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Astrid: Die Zweifel wachsen

Astrid Prange De OliveiraSchon nach zehn Tagen Fasten komme ich ins Grübeln. Nicht, dass ich von Entzugserscheinungen geplagt würde. Selbst als ich gestern Abend beim Kochen die Zucchinis mit ein wenig Weißwein gedünstet habe, überkam mich kein unbändiges Verlangen nach einem Glas Wein. Dafür immer wieder die bohrende Frage: Wozu eigentlich dieser Verzicht?

Ehrlich gesagt, eine überzeugende Antwort habe ich nicht gefunden. Auch die Bibel konnte mir keinen Trost spenden. Schließlich trifft Jesus beim Fasten in der Wüste (Lukas 4,1-13) nicht Gott, sondern den Teufel. Zwar widersteht er allen Versuchungen. Er lässt sich weder zum Zauberer verführen, der Steine in Brot verwandelt, noch versucht er Daedalus nachzueifern und setzt zum Rundflug über die Wüste an.

Doch bringt das Fasten Jesus Gott näher? Braucht er das überhaupt? Fühlt er sich nach den überstandenen Anfechtungen im Glauben gestärkt? Ich konnte im Lukas-Evangelium keine Antwort auf diese Frage finden. Und genau deshalb wachsen bei mir die Zweifel.

Fasten um des Fastens willen, das erscheint mir sinnlos. Was bedeuten 40 Tage Alkoholverzicht angesichts der schweren Prüfungen, die jeder Mensch in seinem Leben unfreiwillig durchmacht? Angesichts des unsäglichen Leids, das durch Kriege und Krankheiten, Hunger und Tod verursacht wird, scheint mir mein Fasten wie ein billiger Egotrip.Hippiastrid

Auch ich habe bereits mehrfach unfreiwillig Verzicht geübt. Nulldiät aus Liebeskummer, Konsumverzicht aus Geldmangel, Sportverzicht aus Krankheitsgründen und natürlich tiefe Trauer über den Verlust von geliebten Menschen, die zu früh aus dem Leben scheiden. Warum also jetzt noch eine Extra-Dosis Verzicht? Ich dachte eigentlich, ich bin zu alt, um Heldin zu spielen.

Inmitten dieser finsteren Gedanken durchfährt mich die Erinnerung an eine andächtige Komposition des brasilianischen Musikers Gilberto Gil: „Se eu quiser falar com Deus“ – Wenn ich mit Gott sprechen wollte.  Dieses Lied beantwortet alle meine Fragen. Ich habe mir vor einiger Zeit den lang gehegten Traum erfüllt, und es selbst gesungen. Danke Gilberto Gil für diese musikalische Eingebung! Gott hat mit Dir gesprochen.

Datum

0 13.03.2014 | 10:51

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