Zauberhaft lächeln
Nordpol-High-Heels mit Plastiksocke
Wer mitreden will, muss hinsehen. Für deutsche Teenies weiblichen Geschlechts gibt es derzeit einen Fernseh-Pflichttermin: Donnerstagabend, Germany´s Next Topmodel. In unseren frühen Tagen war es Heidi, „Deine Welt sind die Berge“, heute ist es Klum´s Heidi, „Deine Welt sind die Laufstege“. Der berühmteste Export der Kleinstadt Bergisch Gladbach (nach dem Turner Fabian Hambüchen und Fußballtorwart Tim Wiese) spielt dabei Woche für Woche Richter und Henker: Wer nicht in der Lage ist, auf 40 Zentimeter hohen Absätzen, mit nichts weiter als einer Bandnudel bekleidet, zauberhaft zu lächeln, fliegt raus.
Tipp für Heidi
Vielleicht sollte ich Heidi einen heißen Tipp für eine weitere coole Aufgabe geben. Wie wäre es, die Mädels am heißen Strand von Sydney in die Klamotten eines Nordpol-Wanderers zu stecken, einen Schlitten über den Sand ziehen, einen Benzinkocher anwerfen, gefriergetrocknete Expeditionsnahrung zubereiten und verspeisen zu lassen, um dann das total entspannte Foto des Tages zu schießen? Das wäre eine echte Herausforderung. Vielleicht könnten wir dann ja nach unserer Nordpoltour als Experten mit am Jurytisch sitzen.
Wenn wir unsere Schlitten über das Eis der Arktis ziehen, werden wir gekleidet sein, wie eine Zwiebel aufgebaut ist: Mehrere Häute liegen übereinander. Bereits die Unterwäsche besteht aus drei Lagen Merino-Wolle, die gegenüber synthetischer Funktionswäsche den Vorteil hat, deutlich weniger zu müffeln, wenn sie zum achten Mal durchgeschwitzt wurde. Darüber tragen wir eine wasserundurchlässige, winddichte, aber atmungsaktive Jacke und Hose. Bei Zwischenstopps oder extremer Kälte ziehen wir zunächst eine dicke Daunenweste über, dann noch Daunenjacke und –hose.
Schweißbremse
Inzwischen habe ich ja gelernt, dass besonders Füße, Hände, Nase und Ohren anfällig für Erfrierungen sind. Dementsprechend intensiv werden sie geschützt. Die Füße stecken in dicken Wollsocken. Darüber wird eine Plastiktüte gezogen, damit der Schweiß in der Socke und der Schuh trocken bleibt. Nun schlüpfen wir in einen Innenschuh aus Filz und dann erst in den eigentlichen Kunststoffschuh, mit dem wir auf die Skier steigen.
Auch die Hände sind mehrlagig geschützt: erste Schicht Fingerhandschuhe aus dünner Wolle, zweite Schicht Fäustlinge aus gefilzter dicker Wolle, dritte Schicht winddichte Fäustlinge aus synthetischem Material.
Zeig´her deine Hände!
Zum Schutz des Gesichts haben wir eine dünne und eine Neopren-Sturmmaske, sowie eine leichte und eine warme, winddichte Mütze im Gepäck.
Von den Inuit lernen
Auch wenn es sich größtenteils um hochmoderne Fabrikate handelt, orientiert sich unsere Bekleidung im Prinzip an der traditionellen der Inuit. Denn die Bewohner der Arktis trugen, bevor auch bei ihnen die synthetischen Materialien Einzug hielten, mehrere Schichten aus Tierhäuten und Pelzen übereinander. Die Luft dazwischen wirkte isolierend und wärmte. Ihre Lederstiefel fütterten die Inuit mit Fell, rieben die oberste Lage der Hosen und Kapuzenjacken mit Fett ein und machten sie so wasser- und winddicht.
Das wäre dann vielleicht etwas für die letzte Runde in Heidi Klums Show: Sie könnte die noch verbliebenen Kandidatinnen in mit altem, stinkenden Tran getränkte Ledermäntel stecken und sie von hungrigen Eisbären über den Laufsteg jagen lassen. Und bitte schön, zauberhaft lächeln!
