Permit – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Strafe für gefälschtes Everest-Permit https://blogs.dw.com/abenteuersport/strafe-fuer-gefaelschtes-everest-permit/ Fri, 31 Aug 2018 14:34:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41911

Mount Everest

Wenn es um eigene Einnahmen geht, versteht die Regierung Nepals keinen Spaß. Nach Informationen der Zeitung „The Himalayan Times“ verhängte das Tourimusministerium jetzt eine Geldstrafe von 44.000 US-Dollar gegen den nepalesischen Expeditionsveranstalter „Seven Summit Treks“ wegen der Fälschung eines Permits für den Mount Everest. Die Behörde hatte im Frühjahr einer von „Seven Summit Treks“ gemanagten Expedition unter Leitung des Chinesen Sun Yiguan die Genehmigung erteilt, den höchsten Berg der Erde zu besteigen. Auf dem Originaldokument standen zwölf Teilnehmer. Später tauchte eine gefälschte Version auf, in der ein australischer und ein chinesischer Bergsteiger hinzugefügt worden waren.

Mingma Sherpa weist Schuld von sich

Mingma Sherpa

Da ein Permit pro Expeditionsteilnehmer 11.000 Dollar kostet, entgingen der Regierung so Einnahmen von 22.000 Dollar. Die doppelte Summe wurde jetzt als Strafe festgesetzt. Zudem forderte das Tourismusministerium die Polizei auf, die Schuldigen für den Betrug zu ermitteln. Ihnen drohen sieben Jahre Gefängnis. Mingma Sherpa, Chef des Veranstalters „Seven Summit Treks“ wies alle Schuld von sich und versicherte, er werde dabei helfen, die Betrüger vor Gericht zu bringen. Verantwortlich sei einer seiner früheren Angestellten. Mingma verwies darauf, dass sein Unternehmen der größte Expeditionsveranstalters Nepals sei und Saison für Saison große Summen für Permit überweise. „Wir denken nicht einmal daran, solche Dinge zu tun.“

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China sagt Herbstsaison an Tibets Achttausendern ab https://blogs.dw.com/abenteuersport/china-sagt-herbstsaison-an-tibets-achttausendern-ab/ Thu, 08 Jun 2017 19:19:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36615

Janusz Adamski

Das war keine gute Woche für Janusz Adamski. Erst kassierte die nepalesische Regierung seinen Pass ein und eröffnete dem Polen schließlich, dass er zehn Jahre lang nicht zum Bergsteigen in den Himalaya-Staat kommen dürfe. Und jetzt machten auch noch die chinesischen Behörden den 48-Jährigen zum Sündenbock dafür, dass sie im kommenden Herbst keine Bergsteiger zu den drei Achttausendern in Tibet lassen werden. Adamski, der „illegal“ den Everest am 21. Mai über die Nordseite bestiegen und dann auf die Südseite gewechselt sei, sei schuld daran, dass die Vorschriften „angepasst und verbessert“ werden müssten, heißt es in einer Erklärung des Chinesisch-Tibetischen Bergsteigerverbands CTMA. Damit die Probleme rechtzeitig bis 2018 gelöst seien, werde es im Herbst 2017 keine Besteigungsgenehmigungen geben.

Auch Moro hatte kein Permit für die Everest-Traverse

Janusz und der Everest

Adamski hatte kein Everest-Genehmigung des nepalesischen Tourismusministeriums, sondern lediglich ein Permit der CTMA, das ihm Auf- und Abstieg über die tibetische Nordroute erlaubte. Nach seinem Abstieg vom Gipfel hinunter auf die nepalesische Südseite hatte der Pole erklärt, dass weder die Behörden in China noch jene in Nepal Genehmigungen für eine grenzüberschreitende Gipfeltraverse ausgäben. „Es ist nicht die Schuld der Bergsteiger, dass die Beamten nicht daran interessiert sind, solche Lizenzen zu erteilen“, schrieb Adamski auf Facebook und verwies auf die Everest-Überschreitung Simone Moros im Jahr 2006, der ebenfalls dafür kein Permit gehabt habe.

In der Tat hatte der Italiener damals über Jahre vergeblich versucht, eine Genehmigung der chinesischen Behörden für sein Projekt zu erhalten. Simone war dann mit einem nepalesischen Permit auf der Südseite auf- und nach Tibet abgestiegen. Den chinesischen Behörden erklärte er anschließend, er habe sich im Gipfelbereich verirrt. Dann sei ihm der Flaschensauerstoff ausgegangen. Als er registriert habe, dass er den falschen Weg gewählt habe, so Simone, sei er schon zu weit unten gewesen, um umzukehren. Moro kam mit einer Geldstrafe wegen einer illegalen Besteigung davon.

Verhandlungen möglich

Nobukazu Kuriki

Doch es gab durchaus auch schon „legale“ Everest-Traversen mit Permits, etwa 2007 durch den Briten David Tait und den Sherpa Phurba Tashi. Und auch der Japaner Nobukazu Kuriki bewies in der gerade zu Ende gegangenen Everest-Frühjahrssaison, dass es möglich ist, mit den Behörden zu verhandeln. Ursprünglich hatte der 34-Jährige vorgehabt, von Tibet aus durch die Nordwand zum Gipfel zu klettern. Dann jedoch änderte er seinen Plan: Nobukazu stieg von der nepalesischen Südseite aus bis zum Westgrat auf, von wo er in die Nordwand queren wollte. Daraus wurde am Ende nichts. Doch der Japaner kehrte in seine Heimat zurück, ohne Probleme mit den chinesischen oder nepalesischen Behörden bekommen zu haben.

Entscheidung deutete sich schon im März an

Aber ist Adamskis illegale Überschreitung wirklich der Grund für die Absage der Herbstsaison an den tibetischen Achttausendern? Ich halte es eher für einen Vorwand der chinesischen Behörden. Schon Mitte März stand fest, dass sie keine Permits für Everest und Shishapangma erteilen würden, und wohl nur etwa 50 für den Cho Oyu. „Anscheinend soll es im Herbst eine Veranstaltung in Tibet geben. Da haben die Chinesen wohl Angst, dass es zu Unruhen kommen könnte und wollen deshalb so wenig Ausländer wie möglich in Tibet haben“, mutmaßte damals Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin. Zu dieser Zeit war kaum jemandem außerhalb Polens bekannt, dass die erste polnische Everest-Traverse geplant war. Janusz Adamski ließ übrigens heute via Facebook wissen, dass er sich einverstanden erklärt habe, sich bis zu seiner Ausreise aus Nepal nicht mehr öffentlich zu den Vorwürfen gegen ihn zu äußern.

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Everest-Aspirant ohne Permit erwischt https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-aspirant-ohne-permit-erwischt/ Mon, 08 May 2017 15:21:20 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36119

Mount Everest

Eigentlich waren für das vergangene Wochenende die ersten Gipfelerfolge am Mount Everest erwartet worden. Doch das Sherpa-Team, das auf der nepalesischen Südseite des Bergs die Fixseile bis zum höchsten Punkt auf 8850 Metern legen wollte, musste wegen starken Windes umkehren. Und jetzt schneit es. Schneefälle werden auch für die nächsten Tage erwartet. Immerhin sagt der Wetterbericht für diese Woche wenig Wind im Gipfelbereich voraus. Vielleicht geht ja doch noch etwas. Gar nichts mehr geht für Ryan Sean Davy. Der 43 Jahre alte Südafrikaner wurde im Basislager ohne Permit erwischt und nach Kathmandu zurückgeschickt.

Nur Trekking-Permit

Ihm drohen jetzt eine Geldstrafe von 22.000 US-Dollar – doppelt so viel, wie die Besteigungsgenehmigung gekostet hätte – und ein bis zu zehn Jahre dauerndes Verbot, in Nepal Berge zu besteigen. Außerdem wurde der Pass des Südafrikaners einkassiert. Davy hatte nur ein Trekking-Permit. Offenbar hielt er sich schon einige Wochen am Everest auf. Nach eigenen Worten war er bereits zweimal durch den Khumbu-Eisbruch geklettert und hatte eine Höhe von 24.000 Fuß (7300 Meter) erreicht.

