Reinhold Messner – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Tschechen am Nanga Parbat: „Wie tiefgefrorene Fischfilets“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/tschechen-am-nanga-parbat-wie-tiefgefrorene-fischfilets/ Wed, 05 Sep 2018 10:59:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41951

In der Rupalwand

„Frei nach Shakespeare: Weiterleben ohne Gipfel oder lieber den Tod wählen“. So beschreibt Marek Holecek die Entscheidung, vor der er und sein Teamgefährte Tomas Petrecek am vergangenen Sonntag standen, am Ausstieg der mächtigen Rupalwand, 300 Meter unterhalb des Gipfels des Nanga Parbat. Windböen von bis zu 100 Stundenkilometern fegten über den 8125 Meter hohen Berg in Pakistan, den neunthöchsten der Welt. Nach sechs Tagen in der Wand beschlossen die beiden tschechischen Bergsteiger umzudrehen.

Wie im Cabrio ohne Frontscheibe

Marek Holecek (l.) und Tomas Petrecek (r.) im Basislager

„Jetzt wissen wir, dass es möglich ist, 4000 Meter herunter zu klettern, ohne einmal den Körper zum Tal zu drehen“, beschreibt Marek auf lidovky.cz den Abstieg durch die extrem anspruchsvolle Südwand des Achttausenders. Es sei wie eine Cabrio-Fahrt ohne Frontscheibe im Eis-Sturm gewesen. „Da findest du heraus, wie sich tiefgefrorene Fischfilets fühlen“, so der 43-Jährige.

Hauptsache überlebt!

Sie hätten alles am Berg verloren, Lebensmittel, Eisschrauben, Haken, Seil, „mehrere Pfund Gewicht und Nerven“. Aber, so Marek: „Wir sind zurück und leben noch.“ Holecek und Petrecek hatten geplant, – wie die Südtiroler Brüder Reinhold und Günther Messner im Jahr 1970 – ohne Flaschensauerstoff durch die Rupalwand zu klettern, den Gipfel des Nanga Parbat zu überschreiten und auf der Westseite des Bergs ins Diamirtal abzusteigen. Günther Messner war damals in der Diamirflanke ums Leben gekommen.

Im Sommer 2017 hatte Holecek im Karakorum mit seinem Landsmann Zdenek Hak im Alpinstil eine neue Route durch die Südwestwand des Achttausenders Gasherbrum I eröffnet.

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Vor 40 Jahren: Messner und Habeler ohne Atemmaske auf dem Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/vor-40-jahren-messner-und-habeler-ohne-atemmaske-auf-dem-everest/ Sat, 05 May 2018 20:23:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40551

Habeler (r.) und Messner (1975)

Es war eine Pioniertat, doch die Spuren sind überschaubar. Am Dienstag jährt sich zum 40. Mal der Tag, an dem der Südtiroler Reinhold Messner und der Nordtiroler Peter Habeler als erste Menschen den 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest ohne Flaschensauerstoff erreichten und damit bewiesen, dass es möglich ist. Üblich ist es dadurch nicht geworden. Laut der Bergsteiger-Chronik Himalayan Database ist der höchste Berg der Erde inzwischen 8219-mal bestiegen worden, nur bei 202 Gipfelerfolgen verzichteten die Bergsteiger auf Atemmasken. Das entspricht einem Anteil von 2,5 Prozent. Auch in diesem Jahr dürfte er kaum höher liegen.

„Sind wir noch bei Trost?“

Everest-Südseite

Es habe im Vorfeld jede Menge Kritiker und Skeptiker gegeben, erzählte mir Reinhold Messner einmal in einem Interview. Das habe ihn zusätzlich angespornt. „Im Grunde wollte ich damals nur ein Exempel statuieren, einen Versuch machen. Ich wusste nicht, wie weit ich komme.“ Auch während des Aufstiegs am 8. Mai 1978 hätten Habeler und er durchaus noch Zweifel gehabt, ob sie aus dieser Nummer schadlos herauskommen würden, sagte Messner: „Bei jeder Pause haben wir uns angeschaut: Sind wir noch bei Trost? Ist es noch verantwortbar oder nicht?“ Bei minus 40 Grad Celsius und heftigem Sturm kämpften sie sich hinauf. „Wir haben in der Schlussphase wirklich mehr auf Knien und Händen als gehend den Gipfel erreicht, sonst wären wir vom Grat gefegt worden“, berichtete Messner.

Nichts wie runter!

Peter Habeler heute

Für Peter Habeler war es nach eigenen Worten „ein sehr emotionaler Moment“, als sie schließlich auf dem Dach der Welt standen. Richtig genießen konnte er ihn nicht. „Ich weiß noch, dass ich Angst hatte“, erzählte mit Habeler, als ich ihn vor einigen Monaten traf. „Ich bin sehr unruhig geworden, weil ich runterwollte. Ich habe mir gedacht: Hoppla, wie komme ich denn jetzt über den Hillary Step wieder runter, ohne Sicherung? Der Schnee war dort in einem schlechten Zustand, das hatten wir beim Aufstieg gemerkt. Ich dachte, jetzt bricht da ein Tritt raus, und dann fliegst du oabi. Aber irgendwie ist es gegangen.“ Nach der Heimkehr sei er von dem gewaltigen Medienecho überrascht worden, erzählte Habeler: „Das war ein regelrechter Hype.“

Gefesselter Berg

Reinhold Messner

Auch heute gibt es noch einen Everest-Medienhype, nur dass er selten mit Besteigungen ohne Flaschensauerstoff zu tun hat, sondern eher mit der Masse an Bergsteigern, die sich Jahr für Jahr am höchsten aller Berge versuchen. „Wenn ich tausend Leute im Basislager habe, von denen 540 bei einem Schönwetterfenster einsteigen wollen, ist mir das nicht geheuer“, sagte Habeler. „Das wäre nicht meine Art, Berge zu besteigen. Heute ist der Everest ein gefesselter Berg.“ Da sind sich die beiden Pioniere von einst einig. „Ich werde sicherlich nicht mehr ohne Atemmaske auf den Everest steigen“, sagte mir Reinhold Messner anlässlich seines 70. Geburtstags im September 2014. „Ich will nicht in meinen späten Jahren an den Bergen umkommen, nachdem ich 65 Jahre lang alles getan habe, um das Sterben am Berg zu vermeiden. Aber mit zwei Sauerstoffflaschen und zwei Sherpas, von denen einer vorne zieht und einer hinten schiebt, nochmals auf den Everest steigen? Das ist meine Sache nicht.“

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Unvergessen: Jerzy Kukuczka https://blogs.dw.com/abenteuersport/unvergessen-jerzy-kukuczka/ Sat, 24 Mar 2018 11:25:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40049

Jerzy Kukuczka (1948 – 1989)

Einer der besten Höhenbergsteiger aller Zeiten hätte am heutigen Samstag seinen 70. Geburtstag gefeiert. Doch er verpasste diesen Ehrentag um mehr als 28 Jahre: Im Herbst 1989 verunglückte Jerzy Kukuczka im Alter von 41 Jahren tödlich am Lhotse, dem vierthöchsten Bergs der Erde. Der Pole hatte zuvor als zweiter Mensch nach Reinhold Messner alle 14 Achttausender bestiegen. Zeitweise sah es aus, als könnte Kukuczka Messner sogar noch die Krone abjagen, doch dann machte der Südtiroler im Herbst 1986 mit den Besteigungen von Makalu und Lhotse innerhalb eines Monats den Achttausender-Sack zu. Als der eher öffentlichkeitsscheue Kukuzczka knapp ein Jahr später, im September 1987, seine Sammlung komplettierte, ehrte ihn Messner mit den Worten: „Du bist nicht der Zweite, du bist großartig.“

Meilensteine

Gedenktafel zu Füßen der Lhotse-Südwand

Innerhalb von knapp acht Jahren – Messner brauchte doppelt so lange – bestieg Kukuczka alle 14 Achttausender und schrieb dabei Alpingeschichte: Gleich vier Wintererstbesteigungen, zwei davon 1985 innerhalb von drei Wochen (Dhaulagiri und Cho Oyu), Erstbegehung des Everest-Südpfeilers, erste Durchsteigung der Südwand des K 2, erste Solo-Besteigung des Makalu – um nur einige Meilensteine zu nennen. Nur am Mount Everest griff er zur Sauerstoff-Flasche. 1988 erklärte das Internationale Olympische Komitee Messner und Kukuczka zu Olympiasiegern ehrenhalber. Messner lehnte die Medaille ab, Kukuczka nahm sie an.

Tödlicher Absturz am Lhotse

Auch nachdem Jerzy seine Achttausener-Sammlung vervollständigte hatte, ließen ihn die höchsten Berge der Welt nicht los. Für Herbst 1989 plante Kukuczka eine Überschreitung aller Gipfel der Kangchendzönga-Gruppe, entschied sich dann aber noch um. Mit seinem Landsmann Ryszard Pawłowski versuchte sich der 41-Jährige an der damals noch undurchstiegenen legendären Lhotse-Südwand. Am 24. Oktober 1989 stürzte Jerzy Kukuczka aus etwa 8200 Meter Höhe in den Tod.