Wenn ich doch nur ein Eisbär wär´!
Seit Monaten immer das gleiche Bild. Egal, wohin ich komme, irgendwer schnäuzt sich die Nase oder hustet in die vorgehaltene Hand. Bazillenschleudern allerorten. Die Armen können natürlich nichts dafür, aber ich bin es einfach satt, immer zu denken: Hoffentlich stecke ich mich nicht an. Wochenlang hat mein Immunsystem tapfer dagegen gehalten, dann aber lag ich flach. Fünf Tage lang konnte ich nicht für die Expedition trainieren.
Virenfreie Zone
Nordpol-Patient?
Am Nordpol wäre mir das nicht passiert. „Viren brauchen Lebewesen, um zu überleben und sich zu vermehren. Und es ist auch nicht bekannt, dass Eisbären Schnupfen oder Husten haben. Insofern sind Sie da also relativ sicher“, sagt der Kölner Medizinprofessor Gerhard Uhlenbruck, der mir zur Begrüßung nicht die Hand geben wollte, weil die Erkältungswelle vor einigen Tagen auch ihn erwischt hat. Zum einen gebe es also keine Viren in der arktischen Luft, zum anderen stimuliere der Kältereiz die Atemwege und mache sie damit gewissermaßen fit. Ein guter Schutz vor Erkältungen.
Fit wie ein Turnschuh
Dieses Kapitel kann ich also spätestens mit dem Abflug nach Spitzbergen abhaken, ein anderes nicht. Denn wenn das Thermometer auf Temperaturen bis minus 30 Grad Celsius oder sogar noch tiefer fällt, drohen Erfrierungen. Der Körper, der ja zum größten Teil aus Wasser bestehe, werde dann nicht mehr richtig durchblutet, erklärt Professor Uhlenbruck. Stoffwechselprozesse kämen zum Erliegen, das Todesurteil für Zellen. „Erfrierungen betreffen vor allem die Extremitäten, alles was herausragt. Ohren, Nase, Hände, Füße.“ Der Blutstrom dürfe nicht stagnieren. „Deshalb immer in Bewegung bleiben!“ Ich verstehe: Mit den Ohren wackeln, die Nase rümpfen und schön beständig meinen Schlitten namens Poldi übers Eis ziehen. Dafür muss natürlich die Kondition stimmen. Professor Uhlenbruck empfiehlt eine „Fitness wie beim Marathontraining“, mit Joggen und Kraftübungen, damit der Körper optimal durchblutet sei. Der Wissenschaftler ist früher selbst erfolgreich Marathon gelaufen. Mit fast 80 Jahren schnürt er immer noch oft die Laufschuhe.
Bärenstarkes Frostschutzmittel
Uhlenbruck, trotz fortgeschrittenen Alters immer noch Fachmann für Immunbiologie an der Universitätsklinik Köln, erklärt mir begeistert, dass Eisbären und andere Tiere der Arktis ein „natürliches Frostschutzmittel“ besäßen. In ihrem Blut seien sogenannte „Antifreeze-Glykoproteine“ nachgewiesen worden, zuckerhaltige Eiweißmoleküle, die Wasser bänden und dafür sorgten, dass das Blut nicht stocke oder gerinne. Warum, frage ich, lasse ich mir dann nicht einfach Antifreezer spritzen? Der Professor lächelt über den „fast schon humoristischen Aspekt“, der aber gar nicht so abwegig sei. Die Glykoproteine gebe es im biochemischen Katalog zu kaufen, heftige Immunreaktionen seien eher nicht zu erwarten.
Prof. Uhlenbruck, Ex-Marathonläufer und Fachmann für Immunbiologie
Vielleicht wird das natürliche Frostschutzmittel ja irgendwann zur Standard-Apotheke von Nordpolabenteurern gehören. Wir aber müssen noch ohne Antifreezer auskommen.
Ich frage den Experten nach Warnsignalen für eine mögliche Erfrierung. Zuerst verschwinde das Gefühl in Händen und Beinen, sagt Professor Uhlenbruck, ein Zeichen dafür, dass die Nerven nicht mehr richtig reagierten. Dann müsse man die betroffenen Körperteile langsam erwärmen, „ja keine Schocktherapie“, die zu lebensbedrohlichen Embolien und Thrombosen führen könne. Er empfehle auch, viel zu trinken, am besten warme Flüssigkeiten.
