

Und tschüss. Nachdem der Spanier Kilian Jornet bereits Mitte September dem Mount Everest den Rücken gekehrt hatte, hat auch der Japaner Nobukazu Kuriki seine Zelte auf der tibetischen Nordseite des höchsten Bergs der Erde abgebrochen. Eindeutig zu viel Schnee, befand der 34-Jährige. Bei seinem Gipfelversuch vor zwei Wochen sei er bis zu den Hüften im Schnee eingesunken. Kuriki war – wie berichtet – alleine und ohne Flaschensauerstoff bis auf eine Höhe von 7400 Metern aufgestiegen, ehe er vor den Schneemassen kapituliert und umgedreht hatte.

Tränen im Küchenzelt

Everest-Nordwand

Everest-Nordwand

Nach seiner Rückkehr ins vorgeschobene Basislager versuchte Kuriki noch, seine Besteigungsgenehmigung und sein Visum verlängern zu lassen. Vergeblich. „Ich habe mich in die Ecke des Küchenzeltes verkrochen und geweint“, berichtet der Japaner, dem nun endgültig klar war, dass auch sein sechster Versuch, den Everest im Herbst zu besteigen, gescheitert war. 2012 hatte er sich so schwere Erfrierungen zugezogen, dass ihm neun Finger hatten amputiert werden müssen.

Teil des Inventars

Kuriki wäre nicht Kuriki, wenn er nicht gleich ankündigen würde, dass er zurückkehren will. Aufgrund seiner Erfahrung von diesem Jahr denke er auch über einen Versuch im Winter nach, sagt Nobukazu. Dann sei wegen der eiskalten Temperaturen die Luft zwar noch dünner. Aber der starke Wind im Herbst habe dann wenigstens den Schnee aus der Wand geblasen. Wir werden ihn also wohl wiedersehen am Mount Everest, ob im Herbst oder Winter.  Irgendwie gehört er ja auch schon fast zum Inventar – zu Zeiten, in denen sich sonst niemand oder kaum jemand am höchsten Berg der Erde versucht.

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Auer: „Kein großes Sicherheitspolster“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/auer-kein-grosses-sicherheitspolster/ Wed, 19 Oct 2016 15:18:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34009 Hansjörg Auer

Hansjörg Auer

„Das Können ist des Dürfens Maß“, hat der Freikletter-Pionier Paul Preuss (1886-1913) vor mehr als hundert Jahren formuliert. Hansjörg Auer kann sehr viel und ist deshalb ein verdienter Träger des Paul-Preuss-Preises, mit dem seit einigen Jahren Spitzenkletterer in der Tradition des Österreichers geehrt werden. „Auer gehört zweifellos zu den derzeit besten Kletterern der Welt“, sagte Reinhold Messner am vergangenen Wochenende bei der Preisverleihung im Rahmen des International Mountain Summit (IMS) in Brixen in Südtirol. Inzwischen ist Hansjörg Auer aus dem heimatlichen Ötztal zu einem neuen Abenteuer aufgebrochen. Der Österreicher will zusammen mit seinem Landsmann Alex Blümel im äußersten Osten Nepals eine Nordwand erstmals durchklettern, am knapp 7000 Meter hohen Ostgipfel des Gimigela Chuli. Der Berg, dessen Hauptgipfel 7350 Meter misst, liegt versteckt hinter dem Achttausender Kangchendzönga, dem dritthöchsten Berg der Erde.

Hansjörg, kalkulierst du auch diesmal das Scheitern ein?

Natürlich. Wenn du bei einer Expedition abseits der ausgetretenen Pfade gehst, können so viele Dinge nicht funktionieren. Aber deswegen macht es auch so viel Spaß, weil man den Expeditionsbericht nicht schon zu Beginn schreiben kann.

Aber man kann auch Überraschungen negativer Art erleben – wie bei eurer letzten Expedition zur Annapurna III, wo ihr fünf Wochen lang im schlechten Wetter mehr oder weniger herumgesessen habt.

Trotzdem sind wir nicht mit leeren Händen zurückgekehrt. Wir haben sehr viele Informationen über das Projekt gesammelt und wollen auch wieder zurückkommen. Beim nächsten Mal werden wir viele Dinge anders und besser machen. Vielleicht gibt es dann einen Erfolg. Oft muss man sich herantasten, um offene Fragen beantworten zu können. Bei schwierigen Projekten kann das mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Wenn ich auf einen häufig bestiegenen Berg gehe, brauche ich dafür nur zu googeln.