Wenig einsichtig

Ihm habe „wegen versteckter Kosten“ das Geld für das Everest-Permit gefehlt, schreibt der Südafrikaner auf Facebook. Er habe sich vor jenen geschämt, die ihn unterstützt hätten. Das Wort „Fehler“ fehlt bezeichnenderweise in Davys langer Rechtfertigung. Stattdessen beklagt er sich über Expeditionsanbieter, die „keine Zeit für Möchtegern-Everestler ohne Geld“ hätten, deshalb habe ihn jemand ausgeliefert. „Ich wurde im Basislager so sehr beschimpft, dass ich dachte, ich würde gleich dort gesteinigt. Und dabei übertreibe ich nicht. Ich wurde behandelt wie ein Mörder.“ Sprich: Alle sind böse, nur ich nicht. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.

Nur drei Verbindungsoffiziere

Gestellt wurde der Südafrikaner übrigens von einem Mitarbeiter des Tourismus-Ministeriums. Laut der Zeitung „Himalayan Times“ sind auch in diesem Frühjahr nur drei Verbindungsoffiziere im Basislager aufgetaucht – bei rund 50 Expeditionen hätten es eigentlich auch etwa 50 Beauftragte der Regierung sein müssen. Auch das gehört zu den Missständen am Everest, die seit Jahren beklagt werden, an denen sich aber nichts ändert.

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Everest-Herbstlinge im Frühjahr https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-herbstlinge-im-fruehjahr/ Thu, 20 Apr 2017 19:01:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35857

Kuriki (2.v.l.) im Everest-Basislager

Eigentlich wollten beide erst im Herbst zum höchsten Berg der Erde zurückkehren. Doch die Chinesen machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Im kommenden Herbst werden die chinesischen Behörden nämlich keine Permits für den Mount Everest ausstellen. Aus diesem Grund reihen sich sowohl der Japaner Nobukazu Kuriki als auch der Spanier Kilian Jornet in die Schar derer ein, die den Everest in diesem Frühjahr von der tibetischen Nordseite aus besteigen wollen. Der 34 Jahre alte Kuriki ist bereits im „Chinese Base Camp“ auf 5200 Metern eingetroffen. Kuriki hat angekündigt, auf der Normalroute bis auf eine Höhe von 7500 Metern aufzusteigen, um sich zu akklimatisieren. Anschließend will er erneut versuchen, im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff durch die Nordwand zu klettern.

Siebter Anlauf

Kuriki im Herbst 2016 in der Everest-Nordwand

Im Herbst 2016 hatte Kuriki auf einer Höhe von 7400 Metern vor den Schneemassen in der Wand kapituliert. Es war sein erster Versuch auf der Nordseite des Bergs gewesen. Zuvor war er auf der nepalesischen Südseite fünfmal gescheitert, immer im Herbst. 2012 hatte er sich bei einem Versuch über den Westgrat so schwere Erfrierungen zugezogen, dass neun Finger fast auf ganzer Länge hatten amputiert werden müssen. „Es ist noch nicht vorbei“, verkündete Kuriki fast trotzig vor seinem nun schon siebten Versuch.

Im Eiltempo auf den Gipfel?

Kilian Jornet 2016 am Everest

Kilian Jornet hat noch alle seine Finger. Der 29 Jahre alte Katalane war im vergangenen Herbst bei seinem ersten Anlauf am Everest gescheitert. Kilian hatte ursprünglich vorgehabt, nach erfolgter Akklimatisierung den höchsten Berg in einem Zug zu besteigen,vom Kloster Rongbuk aus (das rund 30 Kilometer vom vorgeschobenen Basislager unterhalb des Nordsattels entfernt liegt), im Eiltempo, ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung. Zu einem Speedversuch war es gar nicht erst gekommen. Auf der Normalroute war er nach eigenen Angaben mit seinen Begleitern bis auf eine Höhe von 7950 Metern aufgestiegen, ehe auch ihn die Schneemassen am Everest gestoppt hatten.

Auch die Freundin ist dabei

Kilian Jornet

An seinem Plan hat sich nichts geändert. Wie Jornet die geplante Speedbesteigung umsetzen will, wenn so viele Gipfelaspiranten am Berg sein werden wie in diesem Frühjahr, bleibt vorerst noch sein Geheimnis. Erneut wird Jornet von dem spanischen Topbergsteiger Jordi Tosas begleitet. Zum Team gehört diesmal auch Kilians Freundin, die schwedische Bergläuferin und Skibergsteigerin Emelie Forsberg. Am Wochenende geht es los.

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China dreht Preisschraube – und investiert https://blogs.dw.com/abenteuersport/china-dreht-preisschraube-und-investiert/ Fri, 13 Jan 2017 11:44:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34691 Tibetische Nordseite des Mount Everest

Tibetische Nordseite des Mount Everest

Achttausender-Bergsteigen in Tibet wird teurer, und das nicht nur am Mount Everest. Der chinesische Bergsteigerverband CMA hat nach mir vorliegenden Unterlagen die Preise für die Permits an Everest, Cho Oyu und Shishapangma deutlich erhöht, im Schnitt um mehr als 30 Prozent. Seit Anfang des Jahres verlangt die CMA für die Besteigung des höchsten Bergs der Erde ab einer Teamgröße von vier Teilnehmern 9950 US-Dollar je Bergsteiger. Bisher kostete das Everest-Permit etwa 7000 Dollar pro Nase. Für den Cho Oyu werden ab sofort 7400 Dollar fällig, für die Shishapangma 7150 Dollar für einen Aufstieg von der Nordseite, 7650 Dollar für eine Besteigung von der Südseite. Bei kleineren Teams bis zu drei Teilnehmern liegen die Kosten für die Permits sogar im fünfstelligen Bereich: 19.500 Dollar pro Person am Everest, je 12.600 Dollar an Cho Oyu und Shishapangma.

Preise gleichen sich an

Zum Vergleich: Die nepalesische Regierung verlangt für den Everest im Frühjahr 11.000 Dollar, für die anderen Achttausender 1800 Dollar pro Bergsteiger. Allerdings handelt es sich dort um das „nackte“ Permit, während in Tibet einige Leistungen mit eingeschlossen sind, wie die Anfahrt zum Basislager oder auch die Dienste des Verbindungsoffiziers. Dennoch: Langsam, aber sicher nähern sich die Expeditionspreise in China und Nepal an.

Markt der Zukunft

China hat offenkundig das Bergsteigen als Wachstumsbranche entdeckt. Kein Wunder, schließlich kaufen sich immer mehr Chinesen in kommerzielle Expeditionen ein – nicht nur in den heimischen Bergen, wo ihnen untersagt ist, mit ausländischen Anbietern unterwegs zu sein. „China ist der Markt der Zukunft“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Veranstalters „Dreamers Destination“. „Die Chinesen haben jetzt auch begonnen, in fremden Ländern bergzusteigen.“

Mit dem Zug ins Basislager

Bauarbeiten an der Straße zum Cho Oyu (© Adrian Ballinger)

Bauarbeiten an der Straße zum Cho Oyu

Die chinesischen Behörden investieren in Tibet massiv in die Infrastruktur. Die Straße von der Hauptstadt Lhasa bis ins 5200 Meter hohe Everest-Basislager – früher auf vielen Abschnitten nicht mehr als eine Piste – ist inzwischen vollständig asphaltiert. „Als Touristenattraktion ist es eine der coolsten Straßen, die ich auf diesem Planeten bisher gesehen habe“, schwärmte der US-Expeditionsveranstalter Adrian Ballinger im Frühjahr 2016.
Im Ort Gangkar, auch bekannt als Old Tingri, soll, wie berichtet, bis 2019 ein riesiges Bergsteiger-Zentrum entstehen, inklusive Landeplatz für Hubschrauber-Rettungsflüge. In Tingri werde derzeit auch eine Verbrennungsanlage gebaut, schreibt mir der Schweizer Expeditionsveranstalter Kari Kobler. In drei bis vier Jahren solle es eine Eisenbahnverbindung bis in unmittelbare Nähe des Shishapangma-Basislagers geben.

