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Sixspeck statt Sixpack


Auf der Stelle schwitzen

Meine Kardiologin ist zufrieden. „Sie sind topfit“, verkündet sie mir nach dem Leistungs-EKG. Ich lächle und denke mir: Wie alles im Leben ist auch dies relativ. Der Altersschnitt der Patienten, die an diesem Morgen im Wartezimmer sitzen, dürfte deutlich jenseits der 70 liegen, da wird ein fußlahmer Mittvierziger schnell zum Spitzenathleten erklärt. Ich spare mir also euphorische Anwandlungen, bin aber zufrieden, dass ich auf dem Ergometer bei gleicher Pulsfrequenz 25 Watt mehr getreten habe als bei meinem letzen Besuch Anfang 2008. Mit genetischer Veranlagung zu Bluthochdruck und hohem Cholesterin-Wert muss ich einmal im Jahr zur Kontrolle.

Spreu oder Weizen

Seit vergangenem Herbst, als feststand, dass ich zum Nordpol fahren würde, trainiere ich für die Expedition. „Im Eis trennt sich sehr schnell die Spreu vom Weizen“, hat Expeditionsleiter Thomas verkündet. Zum Edelweizen wird es bei mir nicht reichen, aber beim ersten Dreschen will ich nicht direkt durchs Sieb fallen. Thomas hat uns ein Aufbauprogramm für acht Wochen zukommen lassen, an das ich mich in den vergangenen Monaten, so gut es ging, gehalten habe.


Joggen mit Mikro, nachzuhören unten

Es sieht drei bis vier etwa einstündige Einheiten pro Woche vor, eine Mischung aus Konditions- und Krafttraining. Um die Ausdauer zu verbessern, jogge ich. Wenn das Wetter es zulässt, führt meine Strecke von unserem Haus zum Rhein, entlang der Flusspromenade, über einen Deich und, nach einem Abstecher in die Rheinaue und in einen angrenzenden Park, wieder zurück. Geschätzte zehn Kilometer, gefühlt manchmal das Doppelte. Wenn es wieder einmal aus vollen Kübeln schüttet, jogge ich auf dem Laufband im Kraftraum der Deutschen Welle.

Spargelinski oder Arni

Dort stehen auch einige Kraftgeräte. Doch eigentlich brauche ich die gar nicht. Der Trainingsplan sieht so „wunderbare“ Übungen wie Liegestütze mit angewinkelten Unterarmen und einem nach oben gestreckten Bein vor.


Sterbender Nordpol-Schwan

Für mich, der muskelmäßig eher zu Spargelinski als zu Arnold Schwarzenegger neigt, kommt das der Folter ziemlich nahe. Die Übungen zur Stärkung der Bauchmuskulatur sind auch nicht viel angenehmer, müssen aber sein. Denn schließlich wird das Zuggeschirr unserer Schlitten um die Taille gelegt. Dort wird er sich zu meinem kleinen „Rettungsring“ gesellen, der trotz aller Bemühungen einfach nicht verschwinden will: Sixspeck statt Sixpack. Doch wie sagte meine Kardiologin beim Diagnosegespräch so schön? „Übertreiben sie es am Nordpol nicht!“ Genau, sonst schieße ich nachher noch vor lauter Elan über den ominösen Punkt hinaus.

Datum

0 20.03.2009 | 15:27

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