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Stefan: Römisch fasten

Stefan Dege, DW-RADIO/Deutsches Programm, Zeitgeschehen, 19.07.2007Diese Woche weile ich auf Dienstreise in Rom. Der Auftrag: „Einblicke in den Vatikan“ zu nehmen. Ich schaue in das Machtzentrum der katholischen Weltkirche, wo seit der Wahl von Papst Franziskus vor einem Jahr bemerkenswert viel in Bewegung geraten ist. Ich bestaune den Glanz und die Pracht, die wichtiger Teil der päpstlichen Kulisse sind. Ich wundere mich über die Reaktionen der Menschenmassen, ob Katholiken oder nicht, wenn der Pontifex zur Audienz erscheint. Und ganz nebenbei lerne ich aktuelle Vorgänge hinter den vatikanischen Ziegelsteinmauern besser deuten und bewerten.

Ein unscheinbarer weißer Zettel erinnert mich dabei an mein Nichtraucher-Projekt, das ich über meine aufregende Reise schon zu vergessen glaubte: Die Leitung meines Hotels lässt es sich nämlich nicht nehmen, einen solchen Zettel regelmäßig vor dem Morgengrauen unter meiner Zimmertür durchzuschieben.

Der Petersdom bei Nacht

Der Petersdom bei Nacht

Es muss früh am Morgen passieren, wie so vieles in dieser Stadt, denn ich merke nichts davon. Schlaf umfängt mich, der stärker ist als das Ohren betäubende Geklapper anrückender Müllkolonnen, beruhigender als die morgendlichen Hupkonzerte übermütiger Römer, beruhigender noch als der Glockenschlag des nahen, die Stadt überragenden Petersdoms. Das alles spielt sich vor meinem Fenster ab, noch während ich schlafe.

Nach der ersten Hotelnacht denke ich noch, ein Blatt meines Notizblocks sei aus der Tasche gefallen und zu Boden gesegelt.  Tatsächlich enthält das Blatt das „Evangelium Tag für Tag“, jeweils eine Textstelle aus der Bibel, die ergänzt wird durch ein passendes Gebet. Jeden Morgen ein neuer Zettel, auf dem vor allem der Hinweis auf meine persönliche neue Zeitrechnung nicht fehlt:  „5. Fastenwoche“. Der Hoteldirektor und sein Personal wünschen einen schönen Tag.

Rom verkauft sich - in jeder Größe

Rom verkauft sich – in jeder Größe

Einen Tag noch, dann beginnt die sechste Fastenwoche. Ostern ist nicht mehr weit. Weiß der Himmel, wie ich es bis hierhin schaffen konnte, auf den blauen Dunst zu verzichten.

Ironischerweise hat es mich jetzt nach Rom verschlagen. In die Stadt, wo Verzicht ein Fremdwort zu sein scheint. Architektur, Kunst, Musik – Rom schwelgt, so mein erster Eindruck, im Überfluss. Mehr dazu ganz bald…

Datum

0 09.04.2014 | 12:33

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