Unberechenbare Politik

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Der 61-Jährige ist ein alter Hase auf der tibetischen Seite des Himalaya. Seit vielen Jahren veranstaltet Kobler dort Expeditionen. Die großen Veränderungen stünden erst in den nächsten Jahren bevor, glaubt Kari. „Bis jetzt war es am Everest sehr ruhig, und es herrschte auf der Nordseite ein fast familiäres Verhältnis“, sagt Kobler und verweist auf die geringere Zahl der Gipfelanwärter, „nur ca. 30 Prozent der Gäste gegenüber der Südseite“. Nach wie vor sei allerdings Korruption ein großes Problem: „Es ist unglaublich, wie autonom die chinesischen Politiker in Tibet agieren.“ Sollten nicht – nach offizieller Lesart der Regierung in Peking – die Tibeter die Autonomen in China sein?
Trotz gestiegener Preise und politischer Unwägbarkeiten denkt Kobler nicht daran, auf die nepalesische Seite zu wechseln. Die objektiven Gefahren seien auf der Südseite des Mount Everest größer, meint Kari: „Es ist aus meiner Sicht nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas Schlimmes passiert. Darum lieber die unberechenbare Politik als die unberechenbaren Gefahren.“

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Schlechtes Bergmanagement in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlechtes-bergmanagement-in-nepal/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlechtes-bergmanagement-in-nepal/#comments Tue, 06 Dec 2016 14:39:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34375 Berg im Gokyo-Tal

Berg im Gokyo-Tal

Einfach losziehen geht nicht. Wer in Nepal Berge besteigen will, sollte sich vorher genau über die Regeln informieren, sonst könnte er eine böse Überraschung erleben. Wie die drei spanischen Bergsteiger, die jüngst zwei neue Routen an Sechstausendern eröffneten. Sie waren ohne Permit unterwegs, die Behörden ermitteln jetzt. Eine saftige Geldbuße und eine 10-jährige Sperre fürs Bergsteigen in dem Himalayastaat drohen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Die Begründung der Spanier („Wir sind keine Piraten, wir  haben doch schließlich unser Geld in Nepal gelassen“) finde ich fadenscheinig. Folgt man dieser Argumentation, könnte man weltweit jede Nationalparkgebühr prellen. Nichtsdestotrotz gibt es seit langem einige Baustellen im nepalesischen „Bergmanagement“, die angeblich immer wieder bearbeitet werden, an deren Zustand sich aber nichts ändert.

Verbindungsoffiziere ohne Verbindung

Ama Dablam

Ama Dablam

So ist das bisher praktizierte System der Verbindungsoffiziere extrem reformbedürftig, um nicht zu sagen, es gehört in der aktuellen Form schlicht abgeschafft. „Wenn 15, 16 oder vielleicht 17 Expeditionen am gleichen Berg allesamt für Verbindungsoffiziere Geld hingelegt haben und nicht einer von diesen vor Ort ist, dann wirkt das einfach wie eine Gaunerei und grenzt an Betrug”, ereifert sich der britische Expeditionsleiter Tim Mosedale via Facebook nach seiner Ama-Dablam-Expedition in diesem Herbst. Damit nicht genug, habe seine Verbindungsoffizierin dann auch noch beim De-Briefing im Anschluss an die Expedition mehr Geld verlangt. Erst als er mit einer formellen Beschwerde gedroht habe, so Mosedale, habe sie die nötigen Formulare abgezeichnet. Der Expeditionsleiter war auch deshalb besonders empört, weil aus seinem Team – wie berichtet – Lhakpa Thundu Sherpa durch Eisschlag ums Leben gekommen und ein weiterer Bergsteiger verletzt worden war: „Selbst wenn die Verbindungsoffizierin da gewesen wäre, als wir die komplexe Rettungs- und Bergungsaktion auf die Beine stellten, wäre sie garantiert keine Hilfe gewesen.“ Seit Monaten liegt ein Vorschlag des nepalesischen Bergsteigerverbands NMA auf dem Tisch. „Wir haben der Regierung vorgeschlagen, künftig nur noch einen Verbindungsoffizier pro Berg zu entsenden und nicht mehr 30 bis 40 wie bisher am Everest oder anderen Bergen“, sagte mir kürzlich NMA-Präsident Ang Tshering Sherpa.

Falsche Koordinaten, falsche Namen

Eine weitere große Baustelle ist die Freigabe angeblich oder wirklich noch nicht bestiegener Berge in Nepal. Im Frühjahr 2014 hatte die Regierung in Kathmandu eine Liste mit 104 Bergen veröffentlicht, die nun zur Erstbesteigung freigegeben seien. Es stellte sich heraus, dass die angegebenen Satellitenkoordinaten teilweise fehlerhaft oder ungenau waren. Zudem entpuppte sich etwa die vermeintliche Erstbesteigung eines Sechstausenders im Rolwaling-Tal in diesem Herbst als Wiederholung, weil der Berg zuvor unter einem anderen Namen geführt worden war.

Keine Kontinuität

Berg im Khumbu

Berg im Khumbu

Darüber hinaus gibt es in Nepal noch jede Menge Berge, die noch gar nicht auf den offiziellen Listen als mögliche Ziele für Bergsteiger erfasst wurden. Entdeckst du einen solchen namenlosen Berg für dich und möchtest ihn erstmals besteigen, wird es richtig schwierig. Im Tourismusministerium gibt es dafür kein geregeltes Verfahren, um Permits zu erlangen. Was der eine Sachbearbeiter zugesagt hat, kann der nächste widerrufen. Solche Fälle hat es bereits gegeben. Sie werden sicher auch weiterhin vorkommen, berücksichtigt man, wie häufig in Nepal derzeit die Regierungen wechseln. Das derzeitige Kabinett ist bereits das siebte seit Anfang 2011.
Vor diesem Hintergrund ist auch die Tatsache kaum verwunderlich, dass die überfällige Reform der im so genannten „Tourism Act“ festgeschriebenen Regeln für Expeditionen (die dann natürlich auch für den Mount Everest gelten würden) weiter auf sich warten lässt. Alljährlich wird verkündet, dass die Beratungen begonnen hätten. In der Regel folgt darauf nichts – oder der nächste Regierungswechsel.

Verfahren vereinfachen

Was könnte helfen? In einem ersten Schritt sollte der bürokratische Wust entschlackt werden. Ein expeditionserfahrener österreichischer Bergsteiger, mit dem ich mich über das Problem austauschte, schlug beispielsweise vor, die „Logik umzudrehen“: An die Stelle der Liste von Bergen in Nepal, die bestiegen werden dürfen, könnte eine „Black List“ treten, auf der nur noch die verbotenen Gipfel verzeichnet sind. Alle anderen wären dann freigegeben, und die Permits könnten – wie jetzt – mit nach Gipfelhöhe gestaffelten Preisen erteilt werden. Will man einheitliche und dauerhafte Verfahren, würde es auch durchaus Sinn machen, die NMA damit zu beauftragen, alle Permits für Expeditionen in Nepal auszustellen. Bisher ist sie nur für Expeditionen auf Berge bis 6600 Meter Höhe zuständig. Die höheren Gipfel werden vom Tourismusministerium verwaltet. Mit den beschriebenen Folgen.

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Pakistan verweigert Bergsteigern Einreise – Willkür oder System? https://blogs.dw.com/abenteuersport/pakistan-verweigert-bergsteigern-einreise-willkuer-oder-system/ Tue, 28 Jun 2016 16:03:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33017 Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Du hast ein Visum für Pakistan, eine Besteigungsgenehmigung für einen Achttausender, hast alles organisiert. Du reist nach Islamabad und erfährst plötzlich am Flughafen, dass du eine Persona non grata bist und das Land wieder verlassen sollst. Genau das widerfuhr jetzt der australisch-neuseeländischen Bergsteigerin Chris Jensen Burke (sie hat beide Pässe) und dem Nepalesen Lakpa Sherpa. „Die Gründe sind merkwürdiger, als wenn sie sich jemand ausgedacht hätte. Aber ich werde sie nicht im Detail nennen“, schreibt Chris in ihrem Blog. Sie fürchtet offenkundig, dass sie es sich mit den pakistanischen Behörden vollends verscherzen würde, wenn sie jetzt Klartext reden würde.

Nie wieder nach Pakistan?