Masherbrum (in der Bildmitte)

Masherbrum (in der Bildmitte)

Eines der großen noch ungelösten Probleme im Himalaya und Karakorum ist die Nordostwand des Masherbrum (7821 Meter) in Pakistan. Ihr – David Lama, Peter Ortner und du – wart 2014 dort, seid aber nicht viel weiter als bis zum Wandfuß gekommen. Hast du auch dieses Projekt noch im Hinterkopf oder konzentrierst du dich auf machbarere Aufgaben?

Wenn man ständig auf Expeditionen geht, kann man nicht immer nur sehr, sehr schwierige Projekte probieren. Man muss manchmal auch Projekte wählen, die machbarer sind, um sich durch einen Erfolg bestätigt fühlen zu können. Wenn du Jahr für Jahr irgendwohin gehst, wo die Chancen sehr gering sind, zermürbt es dich auf die Dauer. Aber das Masherbrum-Projekt lebt noch. Immer wenn wir uns treffen, reden wir darüber. Der Zeitpunkt ist noch offen. Für mich ist aber klar, dass die Wand auf der gedachten direkten Linie nicht kletterbar ist. Wir werden einen Kompromiss eingehen müssen. Der Masherbrum ist einfach saugefährlich. Den kannst du nicht jedes Jahr probieren, sonst kommst du irgendwann nicht mehr zurück.

In der Südwand des Nilgiri South

In der Südwand des Nilgiri South

Ungefähr vor einem Jahr hast du mit Alex Blümel und Gerhard, genannt „Gerry“ Fiegl erstmals die Südwand des Nilgiri South (6839 Meter) in Nepal durchstiegen. Gerry wurde höhenkrank und stürzte beim Abstieg vom Gipfel in den Tod. Verbuchst du diese Expedition unter gescheitert?

Natürlich ist es keine erfolgreiche Expedition, denn dazu gehört, dass alle Kletterer, die aufgebrochen sind, auch wieder zurückkommen. Wir können diesen Unfall nicht ungeschehen machen. Es war einer der traurigsten Momente meiner ganzen Karriere. Wenn ein Freund, mit dem du zu klettern begonnen hast, vor deinen Augen abstürzt, ist das schrecklich. Aber auch schon vorher am Gipfel konnten wir uns nicht freuen, weil wir merkten, dass irgendetwas mit Gerry nicht stimmte. Wir mussten den Gipfel überschreiten, weil der Abstieg über die Aufstiegsroute viel zu schwierig gewesen wäre. Wir hatten gehofft, dass bei Gerry durch die Euphorie des Gipfelerfolgs vielleicht noch eine Wende eintreten könnte. Wir kamen auch noch relativ weit herunter. Aber schlussendlich war das Unglück nicht zu vermeiden. Die schwierigen Klettereien in der Höhe leben von der Reduktion, sonst wären sie nicht möglich: Reduktion des Materials, des Rucksackgewichts – und auch der Sicherheit. Da gibt es einfach kein großes Sicherheitspolster mehr.

Während der Erstbesteigung des 7000ers Kunyang Chhish East in Pakistan

Während der Erstbesteigung des 7000ers Kunyang Chhish East in Pakistan

Die Öffentlichkeit vergisst solche Unglücksfälle schnell. Aber ihr müsst damit leben. Kann man ein solches Ereignis überhaupt verarbeiten?

Ich glaube, dass du das ein Leben lang nicht vergessen kannst. Es prägt natürlich. Gerry wird auch in zehn Jahren noch fehlen. Es kommen so häufig Erinnerungen an ihn auf, weil wir halt oft zusammen unterwegs waren. Dass die Öffentlichkeit es vergisst, ist ganz normal. Aber wir wollen es ja auch nicht vergessen. Man muss es in gewisser Weise akzeptieren. Uns wurde jemand geschenkt, mit dem wir sehr viel unternehmen durften. Wir hätten es uns länger gewünscht, aber vielleicht war es so vorbestimmt.

Hat dich das Unglück vorsichtiger gemacht?

