Der Team-Reporter: Stefan Nestler
Obwohl ich in Köln auf 50 Metern Meereshöhe lebe, galt ich bisher in meinem Umfeld als „Bergfex“. Wobei ich mich selbst eher als ambitionierten Wanderer, denn als Bergsteiger bezeichnen würde. Das Meer sah ich im Alter von16 Jahren zum ersten Mal. Bis dahin hatten alle Familien-Urlaube in die Alpen geführt. Vielleicht rührt daher meine besondere Beziehung zu den Bergen. Nach einem traumatischen Erlebnis in der Jugend hatte ich viele Jahre lang extreme Höhenangst. Als inzwischen 46-Jähriger habe ich sie so weit im Griff, dass ich Gipfel wieder auf zwei Beinen statt auf allen Vieren besteigen kann – am liebsten gemeinsam mit meiner Frau und unseren fünf Kindern.
Als Sportjournalist bei der Deutschen Welle beschäftige ich mich seit mehreren Jahren mit dem Extrembergsteigen und anderen großen Abenteuern. Das „Jahr der Berge“ 2002 öffnete mir das Tor zum Himalaya. Ich machte eine Reportage-Trekkingreise nach Nepal zum Basislager des Mount Everest. Seitdem war ich vier weitere Male im Himalaya und Karakorum an den höchsten Bergen der Welt unterwegs. So berichtete ich 2005 aus dem Basislager in 5500 Metern Höhe über den Versuch der Bergsteiger Ralf Dujmovits, Gerlinde Kaltenbrunner und Hirotaka Takeuchi, den Mount Everest über die tibetische Nordwand zu besteigen. 2007 verschlug es mich wieder in ein Basislager, diesmal am Achttausender Manaslu in Nepal. Sechs Wochen lang begleitete ich eine von Ralf Dujmovits geleitete kommerzielle Expedition.
Die Polarregion ist für mich Neuland. In gewisser Hinsicht schließt sich jedoch auch wieder ein kleiner Lebenskreis. Denn ich erinnere mich noch genau an eines meiner Lieblingsbücher der Kindheit: „Das Rätsel der Nordwestpassage“. James Cook, John Franklin, Roald Amundsen – ich bewunderte die großen Polarpioniere für ihren Wagemut und ihren Durchhaltewillen. Ein bisschen davon kann auch mir jetzt nicht schaden.
Ganz Ohr bleiben: Stefan Nestler in der DW-Radiosendung Journal D, 2.3.2009