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Der Yeti ist tot, es lebe der Yeti! https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-yeti-ist-tot-es-lebe-der-yeti/ Fri, 01 Dec 2017 11:21:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38707

Yeti-Schädel im Kloster Khumjung

Als Kind hat wahrscheinlich jeder diese Phase erlebt. Eigentlich weißt du, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt und dass es deine Eltern sind, die die Geschenke unter den Baum legen. Und doch verdrängst du diese Tatsache – einfach, weil der Weihnachtsmann zum Fest dazugehört. So ähnlich ergeht es mir mit dem Yeti. Eigentlich glaube ich nicht daran, dass es dieses riesenhafte Bergungeheuer auf zwei Beinen gibt, und doch gehören der Mythos und die zahllosen Legenden über den Yeti für mich einfach zum Himalaya dazu. Deshalb finde ich es – ehrlich gesagt – ziemlich doof, dass sich US-Wissenschaftler von der Universität Buffalo nun hinstellen und sagen: Der Yeti ist eigentlich ein Bär.

Bärenhaare und Hundezahn

Himalaya-Braunbär

Sie untersuchten 24 Proben, die Yetis zugeschrieben wurden und in diversen Klöstern und Museen lagerten oder bei Reisen nach Pakistan gesammelt worden waren – u. a. Knochen, Haare, Kotreste – und verglichen sie mit der DNA bekannter Tierarten. Das Ergebnis: Fast alle konnten Bären zugeordnet werden: Himalaya-Braunbären, Tibetischen Braunbären, Eurasischen Braunbären oder Asiatischen Schwarzbären. Lediglich ein vermeintlicher Yeti-Zahn aus einem der Messner-Bergmuseen entpuppte sich als Beißwerkzeug eines Hundes. Reinhold Messner fühlt sich bestätigt – allerdings nicht wegen des Hundezahns, sondern wegen der Bärenreste. Er selbst hatte schließlich bereits vor fast 20 Jahren ein Yeti-Buch geschrieben (und daran nicht schlecht verdient), in dem er das Bergungeheuer als Braunbären enttarnt hatte.

Drei tote Yaks

Der Machhermo Peak

Ob in Tibet, Nepal oder Bhutan, im ganzen Himalaya wurden über Jahrhunderte Geschichten über Yetis überliefert, die Yak-Herden und Hirten überfielen oder auch Menschen entführten. Angeblich gab es sogar 1974 im Everest-Gebiet noch einen Zwischenfall: Lhakpa Doma Sherpa behauptete, sie sei von einem knapp 1,50 großen (oder eher kleinen) Yeti angegriffen worden, als sie ihm Gokyo-Tal ihre Yak-Herde hütete. Der Yeti habe ihr die Zöpfe ausgerissen und das Kleid zerfetzt, erzählte die damals 19-Jährige Sherpani. Nur weil sie sich tot gestellt habe, habe sie überlebt. Der Yeti habe drei Yaks getötet.

Lachen mit aufgestellten Nackenhaaren

Yeti-Spuren? (fotografiert 1937 vom britischen Bergsteiger Frank Smythe)

Der Zwischenfall ist sogar auf meiner Trekking-Karte von National Geographic aus dem Jahr 2000 vermerkt, die ich noch im letzten Jahr benutzte, als wir durch das Gokyo-Tal wanderten. Als wir an der Stelle des vermeintlichen oder tatsächlichen Yeti-Überfalls nahe der 4470 Meter hohen Siedlung Machhermo vorbeikamen, machte ich meinen Sohn und unseren Guide auf die mögliche Gefahr aufmerksam. Wir lachten – und doch war eben da diese kleine Spur Ungewissheit dabei, die dafür sorgen kann, dass sich deine Nackenhaare kurzzeitig aufstellen: Hat es sich vielleicht doch so zugetragen?

Der Yeti lebt!

Yeti-Bären-Knochen aus einer Höhle in Tibet

Wenn man genau liest, lassen sich ja auch die US-Wissenschaftler ein kleines Hintertürchen offen, wenn sie bilanzieren: „Es deutet stark darauf hin, dass die biologische Grundlage der Yeti-Legende lokale Braun- und Schwarzbären sind.“ Der Hauch eines Zweifels bleibt. Vielleicht haben die Leute ja auch einfach nur Bärenhaare oder -knochen als Yeti-Relikt ausgegeben, weil die richtigen Schneemenschen zu stark und clever waren, sie sich abluchsen zu lassen. Der Yeti lebt – wie der Weihnachtsmann!

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Der ewige Lausbub https://blogs.dw.com/abenteuersport/peter-habeler-der-ewige-lausbub/ Fri, 13 Oct 2017 17:30:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38135

Peter Habeler

Auch mit 75 wirkt er noch wie ein Lausbub. Gut gelaunt, immer einen Witz auf den Lippen, die Lachfalten im Gesicht – und dazu fit wie ein Turnschuh. „Das Klettern ist mein Jungbrunnen“, sagt Peter Habeler. Nach wie vor klettert der Tiroler aus dem Zillertal durch steile Felswände. Kurz vor seinem runden Geburtstag sogar durch die Eiger-Nordwand, gemeinsam mit David Lama, im Winter. „Das war für mich etwas ganz Besonderes,“ erzählt mir Peter, als wir unterhalb der Geislerspitzen im Südtiroler Villnösstal entlangwandern. „Ich habe David ja quasi entdeckt, als er als kleiner Junge seine ersten Kletterversuche in meiner Alpinschule im Zillertal machte. Da habe ich schon gesehen, das wird ein Großer.“ Heute gehört Lama zu den besten Bergsteigern der Welt. „Als ich in der Eiger-Nordwand hinter ihm hergeklettert bin und beobachtet habe, wie locker und flüssig er selbst die schwierigsten Passagen gemeistert hat, fühlte ich mich an die Zeit zurückerinnert, als ich selbst noch jung war“, sagt Peter.

„Ich wollte am Everest nicht sterben“

Villnößtal mit den Geislerspitzen

Die Wanderung mit Habeler gehört zum Programm des International Mountain Summit in Brixen. Dass wir ausgerechnet im Villnößtal unterwegs sind, passt irgendwie: Hier wuchs schließlich Reinhold Messner auf, an den Geislerspitzen sammelte der Südtiroler seine ersten Erfahrungen als Kletterer. Mit Messner feierte Habeler seine bekanntesten Erfolge: 1975 gelang den beiden am Gasherbrum I in Pakistan die erste Besteigung eines Achttausenders im Alpinstil – also ohne Flaschensauerstoff, ohne feste Hochlager, Fixseile und Sherpa-Unterstützung. 1978 folgte dann ihr größter gemeinsamer Coup, die erste Besteigung des Mount Everest ohne Atemmaske. 2018 jährt sich diese Pionierleistung zum 40. Mal. Er habe damals zeitweise durchaus Zweifel gehabt, verrät Habeler, vor allem als Messner und zwei Sherpas einen Sturm am Südsattel mit Mühe und Not überlebt hatten: „Ich wollte am Everest wirklich nicht sterben. Ich wollte gesund bleiben und heimkommen.“ Schließlich war sein erster Sohn Christian gerade geboren worden.

Unruhe vor dem Abstieg

Habeler (r.) und Messner (1975)

Als er schließlich am 8. Mai 1978 gemeinsam mit Messner den Gipfel auf 8850 Metern erreicht habe, sei das „ein sehr emotionaler Moment“ gewesen, erinnert sich Habeler, „auch wenn ich nicht mehr auf das i-Tüpfelchen genau weiß, was ich damals gefühlt habe. Ich weiß nur noch, dass ich Angst hatte. Ich bin sehr unruhig geworden, weil ich runterwollte. Ich habe mir gedacht: Hoppla, wie komme ich denn jetzt über den Hillary Step wieder runter, ohne Sicherung? Der Schnee war dort in einem schlechten Zustand, das hatten wir beim Aufstieg gemerkt. Ich dachte, jetzt bricht da ein Tritt raus, und dann fliegst du oabi. Aber irgendwie ist es gegangen.“

Höhepunkt Kangchenzdönga

„Da haben wir Glück gehabt“

Nach der Heimkehr sei er von dem gewaltigen Medienecho überrascht worden, erzählt Habeler: „Das war ein regelrechter Hype.“ Für ihn selbst sei der Everest ohne Atemmaske jedoch nicht das Glanzlicht seiner Achttausender-Karriere gewesen, sagt Peter, „weil ich dort zeitweise wirklich Bedenken hatte. Mein Höhepunkt war eindeutig 1988 die Besteigung des Kangchendzönga im Alpinstil mit Carlos Buhler und Martin Zabaleta. Damals war ich in Topform. Zum Gipfel bin ich alleine vorgestiegen, weil ich schneller als die beiden anderen war und das Wetter immer schlechter wurde.“ Der Abstieg sei dramatisch verlaufen. „Da haben wir richtig Glück gehabt, dass wir überlebten.“ Der dritthöchste Berg der Erde (8586 Meter) war Habelers fünfter und letzter Achttausender-Erfolg.

Wie ein Klettersteig

„Des wird a Gaudi“

Was sich aktuell an den höchsten Bergen der Welt abspielt, quittiert der 75-Jährige mit einem Kopfschütteln. „Zu viele Menschen verträgt kein Berg. Wenn ich tausend Leute im Basislager habe, von denen 540 bei einem Schönwetterfenster einsteigen wollen, ist mir das nicht geheuer. Das wäre nicht meine Art, Berge zu besteigen. Heute ist der Everest ein gefesselter Berg. Selbst beim K 2 ist das inzwischen so. Das mutet ja fast wie ein Klettersteig an.“ Im nächsten Frühjahr wird Habeler zum Jubiläum mit den noch lebenden Gefährten von 1978 zum Mount Everest zurückzukehren. „Da wird ein ziemlicher Trubel herrschen. Aber wir werden trotzdem unseren Spaß haben. Das wird auf jeden Fall eine Gaudi“, freut sich der ewige Lausbub und grinst über das ganze Gesicht.