Es war natürlich ein einschneidendes Erlebnis. Es hat mich zwar zum Nachdenken gebracht, aber meine Grundpersönlichkeit nicht so extrem beeinflusst, dass ich sagen würde: Ich höre damit auf. Das Klettern ist schließlich mein Leben. Natürlich war es nicht leicht, im Frühjahr wieder auf Expedition zur Annapurna III zu gehen. Die Momente sind die gleichen: der Flughafen in Kathmandu, das Hotel, das Basislager. Der Berg ist auch nicht weit entfernt vom Nilgiri South. Und dann sind wir an der Annapurna III auch noch auf den Tag genau ein halbes Jahr nach Gerrys Absturz zum Anstieg gestartet. Diese Erinnerungen kannst du einfach nicht auslöschen.

Free Solo in der Marmolada-Südwand

Free Solo in der Marmolada-Südwand

Du bewegst dich beim Extremklettern auf sehr schmalem Grat. Beim Free Solo (Hansjörg sorgte u.a. 2007 in den Dolomiten mit der ersten seilfreien Solo-Begehung der Route „Weg durch den Fisch“ in der Marmolada-Südwand für einen Paukenschlag) bedeutet jeder Fehler fast zwangsläufig den Tod. Spürst du, wie weit genau du gehen kannst?

Ich habe schon sehr früh begonnen, solo zu klettern. Das habe ich gut im Gefühl. Und nur dann mache ich es auch. In der Höhe ist es ungemein schwieriger, weil Faktoren eintreffen können, die man so nicht vermutet. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, ist es zum Beispiel schwer vorstellbar, wie schnell es mit der Höhenkrankheit gehen kann. Dort oben darf man den Ehrgeiz, den man grundsätzlich hat, nicht zu exzessiv ausleben, denn das kann tödlich sein. Man muss noch ehrlicher zu sich selbst sein als in den Dolomiten oder an anderen Bergen der Alpen.

Das heißt, du musst lernen, auch einmal auf die Bremse zu treten?

Man muss wissen, wann es genug ist. Natürlich kann ich nicht beim ersten Zeichen umdrehen, sonst würde ich niemals weit kommen. Man muss eben das Gefühl haben, wann es das letzte Zeichen gewesen ist.

In der Höhe den Ehrgeiz zügeln

In der Höhe den Ehrgeiz zügeln

Die Projekte entstehen in deinem Kopf, du planst sie lange Zeit, du konzentrierst dich darauf. Hast du dann noch Augen und Sinne genug, auf deinen Expeditionen Land und Leute wahrzunehmen, und zu genießen, dass du in einer fremden Welt unterwegs bist?

Ehrlich gesagt, meistens nicht. Man ist dann so fokussiert auf das Projekt, dass wenig Zeit bleibt. Aber ich habe damit begonnen, jedes Jahr im Dezember für ein Wochenende ohne Kletterausrüstung in irgendeine Stadt in Europa zu fahren und sie mir anzusehen. Für mich ist das schon ein großer Schritt. Nicht immer nur Berge, Wände, Schatten, Eis, Schnee und Felsen.
Wenn man jahrelang in diesem Profigeschäft unterwegs ist, muss man aufpassen, dass man nicht den Boden unter den Füßen verliert. Man beschäftigt sich so intensiv mit seinen Projekten, dass man irgendwann glaubt, sie wären lebensnotwendig. Dann kehrst du von einer Expedition zurück und hast das Gefühl, jeder müsste sich dafür interessieren. Natürlich sind Abenteuergeschichten immer interessant, aber man muss doch am Boden bleiben und wissen: Es gibt auch andere wichtige Dinge.

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Kuriki bricht Everest-Gipfelversuch ab https://blogs.dw.com/abenteuersport/kuriki-bricht-everest-gipfelversuch-ab/ Fri, 07 Oct 2016 10:05:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33859 Kleiner Lichtfleck in großer Wand

Kleiner Lichtfleck in großer Wand

Vorbei! Der Japaner Nobukazu Kuriki hat seinen Gipfelversuch in der Everest-Nordwand abgebrochen und ist wieder zum Wandfuß abgestiegen. Er werde ins vorgeschobene Basislager (ABC) auf dem Zentralen Rongbuk-Gletscher zurückkehren, um Kraft für einen weiteren Versuch zu sammeln, sollte das Wetter einen solchen zulassen, gab der 34-Jährige per Funk durch. Nach eigenen Angaben entschloss sich Kuriki zur Umkehr, nachdem er in der Nacht eine Höhe von 7400 Metern erreicht hatte. „Da war das Gefühl, weiter aufsteigen zu wollen. Aber mit Blick auf die Schneeverhältnisse und meinen körperlichen Zustand entschied ich abzusteigen“, sagte Nobukazu. Ein Bild auf seiner Facebook-Seite, aufgenommen vom ABC aus, zeigt einen Lichtpunkt deutlich rechts der geplanten Route Richtung Hornbein-Couloir.