Chris Jensen Burke

Chris Jensen Burke

Auch Lakpa Sherpa sieht für die Zukunft alles andere als rosig. „Es sieht aus, als könnte ich niemals wieder nach Pakistan reisen“, sagte der 25-Jährige der Zeitung „The Himalayan Times“. „Ich habe mich monatelang auf die Expedition vorbereitet und fühle mich jetzt verraten, ohne dass ich irgendetwas getan hätte.“ Lakpa Sherpa stand schon viermal auf dem Mount Everest, zweimal auf dem K 2. Den zweithöchsten Berg der Erde wollte Lakpa in diesem Sommer als erster Bergsteiger zum dritten Mal besteigen.

Chris Jensen Burke hatte geplant, in diesem Sommer den Nanga Parbat zu besteigen und war auch für den Broad Peak gemeldet. Die 47-Jährige hat bereits neun Achttausender bestiegen, zuletzt Anfang Mai die Annapurna.

Besserer Ruf der Sherpas

Träger im Karakorum

Träger im Karakorum

Nach noch unbestätigten Informationen, die ich aus Pakistan erhalten habe, haben die dortigen Behörden nicht nur Chris und Lakpa, sondern mindestens drei weiteren Bergsteigern die Einreise verweigert. In der Szene wird spekuliert, dass die Regierung des Landes ein Zeichen gegen die inzwischen gängige Praxis westlicher Expeditionsveranstalter setzen will, eher Sherpas aus Nepal unter Vertrag zu nehmen als pakistanische Kräfte. Die Sherpas haben sich in den letzten Jahrzehnten einen besseren Ruf als ihre pakistanischen Kollegen erarbeitet, nicht nur als Hochträger, sondern auch als Bergführer. „Die Kosten für die nepalesischen Sherpas sind etwas höher, doch überwiegen die Vorteile um ein Vielfaches“, heißt es zum Beispiel in der Ausschreibung einer K 2-Expedition des Schweizer Veranstalters Kobler&Partner für 2017. „Solange es die pakistanische Regierung erlaubt, nepalesische Sherpas zu den Expeditionen im Karakorum mitzubringen, werden wir den Vorteil deswegen gerne nutzen. Allgemein versuchen wir, immer die Hälfte der Hochträger aus Nepal mitzubringen.“

„Alpine Club kümmert sich nicht um seine Leute“

Muhammad Ali (l.) und Simone Moro auf dem Gipfel des Nanga Parbat

Muhammad Ali (l.) und Simone Moro im Februar auf dem Gipfel des Nanga Parbat

„Für diese Situation ist meiner Meinung nach vor allem der Alpine Club of Pakistan verantwortlich“, sagt Muhammad Ali „Sadpara“. „Er kümmert sich überhaupt nicht um seine Alpinisten, wenn es darum geht, deren Fähigkeiten und Arbeitsbedingungen zu verbessern.“ Laut Ali, der Ende Februar zu den Winter-Erstbesteigern des Nanga Parbat gehörte, beherrschen die Sherpas inzwischen 80 Prozent des Marktes, „und bald werden es 100 Prozent sein.“ Aktionen wie jene gegen Chris Jensen Burke und Lakpa Sherpa könnten ein Hinweis darauf sein, dass die Regierung Pakistans gegensteuern will.

Schikane wegen Cricket-Job?

Oder handelt es sich einfach nur um blanke Willkür? Im vergangenen Jahr hatte sich der Südafrikaner Mike Horn darüber beschwert, dass sein Team mehr als zwei Wochen lang in Skardu festsaß, bevor es zum K 2 weiterreisen durfte. Das Team um Horn war an einem Militärposten zurückgeschickt worden, trotz gültiger Visa und Permits. Erst als sich sein Freund, der frühere pakistanische Cricket-Star Wasim Akram, eingeschaltet habe, so Horn, habe es endlich weitergehen können. Horns Verdacht: Sein Team wurde aufgehalten, weil er auch als Coach eines indischen Cricket-Teams arbeitet.

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UIAA unterstützt strengere Everest-Regeln https://blogs.dw.com/abenteuersport/uiaa-unterstuetzt-strengere-everest-regeln/ Sun, 15 Nov 2015 18:54:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31217 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Rückendeckung für die nepalesischen Behörden: Der Weltverband der Kletterer und Bergsteiger (UIAA) „unterstützt in vollem Umfang die Entscheidung, strengere Zulassungsregeln für Bergsteiger festzulegen, die den höchsten Berg der Erde, den Mount Everest (8848 Meter) besteigen wollen“, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Geplant ist unter anderem, dass Everest-Anwärter künftig nachweisen müssen, dass sie vorher schon einmal einen mindestens 6500 Meter hohen Berg bestiegen haben. So soll verhindert werden, dass Anfänger sich am höchsten aller Berge versuchen. „Der Everest sollte wieder ein Berg der Bergsteiger werden“, sagte UIAA-Präsident Frits Vrijlandt.

„Würde und Ehre des Everest wiederherstellen“

„Wir unterstützen die Altersbeschränkungen (kein Zugang für Bergsteiger unter 18 und über 75) und die minimalen körperlichen und geistigen Anforderungen an die Bergsteiger, mit denen sichergestellt werden soll, dass man in der Lage ist, alleine oder mit einem Partner zu klettern. Wenn man sich den Berg hinauflassen ziehen muss, hat man einfach nichts am Everest zu suchen.“ Vrijlandt sagte, den nepalesischen Behörden liege der Everest wirklich am Herzen. Der UIAA-Präsident war im Jahr 2000 der erste Niederländer, der den Everest von der tibetischen Nordseite aus bestieg und 2003 der Zweite seines Heimatlandes auf den „Seven Summits“, den höchsten Bergen aller Kontinente.
Die UIAA teilte mit, man sei sich mit dem Nepalesischen Bergsteigerverband (NMA) darin einig, „dass die Einführung dieser Maßnahmen die Sicherheit auf dem zunehmend überlaufenen Berg drastisch erhöhen und den Druck auf die Bergführer vermindern wird, die häufig ihr Leben riskieren müssen, um schlecht vorbereiteten Kletterern zur Seite zu stehen. Außerdem können so Würde und Ehre des Everest wiederhergestellt werden.“

Mehr Eigenverantwortung

Die neuen Everest-Regeln müssen noch in das bestehende Gesetz, den so genannten „Tourism Act” eingearbeitet werden. Ich denke, die neue Regierung des Landes dürfte derzeit jedoch dringlichere Probleme haben, die es zu lösen gilt, etwa die nach wie vor andauernde Blockade der Grenze zu Indien. Selbst wenn die neuen Everest-Vorschriften pünktlich zum Beginn der Frühjahrssaison in Kraft treten sollten, stellt sich die Frage, wie man sicherstellen will, dass die Regeln auch eingehalten werden. Das Tourismusministerium wird wohl kaum Trainingsgelände eröffnen, auf denen Everest-Anwärter nachweisen müssen, dass sie die nötigen Bergsteiger-Fähigkeiten besitzen, bevor sie ein Permit, also eine Besteigungsgenehmigung, erhalten. Daher werden wohl die Expeditionsveranstalter sicherstellen müssen, dass ihre Kunden die Bedingungen erfüllen. Die Anbieter wären gut beraten, diese Verantwortung an ihre Kundschaft weiterzugeben. Letzten Endes sollte schließlich jeder Bergsteiger, der auf den Everest will, selbstverantwortlich am Berg Entscheidungen treffen können. Das wäre schon einmal ein großer Schritt vorwärts.

