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Ein gallisches Dorf im Himalaya

Inmitten des großen Himalaya, zu Füßen des Achttausenders Manaslu, steht ein kleines gallisches Zeltdorf. Während rundherum stabiles Wetter vermeldet wird, schneit es in unserem Dorf fast ohne Unterbrechung. Die wackeren Bewohner verbringen einen großen Teil ihrer Zeit mit Schneeschaufeln.

Zeltstange gebrochen

Jürgen Hadelix hat von allen den größten Schneewall um seine Behausung aufgetürmt. Frühmorgens, wenn die anderen noch im warmen Schlafsack liegen, schwingt Hadelix bereits die Schaufel. „Was wir im Winter nicht hatten, haben wir jetzt.“ Unter den Schneemassen ist eine Stange seines Zeltes zusammengebrochen, die jetzt geflickt werden muss.

“Graben wie Sisyphus“

Der Südtiroler Johannes Bachmannix wollte eigentlich am Manaslu bergsteigen. „Dass ich jeden Morgen das Zelt freischaufeln muss, habe ich nicht erwartet. Das ist ganz schön anstrengend.“
Derweil wühlt sich auch Mark Linkefix fleißig durch die Schneemassen rund um sein Zelt. Er fühlt sich wie ein alter Grieche: „Wie Sisyphus! Kaum frei gegraben, schon schüttet es wieder rein.“

Schaufeln im Hochlager

Die Schaufeln sind knapp geworden. Jedes zweite Arbeitsgerät ist im gut 800 Meter höher gelegenen Dorflager 1 deponiert worden. Teilen ist also angesagt.
Die Bewohner des kleinen Dorfes im Himalaya sind hart im Nehmen. Auch ohne Zaubertrank sehen sie gelassen dem großen Schnee entgegen. „Der soll am Wochenende kommen“, sagt Oberschaufler Jürgen Hadelix, „also schaffen wir erst einmal Platz für den neuen Schnee.

Von wegen Beschäftigungstherapie

Mark Linkefix kann der ständigen Schneeschipperei sogar Positives abgewinnen: „Wenn man ehrlich ist, sind wir doch froh drum. Da haben wir wenigstens etwas zu tun. Ein bisschen Beschäftigungstherapie tut ja auch ganz gut.“ Der Theatermeister läuft Gefahr, gefesselt und geknebelt am Mast mit den Gebetsfähnchen zu enden


Erholung beim Frühstücksei

Datum

Donnerstag 26.04.2007 | 08:39

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