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Schlafen wie im Koma

Achttausender-Bergsteigen ist wie das geplante Nutzen eines defekten Fahrstuhls: Erste Etage, Parterre; hinauf auf die zweite Etage, wieder Parterre; erst dann dritte Etage und zuletzt oberstes Stockwerk.
Expeditionsleiter Ralf und Hiro sind von ihrem Aufstieg nach Lager zwei in 6750 Metern Höhe zurückgekehrt und erst einmal – so Ralf – in einen koma-ähnlichen Schlaf gefallen: „Das kommt fast der Bewusstlosigkeit gleich. Ich habe bis 6.30 Uhr ohne Unterbrechung wie ein Stein geschlafen und bin erst wach geworden, als in der Küche schon der Kocher rauschte.“


Lager zwei, 6750 m

Ist man bei Gewitter im Kuppelzelt sicher?

In Lager zwei, unterhalb eines Eisbruchs, waren die Bergsteiger im Zelt von einem Gewitter überrascht worden. „Plötzlich hat es gekracht. Erst habe ich gedacht, ein Eisturm wäre zusammengebrochen. Aber dann sah ich einen Blitz und hörte direkt anschließend den Donner. Das Gewitter muss ganz nahe an unserem Lager gewesen sein.“
Selbst ein abgebrühter Höhenbergsteiger wie Ralf, der seit 25 Jahren im Himalaya unterwegs ist, gerät da schon ein bisschen ins Grübeln. „Ich bin mir dann doch nicht so ganz sicher, ob unsere kleinen Kuppelzelte wie ´Faradaysche Käfige´ funktionieren, uns Blitze also nichts anhaben können.“
Physiker aller Nationen, was sagt ihr dazu?

Sonnenbrand auf der Zunge

Nach überstandenem Gewitter stiegen Ralf und Hiro bis auf 7000 Meter auf. „Da gibt es eine Passage mit einer Steigung von 70 bis 80 Grad, in der wir Fixseile legen werden“, sagt Ralf. „ Insgesamt glaube ich aber, dass es durch den Eisbruch hinauf nach Lager drei ganz gut gehen wird.“

Auch die anderen Bergsteiger sind inzwischen wieder heile im Basislager angekommen. Jetzt heißt es erst einmal ausruhen, Kraft tanken, Wunden lecken – so es die verbrannte Zunge zulässt. Ein Sonnenbrand der besonderen Art, gegen den es laut Ralf kein Gegenmittel gibt: „Wenn du da oben im Glutofen spuren musst, reicht die Luft nicht aus, die du durch die Nase einatmest. Also schnaufst du durch den Mund und verbrennst dir nach einiger Zeit die Zunge.“ Meerrettich-Liebhaber wie Ralf müssen da die Zähne zusammenbeißen: „Das brennt wie Hölle!“

Gegen den inneren Schweinehund

In einigen Tagen könnte bei günstigem Wetter der erste Gipfelversuch gestartet werden. Ralf gibt schon einmal die Parole aus: „Die ganze Motivation einsetzen! Nachts gegen die Kälte ankommen! Gegen den inneren Schweinehund ankämpfen, der einen eher nach unten treibt! Gemeinsam werden wir das schaffen. Und wenn wir das Lager drei erreichen, bin ich mir sicher, dass wir auch bis zum Gipfel kommen können.“


Wassersuche oder Yeti-Falle?

Datum

Samstag 05.05.2007 | 08:29

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