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Die eigentlich Blinden am Everest sind die Unerfahrenen https://blogs.dw.com/abenteuersport/die-eigentlich-blinden-am-everest-sind-die-unerfahrenen/ Mon, 05 Oct 2015 14:31:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30765 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Die nepalesische Regierung hat ein Fass aufgemacht, dessen Inhalt ihr jetzt um die Ohren spritzt. Vor einer Woche kündigte Tourismusminister Kripasur Sherpa schärfere Regeln zur Vergabe von Permits für den Mount Everest an. Die Regierung erwägt Altersgrenzen – ab 18, bis 75 Jahre – und will seltener als bisher Genehmigungen für behinderte Bergsteiger ausstellen. „Körper- oder sehbehinderte Menschen brauchen normalerweise jemanden, der sie hochträgt, das ist kein Abenteuer“, sagte der Minister. „Nur diejenigen, die selbstständig laufen können, werden künftig eine Erlaubnis erhalten.“ Der US-Amerikaner Erik Weihenmayer, der 2001 als erster Blinder den Mount Everest bestieg, ist empört. Das spreche für die Vorurteile, die in der nepalesischen Regierung verbreitet seien. „Es ist eine Schande, dass der Tourismusminister die Tragödien der letzten beiden Jahre dazu nutzt, um die verschwindend kleine Zahl behinderter Bergsteiger als Sündenböcke abzustempeln und eine Politik einzuleiten, die das Problem nicht lösen würde“, schreibt Weihenmayer auf Facebook. „Offen gesagt, sind Bergsteiger mit besonderen Einschränkungen wie einer Behinderung, Alter oder ähnlichem doch sogar gezwungen,  besser vorbereitet und vorsichtiger bei ihren Entscheidungen zu sein.“

Erst der Kibo, dann der Everest

Andy Holzer

Andy Holzer

Das sieht auch der blinde österreichische Bergsteiger Andy Holzer so. „Ich denke, dass sehr wenige Bergsteiger am Everest so exakt auf ihre ganz spezielle Herausforderung Everest vorbereitet sind wie das behinderte Abenteurer mit ihrem persönlichen Team sind bzw. sein müssen“, schreibt mir der 49-Jährige. „Das Problem sind wohl eher die Bergsteiger, die am Everest zum ersten Mal Steigeisen anziehen und darüber ganz erstaunt sind.“ Andy war im Frühjahr 2014 auf der nepalesischen Südseite und in diesem Jahr auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest, um sich am höchsten Berg der Erde zu versuchen. Beide Male musste er unverrichteter Dinge wieder heimreisen: 2014 wegen des Lawinenunglücks im Khumbu-Eisbruch, 2015 wegen der Folgen des Erdbebens vom 25. April. In Nepal habe er im vergangenen Jahr Everest-Aspiranten getroffen, die ganz stolz verkündeten, sie hätten schon den Kilimandscharo bestiegen und der Everest würde jetzt der zweite Berg in ihrer Seven-Summits-Sammlung, sagt Andy: „Solche Tatsachen geben mir eher zu denken. Und da kann ich auch verstehen, dass nicht jeder jederzeit auf den Everest gehört.“

Kompetenz sollte entscheiden

Ins gleiche Horn stößt der Neuseeländer Mark Inglis, der 2006 als erster beidseitig Beinamputierter den Everest bestieg. „Wenn man die Daten über die Jahre analysiert, stellt man fest, dass nicht die behinderten oder älteren Bergsteiger das Problem sind, sondern die unerfahrenen“, sagte Mark dem kanadischen Sender CBC. „Wir sollten die Leute danach sortieren, wie kompetent sie am Berg sind.“ Er könne versichern, dass niemand ihn damals auf den Everest getragen habe. „Es so hinzustellen, dass jeder behinderte Bergsteiger hinaufgetragen werden muss, ist schlichtweg falsch. Es sollten nur Leute dort hinaufsteigen, die es aus eigener Kraft können.“

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Dawa Steven Sherpa: „Ke garne! Wir machen weiter! “ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dawa-steven-sherpa-ke-garni-wir-machen-weiter/ Wed, 09 Sep 2015 15:32:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30537 Dawa Steven Sherpa

Dawa Steven Sherpa

Es ist wie verhext. Zwei Frühjahrssaisons am Mount Everest hintereinander blieben ohne Gipfelerfolge (Ich ignoriere dabei die Besteigung durch das Team der Chinesin Wang Jing 2014, bei der sich die Bergsteiger mit dem Hubschrauber ins Hochlager fliegen ließen). 2014 wurden alle kommerziellen Expeditionen vorzeitig abgebrochen, nachdem bei einer Lawine im Khumbu-Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen waren. In diesem Jahr löste das verheerende Erdbeben in Nepal am Siebentausender Pumori eine Lawine aus, die das Everest-Basislager traf und 19 Bergsteiger und Expeditionshelfer tötete. Einmal mehr endete die Frühjahrssaison, bevor sie richtig begonnen hatte. Was bedeutet das für die Sherpas?

Ich habe Dawa Steven Sherpa angerufen. Zusammen mit seinem Vater Ang Tshering Sherpa, dem Präsidenten des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA)  führt der 31-Jährige in Kathmandu „Asian Trekking“, einen führenden Veranstalter von Expeditionen und Trekkingreisen im Himalaya. Dawa Steven bestieg zweimal den Everest (2007 und 2008) und auch die Achttausender Cho Oyu (2006) und Lhotse (2009). Unter seiner Expeditionsleitung erreichten mehr als 150 Bergsteiger den Gipfel des Everest. Aber Dawa Steven ist auch ein unermüdlicher Kämpfer für Umwelt- und Klimaschutz im Himalaya. Außerdem leitet er „Resilient Homes“, ein Projekt der „Himalayan Climate Initiative“, mit dem Dorfbewohnern im Erdbebengebiet dabei geholfen wird, ihre Häuser und andere Gebäude wieder aufzubauen – ein Grund mehr, um mit ihm über die aktuelle Lage in Nepal zu sprechen.

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Dawa Steven, habt ihr in eurem Unternehmen auch eine schwache Nachfrage nach Trekkingreisen und Expeditionen in diesem Herbst registriert?

Ja, wir hatten definitiv eine geringere Nachfrage. Wir hatten zwar keine Stornierungen von Leuten, die schon vor dem Erdbeben gebucht hatten. Aber wir stellten fest, dass es alles in allem weniger Buchungen waren. Ich glaube zum ersten Mal überhaupt haben wir im Herbst keine einzige Expedition. Wir mussten unsere beiden Expeditionen in Tibet absagen, weil die Chinesen für den Herbst keine Permits (Besteigungsgenehmigungen) ausgestellt haben. Wir versuchten, unsere Expeditionen vom Cho Oyu und der Shishapangma zum Manaslu zu verlegen, doch unsere Kunden zeigten kein Interesse daran.

Was bedeutete das für die Sherpa-Berführer, Köche, Küchenhilfen, Träger und auch für die Besitzer der Lodges?

Natürlich sind das keine guten Nachrichten. Wir beschäftigen 62 Sherpas, die von dieser Arbeit abhängig sind. Wenn möglich, geben wir ihnen die Gelegenheit, Trekkingtouren im Everest- oder Annapurna-Gebiet zu führen. Aber damit kann man natürlich nicht genauso viel Geld verdienen wie bei einer Expedition. Das ist für niemanden eine gute Situation.

Rettungsaktion im Everest-Basislager

Rettungsaktion im Everest-Basislager

Wie ist die Stimmung unter den Sherpas nach zwei Everest-Frühlingssaisons mit tödlichen Lawinen, Erdbeben und abgebrochenen Expeditionen?

Nicht gut, wie du dir vorstellen kannst. Die meisten unserer Sherpas sind auch weiterhin bereit, klettern zu gehen. Wir hatten Glück, dass weder im letzten noch in diesem Jahr Sherpas oder Teilnehmer unserer Expeditionen von den Lawinen getroffen wurden. Gott sei Dank gab es keine Toten oder Verletzten in meinem Team. Aber natürlich bekamen unsere Sherpas mit, wie andere Sherpas und Bergsteiger verletzt oder getötet wurden. Viele sind jetzt ein wenig nervös. Die meisten meiner Sherpas sind sehr erfahren. Die Älteren sind emotional stark. Das wirkt positiv auf die jüngeren Sherpas, die erst zum ersten oder zweiten Mal auf Expedition waren. Sie sind deutlich nervöser, wieder in die Berge aufzubrechen, weil sie nur schlimme Erfahrungen gemacht haben. Kein Sherpa kommt zu mir und sagt: „Ich möchte nicht mehr bergsteigen.” Aber ich weiß definitiv, dass einige Sherpas in ihren Familien Druck bekommen, von ihren Frauen, Müttern und Vätern, die sagen: „Hör‘ auf mit dem Bergsteigen, führe doch nur noch Trekkinggruppen!“

Wie ist die finanzielle Lage der Sherpa-Familien nach diesen beiden schlimmen Frühjahren am Everest?