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Kammerlander: „Ich möchte am Manaslu meinen Weg beenden“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kammerlander-ich-moechte-am-manaslu-meinen-weg-beenden/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kammerlander-ich-moechte-am-manaslu-meinen-weg-beenden/#comments Wed, 14 Jun 2017 12:50:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36671

Hans Kammerlander

Er will einen Schlussstrich ziehen. Der Südtiroler Hans Kammerlander will im Spätherbst in Nepal den 8163 Meter hohen Manaslu besteigen und damit sein Trauma von 1991 endgültig hinter sich lassen. Während eines Gipfelversuchs waren damals seine beiden Freunde Friedl Mutschlechner und Karl Großrubatscher bei einem Wettersturz ums Leben gekommen. Kammerlander erklärte seinerzeit, er werde niemals mehr zum Manaslu zurückkehren. In den Jahren zuvor hatte Hans an der Seite Reinhold Messners Alpingeschichte geschrieben. So gelang den beiden 1984 am Gasherbrum I und Gasherbrum II in Pakistan die erste Achttausender-Doppelüberschreitung, und das im Alpinstil.

„Kein Alpinismus“

Insgesamt bestieg Kammerlander bisher zwölf der 14 Achttausender. Vom Mount Everest fuhr er 1996 vom Gipfel mit Skiern über die tibetische Nordseite ab. Weil es eine schneearme Saison war, musste Hans mehrfach die Abfahrt unterbrechen. Heute hat er das Interesse am Everest verloren. „Ich verfolge das gar nicht mehr. Normale Everest-Besteigungen sind für mich kein Alpinismus. Sauerstoff, präparierte Berge, die Sherpas machen alles klar“, sagt mir der heute 60-Jährige. „Aber jeder soll es so machen, wie er es für richtig hält. Er soll nur keinen Müll dort oben lassen. Er soll den Berg sauber verlassen, dann ist es für mich okay.“ Ich habe mit Kammerlander über sein Manaslu-Projekt gesprochen, das er zusammen mit dem Nordtiroler Bergführer Stephan Keck realisieren will.

Hans, Manaslu heißt übersetzt „Berg der Seele“. Liegt dir der Manaslu immer noch auf der Seele?

Manaslu (l.) und Pinnacle East (r.)

Ja, natürlich. Wenn du mit solchen Schicksalsschlägen konfrontierst wurdest, wie ich am Manaslu, wo ich bei einem Versuch meine zwei damals sehr, sehr engen Freunde verloren habe, dann liegt dir so ein Berg mehr auf der Seele als einer, an dem du die größten Erfolge erzielt hast, wie der Everest oder der Nanga Parbat.

Du hast damals gesagt: Dieses Erlebnis war so traumatisch, dass ich nie mehr zum Manaslu zurückkehren will. Warum der Sinneswandel?

Ich wollte wirklich nicht mehr zurück. Ich dachte immer, das könnte nur die Wunden aufreißen. Vor einigen Jahren (2006) ist in Nepal bei einem Versuch am (7350 Meter hohen) Jasemba – wir waren zu zweit – ein sehr guter Freund von mir (Luis Brugger) beim Abseilen tödlich abgestürzt. Wir waren zu zweit. Im Jahr danach war ich wieder dort, und ich habe mit Karl Unterkircher die Begehung erfolgreich abgeschlossen. Ich habe festgestellt: Es ist besser, nach vorne zu gehen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken und aufzuhören. Da entstand die Idee, vielleicht doch noch einmal an den Manaslu zurückzukehren, ohne Leistungsdruck, einfach ganz entspannt versuchen, auf den Berg zu gehen und damit einen Weg zu beenden. Das werden wir in diesem Jahr versuchen. Wir werden einen großen Kinofilm drehen. Er soll nicht reißerisch sein, sondern in die Tiefe gehen. Es wird ein Porträt meines Lebens, mit Höhen und Tiefen. Und der Manaslu ist das Hauptthema.

Starke Seilschaft: Kammerlander/Messner (hier 1991)

Du hast irgendwann einmal geschrieben, dass du dich jahrelang mitschuldig am Tod der beiden Freunde gefühlt hast und dir das Unglück damals auch die Fähigkeit genommen hat, dich am Berg zu freuen. Bist du in dieser Hinsicht inzwischen mir dir im Reinen?

Ja, vollkommen. Aber es ist natürlich klar: Als Expeditionsleiter fühlt du dich immer ein bisschen schuldig. Ich wollte damals Freunden die Chance geben, einen Achttausender zu besteigen, so wie Reinhold Messner es mit mir gemacht hat, als ich ein junger Bergsteiger war. Dann erreichen wir den Gipfel nicht und die beiden Topfreunde verunglücken. Obwohl du keine Schuld hast, bedrückt es dich sehr. Und doch möchte ich den Menschen jetzt sagen: Egal, was euch im Leben passiert, geht nach vorne. Wenn jemand eine Treppe herunterfällt und sich verletzt, kann er nicht ein Leben lang Treppen meiden. In diesem filmischen Porträt werden nicht nur glänzende Erfolge, sondern auch tiefe Schmerzen vorkommen, die mir im Leben sehr oft passiert sind: durch den Verlust von Freunden, durch einen schweren Autounfall, wo ich selbst die Schuld auf mich nehmen muss. Das waren ganz schwere, ungewollte Einschnitte. Das kommt in diesem Film alles auf den Tisch.

Du hast den Autounfall Ende 2013 angesprochen, bei dem ein junger Mann ums Leben kam. Du bist unter Alkoholeinfluss gefahren und wurdest als Schuldiger 2015 zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Kann man mit so einer Geschichte überhaupt klarkommen?

Wenn du einen Fehler machst, dann willst du ihn ja nicht machen. Dann ist er passiert, und du musst versuchen, damit zu leben. Natürlich weiß niemand auf der Welt, wie vielen Leuten ich bei Einsätzen als Bergrettungsmann das Leben gerettet habe. Und dann machst du einen Fehler, und dir wird nicht alle Schuld, aber ein Großteil der Schuld zugewiesen. Es war ungewollt, und auch damit musst du leben können. Das ist schwer. Wenn du einen Fehler gemacht hast, und es passiert etwas Dramatisches, das ist sehr, sehr, sehr hart. Weil du kein Guthaben bei der Öffentlichkeit hast. Da wirst du als bekannte Person auf diesen Fehler reduziert. Das ist sehr, sehr bitter.

Kammerlander über den Autounfall 2013

Camp 1 auf der Manaslu-Nordseite

Kommen wir auf den Manaslu zurück. Seit vergangenem Dezember bist du 60 Jahre alt. Wie bereitest du dich auf deine erste Achttausender-Expedition seit über 15 Jahren vor?

Ich bereite mich nicht besonders vor. Ich habe eine unglaubliche Routine. Ich weiß genau, was mein Körper schafft und was nicht. Diese Expedition soll ja auch mit Leistung nichts zu tun haben. Für mich persönlich soll es nur ein Weg sein, den ich gerne beenden möchte. Vielleicht gelingt es mir auch. Und ich glaube, dann bin ich innerlich  sehr ausgeglichen und kann sagen: Jetzt kannst du dich langsam zur Ruhe setzen. Jetzt hast du am Berg die großen Ziele erreicht. Das am Manaslu habe ich einfach nur abgewürgt, verschoben und mich nie mehr diesem Projekt gestellt.

Kammerlander: Keine besondere Vorbereitung auf Manaslu

Wirst du ohne Flaschensauerstoff aufsteigen?

Flaschensauerstoff kam für mich nie in Frage. Ich brauche ihn auch nicht. Den Berg traue ich mir natürlich auch zu, sonst würde ich das Projekt gar nicht erst andenken. Ich bin noch relativ fit. Und es sind schon viel Ältere auf solchen Höhen gewesen, die keine große Erfahrung hatten. Ich dagegen habe sie. Deshalb muss ich jetzt nicht wie verrückt laufen, um mich in Form zu bringen. 

Wollt ihr, wie 1991, über die Nordseite aufsteigen?

Ich würde ganz gerne in die Südwand gehen. Ich mag immer noch lieber eine steile Wand als einen ganz langen Hatscher (mühseliger Marsch), der leicht ist.

Die Südseite hätte ja auch den Vorteil, dass du den Massen, denen du am Manaslu im Herbst sicher begegnen wirst, aus dem Weg gehen könntest. Denn die sind zu 99 Prozent auf der Nordseite unterwegs.

Das hat sich wirklich sehr verändert. Damals waren wir alleine am Manaslu. Aber das ist für mich ohnehin kein Thema, weil ich erst im November aufbrechen und in den Winter hinein gehen werde. Dann ist niemand mehr da, und wir haben den Berg für uns alleine. Es wird sicher mehr Wind und mehr Kälte geben, dafür ist das Wetter wahrscheinlich beständiger. Das habe ich alles bedacht. Ich möchte nicht in so einer Masse nach oben gehen.

