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Nordpol, wir kommen!


Polwärts

Ich kann den Nordpol fast schon riechen. Das liegt nicht an meiner dicken leistungsfähigen Nase, sondern an meinem Zeltnachbarn Eugen, der eben seine Füße gelüftet hat. Unsere riechen übrigens auch nicht besser. Schließlich stecken sie tagsüber in Plastiktüten, die als Dampfsperre dienen.
Doch würde der Nordpol einen angenehmeren Duft verströmen, könnten wir ihn vielleicht hier schon wahrnehmen, denn wir sind nur noch zwölf Kilometer vom magischen Punkt entfernt, dem Ziel unserer Reise durchs Eis.

Polarexpress rollt


Schlittenzug

20 Kilometer haben wir heute hinter uns gebracht, so viel wie an keinem Tag zuvor. Der Polarexpress mit Thomas als Lokomotive und vier Waggons rollte. Die Bedingungen für eine Expressfahrt waren zunächst auch ideal: flaches Eis, kaum Presseisrücken als Hindernisse, keine Wasserrinnen, minus 34 Grad Celsius und – sehr wichtig – kein Wind. Doch gegen Ende des Tages frischte er auf und das ausgerechnet, als wir wieder, wie am Vortag, vor einer Rinne standen, diesmal ca. 30 Meter breit, unpassierbar. Thomas suchte nach einer Möglichkeit, die Rinne gefahrlos zu überqueren.


Eugen isst durch die Nase

Erste Hilfe

Währenddessen versuchten wir, uns mit Armkreisen und anderen gymnastischen Übungen warm zu halten. Doch es wollte nicht gelingen. Der Wind drang durch. Als Thomas zurückkehrte und wir ihm zu einer schmalen Stelle der Rinne folgten, merkte ich plötzlich, dass sich an meinem Kinn Eis bildete und ich dort kein Gefühl mehr verspürte. Die Neoprenmaske war verrutscht. Ich bat Frank nachzusehen. Er blickte mich entsetzt an. „Dein Kinn ist ja schneeweiß, das erfriert dir!“ Schnell zog er einen Handschuh aus und presste seine warme Hand auf mein Kinn. Frank begann, die betroffene Stelle warm zu reiben. Dabei hielt ich meine Wollhandschuhe über seine Finger, damit ihnen nicht das Gleiche widerfuhr wie meinem Kinn. Die Farbe kehrte zurück, das Kinn wurde wieder richtig durchblutet. Erste Hilfe in Nordpolnähe. Danke, Frank!

Nächste Nacht am Pol?

Nachdem wir die Rinne unfallfrei passiert hatten, schlugen wir vor Kälte schlotternd die Zelte auf. Wir sind wild entschlossen, die nächste Nacht am Ostersonntag auf 90 Grad Nord zu verbringen. Wenn uns nichts Unvorhersehbares stoppt.

P.S. Vielleicht hat sich der eine oder andere bei dem Foto der Halb-Nordpolisten vor zwei Tagen gefragt, wer sich hinter den Neoprenmasken verbirgt. Hier die Lösung des Rätsels: [v.r.] Eugen, Arnold, Frank, Stefan

P.P.S. Um unsere genaue Position zu verfolgen, einfach auf die Karte rechts oben klicken.

Datum

0 11.04.2009 | 21:09

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