Viele Sherpas wurden sehr hart getroffen, nicht nur weil sie einen Großteil ihres Einkommens eingebüßt haben. Sie müssen auch viel Geld ausgeben, um ihre Häuser nach dem Erdbeben wieder aufzubauen. Glücklicherweise gibt es unter den Sherpas so etwas wie eine starke Kultur des Sparens. Viele von ihnen haben für Zeiten wie diese Geld auf die Seite gelegt. Aus finanzieller Sicht geht es den Sherpas besser als dem Rest Nepals. Sie konnten ihr eigenes Geld nehmen oder sich welches leihen. Die Menschen vertrauen ihnen, weil sie genügend Einkommen haben, um das Geld später wieder zurückzuzahlen. Außerdem haben viele Sherpas direkte Hilfe von früheren Kunden aus dem Ausland erhalten. Insofern sind die Sherpas in einer vergleichsweise glücklichen Lage, weil sie so viel Unterstützung aus aller Welt erhalten.

Seit Mai hat Nepal einen Sherpa als Tourismus-Minister. Ist dadurch die Aufmerksamkeit der Regierung für die Anliegen der Bergbevölkerung größer geworden?

Natürlich ist die Stimmung im Tourismusgewerbe besser geworden, seitdem wir einen Sherpa-Minister haben. Aber er steht vor vielfältigen Herausforderungen, weil er Teil einer politischen Partei ist, die ihre eigenen Prioritäten setzt. Außerdem muss er mit dem bürokratischen Apparat zusammenarbeiten, der seit langem die Dinge auf seine eigene Art regelt. Der Minister hat in kurzer Zeit viele Dinge auf den Weg gebracht, er hat einen guten Blick für die Herausforderungen, vor der das Tourismusgewerbe steht. Einerseits sind wir also zufrieden, andererseits aber auch ein bisschen nervös, weil es Gerüchte über einen neuen Ministerpräsidenten und ein neues Kabinett gibt. Wenn der Posten des Tourismusministers neu besetzt wird, fangen wir wieder bei Null an.

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Was ist vor allem nötig, um die Situation im Tourismus zu verbessern?

Zunächst einmal sollte sich die Regierung um die Bedürfnisse der Bergsteiger kümmern, besonders jener, die zum Everest kamen, um neues Vertrauen aufzubauen – dass Nepal nicht einfach nur ihr Geld einkassiert, wie die 11.000 US-Dollar für das Permit. Es sollte nicht der Eindruck an die Bergsteiger und den Rest der Welt vermittelt werden, dass sich Nepal nicht um die Touristen kümmert, die nach Nepal kommen. Nepal muss ganz schnell sagen: „Uns ist klar, es hat ein schweres Erdbeben gegeben, und du musstest deine Expedition abbrechen. Wir werden dein Permit für weitere drei oder fünf Jahre verlängern und keine zusätzlichen Gebühren verlangen.“ Das ist ein Weg, mit dem die Regierung auf einfache Art und Weise Vertrauen zurückgewinnen kann. Die Regierung Nepals hatte im letzten Jahr einen sehr, sehr schlechten Ruf, weil sie nach der Lawine die Situation nicht ernsthaft angegangen ist. Und sie läuft Gefahr, diesen Fehler in diesem Jahr wieder zu machen und noch mehr Image zu verlieren.

Fürchtest du, dass viele Bergsteiger auf die tibetische Nordseite des Everest wechseln?

Ich fürchte es nicht nur, ich weiß, dass viele dorthin wechseln. In diesem Jahr hatte ich zum Beispiel drei Bergsteiger, die auf die Nordseite gingen, nachdem sie im Jahr zuvor auf der Südseite waren. Andere Bergsteiger, die ihre Expeditionen 2014 abbrechen mussten und 2015 nach Nepal zurückkehrten, bitten mich jetzt, sie für nächstes Jahr auf die Tibet-Liste zu setzten. Und ich habe auch einige neue Kunden, die ganz klar zum Ausdruck gebracht haben, dass sie nicht auf die nepalesische, sondern auf die tibetische Seite gehen wollen.

Aber du hast auch immer noch Anfragen für die nepalesische Seite?

Ja, und ich sollte vielleicht sagen, dass ich mehr Anfragen für die nepalesische als die tibetische Seite habe. Aber es fragen heute deutlich mehr Leute nach der chinesischen Seite als früher.

Wie beurteilst du den Medienhype um die Herbst-Expedition des japanischen Bergsteigers Nobukazu Kuriki zum Everest?

Nobukazu wollte ursprünglich auf die tibetische Seite gehen, entschied sich aber für Nepal, weil Tibet geschlossen ist. Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich hergekommen ist, um den Tourismus und das Bergsteigen in Nepal anzukurbeln. Er wollte den Everest so oder so besteigen. Aber es ist schon ein symbolischer Schritt, in einer Zeit, in der die Menschen Angst haben, nach Nepal zu reisen. Ich finde es gut, dass er zurückgekommen ist, um hier bergzusteigen.

Nepal-nowWas würdest du jemand antworten, der dich fragt, ob Nepal jetzt oder im nächsten Frühjahr sicher ist?

Ich würde sagen: „Es ist sicher.” Weil ich selbst in den Bergen war und am 14. dieses Monats auch wieder aufsteigen werde. Meine Freunde sind dort, wir leisten Hilfe. Deshalb wissen wir: Es ist sicher. Ich habe keine Angst vor Gefahren. Dort wo es gefährlich ist, wird es deutlich angezeigt. Die Regierung lässt niemanden in gefährliche Gebiete, etwa im Langtang. Aber der größte Teil Nepals ist sicher.

Bist du optimistisch, dass Nepal wieder auf die Füße kommt?

Ja, früher oder später, weil die Menschen in Nepal eine andere Einstellung haben als die meisten Menschen auf der Welt. Sie haben niemals erwartet, dass ihnen die Regierung hilft. Sie bauten mit eigenen Händen die Häuser, die jetzt zerstört wurden, und sie werden sie auch wieder mit ihren eigenen Händen aufbauen. Möglicherweise greifen ihnen dabei die Regierung oder auch internationale Organisationen ein bisschen unter die Arme, aber die Mehrzahl der Häuser in ganz Nepal wird von den Leuten selbst wieder aufgebaut.

Die Menschen in Nepal sind wirklich pragmatisch. Sie lächeln immer, sie schauen auf die Sonnenseite jeder Situation. In westlichen Ländern ist immer alles durchgeplant und präzise, aber so laufen die Dinge in Nepal nicht. Dort zucken die Leute mit ihren Schultern und sagen: „Ke garne!“ So ist es halt, wo fangen wir an? Diese „Ke garne!“-Haltung ist nach dem Erdbeben ganz wichtig geworden. Die Leute sitzen nicht einfach nur da und klagen: „Alles, was ich gebaut habe, liegt jetzt am Boden, bla, bla, bla.“ Sie sagen einfach: „Wo fangen wir an? So ist halt das Leben. Wir machen weiter!

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PR mit Permit https://blogs.dw.com/abenteuersport/pr-mit-permit/ Tue, 25 Aug 2015 20:06:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30425 Begeisterung in Nepal um Bergsteiger Kuriki

Begeisterung in Nepal um Bergsteiger Kuriki

Die Verzweiflung in Nepal muss groß sein. Anders ist nicht zu erklären, dass die Regierung in Kathmandu dieser Tage eine Pressekonferenz einberufen hat, nur um ein Permit für eine Expedition zu übergeben. Aus der Hand von Tourismusminister Kripasur Sherpa erhielt der Japaner Nobukazu Kuriki die schriftliche Erlaubnis, in diesem Herbst den Mount Everest zu besteigen. „Kuriki geht in einer Zeit bergsteigen, in der es in der Welt Verwirrung über die Sicherheit des Landes nach dem Erdbeben gibt“, sagte der Minister. „Er gibt ein Beispiel dafür ab, das Land wieder zu besuchen.“ Ins gleiche Horn stieß auch der 33 Jahre alte japanische Bergsteiger: „Ich besteige den Berg, um Nepal in dieser schwierigen Zeit beizustehen und die Botschaft zu verbreiten, dass das Land für Touristen sicher ist.“

Kuriki will – wie berichtet – versuchen, den Everest über die nepalesische Seite zu besteigen, nachdem die chinesischen Behörden allen Expeditionen in Tibet die kalte Schulter gezeigt hat. Heute ist Kuriki von Kathmandu aus ins Khumbu-Gebiet geflogen, um sich dort zu akklimatisieren. Bei seinem letzten Versuch, den Everest im Herbst zu besteigen, hatte sich der Japaner 2012 schwere Erfrierungen zugezogen, neun Fingern hatten amputiert werden müssen. Wie damals will Kuriki auch diesmal alleine und ohne Flaschensauerstoff aufsteigen. Die „Icefall doctors“ präparieren für ihn den Weg durch den Khumbu-Eisfall.

