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Nervling im Kopf

Es ist dieses komische Gefühl, das mich immer beschleicht, wenn ich mich tage- oder wochenlang auf ein Projekt konzentriert habe, alles gedanklich hundertundein Mal von links nach rechts und zurück gewendet habe und eigentlich mit den Vorbereitungen fertig bin. Die Ausrüstung, inklusive der reparierten Lesebrille, ist in der Reisetasche und im Rucksack verstaut. Eigentlich könnte ich mich jetzt mit einer Tasse Kaffee gemütlich in den Sessel setzen und die letzten Stunden zu Hause genießen. Wenn da nicht dieser kleine Nervling in meinem Hirn wohnen würde, der mir etwa alle fünf Minuten einflüstert: „Hast du auch an alles gedacht, wirklich nichts vergessen? Gehe lieber noch einmal alles durch!“

Vor dem Packeis kommt das Packen


Vorne rechts die Lesebrille, links im roten Sack die unbekannte Fahne

Dann packe ich den Rucksack mit den technischen Geräten, die ich für die Berichte aus dem Eis benötige, wieder aus. Noch einmal überprüfe ich das Gepäck anhand der Checkliste. Alles da, die Fotoapparate und Aufnahmegeräte samt Kabelage wandern wieder zurück in den Rucksack. Kurz darauf meldet sich der Nervling wieder: „Hast du auch die kleinen Kopfhörer eingepackt?“ Ja, sicher. Irgendwo dazwischen müssen sie doch stecken. Ich finde sie nicht auf Anhieb. Wieder alles heraus. Ach, da sind sie ja. Und so weiter.

Adrenalinstoß in der Morgenstunde

Heute morgen bin ich in fünf Minuten um fünf Monate gealtert. Als mir die fünfzig polartauglichen Lithium-Batterien, die ich mir per Elektro-Versandhandel habe zuschicken lassen, in die Hände fallen, denke ich, vielleicht sollte ich sie doch einmal testen. Ich stecke zwei Batterien in meine Digitalkamera. Nichts! Ich lege sie in das Aufnahmegerät. Immerhin gibt es ein Lebenszeichen, aber warum leuchtet das Licht im Display schon unmittelbar nach Einsetzen der Batterien auf und nicht erst nach dem Einschalten? Mir schwant Böses.

Doppeltes Glück

Also setze ich mich schnell ins Auto, fahre 20 Kilometer bis zur Kölner Filiale des Elektro-Unternehmens und schildere mein Problem. „Die Batterien haben zu viel Spannung“, erklärt mir ein freundlicher Mitarbeiter. „Sie haben Glück, dass ihr Aufnahmegerät nicht gleich ganz den Geist aufgegeben hat.“ Noch mehr Glück habe ich, weil von der richtigen Sorte genügend auf Lager sind. Mein Problem ist gelöst. Die zweite gute Tat der Kerze im Dom. Aber musste das wirklich am letzten Tag vor der Abreise passieren? „Ja“, sagt der Nervling in meinem Kopf. „Hast du auch wirklich nichts vergessen?“

P.S. Ein Kollege fragte mich gestern, welchen besonderen Spruch er mir als einem Polarreisenden mit auf den Weg geben solle. Schwierig. „Hals- und Beinbruch!“ passt halbwegs, „Mast- und Schotbruch!“ gar nicht. Vielleicht „Frostbeule und Eisbär!“. Jede weitere Idee ist einen Kommentar (siehe unten) wert.

Datum

0 01.04.2009 | 17:55

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