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Ein Tag zum Akklimatisieren


Der Manaslu ist ein Frühaufsteher. Um 5.30 Uhr zeigt er sich erstmals in seiner ganzen Pracht. Wenig später lecken die ersten Sonnenstrahlen an seinem 8163 Meter hohen Gipfel. Glücklicherweise ist mein Zelt so aufgebaut, dass ich im Schlafsack liegen bleiben kann und nur den Ausguck zu öffnen brauche, um den majestätischen Anblick zu genießen. Zur Frühstückszeit um sieben Uhr ist die Audienz beendet, der Manaslu versteckt sich wieder hinter den Wolken.


Gemeinsames Frühstück

Unsere Zelte stehen auf einem idyllischen Plateau, 3585 Meter hoch, oberhalb des Dorfes Sama. Im Hintergrund rauscht ein Bach, für Wasser ist also gesorgt.

Große Höhe-dicker Kopf

Wir lassen es langsam angehen. Der Sprung um rund 2000 Höhenmeter im Vergleich zu Kathmandu fordert seinen Tribut. In meinem Kopf nistete sich vorübergehend ein ungebetenes Heinzelmännchen ein, dass ständig mit seinem Hammer gegen meine Schädeldecke klopfte. Erst nach Stunden hatte es sich müde gehämmert und ließ mich ruhig schlafen.
Alle wissen, dass die Zeit für sportliche Höchstleistungen noch nicht gekommen ist. Richard hat sich vor zwei Jahren schon einmal vergeblich am Manaslu versucht. Er gesteht, dass es ihn bereits juckt, wenn er bergauf blickt: „Die Verhältnisse sind bedeutend besser als damals. Aber ich bin schon lange genug dabei, um zu wissen, dass jetzt erst einmal Akklimatisieren angesagt ist.“
Für Richard ist es bereits die achte Expedition.
Auch Rolf macht die Höhe noch zu schaffen. „Ich bin ein bisschen kurzatmig, alles geht etwas langsamer.“ Rolf kann es kaum noch erwarten, ins 4800 Meter hohe Basislager aufzusteigen. „Ich bin schon ganz kribbelig.“.

Zur Ruhe kommen wir bei einem Besuch in der Pemachheling Gompa, dem kleinen Kloster oberhalb des Dorfes Sama. Die Mönche unterbrechen ihre Gebete, um uns willkommen zu heißen. Ralf überreicht eine Spende für das Kloster.

Rote Bändchen mit Glücksknoten

Die Mönche segnen die Gebetsfahnen, die bald in unserem Basislager wehen werden. Außerdem wird jedem von uns ein „Sungdi“ um den Hals gelegt, ein kleines rotes Bändchen mit einem Glücksknoten. Dieses Glück werden wir brauchen, am Manaslu, dem Berg der Seele.

Datum

Donnerstag 19.04.2007 | 12:39

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