Schlechtes Wetter naht

Nobukazu Kuriki

Nobukazu Kuriki

Der Japaner war – wie berichtet – solo und ohne Flaschensauerstoff in die verschneite Nordwand eingestiegen. Am Donnerstag hatte er sich in seinem Lager 3 auf 6800 Metern noch zuversichtlich gezeigt, den 8850 Meter hohen Gipfel vor dem für Samstag erwarteten Wetterumschwung erreichen zu können. Gut 2000 Höhenmeter lagen da noch vor ihm – ein ambitionierter Zeitplan. Und dann hätte er ja noch absteigen müssen. Für die nächsten Tage werden am Everest weitere Schneefälle erwartet, auch der Wind soll wieder auffrischen. Die Entscheidung Kurikis klingt vor diesem Hintergrund vernünftig.

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Kurikis Everest-Gipfelversuch in der entscheidenden Phase https://blogs.dw.com/abenteuersport/kurikis-everest-gipfelversuch-in-der-entscheidenden-phase/ Thu, 06 Oct 2016 16:17:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33839 Nobukazu Kuriki

Nobukazu Kuriki

Er ist wild entschlossen. „Ich denke, die Chance ist da, denn der Wind ist schwach“, berichtete Nobukazu Kuriki via Facebook aus seinem Lager 3 auf 6800 Metern in der Nordwand des Mount Everest. Der Japaner will den Gipfel im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff erreichen, im oberen Wandteil durch das Hornbein-Couloir. „Die Sauerstoffsättigung meines Blutes liegt bei 81 Prozent und ist sehr stabil“, freute sich der 34 Jahre alte Bergsteiger und kündigte an, noch am heutigen Donnerstagabend (Ortszeit) weiter aufzusteigen. Wenn alles so laufe wie geplant, könne er möglicherweise am frühen Freitagabend (Ortszeit) den Gipfel erreichen. Für Samstag, so Kuriki, werde schlechtes Wetter erwartet.

Mit neun Fingerstummeln

Everest-Nordwand

Everest-Nordwand

Dass der Japaner bereit ist, notfalls bis zum Äußersten zu gehen, hat er schon 2012 bewiesen. Damals zog er sich bei einem Solo-Versuch über den Everest-Westgrat, bei dem er nach eigenen Worten bis auf eine Höhe von rund 8000 Meter gelangte, schwerste Erfrierungen zu. Sie kosteten ihn neun seiner zehn Finger. Kuriki kehrte auch mit neun verbliebenen Stummeln und nur einem intakten Daumen immer wieder zum Everest zurück. Der aktuelle Versuch ist bereits sein sechster am höchsten Berg der Erde, allesamt in der Herbst-Saison. 2015 war Nobukazu auf der Normalroute auf der nepalesischen Everest-Südseite bis auf eine Höhe von 8150 Metern gelangt, ehe ihn tiefer Schnee und starker Wind zurückgeschlagen hatten. „Ich werde es genießen, trotz aller Strapazen“, hatte er mir vorher geschrieben. Ob er diesmal für seinen Durchhaltewillen belohnt wird? Hoffentlich überdreht er die Schraube nicht.

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Kuriki steigt in Everest-Nordwand ein https://blogs.dw.com/abenteuersport/kuriki-steigt-in-everest-nordwand-ein/ Wed, 05 Oct 2016 09:55:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33827 Nobukazu Kuriki

