Klare Worte
Schon einmal, vor anderthalb Jahren, habe ich mit Arved Fuchs über den Klimawandel und seine Folgen für die Arktis gesprochen. Damals wie heute hatte ich das Gefühl, dass sich der Puls des Abenteurers bei diesem Thema erhöht. Immerhin hat Fuchs in Summe einige Jahre seines Lebens in den Polregionen verbracht hat. Die Arktis ist für ihn eine echte Herzensangelegenheit. Und „die großartige Naturlandschaft“, wie Fuchs die Region um den Nordpol nennt, ist bedroht. „Die Arktis erwärmt sich derzeit doppelt so schnell wie der Rest der Welt. Sie ist ein Frühwarnsystem“, sagt der Abenteurer.
Alarmsignale ernst nehmen
2004 habe er mit seinem Segelschiff „Dagmar Aaen“ noch in der Nordwestpassage wegen großer Eismassen überwintern müssen. 2007 und 2008 seien die Nordwest- und auch die Nordostpassage komplett eisfrei gewesen. „Diese Alarmsignale sollten wir ernst nehmen, aber wir tun es immer noch nicht. Wir versuchen im Grunde, Vorteile aus dem Klimawandel zu ziehen und blenden dabei die Konsequenzen für die ganze Welt sehr effektiv aus.“
„Dagmar Aaen“ im Polareis
Von internationalen Klimakonferenzen erwartet Fuchs nicht mehr viel. Dort werde das Problem nur verwaltet. „Es gibt immer angeblich wichtigere Dinge, wie die Bankenkrise oder die Wirtschaftskrise.“
Goldgräberstimmung in der Arktis
Ich weise darauf hin, dass der Klimawandel manchem möglicherweise gar nicht so ungelegen komme. Schließlich werden unter dem Polarmeer die größten noch unentdeckten Rohstoff-Reservoire der Erde vermutet. Auch Fuchs hat in den letzten Jahren beobachtet, „dass gerade mulitinationale Konzerne sehr gut aufgestellt sind, technisch wie logistisch, um an die Rohstoffe heranzukommen.“ Und auch politisch werde Druck gemacht. Fuchs erinnert an die medienwirksame Aktion Russlands im August 2007, mit U-Booten am Meeresgrund unter dem Nordpol eine russische Titanflagge zu verankern. „Das macht man nicht aus Jux und Tollerei. Im arktischen Raum, und das gilt auch für die anderen Anrainerstaaten, herrscht Goldgräberstimmung. Jeder versucht, seinen Claim abzustecken.“
Natur ist kein Freizeitpark
Erwartet Arved Fuchs, dass der Umweltschutz wieder einmal auf dem Altar der Rohstoff-Ausbeutung geopfert wird? „Ich bin eher jemand, der von Haus aus optimistisch ist“, sagt Fuchs. Er setze sich dafür ein, den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft die Augen zu öffnen. Der drohende Schaden für die Volkswirtschaften durch den Klimawandel werde den der aktuellen Wirtschaftskrise um ein Vielfaches übersteigen, „wenn man nicht rechtzeitig entgegensteuert, wenn man alle Warnsignale der Arktis ignoriert. Ich hoffe, dass sich die Einsicht durchsetzt.“
Fuchs selbst organisiert Veranstaltungen mit Jugendlichen, den „Entscheidungsträgern von morgen“. Er will sie für die Probleme der Arktis sensibilisieren. „Wir alle müssen erkennen, dass wir die Natur nicht wie einen Stadt- oder Freizeitpark zur Verfügung haben, mit dem wir schalten und walten können, wie es uns beliebt. Wir sind auch in der Pflicht, diese Natur für künftige Generationen zu erhalten.“