Reporter auf Auf- und Abwegen
Für einen Sonntagsspaziergang geriet die Tour mit 830 Höhenmetern dann doch ein bisschen zu heftig. Expeditionsleiter Ralf hatte vorgeschlagen, ich sollte die Sherpas Pasang und Karma hinauf nach Lager eins auf 5680 Meter Höhe begleiten. Die beiden sollten dort Material deponieren und anschließend wieder zum Basislager absteigen. Auf diese Gelegenheit hatte ich gewartet.
Nützliche O-Beine
Um 5.30 Uhr brachen wir auf, bei zunächst eisigen Temperaturen. Unter die Bergschuhe hatte ich als Steighilfe Schneeschuhe geschnallt. Und endlich lernte ich meine O-Beine schätzen. Mit Schneeschuhen muss man nämlich ein bisschen breitbeiniger laufen, und das beherrsche ich fast so perfekt wie John Wayne.
Wie im Glutofen
Die Spur führte erst entlang des Manaslu-Gletschers, dann darüber. Etwa eine halbe Stunde nach unserem Aufbruch erreichten die ersten Sonnenstrahlen das Eis. Der Gletscher wurde zum Glutofen. Schnell legte ich die ersten Kleidungsstücke ab. Dennoch ließ es sich nicht vermeiden, dass ich zu schwitzen begann wie im Hochsommer. Hinzu kam die immer dünner werdende Luft, die mir im wahrsten Sinne des Wortes den Atem nahm.
Das dicke Ende
Doch das dicke Ende wartete noch. Die letzten etwa 100 Höhenmeter führten über die schneebedeckte Rückseite eines Felsens. Je mehr ich mich dem Aufschwung näherte, desto steiler kam er mir vor.
Doch Kneifen galt nicht. Zu Füßen des Aufschwungs ließen wir die Schneeschuhe zurück und begannen zu klettern. Als Ex-Höhenangstgeplagter mit Restbeständen half es mir zu beobachten, wie selbstverständlich und souverän die beiden Sherpas Pasang und Karma die Passage durchstiegen. An der heikelsten Stelle hatte Ralf zudem ein Fixseil angebracht, in das wir uns einklinken konnten.Irgendwie schwindelte ich mich auch noch über die letzten Höhenmeter und erreichte – schnaubend wie eine alte Lokomotive – Lager 1.
Ein tolles Panorama
Das Panorama entschädigte mich für die Strapazen der letzten drei ein Viertel Stunden. Auf der einen Seite konnte man weit nach Tibet hineinblicken. Rechts davon ragte der Naike Peak empor. Und natürlich nicht zu vergessen der Manaslu: Fast schien er auf uns gewartet zu haben. Kaum hatten wir uns nämlich auf den Rückweg gemacht, versteckte er sich wieder – wie so oft – hinter Wolken.