Klaus: Selbstkasteiendes Fastentheater?
Wo will ich eigentlich hin? Ohne Kaffee, Fleisch und Zucker komme ich aus, das habe ich mir bewiesen. Ob zwei Wochen oder sieben, scheint fast schon egal. Körperliche Entzugserscheinungen habe ich überwunden, ergötze mich nun still schweigend meines tapferen Durchhaltevermögens. Aber auf Dauer gesehen bringt mir das vorösterliche Heldentum keinen Kick mehr – es nervt nur eben ab und zu.
Jetzt mal Butter bei die Fische*: Ab Ostern werde ich Kaffee, Fleisch und Zucker wieder auf meinen Speiseplan hieven. Definitiv! Wenn Stefan seinen Fastenverzicht auf blauen Dunst als Einstieg zum Ausstieg nutzt – Hut ab! Bei mir dürft ihr nach der Fastenzeit den Hut drauflassen. Ich werde mit voller Absicht zuschlagen: mein morgendliches Cappuccino-Ritual zelebrieren, den Duft brutzelnder Koteletts auf dem Grill einatmen, Crême brûlée auf der Zunge zergehen lassen. Mit „ćejf“!
Also alles nur selbstkasteiendes Fastentheater? Nein! Ich freue mich wie wahnsinnig auf diesen luxuriösen Moment, mir läuft das Wasser im Mund zusammen wie schon lange nicht mehr. Und genau darum geht’s: Ich will das Schlemmen wieder neu, bewusster genießen lernen.
Und es geht mir um darum, in meinem Alltag gezielte Genuss-Inseln zu kreieren. Und nicht ganz nebenbei einen Kaffee in den Schlund zu gießen, ein Schnitzel hinunterzuschlingen oder eine Tafel Schokolade zu vertilgen, als sei es selbstverständlich. Ich will all das wieder zu dem machen, was es ist: Luxus.
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*verstößt beides nicht gegen meine Fastenvorschriften!