Die 14 Achttausender wären für dich im Erfolgsfall zum Greifen nahe. Dir fehlt ja neben dem Manaslu noch die Shishapangma, wo du „nur“ auf dem Mittel-, nicht dem Hauptgipfel warst. Wäre das für dich noch ein Thema?

Wenn ich den Gipfel des Manaslu erreiche, hätte ich für mich persönlich die 14 Achttausender voll gemacht. Denn auch der (8008 Meter hohe) Shishapangma-Mittelgipfel ist ja ein Achttausender. Damals war die Shishapangma mein Vorbereitungsgipfel für den Everest. Das habe ich echt vergeigt. Ich bin direkt auf den Mittelgipfel, habe dort ein paar Gebetsfahnen an einem Eispickel gesehen und bin nicht mehr den Grat hinüber zum wenige Meter höheren Hauptgipfel gestiegen. Aber das interessiert mich nicht, die Zahl 14 war für mich nie ein Thema. Ich hätte damals im Erfolgsfall bestenfalls der Vierte sein können, der alle 14 Achttausender bestiegen hätte. Da interessieren mich andere Geschichten mehr, wo ich etwas Neues probieren kann und mich nicht nur in einer Liste einreihen muss.

Kammerlander: 14 Achttausender sind für mich kein Thema

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Ines Papert zu Ueli Stecks Tod: „Es war SEIN Leben!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-zu-ueli-stecks-tod-es-war-sein-leben/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ines-papert-zu-ueli-stecks-tod-es-war-sein-leben/#comments Wed, 03 May 2017 09:36:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36059

Ueli Steck wenige Tage vor seinem tödlichen Absturz

Warum wählte Ueli Steck den Nuptse, um sich zu akklimatisieren? Das ist eine Frage, die ich mir stelle, seitdem sich am Sonntag die Nachricht vom Tod des Schweizers wie ein Lauffeuer verbreitete. Einige Tage zuvor war der 40-Jährige Richtung Everest-Westschulter geklettert. Das machte Sinn, schließlich plante er bei seiner Everest-Lhotse-Traverse den Aufstieg über Westgrat und Hornbein-Couloir zum höchsten Punkt. Aber der Nuptse? Nicht gerade die klassische Tour, um sich zu akklimatisieren. Und mit welchem Mehrwert, als nur weitere Höhenmeter zu machen?

Reinhold Messner mutmaßt, Ueli habe vielleicht nicht nur die angekündigte Traverse, sondern das „große Hufeisen“ im Visier gehabt, also die noch niemals versuchte Rundtour über Nuptse, Lhotse und Everest und die Grate dazwischen. Dafür sehe ich nach dem, was ich bisher gehört und gelesen habe, keinen Anhaltspunkt. Der Franzose Yannick Graziani schrieb in seinem Blog, dass Ueli ihn drei Tage vor seinem Tod gefragt habe, ob er nicht Lust habe, ihn auf den Nuptse zu begleiten. Der 43-Jährige, der in diesem Frühjahr den Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen will,  lehnte ab. Es sei wirklich nur um eine Akklimatisationstour gegangen, ließ mich Yannicks Team auf Nachfrage wissen: „Ueli hat niemals über das Hufeisen geschrieben oder geredet. Er wartete darauf, dass sich sein Sherpa-Freund Tenji von seiner Erfrierung erholte, um mit ihm zusammen zur Westschulter aufzusteigen.“

Ich hatte am Montag einige Topbergsteiger angeschrieben und gefragt, wie sie Ueli erlebt haben. Zwei weitere Antworten erreichten mich.

Auer: „Ueli hat uns inspiriert und ermuntert“

Hansjörg Auer

Der 33 Jahre alte Österreicher Hansjörg Auer wurde in den USA von der Nachricht über Stecks Tod überrascht:

„Ueli war jemand, der sein Tun am Berg mit voller Passion und hohem persönlichen Einsatz betrieben hat. Er hat nicht nur viele Alpinisten inspiriert, sondern uns auch immer wieder mit seinen Ideen ermuntert, diesen notwendigen Schritt weiter zu gehen, um unsere Kultur des Bergsteigens neu zu definieren. Ich durfte mit ihm einige Male darüber diskutieren und werde sein sehr persönliches, wertschätzendes und aufmunterndes Email nach meinem Verlust von Gerry [Fiegl] am Nilgiri South [Fiegl stürzte im Herbst 2015 beim Abstieg von dem 6839 Meter hohen Berg im Westen Nepals in den Tod] nie vergessen. Lebe wohl, Ueli!“

Papert: „An den Grenzen des Menschenmöglichen“

Ines Papert

Nachdenkliche Worte fand die 43 Jahre alte deutsche Spitzenkletterin Ines Papert:

„Ich verliere Tränen über Uelis Verlust. Er hat im Alpinismus Unglaubliches bewegt und neue Maßstäbe gesetzt.

Aber kein Mensch ist unsterblich, auch nicht Ueli. Die Nachricht hat mich dennoch sehr hart getroffen, auch wenn sie nicht völlig unerwartet kam. Ich war über die Jahre immer ein wenig in Sorge und fragte mich, wie weit man das Limit pushen kann, ohne dabei Gefahr zu laufen, sein Leben zu verlieren. Ich bin sicher, es war ihm bewusst, wie nah er sich an der Kante befindet. Dies zu kritisieren, ist absolut vermessen, denn es war SEIN Leben, das Leben in den Bergen. Er hat es ERLEBT und war dabei sicher glücklich. 

Doch hoffte ich immer, dass er mit seinem Zugang zum Alpinismus nicht zu viele Nachahmer finden würde. Leichtigkeit (light and fast) bis zu einem gewissen Maß kann das Risiko an hohen Bergen enorm reduzieren. Doch je weiter man das Spiel treibt, umso näher ist man dem Tod. Dessen war sich Ueli bewusst, denn er war nicht nur unglaublich motiviert und stark sondern auch ein intelligenter Mensch. 

Es liegt viele Jahre zurück, dass wir gemeinsam die Route „Blaue Lagune“ an den Wendenstöcken [Gebirgsgruppe in den Urner Alpen in der Schweiz] geklettert sind, dass wir uns in der Pizzeria im Val di Cogne [Seitental des Aosta-Tals in Italien] nach dem Klettern getroffen haben und über ethische Fragen im Mixed-Klettern diskutiert haben. Er stand damals ganz am Anfang seiner Karriere, doch seine Begeisterung oder fast Besessenheit für das Klettern und die Herausforderung grenzwertiger Ambitionen war deutlich spürbar. Seinen Erfolg konnte ich später nur noch aus den Medien verfolgen, er hatte sich komplett in eine andere Richtung entwickelt, als ich selber.

Ich habe ihn immer sehr bewundert, wie weit er seinen Körper und Geist an die Grenzen des Menschenmöglichen treiben konnte. Gleichzeitig hatte ich immer die Befürchtung, es würde eines Tages schief gehen. Ein wenig tröstlich ist, dass er dort geblieben ist, wo sein Zuhause war: in den Bergen der Welt.“ 

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Txikons letzter Gipfelversuch am Everest läuft https://blogs.dw.com/abenteuersport/txikons-letzter-gipfelversuch-am-everest-laeuft/ Tue, 07 Mar 2017 09:16:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35275

Alex Txikon am Everest

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Eine weitere Sturmfront nähert sich dem Mount Everest. Die Meteorologen erwarten, dass das kleine Wetterfenster mit relativ guten Bedingungen in der Gipfelregion nur bis Mittwoch offen bleiben und sich anschließend für längere Zeit schließen wird. Alex Txikon, der den Everest im Winter ohne Flaschensauerstoff besteigen will, muss also Gas geben. In zwei Wochen endet ohnehin der meteorologische Winter. Am Montag stieg der 35 Jahre alte Baske mit seinem fünf Mann starken Sherpa-Team hinauf nach Lager zwei auf 6400 Metern. Heute wollen Txikon und die Sherpas Nuri,  Gesman, Temba, Sanu und Pasang Nurbu den Südsattel auf 7950 Metern erreichen. Alle Sherpas nutzen Flaschensauerstoff. Am Südsattel war vor drei Wochen Txikons erster Gipfelversuch im Sturm gescheitert. „Wir hoffen, am Mittwoch den Gipfel zu erreichen“, sagte Alex.

Zweierteam auf der letzten Etappe

Wenig Gepäck

Leicht und schnell, das ist Txikons Taktik. Er ist nur mit leichtem Gepäck unterwegs. Beim ersten Versuch hatte das Team Schlafsäcke in Lager 2 und am Südsattel deponiert. „Obwohl ich kein Spezialist in dieser Art des Kletterns bin, sind wir mit der Route bestens vertraut“, sagt Alex. Er  will nur mit Nuri zum höchsten Punkt aufsteigen, die anderen Sherpas sollen am Südsattel warten Txikon warnt allerdings vor zu hohen Erwartungen. „Mir ist bewusst, dass die Chance sehr klein ist, weil uns das Wetter nicht hilft.“ Beim Aufstieg nach Lager 2 wehte der Wind noch heftig. „Zeitweise blies er uns mit Geschwindigkeiten von bis zu 60 Stundenkilometern ins Gesicht, sodass wir kaum weitergehen konnten“, sagt Alex.

Energieschub durch Messner

Alex mit seinem Vorbild Reinhold Messner (l.)

