Hightech im Himalaya
Ralf mit Laptop und Satellitenhandy
Hiro, unser Japaner im Manaslu-Team ist Spitzenreiter in Sachen Hightech:„Satellitentelefon, Modem, Laptop, elektrische Zahnbürste, elektrischer Rasierer.“ Hiro lacht, dabei war ihm vor einigen Tagen gar nicht zum Spaßen zumute. Sein Laptop hatte sich verabschiedet. Ein Virus aus dem Internet legte den Computer lahm. Seitdem schickt Hiro nur noch per Satellitentelefon seine Berichte nach Japan, wo sie als Hörstücke auf seinen Blog gestellt werden.
Das ist die Kehrseite der Informationstechnologie, die inzwischen auch im Himalaya Einzug gehalten hat.
Wir verschicken und empfangen Emails, laden uns die Wetterberichte aus dem Internet, füttern diesen Blog mit Texten, Fotos und Radiobeiträgen, telefonieren per Satellitenhandy. Das funktioniert natürlich nicht ohne Strom.
I-Pod im Basislager
Das Basislager wird komplett mit Sonnenenergie versorgt. Die beiden etwa anderthalb Meter langen Solarpaneelen liefern je 40 Watt Strom. Damit werden zwei Batterien geladen, die etwa die Kapazität mittelgroßer Autobatterien haben. Das muss reichen, für alle Hightech-Geräte im Basislager. „Inzwischen bringt fast jedes Expeditionsmitglied einen I-Pod oder Mp3-Player mit, um Musik abspielen zu können“, sagt Expeditionsleiter Ralf. Die Akkus dieser Geräte müssen ebenso geladen werden wie jene der digitalen Fotoapparate,
Kameras, GPS-Geräte oder der erwähnten elektrischen Zahnbürsten und Rasierer. Außerdem werden das Gemeinschafts- und das Küchenzelt elektrisch beleuchtet.
Kein ideales Wetter für Solarstrom
Da es in den vergangenen Tagen häufig schneite und sich die Sonne selten blicken ließ, gab es mehrfach Engpässe in der Stromversorgung. Energiemanagement ist gefragt. Der geplante gemeinsame Film-Abend muss dann eben verschoben werden.
Nichts für Herzschrittmacher
Dennoch – in den vergangenen Jahren hat sich die Technik auch im Hochgebirge revolutionär weiterentwickelt. Ralf erinnert sich an seine Expedition zum Achttausender K 2 im Jahr 1994: „Damals war das Satellitentelefon 30 Kilogramm schwer. Ein fingerdickes Kabel führte zur Antenne. Da floss ein Strom von zehn Ampere. Ein Bergsteiger mit Herzschrittmacher hätte nicht neben der Antenne stehen dürfen!“
Heute telefonieren wir im Basislager mit einem Satellitenhandy und überspielen Daten mit einem Modem, das kaum größer als ein Buch ist – und das in mehrfacher ISDN-Geschwindigkeit.
Satellitentelefonieren gegen Heimweh
Die Bergsteiger genießen es, per Email oder Telefon Kontakt zur Familie zu halten. „Wenn man sechs bis acht Wochen unterwegs ist, kommt irgendwann das Heimweh“, sagt Rolf. „Dann will man eine vertraute Stimme hören. Es ist einfach schön, überall mit dem Satellitenhandy telefonieren zu können, ob hier im Basislager oder in den Hochlagern.“
Die Technik entwickelt sich in atemberaubendem Tempo. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis in den Basislagern der Expeditionen im Himalaya die Kerosinkocher durch solarstrom-gespeiste Elektroherde ersetzt werden? Ralf ist eher skeptisch: „Elektroherde werden auch weiterhin mehr Strom fressen, als unsere Solaranlagen hergeben.“
Aber hätte Ralf vor 15 Jahren gedacht, dass man auf 4850 Metern Emails verschicken und sich einen Computer-Virus einhandeln kann?
Miss Basecamp – garantiert ohne High Tech