Blau ist schlecht
Bei ausreichender Fitness müssten leichte Erfrierungen jedoch nicht unbedingt zum sofortigen Ende der Expedition führen. Ich solle mir vorher in der Fachliteratur genau die Bilder der verschiedenen Stadien von Erfrierungen ansehen. „Wenn etwas blau ist und blau bleibt, dann sollte man die Nummer vom Helikopter wählen.“
Also immer schön abgeklärt bleiben. Das ist auch der Tipp, den mir Professor Gerhard Uhlenbruck zum Schluss noch mit auf den Weg zum Nordpol gibt: „Man darf sich nicht unter Stress setzen, das ist absolut tödlich! Die Gefäße ziehen sich zusammen, die Gefahr zu erfrieren steigt. Also beim Anblick eines Eisbären cool bleiben.“ Ich werde versuchen, mich an seine Worte zu erinnern.
Sixspeck statt Sixpack
Auf der Stelle schwitzen
Meine Kardiologin ist zufrieden. „Sie sind topfit“, verkündet sie mir nach dem Leistungs-EKG. Ich lächle und denke mir: Wie alles im Leben ist auch dies relativ. Der Altersschnitt der Patienten, die an diesem Morgen im Wartezimmer sitzen, dürfte deutlich jenseits der 70 liegen, da wird ein fußlahmer Mittvierziger schnell zum Spitzenathleten erklärt. Ich spare mir also euphorische Anwandlungen, bin aber zufrieden, dass ich auf dem Ergometer bei gleicher Pulsfrequenz 25 Watt mehr getreten habe als bei meinem letzen Besuch Anfang 2008. Mit genetischer Veranlagung zu Bluthochdruck und hohem Cholesterin-Wert muss ich einmal im Jahr zur Kontrolle.
Spreu oder Weizen
Seit vergangenem Herbst, als feststand, dass ich zum Nordpol fahren würde, trainiere ich für die Expedition. „Im Eis trennt sich sehr schnell die Spreu vom Weizen“, hat Expeditionsleiter Thomas verkündet. Zum Edelweizen wird es bei mir nicht reichen, aber beim ersten Dreschen will ich nicht direkt durchs Sieb fallen. Thomas hat uns ein Aufbauprogramm für acht Wochen zukommen lassen, an das ich mich in den vergangenen Monaten, so gut es ging, gehalten habe.
Joggen mit Mikro, nachzuhören unten
Es sieht drei bis vier etwa einstündige Einheiten pro Woche vor, eine Mischung aus Konditions- und Krafttraining. Um die Ausdauer zu verbessern, jogge ich. Wenn das Wetter es zulässt, führt meine Strecke von unserem Haus zum Rhein, entlang der Flusspromenade, über einen Deich und, nach einem Abstecher in die Rheinaue und in einen angrenzenden Park, wieder zurück. Geschätzte zehn Kilometer, gefühlt manchmal das Doppelte. Wenn es wieder einmal aus vollen Kübeln schüttet, jogge ich auf dem Laufband im Kraftraum der Deutschen Welle.
Spargelinski oder Arni
Dort stehen auch einige Kraftgeräte. Doch eigentlich brauche ich die gar nicht. Der Trainingsplan sieht so „wunderbare“ Übungen wie Liegestütze mit angewinkelten Unterarmen und einem nach oben gestreckten Bein vor.
Sterbender Nordpol-Schwan
Für mich, der muskelmäßig eher zu Spargelinski als zu Arnold Schwarzenegger neigt, kommt das der Folter ziemlich nahe. Die Übungen zur Stärkung der Bauchmuskulatur sind auch nicht viel angenehmer, müssen aber sein. Denn schließlich wird das Zuggeschirr unserer Schlitten um die Taille gelegt. Dort wird er sich zu meinem kleinen „Rettungsring“ gesellen, der trotz aller Bemühungen einfach nicht verschwinden will: Sixspeck statt Sixpack. Doch wie sagte meine Kardiologin beim Diagnosegespräch so schön? „Übertreiben sie es am Nordpol nicht!“ Genau, sonst schieße ich nachher noch vor lauter Elan über den ominösen Punkt hinaus.