Unmittelbar vor seinem Aufbruch am Montag hatte Txikon im Basislager noch unerwarteten Besuch erhalten: Everest-Legende Reinhold Messner schaute kurz vorbei. Der 72-Jährige hält sich für Filmarbeiten im Khumbu-Gebiet auf. Messner hatte 1978 – gemeinsam mit Peter Habeler – den Everest erstmals ohne Atemmaske bestiegen. 1980 gelang dem Südtiroler die erste Solobesteigung des Bergs, wieder ohne Flaschensauerstoff. „Die Unterstützung, die er uns gegeben hat, ist unbeschreiblich“, schwärmte Alex. „Ein Energieschub aus der Hand des Größten.“ Den konnte er auch brauchen. Die achttägige Unterbrechung der Expedition hatte den Basken aus dem Rhythmus gebracht. Zudem kehrte er mit einem fast komplett ausgetauschten Sherpa-Team zurück. Nur Nuri Sherpa blieb von der Ursprungsbesatzung übrig. Die anderen Sherpas blieben in Kathmandu zurück, um sich für die kommerzielle Frühjahrssaison am Everest zu erholen. Sie beginnt in wenigen Wochen.

 

 

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Habeler: „Geht nach Nepal – aber nicht alle zum Everest!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/habeler-geht-nach-nepal-aber-nicht-alle-zum-everest/ Wed, 28 Oct 2015 14:15:59 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30953 Peter Habeler beim Kölner Alpintag

Peter Habeler beim Kölner Alpintag

Die 73 Lebensjahre, die er inzwischen auf dem Buckel hat, sieht man Peter Habeler nicht an. Schlank, drahtig, braungebrannt – eben einer, der immer noch viel in den Bergen unterwegs ist. Er wiederhole derzeit mit Freunden viele Touren in den Alpen, die er in jungen Jahren geklettert sei, erzählt mir der Österreicher aus Mayrhofen im Zillertal, als ich ihn am vergangenen Wochenende beim Kölner Alpintag in Leverkusen treffe: „Es geht mir Gott sei Dank körperlich sehr gut. Aber da beißt sich ja die Katze in den Schwanz: Wenn man viel trainiert und macht, ist man eben auch in besserer konditioneller Verfassung.“ Auch 37 Jahre, nachdem er zusammen mit Reinhold Messner erstmals den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff bestieg, lässt ihn der höchste Berg der Erde nicht los – natürlich auch, weil er als einer der Pioniere immer danach gefragt wird.

Unglücke „hausgemacht“

Im Khumbu-Eisbruch

Im Khumbu-Eisbruch

„Es war gut, dass der Berg heuer seine Ruhe hatte“, sagt Habeler, als ich anspreche, dass 2015 erstmals seit 1974 wieder ein Everest-Jahr ohne Gipfelerfolge bleibt: „Der Everest hat tausend Leute einfach nicht verdient.“ Unter den zahlreichen Gipfelanwärtern, so Habeler, seien viele, die dem Berg nicht gewachsen seien. Die Lawinenunglücke der beiden vergangenen Frühjahre seien deshalb gewissermaßen „hausgemacht“, findet der Österreicher.
Die Passage im Khumbu-Eisbruch, an der 2014 eine Eislawine 16 Nepalesen das Leben kostete, sei schon zu seiner aktiven Zeit eine „äußerst sensible Stelle“ gewesen, sagt Habeler: „Als Reinhold (Messner) und ich 1978 durch den Eisbruch stiegen, sind wir und auch alle anderen im rechten Teil geblieben. Auch im Jahr 2000, als ich noch einmal dort war, haben wir die linke Seite gemieden, weil sie zu gefährlich war.“
Das Lawinenunglück im vergangenen Frühjahr, bei dem im Basislager 19 Menschen starben, habe sich ebenfalls nicht ohne Vorwarnung ereignet. Dass die vom Erdbeben ausgelöste Lawine überhaupt das Basislager erreicht habe, liege auch daran, dass sich die Zeltstadt, so Habeler, „wie ein Tatzelwurm“ (Fabeltier im Alpenraum) immer mehr Richtung Pumori ausgebreitet habe: „Man wusste schon seit vielen Jahren, dass von diesem Berg häufig Lawinen abgehen.“

Zahl der Everest-Anwärter begrenzen

Habeler (r.) und Messner (1975, nach der Besteigung des Gasherbrum I im Alpinstil)

Habeler (r.) und Messner (1975, nach der Besteigung des Gasherbrum I im Alpinstil)

Habeler spricht sich dafür aus, die Zahl der Bergsteiger am Everest zu begrenzen, bewertet die Chancen jedoch als gering: „Der Tourismus ist nun einmal das Zugpferd Nummer eins in Nepal. Es wird sehr schwer sein, ausgerechnet am Everest ein Exempel zu statuieren, weil es hier um viel Geld geht. Es ist zwar in der Summe nicht wahnsinnig viel, was durch die Besteigungsgebühren hereinkommt, aber Nepal ist eines der ärmsten Länder der Welt. Da hilft jeder Dollar oder Cent. Dennoch sollte man ein Limit zumindest für den Everest setzen.“

Im nächsten Jahr wieder nach Nepal

Fast 70-mal sei er inzwischen in Nepal gewesen, erzählt Habeler. Er habe dort viele Freunde und versuche, nach dem verheerenden Erdbeben vom letzten Frühjahr zu helfen, wo es möglich sei. Im nächsten Jahr will Habeler wieder nach Nepal reisen und ruft alle Bergfreunde auf, es ihm gleichzutun, um das Land zu unterstützen. „Ich plädiere hundertprozentig dafür: Geht nach Nepal!“, sagt Peter Habeler und schiebt lächelnd nach: „Es müssen ja nicht alle zum Everest gehen.“

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Vor 25 Jahren: Jerzy Kukuczka stürzt in den Tod https://blogs.dw.com/abenteuersport/vor-25-jahren-jerzy-kukuczka-stuerzt-in-den-tod/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/vor-25-jahren-jerzy-kukuczka-stuerzt-in-den-tod/#comments Fri, 24 Oct 2014 15:28:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27569 Kukuczka-Porträt auf einer Hauswand in seiner Heimatstadt Kattowitz

Kukuczka-Porträt auf einer Hauswand in seiner Heimatstadt Kattowitz

Viel hat nicht gefehlt, und man würde heute vielleicht nicht Reinhold Messner, sondern ihn den „berühmtesten Bergsteiger unserer Zeit“ nennen: Jerzy Kukuczka.  Der Pole war der zweite Mensch, der alle 14 Achttausender bestieg. Zeitweise sah es aus, als könnte Kukuczka Messner sogar noch die Krone abjagen, doch dann machte der Südtiroler im Herbst 1986 mit den Besteigungen von Makalu und Lhotse innerhalb eines Monats den Achttausender-Sack zu. Als der eher öffentlichkeitsscheue Kukuzczka knapp ein Jahr später, im September 1987, seine Sammlung komplettierte, ehrte ihn Messner mit den Worten: „Du bist nicht der Zweite, du bist großartig.“

Meilensteine

Innerhalb von knapp acht Jahren – Messner brauchte doppelt so lange – bestieg Kukuczka alle 14 Achttausender und schrieb dabei Alpingeschichte: Gleich vier Wintererstbesteigungen, zwei davon 1985 innerhalb von drei Wochen (Dhaulagiri und Cho Oyu), Erstbegehung des Everest-Südpfeilers, erste Durchsteigung der Südwand des K 2, erste Solo-Besteigung des Makalu – um nur einige Meilensteine zu nennen. Nur am Mount Everest griff er zur Sauerstoff-Flasche. 1988 erklärte das Internationale Olympische Komitee Messner und Kukuczka zu Olympiasiegern ehrenhalber. Messner lehnte die Medaille ab, Kukuczka nahm sie an.

Tödlicher Absturz am Lhotse

Gedenktafel zu Füßen der Lhotse-Südwand

Gedenktafel zu Füßen der Lhotse-Südwand

Auch nachdem Jerzy seine 8000er-Sammlung vervollständigte hatte, ließen den Polen die höchsten Berge der Welt nicht los. Für Herbst 1989 plante Kukuczka eine Überschreitung aller Gipfel der Kangchendzönga-Gruppe, entschied sich dann aber noch um. Mit seinem Landsmann Ryszard Pawłowski versuchte sich der 41-Jährige an der noch undurchstiegenen legendären Lhotse-Südwand. Am 24. Oktober 1989 stürzte Jerzy Kukuczka aus etwa 8200 Meter Höhe in den Tod – heute vor 25 Jahren.

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Todesfall und Rekord am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/todesfall-und-rekord-am-manaslu/ Mon, 29 Sep 2014 14:04:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27419 Manaslu

Manaslu

Wie nah Triumph und Tragödie an Achttausendern zusammenliegen können, zeigte sich dieser Tage am Manaslu. Am Freitag verlor der Japaner Yoshimasa Sasaki auf 7300 Metern Höhe auf Blankeis den Halt und fiel etwa 25 Meter tief. Der 59-Jährige überlebte den Sturz nicht. Sasaki hatte 2003 den Achttausender Cho Oyu bestiegen. Mehr als 30 Bergsteiger erreichten am Wochenende den Gipfel des achthöchsten Bergs der Erde, darunter auch der polnische Skibergsteiger Andrzej Bargiel. Der 26-Jährige brauchte nach eigenen Angaben für den Aufstieg nur 14 Stunden und fünf Minuten, knapp eine Stunde weniger als der Deutsche Benedikt Böhm im Herbst 2012. Nachdem er den größten Teil mit Skiern abgefahren war, erreichte Andrzej nach 21 Stunden und 14 Minuten wieder das Basislager. Bene hatte für Aufstieg und Skiabfahrt vor zwei Jahren insgesamt 23,5 Stunden benötigt.

