Poldi am Pol
Versprochen ist versprochen. Ein Rätsel gilt es noch zu lösen. Die Fahne, die ich zum Nordpol mitgenommen habe, war natürlich die meines lebensbegleitenden Fußballvereins 1. FC Köln. Einige Kommentatoren des Blogs hatten das ja schon vermutet. Da mir mein Schlitten Poldi im Polareis wirklich sehr gute Dienste erwiesen hat (Hoffentlich spielt er in der nächsten Saison auch auf diesem Niveau in Köln Fußball!), war die Wahl auch gerechtfertigt.
1. FC Köln am Nordpol
Der Nordpol scheint jedoch einen anderen Lieblingsclub zu haben. Am Tag unserer Ankunft kollabierten unsere Digitalkameras in Serie. Und auch am nächsten Morgen wehte ein eiskalter Wind. Doch ich hatte so oft davon geredet, wie wichtig dieses Foto für den Blog sei, dass sich Thomas erbarmte und mit blanken Fingern den Auslöser betätigte. Wieder streikte zunächst die Kamera. Eugen und ich hatten zudem Schwierigkeiten, die Fahne im Wind vernünftig zu halten. Erst im dritten Anlauf und nach mehreren deftigen Flüchen war das Bild „im Kasten“. Ein Extremfoto.
Kurzvisite auf Borneo
Wir hatten von Victor Boyarsky, dem Leiter der russischen Eisstation Borneo und einem der besten Arktiskenner weltweit, per Satellitentelefon die Information erhalten, dass wir gegen 10.30 Uhr abgeholt würden. Doch schon eine halbe Stunde früher hörten wir das Dröhnen des Helikopters.
Nach einer Woche wieder Motoren-Lärm
In Windeseile packten wir unsere Schlitten und bauten die Zelte ab. Wenig später eilte uns Victor grinsend entgegen und gratulierte uns zu unserem Erfolg. Und schon entschwebten wir Richtung Borneo.
Victor, ein Freund von Thomas, hatte es irgendwie organisieren können, dass wir innerhalb von zwei Stunden einen Anschlussflug nach Spitzbergen erhielten. Die Zeit reichte gerade aus, um die noch gefüllten Benzinflaschen für die Kocher zu leeren und eine heiße Tasse Kaffee zu trinken.
Die russische Eisstation Borneo aus dem Helikopter
In der Antonow-Düsenmaschine verabschiedete sich Victor von uns. Ich fragte ihn, was er davon halte, dass wir die 120 Kilometer in sieben Tagen geschafft hätten. „Eine gute Zeit“, antwortete der Russe. „Ihr hattet sehr tiefe, wenig angenehme Temperaturen, dafür aber ganz gutes Eis, wenig Drift – und einen guten Expeditionsleiter.“
Unrasiert zum Pfeffersteak
Nach Spitzbergen flogen viele Passagiere mit, die, wie wir, mit Skiern auf dem Eis unterwegs gewesen waren. Einige hatten Frostbeulen im Gesicht davongetragen. Fast alle wirkten müde. Das lag zum einen sicher daran, dass die freiwillig auf sich genommenen Strapazen nun hinter allen lagen, zum anderen aber auch an der heißen Luft in der Kabine. „28 Grad war es warm“, meinte Eugen nach der Landung kopfschüttelnd. Der Geruch im Innern war streng, um es vorsichtig auszudrücken. Wenn sich 20 Männer eine Woche lang anstrengen und sich nicht waschen können, müffelt es eben.
Auf Spitzbergen fuhren wir direkt in Thomas´ Lager. Unser Ferienhaus war noch abgeschlossen, der Vermieter hatte uns nicht so früh zurückerwartet. Wir packten unsere Schlitten aus, sortierten die übrig gebliebenen Lebensmittel, hängten die Zelte zum Trocknen auf. Da wir immer noch auf unseren Hausschlüssel warten mussten, beschlossen wir, unser Festmahl vorzuziehen.
Die Nordpolisten: (v.r.) Eugen, Frank, Arnold, Stefan, Thomas
Zum Glück heißt das Restaurant Basecamp und niemand wird schräg angeschaut, wenn er unrasiert, ungeduscht und in Expeditionskleidung dort auftaucht. Wir schlemmten genüsslich (mehrheitlich das von Frank erträumte Pfeffersteak) und tranken dazu ein Bier. Das Leben kann so süß sein.
Inzwischen hatte Thomas auch den Vermieter ausfindig gemacht und wir bezogen wieder das kleine Haus, das in den nächsten zwei Stunden eigentlich nur aus einem Zimmer bestand: dem Bad mit einem vernünftigen WC und einer Dusche, die trotz ausgiebiger Nutzung auch beim Letzten immer noch heißes Wasser versprühte.
Jetzt sehen alle wieder fast wie vor einer Woche aus, vielleicht ein wenig ausgezehrter, aber um unvergessliche Erlebnisse und Eindrücke reicher. Unten sind unsere letzten Meter zum Nordpol auch zu hören.
P.S. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an mein „Hometeam“, meinen Sohn Jan, der während unserer Zeit auf dem Eis meine Texte, Bilder und Audios in den Blog gestellt hat.