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Klaus: Vom schicksalhaften Wesen der Frau (für Faster)

KlausMark Twain liefert den Stoff, aus dem die Träume eines Ex-Rauchers sind: Ohne Tabak kann der Mann den täglichen Frauenterror nicht ertragen! Noch ein Beweis für das schicksalhafte Wesen der Frau?

Bis heute gibt es Männer, die Frauen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Familie auf eine zweitrangige Rolle herunterreden wollen. Manch einer greift dazu auch tief in die Bibel-Kiste: Denn da, meinen sie, geistern eben vor allem Männer durchs Alte und Neue Testament – wenn man jetzt mal von der Schlüsselfigur Eva mit ihrem Sündenfall absieht, wegen der die Menschheit sich nicht mehr aus Bächen von Milch und Honig ernähren kann. Oder Maria, der Mutter Jesu, die ja ebenfalls eine essenzielle Rolle für das Schicksal des Christentums spielte. Daneben gibt es wenige Quotenfrauen wie Maria Magdalena. Aber von Moses über Jesus bis Paulus waren es stets Männer, die große Taten vollbrachten. Auch die Rollen der „Bad guys“ sind in der Bibel mit männlichen Figuren besetzt: Herodes, Pontius Pilatus und Judas. Frauen standen eher im Abseits.

Warum bloß? An Jesus kann es kaum gelegen haben. Der hatte eine durchaus wohlwollende Haltung gegenüber Frauen. Man erinnere sich nur an die Geschichte mit der Ehebrecherin, die mit vielen Männern geschlafen hatte. Jesus Spontankommentar nach Lukas: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“ Das ist eine dieser schallenden Ohrfeigen, mit denen er die Moralvorstellungen seiner Zeitgenossen zurecht rückte und als chauvinistische Umtriebe entlarvte. Aber wenn Jesus kein Chauvi war – wer dann?

Paulus natürlich! Wenn man seine frauenfeindlichen Sprüche liest, kommen Zweifel auf, ob da nicht immer mal wieder das Saulus-Ego durchschimmerte: „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, […] sondern sie sei still.“ Wie Mark Twain litt er offenbar unter der Gesprächslust seiner Zeitgenössinnen und hätte ihnen am liebsten einen Knebel in den Mund geklemmt: „Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still.“ Wer das mit dem Stillsein so oft wiederholen muss, hat ganz offensichtlich Durchsetzungsprobleme gegen den weiblichen Wortschwall!

Auch Paulus‘ Sexualleben schien alles andere als erfüllt gewesen zu sein – weshalb er seinen Followern empfahl: „Bist du nicht gebunden, so suche keine Frau.“ Und: „Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine.“ Denn: „Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren.“ Hätten die ersten Christen seine Empfehlungen befolgt, dann wäre die christliche Religion schnell ausgestorben.

Erstes Fazit: Männer haben es schon in der Antike ausgezeichnet verstanden, sich in den Vordergrund zu drängen. Vielleicht spielt aber auch eine Rolle, dass das Neue Testament ausschließlich von Männern (Markus, Lukas, Matthäus und Johannes) überliefert und von einem Chauvi (Paulus) verbreitet wurde. Und dass Männer, wenn sie unter sich sind, lieber sich gegenseitig auf die Schultern klopfen als die Leistungen einer Frau angemessen zu würdigen, ist ja allgemein bekannt.

Zweites Fazit: Wer in der Fastenzeit auf Sex verzichten will, kann sich Inspiration bei Paulus holen. Verzicht auf Alkohol, Zigaretten oder Fleisch macht aber in meinen Augen mehr Sinn.

Drittes und letztes Fazit: Männer, die auf Zigaretten verzichten, sollten nicht Mark Twain lesen.

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PS: Lieber Wolfgang, aber sicher haben Sie meinen Segen! Nur bitte ein Stück Geburtstagstorte aufheben – bitte bis Ostern!

Datum

0 05.04.2014 | 06:05

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