Voll eklig, aber nicht schlecht
Zu (fast) jeder kulinarischen Schandtat bereit
„Wie wäre es mit einem Testessen?“. Als ich nach dem Vorbereitungs- Wochenende in der Schweiz meine Frau und Kinder fragte, ob sie nicht Lust hätten, einmal eine gefriergetrocknete Mahlzeit a´la Nordpol zu kosten, waren alle gleich Feuer und Flamme.
Müsli und Schweizer Schokolade
Die Tagesration für jeden Expeditionsteilnehmer summiert sich auf 4741,35 Kilokalorien. Zum Frühstück gibt es Müsli, für das wir Vollmilchpulver mit Schmelzwasser anrühren. In der Milch schwimmen dann Haferflocken, Zucker, Rosinen, Nüsse und Olivenöl, dazu schlürfen wir einen Schokodrink und Milchkaffee. Während unserer Tagesetappen greifen wir zur klassischen Wanderer-Nahrung: Mineraldrinks, Fruchtriegel, Trockenfrüchte, Nüsse, und (darauf freue ich mich schon jetzt) jeden Tag eine Tafel Schweizer Schokolade. Dazu gibt es täglich in einer kleinen Plastiktüte 100 g Trockenfleisch. Nach der Tagesetappe, wenn das Zelt steht, wartet der kulinarische Höhepunkt: eine Hauptspeise und ein Dessert.
Was ist eigentlich Lapskaus?
Freiwillige vor
Expeditionsleiter Thomas hat mir zum Probieren eine Portion Lapskaus und als Nachtisch Haselnuss-Pudding mitgegeben. Lapskaus stand noch nie auf dem Speisekalender meiner Familie. Die Begeisterung hält sich in Grenzen, als ich verkünde, dass es sich um eine traditionelle Seefahrerkost, ein Mischmasch aus Pökelfleisch, Hering, Gemüse und Kartoffeln handelt. Den Fisch haben die norwegischen Produzenten der Expeditionsnahrung weggelassen. Komisch eigentlich, gehört Norwegen doch zu den größten Fischerei-Nationen der Welt.
Wie Mamas Möhren-Eintopf
Jan reißt die Packung auf. „Iiiiii“, ist die erste Reaktion meiner Töchter Sarah, Chantal und Yvonne, auf das, was sie im Innern erblicken. „Das ist ja voll eklig, sieht aus wie getrocknete K …“ (Originalzitat kann im Audio unter dem Text nachgehört werden). Jetzt geben wir heißes Wasser in die Alu-Tüte, rühren gut um, verschließen die Packung wieder und warten fünf Minuten.
Begeisterung sieht anders aus
Der spannende Augenblick: Jeder gräbt seine Gabel in den Lapskaus und kostet. „Schmeckt eigentlich ganz gut“, sagt Yvonne, fast wie Mamas Möhren-Kartoffel-Eintopf, „wobei der Nachgeschmack eklig ist“. Chantal beschwert sich, dass etwas Hartes im Brei sei. „So schlimm wie es aussieht, schmeckt es nicht“, meint Sarah. „Gar nicht übel. Darf ich den Rest haben?“, witzelt Björn, schiebt allerdings nach, dass der Lapskaus ein bisschen salzig geraten sei. Das finden auch die anderen. Allgemein kommt der Lapskaus im Urteil der Familien-Jury aber ganz gut weg. „Schmeckt wie Kantinen-Eintopf“, bringt es meine Frau Veronika auf den Punkt.