Messner: Unfälle wird es immer geben

Reinhold Messner kritisierte die Rekordjagd an den Achttausendern. „Bergsteigen ist Abenteuer, ist Grenzgang und hat mit Rekorden nichts zu tun“, sagte der 70 Jahre alte Südtiroler im Deutschlandfunk, wo er zum Lawinenunglück an der Shishapangma befragt wurde. Dabei waren am vergangenen Mittwoch – wie berichtet – Böhms Freund und langjähriger Bergpartner Sebastian Haag sowie der Italiener Andrea Zambaldi ums Leben gekommen. Die Idee des Trios, mit Skiern die Achttausender Shishapagma und Cho Oyu zu besteigen und abzufahren und die Distanz zwischen beiden Bergen per Mountainbike zurückzulegen, bezeichnete Messner als „vernünftig“: „Was mich daran stört, ist lediglich, dass man die Geschichte als Rekord verkauft hat.“ Die Rekordhascherei sei das Problem und nicht die Gefahr am Berg. „Solange Menschen auf diese hohen Berge klettern, wird es Unfälle geben – so schlimm das auch ist.“

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Messner – das Geburtstagsinterview https://blogs.dw.com/abenteuersport/messner-das-geburtstagsinterview/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/messner-das-geburtstagsinterview/#comments Sat, 13 Sep 2014 20:31:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27289 Reinhold Messner

Reinhold Messner (2013)

Der Mann wirkt irgendwie zeitlos. Wie schafft Reinhold Messner das bloß? Die lebende Bergsteiger-Legende antwortet mit seinem Lebensmotto aus dem Tibetischen: „Kalipé – ruhigen Fußes!“ Ich habe den Südtiroler, der einst als erster Mensch alle 14 Achttausender bestieg, wegen seines bevorstehenden runden Geburtstags angerufen. Am nächsten Mittwoch feiert Messner seinen siebzigsten. Er scheint „unwandelbar dem Zahn der Zeit zu trotzen“, wie es einst Shakespeare formulierte. Aber lest selbst!

Reinhold Messner, der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane hat einmal gesagt: „Mit siebzig ’ne Jubiläumsfeier, Artikel im Brockhaus und im Meyer“. Punkt zwei ist abgearbeitet, im Lexikon stehen Sie ja schon. Wie sieht es mit der Jubiläumsfeier aus?

Ich mache eine ganz private Geburtstagsfeier, die in keiner Weise öffentlich sein soll. Es gibt einen Termin und einen Ort. Ich kann erzählen, dass ich zu einem Biwak geladen habe. Ein letztes Mal traue ich mich mit 70 noch einmal, nach der Feier im Freien, unter den Sternen, im Schlafsack zu übernachten. Die meisten meiner Freunde machen das auch mit, die anderen fahren ins Hotel im Tal.

70 Jahre, ein runder Geburtstag. Sind Sie wunschlos glücklich?

Wir tragen das Glück nicht in uns, sondern es passiert in uns und mit uns. Ich habe es heute leichter, weil ich nichts mehr zu beweisen habe. Ich habe es auch nicht mehr eilig. Aber ich bin immer noch aktiv. Ich bin in der phantastischen Lage, dass meine Knie noch funktionieren und alle Gelenke in Ordnung sind. Obwohl ich natürlich einige Einbußen hatte – ein zerborstenes Fersenbein, ein paar Zehen verloren -, geht es mir dem Alter entsprechend noch relativ gut. Ich habe viele Ideen, um die nächsten Jahre auszufüllen, ein gelingendes Dasein zu führen und damit auch glücklich zu sein. 

Gibt es den Reinhold Messner, der in seinem Schloss Juval bei einem leckeren Glas Rotwein einfach in der Sonne sitzt und tagträumt?

Das gibt es schon, etwa am Abend mit meiner Frau und meinen Kindern, aber nicht als Gewohnheit. Ich bin jemand, der tätig ist, der Ideen entwickelt und darin auch aufgeht. Das ist vielleicht sogar eines meiner größten Erfolgsmodelle, dass ich eine Idee so verinnerliche, dass sie im Tag- und Nachttraum langsam wächst, bis sie gereift ist. Eine Idee im Kopf ist jedoch noch kein Abenteuer, sondern nur ein Luftschloss. Aber wenn sie dann umgesetzt wird und Realität wird, entsteht das, was ich den Flow-Zustand nenne. Dann bin ich ganz bei mir selbst, wie schwebend, alles fließt. Und das macht mich glücklich.

Messner: In meinen Ideen aufgehen

Welche Ziele würden Sie denn aus ihren vielen Ideen für das nächste Lebensjahrzehnt herausgreifen?

Ich werde in den nächsten Jahren auf jeden Fall weiter mein Bergmuseum beaufsichtigen und dafür sorgen, dass es nicht untergeht. Das soll eine nachhaltige Geschichte bleiben. Auch meine Bauernhöfe liegen mir am Herzen. Und ich würde mich gerne als Filmemacher probieren – in der Art eines Autorenfilmers, der eine Idee im Kopf hat, hinausgeht in eine wilde Welt und Bilder sammelt, um am Ende auf der Leinwand eine starke Geschichte zu erzählen.

Messner (l.) mit Peter Habeler (1975)

Messner (l.) mit Peter Habeler (1975)

Der Spanier Carlos Soria turnt derzeit wieder im Himalaya herum. Er will die Shishapangma besteigen, es wäre sein zwölfter von 14 Achttausendern. Der Mann ist 75. Sind Sie froh, dass Sie das schon mit Anfang 40 abgearbeitet hatten?

Ich bin vor allem froh, dass ich das erledigen konnte, als an diesen Bergen noch niemand anderer unterwegs war. Es gab damals nur ein Permit für je eine Expedition, und jedes Grüppchen, ob allein, zu zweit oder zu fünft, hat sich in Eigenregie hoch gearbeitet. Ich halte es für das Glück der frühen Geburt, dass wir noch archaische Berge erleben durften. Am Matterhorn versuchen sich 20.000 Leute im Jahr, am Mont Blanc ist es noch schlimmer. Die Berge sind präpariert für Massenaufstiege.

Messner: Das Glück der frühen Geburt

In diesem Frühjahr haben 500 Sherpas den Everest präpariert, mit einer Art Klettersteig, auf dass dann Tausende von Klienten, die viel Geld dafür bezahlen, auf diesen Berg gebracht werden können. Es passierte dann ein Unfall, 16 Sherpas sind in einer Lawine gestorben. Man muss das als ‚Straßenbau-Unfall‘ sehen. Dann hat es Streiks gegeben, die Touristen sind abgezogen. Aber im nächsten Jahr werden sie wiederkommen.

Ich wünsche allen Menschen die Möglichkeit, dass sie diese großen Berge besteigen können, aber mit Alpinismus hat das wenig zu tun. Das ist Tourismus, zwar immer noch ein bisschen gefährlich. Aber die Eigenverantwortung und Eigenleistung werden mehr und mehr den Einheimischen überlassen. Es geht hier um Renommee und nicht um die Erfahrung der Menschennatur draußen in der Wildnis.

Glauben Sie, dass das Lawinenunglück am Everest das Bergsteigen dort nachhaltig verändert?

Bisher waren es ja Reiseagenturen aus Neuseeland, aus den USA, der Schweiz oder auch Deutschland, die diese Gruppen in den Himalaya gebracht und die Sherpas bezahlt haben, auf dass sie die Piste vorbereiten. Das passiert nicht nur am Everest, sondern an allen 14 Achttausendern. Weil die Klienten glauben, dass diese 14 Berge ein besonderes Prestige hätten. Ich glaube das übrigens nicht.

Die jungen Sherpas haben eben die Drecksarbeit gemacht – die gefährliche Arbeit, bei der 16 Sherpas gestorben sind. Sie sagen sich: Wenn wir schon vorausgehen und in monatelanger Arbeit und großer Gefahr die Pisten bauen, wollen wir auch das Geschäft machen und lassen uns nicht den Gewinn von den westlichen Reiseagenturen wegnehmen.

Messner:Sherpas haben die Drecksarbeit gemacht

Erwarten Sie, dass nach dem Lawinenunglück nun viele Everest-Kandidaten zu Hause bleiben?

Umgekehrt, es werden noch mehr Kandidaten sein, weil man die Piste wieder vernünftiger anlegt. Es war seit drei, vier Jahren klar, dass früher oder später ein solches Unglück passiert. Da muss ich auch die Sherpas mit in die Verantwortung nehmen. Sie haben die Piste gebaut, an der schwächsten Stelle, wo die Schwierigkeiten am geringsten sind, aber die Gefahren am größten. Das ist nicht unbedingt schlau.

Messner vor einem seiner Bergmuseen (2009)

Messner vor einem seiner Bergmuseen (2009)

Wenn Sie einem jungen, abenteuerhungrigen Bergsteiger einen Rat geben sollten, welcher wäre das?

