Muskelspiele der Arktis
Auf den Tag genau vor 100 Jahren will Robert Peary als erster Mensch den Nordpol erreicht haben. Am Jubiläumstag machen auch wir uns auf den Weg zum Pol.
Für Frank beginnt der Tag mit einem Fehlgriff. Er schaut in sein Frühstücksmüsli und ruft aus: „Da ist ja nur Schokolade drin!“ „Kein Wunder“, sagt Zeltnachbar Arnold, „du hast ja auch die Mousse au Chocolat genommen, den Nachtisch für abends.“
Eiszapfen an der Nase
Selbstporträt
Drei Stunden nach dem Wecken sind die Zelte abgebaut und die Schlitten gepackt. Wir starten bei minus 32 Grad Celsius. Dazu bläst ein leichter, aber durchdringender Wind. An der Neoprenmaske über Nase und Mund bilden sich kleine Eiszapfen. Die Sonnenbrillen packen wir schnell weg. Sie beschlagen von unserem Atem, der sofort gefriert.
Fleischeis
Die Kälte kriecht förmlich von allen Seiten in den Körper. Ich versuche ständig, Finger und Zehen zu bewegen, doch wärmer werden sie davon auch nicht. Linderung verschaffen die Pausen. Ich trinke warmes Wasser und esse Schweizer Schokolade sowie gefriergetrocknetes Fleisch, das zu einem einzigen Klumpen zusammengefroren ist.
Kräfte tanken trotz Kälte
Die Landschaft ist beeindruckend. Eis, so weit das Auge reicht, glatt, verweht oder aufgepresst, Brocken wie willkürlich hingestreut.
Braver Poldi
Mein Schlitten Poldi pariert übrigens prächtig. Er läuft fast wie am Schnürchen, ohne zu kippen, wie sein Namensgeber in Bestform.
Nach sechs Stunden erklärt Thomas die erste Tagesetappe für beendet. In Rekordzeit bauen wir die Zelte auf. Nur heraus aus der Kälte, hinein in den warmen Schlafsack!
Zwölf eiskalte Kilometer sind wir heute dem Nordpol näher gekommen. Die Arktis hat ein wenig die Muskeln spielen lassen. Was, wenn sie einmal richtig ernst macht?