Das Beste zum Dessert
Pudding wird zum Renner
„Vor dem Nachtisch wird der Hauptgang aufgegessen“, mahnt Björn zur Disziplin. Jan erbarmt sich des Restes. Der Haselnuss-Pudding ist mit kaltem Wasser aufgeschüttet worden. Zehn Minuten hat er gezogen. „Ziemlich nussig, ganz gut“, findet Veronika. „Der schmeckt nach Krokant“, stellt Yvonne fest. „Eher wie Kuchenteig“, meint Sarah. Auch Chantal hat es geschmeckt: „Darf ich noch mal?“ Doch jetzt hat sich Jan das Dessert unter den Nagel gerissen und lobt die Macher: „Das hätte ich nicht besser gekonnt.“ Und Yvonne fasst die Meinung meiner Kinder zusammen: „Ich würde mich eigentlich nur noch von Nachtisch ernähren!“
Klare Worte
Schon einmal, vor anderthalb Jahren, habe ich mit Arved Fuchs über den Klimawandel und seine Folgen für die Arktis gesprochen. Damals wie heute hatte ich das Gefühl, dass sich der Puls des Abenteurers bei diesem Thema erhöht. Immerhin hat Fuchs in Summe einige Jahre seines Lebens in den Polregionen verbracht hat. Die Arktis ist für ihn eine echte Herzensangelegenheit. Und „die großartige Naturlandschaft“, wie Fuchs die Region um den Nordpol nennt, ist bedroht. „Die Arktis erwärmt sich derzeit doppelt so schnell wie der Rest der Welt. Sie ist ein Frühwarnsystem“, sagt der Abenteurer.
Alarmsignale ernst nehmen
2004 habe er mit seinem Segelschiff „Dagmar Aaen“ noch in der Nordwestpassage wegen großer Eismassen überwintern müssen. 2007 und 2008 seien die Nordwest- und auch die Nordostpassage komplett eisfrei gewesen. „Diese Alarmsignale sollten wir ernst nehmen, aber wir tun es immer noch nicht. Wir versuchen im Grunde, Vorteile aus dem Klimawandel zu ziehen und blenden dabei die Konsequenzen für die ganze Welt sehr effektiv aus.“
„Dagmar Aaen“ im Polareis
Von internationalen Klimakonferenzen erwartet Fuchs nicht mehr viel. Dort werde das Problem nur verwaltet. „Es gibt immer angeblich wichtigere Dinge, wie die Bankenkrise oder die Wirtschaftskrise.“
Goldgräberstimmung in der Arktis
Ich weise darauf hin, dass der Klimawandel manchem möglicherweise gar nicht so ungelegen komme. Schließlich werden unter dem Polarmeer die größten noch unentdeckten Rohstoff-Reservoire der Erde vermutet. Auch Fuchs hat in den letzten Jahren beobachtet, „dass gerade mulitinationale Konzerne sehr gut aufgestellt sind, technisch wie logistisch, um an die Rohstoffe heranzukommen.“ Und auch politisch werde Druck gemacht. Fuchs erinnert an die medienwirksame Aktion Russlands im August 2007, mit U-Booten am Meeresgrund unter dem Nordpol eine russische Titanflagge zu verankern. „Das macht man nicht aus Jux und Tollerei. Im arktischen Raum, und das gilt auch für die anderen Anrainerstaaten, herrscht Goldgräberstimmung. Jeder versucht, seinen Claim abzustecken.“
Natur ist kein Freizeitpark
Erwartet Arved Fuchs, dass der Umweltschutz wieder einmal auf dem Altar der Rohstoff-Ausbeutung geopfert wird? „Ich bin eher jemand, der von Haus aus optimistisch ist“, sagt Fuchs. Er setze sich dafür ein, den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft die Augen zu öffnen. Der drohende Schaden für die Volkswirtschaften durch den Klimawandel werde den der aktuellen Wirtschaftskrise um ein Vielfaches übersteigen, „wenn man nicht rechtzeitig entgegensteuert, wenn man alle Warnsignale der Arktis ignoriert. Ich hoffe, dass sich die Einsicht durchsetzt.“
Fuchs selbst organisiert Veranstaltungen mit Jugendlichen, den „Entscheidungsträgern von morgen“. Er will sie für die Probleme der Arktis sensibilisieren. „Wir alle müssen erkennen, dass wir die Natur nicht wie einen Stadt- oder Freizeitpark zur Verfügung haben, mit dem wir schalten und walten können, wie es uns beliebt. Wir sind auch in der Pflicht, diese Natur für künftige Generationen zu erhalten.“