Die Jungen müssen ihren Weg selbst finden. Ich würde auch nicht antworten können, was ich täte, wenn ich jetzt 20 wäre. Aber ich sehe junge Bergsteiger, die traditionelle Bergsteiger sind und Großartiges leisten: einen Hansjörg Auer, der im Karakorum einen Siebeneinhalbtausender über eine irre schwierige Route meistert, einen David Lama, der den Cerro Torre frei klettert, also ohne die Bohrhaken des Cesare Maestri, einen Alex Honnold, der die ganze Fitz-Roy-Gruppe mit Dutzenden von Gipfeln überquert.

Es gibt Zehntausende von Gipfeln auf der Erde, die nicht bestiegen sind, wo es Hunderttausende möglicher Routen für die nächsten Jahre gibt. Die jungen Leute haben gelernt, dass sie nicht mehr an die berühmten Berge gehen müssen. Das ist die erste Grundvoraussetzung, um großes Abenteuer zu erleben: dorthin zu gehen, wo die vielen anderen nicht sind, um überhaupt in Eigenregie und Eigenverantwortung handeln zu können.

Wie hoch können Sie selbst denn noch steigen?

Das habe ich nicht mehr ausgetestet. Aber ich den letzten Jahren war ich immer wieder auf 6000 und mehr Metern. Ich fühle mich dort sogar besser als in normalen Höhen. Ich weiß nicht warum. Vielleicht setze ich mich sogar in den nächsten zehn Jahren rein aus gesundheitlichen Gründen regelmäßig für ein halbes Jahr nach Nepal oder in den Himalaya ab. Es gibt den Fall eines sehr kranken Mannes – ich nenne den Namen nicht – der mit seiner Frau großartige Achttausender-Besteigungen gemacht hat. Die Ärzte hatten ihn aufgegeben. Er ging in den Himalaya, um ein letztes Mal seine großen Berge zu sehen und vielleicht dort zu sterben. Er stieg auf einen Achttausender und kam gesund zurück. Dieses medizinische Wunder könnte die Forscher anregen, die Berge nicht nur als Spielfeld für Abenteurer anzusehen, sondern auch als Gesundbrunnen für kranke Menschen.

Messner:Ich will nicht in den Bergen umkommen

Ich werde sicherlich nicht mehr ohne Atemmaske auf den Everest steigen. Ich will nicht in meinen späten Jahren an den Bergen umkommen, nachdem ich 65 Jahre lang alles getan habe, um das Sterben am Berg zu vermeiden. Aber mit zwei Sauerstoffflaschen und zwei Sherpas, von denen einer vorne zieht und einer hinten schiebt, nochmals auf den Everest steigen? Das ist meine Sache nicht.

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Messner: „Das war wieder typisch Ueli Steck“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/messner-interview/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/messner-interview/#comments Mon, 04 Nov 2013 14:33:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24043

Reinhold Messner in Köln

Eigentlich hatte ich Reinhold Messner diese Fragen schon beim International Mountain Summit in Brixen stellen wollen. Doch dort war ein geplanter Termin geplatzt, mit wehendem Schoß hatte der 69-Jährige den Veranstaltungsort verlassen, warum auch immer. Doch lange musste ich auf den Südtiroler nicht warten. Er kam gewissermaßen zu mir. In meiner Heimatstadt Köln hielt der wohl bekannteste Bergsteiger der Welt am Wochenende einen seiner vielen Vorträge – wieder einmal vor ausverkauftem Haus. Messner zieht – immer noch. Vor der Veranstaltung stand er mir Rede und Antwort.

Reinhold Messner, Sie waren kürzlich in Pakistan, wenige Monate, nachdem Terroristen im Basislager zu Füßen des Nanga Parbat elf Bergsteiger erschossen haben. Was war das für eine Atmosphäre?

Der Berg hat sich nicht verändert, aber die Zusammenhänge sind viel schlimmer als ich gedacht habe. Es waren Taliban-nahe Auftragskiller, die ein Blutbad anrichten sollten. Im Grunde waren andere das Ziel. Ein großes Fest mit Polo-Spielen usw. wurde abgesagt, wahrscheinlich weil man Sorge hatte, das etwas passieren könnte. Dann ist das Killerkommando eben zum Nanga Parbat gegangen. Die haben ihr Geld kassiert und sind verschwunden. Man hat einige festgenommen, aber man weiß nicht, wer der Auftraggeber war. Sie haben einerseits den Norden Pakistans treffen wollen, den Tourismus vor Ort. Der ist um 90 Prozent eingebrochen. Sie wollten aber auch den Westen treffen. Wir können von Glück reden, dass es nicht mehr Opfer gegeben hat.  Denn es waren mehr als 60 Leute am Nanga Parbat, die meisten hielten sich in den höheren Lagern auf.

Glauben Sie, dass die Bergsteiger in den nächsten Jahren einen Bogen um diesen Berg machen?

Nanga-Parbat-Basislager auf der Diamir-Seite

Es gibt schon wieder neue Anfragen für Expeditionen. Aber die Diamirseite ist und bleibt auch wahrscheinlich gesperrt. Die Süd-  und die Nordseite bleiben offen. Da kann man diesen Winter schon hingehen. Der nördliche Teil des Karakorum rund um den K 2 ist nicht in Mitleidenschaft gezogen worden, dort gab es keine Probleme. Aber ich habe im Rahmen meiner Recherchen auch erfahren, dass oberhalb von Chilas, dort wo es ins Diamir-Tal hineingeht, vier Busse aufgehalten, alle Männer herausgeholt und erschossen worden sind. Frauen und Kinder mussten zusehen, dann wurden sie vertrieben. Anschließend wurden die Busse angezündet. Und auf dem Babusar-Pass, einem Pass der vom Swat-Tal am Nanga Parbat vorbei Richtung Indus-Tal führt, hat man mit Jeeps Ähnliches gemacht. Diese Nachrichten erreichten Europa nicht. Aber jetzt hat der Terrorismus auch den Norden Pakistans erreicht.

Messner: Terrorismus hat Norden Pakistans erreicht

Sie unterhalten dort auch Hilfsprojekte, unter anderem drei Schulen. Herrscht unter den Einheimischen eine Atmosphäre der Angst?

Ich hatte die Sorge, dass diese Taliban-Kräfte ein Interesse haben könnten, die Schulen, in die zum Teil auch Mädchen gehen dürfen, niederzubrennen. Das ist offensichtlich nicht der Fall, so weit gehen sie nicht. Aber ich habe meine Hilfe für Pakistan gestoppt, aus Sorge, dass das Ganze in einen Bürgerkrieg fällt und wirklich kaputt geht. Das wäre schade. Ich erhalte nur die Projekte, die wir aufgebaut haben, und bezahle soweit versprochen die Lehrer weiter. Aber sonst werde ich jetzt die Hilfen, mit meiner kleinen Stiftung, vor allem nach Nepal verschieben.

Genau dort, in Nepal, hat der Schweizer Topbergsteiger Ueli Steck kürzlich für einen Paukenschlag gesorgt, als er die Annapurna-Südwand solo durchstiegen hat. Wie bewerten Sie diese Leistung?

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Ueli Steck hat heuer am Everest nicht gerade Glück gehabt. Der Angriff in Lager 2 hat ja eigentlich nicht ihm gegolten. Die Sherpas wollten eigentlich andere treffen, wirkliche Parasiten. Steck und Simone Moro sind keine parasitären Bergsteiger, auch wenn sie im Khumbu-Eisbruch die versicherte Route genutzt haben, ohne es mit den Sherpas abzusprechen oder dafür zu bezahlen. Im letzten Jahr ist Ueli Steck auf der Normalroute auf den Everest gestiegen, das war nicht gerade Steck-like. Aber was er jetzt gemacht hat, war wieder typisch Ueli Steck. Schnell, möglichst in der Nacht, um dem Steinschlag weniger Chancen zu geben, eine sehr schwierige Wand. Er hat es schon zweimal versucht, ist gescheitert, einmal sogar ziemlich dramatisch, weil ihn ein Stein getroffen hat. Ich habe großen Respekt vor dieser Tour. Die Art und Weise, die Logistik, die er vorgetragen hat, ist die einzige, die es erlaubt, so schwierige und gefährliche Wände im Alpinstil zu machen.

Er hat ja im Aufstieg seine Digitalkamera verloren, er hatte kein GPS-Tracking-Gerät mit. Empfinden Sie es als Makel, dass Stecks Aufstieg nicht hundertprozentig dokumentiert ist?

Wir sehen wieder einmal, dass da irgendwelche Leute, die Probleme mit sich selber haben, herumkritisieren. So wie es Ueli Steck beschreibt, ist es absolut nachvollziehbar. Einer ist alleine unterwegs, seine Kamera ist kaputt, es gibt keinen Partner, der eine zweite Kamera im Rucksack hat, und dieses GPS-System hat er halt nicht dabei. Ich sehe keinen Grund zu zweifeln, weil seine Logistik die einzig brauchbare ist. Und wenn er nicht die Fähigkeit hat, wer soll sie denn sonst haben? Dass vor allem in der Schweiz Zweifel aufkommen, wo Ueli Steck so bestimmend geworden ist in der Kreativität des modernen Bergsteigens und wo es natürlich auch Rivalitäten gibt, ist nachvollziehbar. Das ist menschlich. Aber übers Netz oder Journalisten zu stecken, ja es könnte sein, es könnte aber auch nicht sein, das ist eine Art und Weise, die nicht unbedingt für die Bergsteiger spricht.

