Voll eklig, aber nicht schlecht
Zu (fast) jeder kulinarischen Schandtat bereit
„Wie wäre es mit einem Testessen?“. Als ich nach dem Vorbereitungs- Wochenende in der Schweiz meine Frau und Kinder fragte, ob sie nicht Lust hätten, einmal eine gefriergetrocknete Mahlzeit a´la Nordpol zu kosten, waren alle gleich Feuer und Flamme.
Müsli und Schweizer Schokolade
Die Tagesration für jeden Expeditionsteilnehmer summiert sich auf 4741,35 Kilokalorien. Zum Frühstück gibt es Müsli, für das wir Vollmilchpulver mit Schmelzwasser anrühren. In der Milch schwimmen dann Haferflocken, Zucker, Rosinen, Nüsse und Olivenöl, dazu schlürfen wir einen Schokodrink und Milchkaffee. Während unserer Tagesetappen greifen wir zur klassischen Wanderer-Nahrung: Mineraldrinks, Fruchtriegel, Trockenfrüchte, Nüsse, und (darauf freue ich mich schon jetzt) jeden Tag eine Tafel Schweizer Schokolade. Dazu gibt es täglich in einer kleinen Plastiktüte 100 g Trockenfleisch. Nach der Tagesetappe, wenn das Zelt steht, wartet der kulinarische Höhepunkt: eine Hauptspeise und ein Dessert.
Was ist eigentlich Lapskaus?
Freiwillige vor
Expeditionsleiter Thomas hat mir zum Probieren eine Portion Lapskaus und als Nachtisch Haselnuss-Pudding mitgegeben. Lapskaus stand noch nie auf dem Speisekalender meiner Familie. Die Begeisterung hält sich in Grenzen, als ich verkünde, dass es sich um eine traditionelle Seefahrerkost, ein Mischmasch aus Pökelfleisch, Hering, Gemüse und Kartoffeln handelt. Den Fisch haben die norwegischen Produzenten der Expeditionsnahrung weggelassen. Komisch eigentlich, gehört Norwegen doch zu den größten Fischerei-Nationen der Welt.
Wie Mamas Möhren-Eintopf
Jan reißt die Packung auf. „Iiiiii“, ist die erste Reaktion meiner Töchter Sarah, Chantal und Yvonne, auf das, was sie im Innern erblicken. „Das ist ja voll eklig, sieht aus wie getrocknete K …“ (Originalzitat kann im Audio unter dem Text nachgehört werden). Jetzt geben wir heißes Wasser in die Alu-Tüte, rühren gut um, verschließen die Packung wieder und warten fünf Minuten.
Begeisterung sieht anders aus
Der spannende Augenblick: Jeder gräbt seine Gabel in den Lapskaus und kostet. „Schmeckt eigentlich ganz gut“, sagt Yvonne, fast wie Mamas Möhren-Kartoffel-Eintopf, „wobei der Nachgeschmack eklig ist“. Chantal beschwert sich, dass etwas Hartes im Brei sei. „So schlimm wie es aussieht, schmeckt es nicht“, meint Sarah. „Gar nicht übel. Darf ich den Rest haben?“, witzelt Björn, schiebt allerdings nach, dass der Lapskaus ein bisschen salzig geraten sei. Das finden auch die anderen. Allgemein kommt der Lapskaus im Urteil der Familien-Jury aber ganz gut weg. „Schmeckt wie Kantinen-Eintopf“, bringt es meine Frau Veronika auf den Punkt.
Das Beste zum Dessert
Pudding wird zum Renner
„Vor dem Nachtisch wird der Hauptgang aufgegessen“, mahnt Björn zur Disziplin. Jan erbarmt sich des Restes. Der Haselnuss-Pudding ist mit kaltem Wasser aufgeschüttet worden. Zehn Minuten hat er gezogen. „Ziemlich nussig, ganz gut“, findet Veronika. „Der schmeckt nach Krokant“, stellt Yvonne fest. „Eher wie Kuchenteig“, meint Sarah. Auch Chantal hat es geschmeckt: „Darf ich noch mal?“ Doch jetzt hat sich Jan das Dessert unter den Nagel gerissen und lobt die Macher: „Das hätte ich nicht besser gekonnt.“ Und Yvonne fasst die Meinung meiner Kinder zusammen: „Ich würde mich eigentlich nur noch von Nachtisch ernähren!“