More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Die erste Deutsche auf dem Lhotse

Was wohl Miss Hawley dazu sagt? Billi Bierling, in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu lebende deutsche Bergsteigerin, Journalistin und Helferin der legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley, hat ihren dritten Achttausender bestiegen. Am 26. Mai erreichte Billi den 8516 Meter hohen Gipfel des Lhotse – kurz bevor die Sonne aufging. „Es ist immer schwierig, die Schönheit der Umgebung wahrzunehmen, wenn du auf einem Gipfel stehst“, schreibt Billi in ihrem Blog. „Erstens weil du weißt, dass du erst den halben Weg geschafft hast und wieder hinunter musst, zweitens wegen der Kälte. Aber der Anblick von Everest und Makalu war wirklich atemberaubend.“


Billi Bierling auf dem Gipfel des Lhotse

Mit Atemmaske und Sherpa-Hilfe

Billi war Mitglied einer kommerziellen Expedition und nutzte bei ihrem Aufstieg Flaschensauerstoff. Mit der 43-Jährigen erreichten zwei weitere zahlende Kunden, zwei Bergführer und vier Sherpas den Gipfel. Billie war die erste deutsche Frau auf dem vierthöchsten Berg der Erde. Das gleiche Kunststück gelang ihr 2010 auch am Achttausender Manaslu. 2009 war sie die erste deutsche Bergsteigerin, die den Mount Everest über die nepalesische Südseite bestieg und auch den Abstieg überlebte. Hannelore Schmatz, im Herbst 1979 die erste deutsche Frau auf dem Dach der Welt, war auf dem Rückweg vom Gipfel auf 8300 Metern an Erschöpfung gestorben. Knapp 20 Jahre später, im Frühjahr 1999, hatte Helga Hengge den Everest über die tibetische Nordseite erklommen, war wieder sicher im Basislager angekommen und damit als erste deutsche Everest-Besteigerin in die alpinen Annalen eingegangen.

“Fühlt sich gut an“

„Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal den Gipfel des Lhotse erreichen würde“, schreibt Billi. „Aber jetzt fühlt es sich richtig gut an.“ Da dürfte sie auch die Schimpfe von Miss Hawley aushalten. Die 87 Jahre alte US-Amerikanerin, die seit Jahrzehnten das Himalaya-Bergsteigen dokumentiert, mag es nämlich gar nicht, wenn ihre deutsche Helferin selbst auf Berge steigt. „Sie will mich 365 Tage im Jahr in Kathmandu haben“, erzählte mir Billi, als ich sie im vergangenen November beim International Mountain Summit in Brixen in Südtirol traf. Doch Miss Hawley wird sich wohl damit abfinden müssen, dass ihre Assistentin vom Achttausender-Virus gepackt worden ist.

Datum

3. Juni 2011 | 19:59

Teilen