Messner: Wenn nicht Ueli Steck, wer dann?

Ueli Steck hat es mit anderen Worten nicht nötig, anderen etwas vorzumachen. Hat es denn der Deutsche Alpenverein nötig, jetzt mit dem DAV Summit Club unter die Anbieter kommerzieller Everest-Expeditionen zu gehen?

Blick vom Kala Pattar auf Everest und Khumbu-Gletscher

Der Deutsche Alpenverein hat ausnahmsweise nicht mein Plazet, aber ich kann es verstehen. Er hat sich ja lange Zeit am Everest zurückgehalten. Aber es ist kein Unterschied, ob ich den Everest präpariere oder den Gasherbrum I oder II oder den Dhaulagiri oder auch den Nanga Parbat. Der Deutsche Alpenverein hat seit vielen Jahren dieses Spiel mitgemacht und Achttausender angeboten, die für Massenaufstiege präpariert wurden.

Ich war im Frühjahr am Mount Everest und habe ein bisschen umgedacht. Das Basislager war perfekt sauber, die Toiletten wurden alle zwei Tage aus den einzelnen Camps ausgeflogen. Die Organisatoren sind inzwischen so erfahren, dass sie sich zusammengerauft haben und gemeinsam jeden zweiten Tag eine Sitzung abhalten: Wer kümmert sich um Lager 2? Welcher Koch ist da oben? Wer hängt die letzten Seile vom Südsattel bis zum Gipfel? Das wird so gut organisiert, dass auch keine Staus mehr entstehen, weil man die Gruppen  –  oder wie soll ich sagen? – diese Klienten, die Touristen hintereinander hinaufführt.

Warum soll der Deutsche Alpenverein zurückstehen? Das ist halt der größte Hype. Ich garantiere, in zehn Jahren werden alle Achttausender im Frühling, Herbst oder Sommer angeboten, je nachdem, wo sie liegen. Vielleicht der K 2 nur alle paar Jahre, der Dhaulagiri alle zwei Jahre, aber es werden alle angeboten, und alle Achttausender werden im touristischen Stil bestiegen. Die internationalen Veranstalter sind sehr, sehr gut. Da kann man schon sagen: Wenn ich bei denen gebucht habe, geht es mir im Basislager gut. Sie passen auf, dass ich gut akklimatisiert bin, geben mir sehr gute Führer mit. Ich werde betreut, nicht gerade wie im Kindergarten, aber so, dass ich auch als ganz bescheidener Bergsteiger sehr wahrscheinlich zum Gipfel komme und dabei wahrscheinlich nicht umkomme. Allerdings null ist das Risiko nicht.

Messner: Ich kann den Alpenverein verstehen

Was halten Sie von der Ankündigung der nepalesischen Regierung, im Basislager auf der Südseite einen Außenposten mit Beobachtern einzurichten, die darauf achten, dass sich jeder an die Vorschriften hält?

Ich halte überhaupt nichts davon, dass man die Berge mehr und mehr bürokratisiert. Die Bergsteiger müssen selber in der Lage sein, auseinanderzudividieren, was und wie sie es tun, damit für alle Platz ist. Und es ist für alle Platz. Die selbständigen, die traditionellen Bergsteiger mögen dorthin gehen, wo die anderen nicht sind, wo sie wirklich die Spur selber legen, alles selber machen, in ihrem Stil. Jeder Stil ist gerechtfertigt. Die Touristen haben den Everest für sich erobert, weil die Veranstalter so gut geworden sind. Das steht denen auch zu. Wenn wir es in den Alpen schon 150 Jahre machen, warum sollen wir es am Everest verbieten?

Aber es muss genau beschrieben werden, was traditionelles Bergsteigen und was Tourismus ist. Vor allem der Deutsche Alpenverein hat in den letzten 20 Jahren alles getan, den klassischen Alpinismus in Sport und Tourismus zu verwandeln. Das ist ihm gelungen mit den Kletterhallen, den eingebohrten Routen, mit dem Reiseunternehmer Summit Club, der inzwischen schon hundertmal kopiert worden ist. Das ist für den Alpenverein ein großer Erfolg. Was dabei verloren geht, ist der große Erfahrungsraum Berg. Aber die jungen Leute, die kreativ sind, wie David Lama, Hansjörg Auer oder Steve House, werden ihre Spielfelder schon finden. Es sind viel weniger als früher, also steigen sie sich weniger auf die Zehen. Nachdem ich heuer am Everest war und gesehen habe, wie vorbildlich dieser Tourismus am Everest funktioniert, habe ich entschieden, mein letztes Bergmuseum am Kronplatz dem traditionellen Bergsteigen zu widmen – auf dass dieser Wert traditionelles Bergsteigen als Erfahrungsmöglichkeit für den Menschen nicht untergeht.

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Vor 35 Jahren: Everest ohne Atemmaske https://blogs.dw.com/abenteuersport/vor-35-messner-habeler-everest/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/vor-35-messner-habeler-everest/#comments Wed, 08 May 2013 12:36:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21529

Messner (l.) und Habeler (1975)

Tod oder irreparable Hirnschäden. So lautete die Prognose vieler Experten vor dem Versuch des Südtirolers Reinhold Messner und des Österreichers Peter Habeler, den höchsten Berg der Erde erstmals ohne Flaschensauerstoff zu besteigen. „Ich wollte damals im Grunde nur ein Exempel statuieren, einen Versuch machen. Ich wusste nicht, wie weit ich komme“, sagte mir Reinhold Messner, als ich vor zehn Jahren mit ihm über diese Everest-Besteigung sprach (siehe Audios unten). Gerade weil es im Vorfeld so viele Kritiker und Skeptiker gegeben habe, sei dieses Projekt, so Messner, „meine erfolgreichste Geschichte nach außen“ gewesen. „Wir haben da wirklich eine Erfahrung gemacht, die es noch nicht gab. Und darauf springen immer viele Menschen an.“ 

Team im Team 

Dass es möglich sein könnte, hatte bereits 1924 Edward Norton bewiesen. Der Brite war auf der Nordseite des Bergs ohne Atemmaske bis auf eine Höhe von 8570 Metern aufgestiegen. Dieser „Oben ohne“-Höhenweltrekord stand auch noch im Frühjahr 1978, als sich Messner und Habeler einer österreichischen Everest-Expedition unter Leitung von Wolfgang Nairz anschlossen. Die beiden waren wegen ihres extremen Vorhabens ein Team im Team. Sie durften ohne Rücksprache mit den anderen Teilnehmern (darunter auch Reinhard Karl, der als erster Deutscher den Everest bestieg) entscheiden, wann sie zu ihrem Gipfelversuch aufbrechen wollten. 

Noch bei Trost? 

Letzte Etappe zum Gipfel vom Südsattel aus

Am 8. Mai 1978, heute vor 35 Jahren, starteten sie vom Südsattel aus zu ihrer letzten, der Gipfeletappe. Die Wetterverhältnisse waren mäßig: Minus 40 Grad kalt, starker Wind. Bedingungen, bei denen Gipfelaspiranten heute kaum noch aufsteigen würden. „Wir haben in der Schlussphase wirklich mehr auf Knien und Händen als gehend den Gipfel erreicht, sonst wären wir vom Grat gefegt worden“, erinnert sich Messner. Frei von Zweifeln seien sie bei ihrem Aufstieg nicht gewesen. „Es war schon so, dass wir uns während jeder Rastpause angeschaut haben: Sind wir noch bei Trost, ist es noch verantwortbar oder nicht?“ 

Messner: Auf Knien und Händen

Weder Euphorie noch Weisheit möglich 

Gegen 13 Uhr Ortszeit erreichten Messner und Habeler den höchsten Punkt auf 8850 Metern. Er habe damals weder Euphorie verspürt, noch Genugtuung, es seinen Kritikern gezeigt zu haben. „Wir sind da oben in Eigenverantwortung für uns allein und versuchen nur, das Leben zu retten“, sagt Messner. „Euphorie kommt auch nicht auf, weil das Gehirn nicht mehr voll durchblutet ist und das Ganze sehr verzögert läuft. Nicht nur das Gehen und Steigen, auch das Denken und Entscheiden, alles geht sehr, sehr langsam. Es ist, als wäre unser Gehirn etwas behindert, tumb. Und damit ist weder große Freude, noch große Erkenntnis, noch Weisheit möglich.“ 

Messner: Kein Platz für Euphorie

Der nächste Everest-Gipfelerfolg ohne Flaschensauerstoff gelang fünf Monate nach Messners und Habelers Coup dem deutschen Bergsteiger Hans Engl. Die Öffentlichkeit nahm davon kaum noch Notiz. Nur bei rund 180 der bis heute über 6000 Everest-Besteigungen verzichteten die Bergsteiger auf Atemmasken.

P.S. Wenn ihr hier klickt, könnt ihr euch ein Interview ansehen, dass Peter Habeler zum 35. Jahrestag gegeben hat.

 

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Video: Messner über den Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/video-messner-everest/ Tue, 07 May 2013 15:03:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21517 Für alle unter euch, die Reinhold Messners Gedanken zum Mount Everest 60 Jahre nach der Erstbesteigung nicht nur lesen oder hören wollen, sondern ihn dabei auch anschauen wollen, habe ich einige seiner Aussagen zusammengeschnitten.

 

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