Eine Handvoll Expeditionen

Trekkingroute zum Mount Everest

Trekkingroute zum Mount Everest

Die PR-Offensive der nepalesischen Regierung hat nichts damit zu tun, dass sie Kurikis Versuch angesichts seiner Vorgeschichte für besonders bewundernswert oder sportlich herausragend und deshalb unterstützungswürdig hielte. Die Verantwortlichen in Kathmandu befürchten vielmehr, dass der Tourismusmarkt nach dem Erdbeben in der Herbstsaison um die Hälfte einbricht. Nicht viel mehr als eine Handvoll Permits hat sie für Herbst-Expeditionen ausstellen müssen. Das alleine wäre noch nicht dramatisch, doch auch die Nachfrage nach Trekkingtouren in Nepal, Haupteinnahmequelle in der Nach-Monsun-Zeit, war mäßig.

Licht am Horizont

Das bestätigt auch meine Anfrage bei deutschen Veranstaltern. Amical Alpin verzeichnet für den Herbst einen Rückgang der Buchungen von Trekkingreisen nach Nepal von etwa 30 Prozent, bei Expeditionen von 50 Prozent. Auch der DAV Summit Club beziffert den Markteinbruch für Nepal auf etwa 50 Prozent. Beide Agenturen sehen jedoch Licht am Horizont. „Seit einigen Wochen können wir feststellen, dass Nepal und hier vor allem die Annapurna-Region und das Everest-Gebiet wieder verstärkt nachgefragt werden“, schreibt mir Marcus Herrmann, Produktmanager beim Summit Club. „Für das Frühjahr 2016 gehen wir von einer deutlichen Belebung aus.“ Auch Amical registriert seit Anfang August wieder Buchungen für Nepal und ist für die nächste Saison „guter Dinge“. Dem gebeutelten Land und seinen von der Katastrophe geschlagenen Menschen wäre es zu wünschen. Vielleicht ist die Regierung in Kathmandu dann auch nicht mehr gezwungen, Presserummel um Permits zu veranstalten.

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Keine Tibet-Expeditionen im Herbst https://blogs.dw.com/abenteuersport/keine-tibet-expeditionen-im-herbst/ Tue, 04 Aug 2015 14:30:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30239 Auf dem Cho Oyu (8188 Meter)

Auf dem Cho Oyu (8188 Meter) in Tibet

China macht Tibet für den Rest des Jahres für Bergsteiger dicht. “Das stimmt”, bestätigt mir Dawa Steven Sherpa vom nepalesischen Expeditionsveranstalters Asian Trekking per Email. „Die chinesischen Behörden haben beschlossen, in diesem Herbst keine Permits (Besteigungsgenehmigungen) auszustellen, weil sie weitere seismische Aktivität in der Region befürchten und deswegen annehmen, dass die Berge in einem gefährlichen Zustand sein könnten.“ Zudem sei die Straße von Kathmandu über Kodari nach Tibet wegen der Schäden durch das verheerende Erdbeben im Frühjahr immer noch gesperrt. „Deshalb wäre es auch nicht möglich, Material und Logistik für die Expeditionen von Nepal nach Tibet zu transportieren“, schreibt Dawa Steven. Die China Tibet Mountaineering Association (CTMA) wolle erst im Frühjahr 2016 wieder Permits für die hohen Berge Tibets ausstellen.

Xi kommt

Die Shishapangma (8027 Meter) in Tibet

Die Shishapangma (8027 Meter) in Tibet

Auch der Schweizer Veranstalter Kari Kobler hat seine ursprünglich für Herbst geplanten Expeditionen zum Cho Oyu und zur Shishapangma aus dem Programm genommen. Neben den Erdbebenschäden an der Straße nach Tibet nennt mir Kari einen weiteren Grund dafür, dass China keine Permits ausstellt: „Der chinesische Staatspräsident besucht Tibet in den ersten zwei September-Wochen.“ Vor 50 Jahren, im September 1965, hatte China das zuvor besetzte Tibet zur „Autonomen Region“ erklärt. Mit einigen Veranstaltungen in Tibet feiert sich die chinesische Regierung selbst. Um mögliche Proteste von Tibetern im Keim zu ersticken, wird es wahrscheinlich ein großes Aufgebot an Sicherheitskräften geben – erst recht, wenn Präsident Xi Jingping persönlich aufkreuzt. Ausländische Augenzeugen waren auch schon bei ähnlichen Anlässen in der Vergangenheit unerwünscht. Dies dürfte der Hauptgrund für die Absage aller Expeditionen sein, wie das Beispiel von International Mountain Guides (IMG) zeigt.  Der US-Veranstalter hatte wegen der Folgen des Bebens in Nepal direkt über die tibetische Hauptstadt Lhasa zum Cho Oyu reisen wollen, erhielt aber unter Hinweis auf die Jubiläumsfeiern in Tibet ebenfalls kein Permit.

Ausweichziel Manaslu

Der Manaslu (8163 Meter) in Nepal

Der Manaslu (8163 Meter) in Nepal

„Aufgrund der derzeit brüchigen politischen Lage in Tibet können wir keinen garantierten Zugang unserer Expeditionen gewährleisten“, teilt auch der neuseeländische Veranstalter Himalayan Experience  mit. Himex hat den Cho Oyu für kommenden Herbst gestrichen und durch eine Expedition zum Manaslu ersetzt. Der achthöchste Berg der Erde ist ein beliebtes Ausweichziel, wenn China die Grenze nach Tibet schließt. Schon im Herbst 2012 waren viele Veranstalter auf den Manaslu ausgewichen. Auch in diesem September und Oktober dürfte es im Basislager zu Füßen des „Bergs der Seele“ eng werden. Viele der westlichen Anbieter, darunter auch der deutsche Veranstalter Amical alpin, machen sich in der anstehenden Nach-Monsun-Zeit mit ihren Kunden auf den Weg zum Manaslu. Die Behörden Nepals haben trotz des Erdbebens im Frühjahr mit fast 9.000 registrierten Toten und über 22.000 Verletzten keine Bedenken, Permits für Achttausender-Expeditionen auszustellen.

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Brice: „Das schadet Nepals Tourismus“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/brice-das-schadet-nepals-tourismus/ Sat, 21 Mar 2015 18:15:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28747 Russell Brice

Russell Brice

Nicht nur spät, sehr spät kam die Entscheidung der nepalesischen Regierung, die Permits von 2014 für den Mount Everest bis 2019 zu verlängern. „Die Everest-Saison beginnt in ein paar Tagen. Meine Mitarbeiter sind bereits auf dem Weg zum Basislager. Unsere Planungen laufen nun schon seit Monaten“, schreibt mir Russell Brice, Chef des neuseeländischen Expeditionsveranstalters Himalayan Experience. „Lebensmittel, Sauerstoff und Ausrüstung sind bereits im Khumbu, die Expeditionsmitglieder treffen von Montag nächster Woche an in Kathmandu ein.“ Einige von ihnen seien bereits im vergangenen Jahr mit dabei gewesen, sagt Russ. 2014 war die Saison nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten vorzeitig abgebrochen worden. Brice findet deutliche Worte für die zögerliche Haltung der Regierung in der Frage der Permits. Von Euphorie ist bei ihm keine Spur: „Dass die Regierung für ihre Entscheidung so lange gebraucht hat, schadet Nepals Tourismusbranche und ist verheerend für die Beschäftigungsmöglichkeiten der einheimischen Bevölkerung und die lokale Wirtschaft.“ Es sei nicht akzeptabel, sagt Brice, dass die Expeditionsveranstalter ihre Vorbereitungen unter  einem „riesigen finanziellen Risiko“ hätten vorantreiben müssen.

