Der Expeditionsleiter: Thomas Ulrich
Thomas Ulrich ist Profiabenteurer, der Gefahren bewusst in Kauf nimmt – wenn sie kalkulierbar sind. „Risiken lauern überall, aber wenn man sich wirklich gut darauf vorbereitet, sind sie nicht größer als hier zu Hause, wenn ich eine Straße überquere.“ Der Schweizer lebt in Interlaken im Berner Oberland, ist verheiratet und Vater dreier Töchter. Die Verantwortung der Familie gegenüber hat ihren Teil dazu beigetragen, dass er sein Spielfeld in den letzten Jahren von den Bergen zunehmend ins Eis verlegt hat. 2001 nahm Ulrich zum wiederholten Male an einer Expedition zum legendären Eis- und Granitberg Cerro Torre in Patagonien in Südamerika teil. Nur mit viel Glück überlebte er einen Eisabbruch – für ihn das Signal, sich anderen Abenteuern mit kalkulierbareren Risiken zuzuwenden.
Abenteurer, Fotograf, Kameramann
Bis dahin hatte der gelernte Zimmermann und Bergführer als Extrembergsteiger für Schlagzeilen gesorgt. Seinen spektakulärsten Erfolg feierte er 1999, als ihm mit drei Freunden am Cerro Torre die erste Winterbegehung der Westwand gelang. Damals konnte Ulrich auch erstmals als Fotograf eine Reportage im renommierten US-Magazin „National Geographic“ veröffentlichen. Heute gilt der 41-Jährige als einer der weltweit führenden Fotografen und Kameramänner im Bereich Abenteuer und Outdoor. Für seine Reportagen und Filme sammelte er zahlreiche Preise.
Spuren im Eis
Hier geht´s zum Pol
Als Abenteurer hat Thomas Ulrich auch im Eis Ausrufezeichen gesetzt. Mit dem norwegischen Polar-Experten Børge Ousland gelang ihm 2003 die erste Durchquerung des Südlichen Patagonischen Inlandseises, ohne Depots und Hilfe von außen. Sechs Mal stand Ulrich schon am Nordpol. 2007 etwa machte er sich von dort aus, wieder mit Ousland, auf die Spuren Fritjof Nansens. Der berühmte norwegische Polarforscher und sein Begleiter Hjalmar Johansen hatten 1895 vergeblich versucht, als Erste den Nordpol zu erreichen, und sich anschließend 15 Monate lang zu Fuß, mit Schlitten und Kajaks durch die Arktis geschlagen. Ulrich und Ousland folgten in 100 Tagen der Route der Polarpioniere. „1000 Kilometer auf dem arktischen Eis, dann vierhundert weitere durch Franz-Josef Land hindurch, und von dort mit dem Segelboot nach Norwegen, ein großartiges Erlebnis.“
Abenteuer sind seine Welt
Weniger erfolgreich verlief 2006 der Versuch Ulrichs, im Alleingang von Sibirien aus die Arktis zu durchqueren. Nach wenigen Tagen geriet er in einen Sturm, der ihn fast das Leben gekostet hätte. In letzter Minute wurde der Schweizer von einem russischen Hubschrauber aus seiner ausweglosen Lage gerettet. Thomas Ulrich räumt ein, dass sich er sich anschließend auch die Sinnfrage gestellt habe. Mit dem Ergebnis, dass er auch weiterhin zu Abenteuern aufbrechen will: „Das ist einfach meine Welt.“
Ganz Ohr bleiben: Expeditionsleiter Thomas Ulrich