Nobukazu Kuriki

Das klingt nach einem Tanz auf dem Vulkan, auch wenn der Mount Everest keiner ist. Nobukazu Kuriki ist nach Angaben seines Teams heute in die tief verschneite Everest-Nordwand eingestiegen. Der 34 Jahre alte Japaner wolle durch das Hornbein-Couloir zum 8850 Meter hohen Gipfel aufsteigen, hieß es. Gemeint ist wohl die „Supercouloir“-Route, die das Japaner-Couloir im unteren Teil mit dem Hornbein-Couloir im oberen Teil der Wand verbindet und im Frühjahr 1980 von den beiden Japanern Tsuneo Shigehiro and Takashi Ozaki eröffnet worden war. „Ich bin voll konzentriert und starte jetzt“, gab Kuriki per Funk durch. In den letzten Wochen hatte Nobukazu mehrfach vom Wandfuß aus mögliche Aufstiegsrouten erkundet und von hoher Lawinengefahr berichtet. Aus diesem Grund hatte Kilian Jornet – wie berichtet – seine Everest-Expedition abgebrochen. Der Spanier, bekannt für seine Hochgeschwindigkeitsaufstiege, war nach eigenen Worten auf der tibetischen Normalroute bis auf eine Höhe von 7950 Meter aufgestiegen.

Bergsteiger aus Liebeskummer

Verschneite Everest- Nordwand

Verschneite Everest- Nordwand

Nobukazu Kuriki hat angekündigt, den Everest solo und ohne Flaschensauerstoff besteigen zu wollen. Der Japaner ist bereits zum sechsten Mal im Herbst am höchsten Berg der Erde unterwegs, erstmals jedoch auf der tibetischen Nordseite. In die Nordwand hatte er 2012 schon einmal hineingeschnuppert. Bei seinem gescheiterten Versuch über den Westgrat hatte er sich so schwere Erfrierungen zugezogen, dass neun Finger fast auf ganzer Länge hatten amputiert werden müssen. 2014 bestieg er mit nur einem verbliebenen intakten Finger den 8051 Meter hohen Broad Peak in Pakistan. Zum Bergsteiger wurde der Japaner übrigens aus Liebeskummer. Seine Freundin, eine begeisterte Bergsteigerin, hatte ihm den Laufpass gegeben. Um herauszufinden, was ihr an ihm gefehlt habe, begann Kuriki selbst bergzusteigen. Sagt er jedenfalls.

Update, 15.30 Uhr: Kuriki meldet an sein Team, er sei bis auf eine Höhe von 6800 Metern aufgestiegen und werde dort die Nacht verbringen. Er sei „ziemlich besorgt“ über die Schneeverhältnisse in der Rinne.

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Jornet bricht Everest-Expedition ab https://blogs.dw.com/abenteuersport/jornet-bricht-everest-expedition-ab/ Thu, 15 Sep 2016 15:10:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33591 Kilian Jornet

Kilian Jornet

Da lag ich mit meinem Gefühl gestern doch richtig: Wegen der Schneemassen am Everest gibt der Spanier Kilian Jornet auf. Der 28-Jährige kündigt an, er werde vom höchsten Berg der Erde zurückkehren, ohne ihn bestiegen zu haben. Die schlechten Wetterbedingungen hätten ihn gezwungen, seinen Plan einer Speed-Besteigung über die Nordwand aufzugeben, sagt Jornet: “In den ersten Wochen haben wir uns gut akklimatisiert, und auch die Bedingungen waren gut. Doch gerade als wir uns für den Versuch bereit machten, begann sich das Wetter zu ändern. Es gab einige heftige Schneestürme, jede Menge Schnee wurde abgeladen. Die Folge war hohe Lawinengefahr. Weil sichere Bedingungen fehlten, war es unmöglich zu klettern – obwohl wir in guter körperlicher Verfassung waren.“

„Wir würden einige Dinge ändern“

Verschneite Everest- Nordwand

Verschneite Everest- Nordwand

Jornet sagt, er sei trotz “einer gewissen Frustration, weil wir gut akklimatisiert waren und uns auch gut fühlten” mit seinen Erfahrungen am Everest zufrieden: “Dort alleine unterwegs zu sein, ist unglaublich. Nun kehren wir heim, um uns zu erholen und für die Zukunft zu planen. Ich denke, dass wir einige Dinge ändern würden, sollten wir zurückkommen. Aber es war eine großartige Erfahrung und eine gute Lektion für das nächste Mal.“ Jornet verbrachte drei Wochen im Basislager, um sich auf seine Besteigung vorzubereiten. Wie berichtet, wollte Kilian den Everest im Eiltempo besteigen: in einem Zug vom Kloster Rongbuk bis zum Gipfel, ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung. Jetzt verbleibt nur noch der 34-jährige Japaner Nobukazu Kuriki am Everest. Er hat ebenfalls einen Versuch über die Nordwand angekündigt hat, im Alleingang und ohne Atemmaske.

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