Kleines Papier

Der 62 Jahre alte Neuseeländer leitet bereits seit 1974 Expeditionen in den Himalaya. Wegen seiner immensen Erfahrung gilt er als die Stimme der ausländischen Veranstalter. Offensichtlich hat Russell Brice den Glauben an die Kompetenz der Verantwortlichen in Kathmandu längst verloren: „Was willst du von einer Regierung erwarten, die es in neun Jahren nicht schafft, die Verfassung Nepals umzuschreiben? Da können wir von Glück reden, dass sie so ein kleines Papier in einem Jahr durchgebracht haben.“

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Everest-Permits verlängert https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-permits-verlaengert/ Fri, 20 Mar 2015 15:27:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28739 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Diese Entscheidung war wirklich überfällig. Die nepalesische Regierung hat sich endlich dazu durchgerungen, dass die so genannten „Permits“, die Besteigungsgenehmigungen, für den Mount Everest von 2014 bis zum Jahr 2019 gültig bleiben. Kurz nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch am 18. April 2014, bei dem 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen waren, war die Frühjahrssaison de facto beendet worden. Mehr als 300 ausländische Bergsteiger verließen den höchsten Berg der Erde, ohne auch nur einen Fuß auf ihn gesetzt zu haben. Schon damals kündigten Regierungsvertreter in Kathmandu an, die ausgestellten Permits für die 39 Expeditionsgruppen behielten fünf Jahre ihre Gültigkeit. Den Worten folgten jedoch keine Taten. Stattdessen hieß es später, die Regierung plane, die Permits nur gruppenweise zu verlängern. Die Bergsteiger waren zu Recht empört. Hätte in diesem Fall etwa nur ein Bergsteiger einer Gruppe das Permit von 2014 genutzt, um 2015 aufzusteigen, wäre die Genehmigung für die anderen nicht anwesenden Gruppenmitglieder verfallen. Diese Regelung ist jetzt offenbar vom Tisch.

Von wegen billiger!

Everest-Basislager

Everest-Basislager

Die Bergsteiger, die wegen der Ereignisse im letzten Jahr abreisen mussten,  könnten bis 2019 “mit irgendeinem Veranstalter ihrer Wahl zurückkehren“, sagte Mohan Krishna Sapkota, Sprecher des nepalesischen Tourismusministeriums. Dass schon in der Anfang April beginnenden  Frühjahrssaison viele Everest-Anwärter des Vorjahrs in Nepal auftauchen, erscheint eher unwahrscheinlich. Viele dürften die Entscheidung der Regierung abgewartet haben. Schließlich hatten sie für das Permit von 2014 pro Nase 10.000 Dollar bezahlt. Auf jeden Fall werden nun 1000 Dollar zusätzlich fällig, da die Regierung ab 2015 die Summe für jeden Everest-Bergsteiger, egal ob er alleine oder in einer Gruppe unterwegs ist, auf 11.000 Dollar festgeschrieben hat. Die Verantwortlichen in Kathmandu verkauften die Neuregelung als Preisnachlass, viele Medien folgten brav und sprachen von „Dumpingpreisen“ am Everest. Für Solo-Bergsteiger mag das stimmen, sie zahlten bisher 25.000 Dollar. Für Gruppen ab sieben Teilnehmern, und das ist der Regelfall am Everest, ist es seit diesem Jahr jedoch teurer, eben um besagte 1000 Dollar pro Mitglied.

Warten auf Entscheidung zu Hubschrauber-Einsätzen

Auch unter Verweis auf das Hin und Her der nepalesischen Regierung in der Frage der Permits hatten der kanadische Anbieter Peak Freaks und der US-Veranstalter High Adventure Expeditions ihre Everest-Expeditionen für 2015 abgesagt. Der US-Anbieter Alpenglow Expeditions war von der nepalesischen Süd- auf die tibetische Nordseite des Mount Everest gewechselt. Im vergangenen Jahr hatten die Veranstalter auch gefordert, Hubschrauber für den Materialtransport nach Lager 1 oder 2 einsetzen zu dürfen. Bisher schweigt die Regierung dazu. „Mein Gefühl ist, dass sie nein sagen werden“, schreibt mir Guy Cotter, Chef des neuseeländischen Expeditionsveranstalters Adventure Consultants. Bisher dürfen Hubschrauber am Everest nur für Rettungseinsätze genutzt werden.

 

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China sagt nein zu Winterbesteigung des K 2 https://blogs.dw.com/abenteuersport/china-sagt-nein-zu-winterbesteigung-des-k-2/ Sun, 28 Dec 2014 15:00:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27957 Die Nordseite des K 2

Die Nordseite des K 2

Manches Weihnachtsgeschenk geht gründlich daneben. Eine böse Bescherung erlebte der russische Bergsteiger Denis Urubko. Am ersten Weihnachtstag erhielt der 41-Jährige eine Email aus China, in der ihm mitgeteilt wurde, dass die Behörden ihm endgültig das Permit für eine Winterbesteigung des K 2 von der chinesischen Seite aus verweigert hätten. Grund sei ein „terroristisches Ereignis“ in der Unruheregion Xinjiang. „Die Situation ist derzeit nicht sicher für Ausländer, die nach Xinjiang kommen“, heißt es in dem Schreiben. Auch der Vorschlag, die Städte zu meiden und direkt zum zweithöchsten Berg der Erde zu reisen, sei abgelehnt worden. Damit müssen Urubko und seine Bergpartner, der Baske Alex Txikon und der Pole Adam Bielecki, ihren Plan aufgeben, den K 2 erstmals im Winter zu besteigen, von China aus über eine teilweise neue Route auf der Nordseite.

Es gärt in Xinjiang

Um welches „terroristische Ereignis“ es sich handelt, blieb offen. Am 16. Dezember hatte ein Messerstecher in der Provinzhauptstadt Urumqi an einer Bushaltestelle drei Menschen verletzt. Anschließend sollen dort Polizei und Militär die Kontrollen extrem erhöht haben. Mit der Jahreswende treten in Xinjiang verschärfte Gesetze in Kraft. Religionsausübung ist dann in Behörden, öffentlichen Schulen oder Unternehmen untersagt. Wer Internet oder Handy nutzt, um „die nationale Einheit und die soziale Stabilität zu untergraben oder zu ethnischem Hass anzustiften“, riskiert hohe Geldstrafen. Informationen von unabhängiger Seite aus Xinjiang gibt es kaum. Angeblich sind in der Provinz in den vergangenen 20 Monaten bei Anschlägen von Uiguren 400 Menschen ums Leben gekommen. Nachprüfen lässt sich das nicht.

Uiguren fühlen sich benachteiligt

Das alte und das neue Kaschgar

Das alte und das neue Kaschgar

Die Uiguren sind Moslems und sprechen Uigurisch, eine Turksprache. Sie fühlen sich durch die Han-Chinesen, die in immer größerer Zahl in Xinjiang angesiedelt werden, verdrängt und benachteiligt. Während unserer Expedition zum Kokodak Dome im vergangenen Sommer erzählte mir ein Uigure, wie sich das im Alltag auswirkt: „Wenn ich einen Kredit haben will, um ein Unternehmen zu gründen, ernte ich in der Bank nur ein müdes Lächeln. Kommt ein Han-Chinese mit dem gleichen Anliegen, hat er am nächsten Tag sein Geld. Bei der Wohnungssuche verhält es sich genauso.“ Auf unserer Rückreise über Kaschgar erlebten wir selbst, wie angespannt die Lage in der Provinz ist. Zum Ende des Ramadan wurde der Peking-treue, bei den Uiguren unbeliebte Imam der Stadt ermordet. Umgehend glich die Stadt einer Festung: Das chinesische Militär errichtete Straßensperren, Märkte und Geschäfte durften nicht öffnen, das (ohnehin zensierte) Internet wurde gesperrt. Stundenlang ging in Kashgar so gut wie nichts mehr. Dann wurden die Straßensperren abgebaut, langsam erwachte das normale Leben wieder. Und wir waren froh, dass wir die Unruheprovinz wie geplant verlassen konnten.

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