Stefan: „…schlagt mit gottloser Faust.“
Wie prophetisch, dieser Jesaja. Als hätte er gewusst, wie sehr das Nicht-Rauchen mein Nervenkostüm angreift. (Phasenweise fühlst Du Dich wie hinter einem Schleier. Die Gedanken reißen aus. Der Körper steht unter Strom, alles kribbelt, ist überempfindlich. Innerlich ballst Du die Faust, möchtest draufhauen, irgendwas zerstören: Wut, blanke Aggression!!!). „Wenn Ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein…“, sagt Jesaja. Jetzt verstehe ich, warum mir meine kleine Tochter heute morgen empfahl: „Ständig Deine schlechte Laune, Papa, fang lieber wieder an zu rauchen!“ Ich weiß wohl, dass ich die Geduld meiner Mitmenschen im Moment auf eine harte Probe stelle…
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Klaus: Und überall wedelt der Wurstzipfel…
Ich schaff’s. Sag ich mir jeden Tag. Und dann ist Sonntag. Und mir säuselt die Idee durchs Ohr, dass ja heute nach katholischer Lesart gar nicht gefastet werden muss. Oh nein! Wolfgang ist ja sehr nett, Astrid und mir diese Hintertür zu weisen, nebst theologisch wasserdichter Argumentation! Aber ich will durchhalten, ich halte durch, ich schaff’s. Mein Mantra der Woche.
Kein Fleisch, keinen Kaffee, keinen Zucker – den kalten Entzug habe ich hinter mir. Glaub ich. Nun sind es die täglichen, stündlichen, minütlichen kleinen Versuchungen, die mir zu schaffen machen.
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Wolfgang: Jetzt faste ich auch!
Liebe Astrid Prange, da entdecken Sie gerade etwas ganz Besonderes. Die Katholiken haben das Fastenbrechen am Feiertag von den Juden gelernt. Nach einer jüdischen Tradition, die auf den Propheten Jesaja zurückgeht, sollte der Sabbat als Freudentag vom Fasten frei bleiben. So hielt es die Witwe Judit in den Spätschriften des Alten Testaments: Sie „fastete alle Tage außer am Vorabend des Sabbats und am Sabbat und an den Freudentagen des Hauses Israel“. Wenn es also das ist, sollten Sie Jüdin werden!
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Astrid: Die katholische Versuchung
Mein Nachbar hat mich gestern gerettet. Ganz locker, quase im Vorbeigehen, erlöste er mich von dem evangelischen Fastengebot „Sieben Woche ohne“. Mehr noch: Er als Katholik führte mir als Protestantin die Vorzüge der Ökumene, die ja bekanntlich einen schweren Stand hat, unverhofft vor Augen.
Ich kam gerade von der Chorprobe, und hätte so gerne mit ihm einen Baileys getrunken! Klar, nicht jeder trinkt mit seinem Nachbarn regelmäßig Baileys, aber für uns gehört dieses Ritual dazu, schließlich singen wir beide Tenor im Gospelchor der Gemeinde, und diese musikalische Verbundenheit gehört gefeiert.
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Klaus: Feine Säge unter der Käseglocke
Tag zwei. Fühle mich wie unter einer Käseglocke. Kopfschmerzen, die Haut kribbelt, ich gähne ständig. Liegt das jetzt an der Unterzuckerung? Oder am Koffeinentzug? Der Fleischverzicht ist wohl nicht schuld, das stecke ich ohne Probleme weg. Habe aber ständig das Bedürfnis, etwas zwischen die Zähne zu stecken. Aber was?
Gestern abend habe ich mich dabei erwischt, wie ich alle fünf Minuten den Kühlschrank öffne. Matjes (Fisch darf ich ja!), eine Möhre, ein Becher Naturjoghurt… Irgendwann fand sich auch eine Tüte Nüsse. Schmeckt alles schal. Und ich dachte, wenn man Zucker weglässt, dann verfeinern sich wieder die Geschmacksnerven? Dauert wohl.
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