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Zweite von vier Etappen auf dem Weg zum Gipfel


Auf der Suche

Tag zwei des Gipfelversuchs: Und wieder scheint morgens die Sonne am fast wolkenlosen Himmel. Lediglich unten im Tal ballen sich ein paar Haufenwolken. Hier oben auf 4850 Metern, immerhin Mont Blanc-Höhe, ist es so warm, dass ich im T-Shirt auf einem Plastikstuhl im Freien sitze. Gemeinsam mit unserem Koch Sitaram beobachte ich mit dem Fernglas, wie die Bergsteiger unseres Teams von Lager eins auf 5680 Metern nach Lager zwei auf 6750 Metern aufsteigen. Kleine schwarze Punkte auf der weißen Leinwand des Manaslu-Gletschers.

Fantastisches Wetter mit Affenhitze

Zur vereinbarten Funkzeit um 9 Uhr meldet sich Expeditionsleiter Ralf. Eine Stunde trennt ihn noch von Lager zwei. „Wir müssen mit den Schneeschuhen durch etwa 20 Zentimeter Pulverschnee eine Spur ziehen. Kein Problem.“ Und das Wetter, die große Unbekannte der vergangenen Wochen? „Fantastisch“, sagt Ralf, „klare Sicht, völlig windstill, aber eine Affenhitze!“ Der Expeditionsleiter hofft, dass die anderen Bergsteiger Anschluss halten und nicht in die Mittagshitze hineinlaufen.


Aufstieg nach Lager zwei in der Totalen, Ausschnitt siehe unten

Aufgebrochen waren sie um 5 Uhr früh gemeinsam. Mit der Zeit aber hatten sich, je nach Aufstiegstempo, kleine Gruppen gebildet.

Fast alle oben, Marc dreht um

12 Uhr mittags. Im Basislager sind inzwischen die Wolken aus dem Tal eingetroffen. Wir können die Aufstiegsroute wegen den Nebels nicht mehr einsehen. Aber es bleibt warm – und das Geräusch Schnee auf Zeltplane, das uns in den vergangenen Wochen fast täglich begleitete, fehlt. „Hier oben ist jetzt angenehm“, funkt Ralf aus Lager zwei. „Es ist bedeckt, die Sonne drückt ein wenig durch die Wolkendecke. Eigentlich perfekt!“ Auch die anderen Bergsteiger haben inzwischen das Tagesziel erreicht – bis auf Marc.


Schwarze Bergsteiger-Punkte auf weißer Gletscher-Leinwand

Ralf geht – mit dem Walkie-Talkie in der Hand – bis an den Schneevorsprung, von dem aus er weit in die Bergflanke hinunterblicken kann. „Ich sehe Marc nicht. Die anderen sagten auch, er habe umgedreht. Wir können also ziemlich sicher sein, dass Marc nach Lager eins zurückgekehrt ist.“

Marc sicher im Basislager zurück

Bis zur nächsten Funkzeit um 15 Uhr ist es zur Gewissheit geworden. „Ich habe gesehen“, sagt Ralf, „wie er unten in Lager eins herumgewerkelt hat.“ Es geht Marc also gut – wir atmen auf. Um 17.15 Uhr erreicht er das Basislager – müde, aber gesund. Herzrasen und Atemnot hätten ihn auf 6300 Metern zur Umkehr gezwungen, so Marc: „Ich bin halt kein 8000-Meter-Mann.“ Muss er ja auch nicht, oder?


Die anderen Bergsteiger werden am Freitag früh aufstehen. Um 4.30 Uhr, mit dem ersten Tageslicht, will Expeditionsleiter Ralf nach Lager drei auf 7450 Metern aufbrechen – zur vorletzten Etappe auf dem Weg zum Gipfel des Manaslu.

P.S. Aus dem Dorf Sama erreicht uns die Nachricht, dass Joachim dort seine Frau und ihre beiden Begleiterinnen getroffen hat und sie jetzt gemeinsam das Trekking talwärts antreten. Viel Spaß dabei! Wir folgen nächste Woche.

Datum

Donnerstag 17.05.2007 | 10:04

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